Alpengold 277 - Maria Fernthaler - E-Book

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Maria Fernthaler

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Beschreibung

Der Verzicht der schönen Bäuerin - Was eine Frau aus Liebe tat


Seit dem Tod ihres Mannes vor zwei Jahren schlägt die schöne Maria Bichl sich alleine durchs Leben. Mit all ihrer Kraft kämpft sie darum, ihren Hof, den der Ururgroßvater ihres Mannes erbaut hat, für ihren zweijährigen Sohn zu erhalten. Der drollige kleine Bub ist es auch, der ihrem Leben Sinn verleiht. An eine neue Liebe denkt Maria nicht.

Das ändert sich aber, als sie den tüchtigen, gut aussehenden Hubert Schiebacher als Knecht auf ihrem Hof einstellt. Nun wird das Leben endlich etwas leichter für sie, denn der junge Mann packt ordentlich mit an, und er ist ihr mehr als sympathisch.

Schon glaubt die Bäuerin, ihr könnte vielleicht ein neues Glück winken. Doch stattdessen gerät Maria in einen Strudel von Lügen, Intrigen und Verleumdungen, die ihr nur Kummer und Leid bescheren ...

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Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Verzicht der schönen Bäuerin

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Chiemseer Dirndl & Tracht

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6753-9

www.bastei-entertainment.de

Der Verzicht der schönen Bäuerin

Was eine Frau aus Liebe tat

Von Maria Fernthaler

Seit dem Tod ihres Mannes vor zwei Jahren schlägt die schöne Maria Bichl sich alleine durchs Leben. Mit all ihrer Kraft kämpft sie darum, ihren Hof, den der Ururgroßvater ihres Mannes erbaut hat, für ihren zweijährigen Sohn zu erhalten. Der drollige kleine Bub ist es auch, der ihrem Leben Sinn verleiht. An eine neue Liebe denkt Maria nicht.

Das ändert sich aber, als sie den tüchtigen, gut aussehenden Hubert Schiebacher als Knecht auf ihrem Hof einstellt. Nun wird das Leben endlich etwas leichter für sie, denn der junge Mann packt ordentlich mit an, und er ist ihr mehr als sympathisch.

Schon glaubt die Bäuerin, ihr könnte vielleicht ein neues Glück winken. Doch stattdessen gerät Maria in einen Strudel von Lügen, Intrigen und Verleumdungen, die ihr nur Kummer und Leid bescheren …

Nirgends war es um diese Jahreszeit, wo draußen die Luft vor Hitze flimmerte, so kühl wie in der kleinen Dorfkirche von St. Johann.

Das dachten auch die vielen Urlauber, die die Kirche nicht allein wegen ihrer Kostbarkeiten bewunderten. Der heilige Antonius, der auf einem Sockel am Nebenaltar stand, war eine Holzschnitzerei aus dem fünfzehnten Jahrhundert und hatte einen unermesslichen Wert. Darauf waren die einheimischen Bauern und nicht zuletzt der Herr Pfarrer besonders stolz. Kunstexperten aus aller Welt waren schon in das kleine Dorf gekommen, um diese alte Figur zu bewundern.

Jetzt um die Mittagsstunde war die kleine Kirche fast leer, denn die meisten Fremden saßen um diese Zeit drüben beim Wirt unter den Schatten spendenden Kastanien. Nur ganz vorne in der ersten Bank kniete schon seit geraumer Zeit eine Frauengestalt.

Die Betende war Maria, die Bäuerin vom Bichlhof. Jeder im Dorf hätte einem Fremden erzählen können, warum die hübsche Frau so oft um diese Stunde zum Beten in die Kirche kam. Es war noch nicht allzu lange her – vielleicht an die zwei Jahre –, dass ihr Mann, der Konrad vom Bichlhof, tödlich verunglückt war. Sein Traktor war vom Weg abgekommen, umgekippt und hatte den Bauern unter sich begraben.

Der Herr Pfarrer hatte der jungen Frau, die ein Kind erwartet hatte, die schreckliche Nachricht überbracht. Maria war so krank geworden, dass sie nicht einmal hatte dabei sein können, als man ihrem Mann das letzte Geleit gegeben hatte.

Es grenzte fast an ein Wunder, dass sie das Kind nicht verloren hatte und nach einigen Monaten ein strammer Bub auf dem Bichlhof zur Welt gekommen war.

