Neue Liebe für den Singledad? - Marie Ferrarella - E-Book

Neue Liebe für den Singledad? E-Book

Marie Ferrarella

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Beschreibung

Eine neue Liebe? Nichts für Lucas Dolan! Der jüngst verwitwete Arzt muss sich um seine kleine Tochter Lily und seine Praxis kümmern! Zum Glück ist seine fürsorgliche Mitarbeiterin Kayley immer für ihn da. Wenn ihre sinnlichen Reize bloß nicht so unwiderstehlich wären!

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IMPRESSUM

Neue Liebe für den Singledad? erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2017 by Marie Rydzynski-Ferrarella Originaltitel: „A Second Chance for the Single Dad“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRA, Band 69 Übersetzung: Tatjána Lénárt-Seidnitzer

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A., Roman Rybalko / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2023

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751522021

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

Die blonde attraktive Frau mit den freundlichen blauen Augen war von einer Sekunde zur anderen wie aus dem Nichts aufgetaucht. Ihre Anwesenheit füllte den ganzen Raum in dem Maklerbüro, das Maizie Sommers voller Stolz im Laufe vieler Jahre aufgebaut hatte.

Das Einzige, was Maizie noch stolzer machte, war ein anderes „Unternehmen“, das sie inoffiziell führte – zusammen mit ihren langjährigen besten Freundinnen Theresa Manetti und Cecilia Parnell. Sie verdienten damit zwar kein Geld, es bedeutete ihnen aber deutlich mehr, als ein gefülltes Bankkonto es jemals könnte.

Und die Frau, die nun in ihrem Büro stand, schien davon zu wissen, obwohl sie mit ihr nie darüber gesprochen hatte.

„Maizie“, sagte sie mit sanfter Stimme, „du musst Kayley helfen, einen Mann zu finden. Ich will nicht, dass sie den Rest ihres Lebens allein verbringt. Das wäre nicht richtig. Sie hat so viel Liebe zu geben. Ich würde selbst jemanden für sie suchen, aber das kann ich ja nicht mehr. Und sie ist schließlich deine Patentochter. Hilf ihr, Maizie. Bitte.“

Das leise vorgetragene Anliegen hallte aus allen Winkeln des Raumes wider.

Nach Atem ringend schreckte Maizie auf. Sie saß gar nicht in ihrem Büro; sie lag in ihrem Bett.

Im Schlafzimmer war es dunkel, abgesehen von einem einzelnen Mondstrahl, der wie ein Laser durch das Fenster drang und einen Gegenstand auf dem Teppich beleuchtete. Einen kleinen runden Gegenstand.

Maizie atmete tief durch und strich sich mit einer Hand über die Stirn. Es war nur ein Traum …

Ihr Verstand realisierte das, obwohl ihr jedes Detail unglaublich lebendig und echt erschienen war. Das Büro hatte genau wie ihr Büro ausgesehen und die Frau genau wie ihre Freundin Karen Quartermain vor deren schwerer Erkrankung.

Warum in aller Welt träume ich von Karen?Ich habe nie von ihr geträumt, selbst als sie noch lebte nicht.Warum also jetzt, zwei Monate nach ihrem Tod?

Mit einem tiefen Seufzer legte Maizie sich wieder hin. Es war noch sehr früh. Sie drehte sich auf die Seite, mit dem Gesicht zum Fenster, und atmete tief und ruhig, um wieder einzuschlafen. Lebhaft oder nicht, es war nur ein Traum.

Aber was lag da auf dem hellgrauen Teppich? Was immer es sein mochte, es blinkte im Mondlicht, als würde es ihr zuzwinkern.

Sie seufzte erneut und warf die Bettdecke zurück. Ohne zu wissen, was das war, konnte sie nicht zur Ruhe kommen. Also ging sie nachsehen.

Es war ein Penny.

