Dark Land - Folge 018 - Logan Dee - E-Book

Dark Land - Folge 018 E-Book

Logan Dee

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Beschreibung

Juuuuuuh - und jetzt! Halt den Atem an!

Niemand ist glücklicher als Funny Frankie. Denn er ist nun ganz oben. Er ist der König der Welt. Ihr Schöpfer. Gott! Zumindest für diesen winzigen Moment lang, der kaum länger als ein paar Lidschläge dauert, bevor sich das Riesenwirbelrad gleich wieder nach unten in Bewegung setzt. Doch nun erblickt er tief unter sich den Horror-Clown, und Funny Frankie weiß, dass er einen ziemlich miesen König abgibt. Ein König, der noch nicht einmal seine Untertanen beschützen kann ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah

Candyland

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

»Geisterjäger«, »John Sinclair« und »Geisterjäger John Sinclair« sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Timo Wuerz

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5103-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Was bisher geschah

Johnny Conolly hat seine Mutter verloren. Sie wurde von einem Schnabeldämon brutal ermordet. Als dieser Dämon durch ein Dimensionstor flieht, folgt Johnny ihm.

Kurz darauf wird das Tor für immer zerstört, sodass es für Johnny keine Möglichkeit zur Rückkehr gibt. Das Dimensionstor spuckt ihn schließlich wieder aus – in einer anderen Welt. Er ist in Dark Land gelandet, genauer gesagt in Twilight City, einer Stadt voller Geheimnisse.

Menschen und Dämonen leben hier mehr oder weniger friedlich zusammen, und doch ist Twilight City voller Gefahren. Die Stadt ist zudem von einem dichten Nebelring umgeben, den kein Einwohner jemals durchbrochen hat. Niemand weiß, was hinter den Grenzen der Stadt lauert …

In dieser unheimlichen Umgebung nennt sich Johnny ab sofort Wynn Blakeston – für den Fall, dass irgendjemand in Twilight City mit seinem Namen John Gerald William Conolly etwas anfangen kann und ihm möglicherweise Übles will. Schließlich wimmelt es hier von Dämonen aller Art – und die hat Wynn in seiner Heimat immer bekämpft.

Wynn findet heraus, dass der Schnabeldämon Norek heißt und skrupelloser und gefährlicher ist als alle seine Artgenossen, die sogenannten Kraak.

Noreks Fährte führt ihn in einen Nachtclub, wo er mit der Polizei aneinandergerät. Er wird abgeführt und zu einer Geldstrafe verurteilt – die er allerdings mangels hiesiger Mittel nicht begleichen kann. Daraufhin wird aus dem Bußgeld eine Haftstrafe: Fünfzig Jahre soll er einsitzen!

Doch der geheimnisvolle Sir Roger Baldwin-Fitzroy zahlt das Bußgeld für Wynn und nimmt ihn in bei sich auf – warum, das weiß Wynn nicht.

Er lernt Sir Rogers Tochter Abby und seinen Diener Esrath kennen, die auch in Sir Rogers Villa leben. Er freundet sich mit Abby an, sie wird schon bald zu seiner engsten Vertrauten in dieser mysteriösen Welt. Abby hilft Wynn bei der Suche nach Norek, und so wird sie immer wieder in Wynns gefährliche Abenteuer mit hineingezogen.

Doch auch Sir Roger und Esrath sind auf der Suche nach Norek, denn Sir Roger hat noch eine Rechnung mit dem Dämon offen.

Als es Sir Roger schließlich gelingt, Norek zu schnappen, verrät er Wynn davon nichts. Er sperrt Norek in eine Zelle tief verborgen in der geheimnisvollen Villa, wo niemand ihn jemals finden soll.

Denn Sir Roger weiß: Wenn Wynn zu seiner Rache an Norek kommt, gibt es keinen Grund mehr für ihn, in Twilight City zu bleiben. Er wird einen Weg zurück in seine Welt suchen, und das will Sir Roger um jeden Preis verhindern. Er braucht Wynn noch …

Als es Norek jedoch fast gelingt, zu fliehen, weiß Sir Roger, dass er handeln muss. Er liefert den Kraak dem Wissenschaftler Dr. Shelley aus, der gleichzeitig Leiter des Sanatoriums Dead End Asylum im Deepmoor ist. Dieser verpflanzt Noreks Gehirn in einen anderen Körper und sperrt Norek in seinem Sanatorium ein.

