Butler Parker 15 – Kriminalroman - Günter Dönges - E-Book

Butler Parker 15 – Kriminalroman E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen. Butler Parker gibt es nur als E-Book. Parker wurde fast ernstlich böse, als man ihn ohne jede Vorwarnung so ganz einfach in die Luft sprengen wollte. Vollkommen ahnungslos verließ er den Lift, der ihn hinunter in die Hotelhalle gebracht hatte. Gemessen und würdevoll, wie es seiner Art und Lebensweise als Butler entsprach, schritt er zur Rezeption und ließ sich dort die Rechnung vorlegen. Gewissenhaft und eingehend studierte er die einzelnen Positionen dieser Rechnung, um dann das Scheckheft zu zücken. Der Hotelboy brachte inzwischen das Gepäck nach unten. Er stellte die diversen Lederkoffer und Reisetaschen in der Nähe des Butlers ab und wartete erstaunlicherweise nicht auf das sonst fällige Trinkgeld. Er schien es sogar eilig zu haben, schleunigst wieder mit dem Lift nach oben zu fahren. Parker wickelte inzwischen die Formalitäten ab. Er beglich die Rechnung und wartete auf seinen jungen Herrn, der sich noch oben in seinem Zimmer befand. Um sich die Zeit etwas zu vertreiben, schritt der Butler würdevoll wie ein amtierender Außenminister hinüber zu der Sesselgruppe in der Lounge. Von hier aus konnte er den Lift besser beobachten. Parkers Laune war nicht als besonders gut zu bezeichnen. Er war das, was man gekränkt nennt. Ja, im Grunde war er sogar enttäuscht. Sein junger Herr hatte ihn nicht ins Vertrauen gezogen. Parker dachte an den mittelgroßen, schlanken Mann, den er am Vorabend zu seinem jungen Herrn geführt hatte. Im Gegensatz zu seinen sonstigen Gepflogenheiten hatte Mike Rander sich lange und intensiv mit diesem Besucher unterhalten. Und zwar, worüber Parker sich wunderte und weshalb er sich gekränkt fühlte, unter vier Augen.

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Butler Parker -15-

Wer hätte das gedacht

Roman von Günter Dönges

Parker wurde fast ernstlich böse, als man ihn ohne jede Vorwarnung so ganz einfach in die Luft sprengen wollte.

Vollkommen ahnungslos verließ er den Lift, der ihn hinunter in die Hotelhalle gebracht hatte. Gemessen und würdevoll, wie es seiner Art und Lebensweise als Butler entsprach, schritt er zur Rezeption und ließ sich dort die Rechnung vorlegen. Gewissenhaft und eingehend studierte er die einzelnen Positionen dieser Rechnung, um dann das Scheckheft zu zücken.

Der Hotelboy brachte inzwischen das Gepäck nach unten. Er stellte die diversen Lederkoffer und Reisetaschen in der Nähe des Butlers ab und wartete erstaunlicherweise nicht auf das sonst fällige Trinkgeld. Er schien es sogar eilig zu haben, schleunigst wieder mit dem Lift nach oben zu fahren.

Parker wickelte inzwischen die Formalitäten ab. Er beglich die Rechnung und wartete auf seinen jungen Herrn, der sich noch oben in seinem Zimmer befand. Um sich die Zeit etwas zu vertreiben, schritt der Butler würdevoll wie ein amtierender Außenminister hinüber zu der Sesselgruppe in der Lounge. Von hier aus konnte er den Lift besser beobachten.

Parkers Laune war nicht als besonders gut zu bezeichnen. Er war das, was man gekränkt nennt. Ja, im Grunde war er sogar enttäuscht. Sein junger Herr hatte ihn nicht ins Vertrauen gezogen. Parker dachte an den mittelgroßen, schlanken Mann, den er am Vorabend zu seinem jungen Herrn geführt hatte. Im Gegensatz zu seinen sonstigen Gepflogenheiten hatte Mike Rander sich lange und intensiv mit diesem Besucher unterhalten. Und zwar, worüber Parker sich wunderte und weshalb er sich gekränkt fühlte, unter vier Augen. Er hatte Parker zu dieser Unterhaltung nicht zugezogen. Und er hatte nach dem Weggang seines Besuchers nicht die geringste Andeutung über den Sinn und Zweck dieser Unterhaltung fallen lassen.