Er musste ihr aus der Tasche gefallen sein, als sie sich am Abend ausgezogen hatte. Aber was hätte er dort zu suchen gehabt? Sie bewahrte nie Kleingeld in ihren Taschen auf.

Maizie hob ihn auf, setzte sich auf die Bettkante und starrte ihn verwundert an. Sie war sicher, dass sie ihn nicht eingesteckt hatte. Jeder Penny, der ihr in die Hände fiel, wanderte sofort in ein Glasgefäß in ihrem Büro, und sie hatte seit geraumer Zeit keinen mehr in die Finger bekommen.

„Karen?“, flüsterte sie und sah sich voller Unbehagen in ihrem Schlafzimmer um. „Ist der von dir? Willst du mir damit ein Zeichen geben?“

Die meisten Leute hätten sie sicherlich für verrückt erklärt, weil sie daran glaubte, dass der Penny auf mysteriöse Weise aufgetaucht war – als Zeichen aus einer Welt ohne physische Grenzen.

Aber nach jahrelanger enger Freundschaft hatte Karen einmal im Scherz gesagt: „Falls ich vor dir das Zeitliche segnen sollte und mit dir Kontakt aufnehmen will, schicke ich dir einen Penny als Zeichen.“

Dasselbe hatte sie ihrer Tochter gesagt und lachend erklärt: „Pennys sind ja heutzutage zu nichts anderem mehr zu gebrauchen, weil man zu viele davon benötigt, um etwas kaufen zu können.“

Maizie schloss die Finger um die Münze und hielt sie so fest wie damals die Hand ihrer Freundin auf dem Sterbebett. „Der kommt von dir, stimmt’s?“, flüsterte sie in die Dunkelheit. „Das warst du, und du willst mich damit bitten, jemanden für Kayley zu finden.“

Es bestand kein Zweifel mehr. Es war ein Auftrag, und sie fühlte sich verpflichtet, ihn anzunehmen.

„Okay, Karen“, versprach sie, inzwischen hellwach, „ich werde sehen, was Theresa, Cecilia und ich tun können.“

1. KAPITEL

„Mit Verlaub, Dr. Dolan, Sie wirken ein bisschen verloren. Kann ich irgendetwas für Sie tun?“, fragte Cecilia Parnell freundlich.

Seit sie ihre Reinigungsfirma – für die mittlerweile viele exzellente Mitarbeiter tätig waren – gegründet hatte, meldete Cilia sich mindestens einmal im Monat persönlich bei jedem ihrer Kunden und vergewisserte sich, dass alles so weit zu deren Zufriedenheit war. Für gewöhnlich kamen ihr keinerlei Klagen, sondern nur Lobeshymnen zu Ohren.

Doch diesmal war es keine gewöhnliche Situation.

Dr. Lucas Dolan galt Cilias besondere Aufmerksamkeit, seit er vorzeitig vom Dienst am Vaterland aus Übersee zurückgekehrt war. Als hoch angesehener orthopädischer Chirurg und Soldat der Reserve hatte er selbstlos zwei Stationierungszeiten im Nahen Osten absolviert und dort nicht nur verwundete US-Soldaten, sondern auch die einheimische Bevölkerung versorgt, die zum Teil noch nie zuvor bei einem Arzt gewesen waren.

Doch dann, vor neun Monaten, hatte er einen Anruf erhalten, der sein Leben vollkommen verändern sollte.

Seine Frau Jill und seine vierjährige Tochter Lily waren nach einem schweren Autounfall ins Krankenhaus eingeliefert worden. Luke war sofort nach Hause geflogen, aber zu spät gekommen. Jill war noch vor seiner Ankunft gestorben. Lily hatte Prellungen und Schnittwunden sowie einen Schock erlitten, doch davon abgesehen ging es ihr einigermaßen gut.

„Verloren?“, fragte er nun. Es fiel ihm schwer, sich nicht von der Trauer überwältigen zu lassen, die sein ständiger Begleiter geworden war.

