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Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Nebel lag über dem Ainringer Wald, und die Sonne verbarg sich noch hinter dem Horizont, als Christian Ruland das Forsthaus verließ. Maria Ruland und Florian, Frau und Kind, durften noch weiterschlafen. Nero, der munter vor Christian voranlief, ließ ein leises Winseln hören, als eine Gestalt aus dem Anbau hinter dem Forsthaus trat, und lief, mit der Rute wedelnd, zu Josef Breithammer. »Grüß dich, Christian«, rief der alte Mann lächelnd zum Förster hinüber und strich dem Hund über den Kopf. »Na, mein Guter.« »Guten Morgen, Vater«, begrüßte Christian den Alten. »Hast gut geschlafen?« Josef schüttelte den Kopf. »Kaum«, antwortete er. »Die halbe Nacht hab' ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wer es sein könnte.« »Da ging's mir net anders«, seufzte der Förster. »Wenn's so weitergeht, werden wir wohl oder übel auch nachts losgehen müssen, um den Kerl zu fassen.« Josef schulterte seinen Rucksack, Christian hängte sich das Gewehr über, dann gingen die beiden Männer schweigend los. Der Kerl, über den die beiden Männer nachdachten, trieb seit einiger Zeit sein Unwesen im Ainringer Forst. Einem der Jagdpächter war aufgefallen, dass in seinem Revier gewildert wurde. Er legte sich auf die Lauer, aber auch er musste schon feststellen, dass es unmöglich war, dem Wilderer auf die Spur zu kommen.
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Seitenzahl: 117
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Nebel lag über dem Ainringer Wald, und die Sonne verbarg sich noch hinter dem Horizont, als Christian Ruland das Forsthaus verließ. Maria Ruland und Florian, Frau und Kind, durften noch weiterschlafen.
Nero, der munter vor Christian voranlief, ließ ein leises Winseln hören, als eine Gestalt aus dem Anbau hinter dem Forsthaus trat, und lief, mit der Rute wedelnd, zu Josef Breithammer.
»Grüß dich, Christian«, rief der alte Mann lächelnd zum Förster hinüber und strich dem Hund über den Kopf. »Na, mein Guter.«
»Guten Morgen, Vater«, begrüßte Christian den Alten. »Hast gut geschlafen?«
Josef schüttelte den Kopf.
»Kaum«, antwortete er. »Die halbe Nacht hab’ ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wer es sein könnte.«
»Da ging’s mir net anders«, seufzte der Förster. »Wenn’s so weitergeht, werden wir wohl oder übel auch nachts losgehen müssen, um den Kerl zu fassen.«
Josef schulterte seinen Rucksack, Christian hängte sich das Gewehr über, dann gingen die beiden Männer schweigend los.
Der Kerl, über den die beiden Männer nachdachten, trieb seit einiger Zeit sein Unwesen im Ainringer Forst. Einem der Jagdpächter war aufgefallen, dass in seinem Revier gewildert wurde. Er legte sich auf die Lauer, aber auch er musste schon feststellen, dass es unmöglich war, dem Wilderer auf die Spur zu kommen. Immer wieder schlug der Verbrecher zu und verschwand blitzschnell mit seiner Beute.
Anton Burger, ein Bauer, dem ein großes Stück des Bergwaldes gehörte, hatte erst gestern Morgen Schüsse gehört, als er in aller Herrgottsfrühe zum Holzschlagen in den Wald gekommen war. Der Wildschütz schien in unmittelbarer Nähe zu sein. Anton war sofort in die Richtung gerannt, aus der die Schüsse zu hören gewesen waren, aber alles, was der Bauer noch fand, war das Gekröse, das der Verbrecher dem aufgebrochenen Tier entnommen hatte.
»Ich werde in jeder freien Stunde nach dem Wilderer suchen!«, versprach Christian Ruland, der Burger-Anton den erneuten Fall von Wilderei meldete.
