An einem schönen Sommertag - Patricia Vandenberg - E-Book

An einem schönen Sommertag E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Fee Norden telefonierte mit ihrer Schwester Katja. Richtige Schwestern waren sie von Geburt aus nicht, aber als Fees Vater und Katjas Mutter sich gefunden hatten, beide verwitwet, waren die Töchter zu Schwestern geworden, und sie verstanden sich besser, als so manche blutsverwandte Geschwister. Katja hatte von London aus angerufen. Das hatte natürlich etwas zu bedeuten, und Daniel Norden erfuhr es dann auch gleich. Es war ein herrlicher, geruhsamer Samstagnachmittag im Frühsommer und endlich mal so sonnig, daß die Familie den ganzen Tag im Garten verbringen konnte. »Und was hat unsere liebe Katja auf dem Herzen?« fragte Daniel, als Fee sich zu ihm auf die Liege setzte. »Das Sommerfest zugunsten alter und kranker Künstler im Rosenschloß«, erwiderte Fee. »Und was haben wir damit zu schaffen, mein Schatz?« fragte er. »Wir haben bereits eine Einladung bekommen, mein allerliebster Schatz«, erwiderte Fee neckend. »Erinnerst du dich?« »So ganz vage. Bedeutet es, daß wir da hingehen müssen?« »Nun ja, es ist für einen guten Zweck, und man erwartet Spenden. David spielt eine eigene Komposition, das dürfen wir uns nicht entgehen lassen.« »Und wieviel müssen wir spenden, Feelein? Ich meine nur ganz bescheiden, daß wir doch schon wahrhaftig genug Verpflichtungen haben.« »Überlaß das mir, aber wir können auch was gewinnen, es ist eine ganz tolle Tombola da, und Katja hat irre Gewinne organisiert, wie sie mir verraten hat.« »Dazu hat sie wahrhaftig Talent«, gab Daniel zu. »David kann zufrieden sein, aber wenn ich mich in einen Smoking werfen muß, kapituliere ich bei der Hitze.« »Erstens wissen wir nicht, ob es heiß sein wird, zweitens findet das Fest

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Dr. Norden Bestseller – 259–

An einem schönen Sommertag

… begann eine große Liebe

Patricia Vandenberg

Fee Norden telefonierte mit ihrer Schwester Katja. Richtige Schwestern waren sie von Geburt aus nicht, aber als Fees Vater und Katjas Mutter sich gefunden hatten, beide verwitwet, waren die Töchter zu Schwestern geworden, und sie verstanden sich besser, als so manche blutsverwandte Geschwister.

Katja hatte von London aus angerufen. Das hatte natürlich etwas zu bedeuten, und Daniel Norden erfuhr es dann auch gleich.

Es war ein herrlicher, geruhsamer Samstagnachmittag im Frühsommer und endlich mal so sonnig, daß die Familie den ganzen Tag im Garten verbringen konnte.

»Und was hat unsere liebe Katja auf dem Herzen?« fragte Daniel, als Fee sich zu ihm auf die Liege setzte.

»Das Sommerfest zugunsten alter und kranker Künstler im Rosenschloß«, erwiderte Fee.

»Und was haben wir damit zu schaffen, mein Schatz?« fragte er.

»Wir haben bereits eine Einladung bekommen, mein allerliebster Schatz«, erwiderte Fee neckend. »Erinnerst du dich?«

»So ganz vage. Bedeutet es, daß wir da hingehen müssen?«

»Nun ja, es ist für einen guten Zweck, und man erwartet Spenden. David spielt eine eigene Komposition, das dürfen wir uns nicht entgehen lassen.«

»Und wieviel müssen wir spenden, Feelein? Ich meine nur ganz bescheiden, daß wir doch schon wahrhaftig genug Verpflichtungen haben.«

»Überlaß das mir, aber wir können auch was gewinnen, es ist eine ganz tolle Tombola da, und Katja hat irre Gewinne organisiert, wie sie mir verraten hat.«

»Dazu hat sie wahrhaftig Talent«, gab Daniel zu. »David kann zufrieden sein, aber wenn ich mich in einen Smoking werfen muß, kapituliere ich bei der Hitze.«

»Erstens wissen wir nicht, ob es heiß sein wird, zweitens findet das Fest abends statt, und außerdem hast du ein sehr schickes weißes Dinnerjackett, das du leider erst einmal getragen hast. Und ich kann endlich mal meinen Traum in Blau und Silber präsentieren. Diesmal wird doch nichts dazwischenkommen«, meinte Fee mit einem leisen Seufzer.

»Du willst mich nur wieder eifersüchtig machen«, brummte Daniel.

