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HEIßE NACHT IN MONTE CARLO von MANN, CATHERINE Zum Teufel mit Elliot! Lucy Ann kann nicht fassen, dass der sexy Rennfahrer auf einmal vor ihr steht. Seit sie vor elf Monaten in Monte Carlo eine heiße Nacht miteinander verbracht haben, hat er sich nicht bei ihr gemeldet. Warum taucht er jetzt plötzlich bei ihr auf? DER COP IN MEINEM BETT von FERRARELLA, MARIE Ausgerechnet Sam Wyatt ist ihr neuer Partner? Polizistin Riley spürt ein gefährliches Prickeln. Das hat jedoch nichts mit den riskanten Einsätzen bei der Verbrecherjagd zu tun, die auf sie warten! Sondern mit den Fantasien, die der smarte Detective in ihr auslöst … DEIN VERFÜHRERISCHER KUSS von GOLD, KRISTI "Wie viel nehmen Sie pro Stunde?" Logan Whittaker muss lächeln: Hannah hält ihn für den Klempner! Dabei ist der Anwalt gekommen, um ihr mitzuteilen, dass ihre Geldsorgen für immer ein Ende haben. Und vielleicht auch, um sich in die temperamentvolle Schönheit zu verlieben …
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Seitenzahl: 567
Catherine Mann, Marie Ferrarella, Kristi Gold
COLLECTION BACCARA BAND 352
IMPRESSUM
COLLECTION BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 352 - 2015 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
© 2014 by Catherine Mann Originaltitel: „For the Sake of Their Son“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Johanna Lewes
© 2010 by Marie Rydzynski-Ferrarella Originaltitel: „In Bed with the Badge“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto in der Reihe: ROMANTIC SUSPENSE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Katrin Lechat
© 2014 by Harlequin Books S.A. Originaltitel: „From Single Mom to Secret Heiress“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Silke Schuff
Fotos: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733722517
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
Nach einer heißen Nacht hat Lucy Ann ihn damals überstürzt verlassen. Der umschwärmte Rennfahrer Elliot Starc ahnt, warum: Dass aus guter Freundschaft plötzlich Leidenschaft wurde, hat sie beide völlig überrumpelt. Als sie sich elf Monate später unerwartet wiedersehen, ist Elliot fassungslos! Denn ihr One-Night-Stand in Monte Carlo blieb nicht ohne Folgen …
Gefährliche Einsätze machen Detective Sam Wyatt keine Angst. Aber dass er auf einmal allein für seine sechsjährige Tochter verantwortlich ist, schockiert ihn. Doch Sam hat Glück: Seine neue Partnerin Riley hilft ihm. Dabei lernt er die schöne Polizistin von einer verführerisch weiblichen Seite kennen. Und er ist schließlich auch nur ein Mann …
Endlich, der Klempner! Erleichtert öffnet Hannah die Tür. Sofort ist ihr jedoch klar, dass der unverschämt gut aussehende, elegante Mann niemals Handwerker ist. Aber wer ist er dann? Der renommierte Rechtsanwalt Logan Whittaker. Er hat ihr etwas mitzuteilen, was ihre Welt für immer auf den Kopf stellen wird. Erst geschäftlich – dann sehr privat …
Elliot Starc hatte sein ganzes Leben lang der Gefahr ins Auge geblickt. Es fing mit seinem Vater an, der nicht selten die Fäuste gegen ihn erhoben hatte, und setzte sich später in seinem Beruf als Formel-1-Rennfahrer fort, bei dem er seine Reisen um die Welt außerdem dazu nutzte, Interpol mit Informationen zu versorgen.
Doch ihm war nie der Gedanke gekommen, dass er einmal entführt werden könnte. Schon gar nicht im Verlauf der Junggesellenparty seines besten Freundes.
Als Elliot langsam zu sich kam, erkannte er wütend, dass seine Hände in Handschellen steckten. Sie fühlten sich schon ganz taub an. Er versuchte, die Fesseln abzuschütteln und sich zu orientieren, doch er war immer noch etwas benommen. Er erinnerte sich nur daran, dass er in Atlanta bei einem Junggesellenabschied gewesen war. Nun trug er Handschellen und eine verdammte Augenbinde und hatte keine Ahnung, was zum Teufel das alles sollte. Er wusste, dass er sich in einem Fahrzeug befand, das nach Leder und Luxus roch. Die Hintergrundgeräusche verrieten ihm auch nicht viel, da er nur das leise Schnurren eines gut eingestellten Motors hörte.
„Er ist wach“, flüsterte plötzlich eine Stimme.
„Verdammt!“, zischte eine zweite Person.
„Hey“, schrie Elliot, obwohl der Schrei eher wie ein heiseres Krächzen herauskam. Er räusperte sich und versuchte es noch einmal. „Ich weiß ja nicht, was das werden soll, aber Lösegeld ist kein Problem.“
Da ertönte ein lang gezogenes Summen, unverkennbar das Hochgleiten einer Trennwand. Dann herrschte Stille. Elliot war allein, und es brachte gar nichts, herumzuschreien. Er überlegte.
Befand er sich etwa in einer Limousine? Doch wer benutzte für eine Entführung so einen Wagen?
Sobald sie anhielten, wollte er bereit sein. Ohne die Augenbinde würde er die Hände gar nicht brauchen. Er beherrschte sieben Arten der Selbstverteidigung und konnte seine Füße, die Schultern und sein gesamtes Körpergewicht einsetzen. Der Teufel sollte ihn holen, wenn er sich in einem Kampf nicht zu behaupten wüsste.
Vor ungefähr zwanzig Minuten waren sie von der Autobahn abgefahren, und Elliot vermutete, dass sie nun durch ländliches Gebiet steuerten. Er hatte keine Ahnung, ob sie sich im Norden, Süden oder Westen befanden. Er konnte überall zwischen Florida, Mississippi und South Carolina gelandet sein. Feinde hatte er sich bei seiner Arbeit bei Interpol und durch seine Siege in der Rennszene in fast allen Winkeln der Erde zu Genüge gemacht.
Außerdem gab es in seinem Leben eine Menge wütender Exfreundinnen … Unwillkürlich dachte er an den einzigen Namen, mit dem er positive Erinnerungen verband: Lucy Ann Joyner. Doch auch das hatte er gründlich vermasselt.
Mist!
Er zwang sich, in die Gegenwart zurückzukehren. Langsam drang Sonnenlicht durch seine Augenbinde, das hinter seinen geschlossenen Lidern zu glitzern begann wie Glassplitter.
Elliot konnte sich immer noch nicht erklären, wie sie ihn so hatten überrumpeln können. Er war gegen Ende von Rowans Junggesellenabschied losgezogen, um eine Flasche alten Whisky zu holen, und jemand hatte ihn im Hinterzimmer bewusstlos geschlagen.
Wenn er doch nur den Grund für die Entführung wüsste! Hatte es jemand auf sein Geld abgesehen? Oder hatte jemand seine geheimen Einsätze für Interpol aufgedeckt und wollte sich diese Verbindung zunutze machen?
Elliot hatte sein Leben in vollen Zügen ausgekostet, angetrieben durch den Wunsch, die mehr als bescheidenen Lebensumstände seiner Kindheit hinter sich zu lassen. Er bereute nur eines: dass er seine langjährige Freundschaft mit Lucy Ann heftiger vor die Wand gefahren hatte als seinen Wagen beim letzten Grand Prix von Australien.
Abrupt blieb die Limousine stehen. Elliot stemmte die Füße gegen die Wand, damit er nicht auf den Boden rollte. Er zwang sich, eine entspannte Haltung einzunehmen, um seine Entführer glauben zu machen, er wäre noch bewusstlos.
Er machte sich innerlich kampfbereit und konnte es kaum erwarten, seine Widersacher endlich anzugreifen und es ihnen heimzuzahlen. Dank seiner Einsätze bei Interpol war er gut in Form und besaß obendrein durch seine Arbeit als Rennfahrer extrem geschärfte Reflexe. Er würde sich nicht kampflos ergeben.
Seit Elliot sein ärmliches Elternhaus verlassen hatte, war das Glück stets auf seiner Seite gewesen. Er war knapp dem Jugendgefängnis entkommen und in einem Militärinternat gelandet, wo er Freunde fürs Leben gefunden hatte. Es waren Außenseiter der Gesellschaft wie er, die Regeln verachteten, aber dennoch nach einem strengen Gerechtigkeitskodex lebten. Sie alle hatten nach der Schule unterschiedliche Wege eingeschlagen, waren jedoch durch ihre Freundschaft und die sporadischen Einsätze für Interpol in Verbindung geblieben. Nicht, dass sie ihm eine große Hilfe gewesen wären, als man ihn von der Junggesellenparty entführte, während sie nur ein paar Schritte von ihm entfernt feuchtfröhlich feierten.
Die Autotür öffnete sich, und jemand beugte sich über ihn. Ein Gefühl sagte Elliot, dass er die Person kannte, und er versuchte angestrengt, das Geheimnis zu lüften, bevor es zu spät war.
Jemand nahm ihm die Augenbinde ab. Elliot sah, dass er sich tatsächlich in einer Limousine befand. Mit der Identität seiner Entführer hatte er jedoch überhaupt nicht gerechnet.
