Cool Sunny - Pit Vogt - E-Book

Cool Sunny E-Book

Pit Vogt

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Beschreibung

Der kleine Sunny ist schon ziemlich cool! Ob es nun eine total verrückte Seilbahn, ein sonderbares Luxus-Klo oder ein verhexter Fingerhut ist, alles scheint er magisch anzuziehen. Und als ob das noch nicht reichen würde, gibt es Schwierigkeiten und Probleme noch und noch. Aber ist da nicht noch jemand, der überall ist, wo auch er ist - seine Mami oder eine seltsame Nebelwolke vielleicht? Es bleibt in jedem Falle mysteriös und spannend! Ob unser aufgeweckter Sunny wohl alles meistern wird? Ihr erfahrt es in diesem Buch. Und niemals vergessen: Immer schön cool bleiben, egal, wie es auch immer kommen mag! Macht es einfach so wie unser kleiner mutiger Held Sunny!

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Seitenzahl: 192

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Inhaltsverzeichnis

Der irre Werbespot

Die olle Heulsuse

Das Luxus-Klo

Dom der Wunder

Der magische Hydrant

Der Pfeil

Gesangsunterricht

Sunny, der Tramper

Der Erdrutsch

Die Seilbahn

Der 3-D-Drucker

Die Olympischen Spiele von L.A.

Interviews

Mrs. Simms auf Abwegen

Der Seifenspender

Purzelbäume

Der Schlüsselanhänger

Der Betrüger

Der Fingerhut

Der fliegende Teppich

Cool Sunny

Alles Truthähne

Die neue Brille

Die Kokosnuss

FOR YOU

Der irre Werbespot

Die Mami des kleinen Sunny aus Hollywood kam mal wieder total gestresst von der Arbeit. Ihre Agentur musste eigentlich neue Leute einstellen, weil die Produkte, für welche sie Werbung machte, immer perfekter vermarktet werden sollten. Doch so leicht war das nicht, denn das kostete viel Geld, Geld, das die kleine Agentur eigentlich gar nicht übrig hatte. Und so musste sich die Mami etwas einfallen lassen, dass kostengünstig und doch effektiv war.

Als sie in ihrem Arbeitszimmer saß und ein wenig traurig hinaus auf die saftig grünen Bäume in den Hollywood-Hills schaute, kam Sunny herein. Er bemerkte natürlich sofort, dass seine Mami so nachdenklich war. Und als er sie fragte, druckste sie nur herum. Schließlich begann sie zu erzählen und Sunny erfuhr die ganze Wahrheit. Doch der fast immer muntere und aufgeweckte Sunny wäre ja nicht Sunny, wenn er keine zündende Idee aufzuweisen hätte. Mit freudestrahlendem Gesicht unterbreitete er den Vorschlag, einfach selbst all die erforderlichen Werbespots zu produzieren. Die Mami wollte davon zunächst nichts hören, doch als sie an die Sparmaßnahmen dachte, schien ihr die Idee ihres kleinen Jungen gar nicht mehr so abwegig. Und weil sie ohnehin ziemlich müde war und einfach nicht mehr nachdenken wollte, willigte sie ein. Sunny war natürlich obenauf, denn jetzt konnte er sogar mit Mrs. Simms über seine neue Rolle als Werbedarsteller sprechen und sich bei ihr ein ganz klein wenig brüsten. Vielleicht würde sie mit den Schülern reden, die dann ihrerseits mitmachen könnten?

