Das Abenteuer, das Liebe heißt - Patricia Vandenberg - E-Book

Das Abenteuer, das Liebe heißt E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Der junge Mann, der elastisch und sichtlich in Eile die Praxis von Dr. Norden betrat, wirkte gewiss nicht krank. Tatsächlich war Jörg Janson auch kerngesund, und er wollte Dr. Norden nur wegen seines Vaters sprechen. »Ist es möglich, Loni, dass ich den Chef ganz kurz was fragen kann? Ich muss heute noch nach England fliegen, das hat sich ganz plötzlich so ergeben. Oder wissen Sie zufällig, wie es meinem Vater geht?« »Da fragen Sie doch lieber den Chef«, erwiderte Loni. »Ein paar Minuten hat er bestimmt für Sie Zeit.« Jörgs Vater, Nikolaus Janson, lebte schon seit dem Tod seiner Frau vor vier Monaten auf der Insel der Hoffnung. Zuerst hatte sein Gesundheitszustand die Kur erforderlich gemacht, dann war er geblieben, weil er auf der Insel seine Ruhe hatte. An Geld mangelte es den Jansons ja nicht. Dr. Norden kannte die Familienverhältnisse sehr gut, vertraut war er allerdings nur mit Jörg, da dessen Schwestern Alice und Gisela mit ihren Familien in einem weiter entfernten Vorort lebten, und auf so großem Fuß, dass für sie nur Professoren infrage kamen, wenn ihnen mal was fehlte. Im Großen und Ganzen aber waren die Jansons sehr gesund, bis auf den alten Herrn, der über den Tod seiner Frau, mit der er vierzig Jahre verheiratet gewesen war, nicht hinweg kam. Allerdings hatte ihm der großartige Lebensstil seiner Töchter auch schon vorher nicht behagt, denn er war trotz seines Vermögens immer ein schlichter Mann geblieben und auch seine liebe, unvergessene Annmarie war darüber mehr als froh gewesen. Viel Zeit konnte Dr. Norden

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Dr. Norden Bestseller – 236–

Das Abenteuer, das Liebe heißt

… doch das Gute wird siegen

Patricia Vandenberg

Der junge Mann, der elastisch und sichtlich in Eile die Praxis von Dr. Norden betrat, wirkte gewiss nicht krank. Tatsächlich war Jörg Janson auch kerngesund, und er wollte Dr. Norden nur wegen seines Vaters sprechen.

»Ist es möglich, Loni, dass ich den Chef ganz kurz was fragen kann? Ich muss heute noch nach England fliegen, das hat sich ganz plötzlich so ergeben. Oder wissen Sie zufällig, wie es meinem Vater geht?«

»Da fragen Sie doch lieber den Chef«, erwiderte Loni. »Ein paar Minuten hat er bestimmt für Sie Zeit.«

Jörgs Vater, Nikolaus Janson, lebte schon seit dem Tod seiner Frau vor vier Monaten auf der Insel der Hoffnung. Zuerst hatte sein Gesundheitszustand die Kur erforderlich gemacht, dann war er geblieben, weil er auf der Insel seine Ruhe hatte. An Geld mangelte es den Jansons ja nicht.

Dr. Norden kannte die Familienverhältnisse sehr gut, vertraut war er allerdings nur mit Jörg, da dessen Schwestern Alice und Gisela mit ihren Familien in einem weiter entfernten Vorort lebten, und auf so großem Fuß, dass für sie nur Professoren infrage kamen, wenn ihnen mal was fehlte. Im Großen und Ganzen aber waren die Jansons sehr gesund, bis auf den alten Herrn, der über den Tod seiner Frau, mit der er vierzig Jahre verheiratet gewesen war, nicht hinweg kam. Allerdings hatte ihm der großartige Lebensstil seiner Töchter auch schon vorher nicht behagt, denn er war trotz seines Vermögens immer ein schlichter Mann geblieben und auch seine liebe, unvergessene Annmarie war darüber mehr als froh gewesen.

Viel Zeit konnte Dr. Norden nicht erübrigen, aber er ließ Jörg nicht lange warten.

»Sie wollen uns also verlassen?«, fragte er.