Inzwischen der achte Fall, zumindest waren so viele durch die gefundenen Spuren als gesichert anzunehmen. Längst hatte es sich im Wachnertal herumgesprochen, dass da jemand im Wald sein Unwesen trieb, und die Leute nannten den Wilderer schon bereits das ›Phantom‹, weil er genauso unverhofft auftauchte, zuschlug und wieder verschwand.
An der Weggabelung trennten sich der Förster und sein Schwiegervater. Während Christian sich nach rechts wandte, nahm Josef Breithammer den linken Weg, der in Richtung des alten Jagdschlosses führte.
›Hubertusbrunn‹ wurde allerdings schon lange nicht mehr so genutzt, wie es sein ursprünglicher Zweck gewesen war. Nach mehr als zwanzig Jahren ›Dornröschenschlaf‹, hatte die letzte Verwandte des einstigen Besitzers das Schloss Pfarrer Trenker geschenkt, der aus ›Hubertusbrunn‹ eine Begegnungsstätte für Jugendliche aus aller Welt gemacht hatte.
Josef dachte in diesem Moment aber nicht an die Geschichte des alten Schlosses. Vielmehr versuchte er, sich in den Wilderer hineinzuversetzen.
Wie dachte der Mann? Welche Tages- oder Nachtzeit suchte er für seine verbotenen Jagden aus?
Dem Schwiegervater des jungen Försters fiel es nicht schwer, in die Haut des Übeltäters zu schlüpfen. Er selbst hatte vor Jahren auf der anderen Seite des Gesetzes gestanden und mehrmals wegen Wilderei im Gefängnis gesessen …
Xaver Anreuther, Christians Vorgänger im Amt des Revierförsters, hätte ein Lied davon singen können. Denn gerade zu dem Zeitpunkt seiner Pensionierung trieb wieder ein Wilddieb sein Unwesen im Ainringer Wald. Xavers Verdacht fiel freilich sofort auf den ›alten Bekannten‹, doch diesmal war Sepp Breithammer unschuldig. Sein letzter Gefängnisaufenthalt hatte ihn endlich geläutert. Schon lange lebte er mit seiner Tochter, das einzige Kind, das seine früh verstorbene Frau ihm geschenkt hatte, allein und zurückgezogen in einer einsamen Waldhütte.
Und in Maria Breithammer, in die Tochter des Wilderers, verliebte sich ausgerechnet Christian Ruland, der gleich an seinem ersten Tag im Revier mit einem Verbrechen konfrontiert wurde.
Wie schon oft wurde Pfarrer Trenker zum Werkzeug des Schicksals. Mithilfe des guten Hirten von St. Johann gelang es dem Förster, den wahren Täter zu stellen. Schon bald darauf zog nicht nur ein neuer Bewohner in das Forsthaus, sondern gleich dessen junge Frau mit. Josef Breithammer hatte seinen Segen zu dieser Verbindung gegeben.
Sepp hatte sich an einen Baum gelehnt. Lächelnd dachte er an diese Tage zurück. Sie hatten glückliche Zeiten miteinander erlebt, die Menschen im Ainringer Wald, doch jetzt wurde dieses Glück durch einen Wilderer bedroht.
Ein Schuss zerriss die Stille des Morgens und schreckte Josef Breithammer aus seinen Gedanken. Durch den dicken Nebel kämpfte sich die Sonne nur langsam durch und gab kaum die Sicht frei. Das dunkle Grün des Waldes schuf eine unheimliche Atmosphäre.
»Christian!«
Der Name seines Schwiegersohnes entrang sich den Lippen des Alten. Es war nicht der Förster, der geschossen hatte, den Klang seiner Büchse kannte Sepp ganz genau.
»Christian!«, rief er erneut und rannte in die Richtung, in der der Schuss gefallen war.