„Hallo, Elliot“, sagte sein Freund Malcolm Douglas, der ihn bei der Party gebeten hatte, die Flasche Whisky zu holen. „Na, kommst du langsam zu dir?“
Conrad Hughes – noch einer seiner verdammten Verräterfreunde – tätschelte ihm die Wange. „Ich finde, du siehst schon ganz wach aus.“
Elliot unterdrückte einen Fluch. Er war tatsächlich von den eigenen Freunden entführt worden. „Würde mir vielleicht mal jemand erklären, was das hier soll?“
Er musterte Conrad und Malcolm, mit denen er bis weit nach Mitternacht in Atlanta gehörig auf den Putz gehauen hatte und die nun im Licht des Morgengrauens vor ihm standen. In Hintergrund war ein Eichenwald zu sehen, die Brise trug den Duft von Jasmin zu ihm herüber. Warum hatten sie ihn auf diesen merkwürdigen Trip mitgenommen?
„Und?“, bohrte er noch einmal nach, als keiner von beiden antwortete. „Was zur Hölle habt ihr vor?“, fragte er mit kaum verhohlenem Ärger. Er hätte ihnen am liebsten in den Hintern getreten. „Ich hoffe, ihr habt einen guten Grund dafür, mich hierher ins Nirgendwo zu verschleppen.“
Conrad schlug ihm kameradschaftlich auf den Rücken. „Das wirst du noch früh genug sehen.“
Elliot kletterte aus dem Wagen, was mit gefesselten Händen gar nicht so leicht war. „Ihr sagt mir jetzt sofort, was los ist, oder ich haue euch beide windelweich.“
Malcolm lehnte sich entspannt gegen die Karosserie der Limousine. „Na, da bin aber gespannt, wie du das mit den Handschellen anstellen willst. Wenn du so weiterredest, behalten wir den Schlüssel dafür noch ein bisschen länger.“
„Wirklich witzig“, erwiderte Elliot zähneknirschend. „Wird nicht normalerweise dem Bräutigam so ein Streich gespielt?“
Conrad grinste. „Mach dir um den keine Sorgen. Rowan hat wahrscheinlich gerade seine neue Tätowierung entdeckt.“
Elliot hob die gefesselten Handgelenke in die Höhe. „Und was soll das hier? Ich werde schließlich nicht heiraten.“
Niemals.
Malcolm wies mit dem Kopf auf den Pfad, der in den dichten Pinienwald hineinführte. „Wir zeigen es dir einfach. Lass uns ein Stück gehen.“
Ihm blieb ja wohl nichts anderes übrig. Seine Freunde hatten sich offensichtlich eine Art Spiel für ihn ausgedacht, und das wollten sie nun unbedingt durchziehen. Zugegeben, er hatte seit seiner Trennung von Gianna wirklich ziemlich miese Laune gehabt. Verdammt, eigentlich schon, seit Lucy Ann ihren Job als seine Assistentin hingeschmissen hatte und für immer aus seinem Leben verschwunden war.
Gott, es wurde höchste Zeit, dass er mal wieder hinters Steuer kam und Vollgas geben konnte, um seinen Frust abzubauen. Ganz egal auf welcher Strecke.
Nach ein paar Schritten wusste er plötzlich, wo er war. Die Vegetation war dichter als früher, doch er kannte die Gegend gut genug. Es war sein Zuhause. Zumindest war es das früher einmal gewesen, als er noch bei seinem ständig betrunkenen Vater gelebt hatte. Diese kleine Farmergemeinde in der Nähe von Columbus, South Carolina wurde auch „Gottes eigenes Land“ genannt.
In Elliots Augen war es eher der letzte Winkel der Hölle.
An diesem Tag schien in der Hölle jedoch die Sonne.
Sie kamen auf eine Lichtung und traten von dort auf eine Auffahrt, die zu einem Holzhaus führte. Davor stand eine dicke, mindestens hundert Jahre alte Eiche. Elliot hatte als Kind unter diesem Baum gespielt und sich dabei oft gewünscht, nie wieder fortzumüssen, da ihm dieser Ort wie ein sicherer Hafen erschienen war.
Er hatte sich hier immer zusammen mit Lucy Ann Joyner versteckt. Es war das Haus ihrer Tante, und sie beide liebten diesen Zufluchtsort, auch wenn sie meist nur ein paar Stunden bleiben konnten. Warum führten ihn seine Kumpel nun in die Vergangenheit?
Über das Rauschen der Blätter hinweg hörte Elliot ein Knarren, und er sah zu dem Ursprung des Geräuschs hinüber. An einem dicken Ast hing eine Schaukel, auf der eine Frau saß, die ihnen den Rücken zugewandt hatte. Er blieb wie angewurzelt stehen. Plötzlich war ihm völlig klar, warum er hier war. Seine Freunde zwangen ihn zu der Konfrontation, die seit elf Monaten fällig war. Genauer gesagt, seit er und Lucy Ann sich beide stur weigerten, den ersten Schritt zu tun.
Wusste sie, dass er kam? Elliot schluckte schwer bei der Vorstellung, dass sie ihn doch sehen wollte. Dass sie es sich anders überlegt hatte und ihn nun nicht mehr aus ihrem Leben ausklammern wollte. Aber wären sie dann nicht bis zum Haus gefahren?
Er war sich nicht sicher, ob sie das vergangene Jahr einfach vergessen konnten. Bei dem bloßen Gedanken, mit Lucy Ann zu sprechen, wurde ihm bereits flau.
Er verschlang die Frau mit seinen Blicken und starrte wie gebannt auf ihren schlanken Rücken und das hellbraune Haar, das ihr auf die Schultern fiel. Verdammt, es waren sehr lange elf Monate ohne sie gewesen. Seine Freundin aus Kindertagen war nach einer ebenso unbesonnenen wie unglaublichen Nacht, die ihre Freundschaft für immer zerstört hatte, einfach verschwunden.
Elliot hatte Lucy Ann Zeit gelassen, aber trotzdem nie wieder etwas von ihr gehört. Innerhalb nur eines Tages hatte ihn der Mensch, dem er am meisten vertraute, aus seinem Leben verbannt. Niemand anderes war ihm je so nahgekommen – nicht einmal seine Freunde aus dem Militärinternat. Er und Lucy Ann hatten eine gemeinsame Vergangenheit – eine Verbindung, die über eine normale Freundschaft hinausging.
Das hatte er zumindest geglaubt.
Wie magnetisch angezogen, ging Elliot, die Hände immer noch vor dem Körper gefesselt, auf die Frau zu, ohne sie aus den Augen zu lassen. Der Schwung ihres Halses weckte in ihm die Erinnerung an ihren Jasminduft. Als er sah, wie ihr das Kleid von der Schulter rutschte, musste er daran zurückdenken, dass sie früher die aussortierten Kleider der Nachbarinnen getragen hatte.
Das Seil schabte über den Ast, während sie sich mit dem Fuß vom Boden abstieß und vor- und zurückschaukelte. Plötzlich drehte ein Windstoß die Schaukel in seine Richtung.
Überrascht blieb Elliot stehen.
Es war tatsächlich Lucy Ann, aber sie war nicht allein. Schockiert starrte sie ihn an. Offensichtlich kam diese Begegnung für sie ebenso unvorhergesehen wie für ihn. Doch seine Enttäuschung darüber, dass sie nicht an seiner Entführung beteiligt war, wurde von einer noch viel größeren Überraschung verdrängt.
Lucy Ann hielt ein Baby in den Armen, das an ihrer Brust saugte.
Lucy Ann presste ihren kleinen Sohn an sich und starrte Elliot Starc, ihren Jugendfreund und ehemaligen Chef, schockiert an. Den Mann, mit dem sie eine Nacht verbracht hatte.
Den Vater ihres Kindes.
Sie hatte sich in Gedanken schon unzählige Male den Moment ausgemalt, in dem sie ihm von ihrem Sohn erzählen würde. Doch sie hatte sich nie vorgestellt, dass er plötzlich wie aus heiterem Himmel vor ihr stehen würde. Und das auch noch in Handschellen! Offensichtlich war er nicht aus freien Stücken hier.
Ein Teil von ihr wollte zu Elliot laufen und auf die Freundschaft vertrauen, die hier draußen im Umland von Columbia entstanden war. Doch der andere Teil verriet Lucy Ann alles, was sie wissen musste. Elliot hatte nicht plötzlich ein Einsehen gehabt und war zu ihr geeilt, um sich für sein mieses Verhalten zu entschuldigen. Seine Freunde hatten ihm Handschellen angelegt und ihn hergeschleift.
Zum Teufel mit ihm! Sie hatte auch ihren Stolz.
Nur das Kind auf ihrem Arm hielt sie davon ab, sich in das Haus ihrer Tante zu flüchten. Lucy Ann löste Eli von ihrer Brust und rückte ihr Kleid zurecht. Dann legte sie sich den Säugling über die Schulter und klopfte ihm auf den Rücken. Dabei ließ sie Elliot nicht aus den Augen und versuchte, seine Stimmung zu ergründen.
