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Der Evangelist Johannes ergänzt die Berichte über Jesus von Matthäus, Markus und Lukas durch seine eigenen Beobachtungen. Auffällig sind sein einfacher Schreibstil sowie die Überlieferung vieler einprägsamer Wortbilder. Johannes fokussiert seinen Bericht überwiegend auf Ereignisse in Jerusalem. Die Lektüre seines Schreibens eignet sich besonders für Menschen, die bei den Grundfragen nach Wahrheit und ewigem Leben tragfähige Antworten suchen.
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Seitenzahl: 155
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Ralf Mühe
Das Johannes-Evangelium
anschaulich, verständlich, lebensnah
www.bibellesebund.net
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2. Auflage 2020
© 2017 Bibellesebund Verlag, Marienheide
© 2024 der E-Book-Ausgabe
Bibellesebund Verlag, Marienheide
bibellesebund.de/
Autor: Ralf Mühe
Lektorat: Burkhard Meißner
Titelfoto: © PPAMPicture – iStock.com
Titelgestaltung: Gisela Auth
Layout des E-Books: Inge Neuhaus
Printausgabe: ISBN 978-3-95568-205-7
E-Book: ISBN 978-3-95568-541-6
Hinweise des Verlags:
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Titel
Impressum
Liebe Leserin, lieber Leser
Einführung in das Johannes-Evangelium
Wer ist Jesus? (Johannes 1,1-13)
Jesus, der Einzigartige (Johannes 1,14-28)
Jesus, Gottes Lamm (Johannes 1,29-51)
Ganz dem himmlischen Vater verpflichtet (Johannes 2,1-12)
Gegen eine kommerzielle Frömmigkeit (Johannes 2,13-25)
Ein Gespräch im Schutz der Nacht (Johannes 3,1-21)
Überwundene Barrieren (Johannes 4,1-42)
Samarien und die Samariter
Der herausfordernde Weg des Glaubens (Johannes 4,43-54)
„Ich habe keinen Menschen …“ (Johannes 5,1-18)
Der Sabbat
Durch Glauben das ewige Leben empfangen (Johannes 5,19-30)
Wenn der Glaube fehlt (Johannes 5,31-47)
Die Ich-bin-Worte
Jesus, unser König! (Johannes 6,1-15)
Brot vom Himmel (Johannes 6,16-36)
Eine herausfordernde Rede (Johannes 6,37-71)
Dienst trotz drohender Verhaftung (Johannes 7,1-31)
An Jesus scheiden sich die Geister (Johannes 7,32-53)
Steinigen? Ja oder Nein! (Johannes 8,1-11)
Leben im Licht (Johannes 8,12-20)
Dispute (Johannes 8,21-59)
Die Augen geöffnet (Johannes 9,1-41)
Jesus, der gute Hirte (Johannes 10,1-30)
Hören auf die Stimme von Jesus
Achtet auf das, was ich tue (Johannes 10,31-42)
Der Tod eines guten Freundes (Johannes 11,1-16)
Alle Hoffnungen begraben (Johannes 11,17-27)
Betende Betrachtung eines Bibeltextes
„Lazarus, komm heraus!“ (Johannes 11,28-45)
Zur Fahndung ausgerufen (Johannes 11,46-57)
Verschwenderische Liebe (Johannes 12,1-11)
„Hosianna!“ (Johannes 12,12-26)
Abschluss des öffentlichen Wirkens (Johannes 12,27-50)
Vorbild statt bloßer Appell (Johannes 13,1-38)
Judas Iskariot (Johannes 13, Auswahl)
Unsere Wohnung in Gottes Vaterhaus (Johannes 14,1-14)
Gottes Wohnung in uns (Johannes 14,15-31)
Der Wahrheitsanspruch im Johannes-Evangelium
Liebt, wie ich euch liebe (Johannes 15,1-17)
Rechnet damit, abgelehnt zu werden (Johannes 15,18–16,4)
Vom Heiligen Geist geleitet (Johannes 16,5-15)
Wissenswertes über den Heiligen Geist
Jetzt glaubt ihr? (Johannes 16,16-33)
Jesus betet (Johannes 17,1-26)
Näher hingeschaut (Johannes 17)
Verraten und verhaftet (Johannes 18,1-11)
Verhört und verleugnet (Johannes 18,12-27)
Beschuldigt und abgelehnt (Johannes 18,28-40)
Gegeißelt und verurteilt (Johannes 19,1-16)
Gekreuzigt und gestorben (Johannes 19,17-30)
Prophetische Aussagen zum Leidensweg von Jesus
Bestattet (Johannes 19,31-42)
Begegnungen am Grab (Johannes 20,1-18)
Ein sympathischer Zweifler (Johannes 20,19-31)
