Theatertexte, Hörspiele, Szenen, Dramolette Teil 3 - Joanna Lisiak - E-Book

Theatertexte, Hörspiele, Szenen, Dramolette Teil 3 E-Book

Joanna Lisiak

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Beschreibung

Leiser, hintersinniger, gelegentlich auch offenkundiger Humor durchzieht fast alle die hier vorliegenden Texte aus dem dramatischen Genre der Autorin Joanna Lisiak: Theaterstücke, Dramolette, Szenen, Sketche sowie Hörspiele. Oft entlarvenden Charakters reichen die Texte von amüsierenden Parodien bis hin zu ad absurdum geführten Stücken. Joanna Lisiak bricht mit Klischees, indem sie diese geradezu vorführt oder bei Gelegenheit auch mal die Reaktion der Zuschauer vorwegnimmt, wenn sie diese beispielsweise subtil in die Gesprächsebenen einbaut oder die Zuschauer selber ein Stück schauen lässt, wo sie zu Zuschauer-Beobachtern von Zuschauern werden, die wiederum ihrerseits ein Theaterstück schauen. So unterhaltsam manche Texte sind, so vermögen sie stellenweise nachdenklich zu stimmen. Insbesondere, wenn das Komische einem im Hals stecken bleibt, weil man sich ertappt über etwas zu lachen, das ebenso ernst gemeint hätte sein können. Wenn also die Tragik der Komik sachte die Hand reicht. Themen wie Kommunikation, menschliche Missverständnisse oder die Unvollkommenheit des Einzelnen sind wiederkehrende und verbindende Motive der Stücke. Die vorliegenden Texte entstanden in den Jahren 2003 bis 2016.

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Die vorliegenden Texte entstanden in den Jahren 2003 bis 2016.

Leiser, hintersinniger, gelegentlich auch offenkundiger Humor durchzieht fast alle die hier vorliegenden Texte aus dem dramatischen Genre der Autorin Joanna Lisiak: Theaterstücke, Dramolette, Szenen, Sketche sowie Hörspiele. Oft entlarvenden Charakters reichen die Texte von amüsierenden Parodien bis hin zu ad absurdum geführten Stücken. Joanna Lisiak bricht mit Klischees, indem sie diese geradezu vorführt oder bei Gelegenheit auch mal die Reaktion der Zuschauer vorwegnimmt, wenn sie diese beispielsweise subtil in die Gesprächsebenen einbaut oder die Zuschauer selber ein Stück schauen lässt, wo sie zu Zuschauer-Beobachtern von Zuschauern werden, die wiederum ihrerseits ein Theaterstück schauen. So unterhaltsam manche Texte sind, so vermögen sie stellenweise nachdenklich zu stimmen. Insbesondere, wenn das Komische einem im Hals stecken bleibt, weil man sich ertappt über etwas zu lachen, das ebenso ernst gemeint hätte sein können. Wenn also die Tragik der Komik sachte die Hand reicht. Themen wie Kommunikation, menschliche Missverständnisse oder die Unvollkommenheit des Einzelnen sind wiederkehrende und verbindende Motive der Stücke.

Joanna Lisiak wurde in Polen geboren. Sie kam 1981 in die Schweiz, wo sie mit 10 Jahren Deutsch lernte. Seit 2000 sind 29 eigenständige Bücher von ihr erschienen (Anthologien nicht mitgerechnet). Ihr Werk umfasst Lyrik, Kurz- und Kürzestprosa, Theaterstücke und Dramolette, Hörspiele und Essays. Lisiaks Publikationen wurden vom Präsidialdepartement der Stadt Zürich, vom Aargauer Kuratorium und vom Migros Kulturprozent unterstützt.

Inhalt

Kaufrausch

Kunstobjekt

Mutterstolz

Kompliment

Pocken

Räuberjagd

Ritual

Romanfigur

Stumpfes Messer

Ulli & Yoshi

Vor dem Hintergrund

Was in Wien war

Weihrauch

Zur Visite

Zwei Männer bei der Unterhaltung

Zustände – Sonst macht es keinen Sinn

Mein Drache ist besoffen

Theatertexte

Kaufrausch

Ehepaar. Ehefrau (euphorisch) kommt voller Marken-Einkaufstüten auf ihren Ehemann zu.