Er war nun fast zwei Jahre alt, der kleine Gerhard, und ein richtiger Lausbub, der seiner Mutter, auf der die ganze Arbeit ruhte, das Leben nicht immer leichtmachte. Trotzdem war er ihr Ein und Alles.

Maria war jetzt Mitte zwanzig und eine sehr schöne Frau. Schimmerndes Haar umrahmte ein hübsches, schmales Gesicht mit einer kleinen, geraden Nase und einem vollen roten Mund. Das Schönste aber waren ihre großen, von langen dunklen Wimpern umgebenen graugrünen Augen. Es hatte früher so manchen Bauernburschen gegeben, der wegen dieser Augen schlaflose Nächte gehabt hatte.

Der Bichl-Konrad hatte die Maria schließlich für sich gewonnen. Böse Zungen im Dorf hatten behauptet, sie hätte den Konrad nur wegen seines Geldes und des schönen Hofes genommen. Maria war ein lediges Kind gewesen und hatte von ihrer Arbeit als Magd nämlich auch noch ihre kränkliche Mutter unterstützen müssen. Wer so sprach, tat der jungen Bäuerin aber unrecht, denn sie hatte ihren Mann von ganzem Herzen geliebt, und er hatte ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen.

Jetzt bekreuzigte sich die Frau und stand auf. Sie trug ein kurzes Dirndlkleid, und der weite Rock gab ihre gebräunten Beine frei.

»Da schau her, die Maria«, klang plötzlich eine wohlbekannte Stimme an ihr Ohr. Der Adi vom Kraillerhof stand vor ihr und maß sie mit einem spöttischen Lächeln. »Hast du für mich auch ein bisserl mitgebetet? Meine arme Seele könnt es brauchen.« Lachend schlug er sich auf die Lederhose.

Maria wollte sich rasch abwenden. Sie ahnte, dass Adi schon jetzt, zu Mittag, bereits einige Halbe getrunken haben musste. Und außerdem hatte sie ihn noch nie besonders sympathisch gefunden. Ganz im Gegenteil zu ihm, der keine Gelegenheit ausließ, um mit ihr zusammenzutreffen. War es eine Hochzeit oder irgendein anderes Dorffest, der Adi bemühte sich immer, an ihrer Seite zu sein.

Er war der einzige Sohn vom Kraillerbauern, der seinen nicht gerade stolzen Hof etwas außerhalb von St. Johann hatte. Adi war schon über dreißig und noch unverheiratet, und jedermann im Dorf wusste, dass der alte Kraillerbauer nur eine reiche Schwiegertochter auf seinem Hof willkommen heißen würde.

Adi hielt sie an der Hand fest.

»Sei net so spröd zu mir, Maria. Man könnt grad meinen, ich hab dir was getan. Kommst du mit zum Wirt und trinkst eine Halbe mit mir?«

Die junge Bäuerin schüttelte abweisend den Kopf.

»Meinst du net, es ist noch ein bisserl früh für so was? Und außerdem wartet auf dem Hof eine Menge Arbeit auf mich.«

Maria riss sich heftig von ihm los. Der Bursche stand da und sah ihr mit einem nicht zu deutenden Lächeln nach.

»Wirst auch nimmer lang die Gnädige spielen«, zischte er böse und machte sich auf den Weg zum Wirt, um seinen Groll hinunterzuspülen.

Die Bichlbäuerin ging inzwischen durch das Dorf heim. Es war drückend heiß, und sie hoffte, es würde am Abend noch ein Gewitter geben. Schon von Weitem sah sie inmitten der grünen Wiesen den Bichlhof liegen, und ihr Herz schlug bei seinem Anblick schneller. Sie konnte ihren Stolz nicht verhehlen, dass alles um sie herum ihr gehörte. Ihr und dem kleinen Gerhard, der diesen herrlichen Besitz einmal erben sollte.

Der Hof war alt, und doch machte er einen gepflegten Eindruck. Der Ururgroßvater ihres Mannes hatte ihn erbaut, und alle Nachkommen hatten etwas verändert und hinzugebaut. Der große moderne Stall zum Beispiel stammte noch von ihrem Schwiegervater, und den Schuppen für die Geräte hatte Konrad kurz vor seinem Tod gebaut.

