Alpengold 380 - Rosi Wallner - E-Book

Alpengold 380 E-Book

Rosi Wallner

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Beschreibung

Es ist ein wunderschöner Frühsommertag, an dem Clara und ihr Christian sich das Jawort geben. Vor allem unter den weiblichen Gästen holt so manch eine ein Tüchl aus der Tasche, um sich verstohlen ein paar Tränen der Rührung abzutupfen. Aber auch in den Augen der Männer schimmert es verdächtig. Alle sind sich einig: Clara und Christian sind ein Traumpaar und füreinander geschaffen!
Und da ihnen das Wetter so hold ist, können sie auch wie geplant auf dem Hofplatz feiern. Die Tische sind bereits festlich eingedeckt, die Getränke eingeschenkt.
Gut gelaunt nimmt die Hochzeitsgesellschaft dann Platz, es wird gelacht, gescherzt und das Brautpaar auf einer Woge des Glücks davongetragen. Dieser Tag wird unvergesslich für sie bleiben, davon sind Clara und Christian überzeugt.
Sie können ja nicht, dass sich das auf eine ganz andere Weise bewahrheiten soll ...

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Inhalt

Cover

Der ungebetene Hochzeitsgast

Vorschau

Impressum

Der ungebetene Hochzeitsgast

Voller Hass und Rachsucht will er Claras Glück zerstören

Von Rosi Wallner

Es ist ein wunderschöner Frühsommertag, an dem Clara und ihr Christian sich das Jawort geben. Vor allem unter den weiblichen Gästen holt so manch eine ein Tüchl aus der Tasche, um sich verstohlen ein paar Tränen der Rührung abzutupfen. Aber auch in den Augen der Männer schimmert es verdächtig. Alle sind sich einig: Clara und Christian sind ein Traumpaar und füreinander geschaffen!

Und da ihnen das Wetter so hold ist, können sie auch wie geplant auf dem Hofplatz feiern. Die Tische sind bereits festlich eingedeckt, die Getränke eingeschenkt.

Gut gelaunt nimmt die Hochzeitsgesellschaft dann Platz, es wird gelacht, gescherzt und das Brautpaar auf einer Woge des Glücks davongetragen. Dieser Tag wird unvergesslich für sie bleiben, davon sind Clara und Christian überzeugt.

Sie können ja nicht ahnen, dass sich das auf eine ganz andere Weise bewahrheiten soll ...

»Wir können wirklich stolz auf unsere Kinder sein«, sagte Albin Arnthaler zu seiner Frau Irmhild, als sie vom Stubenfenster aus Sohn und Tochter zusahen, die den Hofplatz überquerten und den Geländewagen bestiegen, der immer noch gute Dienste leistete, auch wenn er alt und klapprig war.

Die Geschwister waren beide schlank und hochgewachsen und bewegten sich mit großer Geschmeidigkeit. Jakob trug einen Trachtenanzug, der ihm ausgezeichnet stand, ein dazu passender Hut saß etwas verwegen auf seinem dunklen Lockenhaar, das im Kontrast zu seinen hellgrauen Augen stand.

Auch seine Schwester war festlich gekleidet. Das enge Mieder ihres zartgrünen Dirndls betonte ihre schlanke Gestalt, die, wie der tiefe Ausschnitt verriet, sich dennoch durch üppige Formen auszeichnete. Das rotbraune Haar umschmeichelte ein Gesicht von außergewöhnlichem Liebreiz mit samtdunklen Augen und einem vollen Mund.

»Unsere Clara kommt ganz auf dich heraus, Irmi«, fuhr Albin fort und umfasste seine Frau liebevoll.

»Und der Jakob auf dich«, erwiderte seine Frau bewegt, und sie dachte wieder daran, wie heftig ihr Herz geklopft hatte, als sie Albin zum ersten Mal bei einem Tanz unter dem Maibaum gesehen hatte. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen, und genauso hatte er es empfunden, was er ihr immer wieder beteuerte. Seit jenem ersten Tanz waren sie unzertrennlich und hatten die Heirat trotz einiger Widerstände durchgesetzt.

»Und sie sind auch rechtschaffen und tüchtig, unsere Kinder, das zählt noch mehr«, fügte Albin hinzu.

»Ich hoffe auch, dass sie ein bisserl Glück im Leben haben«, meinte Irmi und bekreuzigte sich, als sei sie plötzlich von einer dunklen Vorahnung erfasst worden.

