Das Spiel mit dem Feuer - Toni Waidacher - E-Book

Das Spiel mit dem Feuer E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Als Philipp Deininger in St. Johann auf dem Gelände der Deininger Bräu Baustelle erscheint, ist Jürgen Deininger ­erfreut, denn Philipp war immer sein Lieblingsneffe. Aber angesichts der Zwistigkeiten mit dem anderen Zweig der Deininger-Brauerei, befürchtet Jürgen, dass Philipp ihn nur ausspionieren soll. Der Bergpfarrer ›begutachtet‹ den ­jungen Mann auf einer Wanderung und gibt Entwarnung, er hält ihn für ehrlich. Und so soll Philipp den Job als Braumeister bekommen. Dazu passt auch, dass der junge Mann sich in Nicole verliebt hat. Philipps Zukunft in St. Johann sieht rosig aus. Doch ausgerechnet Nicole ertappt ihn bei ­einem verdächtigen Gespräch … Sebastian Trenker vernahm das Läuten an der Haustür, gleich darauf hörte er Stimmen. Sie verstummten, dann wurde gegen die Tür seines Arbeitszimmers geklopft, und im nächsten Moment schaute Sophie Tappert hinein. »Entschuldigen S', Hochwürden«, sagte die Pfarrhaushälterin. »Draußen steht die Kreszenz Bruckner und lässt fragen, ob Sie ein paar Minuten Zeit für sie hätten.« Dass die Kreszenz zu ihm wollte, war schon ungewöhnlich. Sebastian war mit seinem Schreibtischstuhl herumgeschwungen. »Lassen S' sie bitte herein, Frau Tappert. Ich glaub', ich weiß, was sie von mir will.« Sophie schaute ein wenig skeptisch drein. Wusste sie doch, dass die Schwägerin des Bürgermeisters seit mehreren Monaten nicht gut auf den Pfarrer zu sprechen gewesen war. Sie hatte zwar dieser Tage seiner Hilfe benötigt und sie auch erhalten, aber ob sie das mit dem Bergpfarrer versöhnt hatte, war unklar. Vielleicht hatte sie seinen guten Rat nur als eine Art Wiedergutmachung angesehen. »Wenn S' meinen, Hochwürden«, murmelte sie und kehrte zur Haustür zurück, die sie nur angelehnt hatte, zog sie auf und sagte: »Kommen S' herein, Frau Bruckner. Der Herr Pfarrer ist in seinem Büro. Ich bring' Sie zu ihm.« »Dankschön, Frau Tappert.« Kreszenz Bruckner schritt an der Pfarrhaushälterin vorbei. Da sie früher schon einige Male im Pfarrhaus gewesen war, wusste sie, welcher Tür sie sich zuwenden musste.

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Leseprobe: Der zweite Ring

Lars stürzte zur Fahrertür seines Wagens und riss sie auf. Bevor er sich ins Auto werfen konnte, hielt Arne ihn zurück.

»Ich fahre«, sagte der junge Bergquist so bestimmt, dass Lars gar nicht erst auf die Idee kam, ihm zu widersprechen. Außerdem wusste er selbst, dass er in seiner momentanen Gefühlslage alles andere als ein guter und vor allem sicherer Fahrer war. Wie sollte er auch? Seine Wenke war verschwunden! Entführt! Karl Aresson hatte sie ihm entrissen! Dieser verschrobene Einsiedler, bei dem Wenke nach ihrem Schiffbruch gestrandet war und vier endlos lange Tage aushalten musste. Er hatte sie wieder in seine Gewalt gebracht! Und irgendwo da draußen fuhr er jetzt mit ihr, auf der Flucht vor seinen Verfolgern…

»Du kennst den Weg zu dieser Landzunge?«, fragte Erik Hellström. Er wollte es sich nicht nehmen lassen, bei der Suche nach seiner Schwester mitzumachen, und hatte auf der Rückbank Platz genommen.