Ehemann:

Oh Gott!

Ehefrau:

Toll nicht?

Ehemann:

Was soll daran toll sein?

Ehefrau:

Was ich heute wieder gespart habe!

Ehemann:

Meine Nerven wohl kaum.

Ehefrau:

Jetzt sei nicht gleich zickig!

Ehefrau beginnt einzelne Luxusgüter aus den Taschen zu nehmen und sie dem Ehemann zu zeigen: Kleider, Taschen, Parfüms, Schuhe, Golf-Utensilien etc.

Ehefrau:

Nur 297! Hier: von 590 auf sagenhafte 380! Und hier lächerliche 190. Und was glaubst du, was das da gekostet hat?

Ehemann:

50?

Ehefrau:

Ach, du kennst dich aber auch gar nicht aus! Läppische 180. Und guck mal hier: da habe ich auf den Rabatt nochmals Rabatt bekommen, wegen diesem mini-kleinen, losen Faden da. 700! Normalpreis. Jetzt halt dich aber gut fest: 2300! Wenn das nicht ein Superschnäppchen ist, mein lieber Scholli! Du, darauf musste ich natürlich gleich einen Champagner kaufen, das muss schliesslich

ordentlich gefeiert werden!? Wenn schon dann schon sagst du immer.

Ehefrau übergibt dem Ehemann zwei Plastikgläser und einen Dom Perignon. Ehemann öffnet Flasche, schenkt ein. Stummes Prosten.

Ehefrau:

Was glaubst Du, was ich hier habe!

Ehemann:

Das ist eine Krankheit.

Ehefrau:

Ach, immer so voreilig urteilen, Mensch…. Tatatata! Na? Da staunst Du aber! Was sagst du jetzt? Richtig! Dieses edle Stück bekommt man nicht nur äusserst, äusserst selten, aber so gut wie nie vergünstigt. Also seit Jahren schaue immer wieder so umher und guck so rum und sage mir: vielleicht, vielleicht heute? Aber ha! Heute war der Tag meines Glücks! Du, ich bin sicher. Wäre ich morgen gegangen, ich hätte es nicht gefunden.

Ehemann:

Es ist ein Zwang. Das muss zwanghaft sein.

Ehefrau:

Ich bin ja sonst nicht so. Aber schau, diese da: 7 für 5, da konnte ich nicht widerstehen. Das kann niemand, der nur im Ansatz mit etwas Vernunft ausgestattet ist, ignorieren. Und Weihnachten ist ja sowieso immer wieder ein Thema.

Ehemann:

Wenn ich einmal einen Herzinfarkt habe, weiss ich zumindest woher.

Ehefrau:

Ach, red kein dummes Zeug! Ich habe es mir ausgerechnet, was ich heute alles gespart habe.

Ehemann:

Was hast du? Wieviel?

Ehefrau:

Jetzt wart mal. So schnell kann kein Mensch rechnen…

Ehemann:

Wieviel? Ungefähr! Eine Zahl!

Ehefrau:

Ach, du machst mich ganz nervös….

Ehemann:

Eine ungefähre Angabe. Etwas zwischen und.

Ehefrau:

Sagen wir…. 4'300.

Ehemann:

Was? 4'300? Ich glaub ich spinne!

Ehefrau:

Jetzt sei nicht gleich so pessimistisch. Das habe ich nicht ausgegeben.

Ehemann:

Sondern?

Ehefrau:

4'300 haben wir gespart.

Ehemann:

Wir?

Ehefrau:

Bei 4'300 Ersparnis kannst du wirklich nichts sagen, ich bitte dich. Was für ein Pessimist du doch bist.

Ehemann:

Pessimist. Was hast du dann ausgegeben?

Ehefrau:

Ausgegeben habe ich etwa 12. Aber ich müsste genauer nachrechnen, vielleicht 13, vielleicht 11.

Ehemann:

13? 13'000?

Ehefrau:

Mein Gott ja. Mach aber keine Szene, sondern denk nach. Denk doch einfach auch an die Ersparnisse: 4300! 4300 gespart! Jetzt find mir bitte eine, die mir das nachmacht!

