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Ordnungs-Yoga ist ein Ratgeber für alle, die sich mehr Struktur und Ordnung (mentale wie physische) in ihrem Leben wünschen, um ihre Ziele besser zu erreichen. Es ist für Menschen geschrieben, die anstreben, ihre Ressourcen besser zu nutzen und die ihre Wünsche konkret in Pläne umwandeln möchten. Es ist ein Buch für alle, die seit langer Zeit in Arbeit zu versinken drohen und endlich wieder mal den Horizont sehen wollen. Nicht zuletzt soll das Buch eine Stütze sein für diejenigen Menschen, die sich selbst entfremdet und verloren haben und einen Motivationsschub brauchen, um auch mal ganz von vorne zu beginnen. Ordnungs-Yoga stellt die Rahmenbedingungen für die richtigen Ansätze und Schritte, verrät einige Tricks und gibt Tipps. Dabei wird der Leser immer wieder auch vor Fragen gestellt. Das Buch veranschaulicht, dass man die eigene Weitsicht auf sein eigenes Leben, aber auch den Fokus aufs Wesentliche schärfen kann, trotz einengenden Alltagsstrukturen, Zeitknappheit, wiederkehrendem Chaos und unvorhergesehenen Zwischenfällen. Ziel ist es, mit mehr Ordnung im Leben befreiter zu sein, sich besser entfalten zu können, mehr Zeit zu haben. Zeit für andere Dinge als für die Ordnung nämlich. Ordnungs-Yoga beginnt bewusst bei 0, das heißt direkt beim Leser und nicht bei einer konkreten Aufgabe. Denn Ordnungs-Yoga möchte nicht suggerieren, dass man in 10 Schritten das ganze Leben im Griff hat, wenn man lediglich ein paar Regeln beachtet. Das Buch richtet sich an das individuelle Leser-Du und dessen ganz eigenen, komplexen Kosmos. Durch direkte Fragestellungen regt Ordnungs-Yoga den Leser an zu einem aufrichtigen Dialog mit sich selbst und unterstützt ihn dabei durch die sich im Buch in fast jedem Kapitel befindenden Tipps. Das Buch geht auf Kernthemen wie Zeit, Effizienz, Struktur, Checklisten etc. ein. Themen, die ein Grundgerüst bilden rund ums Thema der Ordnung. Der Leser wird in jedem Kapitel durch einleitende Worte auf einfache Weise abgeholt und mit anschaulichen Tipps aus dem Kapitel wieder entlassen.
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Seitenzahl: 206
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Durch effektive Beherrschung der
physischen, zeitlichen Räume und der
körperlichen Energie geistige Befreiung
erlangen, das heißt im Einklang, frei,
spontan, entlastet, offen sein.
© Joanna Lisiak
Vorwort
Ich blicke mich ein wenig um
Energiehaushalt unter die Lupe und sanfte Verschiebungen machen
Noch nicht viel geschehen, aber ich kann mich langsam analysieren
Ich akzeptiere meine Makel
Ich esse den Elefanten ganz langsam
Ich habe mich ans Schreiben gewöhnt, jetzt aber konkret ein paar Punkten nach
Jetzt bin ich erstmals leer
7.1 Nach dem Umweg über die Vergangenheit und Zukunft wird es jetzt konkret
7.2 Wo fange ich bloß an? An der Oberfläche
7.3 Die eigene Wohnung
7.4 Dieser Raum ist der erste Schritt
7.5 Raum für Raum Ordnung schaffen
System, Regelmäßigkeit und Selbstdisziplin
8.1 Strukturgerüst und Vogelperspektive
8.2 Projekte definieren
8.3 Prioritäten
8.4 Autonomie
8.5 Zeit
8.6 Termine
8.7 Telefonate
8.8 Energie
8.9 Kommunikation
8.10 Planen
8.11 Motivation
8.12 Effektivität und Effizienz
8.13 Hilfestellungen
8.13.1 Checklisten-Typen
Arbeitslisten
Partner und Familie
Freunde und Bekannte
Privates / Haus / Auto etc.