Lars nickte. »Ja, wir brauchen nur Richtung Norden zu fahren, immer der Küstenlinie entlang. In spätestens zwei Stunden müssten wir sie erreicht haben.«

Und dort, da war sich Lars ganz sicher, würde er Wenke aus Karls Händen befreien. Wie hatten sie sich nur so in ihm täuschen können? Obwohl – Lars hatte dieses ungute Gefühl, das bei dem Gedanken an Karl in ihm aufkam, nie verlassen. Deshalb hatte er sogar seinen Freund Magnus Freiberg gebeten, sich diesen Kauz noch einmal näher anzusehen. Doch Magnus hatte schnell Entwarnung gegeben. Als einen harmlosen Spinner hatte er Karl beschrieben, der zwar total vernarrt in Wenke sei, von dem aber keine Gefahr ausginge.

Lars schnaubte auf und schlug mit der Faust frustriert gegen die Beifahrertür. Die beunruhigten Blicke seiner Mitstreiter interessierten ihn nicht.

»Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich hätte sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen dürfen! Das ist alles meine Schuld!«

»Hör auf damit!«, blaffte ihn Erik an. »Du weißt, dass das Unsinn ist! Niemand konnte ahnen, dass das passieren würde. Sei lieber froh, dass Tante Greta das Nummernschild am Wagen ausmachen konnte und wir dadurch erfahren haben, dass es Karl war. Ansonsten wären wir und die Polizei noch völlig ahnungslos.«

Der Bergpfarrer (ab 375) – 477 –

Das Spiel mit dem Feuer

Benjamin fordert das Schicksal heraus

Toni Waidacher

Sebastian Trenker vernahm das Läuten an der Haustür, gleich darauf hörte er Stimmen. Sie verstummten, dann wurde gegen die Tür seines Arbeitszimmers geklopft, und im nächsten Moment schaute Sophie Tappert hinein. »Entschuldigen S’, Hochwürden«, sagte die Pfarrhaushälterin. »Draußen steht die Kreszenz Bruckner und lässt fragen, ob Sie ein paar Minuten Zeit für sie hätten.«

Dass die Kreszenz zu ihm wollte, war schon ungewöhnlich. Sebastian war mit seinem Schreibtischstuhl herumgeschwungen. »Lassen S’ sie bitte herein, Frau Tappert. Ich glaub’, ich weiß, was sie von mir will.«

Sophie schaute ein wenig skeptisch drein. Wusste sie doch, dass die Schwägerin des Bürgermeisters seit mehreren Monaten nicht gut auf den Pfarrer zu sprechen gewesen war. Sie hatte zwar dieser Tage seiner Hilfe benötigt und sie auch erhalten, aber ob sie das mit dem Bergpfarrer versöhnt hatte, war unklar. Vielleicht hatte sie seinen guten Rat nur als eine Art Wiedergutmachung angesehen. »Wenn S’ meinen, Hochwürden«, murmelte sie und kehrte zur Haustür zurück, die sie nur angelehnt hatte, zog sie auf und sagte: »Kommen S’ herein, Frau Bruckner. Der Herr Pfarrer ist in seinem Büro. Ich bring’ Sie zu ihm.«

»Dankschön, Frau Tappert.«

Kreszenz Bruckner schritt an der Pfarrhaushälterin vorbei. Da sie früher schon einige Male im Pfarrhaus gewesen war, wusste sie, welcher Tür sie sich zuwenden musste. Aber da wurde diese schon aufgezogen und Sebastian blickte ihr entgegen. »Grüß Gott, Kreszenz. Du kommst sicher, um mir zu erzählen, ob’s funktioniert hat oder net.«

Kreszenz Bruckner lächelte. »Es hat funktioniert. Das wollt ich Ihnen berichten.«

Sie gingen ins Arbeitszimmer und setzten sich.

