Dann kam der Rivale - Patricia Vandenberg - E-Book

Dann kam der Rivale E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Linda Fuchs war überraschend zu Dr. Norden in die Praxis gekommen, und es paßte eigentlich gar nicht zu ihr, daß sie wegen einer Lappalie den Arzt aufsuchte. Es handelte sich dabei nämlich um einen Juckreiz im Ohr. Etwas anderes hätte Linda aber auch gar nicht anführen können, um ihren Besuch zu erklären, denn sie war kerngesund, nachdem sie einen Sturz auf dem Glatteis, bei dem sie ein paar Blutergüsse davongetragen hatte, längst bestens überwunden hatte. Wehleidig hatte sie sich da auch nicht gezeigt, und wenn nicht Claudia Dr. Norden gerufen hätte, wäre sie auch ohne einen Arzt damit fertig geworden. Aber so hatte Linda Fuchs Dr. Norden kennengelernt und zu ihm genauso schnell Vertrauen gefaßt, wie alle seine Patienten. Linda war die zweite Frau von Georg Fuchs und somit eigentlich die Stiefmutter von Claudia, aber sie wollte lieber als deren mütterliche Freundin bezeichnet werden. Georgs erste Ehe war schon zerbrochen, als Claudia erst vier Jahre gewesen war. Seine erste Frau war mit einem anderen Mann durchgebrannt, bei der Scheidung war ihm das Kind zugesprochen worden, das dann von seinen Eltern betreut worden war. Erst vor zwei Jahren hatte sich Georg Fuchs zu dieser zweiten Ehe entschließen können, die er jedoch nicht zu bereuen brauchte. Linda war eine sehr ansehnliche, sehr tüchtige und zuverlässige Frau und auch nicht unvermögend. Das alles wußte Dr. Norden auch, aber daß Linda wegen eines Juckreizes im Ohr bei ihm erschien, konnte er doch nicht so recht glauben. Als er ihr das sagte, gab sie zu, daß sie

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Dr. Norden Bestseller – 248–

Dann kam der Rivale

Was führt Christoph Scheffler im Schilde?

Patricia Vandenberg

Linda Fuchs war überraschend zu Dr. Norden in die Praxis gekommen, und es paßte eigentlich gar nicht zu ihr, daß sie wegen einer Lappalie den Arzt aufsuchte. Es handelte sich dabei nämlich um einen Juckreiz im Ohr. Etwas anderes hätte Linda aber auch gar nicht anführen können, um ihren Besuch zu erklären, denn sie war kerngesund, nachdem sie einen Sturz auf dem Glatteis, bei dem sie ein paar Blutergüsse davongetragen hatte, längst bestens überwunden hatte. Wehleidig hatte sie sich da auch nicht gezeigt, und wenn nicht Claudia Dr. Norden gerufen hätte, wäre sie auch ohne einen Arzt damit fertig geworden. Aber so hatte Linda Fuchs Dr. Norden kennengelernt und zu ihm genauso schnell Vertrauen gefaßt, wie alle seine Patienten.

Linda war die zweite Frau von Georg Fuchs und somit eigentlich die Stiefmutter von Claudia, aber sie wollte lieber als deren mütterliche Freundin bezeichnet werden. Georgs erste Ehe war schon zerbrochen, als Claudia erst vier Jahre gewesen war. Seine erste Frau war mit einem anderen Mann durchgebrannt, bei der Scheidung war ihm das Kind zugesprochen worden, das dann von seinen Eltern betreut worden war. Erst vor zwei Jahren hatte sich Georg Fuchs zu dieser zweiten Ehe entschließen können, die er jedoch nicht zu bereuen brauchte. Linda war eine sehr ansehnliche, sehr tüchtige und zuverlässige Frau und auch nicht unvermögend.

Das alles wußte Dr. Norden auch, aber daß Linda wegen eines Juckreizes im Ohr bei ihm erschien, konnte er doch nicht so recht glauben. Als er ihr das sagte, gab sie zu, daß sie eigentlich wegen Claudia käme.