Am nächsten Tag hatte es Sunny sehr eilig. Er musste unbedingt der erste sein, der in der Schule war, denn er wollte unbedingt mit Mrs. Simms über das neue Vorhaben sprechen. Die vollkommen überraschte Lehrerin wusste zunächst nicht, ob die Schüler und letztlich auch sie selbst derartige Werbespots produzieren konnten. Doch als sie erfuhr, dass eine große TV-Anstalt aus Los Angeles die Spots herstellte, sah sie sich schon wieder auf allen Fernsehschirmen des Landes brillieren und willigte sofort ein. Jetzt fehlte nur noch ein Termin, an welchem man einen Probelauf starten konnte. Der passende Tag war schnell gefunden und Sunny reiste mit seiner Mami und seiner Lehrerin an, um den ersten Spot zu produzieren. Im Fernsehsender herrschte wildes Treiben. Alle redeten wüst durcheinander, jeder machte etwas anderes, doch alle wussten, wo es lang ging. Manchmal konnte Sunny sein eigenes Wort nicht mehr verstehen, denn die Hektik und das scheinbar wirre Herumplappern der Leute, weil jeder glaubte, etwas zu sagen zu haben, verunsicherte ihn schon sehr. Schließlich war die Deko aufgebaut, die Technik stand und der Regisseur bat die Darsteller in die Kulisse. Viel Text gab es nicht, und Mrs. Simms suchte sich natürlich den besten Punkt aus, an welchem sie am günstigsten abgelichtet werden konnte. Dutzende Male mussten die Drehs wiederholt werden und nach vier Stunden war der erste Test geschafft. Der Probe-Spot stand und war sogar ganz ordentlich geworden, wie Sunny fand. Nur Mrs. Simms fühlte sich ein wenig hintenangesetzt, sah man ihr geschätztes Konterfei lediglich drei kurze Minuten. Die Mami hingegen schaute sich die Filmchen ziemlich aufmerksam und mit strenger Mine an. Kritisch beurteilte sie die einzelnen Szenen, stellte um und erfand wieder neu. Doch am Ende war sie doch einverstanden und fand alles ganz wunderbar. So konnte man endlich auf Sendung gehen, denn der erste Spot musste live gedreht werden, weil die Zeit für eine Aufzeichnung einfach nicht mehr ausreichte. Alles war perfekt, zumindest schien es so. Das Produkt, welches beworben werden sollte, war ein neuartiges Duschgel, welches einen goldenen Schimmer auf die Haut der geschätzten Kundschaft zaubern sollte. Es war gegen sieben Uhr abends, als der Spot erstmals gezeigt werden wollte. Alles war vorbereitet und man brauchte nur noch loszulegen. Die laufende Sendung wurde unterbrochen und der Werbespot begann. Zunächst sollte sich Sunny ganz profan und ohne großes Brimborium die Haare waschen, und so stand er schon unter der Dusche bereit. Doch als er das Wasser aufdrehte, kam nichts! Der Regisseur schwitzte schon Blut, denn einen Live-Werbespot hatte er bisher selten gedreht. Er wusste sich einfach keinen Rat und Sunny musste improvisieren. Und so tat er eben so, als wäre Wasser vorhanden.