»Ich muss, es sind wichtige Anlagen, die ich überwachen muss«, erwiderte Jörg. »Zwei Monate werde ich bleiben. Wie geht es Vater?«

»Soweit ich informiert bin, geht es gesundheitlich aufwärts, aber das Seelenleben ist noch nicht wieder in Ordnung.«

»Er lässt ja nichts von sich hören. Wenn ich anrufe, ist er kurz. Meine Schwestern haben ja sowieso keine Zeit, sich um ihn zu kümmern.« Das klang ziemlich bitter, sogar ein bisschen abfällig. »Darf ich ihnen meine Telefonnummer zurücklassen, falls mit Vater etwas sein sollte? Mir fehlt die Zeit, jetzt auch noch auf der Insel anzurufen.«

»Ich werde den Vater informieren und Sie auch, sollte wirklich etwas sein. Aber anscheinend fühlt er sich recht wohl auf der Insel, und er steht ja auch dauernd unter Kontrolle.«

Dann verabschiedeten sie sich schon, und Jörg versprach, sich auch von Zeit zu Zeit zu melden.

»Und mir können Sie mal eine Karte mit einer ganz schönen Marke schicken«, sagte Loni.

»Sie wissen doch, wer auf den englischen Marken mehr oder weniger attraktiv aussieht, Loni«, bemerkte er lächelnd.

»Die Granny mag ich gut leiden. Sie ist ja auch die Netteste von der königlichen Family«, sagte Loni noch, und dann blickte sie ihm nach. So ein netter Mann, dachte sie. Hoffentlich bekommt er mal eine ebenso nette Frau.

Jörg musste noch mit seinem Schwager Gregor Lüttritz sprechen, der während seiner Abwesenheit die Verantwortung für die Firma allein übernehmen musste. Giselas Ehemann war zwar auch ziemlich schwierig, aber mit ihm kam Jörg besser aus als mit Robert Stollweck, der mit Alice verheiratet war. Vermögend waren sie beide, und etwas anderes wäre für die Janson-Töchter auch gar nicht infrage gekommen. Sie waren schon als Kinder überaus anspruchsvoll gewesen.

Jörg hatte seine Mutter, die er sehr geliebt hatte, immer bewundert, wie gelassen sie die Eigenarten ihrer Töchter hingenommen hatte. Wenn dem Vater der Kragen geplatzt war, hatte sie stets gesagt, dass sie ja eines Tages ihr eigenes Leben meistern müssten und dann wohl von ihren Kindern auch so manches hinzunehmen hätten.

Gisela hatte zwei Kinder, Harald und Britta, sie waren sechs und vier Jahre jung, und Gregor hatte auch zu Hause das Heft in der Hand. Anders war es bei Alice, die mit ihrem einzigen Kind, dem siebenjährigen Torsten, allerhand Schwierigkeiten bewältigen musste. Robert mischte sich da gar nicht ein. Sie sei den ganzen Tag daheim und hätte nichts anderes zu tun, als herumzubummeln oder zu telefonieren, also könne sie sich auch um den Jungen kümmern.

Darunter litt dann allerdings die Erziehung, denn Torsten bekam eben Geld oder was er sich sonst so wünschte, damit er Ruhe ließ. Er nutzte das weidlich aus. Nun war er zur Schule gekommen, und da gab es jeden Tag Ärger. Torsten war faul und frech. Die Lehrerin klagte. Alice warf ihrem Mann vor, dass er sich um gar nichts kümmere und endlich mal ein Machtwort sprechen solle. Er sagte, dass er seine Ruhe haben wolle, wenn er nach Hause kam, sonst würde er eben gar nicht mehr heimkommen.

Darüber hatte Alice sich natürlich bei den Geschwistern beschwert und von Jörg verlangt, dass er ernsthaft mit Robert reden solle. Jörg dachte auch gar nicht daran. So betrüblich er diese Entwicklung auch empfunden hatte, er lebte sein Leben, und das hatte mit dem Stil der anderen nichts gemein.

*

Seine Koffer hatte Jörg schon gepackt und dabei immer die Ermahnungen der treuen Hilda zu hören bekommen, dass er nur ja aufpassen solle und auch auf seine Gesundheit achten müsse.

Hilda war eine resolute Person, und das war nur gut so, denn als Gregor kam, um Jörg abzuholen, verkündete er, dass Alice und Torsten während Jörgs Abwesenheit ins Elternhaus ziehen wolle.

»Ehekrach?«, fragte Jörg.

»Und was für einer.«

»Die arme Hilda«, sagte Jörg.

»Ich lasse mir nichts gefallen, das wissen Sie doch«, erklärte Hilda.

»Aber der Junge muss doch zur Schule.«

»Den haben sie wieder nach Hause geschickt. Er kann sich nicht anpassen und erfüllt auch nicht die Voraussetzungen, das passt Robert natürlich nicht. Ein Stollweck ist nicht schulreif! Jetzt will ihn Alice in eine Privatschule bringen. Die soll hier in der Nähe sein.«

»Sie soll bloß nicht denken, dass sie ewig hier wohnen, dann ziehe ich aus.«

Hilda hatte dann doch Abschiedsschmerz zu unterdrücken. Jörg versprach ihr, öfter anzurufen. Dann fuhren sie los.