Sein finsterer Gesichtsausdruck sagte ihr laut und deutlich, dass sie ihre Erklärung nicht länger aufschieben konnte. Sie hätte ihm früher von Eli erzählen müssen. Ganz zu Anfang ihrer Schwangerschaft hatte sie einen Versuch unternommen und dann doch einen Rückzieher gemacht. Nach seiner überstürzten Verlobung mit Gianna war sie so wütend gewesen, dass es ihr leichtfiel, noch ein bisschen länger auf Distanz zu gehen. Schließlich wollte sie nicht der Grund für das Scheitern seiner Verlobung sein. Sie hatte es ihm sagen wollen, sobald er verheiratet war und sich nicht verpflichtet fühlte, ihr irgendein Angebot zu machen. Obwohl ihr bei dem bloßen Gedanken, dass er diese Sexbombe und Erbin heiraten könnte, regelrecht schlecht geworden war.
Nun stand Elliot groß und muskulös vor ihr. Er hatte das sandbraune Haar kurz geschnitten, trug tief sitzende Jeans und ein schwarzes Freizeithemd, das seine breiten Schultern betonte. Seine unrasierten Wangen und die zusammengekniffenen grünen Augen verliehen ihm das Aussehen des Draufgängers, der er sein Leben lang hatte sein wollen.
Sie kannte ihn in- und auswendig, sogar die Narbe an seinem Ellbogen, die angeblich von einem Sturz mit dem Fahrrad stammte, die ihm aber in Wirklichkeit sein Vater mit der Gürtelschnalle beigebracht hatte.
Lucy Ann sah zu seinen Internatsfreunden hinüber, die hinter ihm standen. Beide waren inzwischen glücklich verheiratet und schienen davon überzeugt zu sein, dass jeder es einmal probieren sollte. Ohne Zweifel hatten sie Elliot aus genau diesem Grund zu ihr gebracht.
Aber sie dachte ja gar nicht daran!
Lucy Ann hatte absolut kein Interesse, sich auf dieses Terrain zu begeben. Schon gar nicht mit Elliot, dem größten Frauenheld in der westlichen Welt.
„Gentlemen, würdet ihr Elliot die Handschellen abnehmen und dann verschwinden, damit er und ich uns wie zivilisierte Menschen unterhalten können?“
Conrad fischte einen Schlüssel aus der Tasche und hielt ihn in die Höhe. „Kein Problem.“ Er sah Elliot an. „Ich verlasse mich darauf, dass du jetzt nichts Dummes machst und wegen dieses kleinen Streichs noch eine Prügelei mit uns anfängst.“
Ein Streich? dachte Lucy Ann. Das hier war ihr Leben – und sie machten sich einen Spaß daraus? Wut stieg in ihr hoch.
Elliot verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln. „Natürlich nicht. Schließlich seid ihr zu zweit. Also, befreit mich endlich von diesen Handschellen. Meine Arme sind viel zu taub, um einen von euch anzugreifen.“
Malcolm nahm Conrad den Schlüssel ab und öffnete die Handschellen. Elliot massierte sich schweigend die Handgelenke und hob dann die Arme über den Kopf.
Wurde er eigentlich jedes Jahr sexyer? Lucy Ann fand das besonders unfair, da sie wegen der unregelmäßigen Schlafgewohnheiten ihres Sohnes nicht mehr dazu gekommen war, zu duschen.
Mit der Zungenspitze befeuchtete sie sich die trockenen Lippen. Dabei überlegte sie krampfhaft, wie sie das unangenehme Schweigen überspielen konnte. „Malcolm, Conrad, ich weiß, ihr habt es nur gut gemeint, aber vielleicht solltet ihr jetzt gehen. Elliot und ich haben eine Menge zu besprechen.“
Eli machte ein Bäuerchen, und Lucy Ann wog ihn verlegen in den Armen. Dabei spürte sie Elliots eindringlichen Blick.
Malcolm schlug ihm auf den Rücken. „Du kannst uns später danken.“
Conrad warf Lucy Ann einen ernsten Blick zu. „Ruf an, wenn du etwas brauchst, in Ordnung?“
Ohne ein weiteres Wort verschwanden die beiden Männer im Wald. Zum ersten Mal seit elf Monaten war Lucy Ann mit Elliot allein.
Nun, nicht ganz. Sie presste Eli an sich, bis dieser zu strampeln anfing.
Elliot vergrub die Hände in den Hosentaschen. „Wie lange wohnst du schon bei deiner Tante?“
„Seit ich Monte Carlo verlassen habe.“ Sie war die ganze Zeit in Columbia gewesen, und er hätte sie ganz einfach finden können. Wo hätte sie sonst hingehen sollen? Sie hatte zwar Geld gespart, aber bei ihrer Tante zu wohnen war schon allein aus finanzieller Sicht am vernünftigsten.
„Wovon lebst du?“
„Das geht dich nichts an“, erwiderte sie mit hochgerecktem Kinn. Er hätte über seine Quellen bei Interpol alles über sie herausfinden können, wenn er nur gewollt hätte.
Aber offensichtlich hatte er es nicht einmal versucht. Das schmerzte Lucy Ann am meisten. All die Monate hatte sie geglaubt, er würde sie überprüfen lassen. Dann hätte er herausgefunden, dass sie schwanger war, und sich seine Gedanken gemacht.
Er wäre zu ihr gekommen.
„Ach ja? Ich glaube, wir beide wissen ganz genau, warum mich das eine Menge angeht.“
„Ich habe in der Zeit, in der ich für dich gearbeitet habe, einiges sparen können.“ Elliot hatte darauf bestanden, ihr als seiner Assistentin ein großzügiges Gehalt zu zahlen. „Außerdem arbeite ich online, um mein Einkommen aufzustocken. Ich entwerfe und pflege Webseiten. Dadurch habe ich ein gutes Auskommen.“ Der Small Talk, mit dem sie um das Baby herumredeten, das jetzt friedlich in ihren Armen schlief, strapazierte ihre Geduld. „Du hattest viele Monate Zeit, mir diese Fragen zu stellen, und hast stattdessen lieber geschwiegen. Wenn jemand wütend sein darf, dann ich.“
„Du hast aber auch nicht angerufen. Dabei hattest du einen viel wichtigeren Grund, mit mir Kontakt aufzunehmen.“ Er wies mit dem Kopf auf Eli. „Es ist mein Kind.“
„Du scheinst dir sehr sicher zu sein.“
„Ich kenne dich. Und ich sehe die Wahrheit in deinen Augen“, erwiderte er schlicht.
Dem konnte Lucy Ann nicht widersprechen. Sie schluckte mehrmals, um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden und sich zu sammeln. „Sein Name ist Eli. Er ist zwei Monate alt, und ja, er ist dein Sohn.“
Elliot zog die Hände aus den Taschen. „Ich will ihn halten.“
Plötzlich schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie hatte sich diesen Moment so oft ausgemalt, aber nie gedacht, wie sehr ihre Emotionen sie aus dem Gleichgewicht bringen könnten. Sie reichte Eli an seinen Vater weiter und beobachtete dessen Gesicht. Zum ersten Mal konnte sie Elliots Ausdruck nicht deuten. Sie waren sich immer so vertraut gewesen, doch jetzt kam er ihr vor wie ein Fremder.
Mit ausdruckslosem Gesicht hielt Elliot seinen Sohn und betrachtete die pausbäckigen Züge des Kleinen. Eli trug einen blauen Strampelanzug. Seine blonden Härchen glänzten im Licht der Sonnenstrahlen, die durch die Bäume fielen. Der Augenblick erinnerte Lucy Ann an ein Märchen. Es brach ihr fast das Herz, als sie daran dachte, wie ergreifend dieser Moment hätte sein können.
Schließlich sah Elliot sie an. Sein arroganter Gesichtsausdruck war verschwunden, und seine Augen verrieten, wie verletzt er innerlich sein musste. Er schluckte schwer. „Warum hast du mir das – Eli – vorenthalten?“
Lucy Ann wurde von Schuldgefühlen überwältigt. Sie hatte versucht, ihn zu kontaktieren, war jedoch, das musste sie gestehen, nicht beharrlich genug gewesen. Ihr Stolz … Ach, verdammt! Diese Ausreden klangen selbst in ihren eigenen Ohren schwach und wenig überzeugend.
„Du warst mit einer anderen verlobt. Ich wollte mich nicht zwischen euch drängen.“
„Hattest du etwa nie vor, es mir zu sagen?“, fragte Elliot mit heiserer Stimme. Er richtete den Blick wieder auf seinen Sohn, der so zufrieden an seine Brust geschmiegt schlief, als würde er dort hingehören.
„Natürlich hatte ich vor, es dir zu sagen – nach deiner Hochzeit.“ Sie rieb sich die feuchten Handflächen am Kleid ab. „Ich wollte nicht schuld daran sein, dass deine große Liebe in die Brüche geht.“
Zugegeben, sie hatte sich den Zynismus in dieser letzten Bemerkung nicht verkneifen können. Doch das hatte er sich für seine übereilte Trostbeziehung irgendwie verdient.
„Meine Verlobung mit Gianna ist schon seit Monaten vorbei. Warum hast du mich nicht kontaktiert?“
Das war eine berechtigte Frage. Lucy Ann wäre am liebsten weggelaufen, doch Elliot hielt ihren Sohn auf dem Arm. Und so ungern sie es auch zugeben wollte, sie hatte ihn vermisst. Sie waren so lange ein Teil voneinander gewesen, dass ihr die Trennung von ihm wie ein Entzug vorgekommen war.
