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Der Band versammelt komische Geschichten, deren Protagonisten Menschen, Tiere oder gelegentlich auch reine Gegebenheiten, Phantasiegebilde sein können. Es sind Fragmente und Szenen absurden Charakters dabei, groteske und ironische Ausschnitte aus dem Leben. Erzählt wird die vereinzelt unabgeschlossen wirkende Kurz- und Kürzestprosa in einer lakonischen Sprache, die das Nebensächliche in den Mittelpunkt zu rücken vermag. Nebst den Miniaturen sind poetisch-sonderliche Kürzesttexte vertreten. Solche, die im Ohr gut klingen und die befreit sind von Sinn.
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Seitenzahl: 190
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Der Band versammelt komische Geschichten, deren Protagonisten Menschen, Tiere oder gelegentlich auch reine Gegebenheiten, Phantasiegebilde sein können. Es sind Fragmente und Szenen absurden Charakters dabei, groteske und ironische Ausschnitte aus dem Leben. Erzählt wird die vereinzelt unabgeschlossen wirkende Kurz- und Kürzestprosa in einer lakonischen Sprache, die das Nebensächliche in den Mittelpunkt zu rücken vermag. Nebst den Miniaturen sind poetischsonderliche Kürzesttexte vertreten. Solche, die im Ohr gut klingen und die befreit sind von Sinn.
Geboren in Polen, lebt seit ihrem zehnten Lebensjahr in der Schweiz. Zahlreiche eigene Buchpublikationen im Bereich Lyrik und Kurzprosa. Schreibt auch dramatische Texte sowie Hörspiele. Nebst ihrer literarischen Arbeit ist Joanna Lisiak Jazzsängerin. Mitglied u.a. von AdS, Autoren der Schweiz und P.E.N., International Poets, Essayists, Novelists.
Das Sofa
Lesen Sie gut
Symposium
Kleine Theorie über den Brief
Afrika
Die verrückte Palme
Echt wahr
Krimi
Einsatzbereitschaft
Hörtexte zum erlesenen Lesen
Bild
Ein kleiner Hund
Eine ältere Dame mit weißem Haar mit rosa Stich kauft 134 Gabeln
Ein Fisch
Alles ist möglich
Es ist der Bürgermeister
Höflichkeitsform
Mett
Einheitliche Fraktion
Besserwisser
Sie hatten Talent
In Schweinfurt war’s
Kaum hörbar
Des Schweizers Starren
Nähe Flandern
Lautlos
Empfehlung für eine Dame auf der Suche nach einem Herrn
Eine Katze zum Verlieben
Der Miesel
Durstige Larven
Hinter den Löffeln
Über die Verhältnisse
Elke und Heiner – eine Zwei
Legende
Schlafgewohnheiten
Sie schlenkert
Vorlieben
Warum sie schlenkert
Gunzgu
Phobie
Beachte
Schief
Die Kröhzung
Kürzlich gesehen
Türpel
Creme
Wenn der Mond in voller Blüte
Spaziergang
Vorurteil
Das Wort und die Sätze
Was wichtig ist
Befunde
Der Wunsch nach Übersicht
Backstube
Glück
Rendezvous
Eilt nicht
Wetterlage
Die 2842 m lange Strecke
Zwei Orte
Obstsorten
Die 1756 m lange Strecke
Ümel
Über Otto
Der Kugelschreiber
Landschaft
Al dente
Durchwursteln (sich)
Kugelförmig
Was sich gegen 15 Uhr abspielte
Verkündung
Wo’s was gibt
Um Antwort wird gebeten
Vornehmlich hier
Der Kinderwagenmann
Minke
Standort
Guter Ruf
Wer Kerne spuckt, der gedenke der Kerne
Scheibenwischer
Gegenüberstellung
Vom Dialog am Tisch
Alles harmlos geordnet
Von Motten zu Läusen zu Flöhen
Allerweltsgeschichte
Gelegentlich neige den Kopf
