Parker setzt den "König" matt - Günter Dönges - E-Book

Parker setzt den "König" matt E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Mylady dürfen versichert sein, daß meine bescheidene Wenigkeit in höchstem Maß bemüht ist, den Turnierpfeil schnellstens wieder zu beschaffen«, rief der Butler aus dem Unterholz. »Wenn Mylady sich inzwischen aus dem mitgeführten Picknickkorb stärken wollen?« Agatha Simpson stapfte mißmutig über die Lichtung. »Finden Sie erst mal meinen Pfeil, Mister Parker. Schlimm, daß Sie nicht wissen, wo er hingeflogen ist. Ich bin eben gut auf lange Distanz...« Josuah Parker hörte Myladys verärgerte Stimme sehr gut, gab jedoch keine Antwort, denn er hatte Myladys Pfeil entdeckt. Es war ein Slazenger, und die Farbe stimmte auch. Allerdings steckte der Turnierpfeil nicht im Erdboden, sondern in der Brust eines Mannes, der Butler Parker völlig unbekannt war. Sollte Mylady ungewollt auf ihre kraftvolle Art einen heimlichen Beobachter ihrer Bogenschießübungen erlegt haben? Unausdenkbar wären die Folgen... »Wo bleiben Sie denn, Mister Parker? Servieren Sie endlich den Lunch!« »Sehr wohl, Mylady.« Parker ließ den Pfeil stecken, wo er war, und arbeitete sich durchs Unterholz zur Lichtung zurück. »Es ist nicht ganz ausgeschlossen, daß die Polizei alarmiert werden muß, Mylady. Im Gebüsch liegt ein Toter.« »Was sagen Sie da? Ein Toter?

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Butler Parker – 240 –

Parker setzt den "König" matt

Günter Dönges

»Mylady dürfen versichert sein, daß meine bescheidene Wenigkeit in höchstem Maß bemüht ist, den Turnierpfeil schnellstens wieder zu beschaffen«, rief der Butler aus dem Unterholz. »Wenn Mylady sich inzwischen aus dem mitgeführten Picknickkorb stärken wollen?«

Agatha Simpson stapfte mißmutig über die Lichtung. »Finden Sie erst mal meinen Pfeil, Mister Parker. Schlimm, daß Sie nicht wissen, wo er hingeflogen ist. Ich bin eben gut auf lange Distanz...«

Josuah Parker hörte Myladys verärgerte Stimme sehr gut, gab jedoch keine Antwort, denn er hatte Myladys Pfeil entdeckt.

Es war ein Slazenger, und die Farbe stimmte auch.

Allerdings steckte der Turnierpfeil nicht im Erdboden, sondern in der Brust eines Mannes, der Butler Parker völlig unbekannt war.

Sollte Mylady ungewollt auf ihre kraftvolle Art einen heimlichen Beobachter ihrer Bogenschießübungen erlegt haben? Unausdenkbar wären die Folgen...

»Wo bleiben Sie denn, Mister Parker? Servieren Sie endlich den Lunch!«

»Sehr wohl, Mylady.« Parker ließ den Pfeil stecken, wo er war, und arbeitete sich durchs Unterholz zur Lichtung zurück. »Es ist nicht ganz ausgeschlossen, daß die Polizei alarmiert werden muß, Mylady. Im Gebüsch liegt ein Toter.«

»Was sagen Sie da? Ein Toter? Immer diese unangenehmen Zwischenfälle, wenn ich trainiere, Mister Parker. Ich beginne mit der geräucherten Lachsforelle und etwas Sahnemeerrettich. Dazu einen Schluck Hocks.«

»Sehr wohl, Mylady. Der Hochheimer Riesling paßt ausgezeichnet. Die Flasche ist gut gekühlt.«

»Haben Sie übrigens meinen Pfeil gefunden, Mister Parker?«

Der Butler räusperte sich. »Möglicherweise ja, Mylady. In der Brust des Toten steckt ein grüner Slazenger von der gleichen Art und Beschaffenheit jenes Pfeiles, den Mylady zuletzt abgeschossen haben.«

Die dunkel gekleidete Gestalt, die sich am Ende der Lichtung zeigte und zielstrebig den herrschaftlichen Picknickplatz ansteuerte, ließ Butler Parker seinen Gedankengang unterbrechen und sich auf die neue Situation einstellen.

»Man bekommt Besuch, Mylady«, sagte er.