Hobby
Gesundheit
„Physische“ Listen > Listen, die mit physischen Arbeiten verbunden sind
Einkaufslisten (primär)
Anschaffungen (sekundär)
Projekte
Diverse Zeit-Listen
Ausleihen
Temporäre Listen auf eine bestimmte Situation abgestimmt
Andere / individuelle Listen
8.14 Selbstdisziplin
8.15 Chaos / Zufall / Unvorhergesehenes
8.16 Verständnis
Ordnung knapp und nach Stichworten in alphabetischer Reihenfolge
Epilog
Anders als bei meinen anderen Büchern hat mich beim vorliegenden Werk nicht die reine und literarische Phantasie beflügelt, sondern entstand das Buch nach und nach durch Gespräche mit Menschen, denen Ordnung offenbar ein Gräuel ist und geordnete Menschen erst recht. Dadurch, dass ich auf mehreren Gebieten arbeite, zu jeder Zeit in verschiedenen Projekten stecke, Haushalt und Soziales manage sowie in meiner beruflichen Laufbahn einige Sekretariate von Null auf aufgebaut oder komplett umstrukturiert habe und mich zudem in einem Umfeld von vielen Selbständigerwerbenden, Künstlern und Freelancern bewege, merke ich immer wieder bei Gesprächen, dass ich offenbar ein bisschen klarer strukturiert bin als die anderen und meistens schneller zu Lösungen gelange, rascher reagieren kann und Zeitfenster für spontane Aktionen frei habe.
Sehr lange dachte ich, dass dies lediglich auf meine Veranlagung oder möglicherweise preußische Vorfahren zurückzuführen ist, doch nachdem ich meine Einsichten immer wieder offenbar gemacht habe, stellte ich fest, dass ein großes Stück meiner Ordnung von Regeln und Tricks bestimmt ist und sich in diesem Wirkungskreis auch leichter an der eigenen Disziplin arbeiten lässt beziehungsweise manche Dinge von außen wirklich so aussehen als wenn sie von selbst zu laufen würden. Aus der Auseinandersetzung mit meinem System, gepaart mit meinen Erfahrungswerten und Beobachtungen sowie den mir gestellten Fragen, ist nun ein weiteres Ratgeberbuch entstanden zum großen Thema rund um die physische und mentale Ordnung.
Es liegen zahlreiche Ordnungsbücher auf dem Markt vor und die meisten sind wunderbar gegliedert in Kapiteln und Schritten. Viele der Bücher suggerieren einem bereits beim Durchblättern, dass man lediglich eine Reihenfolge einzuhalten hat, dann wird der Rest von selbst kommen. Ich möchte mit dem vorliegenden Band die Menschen nicht auf ein paar Regelungen herunterbrechen und somit tendenziell vereinheitlichen, sondern habe ich das Buch so zu verfassen versucht, als würde ich einem guten Freund ehrliche, unbeschönigte, aber konkrete Ratschläge geben, um die er mich bittet.
Die Reise beginnt vielleicht vor Null und dies nicht, weil ich spirituell veranlagt bin, sondern weil ich glaube, dass man für Ordnung einen gewissen „state of mind“ mitbringen sollte. Der praktische Teil bezieht sich meiner Überzeugung nach nicht nur auf die effektiven Ausführungen und Abläufe, sondern nimmt seinen Lauf bereits in einer Vorbereitung des Menschen, der später die gewünschte Ordnung bewerkstelligen will und kann, indem er sich zunächst unter die Lupe nimmt und den Dialog zu sich aufzunehmen bereit ist.
