Lenis Märchen - Joanna Lisiak - E-Book

Lenis Märchen E-Book

Joanna Lisiak

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Beschreibung

Lenis Märchen ist eine Geschichte der Ermutigung. Leni wird ohne Vorwarnung mit einer Krankheit konfrontiert. Bevor Leni ihre Gefühle einordnen kann, steckt sie bereits mitten in der Therapie. Zum Glück sind da Arthur, Frau Hübsch und Carlos, der Hund, die für Leni da sind. Nach und nach entwickeln Leni und Arthur eine Strategie: Sie lernen die Gefühle von den Gedanken zu unterscheiden. Sie finden ermutigende Worte und positive Affirmationen, die sie durch diese Zeit tragen. Sie akzeptieren zudem, dass die Erkrankung Veränderungen mit sich bringt. Aber beide wissen auch: Die Krankheit kann man aktiv angehen: in guter Ernährung, im Austausch miteinander oder im Dialog mit sich selbst. Sogar aufs Meditieren lässt sich Leni ein und gewinnt daraus neue innere Kraft. Das Buch ist in einer einfachen Sprache geschrieben und eignet sich für alle, die mit einem Krankheitsbefund konfrontiert werden, der ihr Leben auf den Kopf stellt. Lenis Märchen ist gedacht für Jung und Alt, für Betroffene und diejenigen, die die Erkrankten begleiten. Vor allem für die, die in dieser Krise Wege suchen, um kraftvoll durch den Heilungsprozess zu kommen und die Mut schöpfen wollen. Es ist ein Buch für diejenigen, die den Funken ihrer eigenen Hoffnung nicht verloren haben und diesen Hoffnungsfunken noch mehr zum Leuchten bringen möchten, um sich in dieser schwierigen Lebensphase zu festigen. Kinder glauben, ohne es anzuzweifeln, an Märchen und der Glaube versetzt bekanntlich Berge. Wir alle sind Kinder, und eine Diagnose ist kein Urteil. In dieser berührenden Geschichte finden sich ausserdem zwei Meditationen, die den Betroffenen helfen sollen, mit Zuversicht in die Selbstheilungskräfte zu kommen. Die beiden Meditationen sind als Audio-Version kostenlos im Internet zu finden unter: Meditation "Heilkraft aus Lenis Märchen" und "Ich bin gesund Meditation aus Lenis Märchen" unter: Heilmeditation: https://youtu.be/5VhTb2KQARo sowie Ich bin gesund Meditation: https://youtu.be/hWOhRMke9EA

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Wichtiger, rechtlicher Hinweis

Das vorliegende Buch ersetzt nicht die medizinische Behandlung durch Fachkräfte. Es ist als eine mental bestärkende Lektüre gedacht, die einen inneren, spirituellen Weg aufzeigt, mit dem Ziel, die unterstützenden Selbstheilungskräfte während und nach einer Therapie zu aktivieren.

Inhaltsverzeichnis

Deal

Beim Arzt

Noch ein Doktor

Das Gespräch

Die Nachricht

Die Brombeere isst mit

Therapie

Vorschlag

Verabredung zum Tee

Brief

Warum ich

Selbstmitleid

Heilung von innen

Der Plan

Tschüss Haare

Die Brombeere ist eine Brombeere und kein Urteil

Wenn es regnet

Brombeere in sieben Schritten klein machen

Der Trick mit der Vase und den Kärtchen

Lieblings-Zitate

Spaziergänge mit Carlos

Leni schreibt sich einen Brief

Freunde rufen nicht mehr an

Lenis Knirps

Die Operation

Traum

Das gerupfte Huhn

Arthur übernimmt die Küche

Statt Kaffee eine Kerze

Gespräch über die Brombeere

Arthur hat eine Überraschung

Die Meditation

Erstaunlich schön war das

Die Heilung beginnt

Zugabe

Kleine Momente des Glücks

Noch eine Zugabe

Es wird gefeiert

Meditationen

Zur Entstehung des Buchs und zur Autorin

Literaturhinweis

Deal

Leni geht zum Arzt. Arthur hat versprochen bald auch zu gehen. Arthur war in den letzten Jahren immer zum Arzt gegangen, weil Leni es so wollte. Leni hat für Arthur die Termine festgelegt und Arthur konnte dann nichts mehr dagegen einwenden. Er wurde jeweils vor die Tatsachen gestellt.