»War Claudia gestern bei Ihnen, Herr Doktor?« fragte sie. »Es ist keine Neugierde, ich bin besorgt um sie. Sie ist so blaß und niedergeschlagen, und sie redet auch davon, die Stellung wechseln zu wollen. Wir verstehen uns doch gut. Habe ich etwas falsch gemacht, muß ich mich fragen.«

»Sie gewiß nicht, Frau Fuchs«, sagte Dr. Norden. »Claudia hat Sie sehr gern, das weiß ich. Ich glaube, es ist etwas anderes, was sie bedrückt. Ja, sie war bei mir, und ich mußte feststellen, daß sie sehr abgenommen hat.«

»Also eine Schwangerschaft könn­te nicht dahinterstecken?« fragte Linda beklommen. »Wenn es so wäre, würde ich ihr doch helfen.«

»Nein, da können Sie unbesorgt sein. Ich glaube eher, daß sie Liebeskummer hat, aber dazu hat sie sich nicht geäußert. Sie meinte nur, daß ihr die Luft hier nicht bekäme, der Föhn, das Klima überhaupt. Das kann natürlich auch mitspielen. Sie ist überaus sensibel. Es spielt auch mit, daß sie bei den Großeltern aufwuchs, die sie sehr verhätschelt haben, was ja einerseits verständlich ist, aber Kindern nicht gar so guttut.«

Linda nickte. »Mein Mann war ja so verschreckt durch diese Trennung, daß er an eine zweite Heirat überhaupt nicht mehr dachte. Ich verstehe nicht, wie man so einen Mann verlassen kann, und das Kind dazu. Aber jetzt bin ich schon erleichtert, daß es nicht an mir liegt, daß uns Claudia verlassen will. Dann könnte es also an diesem Scheffler liegen. Mir gefällt er sowieso nicht allzugut. Ist ein bißchen sehr überheblich und von sich überzeugt, aber er sieht ja gut aus, und das gefällt jungen Mädchen. Und unsere Claudia ist ein besonders apartes Mädchen, das muß doch gesagt sein.«

Es gefiel Dr. Norden, wie sie das sagte, und es gefiel ihm ganz besonders, daß sie unsere Claudia sagte.

Immerhin war Claudia bereits siebzehn Jahre alt gewesen, als ihr Vater sie mit Linda bekannt gemacht hatte, und Mädchen in diesem Alter waren besonders kritisch. Letztlich war es dann Claudia zu verdanken gewesen, daß Georg Fuchs Linda einen Heiratsantrag gemacht hatte, denn das wußte Dr. Norden auch genau, weil Claudia ihn gefragt hatte, wie sie es anfangen könnte, ihren Vater davon zu überzeugen, daß Linda die richtige Frau für ihn wäre.

Dr. Norden hatte dem Mädchen den Rat gegeben, recht oft von Linda zu sprechen, von ihr zu schwärmen und auch zu betonen, wie tüchtig sie wäre.

Linda war Steuerberaterin, und als solche hatte sie Georg Fuchs kennengelernt, als sie die Kanzlei seines früheren Steuerberaters übernommen hatte. Zuerst war er zurückgeschreckt, weil sie eine Frau war, aber dann war er doch bereit, ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen, und er konnte zufrieden sein. Er kam besser weg als vorher. Er war Optiker und besaß ein gutflorierendes Geschäft. Er hätte es gern gesehen, wenn Claudia dafür auch Interesse gezeigt hätte, aber sie hatte schon früh den Wunsch geäußert, Graphikerin zu werden. In der Werbeagentur, in der sie dann die erste schon recht gut dotierte Stellung bekam, hatte sie auch Christoph Scheffler kennengelernt, der die bewundernswerte Gabe besaß, Kunden vom Unmöglichsten zu überzeugen und damit sogar Erfolg hatte. Claudia bewunderte ihn wirklich. Sie war glücklich, daß er ihre fachliche Begabung für seine eigenen Ideen ausnutzte. So hätte sie es allerdings nie bezeichnet.

Lindas Besuch bei Dr. Norden verschaffte ihr zumindest insofern Klarheit, daß Claudia nicht schwanger war. Sie war erleichtert. Nicht etwa, daß sie dies als eine Schande betrachtet hätte, nur sie wünschte Claudia ein beständiges Glück mit einem anderen Mann, denn sie hatte sich schon eingehend über diesen Christoph Scheffler informiert und erfahren, daß Claudia nur eine von mehreren war, die er für seine eigenen Zwecke einspannte.

Aber sollte sie das Claudia direkt sagen? Würde sie es ihr glauben? Einmal hatte sie eine Andeutung gemacht, und Claudia hatte eine abweisende, verschlossene Miene aufgesetzt. Deshalb hatte Linda auch gemeint, sie hätte Konflikte heraufbeschworen.

»Was kann ich nur tun, um Claudia in einer kritischen Situation zu helfen, Dr. Norden?« fragte sie.