Die Verwandter
Temporäres schwarzes Loch
Einladung bei Emil und Hilde
Das Werk
Das Wohl des Königs
Haarausfall
Die Tafel
Vier Naturen
Entwurf
Nicht bleiben
Die Hinternfrauen
Der Hinterkopf
Sonntags am großen Familientisch
Die Klabüsch
Zauberhaft
Fragen
Kunststückchen
Man kann sich ja viel einbilden
Larissas Auffanggemeinden
Blorstel
Possierlich
Die schöne Tigerin
Daheim
Spärliche Hinweise
Das Phänomen Ingeborg Bachmann Preis
Fragile Fracht
Gewöhnlich nach sieben
Wo waren wir doch gleich
Die Antwort
In einem Zimmer
Ich bin mal weg
Gedankenfluss
Es waren drei
Der Himmel hing voller Kometenschwänze
Durch den Wind
Oh, wie das Schwänzchen
Man munkelt
Die Mandeln
Identifikation des Absenders
Unerhört
Norkel
Es ist nicht leicht mit hängenden Nudeln
Der Mörtel
Die Welt bedeutenden Bretter
Brieffreundinnen
Steckbriefe
Schon gar nicht Kichererbsen
Verschiebungen
Rückgabe
Im Kerker
H wie Hecheln
Bei Pizzen die Wellen
Flucht
Verfänglich im Zimmer mit Möbeln
Die Rettungsstange
Idee
Anweisung
Mitteilung
Plassel
Am Zoll
Später das Tanzbein
Es blieb ihnen verwehrt
Jammernde Stimme
Mit Kämmen könnte man
Ganz schnell vergessen
Verdreht
Akut
Was Stuten mögen
Mathildes Schnecken
Die alte CD
Im Querschnitt
Rosarias Glaube
Im warmen Ton
Gauner
Wie er da stand
Die Schale
Das Mäfkel
Analogien
Jubelnde Lorbeeren und nüchterne Birnen
Fehlende Nachhaltigkeit
Mitternachtstraum
Lesähr
Kennergriff
Aalglatt gegähnt
Belinda
Feingefühl
Schönheitssucht
Aleipe
Björn, der Schlemmer schlendert gerne
Filets Erwachen
Die Schwangere
Der Kuschelpullover
Der Kniekehle Einfall
Mensch und Stuhl
Im November
Schilm
Ein Kleber begleitet dich
Wischtig
Anblick im Schwinden
Aufzuggeschichte
Er ist noch zu haben
Muffin
Teamwork
Der Schlüsselbund
Fabuliert
Vergleiche neigen zu weichen
Die Doppelgänger
Es dämmert
Großer Mann
Gemunkel
Form von Entspannung
Die Schlübba
Die Bahnhofstraße
Nachfühlen und nüchtern
Der Scheinmelger
Wirrwarr
Offenheit
Gesellschaftliche Achtung
Schade, dass nicht
Fleischbällchen
Unaufhörliches Zweigen
Pause
Defilee
Miltsch
Mauschelmädel
Was man wissen muss
Löblich
Dynamisch
Quasi-Falle
Unvorhergesehen
Raum
In jenem Sommer
Schabernack
Der Brückenbauer
Langer Mantel
Festlich gekleidete Austern
Urlaub
Dünn gesäte Schaufeln
Schokoladen-Minzdragée
Auf einer kleinen Palette
Über die Bescheidenheit
Es war ihm aber so flügge
Geh, Tochter, geh
Tupfen oder Streifen
Rischkipp
Geh bergwärts!
Die Honigmelone
Alles harmlos geordnet
Man weiß, was man will
Überdruss
Denn es bewährt sich
Das letzte Wort
Vor dem Monet
Verhältnis
Das sagen Nadelbaumexperten
Willkommen
Vom Leichten
Märchengleich
Xylophon
Unterwegs
Stattdessen die Schläfen
Impressionen
Bläulich war’s ihm
Bürsten
Von Oma
Ypsilon
Siesta im Kloster
An Bahnhöfen
In Berlin
Tragödie
Mit dem Auto unterwegs
Philosophische Frage
Dies merke
Blempek
Das Sofa, von dem hier die Rede ist, ist bequemer als ein Stuhl, jedoch ausdrücklich ist es kein Sessel und keineswegs handelt es sich um einen Hocker, schon gar nicht ist dieses Sofa eine Couch, geschweige denn ist das Sofa ein Sofa überhaupt. Nein, dieses Sofa ist ein Bett.