«Das ist Erpressung», sagte dann Arthur und war sauer.

«Ich mache das aus Liebe», antwortete Leni.

Dann schaute sie Arthur mit ihren großen Reh-Augen an.

Lenis tiefer Blick machten Arthur sanft.

Jetzt hat Arthur den Spieß umgedreht. Arthur kann zudem auch rechnen. Leni war vor zehn Jahren zum letzten Mal bei der Jahreskontrolle. Arthur jedoch geht jedes Jahr. Er muss. Ob es ihm passt oder nicht. Manchmal muss er sogar mehrmals hin. Er macht das für Leni. Weil er sich gegen ihre Augen nicht wehren kann. Weil er weiß, dass Leni recht hat, wenn sie ihn zum Arzt schickt.

Jetzt aber sagt Arthur: «Ich habe einen Termin bei Doktor Wrubel für dich vereinbart.»

Leni meint sich verhört zu haben. Doch sie hat sich nicht verhört. Leni ist außer sich vor Wut. Sie hat doch Wäsche zu waschen! Sie muss noch Konfitüre einkochen. Sie möchte sich mit ihrer Freundin verabreden, der es nicht gut geht. Sie sollte sich um die Pfote des Katers kümmern. Sie möchte absagen. Sie will mit Arthur schimpfen. Sie möchte schmollen. Aber sie ist sprachlos. Wie kann Arthur es bloß wagen?

Noch bevor Leni etwas sagen kann, fügt Arthur lächelnd hinzu:

«Ich habe es aus Liebe getan.»

Leni ist zu müde, um sich zu verteidigen.

Arthur versucht große Reh-Augen zu machen und Lenis tiefen Blick zu imitieren. Es gelingt ihm nur ein bisschen. Leni lächelt Arthur zerknirscht an. Innerlich tobt sie vor Wut.

Noch innerlicher spürt sie Unbehagen. Nachts schläft Leni sehr schlecht.

Beim Arzt

Leni ist verunsichert. Das Wartezimmer bei Dr. Wrubel hat sich verändert. Alles ist neu und hell. Die Dame vom letzten Mal ist jetzt ein junger Mann. Dr. Wrubel habe sein Arbeitspensum aufgrund des hohen Alters reduziert, wird Leni aufgeklärt. Heute sei der Doktor nicht da. Seine Nachfolgerin ist Frau Chiarello. Sie wird sich um Leni kümmern. Leni findet es nicht in Ordnung, dass Frau Chiarello am großen Arbeitstisch von Dr. Wrubel sitzt. Noch seltsamer findet es Leni, dass die Ärztin so jung ist wie Lenis Nichte. Das ist alles sehr gewöhnungsbedürftig. Es ist Leni etwas peinlich sich vor der jungen Frau auszuziehen. Leni ist sonderbar aufgewühlt. Frau Chiarello spricht klar und deutlich. Dr. Wrubel hat immer genuschelt und die Vokale verschluckt. Leni hat nie etwas verstanden. Das war gut so. Heute versteht Leni alles, aber sie will das gar nicht. Sie möchte taub sein. Wäsche bügeln. Im Café sitzen. Leni will nicht, dass Frau Chiarello so nett ist. Leni dürfe sich Zeit nehmen und Fragen stellen. Frau Chiarello sei für Leni da. Aber das will Leni alles nicht. Sie hat keine Fragen. Sie hat keine Zeit. Denn Leni möchte erst gar nicht hier sein. Sie will sich am liebsten nicht ausziehen. Sie hätte großen Spaß zu toben wie ein dreijähriges Kind. Oder auf Dr. Wrubels Tisch zu hauen. Sie hat keine Lust auf Untersuchungen. Sie hat gerade überhaupt keinen Sinn für solche Dinge. Das ist alles nicht richtig. Das ist alles falsch. Leni ärgert sich im Stillen über Arthur. Nichts stimmt hier. Leni hat daher Angst, dies könnten alles schlechte Vorboten sein. Weil nichts mehr so ist wie es beim letzten Mal war. Weil vielleicht nichts mehr so sein wird, wie es soeben noch war. Das war gut damals, denkt Leni für sich, als Dr. Wrubel nuschelte. Leni musste ihm bloß zunicken und brauchte dann für zehn Jahre nicht mehr zu kommen.