„Ich konnte dich nicht ausfindig machen, und dein Assistent wusste auch nicht, wo du steckst.“ Darüber war Lucy Ann zuerst ziemlich wütend gewesen, doch dann hatte die Sorge um ihn überwogen. Schließlich wusste sie von Elliots gelegentlichen Einsätzen für Interpol und kannte sein waghalsiges Naturell.
„Sehr hartnäckig kannst du es nicht versucht haben. Du hättest doch nur einen meiner Freunde anrufen müssen.“ Seine Augen wurden schmal. „Oder hast du sie etwa kontaktiert? Haben sie mich deshalb heute hierher gebracht?“
Lucy Ann hatte mehr als einmal mit diesem Gedanken gespielt, war dann aber doch jedes Mal davor zurückgeschreckt.
„Nein. Einer von beiden hat scheinbar nach mir gesucht, auch wenn du dir nicht die Mühe gemacht hast.“
Das tat weh. Wo war dieser bittere Seitenhieb hergekommen?
Elliot zog eine Augenbraue in die Höhe. „Es geht hier um Eli. Nicht um uns.“
„Es gibt kein uns mehr.“ Sie strich sanft über den Kopf ihres Sohnes und konnte es kaum abwarten, ihn wieder auf den Arm zu nehmen. „Das hast du kaputt gemacht, als du nach unserer gemeinsamen Nacht Angst bekommen hast und weggelaufen bist.“
„Ich laufe nie weg.“
„Entschuldige, wenn ich dein Ego beleidigt habe.“ Lucy Ann verschränkte die Arme vor der Brust. Es war fast so wie in der fünften Klasse, als sie sich darum gestritten hatten, ob der Ball nun im Aus gewesen war oder nicht.
Elliot seufzte und sah sich auf der leeren Lichtung um. In der Ferne heulte der Motor der Limousine auf und wurde dann leiser, als der Wagen ohne ihn wegfuhr. „Das bringt so nichts“, sagte er zu ihr gewandt. „Wir müssen vernünftig über die Zukunft des Kindes reden.“
„Da hast du recht.“ Natürlich mussten sie reden. Aber in diesem Moment war sie einfach zu aufgeregt und konnte kaum klar denken. Sie nahm Elliot das Kind aus den Armen. „Wir reden morgen, wenn wir beide wieder ruhiger sind.“
„Woher weiß ich, dass du nicht einfach mit meinem Sohn verschwinden wirst?“, fragte Elliot.
Sein Sohn.
In seiner Stimme klang bereits ein gewisser Besitzanspruch mit.
Lucy Ann presste Eli enger an sich und atmete den vertrauten frischen Duft nach Babypuder ein. Sie würde mit ihren Gefühlen für Elliot schon noch fertig werden. Und sie würde niemandem erlauben, sich in die Zukunft ihres Kindes einzumischen.
„Ich war die ganze Zeit hier, mein Lieber. Du hast dich nicht um uns gekümmert.“ Das war eine bittere Pille. „Nicht einmal jetzt war es deine Entscheidung. Deine Freunde haben dich hier abgeladen.“
Elliot ging langsam um Lucy Ann herum, während seine Hand das Seil der Schaukel festhielt. Dann blieb er direkt vor ihr stehen. Er bewegte sich mit einer erstaunlichen Leichtigkeit und Körperbeherrschung, die im völligen Widerspruch zu dem Mann standen, der stets am Limit lebte und den Nervenkitzel liebte.
Ihre Haut kribbelte bei der Erinnerung an seine Berührung, und der Wind trug den verführerischen Duft seines Aftershaves zu ihr herüber.
Sie räusperte sich. „Elliot, ich finde, du solltest …“
„Lucy Ann“, unterbrach er sie, „falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, meine Freunde haben mich hier zurückgelassen. Allein. Ohne Auto.“ Er beugte sich näher zu ihr vor und hielt sich am Seil der Schaukel fest. Er war ihr nun so nah, dass sie fast seine Bartstoppeln spüren konnte. „Also, egal, ob du nun mit mir reden willst oder nicht: So schnell wirst du mich erst einmal nicht los.“
Elliot blieb völlig regungslos stehen, was angesichts seiner Frustration eine große Leistung war. Es machte ihn fertig, dass Lucy Ann ihre Schwangerschaft – seinen Sohn – vor ihm geheim gehalten hatte. Im Laufe des letzten Jahres war er davon überzeugt gewesen, dass sie irgendwann wieder zur Tagesordnung übergehen würden. Schließlich hatte ihre Freundschaft ihm über die schlimmsten Zeiten seines Lebens hinweggeholfen.
Doch jetzt wusste er, dass es kein Zurück mehr gab. Die Dinge hatten sich für immer verändert.
Sie hatten ein gemeinsames Kind, einen Jungen, der nur wenige Zentimeter von ihm entfernt in Lucy Anns Armen lag. Elliot umklammerte das Seil der Schaukel. Er musste den richtigen Zeitpunkt abwarten und mit Vorsicht vorgehen. Seine Freundin aus Kindertagen hatte viele gute Eigenschaften – aber sie war auch stur wie ein Esel. Wenn er bei diesem überraschenden Treffen einen falschen Schritt machte, würde sie keinen Millimeter mehr nachgeben.
Er musste seinen Frust und seine Wut über ihr Verhalten in den Griff bekommen. Ein kühler Kopf hatte ihm auf der Rennstrecke mehr als einmal das Leben gerettet. Doch nie zuvor hatte so viel auf dem Spiel gestanden. Egal, wie betrogen er sich fühlte, er durfte sich diese Gefühle nicht anmerken lassen.
Das Leben hatte Elliot beigebracht, seine düsteren Emotionen vor der Umwelt zu verbergen.
Also wartete er und forschte in Lucy Anns Gesicht nach einem Signal. Die Brise wehte eine ihrer Haarsträhnen hoch und wirbelte sie ihm ins Gesicht. Sein Puls beschleunigte sich.
„Was ist jetzt, Lucy Ann?“
Die Pupillen ihrer goldbraunen Augen weiteten sich, als ihr die Bedeutung seiner Worte klar wurde. Sie sprang von der Schaukel, sodass Elliot nach vorn stolperte. Er ließ das Seil los und fand gerade noch rechtzeitig das Gleichgewicht wieder.
Lucy Ann sah über die Schulter zurück, während sie den Kiesweg zum Haus hochging. „Lass uns reingehen.“
„Wo ist deine Tante?“ Er folgte ihr über die knirschenden Steine.
„Arbeiten.“ Lucy Ann ging die Stufen der vorderen Veranda hoch. „Sie kellnert immer noch im Pizza Shack.“
„Du hast ihr doch regelmäßig Geld geschickt.“
„Wie es aussieht, hat sie davon nie etwas angerührt“, erwiderte Lucy Ann trocken und stieß die Tür zum Wohnzimmer auf. Die Inneneinrichtung war unverändert. Tante Carla besaß noch das gleiche durchgesessene karierte Sofa von früher und die verstaubten Hummel-Figuren in der Eckvitrine. Elliot hatte vergessen, wie gern sie die Flohmärkte nach ihnen abklapperte, weil sie sich die neuen nicht leisten konnte.
„Deine Tante ist sehr stolz, genau wie du.“
„Ich habe einen Job von dir angenommen.“ Lucy Ann legte Eli in das Kinderbett neben der Couch.
„Du hast verdammt hart gearbeitet und deinen Abschluss im Programmieren gemacht.“ Er bewunderte sie dafür, dass sie es sich nie leichtgemacht hatte und beruflich ihren Weg gegangen war.
Aber warum hatte sie das Gespräch mit ihm gemieden? Bestimmt nicht aus Angst vor einer Konfrontation. Das Haar fiel ihr ins Gesicht, als sie sich über das Kinderbett beugte. Das Kleid schmiegte sich an ihre Hüften, und sein Blick blieb an ihren neu gewonnenen Kurven hängen.
Lucy Ann wandte sich abrupt von ihrem Sohn ab und sah ihn direkt an. „Wollen wir weiter Small Talk machen, oder rufst du dir ein Taxi? Ich könnte dich auch in die Stadt fahren.“
„Ich gehe nirgendwohin.“
„Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass wir uns morgen unterhalten“, erwiderte sie verärgert.
„Das war deine Entscheidung. Ich habe nie zugestimmt.“ Er setzte sich auf die Armlehne des Sofas, aus Angst, in den Polstern zu versinken.
„Du hast mich glauben lassen … Verdammt, du wolltest nur ins Haus.“
Erwischt! „Hier können wir viel besser über die Zukunft sprechen.“ Er hob die Hände. „Außerdem haben mich meine idiotischen Kumpel ohne Geld zurückgelassen.“
„Du machst Witze.“
„Ich wünschte, es wäre so.“ Sie hatten ihm vermutlich das Portemonnaie aus der Tasche genommen, als er bewusstlos gewesen war. Elliot unterdrückte erneut die Wut darüber, dass sie ihn so manipuliert hatten. Wenn er vorgewarnt gewesen wäre …
„Warum haben sie dir – uns – das angetan?“ Lucy Ann setzte sich auf die andere Armlehne des Sofas.