Ich behaupte ein relativ kreativer, immer wieder von neuen Ideen aufgesuchter, spontaner und daher wahrscheinlich ein verhältnismäßig freier Mensch zu sein. In mir wohnt eine Seele, die die Ordnung liebt, aber nicht der Ordnung willen alleine. Ordnung an und für sich ist genauso lebendig und nützlich wie ein Stück Papiergeld in einem abgeschlossenen Raum. Erst durch die Phantasie und die Möglichkeiten, die sich durch Denken, was mit diesem abstrakten Geld passieren könnte, auftun, wird es wirklich wertvoll. Wenn das Geld tatsächlich in etwas umgewandelt wird, das wir erleben, essen, besitzen können. Ähnlich verhält es sich mit der Ordnung und den Ordnungsmenschen. Dass Meier ordentlich ist, ist mir egal, erst recht, wenn er unsympathisch ist, nicht mal weiß wie er sich richtig anziehen soll, aus dem Mund riecht und sonst wie nichts mit meinem Leben zu tun hat. Meier übt keine wirkliche Faszination auf mich aus, bloß weil er seine Gewürze alphabetisch geordnet hat, immer weiß, welche Zeit es ist, seine Ferien stets drei Monate im voraus bucht und im Urlaub das Budget nicht überschreitet. Ebenso ist mir einerlei, dass sich in Hochglanzmagazinen 800 m2 große Wohnungen der minimalistischen Zen-Ästhetik hingeben können, weil die Voraussetzungen dank unsichtbaren Reduits, Kellern, Einbauschränken selbst für Sammler optimal sind, wenn ich nun mal in einer 50 m2 Wohnung all mein Hab und Gut unterbringen muss und eine Tendenz zum Sammeln beobachte. Was nützt mir zu wissen, dass die heutigen Schubladensysteme einer neuen Generation angehören und wahre Ordnungswunder sind, wenn ich nun mal Erbin einer alten, quietschenden, überquellenden Schubladenkommode bin, die zu einem Möbelstück gehört, an dem ich emotional hänge. Nun, es ist immer gut einfach mal informiert zu sein, und es ist noch besser, sich zu überlegen, wie man die Informationen für sich evaluiert und verarbeitet.
Informiere dich erstmals rein physisch und finde heraus, wenn du es noch nicht weißt, welche Priorität die höchste für dich sein könnte. Geh in einen gepflegten Stadtpark und genieß die Zeit dort. Vielleicht wird dir der Anblick Lust machen, endlich auch deinen Garten auf Vordermann zu bringen. Blättere in Wohnbüchern, Einrichtungskatalogen oder Wohnzeitschriften. Vielleicht wird dich ein schön aufgeräumtes Schlafzimmer anregen, einen neuen Schrank zu kaufen oder die Farbpalette zu minimieren. Geh in den Keller und finde heraus, ob dir die Kellersysteme deiner Nachbarn besser gefallen und brauchbarer erscheinen als deine eigenen. Geh in eine gut sortierte Papeterie und schau dir die ganzen Systeme genau an: welche machen für dich am meisten Sinn? Ordner oder Hängeregister, Mappen oder schöne Kartonschachteln? Andere Systeme? Lass dich beraten, ohne dich gleich festzumachen und zu kaufen. Es geht nicht darum, dich Hals über Kopf mit neuem Material einzudecken, sondern herauszufinden, was dich am meisten anspricht und was dich kalt lässt. Wenn du die Möglichkeit hast, deine Bekannten oder Arbeitskollegen privat zu besuchen, zögere nicht, dich etwas genauer im Privatbüro umzuschauen oder Fragen zu stellen wie sie den Papierkram bewältigen.