»Geben Sie ihr nur das Gefühl, daß sie ein Zuhause hat und in allen Lagen Verständnis findet. Und wenn sie sich eine Stellung an einem anderen Ort suchen will, legen Sie ihr nichts in den Weg. Vielleicht braucht sie Abstand.«

Linda war bereit, diese Worte zu beherzigen, da sie ohnehin nicht dazu neigte, jemanden bevormunden zu wollen. Sie hoffte nur von Herzen, daß ihr gutes Verhältnis zu Claudia durch nichts gestört würde, als würde sie insgeheim ahnen, daß jemand diesen Versuch bereits unternommen hatte.

*

Das war vor zwei Wochen gewesen, als Claudia von Christoph Scheffler zum Abendessen eingeladen worden war, in ein kleines Restaurant, das gutbürgerliche Küche bot und nicht teuer war. Dagegen hatte Claudia gar nichts, nur war das bisher nicht Christophs Stil gewesen.

Er war schon ein paar Wochen zu beschäftigt gewesen, um sich überhaupt mit ihr zu treffen, aber das war sie zeitweise gewohnt, und sie hatte auch nichts dagegen. Seine Karriere war schließlich wichtiger als ihre, das hatte er ihr beiläufig zu verstehen gegeben. Und eigentlich wollte sie gar keine Karriere machen, denn eine Zeit lang hatte sie davon geträumt, lieber seine Frau zu werden.

Nicht nur geträumt, nein, er hatte es auch angedeutet, daß sie ein gutes Gespann abgeben würden.

Er hatte ab und zu auch Andeutungen gemacht, daß ihr Vater und seine zweite Frau recht gut verdienen müßten und es für sie doch eigentlich drin sein müsse, sich selbständig machen zu können.

Claudia hatte das gar nicht so recht begriffen, auch nicht so ernst genommen, weil sie ja meinte, selbst eine gut bezahlte Stellung zu haben.

Bei diesem Essen, bei dem er sowieso einen recht mürrischen und zugleich nervösen Eindruck machte, hatte er angedeutet, daß sie sich lieber absichern solle, bevor ihre Stiefmutter alles an sich reißen würde.

»Das tut Linda doch nicht«, hatte Claudia gesagt. »Du kennst sie nicht, sonst würdest du das nicht sagen, Christoph. Sie ist so anständig.«

Dann hatte er damit angefangen. daß er viel zu creativ sei, um in einem so kleinen Betrieb zu versauern, und sie solle sich mal ein Beispiel an Tina Eilers nehmen, wie zielbewußt die sich durchzusetzen verstünde.

Tina Eilers war dreißig und ungeheuer selbstbewußt. Sie war die geborene Karrierefrau, und der Chef Jo Kellmann hatte das schnell erfaßt. Tina war sehr nett zu Claudia, und das mußte Christoph Scheffler auch bemerken.

Tina Eilers hatte während der letzten Tage bemerkt, daß Claudia immer dünner und blasser wurde. Vierzehn Tage waren seit jenem Abendessen vergangen, und sie hatte Christoph zwischendurch immer nur flüchtig gesehen.

»Wie geht es? – Viel zu tun? Ich bin dauernd unterwegs, wie du ja weißt, aber wir werden schon mal wieder Zeit füreinander haben.« Und weg war er wieder, und Claudia hatte kein so dickes Fell, daß sie seine Kälte nicht gespürt hätte.

An diesem Vormittag war er auch nur kurz im Büro gewesen. Claudia hatte ihn nur kommen sehen, aber dann sagte ein Kollege: »Da scheint dicke Luft zu sein. Wenn Tina Dampf abläßt, möchte ich nicht in den Sog geraten.«

Dann wurde Claudia zu Tina gerufen. Sie hatte ein seltsames Gefühl, aber sie hatte auch ihren Stolz. Tina lächelte aufmunternd.

»Setzen Sie sich, Claudia, ich möchte gern etwas mit Ihnen besprechen. Sie sind eine sehr tüchtige Mitarbeiterin. Ich habe mit dem Boß besprochen, daß Sie eine leitende Position in der Zweigstelle in Augsburg übernehmen könnten. Allzuweit von München ist es nicht entfernt, aber Sie haben dort doch größere Möglichkeiten, und natürlich verdienen Sie bedeutend mehr.«

»Warum ich?« fragte Claudia verwirrt.

»Weil Sie dafür prädestiniert sind. Sie sollten sich mehr zutrauen, und Sie sollten sich von solchen Typen wie Scheffler nicht unterjochen lassen.«

Das war wie ein Stich, und Claudia hielt die Luft an. Als sie aufblickte, sah sie in Tinas Augen einen weichen Schimmer, der sie noch mehr irritierte.