Gregor war noch nicht über das Thema Alice hinweg. »Ich habe sie gewarnt mit ihrer antiautoritären Erziehung, aber sie weiß ja sowieso alles besser. Ich bin nur froh, dass Gisela doch ein bisschen anders ist, wenn sie mich auch manchmal auf die Palme bringt. Aber die Kinder wissen genau, wie weit sie gehen dürfen.«

Von dem fast militärischen Drill war Jörg auch nicht begeistert gewesen, aber Gregor war so aufgewachsen. Sein Vater war General gewesen, und seine Mutter hatte auch einer Offiziersfamilie entstammt.

Immerhin konnte man mit Gregor reden, auf ihn war Verlass. Er hatte Geschäftssinn und konnte sehr gut organisieren.

»Hoffentlich gibt es drüben nicht wieder Streiks«, sagte Gregor. »Mir ist es bedeutend lieber, wenn ich dich bei wichtigen Entscheidungen sofort fragen kann.«

»Du wirst es schon machen, Gregor«, sagte Jörg. Dann besprachen sie noch einige betriebsinterne Angelegenheiten, die Gregor während Jörgs Abwesenheit auch nicht außer acht lassen durfte.

Sie waren rechtzeitig am Flughafen, aber der erste Aufruf kam schon. Jörg war das gewohnt, während Gregor, überkorrekt wie er war, gleich drängte.

»Grüß Gisela und die Kinder, und sag deiner Frau, dass sie ihrer Schwester mal ins Gewissen reden soll«, sagte Jörg.

»Als ob das einen Sinn hätte!«, sagte Gregor brummig.

*

Jörg vertiefte sich gleich in seine Akten. Er flog nur deshalb Firstclass, um ungestörter zu sein und nicht so dicht an dicht zu sitzen, wo jeder dem anderen auf die Finger schauen konnte. Freilich war es auch angenehmer, etwas zuvorkommender und dezenter bedient zu werden. Und die Stewardess, die das tat, kannte er schon. Sie hatte ihn natürlich auch sofort erkannt.

»Hallo, Mr Janson, Sie fliegen auch mal wieder mit uns?«, fragte das rassige Mädchen mit dem griechischen Namen Penelope.

»Fein, Sie zu sehen, Penny«, lächelte Jörg. Er gebrauchte die Abkürzung, mit der Freunde sie anredeten.

»Monty wird Sie doch sicher am Airport erwarten«, meinte Jörg.

»Kaum, bei uns hat es nämlich ziemliche Differenzen gegeben.«

»Liebe Güte, wieso denn das?«

»Weil ich meinen Job noch behalten will. Was soll ich daheim hocken, wenn er ständig unterwegs ist. Ich verdiene doch anständig …«

»Würden Sie so freundlich sein, und uns auch zur Kenntnis nehmen«, ertönte eine anzügliche Stimme. Es war die aufgetakelte Diva, die sich schon in Riem in Szene gesetzt hatte.

Penny zuckte die Schulter, und Jörg sagte lächelnd: »Wir sehen uns ja später noch.«

Monty ist eifersüchtig, und das ist verständlich, dachte er. Hinter Penny schaute fast jeder Mann her. Sie trug gewiss nichts dazu bei. Sie wirkte immer unnahbar, aber wenn man so aussah, musste man damit auch leben und mit der Bewunderung und auch der Begehrlichkeit der Männer.

Heathrow zeigte sich bei der Landung von seiner freundlichsten Seite, aber es herrschte auch auf diesem Airport ein so unheimlicher Verkehr, dass Jörg Monty seinen wohlbekannten Pfiff hören ließ. Neben ihm stand eine junge Dame, ein ganz bezauberndes Wesen mit blondem Lockenhaar. Jörg gab es einen kleinen Stich, er meinte, dass Monty Penny untreu geworden wäre, nahm sich aber zusammen und sagte leise: »Penny war auch an Bord.«

Monty grinste breit. »Klar doch, weiß ich. Das ist Miss Farndale, unsere Dolmetscherin.«

Eigentlich brauchte Jörg ja keine Dolmetscherin, aber in Anbetracht dieses reizvollen Wesens erwähnte er das nicht.

»Ich halte mal Ausschau nach Penny«, sagte Monty. »Jennifer wird sich deiner annehmen, ich komme mit Penny nach.«

Hoffentlich bekommt er keine Abfuhr, ging es Jörg nun durch den Sinn.