„Wahrscheinlich weil sie wissen, wie stur wir beide sind.“ Elliot beobachtete ihre Miene, fand in ihrem Gesicht jedoch nur Anzeichen der Erschöpfung. „Hättest du mir je freiwillig von dem Kind erzählt?“
„Das hast du mich schon einmal gefragt. Natürlich hätte ich es dir erzählt.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Irgendwann einmal.“
Schließlich stellte er die Frage, die ihn schon die ganze Zeit quälte. „Wie kann ich da sicher sein?“
Kopfschüttelnd erwiderte sie: „Gar nicht. Du musst mir vertrauen.“
Ein ironisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Einander zu vertrauen war noch nie unsere Stärke.“ Doch nun war er hier und sah die Lösung ganz deutlich vor sich. „Ich möchte, dass ihr beide mit mir kommt. Nur für ein paar Wochen, damit wir Pläne für die Zukunft machen können.“
„Nein.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ach komm schon, Lucy Ann. Denk doch erst einmal über meine Bitte nach, bevor du sie ablehnst.“
„Na gut. Ich denke nach …“ Sie tippte sich gegen die Stirn und ließ dann die Hand in den Schoß sinken. „Immer noch nein.“
Mein Gott, er hatte ihren frechen Humor wirklich vermisst, seit sie aus seinem Leben verschwunden war.
Doch vor allem hatte er die Geburt seines Sohnes verpasst.
„Ich habe die ersten Monate in Elis Leben verpasst und werde sie nie wieder zurückholen können.“ Er wusste nicht genau, wie er mit dieser Tatsache umgehen sollte. „Du musst mir eine Chance geben, wenigstens ein bisschen Zeit wettzumachen.“
„Du willst doch wohl nicht allen Ernstes ein Baby mit auf Tour nehmen?“, fragte sie entgeistert.
„Doch, das ist mein Ernst.“ Ohne Lucy Ann würde er nicht abfahren. Er konnte ihr doch nicht einfach Geld geben und verschwinden.
„Noch einmal zum Mitdenken, Elliot. Wir sind mitten in der Rennsaison.“ Sie sprach langsam, so wie früher, als sie ihm Nachhilfe im Rechnen gegeben hatte. „Du musst herumreisen, viele Stunden arbeiten und auf Partys gehen. Ich habe das lange genug mitgemacht und weiß, dass das nicht die richtige Umgebung für ein Baby ist.“
Genau wie damals hatte sie auch heute recht. Er versuchte daher, ihre Einwände mit einem neuen Argument zu zerstreuen. „Du hast mein Leben kennengelernt, als es darin noch kein Baby gab. Doch es geht auch anders. Ich kann mich ändern, wie die anderen Kerle, die ihre Familien mit auf Tour nehmen.“ Er setzte sich direkt neben sie. „Ich habe einen verdammt guten Grund, mein Leben zu ändern. Das ist die Gelegenheit, es dir zu beweisen.“
Nervös zerknüllte sie den Saum ihres Rocks und musterte ihn so lange, dass Elliot schon glaubte, gewonnen zu haben.
Doch dann tauchte wieder dieser kalte, entschlossene Ausdruck in ihrem Blick auf. „Zu erwarten, dass sich ein Mensch ändert, führt nur zu Enttäuschungen.“
„Wenn es schiefgeht, kannst du sagen, du hättest es von Anfang an gewusst. Das wäre nicht das erste Mal.“ Er lehnte sich zu ihr herüber und drückte sanft ihre Hand, damit sie damit aufhörte, nervös mit dem Stoff ihres Kleides herumzuspielen. „Im besten Falle habe ich recht, und wir können unterwegs in Ruhe überlegen, wie wir Eli großziehen wollen. Denk doch nur daran, wie viel Spaß wir auf Tour immer hatten! Du fehlst mir, Lucy Ann“, fügte er schließlich noch hinzu.
Er strich mit dem Daumen über die Innenseite ihres Handgelenks und spürte ihren Pulsschlag. Wie zart ihre Haut war! Er hatte alles versucht, um sie aus seinen Gedanken zu verbannen, doch ohne Erfolg. Es war Gianna nicht fair gegenüber gewesen, sie glauben zu machen, er sei ein freier Mann. „Lucy Ann …“
Abrupt entriss sie ihm ihre Hand. „Lass das, Elliot. Ich habe in den Jahren miterlebt, mit welchen Tricks du Frauen verführst. Doch deine Spielchen funktionieren bei mir nicht, also versuch es erst gar nicht.“
„Das verletzt mich tief“, erwiderte er und legte sich in einer betont dramatischen Geste die Hand aufs Herz, um seine Enttäuschung zu überspielen.
„Das glaubst du doch selbst nicht“, erwiderte sie spöttisch. „Mir machst du nichts vor mit deinem Hundeblick. Der kommt elf Monate zu spät, um echt zu sein.“
„Da irrst du dich.“
„Keine Spielchen.“ Sie sprang auf. „Wir sollten in Ruhe darüber nachdenken, was wir wollen. Lass uns später weiterreden.“
„Na gut.“ Er breitete die Arme auf der Rückenlehne des Sofas aus.
Sie sprang auf und stampfte wütend mit einem Fuß auf. „Was soll das?“
Elliot nahm die Fernbedienung vom Couchtisch und lehnte sich wieder in die durchgesessenen Kissen zurück. „Ich mache es mir bequem.“
„Wozu?“
Er schaltete den Fernseher ein. „Wenn ich schon warten muss, bis du mit mir reden willst, kann ich auch ein bisschen fernsehen. Hast du Bier im Kühlschrank? Halt, dafür ist es wohl noch zu früh. Wie wäre es mit Kaffee?“
„Nein.“ Sie riss ihm die Fernbedienung aus der Hand. „Hör auf! Ich weiß nicht, was du mit alldem bezweckst, aber du kannst damit aufhören und verschwinden. Falls du es noch nicht begriffen hast, ich will, dass du gehst und später wiederkommst. Du kannst meinen Wagen nehmen.“
Er nahm die Fernbedienung wieder an sich und zappte durch die Kanäle, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. „Danke für das großzügige Angebot, aber ich könnte jetzt wirklich einen Kaffee gebrauchen.“
„Geh zum Teufel!“
„Ich brauche auch keine Milch. Ich nehme ihn einfach nur schwarz.“
„Ah!“, rief Lucy Ann entnervt. Sie ließ sich gegen den Rundbogen zwischen Wohnzimmer und Küche sinken. „Jetzt hör endlich mit dem Kaffee auf. Du weißt, dass du nicht hierbleibst.“
Lächelnd legte er die Fernbedienung beiseite, während im Hintergrund eine Morgenshow lief. „Dann kommst du also doch mit mir. Gut.“
„Du bist verrückt. Das weißt du doch, oder?“
„Das ist ja nichts Neues, Süße. Ich hatte einfach ein paar Gehirnerschütterungen zu viel.“ Er stand auf. „Vergiss den Koffer!“
„Wie bitte?“
„Mach dir nicht die Mühe, zu packen. Ich kaufe alles neu, was du brauchst. Wir nehmen nur ein paar Windeln für den kleinen Hosenscheißer mit und fahren los.“
Ihre Zustimmung wurde immer wichtiger für ihn. Er brauchte sie in seiner Nähe. Er musste eine Möglichkeit finden, sie an ihn zu binden, damit sein Sohn ein ganz normales Leben mit seinem Vater und seiner Mutter kennenlernte.
„Hör auf. Hör auf, mein Leben zu kontrollieren.“ Traurig sah sie ihn an. „Elliot, ich weiß zu schätzen, was du in der Vergangenheit alles für mich getan hast. Aber du musst mich nicht mehr retten.“
„Das hatte ich auch nicht vor. Ich wollte immer nur eine Partnerschaft.“ Wenn Humor und Sturheit nichts bewirkten, musste er es mit einer anderen Taktik versuchen. Das dürfte nicht sehr schwierig werden, da die Anziehungskraft zwischen ihnen beiden noch genauso stark war wie in jener Nacht, in der sie nach einem seiner Siege unerwartet miteinander im Bett gelandet waren. Er schlenderte auf Lucy Ann zu. „Wenn ich mich recht erinnere, haben wir bei unserer letzten Begegnung das mit der Kontrolle ganz gut hinbekommen. Dazu brauchen wir eigentlich gar keine Kleidung.“
Bei Elliots Worten lief Lucy Ann unwillkürlich ein Schauer über den Körper. Verdammt, sie würde sich kein zweites Mal von ihm verführen lassen! Es machte sie wütend, wie schnell ihr Körper die Oberhand über ihren Willen gewann.
Sicher, Elliot sah wie ein sexy Beach Boy aus und war unglaublich charmant. Frauen rund um den gesamten Erdball konnten seine Anziehungskraft bestätigen. Doch Lucy Ann wollte sich trotz dieses einen Moments der Schwäche nicht bei den zahllosen Ladys einreihen, die sich ihm an den Hals warfen.
Egal, wie sehr ihr Körper jedes Mal auf ihn reagierte, wenn er den Raum betrat.
„Das ist jetzt weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort für zweideutige Anspielungen.“
„Schätzchen, man sollte sich immer Zeit für Sinnlichkeit und Verführung nehmen.“
Der spöttische Ausdruck in Elliots Augen nahm seinen Worten die Arroganz.
„Wenn ich mit dir fahren soll, fängst du es völlig falsch an“, erwiderte Lucy Ann.
„Du kannst nicht bestreiten, dass wir miteinander geschlafen haben.“
„Natürlich nicht.“ Sie wies mit dem Kopf auf ihren schlafenden Sohn, der keine Ahnung hatte, dass seine kleine Welt gerade auf den Kopf gestellt worden war.
