Bewährungsprobe für die Liebe - Toni Waidacher - E-Book

Bewährungsprobe für die Liebe E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer Sebastian Trenker hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen. Roland, der Juniorchef des Bauunternehmens Wiedermann, rief Pfarrer Trenker an und erzählte ihm, dass Mareile Frischholz sein Angebot angenommen hatte, Wiedermann-Bau zur Hälfte an dem Pensionsbetrieb, den sie eröffnen wollte, zu beteiligen. »Das ist eine sehr gute Nachricht, die mich ungemein erfreut«, erklärte Sebastian. Er hatte diese Beteiligung nämlich vorgeschlagen. Nachdem die errechneten Kosten für den Umbau des Gästehauses Feilhuber Mareiles finanzielle Möglichkeiten bei Weitem überschritten, hatte er dem jungen Bauunternehmer geraten, in das Projekt einzusteigen. Roland berichtete, dass er und Mareile zusammen mit Thomas Bertram, dem Lebensgefährten der jungen Frankfurterin, die Planungen und den Kostenvoranschlag Punkt für Punkt durchgegangen waren, dass es danach zwischen Mareile und Thomas zu einem heftigen Streit gekommen und Thomas wutentbrannt abgereist war. »Das ist das zweite Mal, dass er Mareile einfach sitzen lässt«, murmelte Sebastian bestürzt. »Wie hat sie darauf reagiert?« »Ich hab' nur mit ihr telefoniert. Sie hat mich angerufen und mir mitgeteilt, dass sie alles absagen muss. Daraufhin hab' ich ihr unsere Teilhaberschaft angeboten, worauf sie hocherfreut zugesagt und mir erklärt hat, dass ich sie zum glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt mach'.« »Das hört sich ja vielversprechend an«, meinte der Bergpfarrer. »Andererseits kann ich mir aber net vorstellen, dass der erneute Streit spurlos an ihr vorübergegangen ist. Ich denk', ich geh' mal ins Hotel und schau' wie's ihr geht.« »Sie fährt am Sonntag nach Frankfurt, um dort einige persönliche Angelegenheiten zu regeln. Sobald sie zurückkehrt, werden wir unsere Partnerschaft mit einem Vertrag besiegeln, den Kauf des Gästehauses abwickeln und dann mit den Umbauarbeiten beginnen. Da sich unsere Firma zu fünfzig Prozent beteiligt, dürfte die Finanzierung kein Problem darstellen.« »Sie wird in Frankfurt auf Thomas Bertram treffen«

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Der Bergpfarrer Extra – 33 –

Bewährungsprobe für die Liebe

Wer will Mareile und Rolande schaden?

Toni Waidacher

Roland, der Juniorchef des Bauunternehmens Wiedermann, rief Pfarrer Trenker an und erzählte ihm, dass Mareile Frischholz sein Angebot angenommen hatte, Wiedermann-Bau zur Hälfte an dem Pensionsbetrieb, den sie eröffnen wollte, zu beteiligen.

»Das ist eine sehr gute Nachricht, die mich ungemein erfreut«, erklärte Sebastian. Er hatte diese Beteiligung nämlich vorgeschlagen. Nachdem die errechneten Kosten für den Umbau des Gästehauses Feilhuber Mareiles finanzielle Möglichkeiten bei Weitem überschritten, hatte er dem jungen Bauunternehmer geraten, in das Projekt einzusteigen.

Roland berichtete, dass er und Mareile zusammen mit Thomas Bertram, dem Lebensgefährten der jungen Frankfurterin, die Planungen und den Kostenvoranschlag Punkt für Punkt durchgegangen waren, dass es danach zwischen Mareile und Thomas zu einem heftigen Streit gekommen und Thomas wutentbrannt abgereist war.

»Das ist das zweite Mal, dass er Mareile einfach sitzen lässt«, murmelte Sebastian bestürzt. »Wie hat sie darauf reagiert?«

»Ich hab’ nur mit ihr telefoniert. Sie hat mich angerufen und mir mitgeteilt, dass sie alles absagen muss. Daraufhin hab’ ich ihr unsere Teilhaberschaft angeboten, worauf sie hocherfreut zugesagt und mir erklärt hat, dass ich sie zum glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt mach’.«

»Das hört sich ja vielversprechend an«, meinte der Bergpfarrer. »Andererseits kann ich mir aber net vorstellen, dass der erneute Streit spurlos an ihr vorübergegangen ist. Ich denk’, ich geh’ mal ins Hotel und schau’ wie‘s ihr geht.«

»Sie fährt am Sonntag nach Frankfurt, um dort einige persönliche Angelegenheiten zu regeln. Sobald sie zurückkehrt, werden wir unsere Partnerschaft mit einem Vertrag besiegeln, den Kauf des Gästehauses abwickeln und dann mit den Umbauarbeiten beginnen. Da sich unsere Firma zu fünfzig Prozent beteiligt, dürfte die Finanzierung kein Problem darstellen.«

»Sie wird in Frankfurt auf Thomas Bertram treffen«, bemerkte Sebastian.