Jennifer Farndale erklärte ihm im besten, gepflegten Deutsch, dass der Wagen zu seiner Verfügung stehe, und es war gewiss nicht einer der billigsten. Sie chauffierte ihn sehr sicher zu dem herrlich gelegenen Landgasthof Sallys home.

»Man kann hier sehr gut essen«, sagte Jennifer mit einem kleinen Lächeln, und in ihrer rechten Wange bildete sich ein lustiges Grübchen. Für Jörg, der wahrhaftig nie viel Zeit mit Mädchen oder Frauen vertändelt hatte, stand es schon in dieser Stunde fest, dass er sein Herz verloren hatte.

*

Penny hob leicht die Augenbrauen, als Monty auf sie zugestürzt kam.

»Penny-Darling, hab’ ich dich wieder«, murmelte er.

»Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte sie bockig.

»Ich akzeptiere deine Ansichten bis zu einer gewissen Grenze, Penny«, sagte er eindringlich, »aber wie lange soll ich noch tausend Ängste um dich ausstehen? Es sind schon wieder zwei Flugzeuge entführt worden.«

»Ich weiß, aber wie du siehst, stehe ich in Lebensgröße vor dir, und sag du bloß nicht, dass du künftig über Länder und Meere laufen und schwimmen wirst. Rechne mal nach, wie viel Autounfälle täglich passieren.«

»Lass uns doch einmal ganz vernünftig reden! Ich habe ein entzückendes Häuschen gefunden, wir werden heiraten und Kinder kriegen.«

Sie warf ihm einen schrägen Blick zu. »Die Kinder würde ich kriegen, und du würdest weiterhin dauernd auf der Achse sein«, spottete sie.

»Aber nein, fauch mich doch nicht immer gleich so an. Jetzt fahren wir erst mal zu Sally und essen mit Jörg und Jennifer.«

»Wer ist Jennifer?«, fragte sie hastig, und blanke Eifersucht war in ihrem Blick.

»Unsere Dolmetscherin.«

»Jörg braucht keine Dolmetscherin. Er spricht perfekt englisch.«

»Das wird er ihr nicht gleich verraten, so verzückt hat er sie angestarrt. Aber sie spricht auch noch französisch, spanisch, italienisch und sogar russisch.«

»Na, was sagt man denn dazu, eine kleine Intelligenzbestie.«

»Aber eine ganz bezaubernde. Wenn ich dich nicht hätte …«

»Mich hast du noch lange nicht«, konterte sie.

»Du hast wirklich ein umwerfendes Talent, einem die Wiedersehensfreude zu nehmen«, sagte er, nun tatsächlich gekränkt.

Penny lenkte ein. »Okay, gehen wir mit Jörg und diesem zauberhaften Mädchen speisen«, sagte sie schnippisch. »Aber du brauchst nicht zu denken, dass nun alles wieder okay ist. Ich gebe meinen Job noch nicht auf. Ich will erst das Geld für die Wohnungseinrichtung beisammen haben, und es soll eine gepflegte Wohnung sein.«

»Wir reden darüber später, Penny«, sagte Monty. »Ich will wirklich nicht mit dir streiten.«

»Was du unter streiten verstehst«, sagte sie leichthin, »da solltest du mal dabeisein, wenn May und Liz streiten. Da fliegen die Fetzen. Und sie sind erst sechs Monate verheiratet.«

»Soll das eine Drohung sein?«, fragte er anzüglich.

»Ich streite nicht so ordinär. Ich komme mit Argumenten, und man kann darüber diskutieren.«

»Na also, das werden wir auch tun«, erklärte er.

Penny hätte niemals andere merken lassen, wenn ihr persönlich etwas nicht nach ihrem Kopf ging. Sie war sogar zu Jennifer besonders liebenswürdig. In dieser behaglichen Atmosphäre ließ es sich bei einem ausgezeichneten Essen gut sein. Jedenfalls verlief der erste Abend in England für Jörg weitaus erfreulicher, als er erwarten konnte, und er meinte auch, dass zwischen Monty und Penny alles wieder in Ordnung sei. Aber dem war doch nicht so, wie er dann von Monty erfuhr, bei dem er diese Nacht verbringen sollte. Sie hatten erst Jennifer heimgebracht, dann Penny, und sie verabschiedete sich sehr rasch und ohne kleinsten Kuss.

»Übermorgen starte ich wieder«, erklärte sie vorher, und bevor Monty etwas sagen konnte, war sie schon im Haus verschwunden.