Schließen Sie bitte Ihre Beine rechtzeitig. Den Moment gut anpassen. Bitte auch eine Grätsche machen. Aber erst, wenn Sie in der Luft sind und wenn Sie schon Übung haben. Erlernen Sie zunächst eine entsprechende Technik. Halten Sie den Kopf gerade und kontrollieren Sie die Schwingungen. Die Arme jeweils in entgegengesetzter Richtung führen. Falls Sie Blutverdünner nehmen, springen Sie nicht. Bestehende Gesundheitsschäden können durch die Handhabung verschlimmert werden. Knochen können brechen. Ihre Knochen. Bedenken Sie das. Schon leichte Schläge können eine Fraktur auslösen. Vorsicht. Haben Sie Fußgelenkschmerzen? Dann sollten Sie immer richtig auf die Füße aufkommen. Links und rechts. Achtung ist stets geboten. Knie dürfen Sie auf keinen Fall zum Körper ziehen, wenn Sie hüpfen. Beine gut strecken, wenn’s nach unten geht. Erleben Sie das Gefühl von Gleichgewicht. Hüpfen Sie in die geschlossene Beinstellung. Versuchen Sie den Twist aus dem Rumpf heraus zu drehen. Fortgeschrittene können die Intensität der Übung erhöhen. Nur in leichten Schuhen mit dünnen Sohlen springen. Lernen Sie zu schweben und lesen Sie die Packungsbeilage. Wippen Sie für Ihre Gesundheit. Achtung! Kinder hüpfen immer gerne. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Arme locker mitschwingen. Nicht in Socken springen. Es unterstützt Sie die Vorstellung, dass Ihr Kopf an einem Faden hängt. Für Schäden wird nicht gehaftet. Der Faden ist an der Decke befestigt. Achten Sie darauf das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Hüpfen funktioniert gut. Wir sind auf dem Gebiet erfahren. Machen Sie, dass Sie nach oben katapultiert werden. Benutzung auf eigene Gefahr. Wir empfehlen uns. Es ist nicht wichtig, dass Sie hoch springen. Wichtiger ist es, viele Sprünge pro Minute zu schaffen.
Zur Tagung der Phobikerinnen und Phobiker kamen sie aus allen Himmelsrichtungen: Männer und Frauen, junge und alte, die unterschiedlicher nicht sein konnten, und doch eines verband: Sie waren von krankhafter Furcht geplagt. Es gab spezifische Erscheinungen wie die Alliumphobiker, welche Angst vor Knoblauch hatten oder Existenzen wie die Lachanophobiker, denen jedwedes Gemüse einen Schauder über den Rücken jagte. Sönke Leffel bekannte sich vor dem interessierten Publikum zu seiner Panik vor Eiern, worauf Ernst Spriezius das Wort ergriff, um berührend zu erzählen, was es hieß, ein Leben zu führen in der Furcht vor Fleisch: Carnophobie. Uwe Kniffer, der an Aulophobie litt (Angst vor Flöten; das heißt, sowohl ihrem Einsatz in einem Orchester als auch vor den still und harmlos in Schatullen ruhenden Exemplaren im Schaufenster eines Musikladens) verwickelte sich im Foyer auf Anhieb in ein aufschlussreiches Gespräch mit Jürgen Sencke, der eine Heidenangst vor dem Kinn hatte (Geniophobie). Sarah Borte und Bettina Wiemer versuchten bei einem Tässchen Kaffee zu plaudern, doch gelang dies nur mühsam, denn während es der einen missfiel, angestarrt zu werden (Ophthalmophobie) oder mit langen Wörtern konfrontiert zu werden (Hippopotomonstrosesquippedaliophobie), war die andere Panophobikerin, was bedeutete, dass ihr generell alles zuwider war. Ein Einfaches hatte es da Lars Glockler, der sich vor dem Kosmos ekelte, mit dem Zwillingspaar Benjamin und Bruno Rausper, die gleich beide die Fassung verlieren konnten, wenn sie in den Himmel schauen mussten (Ouranophobie). Da der Kongress vortrefflich organisiert war und einen