Parker hatte sich vorgenommen, Mike Rander die Vertrauensfrage zu stellen. Er wollte Klarheit. Es war undenkbar für ihn, daß sein junger Herr plötzlich Geheimnisse vor ihm hatte. Oder in Zukunft haben würde! Auf solch einer Basis war eine weitere, vertrauensvolle Zusammenarbeit undenkbar. Unter diesen Vorzeichen wollte Josuah Parker nicht mehr länger als Butler für den Anwalt Mike Rander arbeiten …

Genau in diesem Moment, als Parkers Gedanken diesen Punkt erreicht hatten, passierte es.

Einer der schwarzen Lederkoffer, die vor dem Tresen der Rezeption standen, platzte auseinander. Nach einem dumpfen Knall fetzte das zähe Leder auseinander. Durch eine dunkle Rauchwolke waren Kleidungsstücke zu erkennen, die durch die Hotelhalle wirbelten. Es roch nach verbranntem Pulver und nach brennender Wäsche.

Parker war sofort hellwach.

Dann hastete er auf den Koffer zu, dessen Reste samt Inhalt in Brand geraten waren. Er ignorierte die schrillen und spitzen Schreie einiger älterer Damen, die in der Lounge saßen. Er übersah das entsetzte und zugleich immer noch verdutzte Gesicht des Empfangschefs und kümmerte sich nicht weiter um einige männliche Hotelgäste, die hinter den breiten Rückenlehnen der Sessel in Deckung gegangen waren oder gerade gingen. »Würden Sie mir freundlicherweise einen handlichen Feuerlöscher ausleihen?« fragte Parker, sich an den Empfangschef wendend.

»So … so … sofort«, stotterte der Mann, dessen Gesichtsfarbe an eine weiße Kalkwand erinnerte.

Jetzt erst begriff der Mann. Er setzte sich in Bewegung und trabte davon. Parker beschäftigte sich inzwischen mit dem Kofferrest und benutzte die Spitze seines Universal-Regenschirms dazu, die glimmenden oder bereits brennenden Reste auseinanderzuzerren. Bei dieser Gelegenheit entdeckte er einige Stäbe von etwa 20 Zentimeter Länge, die durch stramme Gummiringe gebündelt wurden. Er entdeckte eine Art Schnur, die sich bei näherem Hinsehen als eine gute Lunte entpuppte.

Parker barg diese grau-schwarzen Stäbe und sah sie sich etwas genauer an. Ein Zweifel oder ein Irrtum war ausgeschlossen. Hier handelte es sich einwandfrei um Dynamitstäbe. Und die Lunte war tatsächlich eine Lunte.

Der Empfangschef kam atemlos zurück. Er reichte den kleinen, handlichen Feuerlöscher an den Butler weiter, der ihn gekonnt und zielsicher betätigte. Innerhalb weniger Sekunden erlosch das Feuer.

»Was … was war das …?« keuchte der Empfangschef irritiert.

»Ein kleiner Kofferbrand, wenn mich nicht alles getäuscht hat«, antwortete der Butler.

»Aber wie … aber wie …« Der Empfangschef schnappte nach Luft.

»Selbstentzündung«, sagte der Butler, ohne den Wortlaut der ganzen Frage abzuwarten. Schnell fügte er hinzu: »Sollte irgendein Schaden entstanden sein, wird Mr. Rander ihn selbstverständlich ersetzen.«

»Selbstentzündung?« fragte der Empfangschef, der sich inzwischen weiter beruhigte. Seine Stimme klang mißtrauisch und ungläubig. »Sollte man nicht lieber die Polizei verständigen?«

»Nur dann, wenn Sie an Schlagzeilen interessiert sind«, gab der Butler würdevoll zurück, »man könnte diese Selbstentzündung leicht als ein Bombenattentat auslegen! Ich weiß nicht, ob ein Hotelier sich solch eine Reklame unbedingt wünscht.«

»Nein, nein, auf keinen Fall«, antwortete der Empfangschef entsetzt.