Was er nicht wusste, draußen hatte es unterdessen zu regnen begonnen. Ein regelrechter Wasserfall schwappte aus den Wolken und das Sendestudio lag genau darunter. Natürlich mochte man meinen, dass das Dach des Studios dicht sei, und sich kein einziger Tropfen hindurch mogeln könne. Doch dem war nicht so, denn ein schlecht bezahlter Dachdecker, der kurz vor dem Dreh eine kleine Reparatur am Dach durchgeführt hatte, wurde von dem Wolkenbruch regelrecht überrascht. Er flüchtete ins Innere des Hauses, allerdings ohne das kleine Loch im Dach, welches noch nicht ganz abgedichtet war, mit irgendetwas abzudecken. Wie ein Wasserfall drückte der Regenguss das winzige Löchlein auf, rauschte unheilvoll ins Innere des Gebäudes und suchte sich seinen schnellsten Weg. Genau unter dem Loch befand sich das Sendestudio, und dort auch Sunny, der halb nackt unter der nicht funktionierenden Dusche stand. Mrs. Simms sollte in die Badezimmerkulisse kommen und sich über Sunnys golden schimmerndes Duschgeld wundern. Sie sollte schließlich staunend danebenstehen und dann das Produkt, das wundersame Duschgel, lächelnd in die Kamera halten. Der plötzlich hereinbrechende Regenguss schien zunächst wie gerufen zu kommen, denn Sunny stand unter der natürlichen Regendusche wie es sein sollte. Doch dann hörte es nicht mehr auf und der Regen wusch sich durch die gesamte Kulisse und setzte das Studio komplett unter Wasser. Der Regisseur wollte entnervt abbrechen, doch er wartete noch ein Weilchen. Über dem Studio war auch ein kleiner Lagerraum, in welchem man die restlichen Flaschen mit dem Gold-Duschgel aufbewahrte. Der Wolkenbruch verschonte natürlich auch dieses Zimmerchen nicht und setzte es gnadenlos unter Wasser. Die Flaschen mit dem Gold-Duschgel purzelten wild durcheinander und hielten dem enormen Wasserdruck nicht mehr lange stand. Sie öffneten sich und deren Inhalt tropfte wie ein böses Omen verhängnisvoll in die Kulisse herab. Dort hatte sich Mrs. Simms bereits für ihren Auftritt vorbereitet, wartete genau unter dem Lager auf ihren großen Einsatz. Da platschte der Regen auch auf sie hernieder, und mit ihm eine goldene Lawine aus schaumigem Duschgel. Innerhalb von Sekundenbruchteilen sah die gerade erst perfekt geschminkte Mrs. Simms aus wie eine goldene Statue aus dem mexikanischen Aztekenland. Sie wollte fliehen, doch da wurde sie auch schon von tausenden bunten Scheinwerfern angeleuchtet. Sie musste bleiben, wenn sie nicht den gesamten Spot schmeißen wollte. Und sie blieb, verzog ihr Gesicht zu einem bittersüßen Lächeln und sah doch aus, als sei sie irgendwie in den Regen gekommen. Ihre Garderobe, die sie eigens für die TV Aufzeichnung bei einem der teuersten Designer Hollywoods erstanden hatte, hing ausdruckslos an ihr herunter und ihre Haarfrisur sah aus wie eine schlecht gemachte Perücke. Das Gute daran war, dass alles mit einer goldenen Schicht überzogen war und Sunny, der eigentlich das Shampoo in die Kameralinse halten sollte, warf die Flasche mit dem goldenen Inhalt mit kühnem Schwung zu Mrs. Simms herüber. Die fing sie auf und hielt sie genau beim allerletzten Akkord der Werbemusik mit ihren goldenen Händen in die alles aufzeichnende Kamera!

Der Regisseur erlitt einen Herzanfall, die Maskendame litt urplötzlich an einer Kreislaufschwäche und den Beleuchtern, die zu tun hatten, dass der Regen keinen Kurzschuss fabrizierte, wurde schlecht. Allerdings ging es den Hauptdarstellern auch nicht viel anders. Denn als der Spot beendet war und sofort wieder in die laufende Sendung geschaltet wurde, fielen Sunny und Mrs. Simms beinahe in Ohnmacht. Sie lagen sich weinend in den Armen, was eigentlich urkomisch aussah, da das Regenwasser aus dem Wolkenbruch noch immer wie ein Wasserfall von ihnen herabtropfte. Als sich der Regisseur dank eines gut wirksamen und lang bewährten Mittelchens wieder ein wenig erholt hatte, musste er sich um sein Mobiltelefon kümmern. Denn es klingelte ohne Unterlass. Doch es waren keine bösartigen Beschwerden oder üblen Beschimpfungen, die er sich da anhören musste. Nein, die Leute schrien regelrecht vor Begeisterung! Solch einen authentischen und echten Werbespot hatten wie wahrhaftig noch niemals zuvor gesehen! Und beinahe alle Menschen aus Los Angeles und Umgebung hatten diesen verrückten Spot mit verfolgt, manche zufällig andere schon im Bettchen liegend. Doch alle waren total begeistert und wollten den Spot wieder und wieder anschauen. Die TV-Anstalt hatte große Mühe, das eigentlich skandalträchtige Filmchen in die laufenden Sendungen einzubauen, denn er war weder geschnitten noch fertig produziert. Aber das war den Leuten egal, sie wollten nur noch Sunny, Mrs. Simms, den Wolkenbruch und das Gold-Duschgel! Und noch am Abend rannten die Menschen in die Supermärkte, um sich das neue Duschgel zu besorgen. Jeder wollte es haben und die Firma, die dieses Duschgel eigentlich gar nicht so besonders fand, wurde reich und reicher. Schon am nächsten Morgen hatten sie so viele Flaschen verkauft, wie sonst in drei Jahren nicht. Die Teleshoppingbranche kaufte gleich Millionen davon auf und der Export ins Ausland konnte kaum bewältigt werden.