Agatha Simpson lehnte es ab, ihre Körperfülle in die Richtung zu wenden, die Parker mit ausgestreckter Hand andeutete. »Wir ignorieren den Spaziergänger, Mister Parker.« Sie hielt ihr Glas hoch. »Wenn Sie bitte nachschenken wollen...«

»Meine Wenigkeit bittet um Entschuldigung, Mylady.« Parker legte die gestärkte Stoffserviette um den Flaschenhals und füllte das Glas.

»Zum Brathuhn nehme ich dann einen leichten Rosé, Mister Parker.«

Der Butler kam nicht mehr dazu, Mylady zuzustimmen.

Der Fremde war stehengeblieben, stemmte breitbeinig die Fäuste in die Seiten und bückte auf das herrschaftliche Picknick. So jedenfalls schien es Josuah Parker.

»n’ Appetit …«, murmelte der schwarzgekleidete Störenfried. »Hoffentlich schmeckt’s.«

»Sagen Sie diesem Subjekt, daß ich nicht gestört zu werden wünsche, Mister Parker«, verlangte die ältere Dame. »Unerträglich, bei einem so bescheidenen Imbiß belästigt zu werden.«

Agatha Simpson richtete sich empört in ihrem Feldstuhl auf, einem faltbaren Etwas, das an einen Regiestuhl erinnerte. »Verschwinden Sie! Sie... Sie... Waldläufer...!«

»Tja, das bin ich wirklich – ein Waldläufer«, erwiderte der Fremde seufzend. »Man wandert und freut sich der Natur und des eigenen Lebens, und plötzlich hört man dann einen Schrei. Sie haben ihn doch auch gehört, nicht wahr, Lady Simpson?«

»Woher kennen Sie meinen Namen?«

»Wer kennt ihn nicht, den Namen der berühmten Bogenschützin, die hier anscheinend für die Britischen Meisterschaften trainiert. Ich sah ihren letzten grandiosen Schuß, Mylady. Meine Hochachtung! Mister King ist zwar genausogut, aber er ist ein Mann.«

»Sie arbeiten für King, für Norman King?«

»Dieses Individuum dient im Hause King als Butler, Mylady«, erläuterte Parker. »Zumindest wird die Tätigkeit so definiert. Es verwundert ein wenig, daß Mister Hotchkiss am hellen Tag von seiner Herrschaft nicht benötigt zu werden scheint.«

»Machen Sie’s nicht so umständlich Parker. Heute ist mein freier Tag. Sie kriegen wohl nie frei, wie? Um auf den Schrei zurückzukommen...«

»Es gab keinen Schrei, Mister Hotchkiss«, sagte Parker mit unbewegter Miene. »Sie müssen einer Sinnestäuschung erlegen sein.«

»Blindtaub, wie? Ich habe genau gesehen, wie Ihre Herrin den Bogen spannte. Kraft hat sie, das muß ihr der Neid lassen. Und dann zischte der Pfeil ab. Tolle Distanz. Leider ging er weit daneben, und in derselben Sekunde gellte der Schrei durch den Wald.«

»Meine bescheidene Wenigkeit ist bereit zu schwören, daß kein Schrei der erwähnten Art hörbar wurde, Mister Hotchkiss. Sie werden auf einen Eichelhäher hereingefallen sein.«

»Unsinn! Wo ist denn der Pfeil, Parker? Sie haben doch danach gesucht. Bei dem bekannten Geiz Ihrer Herrin stellt ein Slazenger ja schon ein Vermögen dar. Hab ich recht?«

»Sie mischen sich in Angelegenheiten ein, die Sie nicht betreffen dürften, Mister Hotchkiss. Mylady wünscht nicht länger Ihre Anwesenheit. Man möchte Sie an Ihrem freien Tag keineswegs aufhalten.«

»Merken Sie was, Lady Simpson?« wandte sich Hotchkiss an Parkers Herrin. »Ihr Butler will mich loswerden. Sie schnüffeln doch in Kriminalfällen herum und halten sich für eine tolle Amateurdetektivin. Finden Sie nicht auch, daß Parker sich verdächtig benimmt? Nicht daß ich scharf bin auf ein Stück Huhn... Ich habe meinen Lunch schon eingenommen, gerade drüben im ›Fox and Fitchew‹. Kann ich übrigens sehr empfehlen. Der Gasthof besteht seit den Zeiten Heinrichs VIII.«