Ja, es war ein schöner Besitz, aber er machte der jungen Frau auch schwer zu schaffen. Sie musste nun entscheiden, welches Vieh ver- oder gekauft wurde, wie viel sie von der neuen Saat bestellen musste und wie die Bücher zu führen waren. Das waren alles Dinge, um die sich früher der Konrad gekümmert hatte.

Nur der Seppl, der alte, fast taube Knecht, stand ihr zur Seite, und was er noch schaffte, war kaum der Rede wert.

Die Hausarbeit machte ihre alte Mutter, die sie nach dem Tode des Bauern zu sich auf den Hof geholt hatte und die sich auch um den kleinen Gerhard kümmerte. So stand Maria also von früh bis spät auf den Feldern oder fuhr mit dem Traktor über die Wiesen. Und abends saß sie über ihren Wirtschaftsbüchern.

Viel zu wenig Zeit blieb für den kleinen Burschen, der ihr jetzt auf seinen stämmigen Beinchen entgegengelaufen kam.

»Net so schnell, mein Kleiner«, sagte die junge Frau zärtlich und breitete die Arme aus. Der kleine Gerhard ließ sich mit einem Jubelschrei hineinfallen. Sie herzte und küsste ihn und behielt ihn die letzten Meter zum Haus auf ihren Armen.

Seppl saß vor der Haustür, seine nicht wegzudenkende Pfeife im zahnlosen Mund, und nickte ihr zu.

»Verdammt heiß heut, gell?«

Auch die Mutter in der Küche klagte über die Hitze und hatte keine Lust, den Boden zu scheuern.

»Lass das nur, Mutter, ich mach es am Abend«, sagte Maria. »Setz dich unter den Birnbaum im Garten, da ist es schön schattig. Du arbeitest eh viel zu viel.«

Die alte Frau sah ihre Tochter kopfschüttelnd an.

»Du wirst es auch nimmer lang schaffen, Maria. So viel Arbeit ist net gut für deine Gesundheit. Arbeitest den ganzen Tag wie ein Mannsbild. Warum suchst du dir keinen Knecht, der dich entlasten kann? Geld hast du doch genug.«

Maria schwieg. Warum sollte sie der Mutter sagen, dass der letzte Knecht, den sie hatten, über Nacht verschwunden war und mit ihm das ganze Bargeld, das sie ihm Hause gehabt hatte. Und das war nicht wenig gewesen, denn tags zuvor hatte sie ein Fohlen ziemlich gut verkauft. Seit dem Tage war sie jedem Fremden gegenüber misstrauisch, obwohl schon so mancher junge Bursche gekommen war und um Arbeit gefragt hatte.

Im Grunde hatte die Mutter ja recht. Die Arbeit wuchs ihr tatsächlich über den Kopf. In den nächsten Tagen würde sie einmal mit dem Bürgermeister reden. Vielleicht wusste der jemanden, dem sie vertrauen konnte.

***

Mit nicht mehr ganz so sicheren Schritten kehrte Adi zu seinem Hof zurück. Sonst vertrug er eine ganze Menge, aber bei der Hitze schien einem der Alkohol in den Kopf zu steigen. Und dass auch noch der Vater vor der Türe stand, passte ihm gar nicht. Der hatte nämlich was dagegen, wenn sein Sohn schon in der Frühe den Krug an die Lippen setzte.

Auch jetzt war der Blick des alten Kraillers alles andere als fröhlich.

»Brauch wohl net zu fragen, woher du kommst«, knurrte er unfreundlich.

Adi wusste, dass der Vater keine Ausrede gelten lassen würde, aber dann fiel ihm Maria ein, und seine wässerigen Augen leuchteten auf.

»Aber fragen könntest du schon, mit wem ich beim Wirt war! Und wenn ich dir sag, dass die Maria eine Halbe mit mir getrunken hat, dann hast wohl nix mehr dagegen.« Lauernd sah er seinen Vater an.

Das Gesicht des Alten erhellte sich tatsächlich etwas. Aber immer noch blickte er misstrauisch auf seinen Sohn, der beileibe keine Schönheit war. Für sein Alter war er viel zu rundlich, und seine Haare, die weißblond waren, begannen sich schon merklich zu lichten.

»Mit der Bichlbäuerin? Hast du dich da net getäuscht?«

Adi schüttelte den Kopf.

»Sie hat sich leicht überreden lassen bei der Hitze, und die anderen Burschen haben vielleicht Augen gemacht, wie ich mit ihr dahergekommen bin.« Er grinste breit und sah, dass der Vater nun überzeugt war.

