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Ein Buch voller literarischem Nonsens unserer Zeit. Grenzen der Literatur scheinen zu verschwimmen, wenn der Autor des Buches Erzählungen aus Politik und Wissenschaft mit Geschichten seines eigenen Lebens scheinbar ohne Sinn und Verstand zusammenwürfelt. Am Ende des Buches wird sich der Nebel lichten und Sie die Leser des Buches werden erkennen, dass die Geschichte im Buch durchaus einen Sinn ergeben.
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Seitenzahl: 348
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Thomas Weiss erblickte in der am Rennsteig gelegenen thüringischen Kleinstadt Suhl im Jahre 1977 das Licht der Welt. Seine Mutter, eine studierte Lehrerin, lernte er nie richtig kennen, da sie im Alter von gerade einmal 34 Jahren im Jahr 1987 einem schweren Krebsleiden erlag. Der Vater, ein studierter Diplomingenieur, arbeitete bis zur Wendezeit als Zivilangestellter an der OHS der Grenztruppen der DDR „Rosa Luxemburg“ auf dem Suhler Friedberg. Als Heranwachsender erlebte er hautnah mit, wie im Jahr 1989 die Lüge vom sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat sprichwörtlich in sich zusammenbrach. Nach seiner Schulzeit, welche er in den Wirren der Wendejahre eher hinder- als förderlich empfand, begann er in seiner Heimatstadt eine Ausbildung bei einem ortsansässigen Bäcker. Nach seiner Ausbildung zog es ihn auf die friesische Nordseeinsel Wangerooge, wo er als Geselle in einer kleinen Bäckerei mit einem wundervollen Blick auf die Nordsee von Oktober 1996 bis März 1997 arbeitete. Da es ihm auf der Insel während der Wintermonate zu langweilig und eintönig wurde, entschied er sich dafür, sich bei der Bundeswehr für zunächst vier Dienstjahre zu verpflichten. Aus diesen anfänglichen vier Jahren wurden im Laufe der Zeit 15 Dienstjahre, bevor er seinen aktiven Dienst im Jahr 2012 beendete.
Während seiner Zeit bei der Bundeswehr nahm er an mehreren Auslandseinsätzen teil, unter anderem im Kosovo und in Afghanistan. Für sein Engagement und die Bereitschaft zur humanitären Hilfe im Inland sowie jenseits der deutschen Landesgrenzen mit weit mehr als 900 Einsatztagen fernab der Heimat wurde er mehrfach durch das BMVg sowie die Ministerpräsidenten der Bundesländer Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt ausgezeichnet.
Relativ spät gelangte er jedoch zu der Erkenntnis, dass keine einzige an seiner Brust angeheftete Medaille, keine Belobigung oder farbig ausgedruckte Geste der Anerkennung verflossener Minister und Abgeordneter es jemals Wert waren, die eigene Tochter über Monate und Jahre hinweg mit der Ungewissheit und der Angst, ihren Vater nie wieder zu sehen, alleine zu lassen. Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienstverhältnis eines Soldaten auf Zeit wechselte er in den Justizdienst, in welchem er bis heute tätig ist.
© 2021 Thomas Weiss
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreise 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-18579-1
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichkeit.
Vom Widder,
Küchendach und Kabelbindern
– Das etwas andere Sach- und Fachbuch –
Thomas Weiss
Risiken und Nebenwirkungen
Liebe Leser,
alles, was Sie in diesem Buch lesen, hat sich tatsächlich mehr oder weniger so zugetragen. Jedoch habe ich einige Handlungsabläufe so verändert, dass ein direkter Zusammenhang zu einzelnen Geschehnissen, Personen und Orten, welche der Geheimhaltung und Verschwiegenheit unterliegen, nicht mehr gegeben ist. Jede Ähnlichkeit zu lebenden, toten oder vermissten Personen ist rein zufällig und unbeabsichtigt.
Weiterhin benötigen Sie beim Lesen des Buches eine schnelle Auffassungsgabe, wenn ich zwischen privaten Erzählungen und weltpolitisch-geschichtlichen Ereignissen ohne erkennbaren Grund hin- und herschwanke.
Für Fragen, Risiken und Nebenwirkungen, welche im Zusammenhang mit diesem Buch stehen, wenden Sie sich bitte nicht an mich, den Autor dieses Buches, sondern an einen Arzt oder Psychologen Ihres Vertrauens.
Der Autor
Inhaltsverzeichnis
Für meine Tochter
Japanische Lebensweisheit
Vorwort
Bücher
Erstes Kapitel
Fasching im Kopf
Geburt und Rebellion
Freiheit, Schule, Genosse Erich Honecker
Russen, Amis, Teppichklopfer
Vom Widder, Steinbock und dem fetten Schwein
Übermut und Größenwahn
Zweites Kapitel
Husten, Schnupfen, Tod
Nobelpreisträger Richard Feynman
Ab durch die Hecke
Gefangen im Westdeutschen Kaufhaus
Anker „Time to say goodbye“
Drittes Kapitel
Verdacht auf Anthrax
Verdächtige Nummer
Viertes Kapitel
Gewidmet jenen …
Ein Mann, ein Wort
Wo Unrecht zu Recht wird
Irrflug der Poseidon
Kanzlerin im Camp Marmal
Orientalisches Fluggetier
Von Kabelbindern
Vom Küchendach oder wie man besser nicht einparken sollte
Verteidigungsminister Jung oder auch Minister Leishmaniosefrei
Fünftes Kapitel
We are going to America
Big, bigger, am biggesten
Rockefellers magisch funkelnder Weihnachtsbaum
Nein! Doch! Ah……………… ist das nicht der Kübelböck?
New York-Sightseeing
Gangs in Brooklyn
Fette Sau reloaded
Sechstes Kapitel
Im Land der Achttausender
Himalaya, Momos, Yaks und Esel
Ankunft in Namche Bazar und ein Essen mit Biss und Schärfe
Auf 3900 Meter über Null und der höchstgelegene Geldautomat der Welt
Ein Notfall, ein Inder und eine Ziege
Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt
Nass, nässer, am nässesten
Sightseeing mit Hindernissen
Pashupatinath
Siebtes Kapitel
Ein Suhler Sushi-Meister und ich im Land der aufgehenden Sonne
Zwischen Domberg und Ringberg: Meine Hommage an Suhl
Achtes Kapitel
Die Sennerin
Für Großvater
Auszug aus der Biografie meines Großvaters
Bella ciao
Selbsterkenntnis
Zu guter Letzt
Nachwort
Danke
Abkürzungen und ihre Bedeutung
Quellenangaben
Für meine Tochter,
die weit mehr als die Hälfte ihres Lebens ohne ihren Vater aufwuchs, der auf der Suche nach Freiheit und Abenteuer fernab der Heimat das Wichtigste zurückließ:
dich, mein wundervolles Kind!
Papa
„Der Frosch im Brunnen ahnt nichts von der Weite des Meeres.“
Japanisches Sprichwort, Verfasser unbekannt
Vorwort
Eigentlich, so war es zumindest mein Ansinnen, wollte ich Ihnen das Vorwort in diesem Buch aus Zeitgründen ersparen. Aber intelligente, studierte Leute, die das Buch Korrektur lasen, rieten mir, unbedingt ein Vorwort zu verfassen, in welchem ich Ihnen, den Lesern des Buches, meine Beweggründe schildern sollte, damit Sie diesen niedergeschriebenen Nonsens verstehen würden.