»Jeder ist seines Glückes Schmied«, erwiderte Albin und lachte.

Diesem Sprichwort konnte Irmi nicht unbedingt beipflichten, doch sie schwieg, um die gute Stimmung, in der sich ihr Mann gerade befand, nicht zu verderben.

***

Die Geschwister befanden sich mittlerweile auf der Landstraße und steuerten das Nachbardorf an. Sie hatten vor, eine landwirtschaftliche Ausstellung in der Kreisstadt zu besuchen, danach sollte in einem großen Festzelt zum Tanz aufgespielt werden, was besonders die Landjugend anzog. Vorher jedoch wollten sie noch Tabea Lanzinger, Claras engste Freundin seit Kindheitstagen, von zu Hause abholen.

Die Geschwister vertrugen sich sonst immer gut, es hatte nie ernsthafte Streitigkeiten zwischen ihnen gegeben. Heute jedoch war Jakob so missgelaunt, dass er aus seinem Unmut keinen Hehl machte.

»Muss die Tabea denn ausgerechnet heute mitkommen? Ich hab mich sehr auf diesen Mittag gefreut, aber sie wird es bestimmt schaffen, uns alles zu vermiesen. Und warum? Weil es eben in ihrer Natur liegt ...«

»Jetzt übertreibst du aber«, fiel seine Schwester ihm ins Wort. »Alle vertragen sich mit der Tabea, nur du net. Sie ist meine liebste Freundin. Ich hab sie sehr vermisst und bin froh, dass sie nach dem Jahr im Ausland wieder heimgekommen ist.«

»Damit wird sie sicher angeben und die Frau von Welt spielen, deine liebe Freundin. Wenn ich daran denke, wie sie mich schon im Sandkasten traktiert hat! Und einmal wollte sie mir sogar die Leiter wegziehen, als ich von der Tenne heruntergestiegen bin«, beklagte sich Jakob.

»Vielleicht hättest du sie net immer an den Zöpfen ziehen und ihr ›Fettkloß‹ nachrufen sollen«, befand Clara. »Dieser Schimpfname ist nämlich an ihr hängen geblieben und hat sie immer sehr gekränkt. Schließlich kann sie nichts dafür, dass sie net so verhungert ausschaut wie die meisten Madeln heutzutage.«

Jakob lachte auf. »Die Tabea ist nun mal das hässlichste Madel, das ich kenne. Unförmig, eine grässliche Brille und zerraufte Haare. Und dauernd dieser unzufriedene Ausdruck im Gesicht. Die bekommt nie einen Mann, ich seh sie jetzt schon als sauertöpfische alte Jungfer vor mir.«

Clara sah ihn von der Seite her an, und der Ausdruck in ihren schönen Augen gefiel Jakob überhaupt nicht.

»Vielleicht ist sie unverheiratet noch besser dran als mit jemandem, der so eine schlechte Meinung von Frauen hat wie du.«

»Ach geh.«

Sie schwiegen eine Weile, dann sagte Clara versöhnlich: »Ich bin gespannt, wie sie jetzt aussieht, Clara hat da so Andeutungen gemacht. Und du versuchst mal, ein wenig nett zu ihr zu sein. Vielleicht versteht ihr euch dann irgendwann doch ein bisserl besser.«

»Wenn's halt unbedingt sein muss«, murrte Jakob.

Schließlich gelangten sie zu dem stattlichen Hof von Tabeas Eltern, und Jakob hielt auf dem Vorplatz an, stieg aber nicht aus. Clara sprang aus dem Wagen und lief auf das Wohnhaus zu. Sie war gerade im Begriff, nach ihrer Freundin zu rufen, als sich die Tür öffnete und ein bildschönes Wesen heraustrat, das Clara zunächst nicht als ihre Freundin Tabea wiedererkannte. Dann aber fielen sie sich in die Arme.

»Ja, da schau her«, murmelte Jakob erstaunt. Der einstige »Fettkloß« war gertenschlank geworden, der tiefe Ausschnitt ihres festlichen Gewands bot einen verlockenden Einblick. Die hässliche Brille war verschwunden, und ihre goldblonden Haare fielen lockig auf die Schultern herab. Tabeas regelmäßige Züge, ihre großen tiefblauen Augen und der schön geschwungene Mund kamen nun voll zur Geltung.

Die wird die Burschen reinweg narrisch machen und sie gegeneinander ausspielen, ging es Jakob durch den Sinn.