Ja, er war verloren. Verloren, weil seine Highschool-Liebe von ihm gegangen war. Ohne Vorwarnung war sie aus seinem Leben gerissen worden. Nun musste er nicht nur die Leere verkraften, die ihr Tod hinterlassen hatte. Nein, er musste sich auch noch mit all dem befassen, um das sie sich stets gekümmert hatte, und sich als Vater eines kleinen Mädchens bewähren, das er kaum kannte. Manchmal drohte ihn das alles schlichtweg zu überfordern.

Lily war zwei gewesen, als seine Reserveeinheit einberufen und nach Übersee geschickt wurde, und vier bei seiner Rückkehr in ihr Leben.

Nun war sie fünf, und ihr Verhältnis zueinander hatte sich ein wenig gebessert. Doch Luke tastete sich noch immer wie ein Blinder durch eine Welt, die ihm weitgehend unbekannt war.

Er zwang sich, Cilia anzulächeln, weil er wusste, dass sie es gut meinte. Doch er konnte sich ihr gegenüber ebenso wenig öffnen wie seiner Schwiegermutter Barbara Baxter. Sie war nach dem Tod ihrer einzigen Tochter bei ihm eingezogen, um Lily über den Verlust hinwegzuhelfen und bei ihr zu sein, während er seinem Beruf nachging.

Da Cilia auf eine Antwort zu warten schien, sagte er das Erstbeste, das ihm in den Sinn kam. „Ich bin nur ein bisschen gestresst. Ich bin seit Kurzem wieder in dem Ärztezentrum, in dem ich früher schon meine orthopädische Praxis hatte, und teile mir bisher eine Assistentin mit einem der anderen Chirurgen. Aber auf Dauer ist es zu anstrengend für sie, sich um seine wie meine Patienten zu kümmern. Ich bin auf der Suche nach einer eigenen Assistentin, aber die richtige Person zu finden, ist weit schwieriger als gedacht.“

„Wirklich? Nun, ich komme in meinem Beruf mit vielen Leuten in Kontakt. Ganz zu schweigen von meinen besten Freundinnen, die mit noch mehr Leuten zu tun haben als ich. Ich werde sie bitten, Ausschau nach möglichen Kandidatinnen zu halten. Ich bin überzeugt, dass wir zu dritt in kürzester Zeit jemanden für Sie finden werden“, versprach Cilia mit einem warmen mütterlichen Lächeln.

„Aber ich suche eine Assistentin mit entsprechender Ausbildung, eine PA“, gab Luke zu bedenken.

Ihr Lächeln vertiefte sich. „Ja, natürlich. Ich verstehe. Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald wir jemanden gefunden haben“, versprach sie. „Es ist mir immer ein Vergnügen, mit Ihnen zu reden, Doktor. Auf Wiedersehen.“

Auf dem Weg zur Haustür begegnete sie seiner Schwiegermutter und nickte ihr flüchtig zu.

Barbara wusste von der Nebenbeschäftigung der drei Freundinnen. Aus Sorge um Luke hatte sie Cilia angerufen und um Hilfe gebeten. Sie trauerte um ihre Tochter, aber ebenso bereiteten ihr Lily und Luke Sorgen, die ohne Jill wie Fische auf dem Trockenen wirkten. Ihr Schwiegersohn brauchte eine Frau und ihre Enkelin eine Mutter.

Diese Bitte war der Grund für Cilias „Hausbesuch“ beim Doktor. Sie hatte ihm selbst auf den Zahn fühlen wollen. Nach verstohlen forschenden Blicken in die Augen des attraktiven Achtunddreißigjährigen und dem kurzen Gespräch war sie nun überzeugt, dass sie und ihre Freundinnen ihm helfen konnten.

Ja, sie mussten dem Mann sogar helfen, der selbstlos seinem Land gedient und einen so schrecklichen Verlust erlitten hatte.