»Wir werden hier manches umstellen, Claudia«, sagte sie. »Kellmann und ich gehen eine Verbindung ein, nicht nur geschäftlich. Bitte, behalten Sie das noch für sich. In Augsburg wird mein Bruder mit Ihnen zusammenarbeiten. Sie brauchen ihn nicht unbedingt als Chef zu betrachten. Markus ist zwar ein guter Geschäftsmann, aber nicht sehr creativ, und da braucht er Intuitionen. Sie können es sich überlegen.«

Claudia atmete tief durch. »Ich brauche keine Bedenkzeit«, sagte sie. »Wenn Sie meinen, daß ich dafür geeignet bin, hoffentlich enttäusche ich Sie nicht.«

»Bestimmt nicht, da bin ich ganz sicher. Sie können am Ersten nächsten Monats anfangen. Das Anfangsgehalt beträgt dreitausendfünfhundert. Einverstanden?«

Claudia war fassungslos. »Aber wieso, warum das? Ich bin doch noch ziemlich jung«, murmelte sie.

»Und bisher wurden Sie übervorteilt. Sie sind talentiert, überdurchschnittlich sogar, und wir sehen nicht ein, daß andere davon profitieren. Das kann ich Ihnen auch nachdrücklich vom Boß versichern. Nun, wenn Sie einverstanden sind, können wir auch gleich die Einzelheiten besprechen.«

»Darf ich erst eine Viertelstunde nachdenken?« fragte Claudia.

»Selbstverständlich, und dann gehen wir gemeinsam zu Tisch. Ich kenne ein sehr nettes Restaurant, wo wir uns in aller Ruhe unterhalten können.«

Claudia befand sich in einem inneren Zwiespalt, aber da war auch eine innere Stimme, die ihr zu befehlen schien, ja zu sagen.

Warum auch nicht, es ist eine Chance, und jetzt kommt es nur auf mich an, zu beweisen, ob ich sie nutzen kann, dachte sie, wenn auch ein gewisser Trotz dabei war, als sie an Christoph dachte.

*

Linda hatte an diesem Abend schon besorgt nach Claudia Ausschau gehalten. Als Claudia dann aus ihrem Wagen stieg, den ihr Georg zum einundzwanzigsten Geburtstag geschenkt hatte, läutete gerade das Telefon.

Linda meinte, es könnte ihr Mann sein und nahm den Hörer ab. Claudia hatte ja den Hausschlüssel. Dann aber ärgerte sie sich, daß sie sich gemeldet hatte, denn der Anrufer war Christoph Scheffler. Er müsse Claudia dringend sprechen, aber weil er »beruflich« hinzufügte, sagte Linda, daß sie gerade käme.

Claudias Miene verdüsterte sich, als Linda ihr sagte, wer am Telefon sei.

»Na dann«, sagte sie mit einem seltsamen Unterton. »Ja, was ist?« fragte sie kühl, und Linda atmete insgeheim schon ein bißchen erleichtert auf.

»Ich muß dich unbedingt heute abend noch sprechen, Claudia!« tönte es an ihr Ohr und so laut, daß Linda sogar etwas verstehen konnte. »Man will uns auseinanderbringen und mich dazu noch aufs Kreuz legen. Du wirst doch nicht glauben, daß ich dich benachteiligt habe.«

»Wir brauchen uns nicht zu treffen, und wir brauchen darüber auch nicht mehr zu reden. Ich habe den Vertrag unterschrieben. Ich gehe nach Augsburg, schon am Ersten.«

»Das ist doch absoluter Blödsinn, Claudia«, schrie er fast. »Die Eilers will dich doch nur weghaben, weil sie hinter mir her ist.«

»Da muß ich wirklich lachen, Christoph. Sie hat ganz andere Pläne. Bilde dir nur nicht zuviel ein. Meine Entscheidung ist endgültig«, fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu.

War Linda jetzt auch in einer zwiespältigen Stimmung, so freute sie es doch, daß Claudia so energisch gesprochen hatte. Sie verhielt sich diplomatisch wie immer.