Sie küßte ihn auf Stirn und Wange. »Wer interessiert sich denn schon für eine Mutter mit fünf Kindern«, sagte sie lachend. »Katja begreift immer noch nicht, daß ich nicht klage.«

»Bei allem Wohlwollen, Katja wäre wirklich nicht geschaffen für solche Kinderzahl«, sagte Daniel. »Also, wann findet das Fest statt?«

»Nächsten Freitag. Da ist der zwölfte, Schatz.«

»Und am dreizehnten habe ich Bereitschaftsdienst.«

»Kann das nicht mal ein anderer übernehmen?« fragte Fee.

»Ach was, ich bin ja jetzt sowieso nicht so oft an der Reihe. Ich schaffe das schon. Ewig werden wir ja nicht bleiben.«

Fee wollte diesbezüglich keine Prognosen abgeben. Sie dachte schon lange nicht mehr im voraus. Liebe Güte, was konnte alles dazwischenkommen, nicht nur die Praxis, auch, weil sie ja fünf Kinder hatten, und von heute auf morgen konnte da so eine Kinderkrankheit auch die wohlbehüteten Zwillinge erwischen.

Aber dieser schöne, sonnige Tag wurde durch nichts gestört. Danny, Felix und Anneka konnten endlich im Pool ihre Schwimmkünste auffrischen, die kleinen Zwillinge juchzten im Planschbecken, und auch Daniel und Fee erfrischten sich im Wasser, nachdem sie genug gefaulenzt hatten.

Lenni kam müde und verschwitzt vom Einkaufsbummel in der Stadt zurück. Da verkaufsoffener Samstag gewesen war, hatte sie Loni den Gefallen getan und sie begleitet, obgleich Lenni gar nicht gern in die Stadt fuhr.

»Na, habt ihr was bekommen?« fragte Fee.

»Das schon, aber heiß war es«, seufzte Lenni. »Allerdings war deshalb nicht so viel Betrieb. Aber jetzt sind ja die Touristen schon wieder in Massen da, sogar Chinesen.«

»Vielleicht waren es Japaner«, meinte Daniel schmunzelnd.

»Die kenne ich schon heraus«, erwiderte Lenni.

Wie es Fee schon gefürchtet hatte, hatte sie zuletzt an sich gedacht. Für die Kinder hatte sie Strümpfe und Unterwäsche gekauft, weil die ja so preiswert waren, wie sie meinte, aber Fee kannte die Marke und wußte, daß die ihren Preis hatte. Aber was nützte es, die gute Lenni konnte man nicht schimpfen. Und man konnte ihr auch hundertmal sagen, daß sie doch an sich denken solle, sie tat es doch nicht. Jedenfalls hatte Loni sie zum Kauf eines sehr hübschen Sommerkleides überreden können, und Lenni freute sich, daß es auch Fee gefiel.

»Loni hat sich eingedeckt«, bemerkte Lenni nebenbei. »Es scheint so, als hätte sie sich doch mächtig mit Herrn Ruppert angefreundet. Er ist ja ein sehr netter Mensch, hat uns auch zum Eis eingeladen.«

»Was, er war auch beim Einkaufen dabei?« fragte Daniel neugierig und gleich erschrocken, weil er seine tüchtige Sekretärin Loni schon auf dem Weg in eine zweite Ehe gehen sah, und das wollte ihm gar nicht gefallen.

»Nein, wir haben ihn zufällig getroffen in dem Café, aber vielleicht war es auch kein Zufall«, meinte Lenni nachdenklich. »Loni hat immer auf die Uhr geschaut, und als wir reinkamen, ist er auch gleich aufgesprungen.«

Daniel kannte Hans Ruppert, denn er war ein Patient von ihm, und es war auffällig gewesen, wie oft er in letzter Zeit kam, ohne daß ihm eigentlich etwas fehlte. Er war ein gutsituierter Beamter, Amtmann bei der Post, seit fünf Jahren verwitwet und Vater von zwei netten Töchtern, die zwölf und vierzehn Jahre alt waren, und auch öfter in die Praxis kamen. Freilich war es Daniel Norden nicht entgangen, daß sie immer gern einen Plausch mit Loni einlegten, und Loni hatte auch schon bemerkt, daß es besonders nette Mädchen wären.

So modern Daniel Norden auch eingestellt war und so fortschrittlich als Arzt orientiert, es fiel ihm nicht leicht, sich an neue Gesichter in seiner engeren Umgebung zu gewöhnen, und als er allein mit Fee bei Mondenschein auf der Terrasse saß, brummelte er vor sich hin.