Ein paar rote Punkte, wie sie mein Kollege in seiner gesetzlich vorgeschrieben Mittagspause auf ein weißes Blatt Papier malte, hätten meines Erachtens nach ausgereicht, um Ihnen den Sinn dieses Buches begreiflich zu machen. Mein Kollege erhielt immerhin für dieses einzigartige künstlerische Stillleben mit dem treffenden Titel „Kirschen im Schnee“ von einer Kollegin eine Tüte gelantinierte Gummibären.
Ganz ehrlich? Ich gehe nicht davon aus, dass es mein Buch jemals auf die Bestsellerliste der Sunday Times oder des Spiegels schaffen wird, wie zum Beispiel Stephen Hawkings (1942-2018) populärwissenschaftliches Meisterwerk „Eine kurze Geschichte der Zeit“. Der britische theoretische Physiker und Astrophysiker Hawkings hingegen schaffte es mit seinem Buch nicht nur auf diese Bestsellerliste, sein Lebenswerk behauptete sich auch noch ungeschlagene 237 Wochen lang auf dieser.
Hawking, der Glückspilz, war bis zum heutigen Tage auch die einzige Person aus unserer real existierenden Welt, der sich im Jahre 1993 selbst während eines Gastauftrittes bei „Star Trek: The Next Generation“ in der letzten Folge der sechsten Staffel spielen durfte. Da er sich mit kosmischen Wurmlöchern und Raumkrümmung zeitlebens beschäftigte, projizierten ihn die Macher von „Star Trek“ in der Folge „Angriff der Borg“ kurzerhand aufs Holodeck des Raumschiffes Enterprise, wo er mit den holografischen Figuren von Albert Einstein (1879-1955) und Isaac Newton (1643-1727) eine Partie Poker spielte. Stephen Hawkings Buch über die Erkenntnisse und die Existenz der Menschheit im Universum lasen bis heute mehr als neun Millionen Menschen. Kurzum, um es auf den Punkt zu bringen, Stephen Hawking verzichtete in seiner ersten Auflage seines Meisterwerkes ebenfalls auf ein Vorwort an seine Leserschaft.
Der große deutsche Entertainer Harald Schmidt schreib als Vorwort in Dr. med. Hirschhausens Buch Die Leber wächst mit ihren Aufgaben kurz und knapp: „Vorwörter liest doch eh keine Sau!“
Also warum zum Teufel sollte ich ein Vorwort schreiben? Nun, es könnte daran liegen, dass Stephen Hawking und Eckart von Hirschhausen in der Welt ein ganzes Stück weit bekannter und berühmter waren als ich und sie sich wahrscheinlich auch bewusst darüber waren, dass kaum jemand ihre aufgestellten wissenschaftlichen Erkenntnisse über Materie, Raum und Zeit sowie die Erkenntnisse und Fortschritte der modernen Medizin, anders als meine zusammengewürfelten Fakten und Fiktionen über das Leben, anzweifeln würde.
Selbstkritisch und rein nüchtern betrachtet stellte ich jedoch spätestens jetzt fest, dass der Inhalt meines Buches nicht viel mehr als die einunddreißigseitige Bedienungsanleitung über die Befestigung von Fußmatten im Fahrgastinnenraum eines in Stuttgart ansässigen Automobillobbyisten aus dem Jahr 2014 taugt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die in einunddreißig Sprachen übersetzte Montage- und Befestigungsanleitung über Fußmatten, genauso wie mein Buch, überhaupt jemand durchliest, tendiert rein hypothetisch betrachtet, dank der Geburtsstunde der Stochastik im Jahre 1654, mathematisch gesehen gegen Null, besser gesagt gegen Null Komma Null. Der portugiesische Dichter Fernando Pessoa formulierte es einmal treffend mit den Worten: Eine intelligente Idee kann nur dann allgemeine Anerkennung finden, wenn ihr ein gewisses Maß an Dummheit beigemischt sei.
Eher würden es vermutlich die Erfinder des Fußball-Trainingssets für Goldfische schaffen, den Europäischen Erfinder- und Innovationspreis für die beste Erfindung nach dem Bananenschneider einzuheimsen, mit welchem man Bananen in DIN-normgerechte gleichgroße essbare Stücke teilen konnte. Was dieser Welt nicht wirklich auch noch fehlte, waren die in diesem Buch zusammengefassten niedergeschriebenen Zeilen, welche an literarischem Nonsens kaum zu überbieten sein dürften.
Und doch tat ich es! Warum? Nun, Größenwahn, ein immenses Mitteilungsbedürfnis und das Kapitel „Du musst ein Buch für die Nachwelt schreiben“ in dem Buch „Was du unbedingt machen musst, wenn du über 40 bist!“, könnten eine wesentliche Rolle dabei gespielt haben, dieses Kapitel hier und heute abschließend zu Ende zu bringen.
„Sammle erst die Fakten, dann kannst du sie verdrehen, wie es dir passt.“
Mark Twain (1835-1910), Schriftsteller
Bücher …
Es gibt Sachbücher über die mathematische Physik.
Es gibt Sachbücher über die Entstehung unseres einzigartigen Universums. Es gibt Sachbücher über die Wissenschaft und Bücher über die Menschheit. Es gibt Sachbücher, mit deren Hilfe ich das Kochen und Backen erlernen kann. Es gibt Sachbücher, wie wir unsere Kinder richtig erziehen, und Sachbücher, in denen Oma den richtigen Umgang mit der Stricknadel erklärt. Es gibt Bücher über die musikalische frühkindliche Förderung und Sachbücher, in denen ich lernen kann, mich selbst zu lieben. Es gibt Bücher über das Sexualverhalten von Tieren im Zoo. Es gibt Sachbücher über das Leben im Wald und Bücher über den Tod. Es gibt Sachbücher für und gegen den Glauben an Gott. Es gibt Sachbücher übers Meer und welche über die Wüste. Es gibt Sachbücher über die Wunder auf unserer Welt. Es gibt Sachbücher über den Krieg und es gibt solche über den Frieden. Es gibt Sachbücher über Männer und Sachbücher über Frauen. Es gibt Sachbücher über Berge und über tiefe Täler.
Und jetzt gibt es eben auch noch dieses etwas andere, meinige, authentisch anthropologische Sachbuch im Hier und Jetzt des literarischen Nonsens. Ein Sachbuch nicht über, sondern der Authentizität.
Erstes Kapitel
Fasching im Kopf
Auf der Suche nach dem Titel für dieses Buch merkte ich schnell, dass meine Synapsen im Kopf, entgegen der Diagnose meines behandelnden Neurologen, doch nicht so ganz in der Spur zu laufen schienen wie zuvor bei den Auswertungen mehrerer Tests im örtlichen, scheinbar vom Fachkräftemangel betroffenen Krankenhaus der neurologischen Abteilung versehentlich angenommen wurde.