Wenn wir ehrlich sind und tief in uns hineinhorchen, wissen wir im Grunde ganz genau, wo uns der Schuh drückt. Doch frisch informiert zu sein darüber, wo man etwas nachlesen oder kaufen kann, ist deswegen so wichtig, weil dies bereits ein Schritt in eine Richtung ist, den man zu gegebener Zeit nur noch machen muss. Obschon wir wissen, wo es bei uns brennt, tun wir erstaunlicherweise die umgekehrten Dinge, bevor wir uns dem Eigentlichen zuwenden. Das Eigentliche bekommt umso mehr einen Status der Unerreichbarkeit, je länger wir uns vorstellen wie wir es machen oder wann, und bevor wir das tun, bewältigen wir unlogischerweise ganz andere Dinge:
Eine junge Frau putzt immer ihre Fenster, wenn sie eigentlich die Steuererklärung machen müsste. Nachdem sie bereit ist für den bürokratischen Teil ruft sie aber sicherheitshalber noch ein paar Freundinnen an, insgeheim hoffend, dass sie spontan weg muss, was in den meisten Fällen so ist und die Steuererklärung unerledigt bleibt. Oder eine andere Frau sortiert Geschirr um, anstatt sich aufs Rad zu schwingen und etwas für ihre Figur zu tun. Oder ein Mann trödelt im Keller, weil er nicht zum Kartoffelschälen einberufen werden möchte und sich damit zwei Tage lang mit seiner gereizten Frau herumschlagen muss. Es fällt uns kurz und gut schwer Dinge zu tun, die offenbar und klar sind. Lieber verbrauchen wir die Energie für andere Dinge, bis der Zeitradius uns zu anderen Aufgaben zwingt. Wir sind manchmal richtig froh, wenn eine größere Kraft über unseren Willen entscheidet. Wir zögern vieles so lange heraus, bis wir uns keine Rechtfertigung mehr schuldig sind. Wenn das Geschirrsortieren bis Mitternacht dauert, wird sich die Frau keine Sekunde überlegen, halt nachts aufs Rad zu steigen, nein, sie wird ohne schlechtes Gewissen zu Bett gehen, am nächsten Tag wahrscheinlich wieder ans Radfahren denkend.
Dieses ständige Denken aber an Dinge, die man eigentlich tun sollte, aber nicht kann oder wegen gewissen Dingen nicht kann oder erst kann, wenn andere Dinge in Ordnung kommen, verbrauchen viel Energie; der bewussten und der unbewussten. Dies kann zur Folge haben, dass wir uns in eine Spirale drehen und im unbewussten Teil unsere Kreativität einschränken. Je mehr unerledigte, verschobene Vorhaben wir mit uns tragen und uns mit ihnen quälen, desto schlechter wird es uns gehen, weil wir uns mit der Zeit nicht nur belastet fühlen, sondern auch von schlechtem Gewissen geplagt sein werden. Im Extremfall glauben wir sogar an unser Versagen und fühlen uns als Verlierer, als Gefangene unserer eigenen Gedankengänge.
Es ist ein Leichtes, Ausreden zu finden, doch finde ich es schade, das kreative Potential in Entschuldigungsmärchen auszuleben. Es klingt in den Ohren vielleicht interessanter und geheimnisumwitterter zu hören, dass jemand den Abwasch nicht machen konnte, weil er eine ganz verrückte Nacht hinter sich hatte, als wenn jemand sagt, er habe alles wacker und mühelos erledigt: Zähne geputzt, Blumen gegossen, Kleider gebügelt, das Auto in den Service gebracht, vor zwölf eingeschlafen usw. Noch interessanter finde ich es allerdings, wenn man weder über Dinge sprechen muss, die man noch nicht gemacht hat, noch über Dinge, die erledigt sind, sondern die Möglichkeit hat, sich ganz anderen Themen zuzuwenden. Es ist egal, ob es darum geht, über ein einzelnes Wort zu philosophieren, eine Zeitung weniger überfliegen zu müssen, oder sich in den Anblick einer Blüte zu vertiefen. Auch ist es schön, ohne Last und Hast zu schweigen und Raum, für etwas Schönes und Neues entstehen zu lassen.
Ich bin jetzt keineswegs ein „Übermensch“, der bis in die letzte Faser meines Daseins organisiert ist und aufsteht, um Eingebungen zu erhalten und um meine perfekte Arbeit jeweils nichts als flink und perfekt zu leisten. Mein Leben ist voll von Dingen, die noch erledigt, von Plänen, die ausgereift werden müssen, von Träumen, die unvollendet oder utopisch sind, von Lastern, mit denen ich hadere und die mir Zeit und Lust nehmen. Ich umgebe mich, wenn auch temporär, so doch permanent immer mit allem: dem Perfekten, Harmonischen und Aufgeräumten und dem Unvollendetem, dem Unsicheren, dem Chaotischen. Ich bin nicht immer in der Lage alles so zu steuern, wie es am effizientesten ist oder wie es mein Ego möchte, ich muss Umwege auf mich nehmen, muss mich in Geduld üben, muss Dinge verschieben, umorganisieren, unerledigt wegschmeißen, Kompromisse in Kauf nehmen, von vorne anfangen etc. Dies ist der Zustand, in dem wir wohl leben, aber dieser Zustand macht mich nicht fertig, weil ich zwischendurch allemal selbstbestimmend handeln kann und Übersicht habe darüber, was gerade passiert beziehungsweise nicht geschehen ist. Und zwischendurch mache ich kleine Schrittchen, backe kleine Brötchen und sehe, dass Einiges in somma, mal besser, mal schlechter, zu funktionieren scheint.