»Brauchst doch nicht gleich in Panik zu geraten, wenn Loni mal einen Verehrer hat«, meinte Fee nachsichtig.

»Verehrer hatte sie schon mehrere, aber da war sie immer ziemlich stur, und mir kommt es so vor, als hätte sie Lenni ein bißchen instruiert, mich seelisch auf eine Änderung vorzubereiten.«

»Wäre es ihr nicht zu gönnen, Daniel?« meinte Fee gedankenvoll. »Sie ist ein liebes Wesen, und sie ist doch noch nicht zu alt, um auch ein bißchen privates Glück zu finden. Sie hätte gern Kinder gehabt.«

»Und ich habe mich so an sie gewöhnt, an ihre freundliche Art. Kein bißchen launenhaft ist sie und immer zuverlässig. Man bekommt das nicht oft.«

»Und wir predigen immer anderen, man solle nicht egoistisch sein. Loni wird bestimmt nicht von heute auf morgen gehen, wenn sie überhaupt die Absicht hat.«

»Was würdest du sagen, wenn Lenni auch auf solche Gedanken käme?« fragte er.

»Das ist doch etwas ganz anderes«, sagte Fee. »Sie hat doch die Kinder lieb, sie gehört zur Familie, das ist bei Loni nicht so. Sie sitzt abends allein in ihrer Wohnung.«

»Und Ruppert hat ein hübsches Haus und ist pensionsberechtigt«, sagte Daniel.

»Daran denkt Loni bestimmt zuletzt, das möchte ich doch sagen. Ich weiß ja, wie dir zumute ist, Schatz, aber es gibt bestimmt auch noch andere nette Arzthelferinnen. Doch, wie ist die Devise? Man soll nicht über ungelegten Eiern brüten. Ich werde Lenni morgen ein bißchen aushorchen.«

*

Loni verbrachte den Abend mit Hans Ruppert und seinen Töchtern.

Das hatte Lenni nicht verraten, daß Loni mit ihm gefahren war, nachdem sie Lenni zur S-Bahn gebracht hatten. Ein bißchen seltsam war es Lenni ja auch, denn einerseits gönnte sie Loni auch ein spätes Glück, andererseits wußte sie aber, daß der Doktor sehr an Loni gewöhnt war und sie auch so sehr mochte.

Das wußte Hans Ruppert allerdings auch. Zuerst hatte Loni sich ja sehr reserviert verhalten, und er war auch erst von seinen Töchtern angestachelt worden, die nette Loni doch einmal einzuladen, und sie hatten es auch geschafft, daß er sich ein Herz gefaßt hatte. Allerdings hatten Karin und Brigitte sich inzwischen auch die größte Mühe gegeben, Loni zu bearbeiten.

Ja, Loni mochte diese Mädchen, und sie mochte auch ihren sympathischen Vater. Hans Ruppert sah gut aus, hatte ein freundliches, ausgeglichenes Wesen und war durchaus kein sturer Beamter, sondern ein humorvoller Mensch, der die Natur und die Tiere liebte, aber vor allem auch seine beiden Dirndeln, wie er Karin und Gitti liebevoll bezeichnete. Über seine Frau, seine Ehe, hatte er nicht viel gesprochen. Von den Mädchen wußte Loni, daß die Mama dauernd krank gewesen sei, daß sie sie gar nicht anders kannten. Es war allerdings auch ein tragisches Schicksal, das Hans Ruppert schon nach vierjähriger Ehe mitleiden mußte. Ria Ruppert war eine heitere, lebenslustige Frau gewesen, doch nach Brigittes Geburt erholte sie sich nicht mehr, und ein Jahr später stellten die Ärzte Blutkrebs fest. Die Kinder waren fünf und drei Jahre alt, als sie starb. Und daß sie überhaupt eine vage Erinnerung an die Mutter hatten, beruhte nur auf Erzählungen von den Großeltern, bei denen sie einige Jahre verbrachten, bis auch die Großmutter kränkelte. Ganz unproblematisch war es nicht, daß Hans Ruppert die Kinder zu sich nahm, aber er wollte auch, daß sie in München das Gymnasium besuchen sollten, und zum Glück hatte er eine ältere, zuverlässige Hausangestellte gefunden, die die Kinder gut versorgte.

Doch diese war gesundheitlich auch nicht mehr auf der Höhe, und sie sollte sich einer Unterleibsoperation unterziehen.

Freilich waren die Mädchen schon so vernünftig, daß sie sich auch selbst versorgen konnten, aber Gitti hatte einmal so ganz beiläufig gemeint, daß es doch schön wäre, wenn der Paps auch von einer netten Frau verwöhnt werden würde. Nicht eine, die man erst durch eine Annonce suchen mußte, sondern eine wie Loni, die sie schon kannten, und die genau ihren Vorstellungen entsprach. Da waren sie sich einig.

