Alpengold 346 - Maria Fernthaler - E-Book

Alpengold 346 E-Book

Maria Fernthaler

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Beschreibung

Als die Angelmoserin bei einem Unwetter Schutz in einer alten Waldhütte sucht, entdeckt sie dort den Bauern vom Tannenhof mit einem jungen Madl im Arm. "Wie gut, dass mich das Gewitter hierhergetrieben hat in euer Liebesnest", stößt sie triumphierend hervor. Veit setzt zu einer Erklärung an, doch die interessiert die Angelmoserin nicht. Sie freut sich wie narrisch über ihre Entdeckung. Wut und Hass auf den Tannenhofer erfüllen sie. Mit ihrer Tochter hatte der Veit damals angebandelt, und sie hatte ihr Madl schon als reiche Bäuerin auf dem großen Tannenhof gesehen. Doch dann hat er eine andere geheiratet. Nun endlich ist die Gelegenheit da, Rache zu üben. Im ganzen Dorf erzählt die böse Alte fortan herum, dass der Tannenhofer ein Gspusi hat, und schwört dadurch unermessliches Unheil herauf ...


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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Der Verfemte vom Tannenhof

Vorschau

Impressum

Der Verfemte vom Tannenhof

Nur eine Magd hielt ihm die Treue

Von Maria Fernthaler

Als die Angelmoserin bei einem Unwetter Schutz in einer alten Waldhütte sucht, entdeckt sie dort den Bauern vom Tannenhof mit einem jungen Madl im Arm. »Wie gut, dass mich das Gewitter hierhergetrieben hat in euer Liebesnest«, stößt sie triumphierend hervor. Veit setzt zu einer Erklärung an, doch die interessiert die Angelmoserin nicht. Sie freut sich wie narrisch über ihre Entdeckung. Wut und Hass auf den Tannenhofer erfüllen sie. Mit ihrer Tochter hatte der Veit damals angebandelt, und sie hatte ihr Madl schon als reiche Bäuerin auf dem großen Tannenhof gesehen. Doch dann hat er eine andere geheiratet. Nun endlich ist die Gelegenheit da, Rache zu üben. Im ganzen Dorf erzählt die böse Alte fortan herum, dass der Tannenhofer ein Gspusi hat, und schwört dadurch unermessliches Unheil herauf ...

Dumpfe Stille lag über dem Dorf am Fuß der Rotwand. Die Mittagssonne brannte auf die Wiesen und die Dächer der stattlichen Höfe. Kein Mensch ging um diese Zeit die staubige Landstraße entlang.

Es war gut, dass Sonntag war und die Arbeit ruhen konnte. Bei dieser mörderischen Hitze hätten die Bauern unter ihren schweren Heugabeln gestöhnt, und die Kannen voll von klarem Wasser hätten nicht ausgereicht, um den Durst zu löschen.

Man hoffte auf ein Gewitter, sah oft hinauf zum azurblauen Himmel, suchte nach einer dicken Wolke, die den erlösenden Regen ankündigen würde. Doch es würde auch heute, wie schon seit mehreren Wochen, kein Tropfen fallen.

Die Bauersleute vom Tannenhof saßen unter dem Birnbaum, weil er wenigstens etwas Schatten spendete. Rosl, die Magd, hatte eben einen Krug Most auf den Tisch gestellt, und Veit, der junge Bauer, hatte sein Glas bereits leer getrunken.

»Wenn's net bald regnet, sehe ich schwarz.« Gut erinnerte er sich noch an ein Jahr in seiner Kinderzeit. Damals hatten sein Vater und die anderen Bauern einen ganzen Sommer lang vergebens auf den Regen gewartet. Notstand war eingetreten, zahlreiche Tiere verdurstet und die Ernte verdorrt.

»In den Nachrichten wurde durchgesagt, es müsste bald Regen geben«, sagte die junge Frau an seiner Seite tröstend.

Obwohl sie nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen war, wusste Edda genau, was es hieß, wenn der Regen ausblieb.

Vor fünf Jahren war sie ins Dorf gekommen, als Sekretärin des Bürgermeisters. Tag für Tag hatte sie in seiner kleinen Amtsstube gesessen und Briefe geschrieben. Die Burschen waren bald aufmerksam geworden auf das bildhübsche dunkelhaarige Mädchen mit den braunen Augen.