Nimm dir einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken, was gerade bei dir so läuft, was gut, was harzig und mühsam ist. Sieh dich in deiner privaten Umgebung um und streife kurz Dinge, Personen, Situationen, die dich unglücklich machen und wo es sich nur immer um Missverständnisse dreht und vergegenwärtige dir, wo es reibungslos läuft, wo Abläufe, die Kommunikation funktionieren. Es geht jetzt nicht darum, Thesen zu ziehen oder therapeutische Ansätze zu finden, sondern lediglich um einfach ins Blaue ein paar Gedanken über dich selbst zu denken. Wo bist du gerade, was läuft, was läuft nicht, was war vor einer Wende, was Größeres wird sich nächstens ereignen oder sollte sich einstellen? Wie wird das Jahr zu Ende verlaufen, was ist angedacht, geplant, wie wohl ist dir dabei, was möchtest du auf jeden Fall nicht, was wünschst du dir sehnlich usw. usf.? Für diese Gedanken musst du dich nicht an deinen Tisch setzen. Du kannst dir hierfür eine Fahrt (mit dem Auto, dem Fahrrad oder mit der Bahn) genehmigen, in eine Bar gehen, eine Zigarre anzünden, einen schönen Kaffee dazu gönnen oder durch eine Kunstausstellung streifen, während du den Gedanken in leichter Form nachgehst.
Diese Gedankengänge werden für dich möglicherweise neu sein, daher ist es wichtig, dir dafür Zeit zu lassen. Du kannst das gerne ein paar Wochen lang tun oder alle paar Tage und dich nach Möglichkeit auch ein wenig beobachten dabei. Wenn du merkst, dass du aus reiner Effekthascherei oder Trotz in deinem Leben herumbummelst, lass diesen rüffelnden Gedanken zu und du wirst alsbald Distanz dazu haben, das Trödeln womöglich von der humorvollen Seite betrachten oder die kritisch aufkommenden Gedanken gar zeitweilig bewusster unterbinden können. Stellst du fest, dass du um ein Thema besonders oft kreist, lass dich darauf ein. Tauchen Fragen oder Antworten auf, schreib sie auf oder werde dir ihrer bewusst. Rede gegebenenfalls darüber mit einer vertrauten Person, aber ebenso gut eignet sich dazu eine fremde Person. Du kannst dich zum eigenen Schutz auch indirekt über eine Drittperson äußern. Vielleicht kannst du aufgrund deiner Gedankengänge bereits eine Struktur erkennen, z.B., wenn du siehst, dass die meiste Energie sich auf geschäftliche Anliegen oder deine Partnerschaft oder einen unerfüllten Traum bezieht.