Ehemann:

Du hast ausgegeben. Du hast gar nichts gespart. Nur ausgegeben.

Ehefrau:

Iwo! Ja, ich habe ausgegeben. Aber du willst mir doch nicht im Ernst weiss machen wollen, ich hätte nicht gespart?! Was bist du bloss für ein alter, mies machender Esel! Mit dir macht es wirklich keinen Spass, du

Spielverderber, du schwarzmalender Fatalist, du, ewiger du…. du…!

*

Kunstobjekt

Mimisches Dramolett in 3 Teilen. Einzig zu vernehmen sind Grummeln, Jauchzer, Ruflaute, Brüller, Stöhngeräusche usw.:

Personen

Künstler (K)

Galerist (G)

2 Assistenten (A1 und A2)

Sammlerin (S)

Statisten

Fakultativ: Bodyguard/s, Butler

Bühne: Eine leere Galerie, Türe zu einem Hinterraum.

1.

Ein aufgeregter Galerist (G), ein komplizierter, zuweilen cholerischer Künstler (K) und zwei zwischen hysterisch und locker eingespielt tendierenden Assistenten (A1, A2). K spaziert durch die leere Galerie, G aufmerksam hinter ihm her, A1 und A2 mal gelangweilt herumstehend, mal aufmerksam K und G beobachtend. Nach einem ruhigen Hin und Her brüllt K jäh los, wirft aufgeregt die Arme in die Luft, hetzt A1 und A2, sodann auch G. A1 und A2 (einer schlendernd, einer eingeschüchtert) in den Hinterraum. G beruhigt K. Dann erscheinen A1 und A2 mit den einzelnen Werken des Künstlers und mit weissen Handschuhen an. Die Werke können sich alle sehr gleichen (z.B. alle monochrom rotfarben). G und K erwägen die Wände für die Werke, A1 und A2 halten die Bilder nacheinander an die Wände, erneut Hin und Her mit einzelnen Ausbrüchen von K, dann G und auch A1 und A2 zwischenzeitlich entnervt, manchmal heimlich das Handtuch werfend. Dann nähert sich K einem Bild, untersucht es durch die Lupe und brüllt erneut, flippt völlig aus. A1 und A2 rennen in den Hinterraum und kommen mit einem Eimer Farbe (z.B. in Rot) und einem Pinsel. K nimmt einen Pinsel voll Farbe, macht es sehr spannend anzusetzen, zögert dann aber in letzter Sekunde doch, schleudert den Pinsel wütend zu Boden und scheucht brüllend A1 und A2 mit dem Eimer Farbe in den Hinterraum. G kümmert sich währenddessen um K, gibt ihm beispielsweise zu trinken, tupft ihm den Schweiss von der Stirn etc. Nach einer Weile kommen A1 und A2 mit einem Eimer derselben Farbe wie vorher zurück, selbe Szene wie vorhin, die sich mit kleinen Abweichungen, gleich zuträgt. Bei der dritten oder vierten Einstellung macht K dann endlich einen winzig kleinen und nicht sichtbaren Punkt auf das Bild, endlich sichtlich zufrieden. Während A1 und A2 die Werke nacheinander heimlich aufhängen, lehnt sich K nach dem Mal-Akt entspannt zurück, feiert mit G, dessen Druck ebenfalls mit der Entspannung von K nachlässt. Wie selbstverständlich begutachten K und G nun die Werke, die an den Wänden hängen. Nur noch einmal werden zwei Bilder umgehängt, dann wieder an selbe Stelle zurückgehängt wie in der Anfangssituation. Dann: Abgang aller Parteien. Blackout.

2.

K betritt mit G im Schlepptau die Galerieräume, staunt, denkt, schaut, brüllt jäh auf, dann wieder ruhig bis er die Pinselflecken am Boden erfasst. Grosses Brüllen, worauf G zu A1 und A2 eilt und sie am Kragen packt. Nach einem Moment geht mehr und mehr hervor, dass K von den Pinselflecken am Boden sichtlich positiv angetan ist. Er kriecht um die Flecken umher, fährt ergriffen mit den Fingern darauf herum und geht zu A1 und A2 einen Rahmen anzeigend. A1 und A2 verschwinden in den Hinterraum. K ganz entzückt und nachdenklich, G irritiert dahinter. A1 und A2 kommen mit einem Rahmen an und wissen nicht weiter. K den Rahmen entreissend und ihn auf den Boden legend. K hochzufrieden, Rest verunsichert. Dann Abgang aller, jedoch kehrt K mit A1 und A2 kurz zurück. Blackout. Dann Dämmerlicht. A1 und A2 stellen einen Sockel mittig des Raums, worauf K ein Plüschtier darauf liebevoll büschelt. K noch zufriedener. Definitiver Abgang. Blackout.