»Ich möchte annehmen, daß das Gas-Tischfeuerzeug meines jungen Herrn gezündet hat«, redete der Butler überzeugend weiter. »Ich bin sicher, daß ich mit meiner Deutung den Kern dieses Vorfalls erfaßt habe.«

»Schon gut, schon gut!« Der Empfangschef winkte nervös ab. »Sie reisen ja ab, nicht wahr? Jetzt sofort, oder?«

»Ich erlaube mir nur noch auf meinen Herrn zu warten«, erwiderte der Butler. Er sah zu den Lifts hinüber und nickte Mike Rander zu, der gerade die Halle betrat, erstaunt stehenblieb, um dann mit schnellen Schritten auf seinen Butler zuzugehen.

»Was ist denn hier passiert?« fragte Mike Rander, der sympathische Strafverteidiger, der wie eine Mischung aus einem Sportsmann und Filmstar aussah.

»Ihr Tischfeuerzeug platzte durch Selbstentzündung auseinander, Sir.«

»Tischfeuerzeug?« fragte der Anwalt zurück.

»Jenes Tischfeuerzeug, Sir, daß Sie gestern zu kaufen beliebten«, lautete Parkers Antwort.

»Ach ja, jetzt erinnere ich mich.«

»Eventuellen Schaden wird Mr. Rander selbstverständlich ersetzen«, erklärte der Butler, sich an den Empfangschef wendend.

»Schon gut, schon gut, wir sind versichert«, sagte der Mann hinter der Theke der Anmeldung. »Von uns aus könnten Sie sofort losfahren. Ich möchte nicht mißverstanden werden, aber …«

»In Ordnung, Parker, wir fahren sofort«, sagte Mike Rander. »Ist die Rechnung erledigt?«

»Der Abfahrt dürfte im Moment kaum etwas im Wege stehen«, entgegnete Josuah Parker. »Ich lasse das Gepäck zum Wagen schaffen!«

Der Hotelboy erschien.

Doch er war wesentlich älter als der Boy, der die Koffer am Tresen abgestellt hatte. Parker erkannte den Unterschied sofort. Er ließ sich aber nichts anmerken, sondern überwachte das Verladen des Gepäcks.

Sein Universal-Regenschirm, sonst eng gebunden, bauschte sich auf. Doch das war mehr als verständlich, denn im Schirm befand sich die gebündelte Dynamit-Sprengladung.

Während das Taxi anfuhr, umspielte ein zufriedenes Lächeln die Lippen des Butlers. Er wußte mit fast letzter Sicherheit, daß die Tage und Wochen der Ruhe beendet waren. Irgend etwas prickelte in seinem Blut. Sein Jagdinstinkt kam bereits auf Touren …!

*

»Stellen Sie doch mal diskret fest, ob wir verfolgt werden«, meinte Mike Rander wenige Minuten später.

»Sir, ich möchte mir den Hinweis erlauben, daß dieser Auftrag Musik in meinen Ohren ist«, erwiderte der Butler beglückt, »darf ich aus Ihren Worten schließen, daß es gilt, gewisse Dinge zu erledigen?«

»Sie dürfen«, meinte der junge Anwalt, doch er lächelte nicht. Sein Gesicht war ernst.

»Im Moment vermag ich nicht mit letzter Sicherheit zu sagen, Sir, ob Ihre erfreulichen Befürchtungen zutreffen oder nicht«, meinte Parker, nachdem er einen prüfenden Blick durch die Rückscheibe des Wagens geworfen hatte.

Der Taxifahrer, der bei Mike Randers Worten mißtrauisch und leicht nervös geworden war, räusperte sich.