Ihm jedoch schenkte sie keinen Blick, als sie mit seiner Schwester auf den Rücksitz stieg. Dort schwatzten und lachten die beiden, sodass er sich wie ihr Chauffeur vorkam, was ihn von Neuem ergrimmte.

Als sie auf dem weitläufigen Ausstellungsgelände ankamen, entspannte sich die Situation allmählich. Jakob erspähte auf dem Parkplatz eine Lücke, sodass sie nicht suchend herumfahren mussten, sondern gleich der ersten Halle zustreben konnten. Dort wurde er von ein paar Spezeln lärmend begrüßt, denen er sich erleichtert anschloss. Natürlich verrenkten sich seine Freunde die Hälse nach den beiden Mädchen, doch die Freundinnen entfernten sich rasch von ihnen.

»Ist das etwa die Lanzinger-Tabea, die du immer ›Fettkloß‹ genannt hast?«, vergewisserte sich einer der Burschen und grinste Jakob ziemlich boshaft an.

Jakob gab keine Antwort.

»Eigentlich könntest du sie ja heiraten. Das wär' doch dann eine wunderbare Kampfehe«, schlug auch noch sein bester Freund Hias in die Kerbe.

Jakob stieß ihn unvermittelt so heftig in die Seite, dass Hias einen Schmerzensschrei unterdrücken musste.

»Jessas, wie bist denn du drauf«, keuchte Hias, dann schüttelte er den Kopf, sagte aber nichts mehr.

Jakob nahm sich zusammen, und die jungen Männer – fast alle waren Söhne von Großbauern – schlenderten durch die Halle. Einmal gelangten sie wieder in die Nähe der beiden jungen Mädchen, und Jakob hörte, wie sich Tabea durchaus sachkundig über einen historischen Fendt-Schlepper ausließ.

Dieses Wissen verdankt sie wohl ihrem Auslandsaufenthalt, dachte Jakob mit neu erwachtem Ingrimm.

Dann aber wurde er wieder von seinen Spezeln abgelenkt, und langsam hob sich seine Stimmung, vor allem, als sie ein Bierzelt betraten, wo sie sich eine deftige Brotzeit mit ein paar Maß Weißbier gönnten. Aus den Augenwinkeln sah er, dass viele Blicke zu Clara, aber auch zu Tabea flogen. Es schmeichelte ihm immer, wenn man seine schöne Schwester umwarb, aber dass ihre einst so wenig anziehende Freundin nun so unerwartet in Konkurrenz zu ihr trat, das missfiel ihm gründlich.

Der Mittag verging wie im Flug. In jeder Halle wurde etwas anderes geboten, was das Herz eines Landwirts höherschlagen ließ, ob es nun ein riesiger Mähdrescher war oder ein geländegängiges Gefährt. Schließlich strömten alle in das Zelt, wo die Musikanten bereits ihre Instrumente stimmten, um zum Tanz aufzuspielen.

Vorher waren aber noch die Reden von einem ältlichen Landrat, dem Bürgermeister und anderen Honoratioren zu überstehen, die sich jedoch kurz fassten, wahrscheinlich in der Erkenntnis, dass man ihnen sowieso nur wenig Aufmerksamkeit schenkte. Derweil eilten die Kellnerinnen, mit großen Bierseideln beladen, zwischen den Tischreihen hin und her, und alles war so, wie es sich für ein bayrisches Fest gehörte.

Endlich nahmen die Musiker, die in farbenfroher Tracht gekleidet waren, Aufstellung, und die jungen Leute strebten paarweise der Tanzfläche zu, während sich manche der Burschen noch nach einer passenden Partnerin umsahen. Clara war von Hias aufgefordert worden, der die Schwester seines Freundes schon lange verehrte, Tabea von einem Burschen, der aus ihrem Dorf stammte.

»Jessas, wie du dich verändert hast«, sagte Girgl Hauser und versuchte, Tabea enger an sich zu ziehen, was sie zu verhindern wusste.

»Was meinst du denn damit?«, fragte sie mit schiefgeneigtem Kopf und sah ihn mit vorgetäuschtem Unverständnis an.

»Na, du warst doch immer richtig schiach, aber jetzt ...«, erwiderte er plump und lächelte sie vielsagend an.

»Jetzt hast du meine inneren Werte entdeckt, oder?«, gab Tabea zurück und befreite sich mit einem Ruck, der ihn aus dem Gleichgewicht brachte, aus seiner Umarmung.