Cilia konnte es nicht erwarten, mit ihren Freundinnen darüber zu reden. Sobald sie in ihr Auto stieg, rief sie Maizie und Theresa an und schlug ein Treffen noch am selben Abend vor. Zum Kartenspielen, wie sie die äußerst herausfordernde Aufgabe des Verkuppelns beschönigend zu umschreiben pflegten.

„Ich habe eine neue Mission für uns!“, verkündete Cilia, sobald sie Maizies Wohnzimmer betrat – wo die „Kartenspiele“ stets stattfanden.

Maizie teilte ihr mit: „Du nimmst mir die Worte aus dem Mund.“

„Wieso? Ich war es doch, die um dieses Meeting gebeten hat.“

„Nur weil ich keine Chance hatte, es vor dir zu tun. Ich war mit unserer nächsten Kandidatin beschäftigt, für die wir einen Partner suchen sollten.“

Maizie hatte eigentlich immer das Sagen. Sie war von Anfang an die inoffizielle Anführerin des Kleeblatts, wie sie sich nannten. Cilia hatte sich daran gewöhnt und akzeptierte es, doch dieses eine Mal sträubte sie sich. „Ich denke, dass mein Kandidat als Erster unsere Aufmerksamkeit bekommen sollte.“

„Aber in meinem Fall geht es um meine Patentochter.“

Einer der Gründe, warum die drei über Jahrzehnte hinweg so eng verbunden geblieben waren und ihre Freundschaft gute wie schlechte Zeiten überdauert hatte, war, dass keine der Frauen sich herrisch oder respektlos den beiden anderen gegenüber verhielt. Und weil Maizie dieser Fall so sehr am Herzen zu liegen schien, gab Cilia klein bei.

Sie setzte sich zu den beiden anderen an den Kartentisch, an dem ihnen stets die besten Ideen kamen, und räumte ein: „Na gut. Du bist hier zu Hause. Also du zuerst.“

Ein wenig fürchtete Maizie, von ihren Freundinnen für verrückt erklärt zu werden. Während sie überlegte, wie sie anfangen sollte, blickte sie forschend von einer zur anderen. „Ihr erinnert euch doch an meine Freundin Karen Quartermain, oder?“

Lebhaft bestätigte Theresa: „Aber natürlich!“

Cilia wurde ganz traurig. „Sie ist viel zu jung gestorben.“

Maizie nickte. „Stimmt. Sie hat mal zu mir gesagt: ‚Falls ich vor dir das Zeitliche segnen sollte und mit dir in Kontakt treten will, schicke ich dir einen Penny als Zeichen‘.“

Sie hoffte auf Verständnis von den beiden Frauen, mit denen sie seit der dritten Schulklasse befreundet war, doch hundertprozentig sicher war sie sich nicht. „Ich habe letzte Nacht von ihr geträumt. Es war ein sehr lebhafter, sehr realer Traum. Sie hat mich gebeten, jemanden für ihre Tochter Kayley zu suchen. Als ich aufgewacht bin, lag ein Penny auf meinem Teppich. Ich habe keine Ahnung, wie er dort hingekommen ist. Ich weiß ganz genau, dass er nicht da war, als ich schlafen gegangen bin.“

Cilia musterte sie eindringlich. „Bist du dir ganz sicher?“

„Absolut. Kayley ist ein wundervolles Mädchen. Sie hat ihre Anstellung in einer Klinik in San Francisco aufgegeben und ist nach Hause zurückgekehrt, um ihre Mutter zu pflegen, als der Knochenkrebs ins Endstadium eingetreten war.“

Cilia horchte auf. „Als was hat sie denn in der Klinik gearbeitet?“

„Sie ist eine PA, wie eine Physician Assistant oder Arztassistentin kurz genannt wird. Ich kann dir gar nicht sagen, welcher Trost sie für ihre Mutter …“ Maizie unterbrach sich, als sie Cilia schmunzeln sah. „Was hast du denn?“

„Ich glaube, dass du gerade die perfekte Lösung für unsere beiden Sorgenkinder gefunden hast.“

„Inwiefern?“

Strahlend verkündete Cilia: „Ich habe den idealen Mann für deine Patentochter.“

Erwartungsvoll bog Kayley Quartermain auf den Parkplatz des Ärztezentrums.