»Dann erzähl’ mal. Wie ist die Sach’ abgelaufen. Das Ergebnis kenn’ ich ja, nachdem du erklärt hast, dass unsere Rechnung aufgegangen ist.«

Kreszenz Bruckner fasste sich ziemlich kurz. Mit wenigen Worten berichtete sie Sebastian, wie es gelungen war, Debby mit Willi zu versöhnen, wie herzergreifend es war, als die beiden sich ihre Liebe gestanden. »Jetzt sind die beiden glücklich, und sie haben gestern Abend nach ein paar Glaserln Wein, als wir den Erfolg ein bissel gefeiert haben, sogar schon von Verlobung gesprochen.«

»Das freut mich. Vor allem freut es mich, dass ich dabei helfen konnte. Jetzt liegt es an den beiden.«

»Natürlich, Hochwürden, wie Sie es schon gesagt haben: Das haben der Willi und die Debby nun selbst in der Hand. Aber die beiden lieben sich wirklich, und eine echte Liebe kann so manchem Sturm trotzen. Mir ist es wichtig, dass unser Willi sein Glück gefunden hat. Und Sie, Hochwürden, waren net unmaßgeblich daran beteiligt. Es war Ihr Plan, aufgrund dessen wir die beiden zusammengebracht haben. Sie haben mit Debbys Mutter gesprochen, und so herausbekommen, dass es in den Willi verliebt ist. Der Moser-Katrin hat sie ihr Herz ausgeschüttet und die Katrin hat erkennen können, wie todunglücklich die Debby war, weil sie annehmen musste, dass der Willi auch der Michaela Raschpichler den Hof macht. Alle diese Mosaiksteinchen haben Sie zusammengetragen, Hochwürden. Und dann haben S’ den Plan entwickelt. Ich weiß net, wie ich Ihnen danken soll dafür.«

Sebastian schaute die Kreszenz ernst an.

»Du musst mir net danken, Kreszenz. Du wirst sicher wissen, dass ich für jeden ein offenes Ohr und einen Ratschlag parat hab’. Manchmal sind aber auch mir Grenzen gesetzt, und dann ist es besser, ich halt mich zurück. Das war damals so, als das Verhältnis zwischen der Tanja und dem Willi zerbrochen ist. Ich hab’ ihm in dieser Sache net raten können, und die Tanja hätt’ sich von mir ganz sicher net beeinflussen lassen.«

»Doch, Hochwürden, Sie haben ihm einen Rat gegeben, den Rat, Tanjas Entscheidung zu akzeptieren. Der Willi hat das befolgt und ist ganz gut damit gefahren. Die einzige, die sich falsch verhalten hat, war ich. Ich hab’ Sie schief angesehen, weil Sie sich herausgehalten haben. Jetzt weiß ich, dass es dumm von mir war. Genauso dumm wie meine Vermutung, dass sie dem Willi bei dem Hotelkauf in Meran einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Ich weiß jetzt, dass Sie Ihre Händ’ net im Spiel gehabt haben.«

Sebastian lächelte. »Dann bist du also gekommen, um mit mir Frieden zu schließen«, stellte er fest.

»Das ist ein Grund. Der andere ist, dass ich mich bei Ihnen entschuldigen möcht’. Ich war ungerecht und sicher auch ein bissel blind. Nachdem der Willi sich mit Ihnen ausgesprochen hat, war ich noch immer skeptisch. Gestern Abend hab ich noch einmal mit dem Willi geredet, und mir ist endlich klar geworden, dass ich Sie grundlos verdächtigt hab’. Können S’ mir das verzeihen, Hochwürden? Sie dürfen mir glauben, dass ich es echt bereu’, Ihnen so etwas unterstellt zu haben.«

»Vergeben und vergessen, Kreszenz«, versetzte Sebastian. »Komm, besiegeln wir unseren Frieden. Jeder kann sich mal irren. Niemand ist davon frei.« Er hielt Kreszenz die rechte Hand hin und die Bäuerin ergriff sie.

»Sie sind ein guter Mensch, Hochwürden. Die Bezeichnung ›der gute Hirte von St. Johann‹ tragen S’ net zu Unrecht.«

Sebastian lachte auf. »Ich weiß, dass mich manche Leut’ hier so nennen. Aber lass’ dir gesagt sein, Kreszenz, dass ich auch nur mit Wasser koch’.«

»Mir und meinem Willi haben S’ jedenfalls geholfen, Hochwürden«, sagte Kreszenz und erhob sich. »Und dafür bin ich Ihnen mein Leben lang dankbar.«

»Ich hab’s gern getan, Kreszenz. Nun können wir nur hoffen, dass der Willi und die Debby ihr Glück zu bewahren wissen. Aber ich bin guter Dinge. Der Willi und die Debby werden das Kind schon schaukeln.«

Kreszenz Bruckner verabschiedete sich.