»Die Bichlbäuerin, das wär schon was. Da darf ich gar net dran denken, was wir mit ihrem Geld alles anfangen könnten! Aber ich hab mir sagen lassen, dass die den Konrad net vergessen hat und deswegen keinen anderen anschaut. Deswegen kann ich mir auch net gut vorstellen, dass sie und du …« Der alte Krailler war noch immer misstrauisch.

Der Sohn schaute ihn vielsagend an.

»Denken kann ich es mir auch schier net, denn außer dem vielen Geld ist sie auch noch eine fesche Person, die Maria. Du musst mir halt Zeit lassen, bis ich sie von meinen inneren Werten überzeugt hab!«

Jetzt lachte der Krailler laut auf.

»Deine inneren Werte, die zeig ihr lieber erst, wenn du mit ihr verheiratet bist, sonst könnt sie es sich am End gar noch anders überlegen.«

Adi machte ein beleidigtes Gesicht.

»Ich leg mich eine Stunde aufs Ohr.«

»Da wird nix draus! Die Wiese hinter dem Haus hab ich gestern gemäht, und du wirst das Heu einbringen – und zwar sofort!«

Wenn der Vater diesen Ton anschlug, dann war es besser, sich zu fügen. Der Jähzorn des Kraillers war in der ganzen Umgebung bekannt. Böse Zungen behaupteten, dass ihm deswegen seine Bäuerin davongelaufen war.

Die Kraillerin war eine ruhige, arbeitsame Frau gewesen. Geduldig hatte sie den Jähzorn des Bauern ertragen und auch geschwiegen, wenn Adi betrunken aus dem Wirtshaus gekommen war. Jahrelang war das so gegangen, und jeder hatte Mitleid mit ihr gehabt. Bis sie eines Tages verschwunden war.

Man hatte zuerst an ein Unglück gedacht, aber dann war nach wenigen Tagen ein Brief von ihr gekommen. Darin hatte die Bäuerin geschrieben, dass sie nicht mehr zurückkommen werde und die beiden Männer schauen sollten, wie sie allein fertig wurden. Das war nun schon an die zehn Jahre her.

Dem Hof sah man an, dass eine Frauenhand fehlte, und darum wurde es Zeit, dass sich Adi endlich nach einer passenden Frau umsah. Eine, mit deren Mitgift man den Hof wieder hochbringen könnte.

Während der Krailler den Weg zum Wirt einschlug, bei dem heute Nachmittag eine Gemeindesitzung stattfand, dachte er darüber nach, was ihm Adi erzählt hatte. Donnerwetter, das wäre schon eine Sache mit der Bichlbäuerin! Und ausgerechnet sein Adi sollte das Glück haben, das schon so manchem anderen Bauernsohn versagt geblieben war!

In der kleinen Wirtshausstube war die Luft stickig.

»Was sagst denn du zu der Sache?«, wurde der Bauer gleich bei seinem Eintritt begrüßt.

»Ich weiß ja gar net, um was es geht.«

Der Bürgermeister schüttelte entrüstet den Kopf.

»Das ganze Dorf ist seit Tagen in Aufregung, und du kommst daher und weißt von nix. Einen Brief haben wir gekriegt von einem Bischof aus Mailand. Er will auf seiner Kirchenausstellung unseren heiligen Antonius herzeigen, und deshalb sollen wir die Figur hinunterschicken. Und mit dem Geld, das wir dafür kriegen, könnten wir uns eine neue Kirchenglocke kaufen, die alte tut es eh nimmer lang.«

Wie immer, wenn es um Geld ging, hörte der alte Krailler begierig zu.

»Was soll ich da sagen«, erwiderte er. »Die Antwort ist doch klar! Dem Antonius schadet die Reise net, und das Geld können wir gut gebrauchen. Ich kann mir net denken, dass da einer von uns dagegen ist.«

»Das bin ich aber«, kam es aus der Ecke, wo der gewichtige Riederbauer seine Zigarre paffte. »Wer sagt denn, dass wir die Figur bestimmt zurückbekommen? Schon manches wertvolle Stück ist auf so einer langen Reise verschwunden. Ganz abgesehen von den Schäden, die die Figur beim Transport bekommen kann.«

»Das sag ich auch«, pflichtete ihm der Metzger bei, »die Attraktion in unserem Dorf ist nun einmal der Antonius. Was sollen wir den vielen Fremden sagen, wenn der Sockel in der Kirche leer steht?«

»Red keinen Schmarrn!« Der Huber-Franz wurde böse. »Da stellen wir für die Zeit eine andere Figur aus der Sakristei hinauf, und kein Mensch merkt, dass es net der Antonius ist. Ich bin auf jeden Fall dafür. So schönes Geld kriegen wir net so schnell wieder.«

Jetzt mischte sich der Herr Pfarrer ins Gespräch ein.

