Das Kind der Doppelgängerin - Patricia Vandenberg - E-Book

Das Kind der Doppelgängerin E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Ein Novembertag grau in grau und mit Nieselregen, hatte Fee Norden angeregt, in die Stadt zu fahren, um Weihnachtseinkäufe zu machen. Sie hatte gemeint, daß das unfreundliche Wetter den Kundenandrang dämpfen würde, aber darin hatte sie sich getäuscht. Andere hatten wohl auch so gedacht wie sie. Aber nun war sie einmal in der City, was selten genug der Fall war, und nun wollte sie auch kaufen, was sie sich vorgenommen hatte. Wohlweislich war sie mit der S-Bahn gefahren und hatte gut daran getan, denn die Parkplätze und Parkhäuser waren schon überfüllt. Was sie kaufen wollte, konnte sie schicken lassen, denn bis Weihnachten waren noch fast vier Wochen Zeit. Im Spielwarengeschäft herrschte schon großer Andrang, und Fee konnte sich wieder mal ärgern, weil manche Kunden überhaupt nicht wußten, was sie eigentlich kaufen wollten. Sie wußte es ganz genau, und sie hatte auch eine bestimmte Verkäuferin, von der sie sich gern bedienen ließ. Als diese Fee gesichtet hatte, nickte sie ihr gleich zu, was bedeutete, daß sie gleich fertig sein würde mit ihrer Kundin. »Die bestellten Sachen sind schon gekommen, Frau Dr. Norden«, sagte Lisa Hamann mit einem Augenzwinkern, »ich stehe gleich zur Verfügung.« Und da drehte sich die Dame um, die sie eben bedient hatte. Sie war schlank und mit dezenter Eleganz gekleidet, etwa gleichgroß wie Fee und wohl auch im gleichen Alter. »Fee«, sagte sie staunend, »das ist eine Überraschung. Welch netter Zufall.« Im ersten Augenblick war Fee sprachlos, denn auf Anhieb hätte sie die andere nicht erkannt, aber es war die Stimme, eine warme Altstimme, die weckte Erinnerungen. »Martina Ehlers«, sagte sie staunend.

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Dr. Norden Bestseller – 343 –

Das Kind der Doppelgängerin

Patricia Vandenberg

Ein Novembertag grau in grau und mit Nieselregen, hatte Fee Norden angeregt, in die Stadt zu fahren, um Weihnachtseinkäufe zu machen. Sie hatte gemeint, daß das unfreundliche Wetter den Kundenandrang dämpfen würde, aber darin hatte sie sich getäuscht. Andere hatten wohl auch so gedacht wie sie. Aber nun war sie einmal in der City, was selten genug der Fall war, und nun wollte sie auch kaufen, was sie sich vorgenommen hatte. Wohlweislich war sie mit der S-Bahn gefahren und hatte gut daran getan, denn die Parkplätze und Parkhäuser waren schon überfüllt. Was sie kaufen wollte, konnte sie schicken lassen, denn bis Weihnachten waren noch fast vier Wochen Zeit.

Im Spielwarengeschäft herrschte schon großer Andrang, und Fee konnte sich wieder mal ärgern, weil manche Kunden überhaupt nicht wußten, was sie eigentlich kaufen wollten. Sie wußte es ganz genau, und sie hatte auch eine bestimmte Verkäuferin, von der sie sich gern bedienen ließ. Als diese Fee gesichtet hatte, nickte sie ihr gleich zu, was bedeutete, daß sie gleich fertig sein würde mit ihrer Kundin.

»Die bestellten Sachen sind schon gekommen, Frau Dr. Norden«, sagte Lisa Hamann mit einem Augenzwinkern, »ich stehe gleich zur Verfügung.«

Und da drehte sich die Dame um, die sie eben bedient hatte. Sie war schlank und mit dezenter Eleganz gekleidet, etwa gleichgroß wie Fee und wohl auch im gleichen Alter.

»Fee«, sagte sie staunend, »das ist eine Überraschung. Welch netter Zufall.«

Im ersten Augenblick war Fee sprachlos, denn auf Anhieb hätte sie die andere nicht erkannt, aber es war die Stimme, eine warme Altstimme, die weckte Erinnerungen.