Sie verließ die Tanzfläche, und er rief ihr einen derben Fluch nach, dem sie keine Beachtung schenkte.

Tabea hielt nach ihrer Freundin Ausschau und entdeckte sie neben ihrem Bruder, anscheinend hatte auch sie keine Lust mehr zu tanzen. Es blieb Tabea nichts anderes übrig, als sich zu den beiden zu setzen, denn Clara hatte sie schon entdeckt und winkte ihr zu. Und anscheinend hatte sie auch den Vorfall auf der Tanzfläche beobachtet.

»Was hat's denn da gegeben, dass du plötzlich deinen Tänzer hast stehen lassen?«, wollte Clara sofort wissen.

»Ach, er hat sich eher für was anderes interessiert als für meine inneren Werte«, gab sie zurück, und Clara lachte auf.

»Der Girgl ist halt wirklich plump und ungehobelt. Kein Wunder, dass ihn jedes Madl stehen oder sitzen lässt.«

»Die Weiberleut haben halt so überspannte Ansprüche«, ließ sich Jakob neben ihnen vernehmen.

»Dafür sind die Wünsche der Mannsbilder umso einfacher«, meinte Clara, und es klang nicht eben freundlich.

Jakob kniff die Lippen zusammen, als ob er eine geharnischte Antwort zurückhalten müsste, denn mit seiner Schwester legte er sich ungern an. Stattdessen bestellte er sich noch ein Bier, von dem er gleich einen tiefen Zug nahm.

Die Musiker legten eine Pause ein, was manchen, die sich bei der letzten bayrischen Polka verausgabt hatten, sehr gelegen kam. Clara versuchte ein Gespräch in Gang zu bringen, doch sowohl Tabea als auch ihr Bruder zogen es vor, sich auszuschweigen.

Dann, zu aller Überraschung, wurde als Höhepunkt des Abends Damenwahl angekündigt, was nicht bei allen Begeisterung hervorrief, einige junge Männer verließen sogar fluchtartig das Festzelt.

»Willst du net den Jakob auffordern? Das tät ihn richtig ärgern«, flüsterte Clara ihrer Freundin zu und kicherte.

»Auf was für Gedanken du kommst«, wehrte Tabea zunächst ab.

Doch dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, offensichtlich hatte Tabea ihre Meinung geändert.

»Darf ich bitten, Jakob? Ich hab schon immer mal mit dir tanzen wollen«, bat sie ihn und lächelte ihn an.

»Du? Mit dir soll ich tanzen?«, stammelte er und machte keine Anstalten, sich zu erheben, obwohl die Musik schon eingesetzt hatte.

»Wehe, wenn du meine Freundin kränkst«, zischte ihm seine Schwester zu, und das bewog ihn, rasch aufzustehen.

Die Musikanten spielten ausgerechnet einen langsamen Walzer, eine süßliche Melodie, die in einigen der Tänzerinnen den Drang erweckte, sich an ihre Partner zu schmiegen. Auch Tabea schien davon ergriffen zu sein. Plötzlich spürte er ihren weichen Körper an dem seinem, und der Duft nach Rosen und Lavendel umgab ihn.

»Willst gar noch Wange an Wange mit mir tanzen?«, sagte er giftig.

»Warum net?«, gab sie zurück und zog seinen Kopf zu sich herab, wobei sie seinen Nacken nicht losließ und die Augen schloss.

Der Tanz schien ewig zu dauern, aber dann spürte er, dass er gar nicht mehr den Wunsch verspürte, sich von Tabea loszureißen. Sie fühlte sich eigentlich sehr gut an, erweckte ungeahnte Empfindungen in ihm.

»Weißt du was? Wir tanzen noch eine Weile miteinander, jetzt, wo ich mich an dich gewöhnt hab«, schlug Jakob unvermittelt vor.

Tabea erstarrte einen Augenblick und kam aus dem Rhythmus, dann aber gab sie nach. Schließlich hatte sie es ja gewollt ...

»Warum net? Immer noch besser als der Girgl.«

Es war natürlich unerträglich, dass sie ihn mit jemandem wie dem Girgl verglich, aber er tat so, als hätte er sie nicht verstanden. Und so tanzten sie weiter eng umschlugen, was nicht unbemerkt blieb.

»Sag mal, jeder weiß doch, dass dein Bruder und die Tabea wie Hund und Katz' sind. Und jetzt tanzen sie miteinander, als ob alles eitel Sonnenschein wär«, meinte Hias, der Clara wieder zur Tanzfläche geführt hatte.