»Wer sich hier verdächtig benimmt, sind Sie, Hotchkiss«, grollte Lady Agatha. »Sie laden sich ungebeten ein, belästigen eine Dame der Gesellschaft und ihren Butler... Fort mit Ihnen, ehe ich einen Pfeil einlege!«

»Tätliche Bedrohung«, stellte Lionel Hotchkiss nüchtern fest. »Das kommt noch hinzu. Sie sind gewalttätig, Lady Simpson. Vor wenigen Minuten ist hier ein Mensch getötet worden. Ich bin Zeuge. Es kann ein Unfall gewesen sein, doch da Sie und Parker den Tatbestand bestreiten, muß ich Absicht vermuten.«

»Mylady und meine Wenigkeit haben weder etwas bestritten, noch Geständnisse gemacht, Mister Hotchkiss. Man möchte Myladys Empfehlung nachdrücklich wiederholen, daß Sie Ihres Weges ziehen. Sie werden aufdringlich.«

»Aufdringlich? Was meinen Sie, was die Polizei erst wird? Ich eile zum ›Fox and Fitchew‹ zurück und werde den Polizeichef der Grafschaft informieren. Zufällig ist Commissioner Harley ein guter Bekannter meiner Herrschaft.«

»Tun Sie sich keinen Zwang an, Mister Hotchkiss. Wenn Sie einen Rat annehmen wollen: versprechen Sie sich nicht. Der Schrei dürfte nur in Ihrer Phantasie existieren.«

»Von wegen Phantasie, Parker! Golightly liegt erschossen im Gebüsch und...«

»Haben Sie den Fundort schon besichtigt? Oder woher wissen Sie den Namen des vermeintlich Getroffenen?«

»Sparen Sie sich Ihre Spitzfindigkeiten, Parker. Diesmal winden Sie sich nicht heraus. Ich weiß, was ich gesehen und gehört habe. Ich bin Tatzeuge. Wir sehen uns wieder vor Gericht.«

Lionel Hotchkiss machte sich davon. Er war kein Sportsmann, und sein beschleunigter Gang erinnerte an das berühmte Hasenpanier.

*

»Ein höchst unangenehmer Mensch«, bemerkte Lady Agatha, die an eine versäumte Ohrfeige dachte. »Ich kann nichts mehr essen und verzichte auch au£ das Obst. Geben Sie mir nur einen Sherry, Mister Parker.«

»Was den Toten da drüben im Gebüsch betrifft, Mylady...«

»Ich will nichts mehr davon hören«, unterbrach die ältere Dame ihn. »Was geht mich eine fremde Leiche an! Wir brechen auf, damit wir nicht den lästigen Fragen der Landpolizei ausgesetzt sind, Mister Parker.«

»Mit Verlaub, Mylady, diese Handlungsweise könnte als unbesonnen gelten. Ein solch strategischer Rückzug würde zweifelsohne als Flucht ausgelegt. Und Flucht bedeutet soviel wie ein Eingeständnis der Schuld. Mylady sollten nicht vergessen, daß ein Turnierpfeil im Körper des Getöteten steckt.«

»Unsinn! Ich habe den Mann gar nicht gesehen. Wie soll ich ihn dann getroffen haben?«

»Mylady belieben den kritischen Punkt anzusprechen. Nach meinem bescheidenen Dafürhalten konnte Myladys Pfeil nicht mehr die erforderliche Kraft haben, einen Menschen nach dem Auftreffen zu töten. Zweifelsohne wird man eine Rekonstruktion des Herganges durchführen. In diesem Fall sollten Mylady nicht ihre berühmte Kraft am Bogen voll einsetzen.«

»Was werde ich also unternehmen, Mister Parker?«

»Mylady geruhen, meiner Wenigkeit unverzüglich den Auftrag zu erteilen, über Funk Verbindung mit Mister McWarden in Scotland Yard aufzunehmen. Er wird als Myladys wohlmeinender Freund die Verhöre der Grafschaftspolizei abzuwenden wissen.«

»Beeilen Sie sich, Mister Parker. McWarden soll sofort herkommen.«

»Mister McWardens sofortiges Erscheinen wird durch die Entfernung erschwert, die Mylady zwischen London und dieser Übungsstätte hinter sich gebracht haben. Es ist jedoch angeraten, dem ehrenwerten Chief-Superintendent zu empfehlen, fernmündlich Einfluß auf die Grafschaftspolizei zu nehmen, so daß Mylady bis zum Eintreffen Mister McWardens von unangenehmen Fragen verschont bleiben.«

Lady Agatha schenkte sich gedankenvoll nach, und Josuah Parker stellte die Funkverbindung zu Scotland Yard her.