Leere und volle Netze (Johannes 21,1-14)
Einen Versager neu beauftragt (Johannes 21,15-25)
Rückblick
als ich zum Glauben an Jesus Christus fand, habe ich im Johannes-Evangelium mit dem Lesen der Bibel begonnen. Die ersten Erfahrungen, dass Gott durch sein gedrucktes Wort zu mir spricht, habe ich also mit diesem Buch der Bibel gemacht. Damals war ich auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Ich fand ihn, als ich die zahlreichen Aussagen über das ewige Leben entdeckte. Das ist 45 Jahre her. Die Erarbeitung des Johannes-Evangeliums für die Hauskreiswelt fällt in eine Zeit, in der meine Frau die Grenzlinie des Todes überschritten hat. Erneut packen mich die Zusagen über das ewige Leben. Nun aber in einer leidgeprüften Situation. Umso dankbarer empfinde ich, dass diese kostbaren Worte tatsächlich durchtragen. Sie gaben meiner Frau, die so unmittelbar vor den Toren der Ewigkeit stand, eine innere Kraft, die niemand aus sich selbst hervorbringen kann.
Die einfache Sprache mit den einprägsamen Bildworten erfordert keine hohen theologischen Exkurse. Vielmehr erschließen sie sich mit ihrer Vielschichtigkeit in einer Weise, die dazu einlädt, dabei betend zu verweilen. Dieses Innehalten führt zu einer Vergegenwärtigung der irdischen Wirksamkeit von Jesus. Zugleich stärkt sie die Gemeinschaft mit dem Auferstandenen durch ein wachsendes Vertrauen.
Mein Tipp: Markieren Sie in Ihrer Bibel die für Sie bedeutsamen Sätze. Auf diese Weise unterstützen Sie Ihr visuelles Gedächtnis, sodass Sie Textpassagen schneller wiederfinden. Sollten Sie einmal nicht in der Lage sein, sie selbst aufzuschlagen, kann eine andere Person sie Ihnen vorlesen.
Ralf Mühe
Wenn nicht anders angegeben, liegt den Textbezügen die Lutherbibel von 1984 zugrunde.
Der zuletzt verfasste Bericht über Jesus
Mit seinem Evangelium ergänzt der inzwischen alt gewordene Apostel Johannes die Berichte der anderen. Er legt seinen Schwerpunkt auf den Dienst von Jesus in Jerusalem. Johannes gehörte zu dem Kreis der Männer, die Jesus ständig begleiteten. Allerdings verzichtet er darauf, sich beim Namen zu nennen. Es scheint jedoch, der Jünger zu sein, „den Jesus lieb hatte “ (Johannes 13,23, Johannes 19,26, Johannes 20,2 und Johannes 21,7 und 20). Johannes hat Jesus leibhaftig erlebt. Polykarp (ca. 70–160 n. Chr.), der Bischof von Smyrna, hat Johannes noch persönlich gekannt. Irenäus (ca. 130–200 n. Chr.), der spätere Bischof von Lyon, wiederum stammte aus Polycarps Heimatstadt und war dessen Schüler. Irenäus schreibt um das Jahr 180: „Matthäus verfasste seine Evangelienschrift […] in hebräischer Sprache, als Petrus und Paulus zu Rom das Evangelium verkündeten und die Kirche gründeten. Nach deren Tode zeichnete Markus, der Schüler und Dolmetscher von Petrus, dessen Predigt für uns auf. Ähnlich hat Lukas, der Begleiter von Paulus, das von diesem verkündete Evangelium in einem Buch niedergelegt. Zuletzt gab Johannes, der Schüler (Jünger) des Herrn, der an seiner Brust ruhte, während seines Aufenthaltes zu Ephesus in Asien das Evangelium heraus …“
Warum Johannes sein Evangelium geschrieben hat
Johannes hat Menschen im Blick, die mit den jüdischen Gepflogenheiten nicht vertraut sind. Mehrfach erklärt er die Bedeutung von Begriffen (Johannes 1,38 und 41-42 und Johannes 9,7). Ihn treibt das Verlangen an, dass seine Leser zum Glauben an Jesus Christus als dem Sohn Gottes finden und dadurch ewiges Leben erlangen (Johannes 20,31). Dabei beschränkt er sich auf eine Auswahl der Wunder (Johannes 20,30 und 21,25):
Jesus verwandelt Wasser in Wein (Johannes 2,1-11).