3. (Vernissage)

G, A1 und A2 fein herausgeputzt, K übertrieben bunt angezogen. Vereinzelte Statisten, die sich allesamt um den mysteriösen Rahmen gruppieren und anerkennend darin starren. Einzelne, die immer wieder zu K gehen, mit ihm anstossen, ihn bewundern, um ihn herumgrinsen usw. Dann erscheint S, eine üppig aufgemachte, von kleinen Hunden (z.B. rosaroten Pudeln oder zusätzlich von einem Butler, einem Bodyguard) begleitete, mit Pelzen usw. drapierte Sammlerin, durch die Türe. Ehrfurchtsvolle Blicke zu ihr. K und G begrüssen S, Küsschen hier und da usw. Dann geht S durch die Räume, die Blicke der anderen auf ihr, begutachtet alle Werke, bleibt etwas länger beim gerahmten Bodenbild stehen, schaut sich nochmals um und entdeckt mit einem Male das Plüschtier auf dem Sockel. Sie will es erstehen, regelt alles mit G, doch K, will dieses Werk auf keinen Fall hergeben. Grosses Hin und Her bis K sein Plüschtier in die Arme nimmt, es tröstet und S gegenüber trotzt. G scheucht A1 und A2 in den Hinterraum, worauf diese bald mit 5 exakt gleichen Plüschtieren zurückkommen und sie vor S drapieren. Diese will aber davon nichts wissen und zeigt immer wieder zu K’s Plüschtier. Raunen und Brüllen, Schreien, Stöhnen, verhaltene, empörte usw. Blicke durch die Räume. K stur, S stur, G ratlos. Nach einer Weile S beleidigt ab, dann auch K mit Plüschtier beleidigt ab, Statisten ab, bis G alleine zurückbleibt und A1 und A2 den Boden kehren, aufräumen etc. Langsames Blackout.

*

Mutterstolz

Drei schicke junge Mütter sitzen auf einem Sofa bei einem Kaffeekränzchen und blättern in ihren Familienalben, essen Kuchen, trinken Kaffee und reichen einander einzelne Photographien hin und her, dabei schwärmen sie von ihren Kindern. Sie fallen einander beim Sprechen regelmässig ins Wort.

Mutter 1:

MEIN Sohn! Wie hat er mich kürzlich doch wieder überrascht! Er kennt ja die Auto-Marken seit er sprechen kann…

Mutter 2:

Ja, ja. MEINER kennt sich ausgezeichnet, also so was von ausgezeichnet, mit Kleidern aus! Der wird Modedesigner. Er sagt zum Beispiel Polo, wenn Rudolf ein Poloshirt trägt. Oder Chanel, wenn ich dieses Jackett hier anhabe. Es ist sooo süss! sag ich Euch, wie er das alles benennen….

Mutter 1:

Jedenfalls fragt MEINER, wenn wir in die Stadt fahren: nehmen wir den BMW oder den Jaguar?

Mutter 3:

Das ist aber ein Kerlchen!

Mutter 1:

Und manchmal sagt er: ich möchte aber mit dem Jaguar! Wisst Ihr, er hat solche Tage, wo er nur mit dem Jaguar fahren will…

Mutter 2:

Geschmack, Geschmack!

Mutter 1:

Und einen Durchsetzungswillen hat er!

Mutter 3:

Der wird Anwalt. Das sieht man schon am Grübchen im Kinn.

Mutter 1:

Ich glaube er mag Tiere. Jaguar und so…

Mutter 3:

Jedenfalls sagte MEINE schöne Tochter, als wir kürzlich bei “Chez Pierre” waren, sie wolle dasselbe essen wie wir. Wir bestellen also und der “garçon” bringt alles. Und es ist etwas mit Trüffeln. Und der “garçon ”geht herum und reibt diese Trüffeln, bis wir sagen “merci”. Er reibt bei uns, aber nicht bei meiner Prinzessin. Die ist ja noch so klein….