Edda hatte sich in Acht genommen. Ihr hatte es nicht so besonders auf dem Land gefallen. Sie hatte sich nach dem Leben in der Großstadt gesehnt.

Doch dann war alles, wie so oft im Leben, ganz anders gekommen. Sie hatte den jungen Tannenhofbauern kennengelernt, der außerhalb des Dorfes seinen mächtigen Besitz hatte. Der junge Veit war anders gewesen als alle anderen, und sie hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt.

Freilich hatten seine Eltern gehofft, er würde eine reiche Bauerntochter heiraten, aber er hatte sich nun einmal die schwarzhaarige Edda eingebildet und wollte nicht von ihr lassen. Und sie hatte ihren Plan, in die Stadt zu gehen, von einem Tag auf den anderen vergessen.

Sie hatte viele Neider im Dorf gehabt, die schöne Edda, als sie schließlich im weißen Kleid vor dem Altar gestanden hatte. So mancher Bauer hatte gehofft, sein Madl könnte auf den Tannenhof einheiraten, und man wollte es nicht wahrhaben, dass eine Fremde diese gute Partie gemacht hatte.

Enttäuschte Madln waren zurückgeblieben, und manch eine hatte bittere Tränen geweint, weil sie geglaubt hatte, der Veit würde sich für sie interessieren. Er war auch mit dieser und jener ausgegangen, hatte keinen roten Mund übersehen und allgemein als Schürzenjäger gegolten.

Das war alles vorbei und vergessen gewesen an dem Tag, an dem er Edda zum ersten Mal in die schwarzen Augen gesehen hatte. Die musste er haben und keine andere. Sie hatte auch sofort Ja gesagt und sich schneller und besser in das Leben als Bäuerin eingefügt, als er geglaubt hatte.

Stolz sah Veit sie jetzt an, das feine ebenmäßige Gesicht, die dunklen hochgesteckten Haare, den vollen roten Mund. Er liebte sie genauso heiß wie am ersten Tag und fragte sich oft, ob sie wohl glücklich an seiner Seite geworden war.

»Du bist blass, Schatzerl, fehlt dir was?«, erkundigte er sich besorgt und hoffte wieder einmal, ihre Blässe könnte einen besonderen Grund haben. Den nämlich, dass übers Jahr die alte Wiege vom Speicher geholt werden konnte.

Die junge Bäuerin schüttelte den Kopf, ein wehmütiges Lächeln um die roten Lippen.

»Es ist net, was du denkst, Veit. Nur die Arbeit war ein bisserl viel die Woche, und die Hitze hab ich noch nie gut vertragen.«

»Einmal wird es schon, Schatzerl. Der Huberbauer war zehn Jahre verheiratet, bis der Benno gekommen ist. Und heute hat er fünf Kinder. Pass auf, uns geht es genauso.«

Das Lächeln war verschwunden, die dunklen Augen standen voller Tränen. Niemand wusste so gut wie Veit, wie sehr sich Edda nach einem Kind sehnte.

Rosl kam mit einem Brief und machte ein verlegenes Gesicht.

»Der ist für dich, Bauer, und ich hab vergessen, ihn dir zu geben. Gestern hat ihn der Briefträger schon gebracht.«

»Ist schon gut, Rosl, der Brief ist von meiner Schwester und wird schon net so wichtig sein.«

Seine Frau schaute ihn erstaunt an.

»Magda schreibt doch sonst nur zu Weihnachten, hoffentlich ist nix passiert.«

Magda war Veits einzige Schwester und zehn Jahre älter als er. Sie hatte gegen den Willen der Eltern einen einfachen Arbeiter geheiratet und war mit ihm weggezogen. Veit war damals ein kleiner Bub gewesen und hatte die große Schwester nie sonderlich vermisst. Ihren Mann konnte er nicht leiden, er arbeitete nicht regelmäßig und schaute dafür öfters, als es gut war, in die Flasche.