Sunny war mal wieder der Star und die vergoldete Mrs. Simms hatte ebenfalls nicht mit einer solch heftigen Resonanz gerechnet. Da der Spot immer und immer wieder wiederholt wurde, verdienten auch diese beiden Hauptdarsteller Millionen. Die Agentur der Mami, die ja als Produktionsfirma zuständig war, hatte plötzlich keinerlei Finanzprobleme mehr, konnte sogar Dutzende neue Darsteller einstellen um auch andere Spots zu drehen. Sie verdiente dabei so viel Geld wie noch niemals zuvor. Die Mami war erleichtert, und gleichzeitig auch wieder nicht, denn sie konnte sich vor Terminen kaum noch retten. Dennoch waren alle überglücklich und die Schule von Mrs. Simms wurde beinahe zum Wallfahrtsort für neugierige Touristen. Die neue TV-Star-Lehrerin wollte sogar die Wände der Schule golden anstreichen lassen, damit sie von den Eintrittsgeldern, die sie eigens für die Führungen durch die Klassenräume kassierte, ein neues güldenes Direktorenzimmer anbauen konnte, in welchem sich ein riesiger goldfarbener Schreibtisch allein für sie selbst befand.

Als Sunny eines Abends hundemüde in seinem weichen Bettchen lag, bemerkte er etwas recht Seltsames am Nachthimmel, den er von seinem Bettchen aus genau beobachten konnte. Eine sonderbare Nebelwolke zog dort draußen ihre Bahn. Sie flog geradewegs vom Himmelszelt herab, bis vor sein Fenster und schwebte dort minutenlang auf und ab. Als sie wieder davonflog und jemand ihm noch einmal winkte, staunte der kleine Mann. Er glaubte zu träumen, doch es war kein Traum, denn es war sein Papa, der an seinem Fenster vorübergeflogen war. Seine silberne Zauberwolke allerdings schimmerte nicht silbern, sondern golden wie das vermeintliche Duschgel, welches so berühmt geworden war wie er selbst. Tja und am Himmel blitzten auf einmal Millionen kleiner Sternchen auf, die allesamt einen merkwürdigen goldenen Farbton zu haben schienen und Hollywood in einen märchenhaften Glanz tauchten, wie noch niemals zuvor.

Die olle Heulsuse

Rebecca war stets traurig. Doch sie war auch sehr empfindlich und heulte immer gleich los. Nicht einmal der kleine Sunny aus Hollywood konnte sie zum Lachen bringen. Denn immer, wenn es etwas gab, dass dem kleinen Mädchen nicht gefiel oder sie eine nicht ganz so tolle Note in der Schule erhalten hatte, weinte und winselte sie wie ein bettelarmer Schlosshund. Es war völlig klar, dass Mrs. Simms absolut nichts von all dem vielen Geheul hielt, und von der eigentlich recht netten Rebecca auch nicht. Mit einem Mädchen, dass immer nur weinte und sich nichts zutraute, konnte und wollte sie nichts zu schaffen haben. Und so blieb nur noch Sunny übrig, der sich mit dem traurigen Mädchen beschäftigte. Er hatte tatsächlich den wahnwitzigen Gedanken, Rebecca irgendwie zum Lachen zu bewegen. Doch das gestaltete sich mehr als schwierig. Er versuchte es mit wirklich allen denkbaren und beinahe schon undenkbaren Mitteln. Er dachte sich Witze aus, die so schwach waren, dass nicht einmal er selbst darüber lachen konnte, machte komische Kunststücke und verkleidete sich letztendlich als Clown. Rebecca jedoch stand nur da und wischte sich die Tränen aus den Augen – sie musste weinen und wusste wohl selbst nicht warum.