Die Adresse hatte sie von ihrer Patentante, die am vergangenen Abend angerufen und ihr von einer offenen Arbeitsstelle erzählte. Eine Freundin von Maizie kannte nämlich einen orthopädischen Chirurgen, der seine Praxis im Ärztezentrum wiedereröffnet hatte und – wie der Zufall es wollte – eine PA suchte.

Sie ist eher meine gute Fee als einfach nur meine Patentante, dachte Kayley, denn während der Krankheit ihrer Mutter und auch bei der Beerdigung hatte Maizie Sommers ihr bereits hilfreich zur Seite gestanden. Vielleicht nimmt das Leben jetzt doch wieder eine Wende zum Guten …

Sie stellte ihr Auto in der erstbesten Parklücke ab, ging zum Eingang des zweistöckigen Gebäudes – und traute ihren Augen kaum.

Denn dort, direkt vor ihr auf dem Weg, lag ein glänzender Penny.

Seit dem Tod ihrer Mutter hielt sie ständig nach Pennys Ausschau, obwohl sie wusste, dass es töricht war. Nur ein Dummkopf glaubt ernsthaft, dass Tote ein Zeichen aus dem Jenseits schicken.

Doch da lag ein Penny, der so funkelnagelneu aussah, als wäre er nie in Umlauf gewesen.

Mit einem verklärten Lächeln bückte Kayley sich, hob das Geldstück auf und fragte sich: Soll das heißen, dass ich den Job kriege, Mom? Dass du es irgendwie für mich arrangiert hast?

Noch während ihr diese Fragen durch den Kopf gingen, sagte sie sich, wie töricht sie waren. Rational betrachtet, wusste sie, dass die Toten sich nicht für die Menschen einsetzen konnten, die sie auf Erden zurückgelassen hatten.

Du lässt dir mal wieder deine Trauer zu Kopf steigen. Und doch …

Und doch hatte ein Penny direkt vor ihren Füßen gelegen, und nun lag er mitten auf ihrer Handfläche. Ist es vielleicht doch ein Anzeichen dafür, dass sich alles zum Guten für mich wendet? Daran wollte sie liebend gern glauben.

„Es spricht nichts dagegen, ihn als Talisman zu behalten, oder?“, murmelte sie vor sich hin und steckte das Geldstück in die Handtasche.

Viele Leute sind abergläubisch. Manche tragen bestimmte Socken zu sportlichen Wettkämpfen, andere haben bei Prüfungen eine Hasenpfote bei sich. Sie glauben daran, dass Glücksbringer das Schicksal zu ihren Gunsten beeinflussen können. Auch dagegen spricht nichts. Kayley straffte die Schultern und ging weiter zum Eingang.

Die elektronischen Türen glitten auseinander und ließen sie eintreten. Nach wenigen Schritten blieb sie im Foyer stehen, um sich zu orientieren und tief durchzuatmen. Sie war gut in ihrem Job, sogar sehr gut, aber sie war sich trotzdem darüber im Klaren, dass sie sich manchmal selbst im Weg stand.

Plötzlich verspürte sie den Drang, sich den Penny noch einmal anzusehen. Sie öffnete ihre Handtasche, holte ihn heraus und betrachtete ihn. Du passt immer noch auf mich auf, oder? fragte sie stumm, obwohl sie im Herzen die Antwort darauf kannte.

Kayley ließ ihn in ihre Jackentasche gleiten und ging weiter zum Fahrstuhl. Die Türen öffneten sich, sobald sie sich näherte. Wieder ein gutes Omen.