interdisziplinären Anspruch hatte, fanden sich zahlreiche gemischte Angstgestörte zusammen und nicht nur Gegenpaare wie das, das Lisa Lavante, welche Angst vor Kahlköpfen (Peladophobie) hatte und der vor ihr stehende kahle Manfred Terhar bildeten, der sich zwar bemühte, aber nicht verleugnen konnte, dass er sich erstens vor weiblichen Genitalien fürchtete (Eurotophobie) und zweitens davor, sich übergeben zu müssen (Emetophobie), während er wiederum Lavante entsetzte, da er abgesehen von seiner Glatze Gesichtsbehaarung trug und die arme Frau seit jeher vor Bärten zurückscheute (Pogonophobie). Eine Gruppe gut gelaunter Fachleute versuchte mit einer ausgeklügelten Interviewform Wege aus den Beklemmungen zu finden. Tierattrappen wurden liebevoll auf Tischen drapiert, unter Käseglocken fanden sich ausgesuchte Esswaren, im Hintergrund spielte eine albanische Kapelle, die die Gruppenteilnehmer unermüdlich aufzulockern suchte. Es war nicht einfach, die Schar in Bewegung zu bringen, denn die einen verloren ihren Mut, wenn sie vor einem Huhn standen (Alektorophobie), andere, wenn sie aufgefordert wurden zu gehen, wieder andere, wenn sie sich hinsetzen mussten (Kathisophobie) und ganz andere gruselte es vor dem Springen (Catapedaphobie), vor dem Tanz (Chorophobie) oder davor, sich überhaupt zu bewegen (Kinetophobie). Nicht unharmonisch lief es im Erdgeschoss ab. Die einen mochten sich nicht gerne rühren oder suchten, wenn sich die Türen zum Garten öffneten, stattdessen weitere Innenräume auf, weil sie sich schreckten, nach draußen zu gehen (Bathmophobie). Andere mochten sich nicht auf die bereitgestellten Recamièren legen, da sie generell Mühe hatten, ins Bett zu gehen. Es gab Leute, die Gänsehaut, bekamen, wenn sie auf Cacophobie (Angst vor Hässlichkeit) angesprochen wurden und sich ihnen schließlich jemand näherte, der optisch zu wünschen übrig ließ. Oder es gab Individuen, wie den generell eingeschüchterten Lars Slewa, der Schweißausbrüche bekam, wenn er auf Linkshänder traf oder Dinge vorfand, die auf der linken Seite lagen (Sinistrophobie), umso mehr, wenn es sich um 8-förmige Gegenstände handelte (Oktophobie). Nüchtern und geradezu direkt ging es zu und her bei einer aus dem nahen Ausland angereisten Gruppe, die im Schneidersitz auf Yogamatten platziert wurde und durch die einfühlsame Arbeit des Mentors Carsten Schnitmann näher zueinander finden konnte. Widerlich und abstoßend fand die eine Fraktion Jungfrauen (Parthenophobie), Krätze (Scabiophobie) und Exkremente (Scatophobie), leidenschaftlich beschrieb die andere Seite ihren Ekel vor Mundgeruch (Halitophobie), Fröhlichkeit (Cherophobie) und Verstopfung (Coprastasophobie). Trotz aller Widrigkeiten fand man am Ende zu einem bereichernden Dialog und gegenseitigem Verständnis. Beim Lunch in der Kantine servierte man Speisen und Getränke nur auf Nachfrage, aus Respekt vor den Dipsohobikern (Angst vor dem Trinken) und Cibophobikern (Angst vor Nahrung). Das Essen war zudem nur mild gewürzt und proteinarm, da andernfalls Acerophobiker (Angst vor Säuerlichkeit) und Proteinphobiker aus dem Gleichgewicht zu geraten drohten. Man brachte im Nachmittagsmodul auch Methro- (Angst vor Poesie) mit Melophobikern (Angst vor Musik) zusammen oder Subjekte, die sich vor der Farbe Weiß (Leukophobie) oder der Farbe Purpur (Porphyrophobie) ängstigten, um bei Gesang und mit dem Pinsel in der Hand Leid zu teilen und therapeutisch wirksame Wege zu ergründen. Ein