Eines Tages nun hatte Mrs. Simms eine wunderbare Idee. Sie wollte mit der Schulklasse ins Wachsfigurenkabinett der Madame Tussaud. Dort würde die kleine Rebecca ganz sicher wieder lachen, denn die vielen kuriosen Gestalten im Museum waren in jedem Fall recht lustig anzusehen. Doch es kam genauso wie es Sunny kurz zuvor bemerkte … noch während die Schüler an den vielen Wachsfiguren vorüber schritten, stand Rebecca mitten auf dem Flur und heulte. Sie fand es einfach nur wahnsinnig traurig, dass die armen Figuren so starr und steif in dem düsteren Kabinett stehen mussten und sich nicht wehren konnten.

Mrs. Simms riss der Geduldsfaden und sie beendete kurzerhand die nachmittägliche Unterhaltungsstunde! Wutentbrannt stürmte sie aus dem Museum und fuhr, ohne sich von den Schülern zu verabschieden, frustriert nach Hause! Sunny und die anderen Schüler hatten allerdings auch keinen ruhigen Nachmittag mehr. Sie mussten Rebecca trösten, die nach dem hastigen Aufbruch ihrer Lehrerin noch lauter heulte als jemals zuvor. Sunny rollte genervt mit den Augen und wusste sich nun auch keinen Rat mehr. So beschloss er, sich nicht mehr um die arme Rebecca zu kümmern. Sollte sie doch sehen, wo sie blieb. Schließlich war er nicht dafür verantwortlich, dass sie endlich wieder lachte. Und so ließ auch er das heulende Mädchen einfach stehen und fuhr mit seinem Drahtesel heim zu seiner Mami.

Am nächsten Morgen gab es gleich in der ersten Stunde Biologieunterricht bei Mrs. Simms. Die schien sich noch immer nicht so recht vom vergangenen Tag im Museum erholt zu haben. Ziemlich zerknittert stürmte sie in die Klasse und gab eine spitze Bemerkung nach der anderen von sich, die allesamt nur ein Thema in sich bargen – die Heulsuse Rebecca. Die schaute sich schuldbewusst nach den anderen Schülern um, verzog ihr Gesicht zu einem Flunsch und heulte, was das Zeug hielt. Schon hielten sich die Schüler die Ohren zu und Sunny verabschiedete sich flugs auf die Toilette. Als er jedoch auf dem Gang vor dem Klassenzimmer stand und drinnen die ewig traurige Rebecca heulen hörte, überlegt er. Vielleicht sollte er das arme Ding ein wenig ablenken. Dieser eine Versuch wäre es vielleicht wert. Dann wäre sie beschäftigt und würde nicht mehr heulen. Aber womit könnte er sie auf andere Gedanken bringen, dass sie ihre immerfort laufenden Tränen vergaß? Da fiel sein Blick auf ein kleines Mauseloch, welches sich beinahe unmerklich gleich unter dem Fenster neben ihm befand. Eine verwegene Idee zog durch seinen spitzbübischen Sinn, und ehe er die Idee zu Ende gedacht hatte, steckte die winzig kleine Maus ihr noch viel winzigeres freches Köpfchen aus dem Loch. Sie wollte wohl die Lage sondieren und vielleicht nach Käse oder anderen Leckereien, die so manche Kinder fallen ließen, wenn sie über den Flur rannten, Ausschau halten. Sunny, der schon damit gerechnet hatte, zog blitzschnell sein großes Taschentuch aus der Hosentasche, warf es der Maus über den Kopf und hielt sie fest. Das arme Tier wusste gar nicht, wie ihm geschah. Es piepste und wehrte sich ziemlich heftig gegen Sunnys festen Griff. Doch es half nichts. Sie musste sich geschlagen geben, und so verhielt sie sich ruhig und zappelte auch nicht mehr. Sunny vergaß, dass er eigentlich aufs Klo wollte und horchte stattdessen an der Tür, wie die gegenwärtige Lage im Klassenzimmer war. Offenbar erklärte Mrs. Simms gerade etwas äußerst Wichtiges. Das war der rechte Moment, unbemerkt mit der Maus ins Zimmer zu gehen. Und so schlich er sich ins Zimmer bis zu seiner Bank, setze sich und wartete eine kleine Weile ab. Rebecca hatte längst aufgehört zu weinen und schaute gelangweilt aus dem Fenster, während Mrs. Simms versuchte, das Liebesleben eines Frosches zu erklären. Unterdessen holte Sunny ganz vorsichtig seine Maus hervor und wollte sie den anderen zeigen, indem er sie unter der Bank seinem Vordermann präsentierte. Diese Chance wiederum nutzte die ein wenig heimtückisch veranlagte Maus. Mit einem gewagten Sprung hechtete sie aus Sunnys Hand geradewegs auf den Gang, um dort bis zu Mrs. Simms an der Tafel zu springen. Die erklärte gerade in allen Einzelheiten die vermeintliche Beschaffenheit des Frosches, als die Maus wie aus dem Nichts auf ihren Laptop hopste.