*
Der junge Förster war zum Dachssteig gewandert und einen schmalen Pfad hinaufgeklettert. Von dort oben hatte er einen guten Blick in den Hohlweg, der weiter zur neuen Straße nach Engelsbach führte. Sie war eigens für das neue Hotel gebaut worden, das man auf dem Grundstück eines früheren Bauernhofes errichtet hatte. Wenn der Wilderer rasch fliehen musste, so Christians Überlegung, dann war hier die beste Möglichkeit, sich aus dem Staub zu machen, ohne den Umweg über St. Johann nehmen zu müssen.
Christian Ruland beobachtete die Umgebung ganz genau, achtete auf Anzeichen dafür, dass sich noch jemand im Wald aufhielt. Tiere schreckten auf und schlugen Alarm für ihre Artgenossen, wenn sich ihnen Menschen näherten. Vögel etwa stoben auf und warnten durch lautes schrilles Zwitschern, das Wild brach durch das Unterholz und lärmte auf der Flucht derart, dass alle anderen mit ihnen flohen.
Doch bis jetzt war alles ruhig, nur hier und da waren die typischen Geräusche des Waldes zu hören, als die Natur langsam zum Leben erwachte.
Vielleicht haben wir auch Pech, und heut’ tut sich gar nix, überlegte der Förster.
Dann waren sie ganz umsonst in aller Frühe aufgestanden. Doch eine andere Möglichkeit, das ›Phantom‹ zu stellen, hatten sie kaum. Tagsüber erhielten sie Unterstützung von Max Trenker, der mit einem Kollegen Streife fuhr. Aber es war nicht sehr wahrscheinlich, dass der Wilderer am Tage zuschlug, solche Leute bevorzugten die Dunkelheit und die diffusen Lichtverhältnisse, wenn es nicht mehr Nacht, aber auch noch nicht Morgen war.
In diese Überlegungen des Försters hinein, krachte ein Schuss!
Nero, der zu Christians Füßen gelegen hatte, sprang auf.
»Lauf!«
Dieser kurze Befehl reichte aus, um den Hund loslaufen zu lassen. Zielsicher rannte Nero in die Richtung, in welcher der Schuss gefallen war. Christian folgte ihm. Er hatte sein Jagdgewehr von der Schulter genommen und entsichert. Nero war den Pfad hinuntergeeilt und jagte nach rechts, zum von Felsen und Buschwerk begrenzten Hohlweg. Dort hinein verschwand der Hund.
Irgendwo in weiter Ferne hörte Christian seinen Namen. Doch er konnte dem Schwiegervater nicht antworten, ohne zu verraten, dass er hier war. Vorsichtig teilte er die Büsche vor sich. Ein dichter Fichtenwald lag vor ihm. Dort musste irgendwo Nero stecken – und der Wilderer.
Der Förster kämpfte sich vor, ohne darauf zu achten, dass die tief hängenden Äste der Fichten ihm ins Gesicht peitschten und rote Striemen darin hinterließen. Dann riss urplötzlich das Dach des Waldes auf, die Sonne schien auf eine Lichtung, auf der Nero stand. Stocksteif, die Rute hoch aufgerichtet, jeder seiner Sinne angespannt.
Christian sah den Haufen vor seinem Hund und wusste sofort, dass das ›Phantom‹ es wieder einmal geschafft hatte. Zuschlagen, Beute holen und verschwinden. Zurückgeblieben waren wieder nur die Eingeweide des erlegten Tieres. Ein Reh, wie der Förster anhand des Gekröses feststellte. Verärgert nahm er seinen Klappspaten aus dem Rucksack und schaufelte ein Loch in den Waldboden. Er hatte gerade die Reste vergraben, als sein Schwiegervater herbeikam.
»Dir ist nix passiert«, stellte Sepp Breithammer erleichtert fest, »Gott sei Dank!«
»Verflixt und zugenäht!«, ärgerte sich Christian Ruland. »Was gäbe ich darum, den Kerl endlich zu stellen!«
Sepp biss sich auf die Lippe. Schweigend gingen sie in Richtung des Forsthauses.