Ein wirklich sehr bewährtes Mittel zur Klärung über die eigene Befindlichkeit ist das Schreiben. Im ersten Schritt geht es nicht darum, dir das Leben von der Seele auf literarische oder akribische Art und Weise zu schreiben. Schreibe die Sachen just genauso wild und unstrukturiert aus der Erinnerung auf, wie du sie in deinen Gedankengängen erlebt und erfasst hast. Dies können ganze Sätze sein, mögliche Statements, die du innerlich gemacht hast, Schlüsselworte oder Fragestellungen. Auch Kategorien zu machen ist eine gute Idee: z.B. Familie, Körper/Gesundheit, Projekte, Geld, Wohnung, Partner, Reisen, Träume, Vergangenheit etc. Du kannst die letzten fünf Jahre Revue passieren lassen oder dir die nächsten fünf ausmalen. Es gibt zig Methoden, Zeitpunkte und Möglichkeiten Dinge aufzuschreiben. Die einen bevorzugen das frühmorgendliche Blindschreiben von Hand, andere sind flink per Tastatur unterwegs. Du musst das Aufgeschriebene im Übrigen weder behalten noch abspeichern, der Akt als solcher zählt und vieles von dem, was du zu Papier gebracht hast bzw. schriftlich, wird auch kaum vergessen werden. Das heißt, auch durchzulesen brauchst du deine Notizen nicht unbedingt. Mindestens das allerwichtigste und am meisten brennende Thema wird in der Erinnerung haften bleiben, umso stärker, wenn hierfür Worte gefunden wurden. Natürlich kann man genauso gut, die Überlegungen in Form von lauten Selbstgesprächen oder Aufnahmen (z.B. via Handy Aufnahme-App), respektive durch Gespräche mit Dritten, auf den Punkt bringen.
Auch für diese Übung ist der Zeitfaktor nicht zu unterschätzen. Manchmal braucht es sehr lange, bis man Sachen, die nur unbewusst vorhanden sind, ins Bewusste holen kann, und möglicherweise braucht es in diesem Prozess am längsten, sich den Fragen und Einsichten laut und deutlich zu stellen. Die Erfahrung zeigt auch, dass sobald in einem Gebiet etwas unverkennbar und offensichtlich wird, sich daraus oftmals etwas Neues zweigt, das erneuter Betrachtung und Anschaulichkeit bedarf. Ein Weg mit immer feinerer Gliederung, ist demnach ein Weg der Differenzierung, der sich längerfristig lohnt, denn er führt zu mehr Qualität in der im Bewusstsein gestärkten Wahrnehmung.
Ist man an den Punkt gelangt, wo sich gewisse Dinge herauskristallisiert haben, ist es wichtig mit den Aufgaben und Gebieten zu beginnen, die am meisten unter den Nägeln brennen. Möglicherweise sind scheinbar unwichtigere Dinge mit mehr Emotionen behaftet als vermeintlich wichtigere, wenn wir sie kognitiv verstehen. Doch es ist wichtig, mit jenen Sachen zu beginnen, die man mit Intuition wählt. Das Erledigen dieser Dinge kann einem soviel Auftrieb geben, dass der Elan für die nächsten, harzigeren Aufgaben umso mehr gegeben ist. Ich habe beispielsweise keine Ruhe etwas Wichtiges zu bewerkstelligen, bevor ich nicht den Wohnzimmertisch aufgeräumt und die Sofakissen zurechtgerückt habe. Ein anderer kann ohne gefüllten Kühlschrank keine wichtigen Telefonate führen. Viele brauchen erst mal einen Kaffee, eine Zigarette oder ein gelüftetes Zimmer, um zu funktionieren, was natürlich mehr rituellen Charakter hat, als dass wir wirklich ohne diese Elemente nichts tun könnten. Doch ob logische, eingeredete oder irrsinnige Abläufe; sie sind als antreibender Motor für das Eigentliche nicht zu unterschätzen.
Aus dem Nichts Etwas zu beginnen ohne Vorbereitung und ohne sichtliches Vorhaben hat etwas Willkürliches und deshalb etwas Angsteinflößendes, weil in der Willkür Platz ist für Unvorhergesehenes und manches schief gehen kann. Wie beruhigend ist hingegen ein kleiner Plan, ein gut gewählter Zeitpunkt, eine bestimmte Zeitdauer, in der etwas gemacht werden kann und ein damit verbundenes Ziel, das etwas darstellt, bewirkt oder weiterführt. Jeder gute Fachmann wird, um sich und seine Energie zu schützen und um sie richtig einzuteilen, mit Bedacht an eine Aufgabe herangehen. Er wird sorgfältig planen, sich Problemen auf dem Weg vorab stellen, um darauf vorbereitet zu reagieren, und er wird bewusst und schrittweise vorgehen. Nicht zuletzt geschieht das aus Respekt vor der auszuführenden Pflicht.