Was nun geschah, war weder vorausgesehen noch eingeplant. Die zu Tode erschrockene Mrs. Simms stieß einen grellen Schrei aus und sprang im selben Augenblick auf den Stuhl, auf welchem sie eben noch gesessen hatte. Die Maus allerdings, die sich vermutlich für die unfreiwillige Gefangennahme rächen wollte, wesentlich besser konditioniert schien als Sunnys Lehrerin, hüpfte siegessicher vom Laptop, über die Stuhlkante nach oben – und dort geradewegs in Mrs. Simms kunstvoll gerichtete Frisur. Das wiederum blieb nicht ohne Folgen. Denn die Maus hatte sich augenscheinlich in dem dichten Haarwerk der armen Mrs. Simms verheddert und kam nicht mehr heraus. Mit allen vier Beinen paddelte sie in einer güldenen Locke der mittlerweile erbleichten Lehrerin und stieß undefinierbare Laute hervor. Mrs. Simms war längst einer handfesten Ohnmacht nahe, da sprang Sunny zu ihr und versuchte, die Maus aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Ziellos wühlte er im Schopf seiner Lehrerin herum und bekam die Maus einfach nicht zu fassen. Die hatte schließlich einen rettenden Weg unter einer großen Locke finden können, sprang auf Mrs. Simms Schulter und verschwand mit einem letzten panischen Piepsen in einer dunklen Zimmerecke. Mrs. Simms war kraftlos auf ihrem Stuhl zusammengesunken und stöhnte nur noch. Die übrigen Schüler saßen schweigend da und wussten nicht, ob sie lachen oder Anteil nehmen sollten. Und Sunny fächelte seiner Lehrerin frische Luft vom offenstehenden Fenster zu. Draußen hatte sich die übrige Schülerschaft versammelt und lauschte angestrengt dem Geschrei aus dem Zimmer der Direktorin. Plötzlich drang ein schrilles Lachen durch den Raum! Keiner schaute mehr zu der vollkommen verwirrten Mrs. Simms und niemand wollte ihr helfen, denn es war wirklich kaum zu glauben, aber eine einzige Person lachte, dass sich die Balken bogen, Rebecca! Sie saß auf ihrem Stuhl und hielt sich den hin und her wackelnden Bauch. So etwas Verrücktes hatte sie wirklich noch niemals zuvor erlebt. Und wie die Schüler so zu Rebecca starrten und nicht glauben konnten, was sie da sahen, fingen auch sie schließlich an zu lachen. Und – welch Wunder – auch die eben noch dem Tode nahe Mrs. Simms, die sich mühevoll die zerzauste Frisur richtete, schüttete sich plötzlich auch vor Lachen. Das ausgerechnet ihre ständig traurige Schülerin derart herzhaft lachen konnte, fand sie wirklich urkomisch und gleichzeitig ganz wunderbar.

Ja, und so war das Eis gebrochen! Rebecca weinte fortan nicht mehr, hatte eine Menge Spaß in der Schule und Mrs. Simms bekam ihre neue, ziemlich werbewirksame Story für die Schülerzeitung. Natürlich stellte sie darin alles so dar, dass sie es selbst war, die extra für den Unterricht eine Maus jagen ließ, die ihr dann Sunny in ihre Frisur setzen sollte. Das selbstverständlich alles nur, um die ewig heulende Rebecca wieder zum Lachen zu bringen. Das machte schon Eindruck, und wie es wirklich war, das wusste ohnehin jeder in der Schule.