abstraktes Umfeld bildete das von launigen Gruppenspielen flankierte Ensemble vornehmlich junger, meist akademisch gebildeter Frauen. Dies waren Damen noch voller Skepsis aus den Bereichen Schrecken vor radikalen Abweichungen (Heresyphobie), Furcht vor Verwandten (Syngenesophobie), vor einer Meinung (Allodoxaphobie) oder einfacheren Störungen wie die vor Säulen (Homilophobie), vor Schleim (Blennophobie), Papier (Papyrophobie) oder vor dem Erbe (Patroiophobie). Am späteren Nachmittag hatte man die Qual der Wahl, denn im Programm folgte ein Höhepunkt auf den nächsten. Gleich eine Handvoll aufschlussreicher, hochkarätig besetzter Vorträge mit anschließenden Podiumsdiskussionen konnten die erwartungsvollen Gäste besuchen: 1. »Tabu Pteronophobie: Die Panik davor, mit Federn gekitzelt zu werden – Neue Ansätze mit Kunsthaar und Microfaser«, 2. »Es begann mit Knöpfen (Koumpounophobie), jetzt sind es Schnüre (Linonophobie) – morgen Nadeln (Enetophobie)?« 3. »Dabei bin ich gar kein Jurist – Was hinter der Angst vor der Gerechtigkeit (Dikephobie) wirklich steckt«, 4. »Der gemeinsame Nenner von Epistemophobie (Angst vor Wissen) und Euphobie (Angst vor guten Neuigkeiten) – Chancen und Risiken der Selbstanalyse unter Zuhilfenahme neuester Hypnosetechniken«, 5. »Ergophobie (Angst vor Arbeit) in Zeiten der Vollbeschäftigung und wie man sich angstfrei in den Tag liest. In Zusammenarbeit mit dem Norddeutschen Morgenblatt, der LAZ, der BIFZ und der Schlingel Verlagsgruppe. – Der Soziologe Kurt Rüffel im Gespräch mit dem Langzeitarbeitslosen Werner W. und der Startherapeutin Prof. Dr. Regina Grüppchen.«. Dank der wachsamen Präsenz einer Schar internationaler Psychologen, die sich einerseits an den anregenden Konversationen der Teilnehmenden beteiligte und wo nötig Brücken baute, andererseits die Gespräche einfach nur belauschte und sich Notizen machte, verlief die Veranstaltung friedlich und ohne den geringsten Zwischenfall. So.
Ein Brief enthält selbstverständlich einen gewissen Inhalt, richtet sich an einen Adressaten, kommt logischerweise von einem anderen und birgt gewiss eine Botschaft, Frage oder Bitte. Ein Brief ist auch ein Brief, wenn er kein Datum trägt, was sich aber empfiehlt. Einen richtigen Brief säumen zudem eine Anrede und eine Grußformel. Also: Sehr geehrter Herr Müller, mit freundlichen Grüßen Meier. Was immer wechseln sollte, ist der Inhalt, da man nicht dieselben Briefe zwei Mal schreiben sollte. Datum, Adressat und Absender können, müssen aber nicht variieren, denn Briefwechsel mit selben Parteien, die sich über eine längere Zeitspanne zutragen, sind üblich. Was aber immer bleibt ist der geehrte Herr und die freundlichen Grüße. Bleiben wir bei Meier und Müller, so ist es der geehrte Müller und die freundlichen Grüße von Meier. Dieses Geehrt-Gegrüßt-Paar krönt einen Brief und knüpft an die Epistel-Tradition und zeugt darüber von Knigge und Formgefühl. Auch im Zeitalter von elektronischen Mails ist diese Zweiheit ein Anstands-Muss. Dieses Paar ist wie das Salz und Pfeffer in der Küche. Ohne unvorstellbar. Leider ist aber gerade der geehrte Herr geheuchelte Floskel und die freundlichen Grüße ausgerechnet nichts als verlogene Hohlkörper. Salz aber ist wahrhaftig, Pfeffer nicht minder echt. Es lässt sich daraus schließen, dass Müller niemals Salz sein kann und Meier weit entfernt ist an Pfeffers Edelsinn heranzukommen und der Vergleich Müller und Meier vs. Salz und Pfeffer hinkt.
