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Sonntagsgedanken: Gott im Gewohnten und Vertrauten finden
Auch in seinem neuen Buch versorgt Thomas Weiß uns mit Sonntagsgedanken, die um unsere tagtäglichen Erfahrungen kreisen – auf der Suche nach einem lebendigen, begleitenden, alltagstauglichen Gott. Seine Sammlung mit Sonntagsgedanken macht sich auf die Suche nach dem, was wirklich erfreulich, lohnenswert, sinnvoll und beglückend ist, was die Lebenslust fördert und den Lebensmut stärkt, was tröstet, aufrichtet und befreit. Mit der Überzeugung, dass sich immer wieder herausstellt: das Gelbe vom Ei ist Gott.
Mit Stichwort- und Bibelstellenregister, um für sich selbst oder die Arbeit in Schule und Gemeinde und mit den unterschiedlichsten Gruppen jeweils die passende Geschichte zu finden.
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Seitenzahl: 168
Thomas Weiß
Das Gelbe vom Ei
Sonntagsgedanken
Gütersloher Verlagshaus
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Umschlagmotiv: © Clinton Hussey/Corbis
ISBN 978-3-641-16550-5
www.gtvh.de
Inhalt
Das Gelbe vom Ei – Ein Vorwort
Kleinigkeiten
Flüsse und Quellen
Bunte Vielfalt – eine Wahlempfehlung
Danke sagen!
Ganz nach Gottes Geschmack
Ganz persönlich
Gar nicht weit fort
Gesichter, Gesichter, Gesichter
Das himmlische Telefonbuch
Gut gehalten
Himmlische Gefilde
Keine Angst vor Steigungen!
Mit alles?
Unter den Nägeln
Sommerliche Melodien
Zuckersüss
Die kleinen Dinge
Gottes Modelle
Weitsicht
In die Relegation
In Grenzen
Gold, Silber und Bronze
Ständiger Glückston
Ein kleiner Kochkurs
Eiskalt
Gebläse
Eine Mütze voller Schlaf
Kannste einpacken!
Befindlichkeiten
Ein Gotteslächeln
Wiederbelebung
Keine Hülsen
Mit dem Herzen
Angesehene Leute
Keine Furcht
Menschen Gottes
Nicht vergessen
Nichts im Griff!
Worauf es ankommt
Was du nicht siehst …
Erquickung
Gute Worte
Jetzt hör aber mal her!
Im Jammertal
Helden in Strumpfhosen
Machen Sie’s gut
Schuldenerlass
Suchen und Finden
Begeisterung
In der Warteschleife
Isso!
Ja, Dankschön auch!
Kehr bei dir ein!
Mal angenommen
Mit dem Kopf durch die Wand
Sauwut
Stellvertretung
Übelst krass
Ungereimt
Glücksspritzen
Mit der Zeit
Gesundheit!
Besinnung, oder: Chaostheorie
Das Weihnachtsprogramm
Stresstest
Ausserhalb der Zeit
Am Ende des Jahres
Auftakt zu Ostern
Ein Überraschungsei
Inmitten der Wogen
Tick-Tack, Tick-Tack
Heute (19. Oktober)!
Stern und Kreuz
Verwunderlich
Ganz und gesund
Das Gelbe vom Ei
Ein Vorwort
Wenn es um das Gelbe vom Ei geht, dann wissen wir meist besser, was es nicht ist: »Na, das ist ja nicht gerade das Gelbe vom Ei« sagt, wer nicht recht zufrieden ist. Der verregnete Urlaub, die etwas nachlässige Handwerkerleistung, das nur fast auswendig gelernte und entsprechend stockend vorgetragene Gedicht, die leider schon etwas verblüht gekauften Blumen, die als verlegenes Gastgeschenk dienen mussten: »Das war ja wohl nicht das Gelbe vom Ei.« Kennen Sie bestimmt.
Aber, andersherum gefragt: Was ist es denn nun, das Gelbe? Diese Redewendung geht davon aus, dass das Gelbe vom Ei das Beste am Ei sei, das Wohlschmeckende und Nahrhafte, das Erfreuliche, das, wofür es sich lohnt, ein Ei zu schlürfen (aber Achtung: Salmonellen!), zu kochen und zu köpfen.
Und was wäre dann das Gelbe vom Ei in meinem Tag, meinem Leben, meiner Geschichte? Die Sammlung der »Sonntagsgedanken«, die Sie gerade in Händen halten, macht sich auf die Suche nach dem, was wirklich erfreulich, lohnenswert, sinnvoll und beglückend ist, was die Lebenslust befördert und den Lebensmut stärkt, was tröstet, aufrichtet und befreit. In der Überzeugung, dass sich immer wieder herausstellt: Das Gelbe vom Ei ist Gott. Ist der Gott, der uns nahe ist, der unsere Wege mitgeht, auch und gerade die alltäglichen, der Gott, der sich zwischen die Zeilen mischt, der in leisen Tönen spricht, der sich wie ein Duft durch die Tage zieht, der sich als sanfter Hauch spüren lässt.