»Martina Ehlers«, sagte sie staunend. »Das ist wirklich eine Überraschung.«

»Seit zehn Jahren bereits Martina Fehring«, wurde sie mit einem Lächeln korrigiert.

»Das wußte ich nicht, wie schade, daß wir den Kontakt verloren haben.«

»Wenn du Zeit hast, können wir uns anderswo unterhalten«, schlug Martina vor.

»Dafür muß ich mir Zeit nehmen«, sagte Fee. »Bei mir dauert es nicht lange. Die Wünsche unserer Trabanten sind sehr genau aufgeschrieben, und ich lasse mir alles zuschicken.«

Martina Fehring stellte keine persönlichen Fragen mehr. Sie war schon als Studentin immer sehr taktvoll und diskret gewesen, und Fee Norden hatte sie seit dieser Zeit in bester Erinnerung. Nur mit dem Namen Fehring konnte sie Martina nicht in Einklang bringen, aber jetzt wollte sie nicht nachdenken, sie würde sicher mehr von der Studienfreundin erfahren, die auch, wie sie, Medizin studiert hatte.

Fee Norden war überall eine sehr beliebte Kundin, weil sie genau wußte, was sie wollte. Die Kuschelbären für die Zwillinge, die ganz bezaubernde, schon künstlerisch zu nennende Puppe für Anneka, die eigentlich nie laut einen Wunsch äußerte, aber Fee merkte sich auch, wenn sie vor einem Schaufenster stand und leuchtende Augen bekam. Aber Anneka fragte immer nach dem Preis. Zu teuer durfte nicht sein, wovon sie heimlich träumte.

Danny und Felix sollten die Spiele bekommen, mit denen Fee gar nichts anzufangen wußte, weil die Technik ihrem Wunschdenken nicht entsprach. Jedenfalls gab es bei den Nordens in bezug auf Geschenke ein Limit, da die Kinder auch von den Großeltern, Paten und Freunden meist sehr viel bekamen.

Für Daniel hatte Fee einen Lederblouson im Auge, aber den wollte sie sich später ansehen. Martina wartete auf sie, und dieses Wiedersehen bereitete ihr Freude.

Die Spielsachen sollten geschickt werden, Fee hatte bezahlt, und dann verließ sie Arm in Arm mit Martina Fehring das Geschäft. »Für einen Brunch reicht meine Zeit«, sagte Martina. »Gehen wir ins Mövenpick, das ist nicht weit. Nachher muß ich meine Tochter vom Zahnarzt abholen. Wieviel Kinder hast du eigentlich inzwischen?«

»Fünf«, erwiderte Fee lächelnd. »Eigentlich sollten es nur vier werden, aber dann kamen sie als Zwillinge, und jetzt möchte ich natürlich keines mehr hergeben.«

»Beneidenswert, wir haben nur eine Tochter. Vanessa ist jetzt sechs. Sie ist ein sehr liebes Kind.«

Sie waren bald im Mövenpick, fanden einen Tisch, an dem sie allein sitzen konnten und konnten genau das essen, was sie besonders mochten. Mit ihren Figuren konnten sie beide zufrieden sein, und wie sie lachend feststellten, hatten sie auch beide einen guten Appetit.

»Schade, daß wir uns so lange nicht gesehen haben«, sagte Fee.

»Ich bin nach dem Studium gleich nach Hamburg gegangen, bekam eine Stellung als Assistenzärztin bei Dr. Fehring, und er hat mich dann auch geheiratet.«

»Fehring, der Gehirnchirurg?« fragte Fee nachdenklich.

»Ja, er ist jetzt schon sehr bekannt, Professor, und wir waren fünf Jahre in den Staaten. Jetzt werden wir hier seßhaft. Ich hätte dich bestimmt angerufen, um alte Erinnerungen aufzufrischen, Fee, aber dieser Zufall erscheint mir wie ein gutes Omen. Ich habe oft an dich gedacht. Ich wußte auch noch, daß du Daniel Norden geheiratet hast, und von eurer Insel der Hoffnung wird sogar unter den Kollegen in Amerika gesprochen.«

Martinas Gesicht, das zuerst blaß und müde gewirkt hatte, belebte sich. Ihre schönen, klaren Augen sahen Fee geradezu schwärmerisch an.