»Ich will nicht hoffen, daß Sie Dreck am Stecken haben«, sagte er dann. »Mit der Polizei will ich keinen Ärger haben.«

»Sie werden uns an der nächsten Straßenecke rauslassen«, sagte Mike Rander. »Wir steigen dort ganz schnell aus.«

»Und Ihr Gepäck?« wollte der Fahrer wissen.

»Darum werde ich mich schon kümmern«, versprach der Butler.

»Besser nicht, Parker«, widersprach Mike Rander und schüttelte den Kopf. »Hauptsache, Sie vergessen Ihre Spezialkoffer nicht. Alles andere kann im Wagen bleiben.«

»Und was soll ich damit machen?« wollte der Fahrer wissen.

»Tauschen Sie das Gepäck meinetwegen als Trinkgeld ein«, sagte der junge Anwalt. Dann deutete er auf eine Straßenecke und sagte mit scharfer Stimme: »Los, anhalten …!«

Kaum stand der Wagen, als Mike Rander auch schon den Fond des Wagens mehr als hastig verließ. Josuah Parker folgte ihm und vergaß selbstverständlich nicht seinen schwarzen Spezialkoffer, von dem er sich eigentlich niemals trennte. Nach einem hastigen Blick die Straße hinunter hielt der Anwalt schnell auf einen Supermarkt zu, der sich in einem großen, flachen Eckhaus befand.

Josuah Parker folgte leichtfüßig. Er wußte jetzt, daß sein Instinkt ihn nicht getrogen hatte. Er kannte seinen jungen Herrn kaum noch wieder. Während Mike Rander in den vergangenen Monaten sich stets bemüht hatte, allen Schwierigkeiten und Kriminalfällen aus dem Weg zu gehen, schien er diesmal endlich in eine erfolgversprechende Sache verwickelt zu sein.

Mike Rander hatte nicht vor, im Supermarkt einzukaufen. Zielsicher bahnte er sich seinen Weg. Zielsicher hielt er auf einen Nebenausgang zu.

Nachdem die beiden äußerlich so ungleichen Männer den Supermarkt durch einen Nebenausgang wieder verlassen hatten, überquerten sie die Seitenstraße und verschwanden in einem Bürohochhaus. Es ging mit dem Expreßlift hinauf in die zehnte Etage. Dort stiegen sie aus und nahmen einen anderen Lift, der sie blitzschnell hinunter in den Keller brachte.

Gemessen, würdevoll, aber durchaus schnell folgte der Butler seinem jungen Herrn. Er stellte keine Fragen. Er war nur hellwach und aufmerksam. Sein Gefühl sagte ihm, daß sich hier ein Fall ankündigte, wie er sich, was seine Größe anbetraf, wohl schon seit Jahren nicht mehr geboten hatte.

Vom Keller des Bürohochhauses aus erreichten die beiden Männer einen engen Hinterhof, in den die grelle Sonne Floridas kaum hineinzudringen vermochte. Vorbei an häßlichen Brandmauern, erreichten sie schließlich eine schmale Gasse, die von weiß gekalkten Hausmauern gebildet wurde. Dann, nach einem schnellen, prüfenden Blick, stieß Mike Rander plötzlich eine dunkle Holztür in einer dieser Hausmauern auf, verschwand in einem langen, halbdunklen Korridor.

Parker drückte die Tür hinter sich ins Schloß und folgte seinem jungen Herrn, der inzwischen einen Patio erreicht hatte. Im Mittelpunkt dieses Innenhofes plätscherte ein kleiner Springbrunnen. Üppige Pflanzen in allen Größen erweckten den Eindruck eines blühenden Gartens.

»So, Parker, jetzt können Sie mir Feuer geben«, sagte Mike Rander und blieb neben dem Springbrunnen stehen. »Warten wir erst mal ab, ob man uns gefolgt ist.«

»Mir ist dergleichen nicht aufgefallen«, erwiderte der Butler in seiner höflichen Art und reichte seinem jungen Herrn Feuer.

»Wenn schon!« Mike Rander tat einen tiefen Zug. »Diesmal haben wir es nicht mit durchschnittlichen Gangstern zu tun, Parker, diesmal nicht …!«

»Sir, offengestanden erwecken Sie langsam meine Neugierde«, meinte der Butler.