»Und wenn doch was dran ist, an dem, was die Leute so reden?«, bemerkte der Alte.
Christian sah ihn an.
»Du meinst, die Geschichte mit diesem Martin Steinacher?«
Sein Schwiegervater nickte.
»Ist doch schon seltsam, dass es wieder losgeht, seit der Bursche da ist.«
»Das kann ein Zufall sein«, antwortete der Förster. »Aber ich kann ja mal mit ihm sprechen.«
*
Auf dem Steinacherhof war man an diesem Morgen genauso früh auf den Beinen wie im Forsthaus. Karl Steinacher, der Bauer, hatte die Schweine gefüttert und den Stall ausgemistet. Martin, sein Sohn, stand derweil in der Küche und bereitete das Frühstück zu.
»Kannst kommen!«, rief er durch das offene Küchenfenster.
Während der Vater draußen die Stiefel auszog und in die Hausschuhe schlüpfte, schaufelte der Sohn eine große Portion Rührei mit Speck in eine Schüssel und stellte sie auf den Tisch.
»Hm, riecht gut«, rief der Bauer, als er in die Küche kam.
Voller Vorfreude lächelnd ging er zum Waschbecken, wusch sich die Hände und setzte sich. Martin schenkte Kaffee ein und setzte sich dazu.
»Was liegt denn heut’ an?«, erkundigte er sich im Plauderton.
»Morgen kommt der Einkäufer von der Sägemühle«, antwortete Karl. »Deshalb sollten wir heut’ noch mal in den Wald hinaus und die Bäume aussuchen, die wir ihm anbieten. Dabei müsst’ auch gleich der Windbruch vom letzten Sturm beseitigt werden. Es macht keinen guten Eindruck, wenn der Herr Hollacher das sieht. Du weißt, wir brauchen das Geld, und der Brandner, von der Sägemühle, kauft nur beste Qualität.«
Martin nickte. In Gedanken weilte er allerdings ganz woanders. Drei Wochen war es erst her, dass er wieder heimgekommen war, nachdem er die letzten sieben Jahre in der Fremde verbracht hatte. Aber er war damals nicht aus freien Stücken gegangen, sondern nur, weil er keine Zukunft mehr für sich sah.
Xaver Anreuther, der Förster vom Ainringer Wald, hatte ihn verdächtigt, ein Wilderer zu sein. Stets hatte Martin diese Anschuldigung von sich gewiesen, doch die Gerüchte über ihn, die im Tal kursierten, hielten sich hartnäckig.
Karl hatte den Sohn ziehen lassen. Er selbst glaubte zwar an Martins Unschuld, wusste aber nicht, wie er den Leuten klar machen sollte, dass sein Sohn kein Verbrecher war. Hin und wieder schrieben sie sich, manchmal telefonierten sie miteinander, und einmal hatte Karl Martin sogar im Bayrischen Wald besucht, wo sein Sohn auf einem Hof nahe der Grenze arbeitete.
Immer wieder war die Rede davon, dass Martin zurückkehren müsse, um eines Tages selbst den Hof zu übernehmen, allerdings hatte keiner von ihnen gedacht, unter welchen Umständen diese Rückkehr stattfinden würde.
Der Steinacherhof stand vor dem finanziellen Ruin!
Drei Jahre lang hatte Karl, nach dem Tod des alten Knechts, der ihm lange Zeit die Treue gehalten hatte, den Berghof alleine bewirtschaftet. Doch Missernten und sinkende Preise für Milch und Schweinefleisch, bei gleichzeitig steigenden Futterkosten, hatten den Bauern an den Rand des Bankrotts gebracht. Lange hatte er es vor Martin verschwiegen – bis es nicht mehr ging.