»Du hast dich überhaupt nicht verändert, Fee«, fuhr sie sprunghaft fort, »nur noch schöner bist du geworden, und fünf Kinder würde man dir schon gar nicht zutrauen.«

»Nun übertreib mal nicht, Martina, du brauchst dein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Praktizierst du noch?«

»Nein, aber ich würde es gern. Vanessa wächst heran. Wir haben unsere schwarze Moly mitgebracht aus Amerika, die den Haushalt so perfekt macht, daß ich überflüssig bin, und Wolf ist ja so selten daheim. Ab und zu würde ich gern eine Aushilfsstellung annehmen, damit ich in der Übung bleibe. In Rochester konnte ich auf den Sozialstationen tätig sein, wenn es Wolf auch nicht gepaßt hat, aber da hat man eine richtige Aufgabe. Mir liegt es nicht, als die Frau des Professors gesellschaftlich zu repräsentieren. Du erinnerst dich vielleicht noch, wie leicht ich einzuschüchtern war. Das hat sich zwar geändert, aber großes Tamtam meide ich immer noch gern.«

»Ich habe leider keine Zeit mehr zu praktizieren, aber bei den zahlreichen Kindern bleibe ich auch in Übung. Und mein Mann ist glücklicherweise ein Allgemeinmediziner, so daß man von mir nicht erwartet, daß ich in illustrer Gesellschaft glänze. Aber mir geht es so wie dir, Martina, ich mag diesen Rummel auch nicht. Ich kenne so einige Kollegenfrauen, die sich schrecklich aufspielen, als wären sie wunder was, und die sich auch gar zu gern mit dem Titel anreden lassen, der nur ihrem Mann zusteht, aber darüber sind wir beide doch erhaben.«

Martinas helle Augen bekamen jetzt schon einen ganz warmen Glanz. »Ich bin so froh, dich getroffen zu haben, Fee. Hoffentlich reißt unsere Verbindung nicht gleich wieder ab.«

»Da wir in einer Stadt wohnen, bestimmt nicht«, erwiderte Fee. »Wo wohnt ihr?«

»Nicht gar so weit entfernt von euch«, erwiderte Martina errötend. »Ich habe nämlich schon im Telefonbuch nachgeschaut. Ziemlich abgelegen, nahe am Birkenwäldchen. Es ist ein sehr hübsches Haus. Du wirst mich ja hoffentlich mal besuchen, besser noch ihr uns. Wolf hat immer sehr herzlich von Daniel geredet. Du, ich weiß noch, wie verschlossen du immer warst, wenn die Rede auf ihn kam. Er war ja sehr begehrt. Du nimmst es mir doch nicht übel, daß ich das sage?«

»Iwo, das ist ja längst überstanden, und du darfst auch ruhig sagen, daß ich sehr eifersüchtig war.«

»Das habe ich gar nicht so bemerkt. Ich weiß nur, daß Daniel ganz narrisch wurde, wenn er dich mit einem anderen sah.«

»Tatsächlich? Daran kann ich mich nicht erinnern«, lachte Fee.

Sie waren richtig fröhlich, zwei junge Frauen, die doch schon auf verschiedene Weise allerhand mitgemacht hatten. Und sie fanden es herrlich, in Erinnerungen zu kramen.

Ganz erschrocken blickte Martina dann auf ihre Armbanduhr. »Liebe Güte, Vanessa wird schon auf mich warten.«

»Bei welchem Zahnarzt ist sie?« fragte Fee.