Die Maus allerdings hatte endgültig genug von der verrückten Schule und der hysterischen Lehrerin! Bei Nacht und Nebel schnürte sie ihr Ränzlein und verschwand schleunigst aus dem ungastlichen Haus. Wohin sie auswanderte, das wusste keiner. Es war nur recht merkwürdig, dass die einst so traurige Rebecca neuerdings voller Glück und mit einem frechen Grinsen im Gesicht eine ganze Menge Käse unterschiedlichster Sorten aus der Cafeteria stibitzte, obwohl sie eigentlich Käse gar nicht mochte.

Das Luxus-Klo

Der kleine Sunny aus Hollywood liebte neue Dinge. Alles, was irgendwie modern aussah, beschaute er sich genau und dachte über weitere Verbesserungen nach. Vielleicht war das eine ganz eigene Art von Kreativität, niemand wusste das so genau, nicht einmal der kleine Junge selbst. Aber Mrs. Simms, Sunnys Lehrerin, fand diese Eigenschaft ihres besten Schülers ganz wunderbar. Und so hatte sie eine fabelhafte Idee. Sie wollte Sunny als Architekten des neuen Klos! Gerade wurde der Westflügel der Schule renoviert und die Lehrerin war für beinahe jede neue Idee, wie man den neuen Lokus gestalten könnte, dankbar. Sunny betrachtete sich die leer stehenden Räume und fand, dass gerade die Toilette ein besonders wichtiger Ort für die Kinder sei. Denn dort würden sie oft hingehen, auch, um sich vor Mathematikarbeiten zu drücken und Comiczeitungen zu lesen. Da müsste es schon ein ganz besonderer Ort sein, eben ein Ort, an dem man sich wohl fühlte und seine hart erarbeitete Freizeit verbringen konnte. Mrs. Simms konnte zwar die sonderbaren Begründungen ihres Schülers nicht so recht nachvollziehen. Dennoch war sie einverstanden, dass Sunny eine neue Art „Klo“ konzipierte. Und so saß der äußerst kreative Junge tagein und tagaus vor seinem Laptop, um sich eine richtig gelungen Klo-Konstruktion einfallen zu lassen. Er ließ sich sogar ein ganz spezielles Computerprogramm schicken, mit welchem er noch besser gestalten konnte und hatte wirklich ganz fabelhafte Ideen. Nach ungefähr einer Woche entbehrungsreicher Arbeit war es schließlich geschafft. Sunny präsentierte den Prototyp seiner nigelnagelneuen Luxustoilette.

Als Mrs. Simms schließlich den Plan betrachtete staunte sie. Lange betrachtete sie sich den prunkvollen Bau und wollte den Plan sofort realisieren.

Die Bauarbeiten begannen und bereits nach kurzer Zeit war der Prototyp dieses neuen Klos fertiggestellt. Zur Bauabnahme waren Mrs. Simms und Sunnys Mami gekommen, die sich mit derartigen Bauplänen gut auskannte. Stolz führte Sunny die automatischen Armaturen vor und erklärte auch gleich seine eigenen Erfindungen, die es bis dahin wohl noch in keiner Toilette geben mochte. So war es dem genialen Erfinder gelungen, Funktionalität mit edelster Schönheit und gediegenem Design zu verbinden. Der Klo-Gast stand vor der kunstvoll verzierten Tür und wurde mit den Worten: „Herzlich Willkommen in unserer stilvollen Einrichtung“ vollmundig begrüßt. Dazu bemerkte Sunny lakonisch, dass man schließlich mit guter Laune und reichlich Lust diesen Ort aufsuchen sollte. Ganz von allein öffnete sich die Tür und sofort verbreitete eine umgebaute Klimaanlage frische Luft, die mit seltenen Blütendüften angereichert war. Nun erkundigte sich die Stimme, welchen Musikgeschmack der Gast hatte. Sunny nannte seinen