McWarden war erreichbar und versprach, unverzüglich aufzubrechen.

»Es handelt sich um einen Freundschaftsdienst, Sir«, erwiderte Parker gemessen. »Man wird amtlich feststellen, daß der angebliche Treffer weder auf eine Absicht noch auf ein Versehen zurückgeführt werden kann. Die perfide Tat dürfte nur den Zweck haben, Mylady an der Teilnahme zur Meisterschaft im Bogenschießen zu hindern.«

»Es ist gut, Mister Parker. Wir reden später darüber weiter. Ich bin schon unterwegs, sagen Sie das Mylady.«

Der Butler richtete es wörtlich und unverzüglich aus.

»Haben Sie McWarden etwa von dem Picknick erzählt, und daß noch etwas übrig ist? Ich weiß doch, daß er nur deshalb herkommt, Mister Parker. Nun denn, ich habe jetzt die Kraft, den Leichnam in Augenschein zu nehmen. Führen Sie mich zum Gebüsch.«

»Dem möchte meine Wenigkeit abraten, Mylady. Man sollte den vorhandenen keine zusätzlichen Spuren hinzufügen.«

»Was für Spuren?«

»Die Spuren des Mörders, Mylady. Meiner bescheidenen Person stellt sich der Tathergang absolut klar dar. Man wird nach Eintreffen der Grafschaftspolizei und der Herren von Scotland Yard diesbezügliche Angaben machen. Mylady wäre zu empfehlen, in diesem speziellen Fall nicht selbst zu ermitteln, da Befangenheit unterstellt werden könnte.«

»Ziehen Sie wenigstens den Pfeil heraus, damit mein Dutzend wieder komplett ist, Mister Parker.«

Der Butler hob die Brauen. »Dies zu vollziehen, wäre ein so sicheres Eingeständnis wie Flucht, Mylady. Der Pfeil in der Brust des Toten, dessen Namen Mister Hotchkiss mit Golightly angab – obwohl er ihn noch gar nicht gesehen hatte –, dieser Pfeil beweist Myladys Unschuld, solange er an Ort und Stelle steckenbleibt.«

»Wie soll ich das verstehen, Mister Parker?«

»Man sprach bereits andeutungsweise mit Mister McWarden darüber, Mylady. Es ist nach physikalischen Gesetzen völlig ausgeschlossen, daß Mylady den Tod des Zaungastes oder heimlichen Beobachters verschuldet haben.«

»Und warum nicht?«

»Weil der fragliche Pfeil in einem Winkel zwischen fünfundvierzig und fünfzig Grad auftraf, betrachtet in Richtung des Kopfes des Toten. Ausgehend von der größten Wahrscheinlichkeit, nämlich daß die Gestalt aufrecht stand, als der Pfeil angeblich traf, hätte sich als ballistische Kurve eine Parabel ergeben müssen. Mit anderen Worten, Mylady hätten, um jenen Menschen zu treffen, steil in den Himmel schießen müssen, um zu erreichen, daß der Pfeil nach Passieren des Scheitelpunktes ebenso steil aufgetroffen wäre.«

»Aber ich habe doch auf die Scheibe gezielt, Mister Parker. Mein Pfeil war nie höher als fünf Fuß über dem Erdboden.«

»So ist es, Mylady.«

»Wie ist dann der Mensch umgekommen?«

»Golightly wurde allem Anschein nach ermordet, Mylady. Man warf sich auf ihn, so daß er stürzte und auf dem Rücken liegenblieb. Daraufhin ergriff man jenen Pfeil, der noch immer steckt, und stach dem Bedauernswerten ins Herz. Beachten Mylady, daß auch Messerstiche bei einem liegenden Opfer in besagtem Eintrittswinkel ausfallen.«

»Ich brauche das nicht zu beachten. Ich weiß es längst, Mister Parker. Was Sie da erzählt haben, ist mir von vornherein klar gewesen. Ich habe deshalb ruhig mein Diätfrühstück beendet. Selbstverständlich werde ich den Domestiken dieses Norman King belangen. Er hat mich beleidigt und mir den Appetit aufs Dessert genommen. Bringen Sie mich jetzt zum Wagen, Mister Parker. Ich möchte noch etwas ausruhen, bis die Polizei eintrifft.«

*

Lionel Hotchkiss war nicht mitgekommen, obwohl es vom »Fox and Fitchew« bis zur Waldlichtung nicht weit war.