Wie im ersten Kapitel angetönt, ist es nicht unwesentlich, zu wissen, wo die eigenen Kardinalpunkte liegen, um die Prioritäten anlegen zu können. In diese Kategorie fällt unweigerlich auch der eigene Energiehaushalt, mit dem wir richtig umgehen sollten. Wer sich seiner Energie nicht bewusst ist, wird sie möglicherweise falsch einsetzen und wer sie falsch einsetzt, wird sie wahrscheinlich rascher verlieren als es nötig ist. Die Energie richtig einzusetzen bedeutet im Übrigen nicht, sie von 100 auf 0 herunterzubringen und wieder vollständig bis ins Letzte aufzuladen, sondern über die meiste Zeit hinweg in einem gesunden mittleren Feld mit ihr zu fahren und nur sporadisch den höchsten Wert zu verbrauchen, beziehungsweise ebenso selten ganz auf 0 runterzugehen. Zum einen währt die höchste Energie am kürzesten, zum anderen sollte sie möglichen Extrem- oder Ausnahmefällen vorbehalten werden und somit als Reserve dienen. Unvorhergesehene Ereignisse werden immer wieder die Pläne durchkreuzen und Abläufe anders aussehen lassen als sie ehemals angedacht waren. Rücklagen sind nicht nur finanziell beruhigend, sondern sind auch faktische Chancen. Denn sie erlauben einem in der Praxis spontan auf Zufälligkeiten mit einer gewissen Souveränität und Offenheit zu reagieren.
Die richtige Energie lässt sich durch Beobachtung an sich selbst relativ einfach eruieren. Vielleicht bist du nicht der Ausdauersportler, der du sein möchtest, sondern erlebst erst nach drei Tagen absoluter Ruhe einen gewissen Energieschub, der nur für kurze Zeit reicht. Vielleicht brauchst du mehr Rückzug als dein Partner, vielleicht tankst du auf, wenn du mit Freunden unterwegs bist und vermeintlich sinnlos um die Häuser ziehst. Finde heraus, ob für dich das Kochen ein quälendes Muss ist oder ob dir der Kontakt zu frischen Produkten, das Vorbereiten und das anschließende Essen großen Genuss bereitet und dich erdet. Vielleicht sitzt du viele Stunden vor dem Fernsehapparat, obschon du dadurch nur müde wirst. Oder du bist eigentlich gerne in der Natur, doch durch Arbeitsabläufe und organisatorische Belange, schaffst du es kaum noch nach draußen zu gehen und kappst dadurch einen wichtigen Energielieferanten ab? Ich möchte keinen Teufel an die Wand malen, aber sehr oft leben wir unser Leben nach Bahnen, die sich über die Jahre eingeschlichen haben, obschon sie uns zwar nicht schaden, aber nicht viel Mehrwert bringen. Diesen Kreislauf kannst du durchbrechen, indem du dich auch in punkto Energiefragen eine zeitlang unter Selbstbeobachtung stellst und Neues ausprobierst.