Dies spiegelte sich unter anderem darin wider, dass ich vermutlich unter einer bisher unbemerkten und demzufolge unbehandelten narzisstischen Persönlichkeitsstörung mit dem Kurznamen DSM-5 litt, welche ich in einer ersten Eigendiagnose, dank diverser Internetsuchportale des World Wide Webs, an mir selbst identifizierte. So verspürte ich genau, wie es zwischen jenen Binärcodes aus 0 und 1 des World Wide Webs geschrieben stand, hin und wieder den unermesslichen Drang, mich in einer übermäßigen selbstdarstellerischen Art und Weise einem breiten Publikum der Weltöffentlichkeit, ob sie es nun wollte oder nicht, zu präsentieren.
Und genau diese selbstdarstellerischen Fähigkeiten spornten die scheinbar fehlerhaft funktionierenden 86 Milliarden Neuronen in meinem Hirn zu komplexen chemischen und elektrischen Höchstleistungen an. Wie bei Lemmingen, die durch ihren selbst inszenierten Freitod mit einem halsbrecherischen Sprung vom höchsten Felsen in ihrer Umgebung ihrem kurzen, putzigen Leben ein melodramatisches Ende setzen, vermuten Psychologen, dass auch Menschen mit narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen ein erhöhtes suizidales Verhaltensmuster aufweisen.
Auch wenn der suizidale selbstbestimmte und kollegiale Freitod der Lemminge modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen einer 16 Jahre lang anhaltenden Dauerstudie nicht standhielt, streben Menschen mit narzisstischen Defizitmerkmalen nach einem ihnen vorbestimmten Höheren. Dabei springen sie täglich aufs Neue mit voller Absicht von einem ins andere Fettnäpfchen hinein, um daraus wie ein „Phönix aus der Asche“ aus der altägyptischen Mythologie in einem wiederkehrenden Lebenszyklus aufzuerstehen.
In dieser Mythologie kehrt der ägyptische Totengott in der Gestalt eines menschengroßen Reihers nach Heliopolis in bestimmten zeitlichen Abständen zurück, um ein Nest aus Myrrhe zu bauen, in welchem er bei Sonnenaufgang in der Glut der Morgenröte zu Asche verbrennt, um anschließend aus dieser verjüngt dem Himmel empor zu steigen.
Diese einzigartige selbstdarstellerische Fähigkeit, welche ich vermutlich den nicht funktionierenden Synapsen in meinem Kopf zu verdanken hatte, inspirierte mich zum Schreiben dieses Buches.
Sollten Sie nun hoffen, ein literarisch intellektuelles Meisterwerk über den Sinn unseres Lebens vorzufinden, so muss ich Sie leider enttäuschen. Das Einzige, was Sie zwischen den einzelnen bedruckten Seiten finden werden, erscheint auf den ersten Blick genauso sinnlos wie die Erfindung der deutschen Firma „Take-2-Design“, welche mit dem Eierschalensollbruchstellenverursacher (Kurzname „Clack“) im Jahr 1998 den Vogel abschoss.
Auch wenn die Aussprache des Eier-schalen-sollbruch-stellen-verursachers einem schon im nüchternen Zustand Schwierigkeiten bereitet, sollten Sie es spaßeshalber mal versuchen, unfallfrei über Ihre Lippen zu bekommen, nachdem Sie sich eine Flasche feinsten französischen Rotwein hinter die Binde gekippt haben. Eines kann ich Ihnen versprechen: Sie werden daran genauso gnadenlos scheitern wie ich.
Eines hat die Firma „Take-2-Design“ jedoch mit Bravour erreicht: Sie war fortan mit ihrem Produkt, dem Eier-schalen-sollbruchstellen-verursacher, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit in aller Munde, oder besser gesagt auf dem Ei.
„Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.“
Erasmus von Rotterdam (1466-1536)
Geburt und Rebellion
Jeder einzelne von uns, egal ob Männlein oder Weiblein, erblickte entweder aus Liebe, dem Vergessen der Pille, einer Lüge am Partner, dem Riss im Kondom oder aufgrund der Angst vor dem völligen Alleine-Sein früher oder später nach monatelanger Dunkelheit im Mutterleib das Licht der Welt.
Für die einen von uns verlief das Verlassen des Geburtskanals und das damit Verbundene automatische Erscheinen auf dieser Welt normal, für andere von uns wiederum war es ein beschwerlicher, ja wenn nicht sogar lebensbedrohlicher Weg. Im Jahr, des Monats, des Tages, der Stunde, der Sekunde, als wir als kleine, neue Erdenbürger die ersten eigenständigen Atemzüge nach der sprichwörtlichen Abnabelung durch die Hebamme in einer uns völlig unbekannten fremden Welt vollzogen haben, begleitete uns fortan unser Sternzeichen und unser ganz persönlicher Aszendent. Unser Sternzeichen und unser Aszendent ist bis hin zu unserem eigenen nicht mehr unumkehrbaren Tod, welcher unweigerlich mit unserem Leben verbunden ist, Bestimmung und Lebensprophezeiung zugleich.
Einige von uns gehen in die Politik, andere werden Professor: innen, Doktor: innen und wiederum andere in unserer Gesellschaft werden Held: innen, Rebell: innen oder Fachlehrkraft an einer Hauptschule in Berlin-Neukölln. Und dann gibt es jene unter diesen scheinbar weißen, unbefleckten DIN-geformten Einheitsschafen, die werden wie ich, dieses eine schwarze Schaf in einer Herde voll weißer.
Um es mit einem Zitat aus der Feder des weltberühmten britischen Schriftstellers des viktorianischen Zeitalters wiederzugeben:
„Ich kann nicht zurück ins Gestern gehen, da ich dort eine andere Person war!“
Lewis Carroll (1832-1898)
In einer lauen Frühlingsnacht, in den späten siebziger Jahren bei meiner Geburt, verlief im Kreißsaal anfänglich alles so, wie man es von einem zukünftigen linientreuen Mitglied in unserer ehemaligen Sozialistischen Einheitspartei der Deutschen Demokratischen Republik erwarten sollte. Die Hoffnung und die Annahme durch die staatsbedienstete Hebamme, dass meine Mutter gleich den Arbeitern und Bauern im Staate unserer Republik ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft gebären würde, zerplatzte wie eine langsam zu Boden sinkende Seifenblase in dem Moment, als die Hebamme mich mit dem Kopf voran aus der unteren Körperhälfte meiner Mutter zog, die Nabelschnur durchtrennte und ich umgehend eigenständig zu atmen und zu schreien begann. Meine spitze Kopfform und mein eingerolltes linkes Ohr, welche zum Zeitpunkt nach Verlassen des Geburtskanals im von gut Eintausend-Watt-Neonröhren ausgeleuchteten sterilen Deutschen Demokratischen Einheitskreißsaal eine erste Enttäuschung für die anwesende Hebamme, meine Eltern und insbesondere den in gut drei Metern Höhe hängenden eingerahmten Staatsratsvorsitzenden gewesen sein mussten, sollten mir erst viele Jahrzehnte später bei der genaueren Betrachtung meiner Geburtsbilder für dieses Buch in den Sinn kommen.