Die Spurensuche vollzieht sich in drei Kapiteln, die einladen, genau hinzusehen, hinzulauschen, aufmerksam zu sein – und dann erschließt sich Gott mitten im Gewohnten und Vertrauten. Zuweilen dort, wo wir ihn gar nicht vermuten.
Bei den »Kleinigkeiten« geht es um die Dinge des Alltags, die ich leicht übersehe und die doch bedeutsam sind, indem sie auf Gott hindeuten. »Befindlichkeiten« helfen, den nahen, gegenwärtigen Gott aufzufinden; und wer »Mit der Zeit« geht, trifft ihn, den Gott aller Zeiten – also auch der Tage, Stunden, Minuten und Sekunden, denen ich kaum Wert zumesse und die mich doch an ihn erinnern wollen.
Entstanden sind diese »Sonntagsgedanken« als regelmäßige geistliche Kolumne im WO, dem Sonntagsblatt des Badischen Tagblattes. Die (dort so genannten) »Gedanken zum Sonntag« haben eine große Leser- und Leserinnenschaft, die sonntags im WO etwas findet, was ihr alltags durch die Woche hilft. Auch das erste Sonntagsgedanken-Buch »Kann’s auch etwas mehr sein?«, 2013 ebenfalls im Gütersloher Verlagshaus erschienen, hat viele Freundinnen und Freunde gefunden. Der Wunsch nach weiteren kleinen »Gedanken« wurde bald geäußert, und ich bin erfreut und dankbar, dass ihm entsprochen werden konnte.
Und wenn der Autor, der’s doch immerhin geschrieben hat, sich dafür auch etwas wünschen darf …, dann wünsche ich mir, dass die »Sonntagsgedanken« Sie bewegen, sich Ihre Alltagsgedanken zu machen, geradeso ermutigend, mit einem schönen Lachen, lebenslustig und getrost. Mehr will ich nicht – weniger auch nicht, halt das Gelbe vom Ei!
Kleinigkeiten
Flüsse und Quellen
Eigentlich hätte ich mir das denken können, es liegt auf der Hand, aber ich war dann doch sehr verblüfft. Seit gestern weiß ich’s erst, seit ich es auf einer Infotafel im Bahnhof gelesen habe. Und – hätten Sie’s gewusst: Wie viele Flüsse hat Saudi-Arabien? Antwort: genau null. In Ziffern: 0! Ist das nicht fürchterlich?
Stellen Sie sich das mal vor: ein Land ohne Flüsse! Kein Rhein und keine Elbe, kein Neckar und keine Weser. Weit und breit keine Auen, keine saftigen Wiesen, kein Frühjahrshochwasser, keine Gewerbekanäle und keine Altrhein-Arme. Also auch keine Schnaken (das ist – mit Verlaub – badisch für Stechmücken, also diese kleinen, blutrünstigen Plagegeister), aber das ist nur ein schwacher Trost, denn: statt fröhlicher Forellen nur spitzige Skorpione, statt Badestellen Steinhaufen. Gut, die haben Öl da unten, aber das kann man nicht trinken, und drin zu baden schadet dem Teint.
Ich wollte nicht leben in einem Land ohne Flüsse! Sie? Tun wir aber, manchmal. Es kommt vor – mag sein, Sie kennen das –, da versiegt der Lebensmut, die Lebenslust, und die Fröhlichkeit trocknet aus. Es bleibt nur dürre Landschaft. Steine, an denen ich mich stoße, Staub, der in den Lungen brennt und mir die Luft nimmt. Das ganze Lebensklima ist feindlich und heiß – mir ist, als stolperte ich durch Wüsteneien, durstig nach etwas Aufmunterung und etwas Lachen. Und manchmal narrt eine Fata Morgana. Und ich stehe enttäuscht in der Ödnis. Indem ich das schreibe, bekomme ich einen ganz trockenen Mund.
In der Bibel ist von Wüsten viel die Rede; mit großen, breiten Strömen ist da nicht viel los – und so viel mehr Flüsse als Saudi-Arabien hatte das alte Israel auch nicht. Darum weiß Gott, wovon er spricht, wenn er beim Propheten Jesaja sagt: »Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde zu tränken mein Volk!« Das heißt doch einfach: Er weiß, was wir brauchen. Wenn wir Durst haben, lässt er Quellen sprießen, wenn die Hitze des Alltags uns schafft (also: fertig macht), schafft er einen Strom der Ermutigung. Während der vierzigjährigen Wanderschaft des Volkes Israel von Ägypten ins Gelobte Land (beeilt haben sie sich ja nicht gerade, aber fast am Verdursten waren sie immer wieder einmal), da hat Gott sich als der gezeigt, der Wasser gibt, der Quellen schenkt, der zu den reichen Oasen führt.