Die Kabine war leer. Die Nervosität, die Kayley jedes Mal lähmte, wenn sie irgendetwas Außergewöhnliches wie ein Bewerbungsgespräch oder eine Prüfung bewältigen musste, schien diesmal auszubleiben.

Versonnen lächelte sie vor sich hin. Sie hatte das Gefühl, so irrational es auch sein mochte, dass sie dieses Vorstellungsgespräch nicht auf sich allein gestellt durchstehen musste. Trotzdem spürte sie nun ein Kribbeln im Bauch.

„Es geht alles gut“, redete sie sich leise ein. „Du hast keinen Grund, Angst zu haben. Du wirst es schaffen. Der Job gehört dir.“

Gerade, als sich die Türen zu schließen begannen, hielt ein großer athletischer Mann mit widerspenstigem dunkelblondem Haar seine Hand dazwischen.

Die Türen glitten wieder auseinander. Er stieg ein und blickte Kayley forschend an. „Entschuldigung. Haben Sie etwas gesagt?“

„Kein einziges Wort“, log sie, denn auf gar keinen Fall wollte sie einem völlig Fremden gegenüber zugeben, dass sie Selbstgespräche zur Aufmunterung führte.

Er würde denken, dass er es mit einer Irren zu tun hat. Auf diese Weise entstehenGerüchte …

Sie schenkte dem Mann ein Lächeln. Er erwiderte es nicht.

Das Ärztezentrum befand sich in einem quadratischen weißen Gebäude direkt gegenüber des Bedford Memorial Hospital und bestand aus lediglich zwei Stockwerken. Im Parterre befanden sich Ambulanz und Diagnosezentrum, in der ersten Etage die Rezeption und die Behandlungsräume der verschiedenen Fachärzte.

Als sich der Fahrstuhl im oberen Stockwerk öffnete, hielt der große athletische Mann erneut die Hand zwischen die Türen, um ihr Schließen zu verhindern. Dabei blickte er Kayley wartend an.

„Oh.“ Sie war in Gedanken versunken gewesen, doch nun wurde ihr bewusst, dass der auffallend attraktive Mann die Tür für sie aufhielt. „Danke“, sagte sie und stieg eilig aus.

„Keine Ursache“, murmelte er mit einem tiefen Timbre, das Kayley geradezu umschloss, trotz der großen Empfangshalle, in die sie nun eintrat.

Sie blickte sich um und entdeckte einen langen Tresen aus dunklem Teakholz. Dahinter saßen drei Frauen, die allesamt sehr selbstbewusst wirkten und ihre Computer fleißig mit Informationen fütterten.

Schließlich blickte eine zierliche Brünette mit leuchtend grünen Augen von ihrem Monitor auf und fragte kurz und bündig: „Name?“

Kayley trat zu ihr. Seit ihrem letzten Bewerbungsgespräch waren Jahre vergangen. Sie spürte ihre Finger eiskalt werden, jetzt wurde sie doch nervös. „Quartermain.“

Die Rezeptionistin öffnete eine Liste im Computer und überflog sie. Mit gerunzelter Stirn wollte sie wissen: „Und Sie möchten zu wem?“

„Dr. Dolan.“

„Sind Sie sicher, dass Sie einen Termin haben? Ich finde Sie nicht auf der Liste.“

„Ich bin ganz sicher. Ich habe gestern Nachmittag hier angerufen, um den Termin zu bestätigen.“

Die Rezeptionistin griff zu einem Regal mit Formularen. „Erstbehandlung oder Nachuntersuchung?“

„Oh! Keines von beidem.“

„Dann fürchte ich, dass Sie nicht …“

„Ich bin keine Patientin“, unterbrach Kayley. „Ich habe mich auf die freie Stelle bei Dr. Dolan beworben. Ich habe erfahren, dass er eine PA sucht.“

Die Blondine wurde schlagartig freundlich. „Mensch, da wird sich Rachel aber freuen, Sie zu sehen!“