„Du kannst auch nicht bestreiten, dass es gut zwischen uns war. Sehr gut.“
Beim rauen Klang seiner Stimme blickte sie ihm überrascht in die Augen. Keine Spur von Humor. Ihre Kopfhaut begann zu kribbeln, als sie begriff, worauf er anspielte.
Sie schluckte schwer und ließ sich auf einen alten Schaukelstuhl sinken. „Es war total spontan. Wir waren beide angeheitert, sentimental und sehr unvorsichtig.“ Lucy Ann erinnerte sich noch gut an das Hochgefühl bei seiner Siegesfeier. Sie hatten ein bisschen Wein getrunken, ausgelassen herumgealbert und schließlich viel zu wenig angehabt … „Ich will diese Nacht nicht bedauern oder unser … unser Zusammensein einen Fehler nennen. Schließlich ist Eli dabei herausgekommen. Aber ich will den Vorfall auf keinen Fall wiederholen.“
„Das ist aber wirklich schade. Wir vergeuden dadurch so viel positive sexuelle Energie …“
„Hör bitte auf damit“, erwiderte Lucy Ann und umklammerte die Armlehnen des Schaukelstuhls. „Wir sind zwanzig Jahre lang bestens als gute Freunde ausgekommen.“
„Willst du damit sagen, dass wir wieder Freunde sein könnten? Dass wir nie wieder große Geheimnisse voreinander haben werden?“
Sie fühlte sich von seinen Worten in die Ecke gedrängt. „Du drehst mir die Worte im Mund herum“, protestierte sie.
„Mein Gott, Lucy Ann“, seufzte Elliot. „Ich versuche doch nur, Frieden mit dir zu schließen, damit wir die Zukunft unseres Sohnes planen können.“
„Indem du mir sagst, ich soll mich ausziehen? Du hast offensichtlich die Schulstunde verpasst, in der sie die Definition von ‚Frieden schließen‘ erklärt haben.“
„Na gut, du hast recht. Das war nicht fair.“ Er strich sich mit den Fingern durchs Haar. „Ich denke nicht so logisch, wie ich möchte. Die Sache mit Eli ist schon ein ziemlicher Schock.“
„Das verstehe ich.“ Langsam ließ sie die Lehne des Schaukelstuhls los. „Und es tut mir wahnsinnig leid, wie weh ich dir getan habe.“
„Wenn man bedenkt, dass ich die ersten beiden Monate im Leben meines Sohnes verpasst habe, könntest du mir wenigstens vier Wochen schenken. Du arbeitest sowieso von zu Hause aus, also kannst du das genauso gut von unterwegs machen. Doch wenn das Reisen ein Problem ist, steige ich aus der Saison aus.“
Es traf sie völlig unvorbereitet, dass er bereit war, alles zu riskieren, wofür er so hart gearbeitet hatte. Wollte er wirklich seine Karriere aufs Spiel setzen, die ihm so viel bedeutete? „Was ist mit deinen Sponsoren? Mit deinem guten Ruf?“
„Das liegt ganz bei dir.“
„Es ist nicht fair, mir ein Ultimatum zu stellen und die Entscheidung auf mich abzuwälzen.“
„Ich mache dir einen Vorschlag und biete dir gleichzeitig eine Alternative an.“
Das war nun wirklich keine Alternative. Sie wusste, wie wichtig ihm seine Rennkarriere war. Und sie war auch ein bisschen stolz darauf, dass sie ihn dabei unterstützt hatte. Sie konnte auf keinen Fall zulassen, dass er nun ausstieg.
Resigniert hob sie die Hände. „Na gut. Eli und ich werden dich in den nächsten vier Wochen zu deinen Rennen begleiten. Dann kannst du herausfinden, was du für dich klären willst, und deine Pläne machen. Du gewinnst. Wie immer.“
An diesem Abend kam Elliot das Gewinnen nicht wie ein echter Sieg vor. Er schenkte sich einen Drink aus der Minibar ein. Lucy Ann und er hatten abgemacht, dass er in einem historischen Hotel in der Nähe absteigen würde, bis sie die Vorbereitungen für die Abreise am nächsten Tag getroffen hatte.
Ihm schwirrte immer noch der Kopf. Er war zuerst bewusstlos geschlagen und entführt worden und hatte dann auch noch erfahren müssen, dass er einen Sohn hatte. Er trank das Glas Bourbon auf ex und schenkte sich anschließend nach. Den zweiten Drink wollte er etwas langsamer genießen und trat hinaus auf den Balkon, wo die Handyverbindung besser war.
Er ließ sich auf einem schmiedeeisernen Stuhl nieder und sah in den mondbeschienenen Garten hinunter. Die Rückkehr in seine Heimat rief eine Mischung aus guten und schlechten Erinnerungen in ihm wach. Es war stets besser für ihn gewesen, sich von South Carolina fernzuhalten. Er nahm sein Handy und wählte die Nummer von Malcom Douglas.
Nach zweimaligem Klingeln ging dieser ran. „Hey, Alter, wie läuft’s?“
„Wie soll’s schon laufen? Ich habe Kopfschmerzen und bin stinksauer.“ Er musste sich wirklich zusammenreißen, wenn er daran dachte, mit welcher Arroganz seine Freunde mit seinem Leben gespielt hatten. „Ihr hättet mir doch einfach von dem Baby erzählen können.“
Malcolm lachte leise. „Wäre nicht halb so lustig gewesen.“
„Lustig? Denkst du, das ist ein Spiel? Du bist echt krank.“ Seine Freunde und er hatten sich schon so manchen derben Streich gespielt, aber das ging eindeutig zu weit. „Wie lange wusstet ihr es schon?“
„Seit etwa einer Woche“, antwortete Malcolm ohne eine Spur von Reue.
„Eine Woche.“ Sieben Tage, die er mit seinem Sohn hätte verbringen können. Sieben Tage, in denen seine besten Freunde die wichtigste Sache der Welt vor ihm geheim gehalten hatten. Wut kochte in Elliot hoch. Gab es auf dieser Welt denn niemanden mehr, dem er vertrauen konnte? Unwillkürlich umklammerte er das Glas, bis es fast zerplatzt wäre. „Und ihr habt keinen Ton gesagt.“
„Ich weiß, es klingt verrückt, aber wir haben das hin- und herdiskutiert“, erwiderte Malcolm, der nun ganz ernst klang. „Wir dachten, so wäre es am besten. Wenn du vorgewarnt gewesen wärst, hättest du den Coolen gemimt und Lucy Ann nur wütend gemacht.“
„Das habe ich doch sowieso.“ Elliot stellte sein halb leeres Glas beiseite. Der gute Bourbon war in dieser Stimmung an ihn verschwendet.
„Du warst ehrlich zu ihr“, erwiderte Malcolm. „Wenn du Zeit zum Nachdenken gehabt hättest, wäre dir nur dein Stolz in die Quere gekommen, und du hättest auf stur geschaltet. Du kannst nämlich ganz schön dickköpfig sein.“
„Wenn ich so ein Idiot bin, warum sind wir dann noch Freunde?“
„Weil ich auch ein sturer Hund bin.“ Malcolm schwieg einen Augenblick. „Du hättest das Gleiche für mich getan“, fügte er hinzu.
Elliot strich sich mit den Fingern durch das kurz geschorene Haar. Er trug es ganz kurz, seit sein Auto vor Weihnachten bei einem Unfall Feuer gefangen hatte und er selbst beinah ebenfalls in Brand geraten wäre.
Er hatte nicht aufgepasst, da er in Gedanken bei Lucy Ann gewesen war. Das Ganze war verdammt knapp gewesen.
„Ich kann einfach nicht glauben, dass sie Elis Existenz so lange vor mir geheim gehalten hat.“
„Ich kann nicht glauben, dass ihr zwei miteinander geschlafen habt“, erwiderte Malcolm spöttisch.
Elliot knurrte verärgert. „Vorsicht, jede Freundschaft hat ihre Grenzen.“
„Ah“, schmunzelte Malcolm. „Also machst du dir doch mehr aus ihr, als du zugeben wolltest.“
„Wir waren … Freunde. Schon eine Ewigkeit. Das ist kein Geheimnis.“ Er und Lucy Ann hatten so viel miteinander erlebt, dass seine Vergangenheit eng mit ihrer verwoben war. „Die Tatsache, dass da kurz mehr war … das kann ich natürlich nicht abstreiten.“
„Dann warst du aber scheinbar ein miserabler Liebhaber. Sonst wäre sie nicht vor dir weggelaufen.“
„Jetzt bist du zu weit gegangen“, zischte Elliot wütend und hätte beinah das Handy vom Balkon geworfen. „Wenn du hier wärst, würde ich dir eine reinhauen.“
„Zu Recht.“ Malcolm lachte erneute leise in sich hinein. „Wie ich schon sagte, machst du dir doch mehr aus ihr, als es bei einem normalen ‚Freund‘ der Fall wäre. Und das kannst du nicht abstreiten. Gib’s zu, Elliot, ich habe dich durchschaut.“
Elliot konnte nicht leugnen, dass ihn jemand überlistet hatte, der ihn einfach zu gut kannte.
Was Malcolms Behauptung über Lucy Ann anging … bedeutete sie ihm etwas? Ja, allerdings. Und wie jedes Mal in seinem Leben, wenn ihm jemand etwas bedeutete, war die Sache gründlich schiefgegangen.