Wenn es dir schwer fällt, dich von Gewohnheiten zu lösen oder dich darin kritisch zu betrachten, verschreibe dir in regelmäßigen Abständen etwas, das du normalerweise nicht tust. Dies kann etwas sein, das du eigentlich abgeschrieben hast oder für dich nicht in Frage kommt oder ebenso etwas, das du schon lange tun würdest, es aber immer verschoben hast, weil es nicht das Wichtigste ist. Vielleicht findest du nun heraus, dass dir zum Beispiel ein wöchentlicher Disco-Besuch wie zu Teenagers Zeiten nicht den Schlaf raubt, sondern du auch ohne Schlaf durch die Tanzerei geistig fit wirst. Oder du stellst fest, dass morgens um 6 Uhr Zeitung zu lesen ein guter Auftakt für deinen Tag ist, wenn du für die abendliche Lektüre keine Konzentration aufbringen kannst. Probiere also verschiedene neue Wege aus und schaue, was sich auf deine Müdigkeit, Fitness, deinen Elan, deine Klarheit und deine Harmonie wie auswirkt. Diese Übung bedeutet keineswegs eine allzu gewollte Umstellung deines Lebens, sondern ist mit wenigen kleinen Verschiebungen bereits wirksam: Trink mal morgens Tee oder Milch statt eines Kaffees, gönn Dir abends einen Whisky. Stell deine Essgewohnheiten für kurze Zeit um: vielleicht ist Rohkost nichts für dich, vielleicht schaffst du es ohne Kohlenhydrate nicht den Nachmittag konzentriert durchzuarbeiten. Ein wichtiger Punkt betrifft den Schlaf: Wann gehst du zu Bett? Wie lange schläfst du? Wann stehst du auf? Wie sind deine Einschlaf- und Schlafgewohnheiten am Wochenende, wenn du nicht zur Arbeit musst? Wann stehst du ohne Wecker im Durchschnitt auf? Sind Mittagsessen mit deinen Arbeitskollegen eigentlich mühsam und langweilig oder brauchst du sie, um deine Arbeit erträglicher zu machen? Solltest du vielleicht doch das Autofahren sein lassen und dir stattdessen ein 1. Klasse-Bahn-Abonnement kaufen oder benötigst du das Autofahren um abzuschalten und um Radio zu hören? Solltest du abends noch kochen oder nur am Wochenende? Wäre Kino am Mittwoch schöner als dich im Fitnesscenter zu plagen? Solltest du öfters ein Entspannungsbad nehmen oder das Duschen mal am Abend ausprobieren? Warum nicht mal wie die Hühner zu Bett gehen? Was spricht gegen eine Übernachtung im Sommer im Freien?
Die Nahrung, der Schlaf und die Bewegungsgewohnheiten sind wie gesagt drei sehr wesentliche Punkte, denen besondere Aufmerksamkeit gebührt. Die Regeln für kleine Verschiebungen sind einfach durchzuführen: Versuche nur wirklich ganz kleine Dinge umzustellen, die dich am ehesten belasten, verunsichern oder neugierig machen. Lass dir dafür Zeit und verändere nicht alles auf einmal. Es ist nicht relevant, ob du die Umgestaltungen aus tiefer Ahnung und Überzeugung hervorholst, sie dir kognitiv ausdenkst oder dich aus purer Lust und Neugier versuchsweise neu ausprobierst. Am Ende der Experimente ist es wichtig, kurz in dich zu gehen und das Bauchgefühl zu spüren. Das Bauchgefühl erfährst du gut auch in der Nachwirkung, wenn du das Erlebte nochmals geistig durchgehst und feststellen kannst, ob ein fader, schlechter oder süßer Nachgeschmack geblieben ist.
Wenn du ein paar Wochen oder Monate lang mit den zuvor genannten Versuchen durch dein Leben gegangen bist, wirst du mit Sicherheit dein Bauchgefühl gestärkt und dein Unterbewusstsein aktiviert haben. Wahrscheinlich bist du noch nicht so weit deinen Weg deutlich zu sehen oder dich nur beflügelt zu fühlen. Auch ist die eigentliche Motivation für die ungeordneten, pendenten Angelegenheiten noch kaum gegeben. Doch durch den inneren Dialog mit dir wirst du intuitiv etwas kultivieren, das dir im entscheidenden Moment Kraft geben wird. Du wirst reicher an Erfahrung, hast vielleicht ein paar neue Seiten an dir entdeckt, bist möglicherweise verspielter oder klarer als zuvor und du wirst mit der Zeit nicht mehr an den Punkt zurück können, wo du nicht über dich und dein Handeln reflektiert hast. Das Reflektieren wird ein Teil von dir werden.
Nicht jeder ist davon begeistert mit sich selbst Gespräche zu führen: Warum tue ich das? Was hat das für Auswirkungen? Wie könnte ich es anders machen? Warum stehe ich zu meinem Entschluss, auch wenn er unlogisch oder gar schädlich ist? Warum kann ich auf X nicht verzichten? Warum beiße ich mich an dieser Idee fest? Was steckt dahinter? Was ist, wenn alles ganz anders kommt? Nun, sich Fragen