»Mareile hat mir gesagt, dass der Streit derart heftig war, dass an eine Versöhnung nicht mehr zu denken ist«, sagte Roland.

»Man soll niemals nie sagen«, erwiderte Sebastian. »Immerhin waren Mareile und Thomas Bertram fünf Jahre lang ein Paar, und das wären sie sicher nicht gewesen, wenn nicht Liebe im Spiel gewesen wär’. Wer liebt, der kann auch vergeben.«

»Mit dem Bertram wird sie net glücklich!«, stieß Roland heftig hervor, als bereitete ihm der Gedanke, dass sich die beiden versöhnen könnten, schmerzliche Gefühle. »Sollte es tatsächlich so kommen, dass sich die beiden wieder versöhnen, dann werde ich Mareile raten, sich einen anderen Unternehmenspartner zu suchen. Mit dem Bertram werd’ ich net zusammenarbeiten!«

»Ist das nur, weil du ihn net besonders sympathisch findest, oder hat das einen anderen Grund?«, fragte Sebastian ahnungsvoll.

»Ich versteh’ net, Herr Pfarrer. Was meinen S’ damit? Der Bertram hat es mich nur allzu deutlich spüren lassen, dass er mich net leiden kann. Und das beruht auf Gegenseitigkeit.«

»Nun ja, die Mareile ist eine sehr schöne und auch von ihrem ganzen Wesen her sehr faszinierende Person, und es wird kaum einen Mann geben, den sie net in ihren Bann zieht. Dich nehm’ ich da auch net aus, Roland.«

»Na ja, in gewisser Weise haben S’ schon recht, Herr Pfarrer. Am Anfang hab’ ich sie für ziemlich hochnäsig gehalten. In der Zwischenzeit aber …«

Sebastian lachte. »Es ist ganz normal, sich in eine schöne und sympathische Frau zu verlieben, Roland. Schließlich bist du frei und ungebunden, und wenn Mareile unter ihre Beziehung tatsächlich einen Schlussstrich gezogen hat, dann kannst du ja um sie werben.«

»Ich hab’ vor, Mareile am Samstagabend zum Essen einzuladen. Zum einen gibt’s noch einiges hinsichtlich unserer künftigen Zusammenarbeit zu besprechen, zum anderen wird sie am Sonntag, für mindestens eine Woche, nach Frankfurt fahren. Es soll eine Art Abschiedsessen sein.«

»Und du willst ihr zeigen, dass du sie sehr gern magst, gell?«, ergänzte Sebastian schmunzelnd.

»Ich hab’ mich in Mareile verliebt«, gestand Roland. »Und das ist mir net erst heut’ klar geworden. Als sie mir vor ein paar Tagen gesagt hat, dass sie ihren Lebensgefährten ins Boot holen wird, und als der Kerl dann auch tatsächlich aufgekreuzt ist, war das für mich wie ein Schlag ins Gesicht, und ich hab’ begriffen, wie ich zu Ihr steh’.«

»Du solltest ihr Zeit lassen, Roland«, mahnte Sebastian. »Die Trennung ist noch sehr frisch und hat bei ihr wahrscheinlich tiefe seelische Wunden hinterlassen. Wobei du ihr ruhig zeigen darfst, dass du viel für sie übrighast.«

»Sie hat jedenfalls erkennen lassen, dass ich ihr sympathisch bin«, sagte Roland. »Es wird sich zeigen, ob sie mehr für mich empfindet. Im Moment kann ich nur hoffen, dass sie meine Einladung annimmt.«

»Davon bin ich überzeugt, Roland«, erklärte Sebastian. »Ihr wird sicherlich auch sehr viel an einem guten Verhältnis zu dir gelegen sein, seid ihr doch drauf und dran, als Geschäftspartner ihren Lebenstraum umzusetzen.«

»Sie machen mir Mut, Herr Pfarrer. Ich werd’ sie heut’ noch fragen.«

»Ob sie dich liebt?«, fragte Sebastian etwas verblüfft.

»Nein, ob sie meine Einladung annimmt.«

»Tu das, Roland«, ermunterte Sebastian den Burschen. »Aber wie gesagt: Lass’ ein bissel Zeit verstreichen, ehe du ihr offen den Hof machst. Diese Zeit braucht sie wahrscheinlich, um die Sach’ mit dem Bertram zu verarbeiten und ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden.«

»Ich werd’ ganz vorsichtig sein«, versicherte Roland.

»Das musst du, ansonsten könntest du womöglich das Gegenteil von dem erreichen, was du erreichen möchtest.«

*

Sebastian erledigte noch die Arbeit, bei der er gerade gewesen war, als ihn Roland angerufen hatte, dann ging er in die Küche zu Sophie Tappert. »Ich hab’ Ihnen doch erzählt, dass ich dem Wiedermann-Roland den Vorschlag unterbreitet hab’, als Kompagnon bei Mareile Frischholz einzusteigen.«

»Richtig, Hochwürden«, erwiderte die Haushälterin. »Das wär’ natürlich eine Sach’, wenn sich das Bauunternehmen an dem Plan der Frau Frischholz beteiligen würd’. Die finanziellen Probleme wären mit einem Schlag gelöst, und das Wachnertal wär’ im nächsten Jahr um eine Attraktion reicher.«

»Soeben hat mich der Roland angerufen«, berichtete der Pfarrer. »Wiedermann-Bau und Mareile Frischholz werden tatsächlich Geschäftspartner werden. Allerdings ist dieser Vereinbarung wieder ein böser Streit mit Thomas Bertram vorausgegangen. Er ist wieder abgereist, und dieses Mal – so Mareiles Äußerung Roland gegenüber –, soll der Bruch zwischen ihr und ihrem Freund endgültig sein.«

»Ja mei«, erwiderte Sophie, »wenn’s nimmer guttut, dann muss man getrennte Wege gehen. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.«

»Eine Philosophie, die sicherlich was an sich hat. – Ich denk’, dass der Streit mit ihrem Lebensgefährten dem Madel recht zusetzt, Frau Tappert. Drum geh’ ich jetzt mal hinüber ins Hotel und red’ mit der Frau Frischholz. Vielleicht bedarf s' ein paar tröstender Worte.«

»Zum Abendessen sind S’ aber schon rechtzeitig zurück, Hochwürden?«, erkundigte sich die Haushälterin.

»Natürlich. Was gibt’s denn?«

»Eine Holzhackereierspeise- mit Champignons, Speck und Eiern.«

»Hat’s das schon einmal gegeben?«

»Ja, Hochwürden. Ist allerdings schon sehr lange her. Damals hat’s Ihnen geschmeckt, meinten Sie.«

»Haben S’ eigentlich schon mal was gekocht, das mir net geschmeckt hat, Frau Tappert?«, fragte der Bergpfarrer und grinste.

»Das weiß ich net. Vielleicht machen S’ manchmal nur gute Miene zum – hm, net so schmackhaften Essen.«

»Trauen S’ mir so etwas zu, Frau Tappert? Ich würd Sie doch niemals anflunkern.« In Sebastians Augen funkelte der Schalk.

»Spaß beiseite«, sagte Sophie. »Sie wissen ja, Sie können mir alles sagen – auch Kritik.«

»Aber natürlich, Frau Tappert. Aber dazu besteht überhaupt kein Grund. Ich bin so froh, dass ich Sie hab’.«

»Solche Komplimente hör ich gern auch mal aus ihrem Mund, Hochwürden«, scherzte Sophie.

»Natürlich. Aber meistens nimmt mir Max diese Aufgabe ja ab.«

»Ich dank’ jeden Tag meinem Herrgott, dass ich für Sie beide da sein darf«, sagte Sophie, und es kam von Herzen. Die Trenkers waren ihr zur zweiten Familie geworden.

Gerührt lächelte Sebastian ihr zu. »Danke, Frau Tappert. Uns geht es doch genauso. – So, und jetzt geh’ ich ins Hotel. Zum Abendessen bin ich zurück. Ich lass’ Sie auf keinen Fall auf Ihrer Eierspeise sitzen.«

Er verließ das Pfarrhaus und betrat wenige Minuten später das Hotel. Susanne Reisinger, die wie fast immer die Rezeption betreute, verriet dem Pfarrer, dass sich Mareile auf ihrem Zimmer befand und nannte ihm die Zimmernummer.