Es ist derselbe Gott, der mit uns geht. Der lässt uns nicht im Trockenen hocken – der lässt uns eher im Regen stehen, im Regen seines Segens, seiner Zuwendung. Und wir: blühen auf!
Gott, ich bin durstig, sehr durstig manchmal und kann vor Sehnsucht kaum sprechen. Hier, ich halte dir meine Hand hin, du gibst mir zu trinken, du öffnest mir die Augen für die Oasen um mich her. Amen
Bunte Vielfalt – eine Wahlempfehlung
Wie wird’s wohl ausgehen bei dieser Wahl? Schwarz-Gelb oder Rot-Grün? Schwarz-Grün-Rot oder Grün-Rot-Gelb? Vielleicht: Lila-Blassrosa und Hellgrün-Grau? Oder Blau-Violett mit ein wenig Ocker-Umbra-Karmesin und einem Hauch von Ultramarin-Türkis? Mit welchem Ergebnis auch immer eine Wahl endet, ob Bundestags-, Landtags- oder Kommunalwahl, sicher ist: Die Republik ist ganz schön bunt.
Das ist auch gut so. Einheitsgrün und Flächenrot, Schattenschwarz allenthalben oder gelbe Soße überall, das wäre nervtötend, langweilig und das Ende jeder Demokratie. Es braucht die Vielfalt, es braucht die politische Buntheit, die farbenfrohe Streitkultur, damit unsere Gesellschaft sinnvoll und nachhaltig gestaltet werden kann.
Und ich behaupte: Gott will das so – jedenfalls liebt er die Farben und die Farbenpracht. Wie könnte das anders sein, bei einem Gott, von dem es im 104. Psalm poetisch heißt: »Licht ist dein Kleid, das du anhast.« Im Licht vereinen sich bekanntenmaßen alle Farbtöne – Gott kleidet sich so schillernd wie elegant! Und noch sprechender erzählt es die Sintflutgeschichte, an deren Ende Gott »einen Bogen in die Wolken« setzt, zum Zeichen des Bundes, den er mit Mensch und Schöpfung geschlossen hat: »Solange die Erde steht, sollen nicht aufhören: Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.«
Der bunte Regenbogen steht für Gottes unbedingte und verlässliche Fürsorge; der farbenfrohen Schöpfung gehen die Farben nicht aus, sie wird nicht verblassen und ergrauen, weil Gott für sie sorgt.
Ich glaube: Wenn wir das gelten lassen, wenn wir den Regenbogen ernst nehmen, als Gottes Versprechen, für seine Erde einzustehen, dann sind wir frei, die Vielfalt zu leben, mit der Gott seine Welt ausgestattet hat. Frei, all die Farben leuchten zu lassen, die der farbenprächtige Gott aus seinem Reichtum verschenkt. Dann können wir so unterschiedlich sein und denken, wie wir sind und tun, dann können wir uns gegenseitig achten, in aller Buntheit.
Wir sind so frei – und verantwortlich sind wir auch. Wenn Gott dafür sorgt, dass die Vielfalt sich entfalten kann, dann sollen wir unsere je eigene Farbe auch einbringen! Sonst fehlt ja ein Farbtupfer, sonst stimmt die ganze Palette nicht. Sie merken’s wohl: Das ist eine Wahlempfehlung! Entscheiden Sie sich für eine Farbe (Rot-Schwarz-Grün-Gelb-Blau-Violett-Grau-Rosa-Pink oder sonst was …), für Ihre Farbe, und geben Sie Ihre Stimme ab. Die fehlt sonst – und unsere Gesellschaft braucht Farbenpracht!
Gott, hilf mir, in die Buntheit deiner Welt meine Farbe einzubringen, ich merke, dass sie nicht fehlen darf. Ich will meine Verantwortung übernehmen – und mich an der Vielfalt freuen. Amen
Danke sagen!
Sonntagnacht, gegen halb vier war’s, da fährt plötzlich ein Wagen vor, die Tür wird aufgerissen und unten am Haus klappert was. Da ich ohnehin nicht schlafen kann, spring ich auf, haste zum Fenster und sehe gerade noch, wie einer wieder einsteigt und mit dem Auto fortbraust, offensichtlich in Eile. Hä? Ich wollte gerade zum Hörer greifen und die Wache anrufen, da hab ich’s dann doch begriffen: Der hat die Sonntagszeitung eingeworfen, die ich gerade abonniert habe. Und ein paar Stunden später, grade wird es hell, kommt noch das Anzeigenblatt dazu.