Der Sohn eines Beamten des Königs wird geheilt (Johannes 4,46-54).
Heilung eines Gelähmten am Sabbat (Johannes 5,1-18).
Jesus gibt 5000 Leuten zu essen (Johannes 6,1-15).
Jesus geht auf dem See (Johannes 6,16-21).
Heilung eines Blinden (Johannes 9,1-41).
Auferweckung von Lazarus (Johannes 11,1-45).
Im Denken von Johannes ist die Liebe zur Symbolik stark verankert. Die Zahl 7 erinnert daran, dass Gott die Schöpfung in 7 Tagen vollendet hat. Die Zahl 8 weist auf den ersten Tag der neuen Schöpfung hin. Das 8. Wunder ist deshalb zugleich das erste Zeichen des Auferstandenen: der erstaunliche Fischfang (Johannes 21,4-11).
Ein Zeugnis gegen Irrlehren seiner Zeit
Johannes beginnt sein Evangelium mit einer Aussage, die dem ersten Satz der Bibel nachempfunden ist. Alles, was Gott geschaffen hat, ist durch sein Wort entstanden. In 1. Mose 1,3 heißt es: „Und Gott sprach.“ Dieses Wort – griechisch „Logos“ – ist mehr als das Vernunftprinzip des geordneten Kosmos, wie die griechischen Philosophen es sich dachten. Der Logos ist eine Person: Jesus Christus.
Eine aktuelle Bedrohung der christlichen Gemeinden seiner Zeit stellt die religiös esoterische Philosophie der Gnosis („Erkenntnis“) dar. Nach ihrer Lehre bekam der noch leblose Mensch bei der Schöpfung vom Mutter-Vater des Alls den Geist eingehaucht und wurde dadurch kraftvoll. Engel reagierten eifersüchtig und warfen den Menschen in die Region der Materie. Um sie zu retten, schickte der Mutter-Vater des Alls dem Menschen eine Licht-Epinoia (einen Gedanken oder Plan) zu Hilfe. Sie belehrte ihn über sein Herabkommen und den Weg zurück.
Dem stellt Johannes gegenüber, dass Jesus das wahre Licht ist, das jeden Menschen erleuchtet (Johannes 1,9). Und der Auffassung, dass der Mensch vom Gefängnis der Materie frei werden müsse, entgegnet er, dass der Sohn Gottes Materie angenommen hat, als er ein Mensch aus Fleisch und Blut wurde (Johannes 1,14). Nicht Erkenntnis (Gnosis), sondern Jesus ist der Weg, der in die Gemeinschaft mit Gott zurückführt (Johannes 14,6).
Sprachbilder des Johannes-Evangeliums
Johannes betont, dass wir uns entscheiden müssen, ob wir an Jesus glauben wollen. Er ist das Licht, das die Herrlichkeit Gottes in diese Welt hineinbringt. Wer sich dem verschließt, verpasst das Leben in der Gemeinschaft mit Gott. Wir haben das Angebot, durch Jesus den Weg zurück zu unserer himmlischen Bestimmung zu gehen. Als Tür bildet er den Durchgang zum Leben. Er geht uns voran wie ein Hirt den Schafen. Als Weinstock bringt er durch seine Gegenwart in uns Frucht hervor.
Johannes 1,1-13
Erklärungen zum Text
Als diese Welt von Gott geschaffen wurde, existierte Jesus bereits (Vers 1). Er ist nicht Teil dieser Schöpfung, sondern er ist Gott. Und dennoch ist er als eine eigene Person von ihm unterschieden (Vers 1-2). Von Gott kommt alles her. Er ist der Urheber alles Geschaffenen. Durch Jesus ist alles ins Dasein gekommen (Vers 3 und 10). Seine Person steht auch für den Beginn der neuen Schöpfung; deshalb wird der Jünger Johannes sein Evangelium gleichlautend mit 1. Mose 1,1 begonnen haben. Das Wort (griechisch „der Logos“) ging von Gott aus. Es bewirkte durch seine innewohnende Kraft, dass die Schöpfung hervorgebracht und gestaltet wurde.
Leben und Licht gehören zur Persönlichkeit von Jesus. Sie waren bereits präsent, als Gott durch ihn Licht und Leben auf der Erde schuf (Vers 4-5).
Durch Johannes den Täufer kündigte Gott das Große und Unfassbare an: Das Wort wird ein Mensch aus Fleisch und Blut und kommt in seine Welt. Die Verse 9-11 umreißen das Drama seiner Ablehnung. Durch das Licht wird die Finsternis dieser Welt offenbar und das möchte sie nicht wahrhaben (Vers 10). Jesus aufnehmen heißt, sich für seine Gegenwart zu öffnen. Damit wird eine vertrauensvolle Empfangsbereitschaft des Menschen beschrieben. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass jemand als neue Schöpfung zu Gott gehört (Vers 12-13).
Fragen zum Text
In welchem Verhältnis steht Jesus zu Gott dem Vater und in welcher Beziehung zur Schöpfung? Vergleichen Sie auch 1. Korinther 8,6; Kolosser 1,16 und Hebräer 1,2.
Mit welchem Auftrag und Ziel ist Johannes der Täufer aufgetreten? Lesen Sie dazu Apostelgeschichte 19,4.
Unter welchen Voraussetzungen können Menschen zu Gottes Kindern werden? Welche Rolle spielt dabei die ethnische oder religiöse Zugehörigkeit eines Menschen?
Übertragung ins Leben
Dieser einleitende Abschnitt stellt eine Herausforderung dar. Er führt uns bis vor (!) den Anfang zurück, als die Welt erschaffen wurde. Er beschreibt uns ferner Jesus als Gott, der aber doch gegenüber der Person des Vaters eigenständig ist. Wer will das verstehen? Ebenso wenig einsichtig ist, was Jesus sich von uns Menschen bieten lässt, wo wir ihm doch unsere Existenz verdanken.
Wir kommen damit an den entscheidenden Punkt. Gott wendet sich nicht an unsere Logik und den Verstand. Er will nicht erklärt werden, sondern er sucht nach Menschen, die ihm glauben und Jesus Vertrauen entgegenbringen. Gottes neue Schöpfung beginnt mit Frauen und Männern, die ihm Raum in ihrem Leben geben und in seinem Licht leben.
Gesprächsimpuls
Inwieweit können Sie mit einer inneren Gewissheit von sich selbst sagen, dass Sie Gottes Kind sind?
Johannes 1,14-28
Erklärungen zum Text
Er, der Unerschaffene, wurde ein Mensch aus Fleisch und Blut. Damit hat der unsichtbare Gott für uns ein Gesicht bekommen. Der Charakter von Jesus, seine Demut und Liebe, die Vollmacht in seinem Wirken vermittelten die Herrlichkeit des Vaters (Vers 14).
Johannes weist darauf hin, dass der, der nach ihm kommen wird, seinen Ursprung in der Ewigkeit hat (Vers 15). Gottes Offenbarung durch Jesus Christus übertrifft jene am Sinai, als Mose die Gesetzestafeln empfing (Vers 16-18), denn Jesus ist mehr als ein Mensch, er ist „der Eine und Einzige seiner Art“ (Vers 18; Neue evangelistische Übersetzung). Die Aussage, dass niemand Gott je gesehen hat (Vers 18), scheint Zeugnissen im Alten Testament zu widersprechen. Die Propheten haben von Gott jeweils nur seine Offenbarungsgestalt in Visionen gesehen (Jesaja 6,1 und Hesekiel 1 und 10).
Die Fragesteller stützen sich auf Zusagen der Bibel. Elia wurde durch den Propheten Maleachi angekündigt (Maleachi 3,23). Der Prophet ist ein Begriff aus 5. Mose 18,15. Johannes der Täufer beruft sich jedoch auf Jesaja 40,3. Möglich, dass er seine Bedeutung geringer einschätzt, als sie tatsächlich ist.
Üblicherweise wurden Menschen getauft, die zum Judentum konvertierten. Damit bezeugten sie öffentlich ihre Umkehr (Vers 25).
Fragen zum Text
Gehen Sie der Frage nach, warum niemand von uns Gott sehen kann. Lesen Sie dazu 2. Mose 19,21; 33,20 und 1. Timotheus 6,16. Beachten Sie aber auch die Zusagen in Matthäus 5,8 und 1. Johannes 3,2.
Wie lässt sich die Spannung zwischen der Antwort des Täufers (Vers 21) und dem Zeugnis von Jesus in Matthäus 11,14 und 17,12 erklären?
Übertragung ins Leben
Die Vorstellung, dass Gott Mensch geworden ist, der Schöpfer ein Geschöpf, der Ewige ein Sterblicher, der Allmächtige einer, den man ans Kreuz schlägt, lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen; denn sie ist nahezu unfassbar. Was ist das für ein Gott, der so mit sich umspringen lässt? Die Botschaft von Jesus Christus macht es uns nicht leicht, denn sie ist weder vernünftig noch logisch noch ohne Weiteres plausibel. Sie erfordert schlichtweg Glauben. Der lässt uns mit einer vom Heiligen Geist geschenkten Gewissheit erfassen, dass Gott in seiner Schwachheit noch immer mächtiger ist als alle widrigen und boshaften Kräfte dieser Welt. Nutzen Sie die Betrachtung dieses Bibelabschnittes, indem Sie sich Gott zuwenden und ihn anbeten.
Gesprächsimpuls
Was haben Sie vor Augen, wenn sie zu Gott dem Vater beten? Gibt es ein Bild oder eine Vorstellung von ihm?
Johannes 1,29-51
Erklärungen zum Text
Der Hinweis des Täufers bedeutet nichts anderes als: „Seht her, Gott ist bereit, diesen Menschen für euch zu opfern“ (Vers 29). Dessen Identität als Gottes Sohn wird durch die Umschreibung offenbar (Vers 30), dann auch offen ausgesprochen (Vers 34). Die erste Begegnung zwischen Johannes und Jesus geschieht durch ein Offenbarungshandeln, das allein für den Täufer bestimmt ist (Vers 31-33).
Mit dem Auftreten von Jesus ist der Auftrag von Johannes erfüllt. Der Täufer verliert an Einfluss (Vers 37). Es ist erstaunlich, mit welcher Erkenntnis Andreas über Jesus spricht. Der Evangelist Johannes übersetzt für seine nichtjüdische Leserschaft den Titel Messias (Vers 41). Uns ist das griechische Christus geläufiger. Vor Jesus ist niemand ein Fremder (Vers 42 und 47).
Philippus erkennt in Jesus mehr als die natürliche Herkunft (Vers 45). Nathanael verbindet mit dem Ort Nazareth keine der Verheißungen aus dem Alten Testament, darum seine abschätzige Reaktion. Jesus verübelt sie ihm nicht, denn er erkennt, dass die Zweifel aus einem aufrichtigen Herzen kommen (Vers 47). Nathanaels Reaktion beweist, dass seine Skepsis keine prinzipielle Festlegung ist (Vers 49). Die Ankündigung, den Himmel offen zu sehen, weist auf kein in den Evangelien berichtetes Ereignis. Offensichtlich handelt es sich hierbei um eine bildhafte Rede.
Fragen zum Text
Woraus wird ersichtlich, dass mit der Taufe von Jesus der Dienst von Johannes zum Ziel gekommen ist (Vers 33 und 37)?
Worauf bezieht sich Philippus, wenn er Jesus als den beschreibt, von dem Mose und die Propheten geschrieben haben? Lesen Sie dazu 5. Mose 18,15 und 18; 2. Samuel 7,12-13; Psalm 2,7 und Jesaja 42,1-9.
Mit welchen Ausdrücken beschreibt Nathanael Jesus und wie spricht Jesus von sich selbst? Vergleichen Sie Daniel 7,13.
Übertragung ins Leben
Es ist zwecklos, beweisen zu wollen, dass Jesus Gottes Sohn ist. Es braucht die Offenbarung von oben, ein von Gott geschenktes Erkennen, eine persönliche Begegnung. Argumente sind wichtig, aber durch sie erreichen wir nur den Intellekt der Menschen. Wenn wir jedoch Jesus bezeugen, sprechen wir eine andere Ebene des Erkennens an. Jemand wird im Innersten berührt oder aber verhärtet. Deshalb tun wir gut daran, wie Philippus nichts aus eigener Kraft übers Knie zu brechen. „Komm und sieh selbst!“ wartet darauf, bis der andere bereit ist und vertraut auf die Überzeugungskraft, die in der Begegnung mit Jesus liegt. Die radikal veränderte Einstellung von Nathanael ist ein gutes Beispiel dafür, wie Wissen über Jesus durch die persönliche Begegnung mit ihm korrigiert oder ergänzt wird.
Gesprächsimpuls
Welche Erfahrungen haben Sie mit Vorbehalten gegenüber Jesus bei Nachbarn Kollegen oder Verwandten? Wie haben Sie versucht, sie zu überwinden?
Johannes 2,1-12
Erklärungen zum Text
Der dritte Tag bezieht sich auf den Zeitpunkt, als Johannes in Betanien aufgetreten ist (Johannes 1,28-29 und 35). Kana liegt etwa 14 km nördlich von Nazareth. Es ist der Heimatort von Nathanael (Johannes 21,2). Im Wortwechsel zwischen Jesus und seiner Mutter tritt eine notwendige Veränderung zutage: Sie darf nicht länger über ihn bestimmen. Darum die Distanz schaffende Anrede „Frau“. Darum auch die als Frage formulierte Redeweise, dass ihre Erwartung mit seinem Auftrag unvereinbar sei. Für ihn ist nicht die Dringlichkeit einer Situation maßgebend, sondern dass der Vater ihn beauftragt (Vers 4). Es scheint jedoch, dass Marias unerschütterliches Vertrauen zu Jesus dazu beiträgt, dass er handelt (Vers 5).
Die Gefäße für das Wasser zur rituellen Reinigung fassten jeweils knapp 100 Liter. Das Wunder der Verwandlung von Wasser in Wein ist kein Selbstzweck, sondern ein Hinweis auf den Messias (Vers 11). Die Schar der Jünger besteht zu diesem Zeitpunkt aus fünf Männern: Andreas und Petrus, Philippus und Nathanael (Johannes 1,44-45) und Johannes, der als Augenzeuge berichtet (Vers 11).
Fragen zum Text
Inwiefern drückt die typisch hebräische Wendung in Vers 4 tatsächlich eine klare Distanzierung aus? Lesen Sie dazu 2. Samuel 19,23.
Wie werten Sie nach dieser klaren Abgrenzung durch Jesus die Aufforderung von Maria an die Diener (Vers 5)?
Mit welcher Berechtigung kann das Weinwunder mit dem Anbruch der Gottesherrschaft in Zusammenhang gebracht werden? Lesen Sie dazu 1. Mose 49,10-11; Micha 4,4 und Sacharja 3,10.
Übertragung ins Leben
Johannes stellt uns in seinem Evangelium Jesus keineswegs als einen Softie vor. Wirkt doch seine Abgrenzung gegenüber Maria für unsere Ohren geradezu schroff. Jesus lehnt jedoch nicht seine Mutter ab, sondern ihren Anspruch, ihn als ihren Sohn weiterhin bestimmen zu können. Wer Jesus nachfolgt, muss lernen, Gottes Willen gegenüber familiären Bindungen im Gehorsam ihm gegenüber abzuwägen (Lukas 14,26). Damit werden Ehrerbietung und liebevolle Fürsorge nicht aufgehoben. Auch dafür ist Jesus uns ein Beispiel (Johannes 19,26-27).