Noch ein Doktor

Dr. Chiarello ruft Leni an. Leni solle dringend zum Doktor-Kollegen gehen: Dr. Schmittchen. Er habe Geräte und ein kleines Labor. Er werde Leni besser untersuchen können, erklärt Dr. Chiarello. Sie meint es offenbar genauso gut mit Leni wie Arthur. Denn auch Frau Dr. Chiarello hat bereits ungefragt einen Termin für Leni vereinbart. Leni darf den Termin selbstverständlich ändern oder auf Wunsch absagen. Aber Dr. Chiarello findet, man soll keine Zeit verlieren. Leni fühlt sich überfahren. Keine Zeit verlieren! Gerade durch den Termin verliert Leni doch ihre so kostbare Zeit! Leni knirscht. Aber sie getraut sich nicht abzusagen. Widerwillig geht Leni zu diesem Dr. Schmittchen. Dort füllt sie Berge von Formularen aus. Sie wartet, zieht sich aus, legt sich hin. Sie gibt von ihrem Blut, macht einen Becher Urin voll. Dr. Schmittchen schaut mit Geräten in Leni hinein. Die Geräte sind kühl und haben Namen, die sich Leni nicht merken kann. Dr. Schmittchens Assistentin nickt und notiert. Bilder werden erstellt, vergrößert, in Mappen versorgt. Dann geht alles ins Labor. Leni soll ein paar Tage geduldig sein und sich nicht sorgen. Die Gummihandschuhe von Dr. Schmittchen tanzen in der Luft als er alle Funktionen und Abläufe erklärt. Dr. Schmittchen spricht mit fremden Vokabeln. Leni versteht Bahnhof. Leni will nur noch weg. Sie rennt hinaus. An der nächsten Straßenecke kauft sich Leni ein großes Eis mit extra viel Streusel.

Das Gespräch

Leni sitzt bei Dr. Chiarello und zappelt nervös mit den Füssen. Frau Doktor schaut ernst drein und kommt gleich zur Sache.

Sie sagt: «Sie haben eine Brombeere.»

Dann erklärt sie alles. Aber in Lenis Ohren bilden sich auf einmal noch mehr Brombeeren.

Frau Chiarello sprudelt. Aus ihrem Mund purzeln die Wörter nur so heraus: Diagnosen, Statistiken, Therapien, Erfahrungswerte. Leni hört, dass es Möglichkeiten und Chancen gibt. Heilung. Leni sitzt in einem Strauch voller Brombeeren. Es wird ein langer Atem, gute mentale Vorbereitung, Zuversicht gebraucht, blubbert es unaufhörlich aus Dr. Chiarello heraus. Auch Unterstützung in der Familie sei wichtig. Frau Doktor redet auch von irgendwelchen tollen Fachleuten, Kollegen. Oder sie sagt, dass sie Patienten kennt, die auch eine Brombeere haben. Leni hört nicht wirklich zu. Sie sieht vor sich wie die Fachleute Brombeeren durch die Luft jonglieren. Sie sieht Patienten, die sich die Brombeeren zuwerfen, weil sie sie nicht haben wollen. Brombeeren, die in weiten Bögen durch die Luft fliegen. Manche platzen dabei. Manche steigen in den Himmel hinauf. Dr. Chiarello ist nicht aufzuhalten. Sie quasselt unablässig weiter, fast schon heiter: Neue Methoden, gute Prognosen, moderne Technologien, Fortschritte, Studien sowie neue Therapieansätze. Das heißt konkret für Leni: Perspektiven, Erfolge, weniger Nebenwirkungen als noch vor wenigen Jahren. Auch mildere Verläufe und weniger Schmerzen verspricht Frau Dr. Chiarello. Leni sitzt in einem dunklen Wald voll von Brombeer-Sträuchern. Es ist gespenstisch und dunkel. Sie muss raus hier. Leni verlässt die Praxis mit einem Kopf voll von Brombeer-Bildern und mit Beinen aus Blei. In Lenis Magen springt das Frühstück auf einem Trampolin auf und ab.

Die Nachricht

Arthur kann nicht aufhören den Kopf zu schütteln. Er zählt und zählt mit seinen Fingern wie ein kleines Kind. Er erklärt Leni, was Leni schon weiß.