Mutter 2:

Ja, sie ist 4.

Mutter 3:

Jedenfalls reklamiert die Kleine, sie wolle auch Trüffeln! Der “garçon ” ist sehr verblüfft, aber er reibt ihr halt auch die Trüffeln. Was soll er tun, n’est-ce-pas? Et voilà: sie will halt Trüffeln. Sie isst wirklich SO gerne Trüffeln! Wie sie die essen kann! Mit einer Lust! Formidable! Und “foie gras” will sie auch. Und vom Hummer! Von Hummern kann sie gar nicht genug bekommen, meine Süsse Und wie sie sich die Händchen im Zitronenwasser….

Mutter 1:

MEIN Sohn isst auch Kaviar.

Mutter 2:

MEIN Sohn liebt sogar Sushi. Sushi! Und Champagner trinkt er. Also er nippt. Manchmal so. Wie mag er aber Champagner! Aber nur manchmal natürlich. Das ist jedenfalls bei Jungs sehr aussergewöhnlich mit dem Sushi. Aber MEIN Junge ist ja auch ein aussergewöhnlicher Junge!

Mutter 1:

Jedenfalls hilft MEINER dem Vater jetzt schon im Geschäft.

Mutter 2:

Welcher Vater?

Mutter 1:

Na, der Vater des Kindes.

Mutter 3:

Welcher… also was, wie hilft er?

Mutter 1:

Momentele. Momentele…. Käffchen?

Mutter 1 schenkt sich und den anderen genüsslich Kaffee ein, verteilt Kuchen und Kekse. Von jetzt an spricht sie langsamer, isst/trinkt zwischen den Worten und versucht Spannung zu erzeugen.

Mutter 3:

Der ist doch erst 2!?

Mutter 1:

Ja. Er hilft schon mit. Vater sagt.

Mutter 3:

Sein Vater?

Mutter 2:

Ja, lass sie doch ausreden.

Mutter 1:

Jedenfalls sagt sein Vater, es geht übrigens um Aktien, er sagt…

Mutter 3:

Um Aktien?

Mutter 1:

Er nennt eine Aktie und fragt: Kaufen? - Verkaufen? - Auf die Seite legen? – Was …………..tun?

Mutter 3:

Und?

Mutter 1:

Der Kleine reagiert.

Mutter 2:

Wie?

Mutter 1:

Entsprechend.

*

Kompliment

Eine Frau öffnet einem Mann die Tür. Umarmung, Blumenübergabe etc.

Frau:

Schön, bist du endlich da!

Mann:

Ich freue mich auch! Und wie du wieder aussiehst!

Mann dreht die Frau, bewundert sie von oben bis unten. Frau verzückt.

Mann:

Und wie du wieder riechst! Dein Duft macht mich einfach verrückt!

Frau noch verzückter. Eine Weile hin und her. Mann riecht an Frau, grosse Kompliment-Gesten etc. Dann Mann hinter die Frau spähend.

Mann:

Oh, das ist ja…. Das bist ja gar nicht du, die so schön riecht!

Mann geht an der Frau vorbei und steuert auf einen Topf zu. Deckel öffnend und hellerfreut:

Es ist ja der gute alte Gulasch, der so betörend duftet!

Frau zerknirscht, Mann macht sich ans Essen.

*

Pocken

Zwei Frauen gehen an einem Antipocken-Plakat vorbei und bleiben staunend davor stehen.

Frau 1:

Schau! Ein Pockenplakat!

Frau 2:

Was für ein Pockengesicht!

Frau 1:

Das ist lange lange her.

Frau 2:

Was denn?

Frau 1:

Früher.

Frau 2:

Was früher?

Frau 1:

Als Mädchen hatte ich auch Pocken.

Frau 2

schweigt. Nach einer Weile

:

Und als Junge?

Räuberjagd

Szene 1.