Magda hatte kein einfaches Los, und er hatte oft versucht, ihr zu helfen. Aber all die Geldscheine, die er ihr schickte, waren in die Tasche ihres Mannes gewandert, und sie schrieb ihm, es hätte keinen Sinn, noch mehr zu schicken.

Das Paar hatte eine Tochter. Sie hieß Christl und musste etwa achtzehn Jahre alt sein. Er hatte seine Nichte nur als Baby und noch einmal als Kleinkind gesehen. Und um sie ging es in diesem Brief.

Veit las ihn zweimal und reichte ihn dann an seine Frau. Magda schrieb, dass es ihr gesundheitlich nicht gut ging, und bat darum, Christl für eine Weile aufzunehmen. Das Mädchen sei nicht ganz gesund, und das Leben auf dem Bauernhof würde ihr sicher guttun. Außerdem würde sie keine Arbeit scheuen.

»Was meinst du dazu?«, fragte der Bauer seine Frau.

»Ich kenne das Madl net, aber wenn sie so ist, wie deine Schwester schreibt, dann lass sie ruhig kommen. Platz haben wir genug, sie kann die Kammer im ersten Stock haben, neben der Rosl. Die ist schön groß und hat einen Balkon.«

»Sie kann der Rosl zur Hand gehen in der Küche, schwere Arbeit soll sie net machen«, stimmte der Bauer zu.

»Dann schreib gleich zurück, dass sie kommen kann.« Edda stand auf. »Ich geh rauf und leg mich hin. Ich habe arge Kopfschmerzen.«

Er stand mit ihr auf und nahm sie in die Arme.

»Ich danke dir für dein Verständnis, Edda. Vielleicht ist es gut, wenn die Christl zu uns ins Haus kommt. Dann hast du jemanden, den du bemuttern kannst.«

***

In der kleinen Baracke brannte gedämpftes Licht. Sie bestand nur aus zwei Räumen und war spärlich eingerichtet. Kein Bild hing an den grauen Wänden, und nur der kleine Rosenstrauß auf dem blütenweißen Tischtuch machte den Raum gemütlicher. Zwei Frauen saßen auf der alten Couch.

»Ich weiß, dass es gut für dich ist, Christl, wenn du zum Veit kommst«, sagte die Mutter. »Und trotzdem weiß ich net, was ich anfangen soll ohne dich.«

Das Madl starrte mit tränennassen Augen auf die Blumen in der Vase. Sie hatte den Strauß der Mutter heute zum Abschied gekauft. Morgen sollte sie fort zu einem Onkel, den sie nur aus den Erzählungen der Mutter kannte und an den sie sich nicht mehr erinnern konnte.

»Es war dein Wunsch, dass ich gehe, Mutter.«

»Mit dem Vater wird es immer ärger, Madl, das hier ist keine Umgebung für dich. Sollst auch einmal was anderes außer Elend kennenlernen. Die Jugend ist schnell vorbei, man muss sie genießen.«

»Hast du sie genossen?« Ein spöttisches Lächeln lag um die Lippen der Tochter. Sie kannte ihre Mutter nicht anders als leidend und arm.

»Ich habe geglaubt, das Glück gefunden zu haben, als ich deinen Vater kennenlernte. Ja, ich war einmal glücklich.«

Christl blickte auf die verarbeiteten Hände, die hagere Gestalt. Ihre Mutter war noch nicht alt, stand mitten im Leben und ging doch daran vorbei.

Oh, wie sie diesen Mann hasste, der ihr Vater war! Wenn sie ihn nur niemals wiedersehen würde! Heute war er wieder losgezogen mit jenen Gestalten, die genauso arbeitsscheu waren wie er. Bestimmt saßen sie im Gasthof um die Ecke und vertranken die paar Cent, die sie noch hatten.

»Onkel Veit hat geschrieben, ich soll net umsonst arbeiten. Das Geld brauche ich net, ich werde es für dich einzahlen. Und wenn du was brauchst, holst du es hier von der Bank. Ich möchte net, dass du es im Haus behältst.«

»Ich mach es so, wie du sagst, aber schick net viel. Kauf dir Kleider, du wirst sie brauchen. Ich schäme mich, dass ich dich in den alten Fetzen gehen lassen muss.«