Sir Roger aber präsentiert Wynn Noreks toten Körper, sodass der glaubt, der Kraak wäre für immer besiegt.

Doch einen Ausweg aus Dark Land scheint immer noch in weiter Ferne, und Wynn muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass sein Aufenthalt in dieser Welt wohl noch länger andauern wird. Mit Abbys Hilfe hat er inzwischen einen Job beim Twilight Evening Star ergattert, der größten Zeitung von TC. Als man dort erkennt, dass er für Größeres bestimmt ist, steigt er vom Archivar zum Reporter auf.

Und schon bald stellt Wynn fest, dass noch ganz andere Aufgaben in TC auf ihn warten …

Währenddessen ist Abby dem Geheimnis ihrer verstorbenen Mutter ein Stück näher gekommen. Offenbar war diese eine Hexe, und Sir Roger scheint eine düstere Vergangenheit zu haben. Nun fragt Abby sich, ob das Erbe ihrer Mutter auch in ihr schlummert …

Candyland

von Logan Dee

Juuuuuuh – und jetzt! Halt den Atem an!

Niemand ist glücklicher als Funny Frankie. Denn er ist nun ganz oben. Er ist der König der Welt. Ihr Schöpfer. Gott! Zumindest für diesen winzigen Moment lang, der kaum länger als ein paar Lidschläge dauert, bevor sich das Riesenwirbelrad gleich wieder nach unten in Bewegung setzt. Doch nun erblickt er tief unter sich den Horror-Clown, und Funny Frankie weiß, dass er einen ziemlich miesen König abgibt. Ein König, der noch nicht einmal seine Untertanen beschützen kann …

Wenige Sekunden zuvor hatte sich Frankie auf seinen Sitz in der Gondel des Riesenwirbelrads gestellt und hinuntergeschaut. Mit seinen kleinen weißen Porzellanfingern krallte er sich an den Seitenrändern fest. Der Puppenmann lehnte sich weit hinaus und stellte sich vor, zu fliegen.

Als seine Gondel ganz oben war, stoppte das riesige Rad, und für ein paar Momente hatte Frankie die Welt für sich ganz allein. Seine Glasaugen strahlten, während er sich vorstellte, der König von Candyland zu sein. Er würde es nicht mehr nötig haben, auf irgendwelchen Bühnen den Zauberer, Spaßmacher oder – noch schlimmer – den Prügelknaben zu mimen. »Funny« würde ihn keiner mehr nennen. Doch noch während er über einen geeigneteren Namen nachdachte, sah er tief unter sich Alfredo, einen der angestellten Clowns in Candyland.

Die Clowns hatten sprichwörtlich Narrenfreiheit. Einmal auf die Besucher losgelassen, konnten sie tun und lassen, was sie wollten.

Da gab es zum Beispiel Toady. Toady bezeichnete sich selbst als Anarcho-Clown. Er sprang den Besuchern aus zehn Metern Höhe vor die Füße, sodass diese fast einen Herzschlag bekamen. Bevor sie reagieren konnten, hatte er dem Verdutzten meist eine brennende Dynamitstange in die Hand oder Brusttasche gesteckt und war wieder davongehüpft.

Nur selten war ein Besucher dabei zu Schaden gekommen, denn die Zündschnur war lang genug, um sie rechtzeitig auszudrücken. In letzter Zeit waren Toadys Späße allerdings zunehmend rabiater geworden. Vor ein paar Tagen erst hatte es eine Besuchergruppe erwischt. Toady hatte mit Handgranaten jongliert und damit die Zuschauer in die Luft gesprengt. Seitdem war er aus dem Verkehr gezogen worden.