Sie hatten sich langsam vorgetastet und es wirklich so geschickt angefangen, daß Loni zuerst gar nicht gemerkt hatte, worauf es hinausgehen sollte. Und bis zu diesem Abend hatte sie sich auch noch keine ernsthaften Gedanken gemacht.

Die beiden Mädchen hatten den ganzen Tag gewerkelt und das Haus blitzblank gemacht. Sie hatten mit Hingabe eine leckere kalte Platte hergerichtet mit den allerbesten Zutaten, und als ihr Paps mit Loni gekommen war, hatten sie auch gleich eisgekühlte Getränke serviert.

Loni war ziemlich verlegen, als sie merkte, daß alles auf ihr Kommen vorbereitet worden war. Karin und Gitti waren so reizend, daß Lonis Verlegenheit aber schnell schwand, und sie genauso munter mit ihnen redete, wie sie es auch getan hatte, wenn die Mädchen in die Praxis kamen.

Nun aber, diskret hatten sich die beiden zurückgezogen, kam Hans Ruppert doch zur Sache.

»Gefällt Ihnen das Haus, Loni?« fragte er.

»Ja, es ist sehr hübsch. Man wohnt hier schon ruhiger als in der Stadt.«

»Es ist Ihnen ja wohl sicher nicht entgangen, daß wir Sie sehr gern haben, Loni«, fuhr er stockend fort. »Es wäre schön, wenn Sie immer bei uns sein würden. Ich meine, wenn Sie sich entschließen könnten, mich zu heiraten. Nicht nur ich, auch die Kinder wären sehr glücklich.«

Loni hatte wirklich nie daran gedacht, wieder zu heiraten, und sie hatte sich bei Dr. Norden auch immer wohl gefühlt, aber hier, in diesem gemütlichen Heim, mit diesem Mann und seinen Töchtern, konnte sie sich doch ein Zusammenleben vorstellen. Sie hatte ja auch schon länger gefühlt, daß er und auch Karin und Gitti ihr eine herzliche Zuneigung entgegenbrachten.

Loni dachte auch daran, daß sie nicht ewig in der Praxis arbeiten konnte, und sie dachte auch an die vielen einsamen Abende, die sie schon jetzt manchmal melancholisch stimmten. Wie würde es erst sein, wenn sie auch tagsüber allein sein würde, keine Arbeit und keine Ablenkung mehr hätte. Aber Loni gestand sich auch ein, daß solche Gedanken ihr erst jetzt kamen, seit sie Hans Ruppert und seine Töchter kannte. Wie oft hatte sie zu Dr. Norden gesagt, daß sie bis zum letzten Schnaufer bei ihm bleiben würde, wenn er sie behalten wollte.

»Ich kann doch den Doktor nicht im Stich lassen«, sagte sie gedankenvoll. »Sie müssen das verstehen, Hans. Ich bin schon so lange bei ihm, und er gewöhnt sich so schwer an fremde Gesichter. Ich habe ihm auch viel zu verdanken.«

»Aber er würde auch sicher verstehen, daß Sie noch ein Recht auf ein sorgenfreies Privatleben haben, Loni, und darauf, den Herbst des Lebens auch genießen zu können. Für Karin und Gitti wäre es wunderschön, eine verständnisvolle, mütterliche Freundin zu haben, und von mir ganz zu schweigen. Die Mädchen werden bald auch andere Interessen haben, aber sie sind in einem Alter, in dem sie nicht mehr alles mit ihrem Vater besprechen wollen. Und ich, ich fühle mich noch nicht zu alt, um Ihnen nicht sagen zu können, daß ich Sie liebe, Loni. Ich will keine Haushälterin, ich wünsche mir – ach, was soll ich lange drumrumreden. Du bist die Frau, mit der ich alt werden möchte, weil wir beide im Herzen jung bleiben werden. Ist es so?«

Er hatte ihre Hände ergriffen, und Loni wußte, daß sie sich selbst um vieles betrügen würde, wenn sie nein sagte. Sie nickte und duldete es, daß er sie auf beide Wangen küßte.

»Du hättest doch bestimmt noch eine Jüngere finden können«, sagte sie dann aber doch zaghaft.

»Liebe Güte, bloß das nicht. Denk ja nicht, daß ich diesbezüglich nicht auch Erfahrungen gemacht habe. Aber die meinen doch nur, daß sie den alten Tatter ausnehmen und ihm dann den Laufpaß geben.«

»Du bist kein alter Tatter«, sagte Loni.

Er lachte leise. »Und deshalb schlau genug, sich nicht ausnehmen zu lassen. Aber ich habe es bei Kollegen erlebt, Loni. Ein wahres Trauerspiel. Der Gerber hat sich sogar von seiner netten Frau getrennt, weil er so einem Flittchen auf den Leim gegangen ist. Und nun kann er blechen. Weißt du, ich rede nicht gern darüber. Ria war wahrhaftig ein nettes Mädchen, als ich sie kennenlernte, und für ihre Krankheit konnte sie ja nichts, aber ich habe ganz schön geknabbert an diesen Erfahrungen. Ich habe nicht gedacht, daß ich mich mal so in eine Frau vergucken könnte, daß es wirklich Liebe wird. So, das war eine lange Rede, und nun sag nicht nein, liebste Loni.«

Sie lehnte ihre Stirn an seine Wange. »Ich sage nicht nein, Hans, aber ein bißchen Zeit mußt du mir schon lassen. Ich kann Dr. Norden nicht sitzenlassen. Er muß erst einen Ersatz für mich finden.«

»Das wird doch zu machen sein«, sagte Hans Ruppert. »Aber für dich gibt es in meinem Herzen keinen Ersatz, wenn dir der Doktor wichtiger ist.«

»Bitte, verstehe es doch«, sagte Loni leise.

»Ich verstehe es ja. Ich verstehe alles, Loni, und auf dieser Basis möchte ich ja auch unser Zusammenleben aufbauen. Wir drei bringen dir so viel Liebe entgegen…«, und da kamen Karin und Gitti herein.

»Bitte, Loni«, sagten sie flehend, »vielleicht kann Paps sich nicht richtig ausdrücken, aber er hat dich mächtig lieb. So oft sagt er, wie schön es doch wäre, wenn du für immer bei uns sein würdest, und dann müßten wir doch nicht auch Krankheiten erfinden, um dich zu sehen und mit dir zu reden.«

Lonis Augen wurden feucht. Sie nahm die Mädchen in die Arme. »Ich habe euch ja auch lieb, euch drei«, sagte sie innig. »Es fällt mir nur schwer, mit Dr. Norden zu reden.«

»Wir können es ihm ja sagen. Er wird schon Verständnis dafür haben. Er hat doch für alles Verständnis.«

»Wir wünschen uns so sehr eine Mami wie dich«, sagte Karin bittend.

»Wir ärgern dich bestimmt nie«, schloß sich Gitti an.

»Da bin ich aber sehr gespannt«, sagte Loni lächelnd.

»Wir werden es dir schon beweisen.« Den Worten folgten zärtliche Küsse. Und für Loni ging ein Tag zu Ende, der unendlich glückverheißend war.

*

Für Dr. Norden war es schwer, sich an den Gedanken gewöhnen zu müssen, daß Loni tatsächlich heiraten würde. Fee hatte von Lenni schon etwas präzisere Andeutungen zu hören bekommen, aber Lenni meinte, daß es Loni auch nicht leichtfallen würde, eine Entscheidung zu treffen. Lenni und Loni, sie gehörten zu den Nordens, aber es war tatsächlich so, daß Lenni auch in der Familie verwurzelt war.

»Ich käme ja nie auf solchen Gedanken«, meinte Lenni, »aber ich habe ja auch alles, was ein Mensch braucht, um glücklich und zufrieden zu sein.«

Danny und Felix hatten natürlich etwas aufgeschnappt, und sie versicherten sogleich rigoros, daß sie es nicht dulden würden, daß ein Mann ihnen ihre Lenni wegschnappen würde. »Und Loni ist ’ne treulose Tomate«, sagte Danny erbost.

»Das darfst du nicht sagen, Danny«, wies ihn Fee zurecht. »Loni wird sich insgeheim danach gesehnt haben, eine Familie zu haben, einen lieben Mann und Kinder.«

»Gitti und Karin sind aber schon groß«, meinte Felix. »Wir kennen sie doch. Aber nett sind sie wirklich, da ist Loni gut bedient.«

»Und wenn Herr Ruppert nicht nett wäre, würde es Papi bestimmt nicht erlauben, daß Loni ihn heiratet«, sagte Danny.

»Soweit ist es noch nicht«, ließ sich Daniel vernehmen, da er nun auch etwas von dem Gespräch mitgekriegt hatte.

»Das kommt bloß davon, weil du Herrn Ruppert als Patient angenommen hast«, sagte Danny. »Sonst hätte Loni ihn nämlich überhaupt nicht kennengelernt.«