»Komm heim«, bat Karl Steinacher am Telefon. »Ich schaff’s net allein’.«
Martin überlegte nicht lange. Sicher war die Geschichte von damals längst in Vergessenheit geraten. Xaver Anreuther befand sich im Ruhestand, und niemand würde den Bauernsohn heute noch darauf ansprechen. Also packte er seine Sachen und kehrte ins Wachnertal zurück.
»Wir müssen auch unbedingt mit der Bank sprechen«, bemerkte der Bauernsohn. »Wenn das Geld von der Sägemühle da ist, können wir die Rate problemlos bezahlen, aber leider net pünktlich. Wir brauchen einen Aufschub.«
Sein Vater nickte.
»Ich ruf’ noch heut’ an.«
Die beiden Männer hatten gerade ihr Frühstück beendet, als Motorengeräusch ihre Aufmerksamkeit erregte.
»Nanu«, wunderte sich der Bauer, »wer ist das denn schon, in aller Herrgottsfrühe?«
Martin trat ans Fenster und schaute hinaus. Ein grüner Geländewagen war auf den Hof gefahren, ein Mann in grüner Jacke stieg aus, der Kopf eines Jagdhundes schaute aus der geöffneten Seitenscheibe.
»Sieht aus wie ein Förster«, murmelte er. »Na, der lässt sich ja Zeit, mich zu begrüßen …«
Es sollte humorvoll klingen, aber irgendwie hatte Martin Steinacher ein mulmiges Gefühl, als der Mann auf das Haus zuschritt.
Bisher war der Bauernsohn nicht ein einziges Mal im Tal gewesen. Es hatte einfach keine Zeit gegeben, sich einmal in St. Johann umzusehen und die Veränderungen im Dorf, von denen sein Vater ihm immer berichtet hatte, in Augenschein zu nehmen. Nicht einmal das Grab der Mutter hatte er besuchen können, die Arbeit auf dem Hof war einfach zu viel. Abends fiel Martin todmüde ins Bett und stand mit dem ersten Hahnenschrei wieder auf.
Dennoch hatten sie auf dem Steinacherhof von dem ›Phantom‹ im Ainringer Wald gehört. Der Postbote war es, der ihnen die Neuigkeit verkündete, und in der Zeitung standen mehrere Berichte darüber.
»Ist es nun also soweit«, sagte der Bauernsohn im Selbstgespräch und ging seinem Vater hinterher, zur Haustür.
»Grüß Gott«, nickte der frühe Besucher. »Ruland mein Name, ich bin der Revierförster.«
Er sah vor allem Martin an.
»Kann ich Sie einen Moment sprechen?«
Der Bauernsohn nickte.
»Freilich. Worum geht’s denn?«
Christian Ruland trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Es war ihm anzusehen, wie unangenehm ihm im Grunde dieser Besuch war.
»Sicher haben S’ schon von den Vorfällen im Ainringer Wald gehört«, erwiderte der Förster. »Erst heut’ Morgen hat der Wilderer wieder zugeschlagen.«
»Und was haben wir damit zu tun?«, fuhr Karl Steinacher ihn an. »Denken S’ etwa, wir hätten gewildert?«
Mit böser Miene hatte der Alte sich vor Christian Ruland aufgebaut. Martin jedoch legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
»Lass gut sein, Vater«, sagte er. »Der Förster tut nur seine Pflicht.«
Er sah Christian Ruland an.
»Ich weiß net genau, was Sie hier zu finden hoffen«, sagte er. »Aber nur zu, schauen S’ sich in aller Ruhe um.«
Der Bauernsohn deutete auf die beiden Autos unter dem Scheunenvordach. Eines gehörte ihm, das andere seinem Vater.
»Überzeugen S’ sich selbst«, setzte er hinzu, »keiner der beiden Wagen ist heut’ schon bewegt worden. Bis zum Ainringer Wald hinunter sind’s von hier gut und gerne zehn Kilometer, ich kann mir net vorstellen, sie zu Fuß zu gehen, mit einem Stück Wild auf der Schulter.«
Christian Ruland biss sich auf die Lippe.