»So kenn ich die beiden gar net«, murmelte Clara verwirrt.

»Es schaut sogar so aus, als ob bei euch bald eine Hochzeit ins Haus stünde. Das tät deine Eltern natürlich freuen.«

Damit hatte Hias natürlich recht, denn die Bäuerin von Lanzingerhof und Tabeas Mutter waren seit ihrer Kindheit eng befreundet, was ihre Ehemänner mit einschloss. Clara hatte sie öfters sagen hören, wie schön es wäre, wenn Jakob und Tabea ein Paar würden, dann würde die Verbindung zwischen den beiden Familien noch enger.

»Der Jakob war auf diesem Ohr immer taub. Es wär' vielleicht besser gewesen, er hätte nie erfahren, was sich unsere Eltern so sehr gewünscht haben. Vielleicht hat das zu seiner Abneigung gegen Tabea geführt.«

»Aber die scheint er ja überwunden zu haben.«

Clara sah wieder verstohlen zu den beiden hin, die sich inzwischen mit geschlossenen Augen im Rhythmus wiegten.

»So hab ich den Jakob noch nie gesehen. Er muss zu viel getrunken haben. Und ich weiß net, was ich von der Tabea halten soll«, brach es aus ihr hervor.

»Sie lassen eben der Natur ihren Lauf«, spöttelte Hias.

Fast unvermittelt, so kam es jedenfalls Tabea vor, verstummte die Musik, und sie sah wie erwachend um sich. Dann löste sie sich von Jakob, der wie benommen dastand und sie verstört anstarrte.

Seine Spezeln, die ihn und Tabea vom Rand der Tanzfläche aus die ganze Zeit beobachtet hatten, riefen ihm anzügliche Bemerkungen zu. Girgl Hauser, der sich zu ihnen gesellt hatte, tat sich besonders hervor.

Tabea schien das nicht wahrzunehmen, sie lächelte ihn an. Doch Jakob schien es, als ob ein boshaftes Funkeln in ihren blauen Augen aufglomm, und sofort verspürte er wieder die alte Gehässigkeit. Hatte ihn Tabea ihn nur vor seinen Freunden vorführen wollen?

»Dass die so anhänglich sein kann«, hörte er Girgl lautstark lästern.

»Ach, die hängt sich doch an jeden. Und warum soll man das net ausnützen?«, gab Jakob zurück und lachte boshaft auf.

Um Tabea schien sich plötzlich alles zu drehen, außer sich vor Zorn und Enttäuschung drang sie auf ihn ein.

»Jessas, jetzt wird die Tabea ja sogar handgreiflich«, rief Clara aus, die auf die lauten Stimmen aufmerksam geworden war.

Sie und Hias drängten sich zwischen den anderen Paaren hindurch, und Clara riss die ungestüme Freundin von Jakob weg, der wütend die Fäuste geballt hatte und sich nur mit größter Mühe beherrschte.

»Es ist reinweg eine Schande mit euch beiden. Man kann sich ja nimmer mit euch sehen lassen«, warf Clara ihnen vor.

»Als Flitscherl hat er mich vor allen hingestellt, dein lieber Bruder. Tätest du dir das gefallen lassen?«, fuhr Tabea die Freundin an.

Die Spezeln im Hintergrund lachten hämisch.

»Ich hab genug. Von euch allen. Am besten wir fahren nach Hause«, erklärte Clara kurzangebunden.

»Aber ich setze mich net zu deinem Bruder in den Wagen. Ich ruf bei mir daheim an, damit man mich abholt«, erwiderte Tabea trotzig.

»Ich kann dich auch nach Hause fahren«, erbot sich Girgl eifrig.

»Das fehlte noch!«

Auf der Heimfahrt steuerte Clara den Wagen, die Augen starr auf die Fahrbahn geheftet. Wie der personifizierte Vorwurf, fand Jakob. Das konnte er nur schwer ertragen, denn er liebte seine Schwester sehr.

»Nun gut. Ich bringe ihr einen Blumenstrauß und entschuldige mich bei ihr«, versprach er schließlich grollend.

»Ich glaub net, dass es damit getan ist.«

»Soll ich ihr jetzt etwa einen Heiratsantrag machen?«, fuhr Jakob auf.

»Gott bewahre! Aber in früheren Zeiten ...«

»Aber die sind ja glücklicherweise vorbei«, behauptete Jakob.