»Sie ist ein zäher Brocken, aber ich werde sie schon noch weich bekommen«, meinte Monty. »Gut, soll sie fliegen. Ich werde ihr sagen, dass ich ihr nicht mehr nachlaufen werde.« Seine Stimme klang aber recht wehmütig.

»Und wenn sie einen andern findet?«, fragte Jörg.

Monty runzelte die Stirn. »Dann kann ich mich auch nicht aufhängen und höchstens denken, dass das früher oder später doch so gekommen wäre.«

»Vielleicht gefällt dir auch ein anderes Mädchen, zum Beispiel Jennifer«, tastete sich Jörg langsam voran.

»Soll ich mich etwa mit dir auch noch in die Haare kriegen? Ich habe doch gemerkt, dass du wie elektrisiert warst. Natürlich gefällt sie mir. Sie ist große Klasse, aber ich liebe nun mal Penny.«

Und Penny tat es dann doch leid, dass sie so kurz gewesen war. Das Telefon läutete, als Monty und Jörg Montys Wohnung betraten. Und sein Gesicht verklärte sich, als er Pennys Stimme vernahm.

»Wir können ja morgen noch mal über alles reden, Monty«, sagte sie. »Auch wenn du eine Wut auf mich hast, ich möchte, dass wir wenigstens immer Freunde bleiben.«

»Ich habe keine Wut auf dich, aber ich möchte dich heiraten, my Darling. Ja, ich rede jetzt nicht lange. Ich bin morgen um elf Uhr bei dir.«

»Na also«, sagte Jörg zufrieden.

»Gar nichts na also, wer weiß, was ihr morgen wieder einfällt, Jörg. Eins weiß ich gewiss, mit ihr wird das Leben niemals langweilig werden. Also, jetzt hauen wir uns in die Falle. Morgen früh holst du Jennifer ab, und dann besprecht ihr mit dem obersten Boss die Termine. Wenn die Burschen bloß nicht streiken, damit wir nicht nicht ewig in dieser öden Gegend bleiben müssen.«

»Wird Jennifer auch dort sein?«, fragte Jörg.

»Ja, sicher, zumindest sehr oft.«

»Dann kann es meinetwegen lange dauern«, sagte Jörg.

Monty grinste breit. »Wenn gestreikt wird, kommt Jennifer auch nicht«, sagte er. »Aber eins kann ich dir vorweg sagen, sie wird unsere Eisfee genannt. Und wenn du in unserer Kantine auf der Getränkekarte einen ›girl of ice‹ findest, der ist nach ihr benannt.«

»Ich habe nicht feststellen können, dass sie so eisig ist«, sagte Jörg.

Monty zwinkerte ihm zu. »Ja, es scheint, als ob ihr tatsächlich mal ein Mann gefällt«, meinte er neckend.

*

Auf der Insel der Hoffnung hatte es Anne Cornelius dem Dauergast Nikolaus Janson bereits gesagt, dass sein Sohn geschäftlich nach England musste.

»Ist doch gleich, wo er ist, ob in München, Frankreich, England oder sonstwo. Die Hauptsache für ihn ist doch, dass alles ohne mich läuft.«

»Ich denke, dass es ihm bedeutend lieber wäre, Sie würden wieder der oberste Chef sein, Herr Janson«, sagte Anne.

»Ich will nicht mehr. Nein, es ist nicht wegen Jörg. Er ist ein guter Junge, aber wenn ich ihm das zeige, hacken seine Schwestern erst recht auf ihm und auch auf mir herum.«

So deutlich hatte er sich noch nie ausgesprochen. Und er sprach noch mehr, der sonst so schweigsam und zurückhaltend war.

»Ich weiß ja auch, dass Jörg sich besonders engagiert, weil er meinen Schwiegersöhnen nicht den Triumph lassen will, dass sie besser sind als er. Gut, Gregor geht ja noch an, aber Robert …« Er unterbrach sich. »Ich weiß nicht, Frau Cornelius, vielleicht ist da auch Alice schuld. Ich mache mir mehr denn je Gedanken.«

»Das sollten Sie aber nicht tun, Herr Janson.«

»Es geht nicht mehr tief in mich hinein. Seit Annmarie nicht mehr lebt, ist das Leben für mich nichts mehr wert, aber da ich leben muss, muss ich mir auch Gedanken machen. Ich bin ja nicht verknallt.«

»Das wäre wohl auch noch schöner«, meinte Anne lächelnd. »Wir haben Sie ja gründlich untersucht, und von mir werden Sie es wohl hinnehmen, wenn ich sage, dass Sie sich nicht selbst ins Abseits drängen sollten.«