Oder Frosty. Frosty sah nicht nur aus wie ein Schneemann, er war ein Schneemann. Seine Spezialität war es, sich von hinten heranzuschleichen und seinen Opfern mit seinem eiskalten Atem einen Schock zu versetzen. Oder sie mit Schneebällen zu bewerfen, die wie von selbst in seinen riesigen Händen wuchsen und die er zu Bällen formte. Vor allem die Kinder hatten ihren Spaß, sich mit Frosty eine Schneeballschlacht zu liefern. Letztens war einer der Schneebälle noch im Flug zu Eis gefroren und hatte den Kopf einer zufällig daher schlendernden Besucherin getroffen …

Und nun sah Funny Frankie tief unter sich Alfredo. Er mochte Alfredo nicht besonders. Ein paar Mal war er dem meistens schlecht gelaunten Clown wohl in die Quere gekommen und hatte ein paar üble Tritte einstecken müssen. Als sie sich letztens über den Weg gelaufen waren, hatte Alfredo ihm den linken Fuß zertrümmert. Zum Glück war inzwischen wieder alles nachgewachsen, sodass er nicht mehr humpeln musste.

Also: Alfredo lungerte dort unten herum und hatte ein paar Kinder im Visier. Kinder waren seine Spezialität. Wahrscheinlich, weil er sie ganz besonders hasste. Genau wie Puppen. Meistens begnügte sich Alfredo damit, den Kindern üble Streiche zu spielen. Sie zum Beispiel von ihren Eltern wegzulocken, sodass sie sich in Candyland verirrten. Manchmal tauchten sie erst nach Tagen wieder auf.

Er lockte sie mit seinen Luftballons. Die meisten Kinder liebten Luftballons. Heute aber hatte Alfredo ganz besonders begehrenswerte Ballons dabei: Sie glitzerten und gleißten trotz des wolkenverhangenen Mondes wie funkelnde Feuerfontänen. Und obwohl er weit, weit unter Frankie stand, erkannte der Puppenmann das gemeine Grinsen um den grell geschminkten Mund des Clowns. Mehr noch: Er spürte geradezu die Bosheit, die von dem vermeintlichen Spaßmacher heute ausging.

Die Gondel war bereits wieder auf dem Weg nach unten. Das Karussell nahm immer mehr Fahrt auf, Frankie hörte die Fahrgäste juchzen und schreien. Ihm machte im Moment mehr Angst, was der Horror-Clown unten ausbrütete. Er hatte nicht um die Menschen und Dämonen Angst, die ihm vielleicht zum Opfer fallen würden. Er hatte Angst um seinen Job.

In den letzten Wochen hatte es noch mehr Unfälle gegeben. Nicht nur Toady und Frosty hatten über die Stränge geschlagen. Erst gestern war ein junges Ehepaar aus der Mördergrotte nicht wieder aufgetaucht. Der Besucherschwund war bereits jetzt überall spürbar. Selbst in der Boxbude, in der er als Ringrichter und Spaßvogel angestellt war, blieben mehr und mehr Stehplätze unbesetzt, seit der Twilight Evening Star darüber berichtet hatte, dass bei einem der Kämpfe ein Zuschauer umgekommen war.

Der Zuschauer hatte sich für eines der beliebten Mensch-gegen-Vampir-Duelle gemeldet. Der Vampir, Grfrey, hatte zu Frankies Truppe gehört und war vertraglich dazu verpflichtet, jedes Mal zu verlieren. Die Menschen zahlten gerne dafür, mit anzusehen, wie ihre Spezies über die Vampire triumphierte. Doch dieses eine letzte Mal war Grfrey vertragsbrüchig geworden – was auch immer der Anlass gewesen war, dass er auf einmal in einem Zustand wilder Raserei sich auf seinen Gegner gestürzt und ihn mit zahlreichen Bissen getötet hatte. Seitdem war Grfrey auf der Flucht, und das Geschäft lief mieser denn je.

Die Gondel gewann wieder an Höhe, aber als Frankie den Horror-Clown das nächste Mal sah, war dieser bereits von einer Horde Kinder umringt. Frankie hielt den Atem an. Irgendetwas heckte Alfredo aus, und nur er, Frankie, schien es zu spüren. Eine Mutter drückte ihrer Tochter ein paar Beads in die Hand, und fröhlich hüpfte das blonde Mädchen auf Alfredo zu.

Wuschsch!