Ein Security-Mann steht vor einem Bankgebäude und wacht. Auf einmal geht die Türe brüsk auf und ein typischer Bankräuber (Maske, Sack mit Beute etc.) rennt hinaus. Der Security-Mann hinterher, nach etwas Katz-und-Maus-Spiel kann der Räuber fliehen. Security-Mann erschöpft wieder an seinen Platz.

Szene 2:

Der Security-Mann steht vor dem Bankgebäude und wacht. Auf einmal geht die Türe brüsk auf und ein typischer Bankräuber (Maske, Sack mit Beute etc.) rennt hinaus. Der Security-Mann schaut ruhig hinterher, feilt sich sogar die Nägel… Ein alter Mann kommt empört auf den Security-Mann zu:

Alter Mann:

Schämen Sie sich denn gar nicht?

Security-Mann gelassen:

Sollte ich?

Alter Mann noch empörter.

Und auf so einen wie Sie müssen wir uns verlassen! Die Bürger sind wirklich nicht mehr sicher heutzutage. Früher, da hatte man noch Ehre. Man hat sich das Geld noch redlich verdient. Aber heute muss man das offenbar nicht mehr! Unverschämtheit so was! Unverschämt!

Alter Mann fluchend ab.

Security-Mann gelassen, ihn noch hinterhergrüssend.

Szene 3:

Der Security-Mann steht vor dem Bankgebäude und wacht. Auf einmal geht die Türe brüsk auf und ein typischer Bankräuber (Maske, Sack mit Beute etc.) rennt hinaus. Der Security-Mann schaut ruhig hinterher, feilt sich sogar die Nägel… Eine Alte kommt irritiert auf den Security-Mann zu.

Die Alte:

Ja, aber um Gottes willen so tun Sie doch etwas!

Security-Mann gelassen:

Ach, den erwische ich ja doch nicht.

Die Alte

verdutzt

:

Sie haben es ja nicht einmal versucht!

Security-Mann

gelassen, auf seinen Bierbauch deutend

:

Ich habe keine allzu gute Kondition, wissen Sie.

Alte

misstrauisch

:

Aber dann haben Sie den falschen Beruf! Sie müssen doch in Form sein! Sie müssen halt was dafür tun! Sport treiben und so Sachen!

Security-Mann

gelassen

:

Ach ja. Man tut, was man kann, nicht wahr gnädige Frau?

Die Alte:

Man tut was man kann?

Security-Mann:

Ausserdem ist das nur ein kleiner Fisch.

Die Alte:

Ein kleiner Fisch sagen Sie? Aber er ist ein Dieb! Ein dreister Dieb ist das!

Security-Mann:

Der grosse Fisch kommt schon noch.

Die Alte:

Der grosse Fisch kommt noch?

Security-Mann

auf die Uhr schauend

:

Ja, ja. Der kommt.

Die Alte:

Das ist doch nur eine Ausrede! Sie möchten mich wohl auf den Arm nehmen?

Security-Mann:

Wo denken Sie denn hin, gnädige Frau!

Ein elegant gekleideter Herr verlässt das Bankgebäude. Aktentasche, Hut. Er verabschiedet jemanden im Bankgebäude, kommt strahlend aus der Tür.

Security-Mann zum eleganten Herrn:

Guten Tag Herr Direktor Müller.

Die Alte

mit etwas zu viel Respekt

:

Herr Direktor Müller, guten Tag!

Der Herr:

Guten Tag die Herrschaften.

Als der Herr mit dem Rücken zugewandt ist, schleicht sich der Security-Mann an ihn heran, bespringt ihn, knebelt ihn und präsentiert ihn der Alten, stolz in die Welt herausrufend:

Das ist er! Das ist der grosse Fisch!

Alte:

Wie?

Der Security-Mann:

Ein Prachtexemplar eines Kriminellen wie er im Buche steht! Das ist er!

*

Ritual

Eine Blonde klopft an eine Türe. Eine Brünette öffnet, lässt die Blonde aber nicht herein. Beide essen während des Gesprächs schmatzend je einen Apfel. Ihre Haltung ist tendenziell gelangweilt.

Die Blonde:

Hallo.

Die Brünette:

Hallo.

Die Blonde:

Und?

Die Brünette:

Und?

Die Blonde:

Wie gehts?

Die Brünette:

Es geht. Dir?

Die Blonde:

Es geht.