»Sie erfahren noch früh genug, was gespielt wird«, entgegnete der Anwalt, »und wenn Sie erst mal wissen, was anliegt, bedauern Sie vielleicht, je davon gehört zu haben.«

Während Mike Rander noch redete, ging er halb um den plätschernden Springbrunnen herum und brachte sich hinter einigen hohen Pflanzen in Sichtdeckung. Parker folgte selbstverständlich diesem Beispiel und sah den jungen Anwalt abwartend an.

»Sie könnten mal Ihren Spezialkoffer öffnen und ein paar handliche Feuerwaffen auspacken«, schlug Mike Rander mit leiser Stimme vor. »Hoffentlich haben Sie was Passendes da, Parker.«

»Sie werden, wie stets, Sir, äußerst zufrieden mit meinem bescheidenen Angebot sein.«

Parker hatte bereits die beiden Trickschlösser des Koffers geöffnet und klappte den Deckel auf. Fein säuberlich geordnet, von Lederschlaufen gehalten, bot sich Mike Randers Blicken eine erlesene Sammlung von Waffen aller Art.

»Wenn ich mir einen Hinweis erlauben darf, würde ich zu einem schallgedämpften 45er raten«, erläuterte der Butler sein Angebot.

»Nicht schlecht. Hoffentlich brauchen wir nicht zu schießen.« Mike Rander ließ sich die Waffe reichen und steckte dann zusätzlich noch eine kleine Schachtel Patronen ein, während Josuah Parker sich mit einer 38er ausrüstete.

»Scheint gutzugehen«, sagte Mike Rander, »wir dürften die Verfolger abgehängt haben.«

Sekunden später stellte sich heraus, daß Mike Rander etwas zu voreilig mit seiner Prognose gewesen war. Josuah Parker erlaubte sich nämlich, auf zwei Männer aufmerksam zu machen, die sich gerade vorsichtig in den Patio hineinschoben.

Sie waren mittelgroß, schlank und sahen durchtrainiert aus. Es waren auf keinen Fall verirrte Touristen. Das war schon daran zu ersehen, daß sie schwere Pistolen trugen, die ebenfalls mit Schalldämpfern versehen waren.

»Darf ich höflichst fragen, Sir, ob Sie bestimmte Vorstellungen haben, was die Bekämpfung diese beiden Herren anbetrifft?« flüsterte der Butler seinem jungen Herrn zu.

Während der Butler diese Erkundigung einzog, griff er erneut in den geöffneten Koffer, der zu seinen Füßen stand.

»Mir genügt es, wenn wir sie gründlich verscheuchen«, sagte Mike Rander, »oder noch besser, wenn Sie uns vorerst nicht weiter auf den Wecker fallen.«

»Sie werden zufrieden sein, Sir«, versprach der Butler und steckte das dreiteilige Blasrohr aus Plastik geschickt zusammen. Dann entnahm er seinem Koffer einen dünnen Glasrohrpfeil und ließ ihn im Mundstück dieser seltsamen Waffe verschwinden.

Die beiden Männer standen noch immer am Rand des Patio.

Sie trauten dem Frieden nicht. Und sie waren mit Sicherheit auch bereit, sofort zu schießen. Sie hatten ihre Waffen in den Hüftanschlag genommen und lauerten auf eine verdächtige Bewegung.

Parker schickte indessen den ersten Pfeil auf die Reise.

Unhörbar zischte der schlanke, nadeldünne Pfeil durch die Luft und … traf genau den Oberschenkel des Mannes, der daraufhin wie unter einem Insektenstich zusammenzuckte, sich vorbeugte und daraufhin, nachdem er den dünnen Pfeil gesehen hatte, einen entsetzten Schrei ausstieß.

Sein Begleiter sah den Blasrohrpfeil, stutzte und wollte sich prompt absetzen. Er hatte keineswegs die Absicht, sich um seinen Partner zu kümmern, der sich mit dem dünnen Pfeil abmühte.