Und schon war es wieder vorbei. Die Gondel raste erneut in die Tiefe. Immer schneller und schneller und schneller drehte sich das Riesenwirbelrad, immer rasanter ging es nun

hoch und wieder

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u

n

t

e

r

und hoch und runter, bis sich vor Frankies Augen die Lichter der anderen Buden und Karussells drehten wie wirbelnde Feuerkreisel. Wie er das sonst liebte! Doch diesmal galten seine Gedanken nur dem Clown. Er erhaschte ihn jeweils nur in sekundenkurzen Augenblicken. Wie in einem stroboskopischen Lichtblitzgewitter sah er in abgehackten Bildern, wie das Mädchen den Clown erreicht hatte, ihm die Beads hinhielt … in der nächsten Umdrehung zeigte sie auf einen der glitzernden Ballons und

wuschsch …

… wickelte ihr Alfredo mit einem diabolischen Grinsen die Ballonschnur um das dünne Ärmchen und

wuschsch …

… blieb das Karussell stehen! Es blieb einfach stehen, und Frankies Gondel war noch meterhoch vom Boden entfernt! Unten stiegen die ersten Fahrgäste aus, während die nächsten bereits einstiegen …

»Cathy!«

Frankie hörte den entsetzten Ruf, der bis zu ihm hin schallte. Er war kein Samariter, aber er hatte plötzlich mehr noch als zuvor das Gefühl, eingreifen zu müssen.

Und während er sich noch weiter aus der Gondel lehnte, um erkennen zu können, was genau dort unten geschah, wusste er mit einem Mal, was ihn wirklich antrieb. Weniger die Sorge um seine Umsätze, als vielmehr, dass das Mädchen ihn aus der Entfernung an jemanden erinnerte: an Annabelle. Er und sie waren ein Liebespaar gewesen, bevor …

Er hatte einen Moment nicht aufgepasst. Ruckartig hatte sich die Gondel erneut ein Stück nach unten in Bewegung gesetzt und schaukelte heftig hin und her, nachdem das Riesenwirbelrad wieder anhielt, damit die nächsten Fahrgäste einsteigen konnten. Frankie rutschte mit den Fingern ab, ruderte mit den Armen und fiel kopfüber hinab in die Tiefe.

Verzweifelt versuchte er Halt zu finden, bekam ein kaltes Stück Stahl zu fassen. Sein rasanter Sturz wurde gestoppt. Dafür hatte er das Gefühl, dass sein linker Arm durch den jähen Halt ausgekugelt wurde. Rasch fasst er mit der rechten Hand nach, während seine Beine noch immer in der Luft strampelten. Und abermals setzte sich das Riesenwirbelrad ruckartig ein Stück nach unten in Bewegung.

Frankie rutschte erneut ab, aber diesmal fanden seine Füße an einer der Querstreben Halt. Er hangelte sich höher, sodass er mit den Kniekehlen wie an einer Reckstange herunterhing. Eine weitere Kraftanstrengung, und er schwang sich hoch, sodass er auf der Stange zum Sitzen kam.

In dem Moment sah er den Ballon. Er schwebte an ihm vorbei. So nah, dass er glaubte, nur den Arm ausstrecken zu müssen, um ihn zu ergreifen. Dann folgte die Schnur, und dann das Mädchen namens Cathy. Die Schnur war noch immer um Cathys Hand gewickelt. Das Mädchen schrie in Panik und strampelte mit den Beinen, während es mit dem Ballon in die Höhe flog.

Für einen Augenblick befand sich der Kopf des Mädchens direkt auf Frankies Höhe. Es war, als ob es ihn mit ihren vor Panik weit aufgerissenen Augen gar nicht sähe – oder durch ihn hindurchsähe.

Und er wusste jetzt, dass er sich nicht getäuscht hatte. Das Mädchen war zwar keine Puppe wie Annabelle, aber die gleichmäßigen Gesichtszüge hatten eine erstaunliche Ähnlichkeit mit seiner toten Geliebten.

Frankie streckte den Arm nach ihr aus. Aber er war zu kurz.

»Dein Arm!«, schrie er. »Reich mir deinen Arm, Kleine!«

Das Mädchen reagierte nicht. Es kreischte und schrie.

Während es weiter an Höhe gewann.

Und er Annabelle ein zweites Mal verlieren würde …

Das war sein einziger Gedanke!

Er stellte sich auf die Stange, balancierte kurz seinen schmächtigen Körper aus – und sprang! Er bekam einen Fuß der Kleinen zu fassen. Das Mädchen spürte sein Gewicht, sah auf ihn herab und schrie vor Schreck noch lauter.

Trotz des zusätzlichen Gewichts stieg der Ballon weiter nach oben.