»Bei Dr. Polten.«

»Den kenne ich. Ich muß sowieso in die Richtung, weil ich für Daniel noch nach einer Lederjacke schauen will. Wir werden uns ja ganz bestimmt bald treffen, Martina, und dann können wir uns richtig ausratschen.«

»Darauf freue ich mich schon, Fee. Ich bin froh, hier zu sein, wieder mit einem vertrauten Menschen reden zu können. Es war eine lange Zeit der Trennung, aber du ahnst nicht, wie oft ich an dich gedacht habe, an deine Ehrlichkeit, deine Hilfsbereitschaft. Ich habe nie wieder eine Frau wie dich kennengelernt. Die meisten sind so falsch, ja, richtig tückisch. Und es ist oft nicht leicht, mit einem bekannten und interessanten Mann verheiratet zu sein.«

Fee war sofort sehr nachdenklich, aber sie wurde es noch mehr, als nun ein kleines Mädchen auf sie zukam und Martina um den Hals fiel.

»Mamichen, ich hatte schon solche Angst, daß dir was passiert sein könnte«, schluchzte sie.

»Das tut mir leid, mein Liebling, aber ich habe eine liebe Freundin getroffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Das ist Fee Norden, wir werden sie bald zu uns einladen, Vanessa. Sie hat fünf Kinder und auch eine Tochter in deinem Alter. Dann hast du auch gleich eine Freundin.«

»Wenn sie mich mag«, sagte Vanessa leise.

Sie war ein reizendes kleines Mädchen, aber mit Martina hatte sie nicht viel Ähnlichkeit, und sie weckte in Fee eine seltsame Erinnerung, die ihr schon in Verbindung mit dem Namen Fehring und Vanessa gekommen war.

»Ihr werdet euch sicher gut verstehen, Vanessa«, sagte Fee. »Anneka ist ein liebes Mädchen, das kann ich als Mutter sagen.«

»Ich bin auch lieb«, sagte Vanessa, »das sagst du doch auch, Mami.«

»Du bist ein ganz großer Schatz«, erwiderte Martina voller Zärtlichkeit.

»Ich muß aber auch Dr. Polten Bescheid sagen, daß ich dich gefunden habe. Er wollte mich nicht gehen lassen«, sagte Vanessa.

»Ich sage es ihm«, erklärte Martina. »Fee, wir bleiben in Verbindung. Es war für mich ein wunderschönes Wiedersehen!«

»Ich freue mich auch mit«, sagte Vanessa leise. Ihre dunklen Augen strahlten Fee an, und plötzlich wußte sie, an wen sie dieses Kind erinnerte, aber diese Erkenntnis rief in ihr wiedersprüchliche Erinnerungen wach.

Und in dieser Stimmung konnte sie sich nicht für den Lederblouson entscheiden, sondern kaufte eine noch viel teurere Lederjacke für Daniel, überzeugt, daß ihm diese viel besser stehen und er sich bestimmt darin wohl fühlen würde.

Für Lenni kaufte sie einen schönen Lodenmantel, und sie wußte schon genau, daß Lenni wieder sagen würde, daß er bestimmt viel zu teuer sei. Aber Lenni war ja gar nicht mit Geld zu bezahlen. So ein bißchen vorweihnachtliche Stimmung zog nun schon bei Fee ein. Nächsten Sonntag war ja schon der erste Advent.

Guter Gott, wie ist auch dieses Jahr wieder schnell vergangen, ging es ihr durch den Sinn. Diesmal wollten sie Weihnachten auf der Insel der Hoffnung feiern, mit den Großeltern und mit der ganzen Familie Delorme. Sie alle hatten es sich gewünscht und alle Termine darauf abgestellt. Dr. Johannes Cornelius und seine Frau Anne wollten die Familie um sich haben. Die Zeit des Beisammenseins wurde mit den Jahren immer kostbarer. Niemand wollte daran denken, daß eines Tages jemand fehlen könnte, aber sie hingen so sehr aneinander, daß sie die Älteren viel besser verstanden, als in den früheren Jahren. Und sie fanden auch, daß es jammerschade war, daß sie so selten alle beisammensein konnten. David Delorme, der berühmte Pianist und Dirigent war dauernd auf Konzertreisen. Und Katja, seine Frau, Annes Tochter aus ihrer ersten Ehe, begleitete ihn auch wieder oft, seit Marc und Bebe, die beiden Kinder, schon größer und vernünftiger geworden waren.