«Du schwimmst ein Mal pro Woche. Ich schaue nur Fußball im Fernsehen.»

Leni nickt und Arthur schüttelt den Kopf.

«Du isst Grünzeug bis die Kaninchen-Ohren schlappern. Ich habe lange geraucht.»

Leni stimmt ihm zu und wartet, was Arthur wohl sonst noch in den Sinn kommt.

«Du lachst mehr als ich. Du triffst Freudinnen. Ich sitze oft nur mürrisch herum. Ich schaue viel zu viel von den schlechten Nachrichten und das macht mich manchmal auch wütend und griesgrämig.

Du hilfst in der Gassenküche. Du bist sozial engagiert. Ich sortiere meine Werkzeuge im Keller.

Du trinkst keinen Alkohol. Du isst wenig Fleisch. Du hast keinen Bierbauch. Keine Streifen am Po. Keine Plomben in den Zähnen. Nicht einmal ein Doppelkinn hast du…»

Arthur ist beim neunten Finger angelangt und fährt weiter fort:

«Ich habe Bluthochdruck. Aber du Leni, Du kannst sogar den Spagat!»

Leni ist gerührt. Sie sagt nur leise: «Ach Arthurchen, hier hilft kein Spagat. Hier hat sich das Zählen ausgezählt. Die Buchstaben stehen Kopf.»

Arthur schüttelt nicht mehr seinen Kopf. Sie schweigen noch eine Weile. Dann fallen sich Leni und Arthur erschöpft in die Arme.

Die Brombeere isst mit

Arthur will aktiv werden. Er ist kampfbereit. Er möchte am liebsten bis zur Brombeere hindurchkommen. Er will der Brombeere eine klare Kampfansage machen. Der Schlachtplan steht. Leni muss noch gesünder essen. Doktor Gugl sagt: Die Brombeere möge keine Himbeeren. Es heißt sie hasse Tomaten. Sie verfluche Ingwer. Sie scheue Kurkuma. Die Brombeere möge grüne Sachen nicht. Leni ist überfordert mit der plötzlichen Essensumstellung, die sich Arthur da ausgedacht hat und von ihr verlangt. Arthur druckt eine Ernährungspyramide aus und heftet sie an die Kühlschranktüre. Die Brombeere liebt vor allem Streusel, Schokolade, Kuchen, Plätzchen. Die Brombeere ist verliebt in Zucker in allen Varianten. Arthur will mit in den Kampf ziehen. Er wird die Kekse aufs Minimum reduzieren. Stattdessen werden Leni und er täglich eine Handvoll Nüsse nehmen und immer wieder Kurkuma, Curry, dazu Pfeffer. Das ist Arthurs Strategie. Auch Knoblauch und Ingwer gehören zum Schlachtplan. Alles natürliche Mittel gegen innere Entzündungen. Die Brombeere fühlt sich nämlich kuschelig wohl, wenn es ringsum entzündet ist. Jede Entzündung muss ausgelöscht werden, ist Arthur überzeugt. Zu jedem Essen schnippelt er frische Kräuter. Die neuen Medikamente mögen aber bestimmte Dinge nicht. Deshalb fragt Leni immer nach und weiß dann, wo sie aufpassen soll. Leni soll auf keinen Fall abnehmen. Das sei sehr wichtig, betont die Ernährungsberaterin. Kohlenhydrate tun Leni trotz der Angaben auf der Ernährungspyramide sehr gut. Arthur und Leni diskutieren viel beim Einkaufen, beim Kochen. Manchmal ist Leni nämlich nicht nach so viel Grün zumute. Manchmal sind ihr die Nüsse zu hart. Aber sie macht mit. Ohne Nahrung geht es ja nicht und es macht keinen Sinn, sich schlecht zu ernähren und sich so mit der Brombeere zu verbünden. Es ist besser, wenn Leni mit Arthur im gleichen Team ist. Arthur probiert auch neue Rezepte aus. Statt Fußball zu schauen, stöbert Arthur jetzt lieber in Kochbüchern. Er findet heraus, dass Kochen gar nicht so schwer ist. Aber manchmal ist es auch zu viel des Guten. Dann sagt Leni:

«Es ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.»