Sebastian stieg die Treppe empor und klopfte wenig später an die Tür zu dem benannten Zimmer. Mareile öffnete und zeigte sich erstaunt. »Sie, Herr Pfarrer?«, entfuhr es ihr überrascht.

»Der Roland hat mich angerufen.« Mehr musste Sebastian nicht sagen, um Mareile zu verraten, dass er von Roland umfassend informiert worden war. »Ich wollt‘ mich nur erkundigen, wie’s Ihnen geht. Nach allem, was ich vom Roland erfahren hab’, wär’s möglich, dass die Situation für sie neue Schwierigkeiten und großen Kummer bringt.«

»Es ist seltsam, Herr Pfarrer, und es befremdet mich selbst. Aber wenn ich an Thomas denke, dann spüre ich da drin …«, sie legte ihre Hand auf ihr Herz, »… nichts außer Enttäuschung, und selbst die hält sich in Grenzen. Es war mein Fehler, ihn anzurufen und ihm eine Teilhaberschaft anzubieten. Das ärgert mich mehr als alles andere.«

»Ich bin heilfroh, dass Sie es so gefasst nehmen, Frau Frischholz. Meiner Meinung nach hat es schon länger nimmer so richtig gepasst mit Ihnen und dem Herrn Bertram. Dass Sie auf ihrer eigenen Meinung beharrt und nicht klein beigegeben haben, hat er net vertragen und es hat bei ihm das Fass zum Überlaufen gebracht. Wie ich seh’, können S’ jedoch ganz gut damit umgehen. Und das beruhigt mich. – Zu Ihrem Entschluss, sich mit Wiedermann-Bau zusammenzutun, kann ich Sie nur beglückwünschen. Sie werden sehen, Sie haben einen Glücksgriff getan.«

»Wenn ich mir dessen nicht sicher gewesen wäre, Herr Pfarrer, dann hätte ich eine Partnerschaft abgelehnt und die ganze Sache vergessen. So aber sehe ich, was die Pension betrifft, sehr zuversichtlich in die Zukunft, denn zu Roland habe ich absolutes Vertrauen. Ihn zum Geschäftspartner, vielleicht sogar zum Freund zu haben, ist wahrscheinlich mehr wert als ein Sechser im Lotto.«

In der Tiefe ihrer Augen glaubte Sebastian einen warmen, zugleich aber auch etwas schwermütigen Ausdruck wahrzunehmen. Es sagte ihm, dass der Streit und die Trennung von Thomas Bertram doch nicht ganz spurlos an ihr vorübergegangen waren.

»Ja, auf den Roland ist hundertprozentig Verlass«, gab Sebastian im Brustton der Überzeugung zu verstehen, »und für seinen Vater, den Alfred, gilt das gleiche. Sie werden ihn ja kennenlernen, den Seniorchef von Wiedermann-Bau. Auf ihn kann man wirklich bauen.«

»Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihnen. Am Sonntag fahre ich für ein paar Tage nach Frankfurt zurück, um einige Dinge zu regeln. Einem Treffen mit Thomas sehe ich dabei gelassen entgegen.«

»Ich wünsche Ihnen viel Glück, Frau Frischholz«, sagte der Bergpfarrer, »und wünsche Ihnen, dass Sie alles zu Ihrer Zufriedenheit regeln können und man Ihnen keine Steine mehr in den Weg zu legen versucht. Und – Sie wissen ja – sollten sich künftig für Sie Probleme ergeben, dann können S’ sich jederzeit an mich wenden. Gemeinsam finden wir dann eine Lösung.«

»Vielen Dank für dieses Angebot, Herr Pfarrer. Sollte es so sein, dann werde ich mich auf jeden Fall an Sie wenden.«

»Das würd’ mich freuen«, versicherte Sebastian.

Er kehrte ins Pfarrhaus zurück, wo ihn Sophie im Flur mit den Worten empfing: »Der Ruhland-Christian ist da, Hochwürden. Ich hab’ ihn gebeten, auf der Terrasse zu warten. Es ist wegen des Naturlehrpfads.«

»Ich glaub’, mit der Idee haben wir beim Christian ein Feuer entfacht«, versetzte der Pfarrer. »Er kann’s ja kaum erwarten, dass wir die Sache in die Tat umsetzen. Haben S’ genug von der Eierspeise zubereitet, Frau Tappert? Wenn ja, würd’ ich gern den Christian zum Essen einladen.«

»Ich koch’ doch immer genug, dass es auch für eine Person mehr reicht, Hochwürden.«

Sebastian begab sich auf die Terrasse, von der aus man sehr schön in den Garten schauen konnte. Da standen Obst- und einige Zierbäume, es gab einen Gemüsegarten und viele Beerensträucher. Der Bergpfarrer kümmerte sich gerne um die Gartenarbeit, während Obst, Beeren und Gemüse durch Sophie Tappert verwertet wurden, die einkochte und entsaftete oder leckere Obstkuchen buk.