Zuerst traf eine Motorradstreife ein. Der Polizist mit Schutzhelm in Stiefeln und Breeches faßte Josuah Parker ins Auge. »Führen Sie mich zur Leiche, Mister.«

»Mein Name ist Parker, Josuah Parker, Constable. Meine Wenigkeit steht dem Haushalt Lady Simpsons als Butler vor. Mylady ruht sich augenblicklich im Fond jenes schwarzen Fahrzeuges aus. Sie sollten Ihre Ermittlungen nicht zu laut werden lassen, damit Mylady nicht gestört wird.«

Der Polizist sah sich das hochbeinige Monstrum an, denn um kein anderes Fahrzeug handelte es sich, in dem sich Agatha Simpson erholte.

»Ihre Herrin schnarcht wie ein Holzfäller, Mister Parker.«

»Sir!« Josuah Parker legte seine ganze Mißbilligung in dieses Wort. »Eine Lady schnarcht nie – eine Lady ruht. Es kann sein, daß das Gaumensegel Geräusche verursacht, doch sie sind der Garant für Myladys friedvollen Mittagsschlaf.«

Der Constable schien sich nur ungern von dem hochbeinigen Monstrum zu trennen, in dem Lady Agatha halb sitzend, halb liegend der Ruhe frönte.

»Ich kann mir nicht helfen, Mister Parker: hier riecht es nach Brandy. Dabei sind die Türen doch zu.«

»Sind Sie gekommen, um diesem Phänomen nachzugehen, Constable, oder erhielten Sie den Auftrag, sich um einen unbekannten Toten zu kümmern?«

»Ich bin nur die Vorhut, Mister Parker. Ich habe Zeugen und Beteiligte daran zu hindern, sich vom Tatort zu entfernen. Außerdem ist der Tote nicht unbekannt. Der Meldung zufolge wurde Freddy Golightly Opfer des bedauerlichen Unfalls.«

»Vom wem stammt diese Meldung, Constable? Verstößt es gegen das Dienstgeheimnis, wenn Sie zugeben, daß es Mister Hotchkiss war, der die Meldung erstattet hat?«

»Hotchkiss? Doch nicht Hotchkiss ... Der sehr ehrenwerte Mister King rief persönlich an. Commissioner Harley ist sofort vom häuslichen Mittagstisch aufgebrochen. Ich rechne jeden Moment mit seinem Eintreffen.«

Josuah Parker behielt seine unbewegte Pokermiene bei. Diese Leute machten Fehler über Fehler. Wie konnte Norman King persönlich den Unfall melden und sogar den Namen des Opfers nennen, wenn er nicht in der Nähe war? Hatte Hotchkiss ihn zuvor verständigt? Oder war das Ganze von Anfang an eine abgekartete Sache?

Jenseits der Lichtung, wo die Fahrspur durch den Wald endete, dröhnten starke Motoren auf. In niederem Gang schlingerten zwei schwarze Jaguar-Dienstfahrzeuge durch die Schneise.

Der Mann im vorderen Wagen neben dem Fahrer war von kleinem Wuchs, glatzköpfig und rotgesichtig.

Der Constable nahm sofort Haltung an. »Commissioner Harley, Mister Parker. Der Chef wird üble Laune mitbringen. Er läßt sich in der Mittagszeit nicht gern stören. Seit über einem Jahr ist in unserem Dienstbereich kein Mensch mehr eines unnatürlichen Todes gestorben, müssen Sie wissen!«

Der Butler nickte interessiert. »Meine Wenigkeit hat es vernommen, Constable.«

Der Uniformierte zog den Hals ein. »Eigentlich bin ich noch Constable auf Probe, Sir. Ich gehöre zur Motorradstaffel. Wir sind vier Männer und begleiten seine Hoheit, den Herzog, zu Jagdausflügen. Zwei Männer vorneweg, zwei auf den Maschinen hinterher. Nennen Sie mich, wenn Sie mit dem Chef reden, bitte nicht Constable.«

»Man dankt für diesen Hinweis.« Josuah Parker trat dem Commissioner gemessenen Schrittes entgegen und lüftete leicht ergeben die steife Melone.

»Die Angelegenheit, die Sie dem Kreis Ihrer Familie und Ihrer verdienten Mittagsruhe entriß, mag in hohem Maß bedauerlich sein, Sir, doch dürfen Sie gewiß sein, daß man Sie aus eigenem Antrieb nicht bemüht hätte.«