Die Delormes lebten ein anderes Leben, als die Nordens. Fee und Katja waren Stiefschwestern mit anderen Müttern und anderen Vätern, aber sie liebten sich wie richtige Schwestern, wie auch Johannes Cornelius und Anne sich liebten.

Und Fee wurde es auch bewußt, warum sie plötzlich so intensiv an Katja und David denken mußte. Es geschah im Zusammenhang mit Dr. Wolf Fehring. Fees Gehirnzellen arbeiteten auf der Heimfahrt. Zum Glück war die S-Bahn nicht überfüllt, daß sie sich nicht hineinquetschen mußte und auch einen Sitzplatz fand. Sie brauchte aber nicht auf den Verkehr zu achten und konnte sich ihren Gedanken hingeben, und da hatte sie wahrhaft genug in Ordnung zu bringen. Doch es gab Lücken in ihren Gedankengängen. Manches konnte sie nicht aneinander fügen. Da war etwas, was sie beunruhigte, und es war ausgerechnet dieses Kind.

*

Fee hatte ihren Wagen am Bahnhof geparkt. Sie ging noch zum Metzger und auf den Markt. Auf dem Weg dorthin entdeckte sie, daß ein neuer Kinderladen aufgemacht hatte, wo früher ein Sportartikelgeschäft gewesen war.

Sie sah ein besonders apartes Jeanskostüm in Annekas Größe im Schaufenster und niedliche Jogginganzüge für die Zwillinge, da konnte sie nicht widerstehen. Also ging sie hinein.

»Frau Dr. Norden, ist das eine Freude«, sagte eine helle Mädchenstimme, und sie erlebte die zweite Überraschung dieses Tages. Es war Elke Breek, die sich ihr Taschengeld durch Babysitting verdient hatte, als Danny und Felix noch klein gewesen waren. Jetzt war aus ihr eine sehr aparte junge Frau geworden.

»Elke Breek«, staunte Fee, »oder heißen Sie jetzt auch anders?«

Ein bißchen verdutzt schaute Elke schon. »Immer noch Elke Breek«, erwiderte sie. »Und so schnell wird sich das auch nicht ändern.«

»Ich habe heute schon eine alte Bekannte getroffen, die aber inzwischen längst verheiratet ist«, sagte Fee. »Deshalb war ich momentan so überrascht.«

»Und ich freue mich. Ich habe immer an Ihre Kinder gedacht, als ich vor der Entscheidung stand, in welche Branche ich einsteigen solle, nachdem ich meinen Einzelhandelskaufmann gemacht hatte. Tante Emilie hat mir ein hübsches Sümmchen vermacht, mit dem ich mich selbständig machen konnte, und nun hoffe ich, daß es sich gut anläßt.«

»Ich werde bestimmt Dauerkundin werden, wenn Sie weiterhin meinen Geschmack und den meiner Kinder so gut treffen, wie ich eben feststellen konnte.«

»Und Sie kriegen auch Prozente«, erwiderte Elke strahlend.

»Ja, dann möchte ich erst einmal für Anneka das Jeanskostüm und dann für die Zwillinge die Jogginganzüge.«

»Zwillinge haben Sie auch noch bekommen?« staute Elke.

»Wußten Sie das nicht?« fragte Fee.

»Ich war doch ein paar Jahre in Köln. Bin auf so ein Großmaul hereingefallen und habe draufgezahlt, aber Tante Emilie hat mich gerettet, und nun läuft sich nix mehr mit Mannsbildern.«

»Vorsicht verstehe ich schon, aber man soll nicht alle Männer in einen Topf werfen«, meinte Fee.

»So einen wie Ihren Mann, findet man doch nicht«, meinte Elke, »aber er hat ja auch so viel Glück mit Ihnen.«

»Lieb, daß Sie das sagen, und ich finde es toll, daß Sie den Kopf nicht in den Sand stecken, Elke. Ich komme bestimmt öfter. Bei Fünfen rentiert sich schon ein Geschäft, in dem man Prozente bekommt«, meinte sie mit einem verschmitzten Lächeln, »und ich kann natürlich auch ein bißchen Werbung so nebenbei betreiben.«