Afrika ist ein großer Kontinent. Viele meinen jedoch, dass Afrika ein Land ist, in dem Afrikaner leben, welche Afrikanisch sprechen, afrikanisch aussehen und afrikanische Musik hören. Das ist alles richtig und alles falsch. So wie es richtig ist, dass es Europäer gibt und europäische Sprachen oder so wie es Käse gibt. Beginnt man allerdings den einen Käse, beziehungsweise den einen Europäer zu suchen und will man die europäische Sprache sprechen oder europäische Musik machen, wird man wenig fündig und das Chaos geht schon los. Auch in Afrika ist viel Musik und viel Chaos, aber nicht per se, und möglicherweise weniger als in den Köpfen von so manchem Leser. Europa hat flächenmäßig einige Male Platz in Afrika. Wer Zeit und Muße hat, dem sei angeraten die Sache mit Karte und Schere an einem verregneten Sonntagnachmittag eigens zu untersuchen. Obschon in Afrika viele Menschen leben und dort viel passiert, ist die hiesige Tagesschau nicht sehr an den Ereignissen in Afrika interessiert und berichtet entsprechend wenig. Hingegen ist die gesamte Welt an Afrikas Rohstoffen interessiert. In Afrika gibt es viele wertvolle Rohstoffe, die wir alle zum Leben benötigen. Das Verlangen nach diesen Rohstoffen ist demnach nachvollziehbar. Begegnet man einem schwarzen Mann auf der Straße, vermutet man ihn aus Afrika. Das ist assoziativ logisch, aber nicht korrekt, auch nicht politisch. Denn gerade der Mann auf der Maximilianstraße in München, ist ein echter Bayer, der bayrisch spricht und selbst verwundert, wenn ihn einer auf Bantu statt mit einem „Grüß Gott“ anspricht. Denn dieser Mann war noch nie in Afrika und hat auch nicht vor nach Afrika zu reisen. Selbst Sammler von afrikanischer Kunst weigern sich ihre Füße auf Afrikas Boden zu setzen. Die Gründe sind unterschiedlich: fürchten die einen dort auf Spekulanten und Fälschungen zu treffen, ist es den anderen dort zu heiß. Um die begehrten afrikanischen Sammlerstücke zu erwerben respektive zu verkaufen, bevorzugen die Sammler und Afrika-Kunsthändler untereinander und außerhalb von Afrika zu bleiben. Im Übrigen kann man Menschen, die sich als wandelnde Lexika geben, herausfordern, indem man sie darauf testet, welche afrikanischen Hauptstädte sie kennen.
Auf einer verrückten Palme reiften wunderschöne Früchte. Es waren poetische Früchte. Trauben nämlich. Dass es Datteln waren, kann man auch sagen, aber dann darf man nicht von poetischen Früchten sprechen und auch nicht von einer verrückten Palme.
Heinz-Wilhelm Friedrich hat einen Bruder. Der heißt mit Nachnamen ebenfalls Friedrich aber mit Vornamen Heinz-Peter. Das haben sich die Eltern damals so ausgedacht. Nicht zu verwechseln ist Heinz-Peter Friedrich mit dem Hans-Friedrich Peter, denn dieser ist ein ganz anderer und wohnt auch in einer anderen Stadt. Während Hans-Friedrich Peter brünett ist und kräftig, trägt Heinz-Wilhelm Friedrich eine Brille und ist langgliedrig gebaut, ebenso wie Karl-Heinz Wilhelm, der aber von ganz anderer Statur ist, hier jedoch ebenso viel zur Sache hat wie Karl-Peter Heinz, welcher im übrigen schmal gebaut ist oder wie Peter-Wilhelm Friedrich, der für einen Mann mittleren Alters gar kleine Füße hat und sich auf keinen Fall einmischen, hingegen ausgiebig ausruhen will und das seit jeher, was Heinz-Friedrich Peter nachvollziehen und Heinz-Wilhelm Friedrich bestätigen kann und wenn man so will und ihn nett darum bittet, sogar mit Eidschwur.