Wenn er diesen Schlamassel lösen und eine Zukunft mit Lucy Ann und Eli haben wollte, musste er mehr seinen Kopf anstrengen und weniger seinen Gefühlen folgen.
Lucy Ann schirmte die Augen gegen die aufgehende Sonne ab und beobachtete die Limousine, die die Auffahrt hochgefahren kam.
Tante Carla hielt Eli auf den Armen. Sie war eine herzensgute Frau, die ihr ganzes Leben lang für ihre Nichte da gewesen war. Lucy Ann bedauerte es, dass sie nicht ihre Mutter war, und hatte oft genug dafür gebetet.
Carla lächelte, als Eli die Faust um ihren Finger schlang. „Ich werde euch beide sehr vermissen. Es war wunderbar, mal wieder ein Baby im Haus zu haben.“
Sie hatte zwar keine eigenen Kinder, jedoch in ihrem Haus stets Platz für Familienmitglieder in Not. Sie löste nicht deren Probleme, sondern bot ihnen lieber eine vorübergehende Zuflucht.
„Lieb von dir, es so darzustellen, als hätten wir dein Haus nicht völlig in Beschlag genommen.“ Lucy Ann zerrte ihre Tasche auf die Veranda.
„Schätzchen, du weißt, dass ich furchtbar gern mehr für dich getan hätte – jetzt, aber auch als du noch jünger warst“, erwiderte Carla.
„Du warst immer für mich da.“ Lucy Ann setzte sich auf ihr Gepäck und sah der Limousine entgegen, die langsam näher kam. „Das ist für mich nicht selbstverständlich.“
„Nein, ich war nicht immer für dich da, das wissen wir beide ganz genau“, erwiderte Carla traurig.
„Du hast dein Bestes gegeben. Das steht fest“, erwiderte Lucy Ann. Ihre Mutter war ihr gesetzlicher Vormund gewesen, und das Jugendamt hatte weder die Vorwürfe der Vernachlässigung noch den Verdacht auf Missbrauch durch die Stiefväter glauben wollen. So war Lucy Ann nichts anderes übrig geblieben, als sich zu Carla und Elliot zu flüchten.
Ihre Mutter und deren letzter Ehemann waren schließlich bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen. Und nun brachte es nichts mehr, an der Vergangenheit zu rühren. Lucy Anns Mutter hatte nur so viel Macht über ihre Tochter, wie diese es zuließ. „Wirklich, Carla, am besten lässt man die Vergangenheit ruhen.“
„Ich bin froh, dass du so denkst. Ich hoffe, das hast du von mir gelernt.“ Carla zog an ihrem Pferdeschwanz. „Wenn du mir vergeben kannst, warum dann nicht auch Elliot?“
Gute Frage. Lucy Ann seufzte ratlos. „Wenn ich darauf eine Antwort hätte, würde es mir jetzt nicht das Herz brechen.“
Tante Carla drückte ihre Nichte vorsichtig, da sie immer noch Eli auf dem Arm hielt. „Ich würde das Problem für dich lösen, wenn ich könnte.“
„Komm mit uns“, platzte Lucy Ann heraus. „Ich weiß, ich habe dich das schon einmal gefragt und kenne die Gründe für dein Nein. Du liebst dein Zuhause und das wöchentliche Bingo. Aber willst du es dir nicht trotzdem noch einmal überlegen?“, fragte sie ihre Tante hoffnungsvoll. „Komm bitte mit uns. Wir sind doch eine Familie.“
„Ach, Süße“, erwiderte Carla kopfschüttelnd. „Das ist dein Leben, deine zweite Chance, dein Abenteuer. Sei vorsichtig! Sei klug! Und vergiss nicht, dass du eine verdammt tolle Frau bist. Elliot könnte sich glücklich schätzen, dich zurückzugewinnen.“
Der bloße Gedanke daran … Auf gar keinen Fall. „Darum geht es bei dieser Reise nicht“, protestierte Lucy Ann und nahm Eli ihrer Tante ab. „Ich fahre nur mit, um zusammen mit ihm die Zukunft unseres Sohnes zu planen.“
„Du hast einmal eine große Rolle in seinem Leben gespielt.“
„Ich war nur eine bessere Sekretärin.“ Auf diese Weise hatte er ihr Geld geben können, ohne dass sie ein schlechtes Gewissen bekam. Aber wenigstens hatte sie sparsam gelebt und die Zeit genutzt, um einen Abschluss zu machen, mit dem sie nun finanziell unabhängig war.
Die Limousine blieb vor dem Haus stehen.
„Du warst seine beste Freundin und Vertraute. Und einmal ist ganz offensichtlich mehr daraus geworden.“
„Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst. Aber wenn du mir etwas sagen möchtest, solltest du dich beeilen.“ Lucy Ann nickte zu der Limousine hinüber. „Uns läuft die Zeit davon.“
„Ihr beide habt euch jahrelang sehr gut verstanden und fühlt euch zueinander hingezogen. Warum kann es nicht mehr sein?“ Ihre Tante beobachtete mit schief gelegtem Kopf, wie Elliot aus dem Wagen stieg und die Autotür zuwarf.
Die Sonne warf gesprenkelte Strahlen auf sein sandfarbenes Haar und seinen durchtrainierten Körper. Er trug eine lässige Jeans und ein weißes Poloshirt, das seine muskulösen Oberarme umspannte. Lucy Ann hatte jahrelang Halt an diesen breiten Schultern gesucht. Nun konnte sie nur daran denken, wie wundervoll es sich anfühlte, wenn Elliot seine Arme um sie legte.
Sie riss den Blick von ihm los. „Mehr?“, fragte sie an ihre Tante gerichtet. Das war für sie beide nicht gut ausgegangen. „Du machst Witze?“
„Warum sollte ich?“
„Elliot hat fast ein Jahr lang nicht nach mir gesucht. Er hat mich gehen lassen.“ Diese Tatsache hatte sie während der vergangenen elf Monate jeden Tag aufs Neue verletzt. Sie zeigte auf Elliot, der sich mit dem Fahrer unterhielt. „Er ist nur hier, weil seine Freunde ihn bei mir abgeladen haben.“
„Du hältst dich zurück, weil du gekränkt bist?“, fragte ihre Tante ungläubig. „Du wirfst ihn und eine wunderbare Zukunft weg, weil er deinen Stolz verletzt hat?“
„Hör zu, er hat mich weggeworfen.“ Lucy Ann war ihr ganzes Leben lang für andere eine Last gewesen. Sie würde nicht zulassen, dass ihr Sohn ein Leben zweiter Klasse führte. Ein Gefühl der Panik stieg ihn ihr hoch. „Wenn ich darüber nachdenke, weiß ich gar nicht mehr, warum ich überhaupt mit ihm fahre …“
„Stopp! So nicht!“ Carla packte ihre Nichte an den Schultern. „Vergiss, dass ich etwas gesagt habe. Natürlich hast du allen Grund, wütend zu sein. Fahr mit ihm und mach dir Gedanken über die Zukunft eures Sohnes. Ich bin immer für dich da, falls du dich entscheidest, zurückzukommen.“
„Falls?“ Lucy Ann verdrehte die Augen. „Du meinst wohl, wenn.“
Carla zeigte auf den breitschultrigen Mann, der langsam auf die Veranda zukam. „Glaubst du wirklich, Elliot möchte, dass sein Sohn hier aufwächst?“
„Hm, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht …“
Nun stieg tatsächlich Panik in Lucy Ann hoch, als ihr klar wurde, dass sie nicht mehr allein über das Leben ihres Sohnes entscheiden konnte. Natürlich würde Elliot andere Pläne mit Eli haben. Er hatte alles darangesetzt, aus seiner Heimatstadt wegzukommen, ein Vermögen zu machen … und er hatte es geschafft.
Eli war nun ein Teil davon. Und so gern sie es geleugnet hätte, sie wusste, dass ihr Leben nie wieder so einfach sein würde wie zuvor.
Elliot machte es sich auf dem Rücksitz der Limousine bequem, während Lucy Ann mit geübten Handgriffen die Befestigung an Elis Kindersitz überprüfte. Ihr Pferdeschwanz fiel nach vorn, und das helle Licht der Innenbeleuchtung ließ ihr hellbraunes Haar honigfarben glänzen.
Elliot vergrub die Finger in dem butterweichen Leder der Polster, um ihr nicht durch das lange Haar zu streichen und sich davon zu überzeugen, ob es sich noch genauso seidig anfühlte wie in seiner Erinnerung. Er musste den richtigen Zeitpunkt abwarten. Lucy Ann und das Baby waren erst einmal bei ihm. Das war nach dem Jahr der Trennung schon ein großer Sieg.
Doch was nun?
Er musste versuchen, sie zum Bleiben zu bewegen. Und dafür sorgen, dass es wieder so wurde wie früher … obwohl er natürlich ganz genau wusste, dass das unmöglich war. Nicht, nachdem sie miteinander geschlafen hatten. Bei diesem Thema musste er besonders vorsichtig vorgehen. Elliot konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Lucy Ann begeistert auf eine „Freundschaft mit gewissen Vorzügen“ eingehen würde. Also musste er einen Schritt nach dem anderen machen, auf ihre Stimmungen eingehen und sie immer wieder daran erinnern, wie wunderbar sie sich verstanden.