Die spitze Form meines Kopfes erinnerte mit einhundertprozentiger, ja nicht sogar tausendprozentiger Sicherheit an die des weltbesten glatzköpfigen Schauspielers des 21. Jahrhunderts, Patrick Stewart, welcher in seiner Rolle als Captain eines ziemlich großen Raumschiffs für sein kompetentes, weitreichendes und diplomatisches Geschick gegenüber seiner Crew und der Sternenflotte in den Weiten des Weltalls wertgeschätzt wurde und all jene Eigenschaften aufwies, welche mir als im Sternzeichen Widder Geborenem von Geburt an fehlen sollten. Gott sei Dank bildete sich die Keilkopfform, welche eher an einen Kegel als an einen Kreis erinnerte, im Laufe der Jahre zurück.
Anders als bei meinem Kopf, sollte sich dies jedoch bei meinen beiden Ohren gestalten, welche nach dem Verlassen des Geburtskanales nicht die erwartete und erhoffte Form eines schönen Schmetterlings annahmen, sondern die eines afrikanischen Steppenelefanten, welcher nicht nur als schwerstes Landsäugetier mit mehr als sechs Tonnen Lebendgewicht den unangefochtenen ersten Platz in den naturwissenschaftlichen Büchern über die Tiere der Erde einnimmt. Nein, dieses Säugertier mit dem lateinischen Namen Loxodonta africana beeindruckte anerkannte und promovierte Biologen nicht nur mit seinem stattlichen Gewicht, sondern auch mit seinen überdimensional großen Ohren, welche mit der Breite von 1,20 Meter und einer Höhe von fast 2,00 Meter größer schienen als die eines ausgewachsenen mitteleuropäischen Homo sapiens. Hierbei sollte es für außenstehende Person keine nennenswerte Rolle spielen, ob es sich bei diesen monströsen, respekteinflößenden afrikanischen Elefantenohren um die eines männlichen Bullen oder die einer weiblichen Kuh handelte.
Zurück zu mir. Wie aus dem Nichts stand beziehungsweise krabbelte ich als kleiner, neuer, bedingt demokratischer Anti-alles-willkommens-Bürger mit meinen immensen, halb eingerollten Elefantenohren durchs Leben, ohne dass mich meine Eltern und Großeltern vorher jemals fragten, ob ich es denn überhaupt in Betracht gezogen hätte, mein Dasein im Hier und Jetzt auf dieser Welt zu fristen.
Während in den ZeKiWa DDR-Kinderwägen (Made in Zeitz) um mich herum, Worte wie: „Guchi Guchi Gu“, oder: „Was für ein süßer kleiner Fratz“, zu vernehmen waren, herrschte beim Hineinblicken ins Innere des quietschgelben Kinderwagens meiner Mutter meistens paralysiertes Schweigen. Was damit zusammenhing, dass ältere, meiner Mutter meist völlig unbekannte Menschen plötzlich neben dem Kinderwagen stehen blieben, um ungefragt einen Blick ins Innere von diesem zu werfen.
Nachdem sie im Inneren des Kinderwagens nicht wie erhofft den „süßen kleinen Fratz“ sondern mich erblickten, drehten sie sich augenblicklich angewidert und schockiert zu meiner Mutter um.
Nur wenige Augenblicke später suchten jene Menschen, welche zuvor unbedingt ins Innere des Kinderwagens schauen wollten, schockiert auf nimmer Wiedersehen das Weite.
In den ersten Lebensjahren meines noch jungen Daseins stolperte ich mehr schlecht als recht durch unsere 108.333 Quadratkilometer große Deutsche Demokratische Republik. Unbedacht und ohne eingeschaltete Hirnfunktion mit dem Kopf voran begann ich meine persönliche Rebellion unter dem vermeintlichen Schutz von Hammer, Zirkel und Ährenkranz.
Wenn Sie mich heute danach fragen würden, gegen was ich zur damaligen Zeit rebellierte, ich könnte es mit einigen wenigen Worten zusammenfassen, um genau zu sein mit vier Worten: Gegen alles, gegen nichts.
„Nichts ist schwieriger und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: ,Nein!‘“
Kurt Tucholsky (1890-1935), Schriftsteller
Freiheit, Schule, Genosse Erich Honecker
Es war in der letzten Schulstunde, kurz vor den Sommerferien, als wir gemeinsam in unserem sozialistischen Einheitsklassenzimmer der 8. Polytechnischen Oberschule „Rosa Luxemburg“ Bankreihe um Bankreihe wie die Hühner auf der Stange in einer nicht zertifizierten ökologischen volkseigenen Hühnermastfarm dicht gedrängt als Klassenkollektiv nebeneinandersaßen.
In dem von Großmutter extra mit Ata aus dem VEB Waschmaschinenwerk Genthin für diesen besonderen Tag frisch gestärkten und gebügelten, strahlend weißen Pionierhemd und dem roten Pioniertuch aus Polykarbonat, welches ich eigenständig um meinen Hals gewickelt hatte, fühlte ich mich bereit, das Jahresendzeugnis aus den Händen meiner Klassenlehrerin in Empfang zu nehmen.
Vom Platz neben Sybille, welche das Amt der Klassenstreberin beziehungsweise das der Klassensprecherin innehatte, konnte ich unsere Klassenlehrerin dabei beobachten, wie sie, von hinten beginnend, jedem sein persönliches Zeugnis überreichte. Eben noch drei Reihen weiter hinter uns, stand sie plötzlich, wie aus dem Nichts, direkt neben uns und drückte Sybille und mir mit einem vernichtenden Blick die letzten beiden übriggeblieben Zeugnisse in die Hände.
Während sich Sybille wie ein Honigkuchenmarmeladenpferd oder besser gesagt wie jene dauergrinsende Katze, welche der Meisterfeder des intellektuellen literarischen Nonsens entsprang, der des Schriftstellers Lewis Carroll, über ihr „Eins-Nuller-best-ever-Pionier-Zeugnis“ freute, genügte ein kurzer Blick auf mein Zeugnis, um zu erkennen, dass ich anders als Sybille und die anderen Schüler meiner Klasse das Jahrgangsziel dieser Klassenstufe nicht erreichte.
Ich hatte versagt und alle Menschen um mich herum waren wie immer zutiefst enttäuscht, allen voran meine Eltern und Großeltern und der Staatsratsvorsitzende. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich mich im nächsten Schuljahr mit meiner zu absolvierenden Ehrenrunde neben Nobelpreisträgern, Politikern und Schauspielern einreihte, welche ebenfalls in ihrer Schulzeit, entgegen des elterlichen Rats für die Schule zu lernen, eben genau dies nicht taten. Persönlichkeiten wie Harald Schmidt, Thomas Gottschalk, Otto Waalkes, Uwe Ochsenknecht, Heiner Lauterbach, Edmund Stoiber, Peer Steinbrück, Christian Wulff, Mehmet Scholl und sogar Albert Einstein meisterten ihren späteren Lebensweg trotz Sitzenbleibens erfolgreich, ohne für diese gottverdammte Schule zu lernen.
Zum damaligen Zeitpunkt besaß ich noch nicht den Weitblick, der mit Sicherheit hilfreich und angebracht gewesen wäre, also wischte ich das Zeugnis mit einer Handbewegung unter den wachsamen Augen unseres Staatsratsvorsitzenden der Deutschen Demokratischen Republik, Genosse Erich Honecker, vom Tisch auf den asbestverseuchten Linoleumboden unseres Klassenzimmers.
Rot schien in diesem Moment nicht nur die Farbe des Parteibuches von Frau K. zu sein, welche im Musikunterricht immer besonders eifrig „Brüder zur Sonne zur Freiheit“ des Dirigenten Hermann Scherchen sang, der wiederum diese Fassung des Liedes während seiner Kriegsgefangenschaft im Jahre 1918 aus dem Russischen ins Deutsche für die Nachwelt umkomponierte.
Mit hochrotem Kopf richtete sie ihren Zeigefinger auf meine Person und krakeelte lauthals herum, dass ich augenblicklich mein Zeugnis vom volkseigenem, also dem Volk gehörenden Fußboden aufzuheben hätte. Diese Reaktion unterstrich sie mit einem: „Sofort, mein Freundchen!“ Ich blieb in meiner frechen, uncharmanten Art, und mir meiner Sache ziemlich sicher, einfach auf dem alten braunen Holzstuhl sitzen und lächelte verschmitzt zu Frau K. hinüber, welche dies vermutlich noch mehr erzürnen ließ, sodass sie schnurstracks und ohne Umwege zum Schuldirektor unserer Schule rannte, um diesem mein unsozialistisches Schülerverhalten umgehend zu melden. Der Direktor, dem mein Name bereits von nicht sozialkonformem Verhalten an seiner Schule ein Begriff war, stellte sofort seinen frisch aufgebrühten „Muckefuck“-Kaffee zur Seite und folgte Frau K. schnellen Schrittes in unser Klassenzimmer. Rückblickend betrachtet hing dies wohl auch damit zusammen, dass mich der Schulleiter, nach einer Auseinandersetzung zwischen mehreren Schülern vor dem Direktorenzimmer, an meinen viel zu großen Ohren packte und mir folgende unüberlegten Worte in mein kindliches Gesicht knallte: „Weiss, du bist wie Alfons Zitterbacke, zwar nicht so fett, aber vermutlich genau so blöd.“
Tief getroffen von der boshaften Äußerung des Direktors erwiderte ich ebenfalls nicht respektvolle Worte in seine Richtung, was diesen wiederum dazu animierte, seinen zentnerschweren Schlüsselbund nach mir zu schmeißen. Dieser verfehlte zum Glück sein Ziel um Meilen und ich sah zu, dass ich meine Beine in die Hand nahm. Frau K. kehrte jedenfalls gemeinsam mit dem Direktor völlig außer Atem in den Klassenraum zurück. Ob das Schnaufen und Nach-Luft-Ringen der beiden Pädagogen daher rührte, dass die Entfernung vom Direktorenzimmer zum Klassenraum weniger als zwanzig Meter betrug, oder ob es von der nicht linientreuen sozialistischen, sondern rebellischen Haltung meiner Person herrührte, kann ich mit Sicherheit nach so vielen Jahren nicht mehr beurteilen.
Mich erinnerte diese Situation an eine Geschichte, welche uns unsere Kindergärtnerin im Kindergarten kurz vor dem Mittagsschlaf aus einem Kinder- und Jugendbuch der Buchautorin Elizabeth Shaw vorlas, in welcher der böse Wolf versuchte, drei kleine, fette Schweinchen zu fressen.
Im übertragenen Sinne, so erzählte es uns unsere Kindergärtnerin Sabine, standen die drei fetten Schweinchen für die freiheitliche Grundordnung unseres zu schützenden sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates. Der Wolf hingegen nahm die Rolle des bösen imperialistischen Klassenfeindes ein, der den Schweinchen die wohlbehütete sozialistische Heimat rauben wollte, in welcher diese sorgenfrei aufwuchsen.
Der Wolf, welcher sich die Schweinchen in seinen Schlund einverleiben wollte, zeigte so auf erschreckende Weise die nimmersatte Gier des Kapitalismus. Jedoch hatte der Wolf die Rechnung ohne die drei Schweinchen gemacht, die kurz zuvor ihre vormilitärische Ausbildung in einem paramilitärischen Ausbildungslager der GST mit Auszeichnung erfolgreich abgeschlossen hatten. Und so verteidigten die Schweinchen ihre Häuser siegreich gegenüber dem Wolf.
Doch zurück zu meiner Geschichte: „Thälmann-Pionier Weiss, heb sofort dein Zeugnis auf!“, begann der Direktor wie von einer Tarantel gestochen fuchsteufelswild herumzukeifen, während ich beobachtete, wie aus seinem Mund kleine, nicht näher bestimmbare Brocken, vermutlich Essenreste vom letzten Abendmahl, in den unterschiedlichsten Richtungen durch das Klassenzimmer flogen. Da ich mir keinen Kopf darüber machte, wie es denn nun weitergehen würde, blieb ich die gesamte Zeit über einfach auf dem alten Holzstuhl sitzen. Dem Direktor, dem der Sachverhalt mit mir scheinbar langsam zu bunt wurde, packte mich kurzerhand entschlossen an meinen kindlich dünnen Oberärmchen und zog mich nach vorne, um das auf dem Boden liegende Zeugnis aufzuheben. Also hob ich das Zeugnis vom Boden des Kassenzimmers auf und legte es zurück auf den Tisch.
Der Direktor und Frau K. lächelten siegessicher, was vermutlich daran lag, dass sie fälschlicherweise in der Annahme waren, dass mit dem Aufheben die Operation „Zeugnisausgabe“ beendet sein würde. Da hatten sich die beiden pädagogischen Fachkräfte aber mehr als getäuscht. Jung und ungestüm besaß ich damals noch nicht die geistige Reife, um zu erahnen, welche Reaktionen mein Tun und Handeln bei Personen hervorrufen könnte. Und so tat ich eben das, wozu ich mich in diesem Moment berufen fühlte. Ich teilte das Zeugnis unter den wachsamen Augen des Staatsratsvorsitzenden, Frau K.s, sowie des Direktors und den ebenfalls anwesenden Schülerinnen und Schülern in zwei Hälften.
Irritiert blickten alle im Raum den beiden Zeugnishälften hinterher, wie diese langsam zu Boden schwebten. Weder der Schulleiter, noch Frau K., noch sonst jemand in der Klasse unternahm einen Versuch, drauf etwas zu sagen. In diesem Moment der völligen Stille fühlte ich die Freiheit des jungen, nicht zu bändigenden Revolutionärs in mir.
Nun, das Unschöne an einer Revolution ist, dass meist nach dem Überraschungsangriff kein „Plan B“ zur Verfügung steht, da man davon ausgeht, dass der Überraschungsangriff seine Wirkung nicht verfehlt. Falsch gedacht! Ich überlegte mir nämlich schon eine neue Strategie, während mich der Schulleiter am Kragen meines gestärkten Pionierhemdes packte und mich über den Schulflur ins Rektorenzimmer zog. Standhaft versuchte ich, mich wie mein Held Don Quijote, welcher einst mit seinem Knappen Sancho Panza gegen Riesen und Windmühlen ankämpfte, gegen das Unrecht zur Wehr zu setzen, welches mir vermeintlich gerade widerfuhr. Vergeblich. Und so fand ich mich am äußersten Ende des Direktorenzimmers mit Blickrichtung auf ein weiteres Portrait des Staatsratsvorsitzenden unserer blühenden Deutschen Demokratischen Republik wieder.
Der Rektor ließ mich auf einem alten Stuhl Platz nehmen, der ein Relikt aus Zeiten der kubanischen Revolutionsgarden zu sein schien, denen auch Fidel Castro und Che Guevara angehörten in ihrem unermüdlichen Kampf gegen den kubanischen Diktator Fulgencio Batista, der am 1. Januar 1959 aus Havanna flüchtete. Wie auch immer der alte, braune kunstlederbezogene Stuhl den Weg aus dem sozialistischen Kuba in das Zimmer unseres Direktors fand, blieb für mich ein schier unlösbares Rätsel. Während ich mich auf den kunstlederbezogenen Stuhl setzte, suchte der Direktor nach der Telefonnummer meines Großvaters, aus dem nicht mal zwanzig Seiten umfassenden Telefonbuch. Großvater hatte aufgrund seiner Parteizugehörigkeit einen Festnetzanschluss ins Arbeitszimmer gelegt bekommen, um für den Ernstfall eines unmittelbar bevorstehenden Angriffs durch den imperialistischen Klassenfeind der Parteiführung des Zentralkomitees der SED allzeit zur Verfügung zu stehen. Nach einer Weile des Wartens am Telefon nahm Großvater schließlich den Hörer in die Hand. Der Direktor vergewisserte sich, ob es sich denn wirklich um meinen Großvater am anderen Ende der Leitung handelte. Nachdem er dies erneut bejahte, sprach ihn der Direktor mit den Worten an: „Genosse Walter, wäre es dir möglich, sofort in die Schule zu kommen?“
Kurze Zeit später öffnete die Sekretärin die Zimmertür des Rektors und mein Großvater betrat den Raum. „Komm rein Walter, komm rein!“, sprach der Direktor, während er vom Stuhl aufsprang und meinen Großvater brüderlich mit Küsschen auf die Wange begrüßte. „Walter, du glaubst nicht, was hier gerade los war. Das kannst du dir nicht vorstellen.“ Während er das sagte, legte er die Hände meines Großvaters in seine Hände und begann diese, wie im Sozialismus üblich, brüderlich hin- und her-zu-schütteln. Großvater nahm seinen Hut vom Kopf und legte diesen in aller Seelenruhe vor sich auf den großen Tisch des Direktors. „Walter, dein Enkel ist komplett übergeschnappt.“
Dabei schüttelte er immer wieder seinen Kopf hin und her. Dieses Hin-und-her-Schütteln seines Kopfes erinnerte mich in diesem Moment stark an den braunen Wackeldackel auf der Hutablage des Wartburg-PKWs meines Vaters. Im Verlauf des Gespräches hörte ich heraus, wie die beiden immer wieder auf die Partei zu sprechen kamen und was die anderen Genossinnen und Genossen davon halten würden, wenn sie von diesem „Fauxpas“ seines Enkelkindes erfahren würden. Nach einigem Hin und Her bat der Direktor meinen Großvater darum, dass er mit mir zu Hause ein ernsthaftes Gespräch über den „Sinn des Lebens“ führen würde.
Nachdem mein Vater mich früher als sonst bei meinen Großeltern in der vom Ministerium für Staatssicherheit verwanzten Wohnung abholen wollte, gelangte ich zu der Erkenntnis, dass dieser Tag kein gutes Ende für mich nehmen würde.
Russen, Amis, Teppichklopfer
Das Arbeitszimmer, in welches sich Großvater und Vater zur geheimen Unterhaltung ohne mich zurückzogen, wirkte auf den ersten Blick für Außenstehende immer wie Willi Schwabes Rumpelkammer. Bis unter die Decke hingen an den Wänden allerhand Relikte und Geschenke alter Weg- und Kampfgefährten aus Jagd und Politik, welche Großvater über Jahrzehnte hinweg in dem Arbeitszimmer aufbewahrte. Auf der einen Seite hing neben zwei 18-Ender-Hirschgeweihen, welche er auf der Jagd selbst erlegte, ein beachtlich präparierter Widderschädel, welchen Großvater wahrscheinlich zu meinen Ehren an der Wand in der Mitte des Raumes platzierte.
An der gegenüberliegenden Wand hingen Unmengen bemalter Porzellanteller aus den volkseigenen Porzellanfabriken Kahla und Meißen, welche mit Heldengeschichten der glorreichen Sowjetarmee verziert waren. Auf dem Sekretär meines Großvaters stand eine kleine originalgetreue Nachbildung der Sowjetischen Sputnik-1-Kapsel, welche ich entgegen der Weisung meines Großvaters als kleiner Junge hin und wieder heimlich in die Hand nahm, um damit zu spielen. Das größere Original beförderten die Russen am 4. Oktober 1957 vom Weltraumbahnhof Baikonur in der kasachischen Wüste ins All.
Die Mission glückte und die westliche Welt verharrte in einer Art Schockzustand. Weltweit sprach man zu diesem Zeitpunkt nur noch vom „Sputnik-Schock“. Die Sowjets hatten es damals also tatsächlich geschafft, den Amerikanern einen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen. Wenige Jahre nach der ersten Schockwelle gegen die Westalliierten traten die Russen im Kampf um die Vorherrschaft im All gegen die Amerikaner noch mal kräftig nach, als die damit beauftragten Organe des Politbüros der KPdSU am 12. April 1961, also lange vor meiner Geburt, Juri Alexejewitsch Gagarin als ersten Menschen in die unendlichen Weiten des Weltalls schossen.
Und während er mit einer Pistole an Bord in einer Höhe von 327 Kilometern, 108 Minuten lang als erster Mensch die Erde umkreiste, schrieb er nebenbei Weltraumgeschichte.
Noch während Gagarin in der Kapsel „Wostok-1“ mit seiner Pistole an Bord um die Erde kreiste, wurde ihm von der Bodenstation „Morgenröte 1“ aus mitgeteilt, dass er vom Oberleutnant zum Major befördert wurde. Genosse Gagarin, dem die Beförderung zu diesem Zeitpunkt salopp gesagt „am Arsch vorbei ging“, teilte seinen Kampfgenossen der Station „Morgenröte 1“ über Funk mit, dass er vermutlich brenne.
Wie sich später herausstellte, löste bzw. trennte sich die Raumkapsel nicht ordnungsgemäß von der Versorgungseinheit des Raumschiffs ab und begann dadurch, sich um die eigene Achse zu drehen. Kennen Sie das Gefühl? Dies ist ungefähr so, als wenn Sie auf dem Münchner Oktoberfest nach zwei Maßkrug Bier „Wilde Maus“ fahren, nur 1000-mal krasser.
Warum Gagarin jedoch eine Pistole im All bei sich trug, wird wohl für immer das Geheimnis derjenigen bleiben, die ihm die Pistole in seinen Astronautenanzug steckten, bevor sie ihn in den Weltraum schossen. Nach seiner erfolgreichen Landung südwestlich der Stadt Engels im Oblast Saratow feierte man Gagarin als neuen russischen Nationalhelden. Das SED-Parteiblatt „Neues Deutschland“ titelte über seine „beispiellose Tat für den Frieden und den Fortschritt der Menschheit“.
Die Vereinten Nationen erklärten den 12. April fortan zum Internationalen Tag der Raumfahrt. Die Sowjets hatten ihren ersten „Popstar im Ostblock“. Juri Alexejewitsch Gagarin verunglückte bei einem Übungsflug am 27. März 1968 in einer MiG 15UTI gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten Oberst und Kommandeur des Kosmonauten-Trainingsregimentes Wladimir Serjogin tödlich. Beide trugen die Auszeichnung „Held der Sowjetunion“.
„Juri Gagarin war ungewöhnlich, mitreißend und zugleich einer von uns. Und er hatte dieses geniale Lächeln.“
Wjatscheslaw Klimentow, stellv. Leiter des Raumfahrtmuseums in Moskau
Und was taten die Amerikaner? Die am Boden liegenden und angezählten Ingenieure und Techniker in Cape Canaveral erhoben sich von der Schmach der immerwährenden Niederlagen der letzten Jahrzehnte um die Vorherrschaft im All. Voller Stolz arbeiteten sie daran, es der gesamten Weltöffentlichkeit, allen voran den Sowjets, zu zeigen, was es heißt, den amerikanischen Traum vom „Way of Life“ zu leben. Am Abend des 20. Juli 1969 um 21:17 Uhr deutscher Zeit betrat der Amerikaner Neil Armstrong als erster Mensch überhaupt die dunkle Seite des Mondes in einem weißen mit Aluminium bedampften Raumanzug aus seiner Mondlandefähre heraus die Mondoberfläche. Knapp 600 Millionen Menschen fieberten weltweit zur selben Zeit vor ihren Schwarz-Weiß-Fernsehgeräten mit, wie Armstrong mit seinen Fuß von der obersten Sprosse der Leiter des Landemoduls „Eagle“ hinunterstieg und sich mit den Worten „That‘s one small step for a man, one giant leap for mankind!“ einen Platz in den Geschichtsbüchern unserer Zeit sicherte.
Die erfolgreiche Landung der Apollo 11-Landekapsel auf der Mondoberfläche sowie die Rückkehr der Astronauten zur Erde verhalfen der NASA zum lang erhofften und innig herbeigesehnten Erfolg im Wettlauf um die Vorherrschaft im All, auch wenn bis heute ungeklärt ist, wer die geschichtsträchtigen Worte verfasste, die der gute alte Neil aussprach. Eine überlieferte Geschichte besagt, dass die NASA für diesen einzigartigen bevorstehenden historischen Moment, nichts, aber auch rein gar nichts dem Zufall überlassen wollte und sie den amerikanischen Dramatiker Arthur Miller darum baten, für diesen geschichtsträchtigen, einzigartigen, ehrwürdigen Moment die richtigen Worte zu verfassen.
Andere Zeitzeugen wiederum meinten, die amerikanischen Astronauten hatten sich diese Geschichte auf ihrem Flug zum Mond kurzerhand ausgedacht. Wenn Sie mich fragen, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Kurzum, an diesem Abend, bei sternenklarem Nachthimmel, konnte ich meinen Vater in unserer Drei-Zimmer-Plattenbauwohnung der einheitlichen Wohnungsbauserie 70, kurz WBS 70, dabei beobachten, wie er den bis dahin in der Ecke hängenden, handgefertigten, ökologisch-unbenutzten Teppichklopfer in seine Hände nahm und mit diesem ins Kindezimmer zurückkehrte. Und während der Teppichklopfer auf meinem Allerwertesten filigran und anmutig hin- und her-tanzte, musste ich mir notgedrungen eingestehen, dass ich mit meiner persönlichen Rebellion gegen Margot Honeckers sozialistisches Schulsystem gnadenlos gescheitert war.
Vom Widder, Steinbock und dem fetten Schwein
Der Anfang von allem begann damit, dass Alexander, einer meiner besten Freunde, mir eigens für meine unmittelbar bevorstehende Geburtstagsfeier seine über alles geliebte Autowerkstatt zur Verfügung stellte. Nachdem die letzte Kundschaft und die Angestellten die Räumlichkeiten der Autowerkstatt verlassen hatten, dekorierten wir die weißen Wände der Industriehalle mit Girlanden, Partylichtern und allerhand anderem merkwürdigen aus China kommenden, aber preiswerten Schnickschnack.
Auf die nicht-ökologischen und keineswegs nachhaltig produzierten Tischdecken „Made in China“ stellten wir kleine Teelichter einer schwedischen Möbelhauskette, die dem Anschein nach vermutlich ebenfalls aus China, Kambodscha oder Indonesien stammten. Mit leuchtend strahlenden Augen, und aufgeregt wie ein kleines Kind, fieberte, ja, sehnte ich den Moment, den Augenblick herbei, an dem die Party zu meinen Ehren endlich beginnen würde.
Als die Zeit des Feierns endlich gekommen war, erhoben meine Freunde an diesem noch recht jungen Abend ihre Gläser in meine Richtung und prosteten mir zu, während ich am Grill nach guter alter Thüringer Hausmannsart die gut durchgekutterten Würste mal nach links und mal nach rechts drehte. Aus den Boxen dröhnten die Klänge von Rummelsnuff und Maat Asbach, die uns mit ihrem kulturellen Liedgut über die heimatliche Bratwurst auf einen feuchtfröhlichen Abend einstimmten.
Bratwurstzange
1. Strophe
Reines Mett und Speck vom Schwein
Die Würzmischung bleibt streng geheim
Der Fleischer grad das Brät noch rührt
Der Brater schon die Kohle schürt
Gewolft, gekuttert, in den Darm
Und der Grill ist auch schon warm
Wir braten nicht auf Strom und Gas
Nur auf Kohle macht es Spaß
Refrain
Wir drehen die Wurst genügend lange
Wir brauchen keine Bratwurstzange
Männer hier im Thüringer Land
Wenden scheulos mit der Hand
(Mit der Hand – mit der Hand – mit der Hand)
2. Strophe
Nun ist uns‘re Wurst vom Rost
Nicht gerade leichte Kost
Und schon ist ein Grund gefunden
Mit ‘nem Kurzen abzurunden
Die beste Möglichkeit von vielen
Wär‘ mit ‘nem Schwarzbier nachzuspülen
Refrain
Wir drehen die Wurst genügend lange
Wir brauchen keine Bratwurstzange
Männer hier im Thüringer Land
Wenden scheulos mit der Hand
Wir drehen die Wurst genügend lange
Wir brauchen keine Bratwurstzange
Männer hier im Thüringer Land
Wenden scheulos mit der Hand
(Mit der Hand – mit der Hand – mit der Hand)
Text und Gesang: Der Käpt’n alias Rummelsnuff
Millionen an Neurotransmittern, welche ein wahres Feuerwerk an Glücksgefühlen im Inneren meines Körpers auslösten, ließen in mir den Entschluss aufkommen, meine im Vorfeld niedergeschriebene melodramatische, gut vorbereitete und zigmal überarbeitete Abschlussrede auf den jetzigen Moment vorzuziehen.
Wenige Augenblicke später, noch bevor ich die erste Silbe der immerhin auswendig gelernten Rede über meine Lippen bekam, wurde ich durch mehrere meiner Freunde in die Mitte der Werkstatt geschoben. Nachdem ich mich nun inmitten der Werkstatt wiederfand, übereichten mir meine Freunde mit Tränen in den Augen eine Glückwunschkarte, die sie zuvor liebevoll signierten und zum Abschluss mit einem kleinen selbstgemalten, grinsenden, hässlichen, fetten Schweinchen versahen, das augenscheinlich eine gewisse Ähnlichkeit mit mir aufwies.
Die Tränen, welche meinen Freunden die Wangen hinunterliefen, rührten sicher nicht daher, dass sie von diesem Moment sonderlich mitgenommen waren. Vielmehr war es so, dass sie dabei sehr laut lachten und sich immer wieder auf ihre eigenen Oberschenkel klopften, als sie mir die Glückwunschkarte übergaben. Ich öffnete die Glückwunschkarte und versuchte, das Lachen meiner Freunde für den Moment zu ignorieren. Unter dem handgezeichneten kleinen, fetten Schweinchen hatten meine Freunde den liebevollen Text in Großbuchstaben geschrieben: „Bleib so hässlich wie du bist.“ Fuck, Scheiße, Mittelfinger nach oben.
Am meisten jedoch beeindruckte mich ein kleines einhundertneunundzwanzig Seiten starkes Buch in der Geschenkekiste meiner Partnerin. Seite um Seite las ich in diesem Buch über die angeblich widerlichen, ehrlichen, hassenden, gnadenlosen, liebenden, romantischen, hingebungsvollen, versaute Schwengel zeigenden, breit- und bockbeinigen Seiten meines widderlichen Sternzeichens.
Vermutlich rührten diese Weisheiten von den süßen Kaninchen der Gattung Widder her, welche mit ihren langen Ohren Jahr um Jahr am Ostersonntag entwurmt und gehäutet in den heimischen Backofen wanderten, um anschließend knusprig gebraten mit „Hütes und Brüh“ bis auf die Knochen abgenagt und verspeist zu werden. Vermutlich sollte genau dieser Aspekt meines Sternzeichens widergespiegelt werden. Ich las also Seite um Seite unter den wachsamen Augen meiner Partnerin auf der Suche nach der Wahrheit über mich und mein Sternzeichen.
An diesen Hokuspokus-Kokolores-Firlefanz-Scheiß, das können Sie mir glauben, glaube ich wahrlich nicht, möchte jedoch erwähnen, dass meine Partnerin vom Sternzeichen her ein weiblicher Steinbock ist. Kennen Sie einen Menschen in Ihrem persönlichen oder weitläufigen Bekanntenkreis, der in diesem Tierkreiszeichen geboren wurde? Nein? Beneidenswert! Sie sind ein richtiger Glückspilz! Aber vielleicht kennen Sie die Medusa aus der griechischen Mythologie.
Das war die Tante mit dem haarigen Schlangenkopf, die durch das Schwert von Perseus, Sohn des Zeus, in einer Nacht- und Nebelaktion – dank des bereitgestellten Schildes der Göttin Athene und der eilig herbeigeschafften Tarnkappe der Nymphen, die im Olymp sozusagen als Aushilfsgöttinen ihren Dienst absolvierten – den Tod fand. Da Medusas Augen auch nach ihrem Ableben immer noch Götter, Menschen und Tiere in toten Stein verwandeln konnten, nahm Perseus, Sohn des Zeus, ein alterstypisches biologisch wiederverwertbares Leinentuch und wickelte den abgetrennten Kopf, den er zuvor fachmännisch enthauptete, darin ein. Danach machte er sich auf dem Rücken des Pegasus‘ – dem fliegenden Pferd, das den Rumpf des vor ihm liegenden toten, verfaulenden und stinkenden Kadavers kurz zuvor entsprungen war – aus dem Staub vor Medusas ziemlich aufgebrachten Schwestern Stheno und Euryale.
Jetzt kennen Sie den todbringenden und hasserfüllten Blick eines weiblichen Steinbocks, der es vermag, den ihm Gegenüberstehenden zu Stein erstarren zu lassen, wohlbemerkt zu totem Stein! Wenn also meine Augen auch nur einige wenige Millimeter von den Zeilen des Hokuspokus-fidibus-Horoskop-Zauberbuches abgewichen wären, ich hätte mit einhundertprozentiger Sicherheit laut geschrien, aber nicht vor Glück. Es ist kein Geheimnis und in der Welt der orakelnden Astrologen hinreichend bekannt, dass der Steinbock eines der unkontrollierbarsten und widerspenstigen Sternzeichen neben dem Stier und dem Wassermann ist, das nicht einmal im Ansatz seine Gefühle und Emotionen im Zaum halten kann. Sie sind der Auffassung und der Überzeugung, ich würde maßlos übertreiben? Schön für Sie, ich untertreibe! Ein simples, nachzuvollziehendes Beispiel: Die Lebenspartnerin meines besten Freundes ist, wie meine Partnerin, ein im Sternzeichen geborener unkontrollierbarer und widerspenstiger Steinbock.
Eines Abends vor langer, langer Zeit saß mein Freund mit seinem zukünftigen Schwiegervater am knisternden Lagerfeuer und trank eine Flasche des feinsten in Bremen gebrauten norddeutschen Küstenbiers der weltgrößten Bierbrauerei AB InBev., die dem Segelschiff „Alexander von Humboldt“ ein paar neue grüne Haupt- und Vorsegel spendierte, damit die Besatzung mit diesem einzigartigen Schiff wieder die raue See der sieben Weltmeere befahren konnte. Nebenbei wollte der weltgrößte Brauereikonzern natürlich seine Eigenmarke „Beck‘s“, welche in Bremen so heimisch ist wie die Bremer Stadtmusikanten, ein Stück weit bekannter machen.
Der Vater der Freundin meines Freundes jedenfalls teilte meinem Kumpel mit, dass er sich für ihn freue, aber die Rücknahme der Tochter ins Elternhaus ausgeschlossen wäre. Meines Erachtens sagt das alles! Und jetzt versuche ich mich mit meinem Sternzeichen auf der Bühne der brotlosen Kunst, des Sternzeichen-Orakelns. Eine oft unterschätzte Seite des Widders ist die Fähigkeit, dass er aufgrund seines beseelten Kampfgeistes das Ziel und den Sieg stets klar und deutlich umzusetzen vermag, wenn ihm nicht seine eigene unkontrollierbare Emotionalität im Wege stehen würde.
Diese Emotionalität an unkontrollierbarem, verhaltensauffälligem Verhalten ist meist dann zu beobachten, wenn der Widder, ohne sich über die Folgen Gedanken zu machen, nach vorne stürmt und nichts weiter als verbrannte Erde hinterlässt. Und so begann ich wie ein Krieger, welcher den „Weg des Bushido“ in die Schlacht beschreitet, Buchstabe um Buchstabe in die Tastatur meines Computers zu tippen, in welchem ich mir nicht ganz uneigennützig die Hauptrolle zuwies. Denn welcher Widder bitteschön möchte in einer kleinen Nebenrolle in seinem eigenen, niedergeschriebenen und vermeintlichen Meisterwerk unbekannt und unbedeutend untergehen? Ich mit einhundertprozentiger Sicherheit nicht.
Übermut und Größenwahn