Der Förster saß am Gartentisch, vor ihm stand ein Glas Wasser. Er hatte sich auf dem Stuhl zurückgelehnt und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen.

»Grüaß di, Christian«, grüßte der Pfarrer und der schlanke Mann setzte sich gerade. »Du kommst wegen des Themenpfades, nachdem man von Seiten deines Brötchengebers die schriftliche Genehmigung ausgesprochen hat?«

»Sehr richtig, Hochwürden. Ich hätt’ nämlich schon eine Idee, wie der Naturlehrpfad verlaufen könnt’, und wollt’ Sie einladen, sich mit mir die Strecke mal anzuschauen.«

»Das mach‘ ich sehr gern, Christian. Wann passt’s dir denn?«

»Ich richt’ mich nach Ihnen, Hochwürden.«

»Dazu sollten wir auch den Jürgen Deininger einladen«, meinte Sebastian. »Er ist Hauptsponsor, und hat ein Wort mitzureden. Ich werd’ auch den Severin Kaltenecker fragen, ob er mitkommt. – Von mir aus können wir die Strecke schon am Samstagnachmittag abgehen, Christian.«

»Okay. Ich hab’ mir gedacht, wir lassen den Themenpfad bei ›Hubertusbrunn‹ seinen Anfang nehmen und bei der ›Hohen Riest‹ enden. Das ist eine Strecke von net ganz fünf Kilometern. Es handelt sich um einen alten Wirtschaftsweg, der ziemlich in Vergessenheit geraten ist.«

»Eine super Idee, Christian. Wir schauen uns am Samstag den Weg an. – Hast du Lust, zum Abendessen zu bleiben? Die Frau Tappert kredenzt uns eine Holzhackereierspeise. Du bist herzlich dazu eingeladen.«

»Das hört sich sehr verlockend an, Hochwürden, aber meine Frau, die Kathrin, hat auch gekocht, und sie wär’ sicher net erfreut, wenn ich ihr erklären müsst’, dass ich schon gegessen hab’.«

»Das ist ein Argument, Christian. Okay, wir treffen uns dann am Samstagnachmittag, sagen wir um zwei Uhr, beim Schlössl.«

*

Nachdem Christian Ruhland das Pfarrhaus verlassen und der Pfarrer zu Abend gegessen hatte, setzte er sich mit einem Buch auf die Terrasse, um den Tag entspannt ausklingen zu lassen.

Ein Star, der auf dem Dachfirst des Pfarrhauses saß, begrüßte mit seinem jubilierenden Gezwitscher den Abend, der sich ins Wachnertal schlich.

Sebastian gelang es nicht, sich auf die Lektüre zu konzentrieren. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab, bewegten sich um Mareile Frischholz und das Projekt, das sie zusammen mit Wiedermann-Bau ins Leben rufen wollte, aber auch um den Naturlehrpfad, den zu gestalten ihm mehr und mehr zu einem inneren Bedürfnis geworden war. Denjenigen, die ihn eines Tages nutzen würden, sollte im Rahmen einer schönen Wanderung durch den Ainringer Forst vermittelt werden, wann und wie das Tal und die Berge ringsum, der Wald sowie die Pflanzenwelt in dieser wunderbaren Landschaft entstanden sind. Außerdem sollte den Interessierten das Wichtigste über die vielen Pflanzen und Tierarten im Wachnertal nahegebracht werden.

Der traurige Augenausdruck, den er bei Mareile wahrgenommen hatte, ging Sebastian einfach nicht aus dem Sinn.

›Vielleicht bringt es sie auf andere Gedanken, wenn ich sie zur Besichtigung der Strecke, die der Christian für den Naturlehrpfad ausgesucht hat, einlade‹, dachte er. ›Wenn der Severin mitgeht, wird auch die Annette mitkommen, und die Moser-Katrin wird sicherlich den Jürgen begleiten, sodass die Frau Frischholz mal mit anderen netten Frauen plaudern könnt’.‹