Kommen wir zur Sache und lassen die ganze Spannung, dieses Füllmaterial, weg. Zwei, die sich liebten, haben sich umgebracht. Nicht brutal, aber sie haben es getan. Dazu am helllichten Tag, nicht im Keller, nicht in der Seitengasse, nein. Sie begangen die Tat vor dem Haus, ohne Planung und Zweck, ja selbst ohne Wut im Bauch, denn im Bauch hatten sie beide mit Spinat und Ricotta gefüllte Tortellini. Es geschah just nach dem leckeren Mittagessen beim Container mit dem Grüngut. Die Vögel zwitscherten, die Sonne schien, als es passierte. Es war ein Versehen, beiderseits, das auf einem Missverständnis beruhte, das eine Sache betraf, mit der sie im Grunde gar nichts zu tun hatten. Zu allem Übel war der eine gerade dort, wo er nicht hätte sein sollen und der andere tat, was er nicht vorhatte zu tun. So oder so, sie sind tot. Alle beide. Da hilft auch kein Motiv, kein juristisches Totschlaggeschwafel, da braucht es keine Detektive und keine Protokolle, nicht mal Erbarmen nützt hier noch etwas. Das ist nicht schön an dieser Stelle so zu schließen, aber es bleibt mir nichts anderes übrig.
Jakob hilft gerne Menschen in ihre Mäntel. Es ist unerheblich für Jakob, ob er die Subjekte kennt, ob sie ihm sympathisch, unangenehm oder einerlei sind und ob sie kurze Jacken oder lange Mäntel tragen. Was zählt, ist die Tatsache, dass sie Kittel und Ähnliches umhängen haben, die Stoffe dann ausziehen und später wieder anlegen, wobei Jakob den Leuten gerne beim letzteren assistiert und das Ablegen der Gewänder bereits als Vorfreude zu genießen weiß. Man könnte fälschlicherweise annehmen, es gehe Jakob um eine Anstandsgeste oder es handle sich um eine ausgeprägte Form bester Erziehung. Doch nicht Barmherzigkeit, Selbstlosigkeit oder Spekulation auf eine mögliche Bekanntschaft, erst recht nicht eine Anomalie, sind die Gründe für seine grundehrliche Aufmerksamkeit, sondern liegt die Faszination für Jakob darin, dass Arme rückwärts in Ärmel verschwinden.
Hören Sie selbst diese klingenden Welten von fliederfarbenen Bärten, fürwahr lauschen kann Sie verändern, denn dies sind Bilder zum Horchen. Fast jedes klingt weich, schief sind die meisten.
Ein Kind hauptsächlich kindisch, ein Mann mit männlichen Schläfen dazu eine Dame mit einer Leberpastete. Alles knospend und schlendernd. Zur Linken ein spukhaftes Falsches, hinten ein quiekendes Leichtes. Zuvorderst ein Winzling.
Ein kleiner, leicht gecheckter Hund geht auf den Markt. Er kauft sich einen bunten Blumenstrauß. Stolz ist der kleine Hund. Der Blumenstrauß ist wunderschön und riecht gut. Der Hund geht damit ins Caféhaus. Die Leute blicken anerkennend. Wie schön der Hund ist! Die Pfoten glänzen gepflegt und dann die Farbenpracht Blumen! Zum Einrahmen das Bild wie der Hund lässig am Bistrotisch sitzt! Ein Maler eilt herbei, denn das gibt’s nicht alle Tage – so ein schöner Hund! – und möchte den Hund portraitieren. Doch der Hund winkt ab. Er bestellt sich einen doppelten Espresso und denkt sich: Jetzt noch ein Zigarettchen.
Eine ältere Dame mit weißem Haar mit rosa Stich, den ihr eine taktlose Friseuse ungefragt verpasst hat, kauft in einem Haushaltgeschäft 134 Essgabeln. Der junge Verkäufer, welcher seinerseits in seiner Nackengegend graue Haare hat, dies aber weder weiß noch ahnt, glaubt sich verhört zu haben und fragt deshalb halb vorsichtig, halb scherzend: Gleich 134? Und keine Messer, keine Löffel? Die ältere Dame, die sich zwar nicht verhört hat, doch das Prinzip verfolgt nur ganze und daher nachvollziehbare Sätze anzunehmen, schweigt unbeteiligt, worauf der junge Verkäufer seine Frage instinktiv richtig formuliert indem er direkt meint: Was um Himmels Willen machen Sie mit 134 Gabeln? Darauf die ältere Dame mit weißem Haar mit rosa Stich: Sie werden wohl nicht im Ernst eine ältere Dame mit weißem Haar danach fragen, was sie mit 134 Gabeln macht?