Parker schickte die zweite Nadel auf die Luftreise, denn größer oder dicker als solide Nadeln waren diese Spezialpfeile keineswegs. Weit kam der Flüchtende nicht.

Er zuckte ebenfalls zusammen und blieb jäh stehen. Dann tastete er vorsichtig nach dem Gesäß und konnte sich nicht entschließen, das Geschoß mit einem jähen Ruck aus der rechten hinteren Kehrseite herauszuziehen. Er schien irgendwie Hemmungen zu haben.

Womit auch dieser Mann kostbare Zeit vergeudete.

Denn als auch er es endlich geschafft hatte, den Pfeil aus der Lederhaut hervorzuziehen, da wirkte bereits das Schlaf- und Betäubungsgift. Während der erste Mann sich bereits niedergebettet hatte und zufrieden die Augen schloß, rutschte der zweite Mann in sich zusammen und rollte sich dann wie eine träge Katze unter einem Strauch zusammen.

*

»Alles abgeschüttelt?« fragte der kleine, fast zierliche Mann mit den grauen Augen. Er trug einen leichten, dezenten Sommeranzug und sah, von den Augen einmal abgesehen, sehr durchschnittlich aus. Er mochte etwa fünfzig Jahre alt sein und hielt sich straff.

»Ich denke, wir haben es geschafft«, erwiderte Mike Rander lächelnd. »Parker verpaßte den beiden Burschen ein paar Stunden Tiefschlaf …!«

»Sie sind also Mr. Parker …!« Der Zierliche mit den grauen Augen sah den Butler schnell, aber prüfend an.

»Ich hoffe, Sir, Sie sind nicht zu sehr enttäuscht«, gab der Butler höflich zurück und lüftete dann seine schwarze Melone.

Das wird sich zeigen …!« Der Zierliche sprach schnell und selbstsicher. Er stand neben einem Strohsessel und hielt ein gefülltes Glas in der Hand, »Mr. Parker, was hier gesprochen wird, muß unter allen Umständen geheim bleiben. Sie sind Brite, ja?«

»Ich darf mit Stolz darauf verweisen«, sagte der Butler. »In der Nähe Londons aufgewachsen, hatte ich die Ehre und den Vorzug, als Butler ausgebildet zu werden.«

»Mr. Rander hat sich für Sie verbürgt«, redete der Zierliche weiter, der sich bisher nicht vorgestellt hatte. »Ich gehöre einer staatlichen Stelle an, deren Name nichts zur Sache tut. Diese Dienststelle arbeitet für die Sicherheit der Vereinigten Staaten. Ich darf so viel sagen, daß Mr. Rander dieser Dienststelle einmal angehörte. Das liegt Jahre zurück, als wir noch in Europa Krieg hatten.«

»Eine schreckliche Zeit, Sir, die hoffentlich niemals wiederkehrt«, bemerkte der Butler.

»Und ob … Waren Sie im Krieg?«

»Ich war der Butler eines Earls, Sir, der einer englischen Dienststelle angehörte, deren Name ebenfalls nichts zur Sache tut«, antwortete der Butler gemessen, worauf der Zierliche für einen Moment grinste.

»Nun gut«, fuhr der Mann dann fort und stellte sein Glas auf dem Fensterbrett seines kärglich eingerichteten Büros ab, »wir scheinen uns ja zu verstehen, Parker. Ich habe Ihren Chef gebeten, sich mir noch einmal zur Verfügung zu stellen. Mr. Rander hat sich bereit erklärt, für uns zu arbeiten. Allerdings unter der Bedingung, daß Sie mitspielen. Was wohl hoffentlich der Fall ist, oder?«

»Grundsätzlich ja, Sir, im speziellen aber müßte ich erfahren, um welche Aufgabe es sich handelt.«

»Hören Sie gut zu, haben Sie schon einmal von dem Herrn der Welt gehört?«

»Ich muß leider bedauern, Sir …!«

»Auch ich habe keine Ahnung«, warf Mike Rander ein, »Ihr Kurier von gestern abend hielt dicht, er machte noch nicht einmal eine Andeutung.«