»Ums Geld geht es mir net in erster Linie. Aber warum sollen wir den Menschen in einem anderen Land net zeigen, was wir für Schätze haben? Freilich ist eine neue Glocke auch sehr schön und längst fällig.«

Der Bürgermeister machte ein recht unschlüssiges Gesicht.

»Es eilt ja noch net so, ihr könnt es euch alle noch einmal überlegen. Bis zur nächsten Woche muss ich allerdings dem Bischof Nachricht geben. Wir warten also die nächste Sitzung ab. Aber ich muss abschließend sagen, dass ich sehr dafür bin und der Herr Pfarrer auch.«

***

Ganz hinten am Ortsende von Kitzbühel lag, inmitten von Wiesen, ein prächtiger Gutshof. Wohin das Auge sehen konnte, saftige grüne Wiesen und darüber ein makellos blauer Himmel. Im Hofinnern ging es an diesem Tage sehr turbulent zu. Edle Reitpferde standen bereit, und ein Reitlehrer versuchte, sie im Zaum zu halten.

Der Bus, der die Reitschüler aus Kitzbühel hierherbringen sollte, hatte anscheinend Verspätung, und die Tiere wurden bei der Hitze unruhig. Ein großer, breitschultriger Mann mit grauen Haaren stand unter dem Portal des Herrenhauses und blickte auf die Pferde.

Einen guten Kauf hatte er damit gemacht, und die Idee, seinem Gut noch ein Pferdegestüt anzuschließen, hatte sich bestens bewährt. Was würde sein Sohn sagen, wenn er heute aus der Stadt zurückkam? Er hatte ihm bewusst den Kauf der schönen Tiere verschwiegen, weil es eine Überraschung sein sollte.

Hans Schiebacher sah auf die Uhr. Noch würde es eine Weile dauern, bis Hubert kam. Als er den Bus auf den Hof fahren sah und gleich darauf die Urlauber mit lautem Geschnatter ausstiegen und der Reitlehrer ihm einen verzweifelten Blick zuwarf, ging er schmunzelnd in das Haus zurück. Hier, in der großen, geräumigen Halle, war es schön kühl. Er ließ sich in einen der behaglichen Sessel fallen.

Seine Gedanken gingen zurück in die Vergangenheit. Er konnte stolz sein auf das, was er geleistet hatte. Er hatte immer hart gearbeitet, und sein Fleiß hatte sich nach Jahren ausgezahlt. Er hatte damals eine beträchtliche Summe gespart, und dazu war noch das Geld gekommen, das er vom Verkauf des elterlichen Hofes bekommen hatte.

Zu dem Verkauf hatte er sich nur schwer entschließen können, aber als das Gut zum Verkauf angeboten worden war, hatte er nicht lange überlegt. Schon als kleiner Junge hatte er das Gut des Grafen bewundert. Dieser hatte seinen Besitz verkaufen müssen, weil er keinen Erben hatte und ihn nicht mehr allein bewirtschaften konnte.

Es hatte den jungen Schiebacher noch einmal eine Stange Geld gekostet, das alte Gut wieder neu herzurichten. Die Heirat mit einer Tochter des Bürgermeisters von Kitzbühel war ihm da zugutegekommen. Er hatte Anna aber nicht ihres Geldes wegen, sondern aus Liebe geheiratet und war sehr glücklich mit ihr geworden. Leider hatten sie nur ein Kind, den Hubert, aber der war ihr ganzer Lebensinhalt.

Obwohl sich der Vater nur schwer von ihm hatte trennen können, hatte er seinen Sohn hinüber nach Innsbruck auf die Landwirtschaftsschule geschickt. Er sollte alles von der Pike auf lernen.

Jetzt war der Schiebacher alt und wollte sich mit seiner Anna noch ein paar schöne Jahre gönnen. Deshalb war er froh, dass der Sohn mit einem glänzend bestandenen Examen zurückkam, um das Gut zu übernehmen.