»Ich habe es gehört, Claudia«, sagte sie ruhig, »aber ich will doch nicht glauben, daß dein Stellungswechsel etwas mit uns, vor allem mit mir zu tun hat.«

»Mit euch doch nicht, und mit dir zu allerletzt, Linda. Du bist meine beste Freundin. Ich wünschte, du wärest von Anfang an meine Mutter gewesen, ich wäre sicher selbstbewußter herangewachsen.«

»Aber jetzt bist du es. Ich habe es doch gehört, Claudia.«

»Dazu hast du viel beigetragen, Linda. Vati hat mich ja auch wie eine Mimose behandelt, immer so schuldbewußt, weil er so wenig Zeit für mich hatte. Er kann von Glück sagen, daß er dich gefunden hat. Ich bin unendlich froh darüber.«

»Und ich werde dich sehr vermissen, wenn du nach Augsburg gehst«, sagte Linda.

»Ist doch nur ein Katzensprung. Stell dir vor, ich bekomme dreitausendfünfhundert und auch eine Wohnung.«

Die Türe klappte, und Georg Fuchs’ Stimme ertönte: »Was höre ich da, du bist befördert worden, Claudia?«

»Aber leider nach auswärts«, warf Linda rasch ein.

»Doch nur nach Augsburg, Vati, ist doch fast schon ein Vorort«, sagte Claudia.

»Wir werden in aller Ruhe darüber reden. Niemand soll mir nachsagen, daß meine Tochter sich anderswo eine Stellung suchen muß.«

»Vati, sei doch nicht gleich beleidigt. Ich mußte sie mir doch nicht suchen. Sie wurde mir angeboten. Nur mit der Ruhe, ich erzähle euch alles ganz genau.«

Und Linda sorgte für die Gemütlichkeit. Sie war in jeder Beziehung eine tüchtige Frau, beruflich und auch häuslich, und kochen konnte sie.

»Das werde ich vermissen, dieses phantastische Essen«, sagte Claudia.

Linda erwähnte es nicht, daß sie auch diesem in den letzten zwei Wochen wenig zugesprochen hatte.

»Du wirst ja hoffentlich oft kommen«, sagte sie weich, »und ich bereite so manches vor und friere es ein, dann brauchst du es nur aufzutauen.«

»Du meinst es immer lieb, Linda, aber laß mich mal allein werkeln, das tut ganz gut. Ein paar Rezepte kannst du mir mitgeben. Vielleicht lerne ich das Kochen dann auch noch.«

»Aber die Wohnung richten wir dir ein«, warf ihr Vater ein. »Und wenn es nicht so geht, wie du es dir vorstellst, Kleines, laß den Kopf nicht hängen. Denk dann lieber dran, daß wir dich vermissen.«

»Ihr seid lieb«, sagte Claudia. »Aber Tina Eilers war auch wahnsinnig nett. Ihr Bruder, der die Agentur leitet, muß ziemlich schwierig sein und braucht einen Motor, wie sie sagt. Hoffentlich habe ich genug Dampf drauf.«

»Und sie scheint fertig zu sein mit diesem Scheffler«, sagte Linda später zu ihrem Mann.

»War der nicht ein tüchtiger Mann?« fragte er.

»Ich weiß nicht so recht, Georg, jedenfalls hatte er viele Weibergeschichten.«

»Wieso weißt du das?« fragte Georg bestürzt.

»Weil ich mich ein bißchen umgehört habe. Mir liegt Claudias Lebensglück schließlich am Herzen, und mit dem hätte sie es nicht gefunden.«

»Du bist ein wahres Juwel«, sagte er, »daß ich dich noch gefunden habe, ist mehr als Glück.«

Sie lachte weich. »Ich bin aber auch sehr zufrieden mit meinem Mann, und auch mit meiner Tochter, um das ja nicht zu vergessen. Um ganz ehrlich zu sein, Georg, auf einen Mann hätte ich vielleicht doch verzichten können, aber solche Tochter wie Claudia habe ich mir immer gewünscht.«

»Und sie hat das ja auch ganz schön hingemogelt«, meinte er lächelnd.

»Aber geheiratet habe ich dich, weil ich dich liebe«, sagte Linda. »Das soll auch gesagt sein.«

»Was mich auch sehr glücklich macht, Liebste«, sagte er weich. »Du meinst also, daß Claudia ihre Gefühle an den Falschen verschwendet hat?«

»Ich möchte hoffen, daß diese Gefühle nicht zu stark waren. Jedenfalls ist sie irgendwo in ihrem Stolz getroffen worden, so daß sie sich so rasch zu dem Stellungswechsel entschloß. Sie hat ihn am Telefon ganz schön kühl abgefertigt. Ich habe mir erlaubt, ein bißchen zu lauschen.«

»Aber wenn sie in Augsburg allein ist, läßt sie sich von ihm vielleicht doch mehr beeinflussen«, meinte Georg skeptisch.