Die Brünette:

Was machst du?

Die Blonde:

Nichts. Du?

Die Brünette:

Auch nichts.

Die Blonde:

Und sonst?

Die Brünette:

Nichts.

Die Blonde:

Nichts Neues?

Die Brünette:

Nein. Bei dir?

Die Blonde:

Nö.

Die Brünette:

Und sonst?

Die Blonde:

Nichts. Bei dir?

Die Brünette:

Nein.

Die Blonde:

Okay.

Die Brünette:

Okay dann.

Die Blonde:

Okay dann.

Die Brünette

der Blonden den Apfelbutzen reichend

:

Nimmst du?

Die Blonde nimmt den Apfelbutzen.

Die Brünette

abgehend

:

Tschüss.

Die Blonde

die Tür schliessend

:

Tschüss.

*

Romanfigur

Ein halbnüchterner Penner sitzt auf einer Parkbank und trinkt Wein. Zu ihm gesellt sich jeweils ein elegant gekleideter Herr von links und setzt sich zu ihm. Am Ende der Szene geht er jeweils rechts ab. Dann Blackout.

1.

Penner:

Auch ´n Schlückchen?

Herr:

Danke, nein. Ich muss noch ins Büro.

Penner:

Na dann: Prost!

Herr:

Ich hab immer noch keine Frau.

Penner:

Lange, lange, lange Beine. Ist das eine? Ah, ist ´n Mann. Prost!

2.

Penner:

Auch ´n Schlückchen?

Herr:

Danke, nein. Heute nicht.

Penner:

Na dann: Prost!

Herr:

Ich hab keinen Job mehr.

Penner:

Na dann: Prost!

3.

Penner:

Auch ´n Schlückchen?

Herr:

Nein. Danke.

Penner:

Na dann: Prost!

Herr:

Ich habe jetzt eine Frau.

Penner:

Prösterchen!

4.

Penner:

Auch ´n Schlückchen?

Herr:

Nett, aber nein, danke.

Penner:

Na dann: Prost!

Herr:

Frau hat mich verlassen, weil ich keinen Job hab.

Penner:

So?

Herr:

Jetzt habe ich nichts mehr.

Penner:

Auf dein Wohl, Prost!

5.

Penner:

Auch ´n Schlückchen?

Herr:

Nein. Ich habe noch was vor.

Penner:

Na dann: Prost!

Herr:

Ich hab ein Rendez-Vous!

Penner:

Na dann: Prost!

6.

Penner:

Auch ´n Schlückchen?

Herr:

War nichts. Aber heute.

Penner:

Na dann: Prost!

Herr:

Ich hab ein Rendez-Vous!

Penner:

Na dann: Prost!

7.

Penner:

Auch ´n Schlückchen?

Herr:

Hab jetzt Frau.

Penner:

Auf die Frau!

Herr:

Noch keinen Job, aber Frau. Eine schöne Frau.

Penner:

Auf die sch…schöne Frau, Prost!

8.

Penner:

Auch ´n Schlückchen?

Herr:

Nein. Ich hab ein Vorstellungsgespräch. Das wird was heute, das spüre ich.

Penner:

Frau?

Herr:

Der geht’s gut. Uns geht’s gut. Jetzt muss das nur noch mit dem Job klappen, aber wird wohl klappen. Denke ich. Spüre ich zumindest. Ach, bin mir ziemlich sicher... Heute ist der Tag.

Penner:

Na dann: Prost!

9.

Penner:

Auch ´n Schlückchen?

Herr:

Nein, nein. Jetzt ist alles gut. Hat geklappt mit Job. Und habe geheiratet. Baue Haus.

Penner:

Baum gepffflllll aagnnn gpfll?

Herr:

Und Frau ist schwanger!

Penner:

Na dann: Prost!

10.

Penner:

Auch ´n Schlückchen?

Herr:

Der Frühling naht!

Penner:

Prost Frühling!

Herr:

Spürst du das Kribbeln?

Penner

sich kratzend

:

Ja, ja. Kribbelt.

Herr:

Sag’s nicht weiter. Aber da ist was….

Penner sieht sich um

.

Herr:

Da ist was am TUN!

Penner:

Na dann Prost!

11.

Penner: