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Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Ungeduldig ging Clemens Hardlinger auf dem Bahnsteig auf und ab. Dabei sah er immer wieder auf seine Uhr. Es war eine sehr alte und wertvolle Taschenuhr, die er von seinem Vater geerbt hatte. Mit einer silbernen Kette hatte er sie an einem Knopfloch seiner Weste befestigt. Es war kurz nach drei. »Jetzt muß er aber bald kommen«, murmelte der Tierarzt im Selbstgespräch und steckte die Uhr wieder in die schmale Westentasche zurück. Endlich hörte er aus dem Lautsprecher die Durchsage, daß der Interregio aus München in wenigen Minuten in den Bahnhof der Kreisstadt einfahren werde. Dr. Hardlinger atmete erleichtert auf. Seit einer halben Stunde wartete er schon auf den Zug, mit dem seine Nichte, Sonja Aschmann, die Tochter seiner Schwester, ankommen sollte. Er freute sich über den Besuch des Madels, das zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder Urlaub in St. Johann machen wollte. Allerdings pressierte es ihm auch, denn auf dem Brendelhof wartete ein Kalb darauf, das Licht der Welt zu erblicken, und der Tierarzt befürchtete Komplikationen. Deshalb wollte er so schnell wie möglich dorthin. Der Zug hielt mit quietschenden Bremsen. Aufmerksam schaute der alte Mann auf die aussteigenden Reisenden. Die meisten eilten sofort dem Ausgang zu, andere sahen sich suchend um, ob sie wohl jemand abholte. So auch eine junge, dunkelhaarige Frau, die gerade eben mit einem großen Koffer in der Hand dem Waggon entstieg. Dr.
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Ungeduldig ging Clemens Hardlinger auf dem Bahnsteig auf und ab. Dabei sah er immer wieder auf seine Uhr. Es war eine sehr alte und wertvolle Taschenuhr, die er von seinem Vater geerbt hatte. Mit einer silbernen Kette hatte er sie an einem Knopfloch seiner Weste befestigt. Es war kurz nach drei.
»Jetzt muß er aber bald kommen«, murmelte der Tierarzt im Selbstgespräch und steckte die Uhr wieder in die schmale Westentasche zurück.
Endlich hörte er aus dem Lautsprecher die Durchsage, daß der Interregio aus München in wenigen Minuten in den Bahnhof der Kreisstadt einfahren werde.
Dr. Hardlinger atmete erleichtert auf. Seit einer halben Stunde wartete er schon auf den Zug, mit dem seine Nichte, Sonja Aschmann, die Tochter seiner Schwester, ankommen sollte. Er freute sich über den Besuch des Madels, das zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder Urlaub in St. Johann machen wollte. Allerdings pressierte es ihm auch, denn auf dem Brendelhof wartete ein Kalb darauf, das Licht der Welt zu erblicken, und der Tierarzt befürchtete Komplikationen. Deshalb wollte er so schnell wie möglich dorthin.
Der Zug hielt mit quietschenden Bremsen. Aufmerksam schaute der alte Mann auf die aussteigenden Reisenden. Die meisten eilten sofort dem Ausgang zu, andere sahen sich suchend um, ob sie wohl jemand abholte. So auch eine junge, dunkelhaarige Frau, die gerade eben mit einem großen Koffer in der Hand dem Waggon entstieg.
Dr. Hardlinger rieb sich die Augen. War das die kleine Sonja? Donnerwetter, war das Madel groß geworden. Eine richtige Frau. Naja, es waren auch mindestens zehn Jahre vergangen, seit sie das letzte Mal in St. Johann war.
Da hatte sie ihn auch schon entdeckt, hob den Arm und winkte ihm zu.
»Hallo, Onkel Clemens!« rief sie mit heller Stimme.
Sonja Aschmann stellte den Koffer ab und lief ihm entgegen. Sie umarmten sich herzlich, und der Onkel bekam einen Kuß auf die Wange.
»Laß dich anschau’n, Madel. Es ist ja eine Ewigkeit her…«
»Elf Jahre ganz genau«, lachte sie. »Damals war ich noch ein Teenager und noch net einmal mit der Schule fertig. Aber sag, wie geht’s dir?«
»Naja, ich will net klagen«, antwortete Clemens Hardlinger. »Dafür, daß ich schon bald in den Ruhestand geh’, fühl’ ich mich noch ganz gut.«
Er zog sie zu ihrem Koffer.
»Aber komm’ erstmal. Ich hab’s ein bissel eilig. Ich erklär’s dir unterwegs.«
Während der Fahrt berichtete der Onkel seiner Nichte von dem Notfall auf dem Brendelhof. Sonja schmunzelte.
»Und du willst in den Ruhestand?« fragte sie. »Das kann ich mir gar net vorstellen. Wird dir dein Beruf net schrecklich fehlen?«
»Mag sein«, erwiderte der Tierdoktor, »und noch ist’s ja net soweit. Ich müßt’ mich auch erstmal um einen Nachfolger kümmern, bevor ich an die Pensionierung denken kann. Allerdings sag’ ich mir, daß es besser ist aufzuhören, solang’ man noch ein bissel rüstig ist. Wenn ich mich herumplackre, bis ich net mehr kann, dann hab’ ich auch nix mehr von einem ruhigen Lebensabend.«
»Das ist freilich wahr«, nickte Sonja.
Das Madel schaute sich aufmerksam um. Früher war sie oft in den Ferien hiergewesen. Damals lebte die Tante Kathrin auch noch.
»Ich soll dir natürlich Grüße von der Mama und dem Papa ausrichten«, sagte sie.
»Dank’ schön. Wie geht’s ihnen denn?«
»Gut. Die Operation an der Galle im letzten Jahr hat Mutter gut überstanden. Seit Papas Vorruhestand sind die beiden viel unterwegs. Vielleicht kommen sie dich im Herbst besuchen, soll ich ausrichten.«
»Oh, das würd’ mich freuen. Vielleicht hab’ ich bis dahin ja schon einen Nachfolger für meine Praxis gefunden. Dann hätt’ ich auch richtig Zeit, etwas mit ihnen zu unternehmen.«
Er warf einen Seitenblick auf seine Nichte.
»Du wirst dich wohl ein bissel um dich selbst kümmern müssen. Im Moment hab’ ich viel zu tun und wenig Zeit, um mit dir Ausflüge zu machen oder so etwas.«
»Kein Problem«, entgegnete Sonja. »Ich will mich sowieso nur ausruhen. Weißt du, die Arbeit war in den letzten Wochen ganz schön anstrengend. Ich bin mit der Familie Sonnenleitner quer durch Deutschland gereist. Herr Sonnenleitner wird wohl in absehbarer Zeit nach Berlin ziehen, nachdem er erfolgreich für den Bundestag kandidiert hat. Es war manchmal ganz schön stressig, und diesen Urlaub hab’ ich mir redlich verdient. Das einzige, das mich reizen könnt’, wäre eine Fahrt zum Achsteinsee. Aber das hat Zeit. Ich bleib ja drei Wochen.«
Clemens Hardlinger nickte verstehend. Sonja arbeitete seit einigen Jahren als Hausmädchen und vor allem als Erzieherin der beiden Sonnenleitner Kinder im Haus des Politikers.
*
»So, Viehdoktor, darauf erstmal einen Enzian!«
Die Worte des Brendelbauern duldeten keine Widerrede. Allerdings war die Geburt des Kalbes – es hatte quer gelegen und mußte gedreht werden – ein hartes Stück Arbeit gewesen, und Dr. Hardlinger war ganz dankbar für den Schnaps.
»Und das junge Madel trinkt auch einen mit?« fragte Anton Brendel und musterte Sonja. »Mensch, Viehdoktor, wandelst du etwa auf Freiersfüßen, oder ist das deine neue Assistentin?«
»Weder noch. Das ist Sonja Aschmann, meine Nichte aus München«, stellte der Tierarzt sie vor.
Zuvor war für solche Förmlichkeiten keine Zeit gewesen.
Der Enzian brannte in der Kehle, aber Sonja mußte zugeben, daß er ihr schmeckte.
Aus dem Bauernhaus kam ein junger Mann herübergelaufen.
»Grüß Gott zusammen«, nickte er Dr. Hardlinger und Sonja zu.
»Grüß dich, Andreas. Schau, da ist das Kalb.«
Der Bauernsohn sah in die Box.
»Das hast’ fein hingekriegt, Doktor. Hab’ schon gehört, daß es eine verflixt komplizierte Angelegenheit war.«
Andreas trank ebenfalls ein Glas und prostete den Anwesenden zu. Dabei musterte er verstohlen die junge Frau an Dr. Hardlingers Seite.
Allerdings hatte auch Sonja ihn in Augenschein genommen, und dabei begegneten sich für einen Sekundenbruchteil ihre Blicke. Gut schaut sie aus, dachte Andreas. Sonja war besonders von seinen lachenden Augen angetan.
»Die Rechnung schick’ ich dir wie immer mit der Post«, meinte der Tierarzt beim Abschied.
»Ist recht«, nickte der Bauer. »Aber bevor ich’s vergeß, zu der Hochzeit von meiner Katja am Samstag bringst’ deine Nichte aber mit, net wahr?«
»Dank’ schön für die Einladung«, sagte Sonja. »Ich freu’ mich schon d’rauf.«
»Na, und du hattest schon Angst, daß ich mich langweilen könnt’«, meinte sie zu ihrem Onkel, als sie wieder im Wagen saßen und zum Haus des Tierarztes fuhren.
Dort angekommen, machte sich das Madel erst einmal in der Küche nützlich und kochte Kaffee, während Dr. Hardlinger noch einmal in die Praxis ging und dort den Anrufbeantworter abhörte. Gottlob waren keine weiteren Notrufe eingegangen, so daß er sich auf einen geruhsamen Feierabend mit seiner Nichte freuen konnte.
Unendlich viel gab es zu erzählen. Sonja wollte alles wissen, was sich in den letzten Jahren in St. Johann ereignet hatte, im Gegenzug berichtete sie von ihrer Arbeit im Haushalt des Münchener Politikers, die oft nicht leicht war, ihr dennoch viel Freude bereitete.
Die Gespräche setzten sich während des Abendessens und danach fort, und der Abend klang erst spät nach einer Flasche Rotspon aus.
*
Maria Erbling schaute kopfschüttelnd auf das Schild an der Praxistür von Dr. Wiesinger. Heute und morgen geschlossen, stand da zu lesen. Und daß Patienten sich in dringenden Fällen an den Arzt in Engelsbach wenden sollten.
»Ja mei, hat’s der Herr denn nimmer nötig?« sagte die Frau halblaut. »Geht’s ihm so gut, daß er einfach so zwischendurch Urlaub machen kann?«
Dabei hatte Maria Erbling keineswegs die Absicht gehabt, den jungen Arzt aufzusuchen. Im Gegenteil, sie war eine glühende Anhängerin des selbsternannten Wunderheilers von St. Johann, dem Alois Brandhuber. Dessen dubiosen Mittelchen vertraute sie weitaus mehr als der Erfahrung eines studierten Mediziners. Sie hatte lediglich von der anderen Straßenseite aus das Schild an der Tür gesehen und war neugierig geworden.
Neugierde war Maria Erblings Leidenschaft und das Tratschen natürlich auch. Wenn jemand wollte, daß sich etwas sehr schnell herumsprach, dann mußte er es nur Maria unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertrauen, und konnte sicher sein, daß es sich wie ein Lauffeuer in St. Johann verbreitete.
Diese Eigenschaft hatte der Witwe des ehemaligen Poststellenleiters den zweifelhaften Ruf einer Klatschtante eingebracht.
»Dr. Wiesinger ist keineswegs in Urlaub«, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich und drehte sich erschrocken um.
»Huch, grüß Gott, Herr Pfarrer. Haben Sie mich jetzt aber erschreckt«, sagte sie zu Sebastian Trenker.
»Das lag net in meiner Absicht. Es tut mir leid«, entschuldigte sich der Geistliche.
Er deutete auf die Praxistür.
»Der Doktor ist zu einem Kongreß über naturheilkundliche Medizin gefahren«, erklärte er. »So eine Fortbildung kommt ja letztendlich den Patienten nur zugute.«
»Ja, ja. Da haben S’ freilich recht, Hochwürden«, beeilte sich die Witwe zu nicken. »Ich hab’ mich ja auch nur gewundert, weil ich gar nix davon gewußt hab’.«
»Na, das erstaunt mich aber, Frau Erbling«, konnte Sebastian Trenker sich nicht verkneifen zu sagen. »Sie hör’n doch sonst das Gras wachsen. Aber vielleicht liegt’s ja daran, daß Sie den Doktor recht selten aufsuchen…«
Mit dieser Äußerung bekam das Gespräch eine, für Maria leicht unangenehme, Wendung. Seit der junge Arzt die Praxis in St. Johann übernommen hatte, predigte Pfarrer Trenker gegen die Uneinsichtigkeit mancher seiner Schäfchen an. Nicht wenige von ihnen trauten dem jungen Arzt nicht. Für sie hatte er zu wenig Erfahrung. Ihr alter Doktor, von der Last der Jahre gebeugt, ja, das war ein richtiger Arzt. Aber dieser junge, der wohl gerad’ erst von der Unversität kam…
Da gaben sie lieber dem Brandhuber-Loisl ihr sauer verdientes Geld für Salben, Tees und Tinkturen, die zwar nicht schadeten, allerdings auch in den wenigsten Fällen wirklich so halfen, wie es der alte Gauner versprach.
»Ich… ich muß dann mal«, stotterte die Witwe. »Ich wollt’ noch einen Besuch machen.«
»Auf Wiedersehen«, nickte Sebastian und schaute ihr dann kopfschüttelnd nach.
Mochte er sich auch noch so viel Mühe geben – bei Maria Erbling war sie vergebens. Sie würde wohl nichts und niemand mehr ändern können.
*
Wenig später hatte Sebastian eine andere, diesmal aber angenehmere Begegnung. Er überquerte gerade die Straße, als ihn auf der Kirchenseite eine junge Frau ansprach.
»Grüß Gott, Hochwürden«, lachte sie ihn an.
Sebastian stutzte einen Moment, dann erkannte er sie.
»Sonja! Du bist… nein, entschuldigen S’, Sie sind Sonja Aschmann, die Nichte von unserem Tierarzt.«
»Sagen S’ ruhig Sonja und du zu mir, Hochwürden, so wie Sie’s früher auch getan haben.«
»Ja, früher, da waren S’ auch noch ein Kind, aber heut…«
Er reichte ihr die Hand.
»Also schön, Sonja. Besuchst du deinen Onkel?«
»Ja, nach langen Jahren hat’s mich wieder einmal hierhergetrieben.«
Sie gingen ein Stück.
»Ich wollt’ mir gerad’ die Kirche anschau’n«, erklärte das Madel.
»Fein, ich begleit’ dich, und du erzählst mir, wie’s dir in den Jahren ergangen ist.«
Der Geistliche hatte öfter schon durch Gespräche mit dem Tierarzt etwas über dessen Nichte erfahren. Er freute sich, sie wiederzusehen.
»Und dein Beruf macht dir immer noch Spaß?« erkundigte er sich.
»Sehr«, nickte Sonja. »Auch wenn er manchmal sehr anstrengend ist. So, wie die letzten Wochen. Darum bin ich hier. Ich brauche unbedingt einen Ort, wo ich mich erholen kann. Aber ich arbeit’ halt sehr gern’ mit Kindern, und ich lern’ viele interessante Menschen kennen.«
»Na, da bist’ ja bei uns in St. Johann richtig. Nirgendwo findest’ mehr Ruhe und Erholung als hier bei uns in den Bergen.«
Sie betraten das Gotteshaus. Einen Moment verharrte Sonja, bevor sie das Mittelschiff betrat.
»Es ist immer noch so schön wie früher«, sagte sie beinahe ehrfurchtsvoll.
Sebastian führte sie herum und zeigte ihr ein paar Kostbarkeiten, die im Laufe der letzten Jahre dank großzügiger Spenden hinzugekommen waren. Unter anderem ein wunderschönes Gemälde, das den Heiligen Johannes bei der Taufe des Herrn darstellte.
»Dieses gute Stück wäre uns beinahe abhanden gekommen«, sagte der Seelsorger und zeigte auf die Madonnenstatue, die ihren Platz unter der Galerie auf einem Holzsockel hatte.
Er berichtete von dem dreisten Einbruch vor einigen Monaten, und wie es gelungen war, die Diebe zu überführen und die Statue unbeschädigt zurückzubekommen.
Sonja erinnerte sich gut an den Fall, der auch in der Landeshauptstadt Aufsehen erregt hatte.
»Da hat wohl der liebe Gott ein besond’res Auge d’rauf gehabt«, meinte sie und strich über das Holz der Figur.
»Ich hab’ deinen Onkel lang’ net beim Stammtisch gesehen«, wechselte Sebastian das Thema. »Ihm fehlt doch hoffentlich nix?«
»Nein. Seien S’ unbesorgt. Er hat wohl nur viel Arbeit. Und er ist net mehr der Jüngste.«
»Das ist wohl wahr. Wenn man dich anschaut, dann merkt man erst, wie die Zeit vergeht.«
»So ähnlich hat Onkel Clemens sich auch ausgedrückt. Und daß er sich bald zur Ruhe setzen will.«
»Recht hat er«, nickte der Pfarrer. »Er hat ja sein Leben lang gerackert. Da soll er sich ruhig einen schönen Lebensabend machen.«
»Naja, ein bissel wird’s wohl noch dauern. Er muß sich ja auch noch um einen Nachfolger kümmern.«
Sonja reichte dem Geistlichen die Hand.
»Es war schön, Sie wiederzusehen«, meinte sie.
Schon halb im Gehen drehte sie sich noch einmal um.
»Sagen S’, Hochwürden, gehen S’ eigentlich immer noch so gerne auf die Berge hinauf?«
»Sofern ich die Zeit dazu hab’, ja. Warum fragst’?«
»Weil, ich hab’ gedacht, daß ich vielleicht einmal mitgehen könnt’, wenn Sie nix dagegen haben.«
»Sehr gerne, Sonja. Das müssen wir noch genau verabreden. Grüß deinen Onkel einstweilen.«
Ein wenig nachdenklich setzte sich der Seelsorger in die erste Kirchenbank. Die Nachricht, daß der alte Tierarzt sich zur Ruhe setzen wollte, zeigte ihm wieder einmal auf, daß das Leben einem ständigen Wandel unterworfen war. Immer wieder veränderte sich etwas, geschah irgend etwas Neues.
Der Nachfolger Dr. Hardlingers bedeutete wieder eine Veränderung. Ein anderer Mensch mit einem anderen Schicksal.
Wie würde er wohl sein?
Sebastian hoffte, daß dieser andere Tierarzt jedenfalls nicht die Probleme mit den Leuten haben möge, wie es bei Toni Wiesinger der Fall war.
*