Beim kleinen Schrecken in der Nacht ist mir mal wieder klar geworden, wie viele Hände, Beine, Hirne und Herzen sich regen, damit ich meine vergnügliche Sonntagslektüre habe, wie viele Menschen sonntags und alltags dafür arbeiten, dass mir zur Verfügung steht, was ich relativ selbstverständlich erwarte.
Darum an dieser Stelle erst einmal einen sehr herzlich empfundenen Dank an alle, die ihre hilfreichen Dienste tun, deren Arbeit mir so viel nützt – und ich achte sie nicht genug (Besserung wird gelobt!). Dank an die Zeitungsausträgerinnen, die Drucker und Ausfahrer, an die Männer und Frauen in den Stadtwerken, an Bauern und Gemüsegärtner, an Journalistinnen, Reporter und Sprecherinnen, an die Mitarbeitenden bei der Müllabfuhr, in Backstuben, bei der Post. Und viele mehr gibt es, die ich gar nicht alle aufzählen kann, die mir Gutes tun – obwohl sie mich gar nicht kennen – und denen ich zu Dank verpflichtet bin: Polizistinnen und Polizisten, Krankenschwestern und Pfleger, Ärzte, Apotheker, die Leute vom Bauhof und in den Verwaltungen. Viele, viele Menschen – und Gott.
Ja, Gott auch, denn bei dem ist es doch auch so: Er hilft und wirkt und tut seine Arbeit mir zugute – und ich merk es kaum, ich achte fast nicht drauf. Das liegt freilich nicht nur an mir, manchmal ist Gott schon ein rechter Geheimniskrämer; vielleicht, weil er uns mit Großtaten nicht überfordern will, und bestimmt, weil Liebe sich lieber still durchsetzt und nicht mit Pauken und Trompeten. Von Rainer Maria Rilke gibt es den weisen, verständnisvollen Satz: »Jetzt heilt es leise unter uns!« So eben tut Gott sein Werk: leise, zwischen den Zeilen, verborgen in den Erfahrungen und Ereignissen des Alltags. Kaum merk ich’s, aber ich lebe davon. Da sag ich dann auch mal »Danke!« und nehme mir vor, etwas aufmerksamer zu sein. Vielleicht klappert Gott ja auch mal vor dem Haus und ich sehe ihn gerade noch in den Wagen steigen … Danke also: Gott und den Menschen. Ihr macht das gut!
Vielen Dank, mein Gott, dass du dich aufmerksam um mich kümmerst, auch wenn ich es ganz oft nicht merke. Nun möchte ich aufmerksam sein für dich und für die vielen, die mir Gutes tun. Amen
Ganz nach Gottes Geschmack
Man nehme: Kartoffeln und Äpfel, beides schälen (die Äpfel vierteln und entkernen). Zwiebeln in Scheiben schneiden. Die Kartoffeln in einem Liter Wasser mit einem Teelöffel Salz etwa dreißig Minuten kochen. Abgießen und stampfen. Die Äpfel mit Zucker und Zitrone etwa eine Viertelstunde garen, bis sie zerfallen. Dann zu den Kartoffeln geben und vermischen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Die Zwiebelscheiben in einer Pfanne goldbraun rösten. Je nach Geschmack wird dazu Blutwurst serviert.
Der gute Hausmann, die versierte Köchin haben es erkannt: Das ist das Rezept für »Himmel und Erde«, eines dieser einfachen, deftigen Herbstgerichte, die es früher bei meiner Oma gab. Mir war die Wurst immer ein bisschen zu fett, aber gemocht hab ich es trotzdem.
Sie kennen das bestimmt auch: Es gibt diese Gerichte von früher, aus Mutters oder Großmutters Küche, mit dem wohlvertrauten Heimatgeschmack, den ich heute noch auf der Zunge spüre. Und Omas Gerichte stammten aus einer Zeit, da es noch nicht jeden Tag die Wurst auf den Teller, das Schnitzel zwischen die Zähne gab; für sie war diese einfache Herbstspeise ohne Schnörkel und kulinarischen Schnickschnack immer noch etwas Besonderes – und darum für mich irgendwie auch.
»Himmel und Erde« – der Name stammt, hab ich mir sagen lassen, daher, dass Äpfel in den Himmel, Kartoffeln in der Erde wachsen. Da verbinden sich – im Kochtopf, auf dem Teller – oben und unten, im Wohlgeschmack und im nahrhaften Gericht kommen Himmel und Erde zusammen.
Ganz in Gottes Sinne, glaube ich. Denn zum einen: Der Himmel und Erde schuf, hat auch die Gerüche und Geschmäcker dazu geschaffen. Den feinen Kastaniengeschmack manches Erdapfels, diese süß-säuerliche Saftigkeit von Elstar oder Idared. Wenn’s also wirklich mundet, im Herbst oder zu anderer Jahreszeit, dann freut sich der Schöpfer; und ich sage »Danke!«, der Köchin und dem »Geber aller Gaben«.