Lucy Ann zog einen selbst genähten Quilt über Elis kleine Beine, bevor sie sich neben Elliot setzte. Er klopfte gegen die Trennscheibe, und der Wagen fuhr in Richtung Flughafen los.
„Lucy Ann, du hättest gestern nicht so lange aufbleiben und packen müssen. Ich habe dir gesagt, dass ich alles neu kaufen werde, was Eli braucht.“
„Er weiß nicht, ob etwas neu, alt, teuer oder preiswert ist“, erwiderte sie. „Er weiß nur, ob etwas vertraut riecht oder sich vertraut anfühlt. In seinem Leben verändert sich gerade schon genug.“
„Ist das ein Seitenhieb gegen mich?“ Elliot musterte sie eingehender, um ihre Stimmung zu ergründen. Sie wirkte reservierter als am Tag zuvor, sogar ein wenig besorgt.
„Nein, gar nicht. Es ist eine Tatsache.“ Sie sah ihn verwirrt an.
„Er hat ja dich als festen Bestandteil in seinem Leben.“
„Da hast du verdammt recht“, erwiderte sie grimmig. Der Beschützerinstinkt, der in ihren Worten zum Vorschein kam, und das Feuer in ihren Augen erregten ihn.
Dann begriff Elliot den Grund für ihre Reaktion. Sie sah in ihm eine Bedrohung und glaubte tatsächlich, dass er ihr das Kind wegnehmen würde. Nichts lag ihm ferner. Er wollte das Kind mit ihr gemeinsam aufziehen.
Er drehte ein wenig den Kopf zur Seite, bis er ihren Gesichtsausdruck sehen konnte. „Ich will dir Eli nicht wegnehmen. Ich will nur ein Teil seines Lebens sein.“
„Natürlich. Das war auch immer meine Absicht“, sagte sie, doch ihr Blick war voller Misstrauen. „Ich weiß, dass uns das Vertrauen im Moment nicht leichtfällt. Aber ich werde dir auf jeden Fall ein regelmäßiges Besuchsrecht einräumen.“
Aha, sie versuchte also, ihm Grenzen aufzuzeigen, statt über andere Möglichkeiten nachzudenken. Doch er kannte sie gut genug, um jetzt mit ihr zu streiten. Feinfühligkeit funktionierte immer besser als Konfrontation. Elliot zeigte auf die Grundschule, die sie gemeinsam besucht hatten. Es war immer noch das gleiche rote Ziegelsteingebäude, doch der Spielplatz davor war neu. „Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit, und nun haben wir einen gemeinsamen Sohn. Das Jahr, in dem wir getrennt waren, kann das nicht auslöschen.“
„Das weiß ich auch.“
„Wirklich?“ Er rutschte etwas näher an sie heran.
Lucy Ann wurde stocksteif und bemühte sich, den Abstand zwischen ihnen beizubehalten. „Weißt du noch, als wir zusammen im Kindergarten waren?“
Ihren Gedankensprüngen zu folgen war schwieriger, als einen Rennwagen über die Piste zu manövrieren. Doch wenigstens redete sie mit ihm. „Welchen Tag meinst du genau?“
Sie sah auf ihre Hände hinunter, die sie im Schoß verschlungen hatte. Ihre kurzen Nägel waren orangefarben lackiert. „Du bist bäuchlings auf dem Skateboard einen Hang hinuntergerast.“
Nun fiel ihm der Tag wieder ein. „Ich bin runtergefallen und habe mir den Arm gebrochen“, erinnerte er sich mit einer Grimasse.
Lucy Ann sah ihm zum ersten Mal, seit sie in den Wagen gestiegen waren, direkt in die Augen. „Ich wusste, dass dein Arm schon vorher gebrochen war.“
„Du hast nie ein Wort gesagt.“ Er rieb sich die Stirn.
„Es wäre dir peinlich gewesen, wenn ich dich direkt darauf angesprochen hätte, und du hättest mich angelogen. Wir waren zu dem Zeitpunkt noch nicht lange befreundet.“
„Wir kannten uns noch nicht lange, aber trotzdem wusstest du über den Arm Bescheid.“ Er betrachtete die winzigen Hände seines Sohnes und fragte sich, wie ein Vater überhaupt auf ein so unschuldiges Wesen einprügeln konnte. Bei dem Gedanken daran brach ihm der Schweiß aus.
„Ich habe es nach der Schule aber meiner Mutter erzählt“, sagte Lucy Ann. Ihr Blick fiel auf sein Handgelenk. „Sie war damals noch nicht so … distanziert.“
Ihr Blick kam ihm vor wie eine Liebkosung. Ihre Worte wirkten wie eine Salbe auf einer Wunde aus der Vergangenheit. „Ich wusste nicht, dass du es jemandem gesagt hast.“
„Sie konnte nicht viel ausrichten, oder vielleicht war sie auch nicht beharrlich genug.“ Lucy Ann zuckte die Achseln, und der Träger ihres Kleides geriet ins Rutschen. „Es ist jedenfalls nichts passiert. Also bin ich zum Schuldirektor gegangen.“
„Meine tapfere Fürsprecherin.“ Gott, wie hatte er sie vermisst! Er hatte immer geglaubt, alles über sie zu wissen, und nun das hier. „Das erklärt dann wohl, warum sie mich aus dem Unterricht geholt und mir Fragen zu meinem Arm gestellt haben.“
„Du hast dem Direktor aber nicht die Wahrheit gesagt, oder? Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass etwas Großes passiert. Eine Fünfjährige hat eine lebhafte Fantasie.“
Bei dem Gespräch mit dem Direktor hatte Elliot überlegt, alles zu erzählen, doch bei dem Gedanken an die Konsequenzen hatte ihn der Mut verlassen. „Ich hatte zu viel Angst, was er mit meiner Mutter machen würde, wenn ich auspacke.“
Lucy Ann sah ihn mitfühlend an. „Wir haben als Kinder über so viele Dinge gesprochen und dabei doch vieles ausgeklammert.“
„Du hattest auch deine Geheimnisse. Ich habe immer gemerkt, wenn du etwas zurückgehalten hast.“
„Dann hatten wir wohl doch keine Geheimnisse voreinander. Bis auf letztes Jahr“, fügte sie mit gerunzelter Stirn hinzu.
Der Wagen fuhr durch ein Schlagloch. Ihre Beine berührten sich. Elliot legte Halt suchend den Arm auf die Rückenlehne ihres Sitzes. Prompt zuckte Lucy Ann zusammen und hielt den Atem an. Er starrte sie überrascht an, ließ jedoch seinen Arm, wo er war, bis sie sich wieder entspannte.
„Ach, Elliot“, seufzte sie und lehnte sich in das Polster zurück. „Wir sind ganz schön fertig, wir beide. Unsere Vergangenheit ist ein einziger Schlamassel.“
Der sorgenvolle Unterton ihrer Worte versetzte Elliot einen Stich. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und zog sie sanft an sich. Sie fühlte sich so verdammt gut an. „Wir müssen einen Weg finden, wie wir uns zu guten Eltern entwickeln können“, fuhr sie fort. „Für Eli.“
„Es dürfte nicht schwierig sein, es besser zu machen als unsere Eltern“, erwiderte er grimmig.
„Eli verdient mehr als nur Eltern, die ein bisschen besser sind als unsere“, protestierte Lucy Ann. Die Berührung ihrer Haare an seinem Handgelenk und ihre Nähe weckten in ihm Erinnerungen an ihre gemeinsame Nacht.
Bei dem Gedanken an das, was damals geschehen war, rauschte das Blut in seinen Ohren, und Erregung erfasste seinen Körper … Er wollte sie. In diesem Moment sah er keinen Grund, warum sie nicht alles haben konnten. Sie hatten eine gemeinsame Vergangenheit, und nun hatten sie auch noch ein Kind miteinander.
Jetzt musste er sie nur noch überzeugen. „Da hast du völlig recht. Deshalb ist es ja so wichtig, dass wir die Zeit miteinander gut nutzen, um herauszufinden, wie wir die Eltern sein können, die Eli verdient.“
„Deshalb bin ja mitgekommen und werde die nächsten vier Wochen mit dir verbringen.“ Sie sah ihn an, und er atmete ihren Jasminduft ein. „Was willst du noch von mir?“
„Ich will, dass wir wieder Freunde sind“, antworte er mit heiserer Stimme. „Freunde. Nicht nur Eltern, die ihr Kind hin- und herreichen. Ich will, dass die Dinge zwischen uns wieder so sind wie früher.“
Ihre geweiteten Pupillen verrieten ihm, wie aufgewühlt sie war. „Genau wie früher? Ist das überhaupt möglich?“
„Nicht ganz wie früher“, räumte er ein. Das war nicht gelogen, denn er hatte etwas viel Besseres im Sinn.
Er rückte näher und strich ihr eine Locke aus dem Gesicht. Am liebsten hätte er seine Hand weiter über ihren Rücken zu ihrer Taille gleiten lassen. Er brannte darauf, sie enger an sich zu ziehen.
„Wir können Freunde sein … und noch viel mehr. Warum machen wir nicht einfach da weiter, wo wir in der einen Nacht aufgehört haben? Wenn ich ganz ehrlich bin, will ich dich wieder in meinem Bett haben.“