Frankie sah hinab und blickte in neugierige bis entsetzte Gesichter.

Zu spät bereute er nun seinen artistischen Einsatz. Er würde zusammen mit Cathy ins Nirgendwohin entschweben – aber wahrscheinlich reichte seine Kraft sowieso nur noch für wenige Minuten aus. Beharrlich klammerte er sich an Cathys linkem Bein fest, während das rechte nach ihm austrat und er empfindliche Tritte einstecken musste.

Ihr Absatz traf seine Wange. Haut splitterte. Ein nächster Tritt zerstörte sein Auge. Er spürte den Schmerz nicht, wohl aber, dass seine Kräfte schneller als erwartet nachließen. Seine Finger verkrampften, zitterten, rutschten ab!

Mit einem Schrei stürzte er erneut ab, segelte durch die Luft und sah unter sich das Karussell auf sich zurasen. Wahrscheinlich würde er zerschmettert werden.

Kurz vor dem Aufprall schloss er die Augen …

… und kam so hart auf, dass er glaubte, jeder einzelne Körperteil würde in tausend Stücke zerbrechen.

Doch andererseits war es nicht so hart gewesen, wie er befürchtet hatte. Als er die Augen wieder öffnete, erkannte er, dass er in einer Gondel gelandet war. Direkt auf einem der gepolsterten Sitze. Stöhnend rappelte er sich auf. Er hatte kein Skelett, aber so musste es sich anfühlen, wenn die Menschen davon sprachen, dass ihnen »jeder Knochen wehtat«.

»Oh, Mann, ich fass es nicht. Gehört das zur Show?«

Erst jetzt sah er das junge Dämonenpaar, das ihm gegenübersaß. Er hatte einen Wolfsschädel, sie hatte etwas Reptilienhaftes an sich und trug ein gepierctes Horn auf der Stirn.

Frankie wollte etwas erwidern. Etwas Komisches. Aber es war alles nicht komisch. Er hatte versagt. Auf ganzer Linie versagt. Er stöhnte auf. Vor Schmerz und vor Enttäuschung.

Er sah nach oben. Der Luftballon mit der zappelnden Cathy …

Annabelle! Es ist Annabelle!

… war kaum mehr zu erkennen. Er sah ihr nach, bis sie von den Wolken verschluckt wurde.

»Heh, ich glaube, der Puppenmann ist nicht ganz okay«, hörte er die Reptiliendame sagen.

»Meinst du wirklich?«

Frankie wollte sich aufrichten, merkte jedoch, dass seine Hände gebrochen waren, und auch mit seinem Rücken stimmte etwas nicht.

Das Riesenwirbelrad drehte sich ruckelnd weiter. Frankie schrie auf vor Schmerz. Er hatte das Gefühl, dass sein Innerstes nach außen gestülpt wurde.

Dann wurde es dunkel um ihn.

***

»Wie geht es dir?«, fragte er sie.

Sie blickte hoch und sah ihn an. Ihre Augen waren stumpf, aber der Blick noch nicht erloschen.

»Wie jeden Tag«, erwiderte sie.

Matilda legte das Buch, in dem sie gelesen hatte, beiseite, und er setzte sich ihr gegenüber auf den Stuhl. Nur der Tisch lag zwischen ihnen beiden. Ein Teller mit Obst stand darauf.

Er seufzte tief.

»Warum bist du gekommen?«, fragte sie. »Du siehst nicht gut aus. Seit deinem letzten Besuch sind einige Sorgenfalten dazugekommen …«

»Ich wollte dich sehen, das ist alles. Versprich dir nicht zu viel davon«, erwiderte er barsch.

»Warum sollte ich? Ich habe mich mit meinem Schicksal abgefunden. Und du kennst den Grund, weshalb ich überhaupt noch am Leben hänge …«

Er nickte. »Es ist der gleiche Grund, weshalb du mich damals angefleht hast, dich nicht zu töten.«

Beide schwiegen sie eine Weile. Er hatte gehofft, sie würde ihn wie stets mit Fragen bestürmen, es ihm leichter machen, von seinen eigenen Sorgen und Bedenken zu erzählen. So aber legte sich das Schweigen wie eine düstere Wolke über sie beide.

»Es ist alles ein wenig – nun, komplizierter