Es erfüllte den Pfarrer mit tiefer Zufriedenheit, dass Kreszenz Bruckner endlich eingesehen hatte, dass er dem Willi nie etwas Böses wollte.

*

Auf den Parkplatz vor dem Hotel ›Zum Löwen‹ rollte eine anthrazitfarbene Limousine. Der Wagen war in Halle zugelassen.

Der Fahrer stellte den Motor ab und stieg aus. Auch die Tür der Beifahrerseite wurde geöffnet und eine junge, dunkelhaarige Frau schwang die Beine ins Freie, um sich sogleich aufzurichten.

Beide schauten sich um. Obwohl sich der Hochsommer seinem Ende zuneigte, war der Tag heiß. Der Himmel war strahlend blau und die Berge, die das Tal säumten, lagen im gleißenden Licht. Die Schatten waren kurz, denn die Sonne stand hoch im Zenit.

»Na, habe ich zu viel versprochen?«, fragte der junge Mann, der den Wagen gefahren hatte, über das Autodach hinweg. »Hier ist es doch herrlich. Ich freue mich richtig auf die zwei Wochen Urlaub an diesem wunderschönen Flecken Erde.«

»Ja, in der Tat, hier ist es wirklich sehr, sehr schön«, pflichtete ihm seine Begleiterin bei. Das Bild, das sich ihr bot, hatte sie beeindruckt. Es war eine imposante Bergwelt, die das Wachnertal säumte. Im Vordergrund erhoben sich dicht bewaldete Höhenzüge, im Hintergrund das Hochgebirge mit seinen schroffen Felsen.

»Melden wir uns zunächst mal an der Rezeption«, schlug der Mann vor. »Das Gepäck holen wir, sobald wir den Zimmerschlüssel haben.«

Seine Begleiterin nickte, dann setzten sie sich in Bewegung und betraten gleich darauf das Hotel.

In der Rezeption saß Susanne Reisinger, die älteste Tochter des Hotelinhabers, und blickte den neuen Gästen entgegen.

»Guten Tag«, grüßte der Mann. »Mein Name ist Schwendtner – Benjamin Schwendtner. Ich habe bei Ihnen ein Doppelzimmer gebucht.«

Nach einem kurzen Studium der Eintragungen auf dem Bildschirm nickte Susanne und schaute den Mann wieder an. »Richtig. Benjamin Schwendtner und Svenja Redl. Sie wollen zwei Wochen bei uns bleiben. Ich darf Sie herzlich willkommen heißen.«

»Danke«, nickte Benjamin. »Das Zimmer, so hat es geheißen, ist ab Mittag verfügbar.«

»Das können Sie sofort beziehen«, erklärte Susi, erhob sich, holte den Zimmerschlüssel aus dem Fach und reichte ihn dem Gast. »Ich hoff’, Sie fühlen sich wohl bei uns, Herr Schwendtner …«

Sie schaute auf die hübsche Begleiterin des Mannes. »Dies wünsch’ ich natürlich auch Ihnen, Frau Redl. Einen angenehmen Aufenthalt.«

»Vielen Dank«, sagte die fünfundzwanzigjährige Svenja. »Der erste Eindruck, den ich von der Gegend hier gewonnen habe, war schon umwerfend. Ich liebe die Berge.«

»Dann sind S’ bei uns richtig, Frau Redl«, erwiderte Susanne. »Wenn S’ Fragen haben oder wenn’s irgendein Problem mit dem Zimmer geben sollt’, dann können S’ sich jederzeit an mich, an meinen Vater oder eine meiner Schwestern wenden.«

Sie nannte dem Paar noch die Zeiten, während der sie das Frühstück einnahmen konnten, dann gingen Benjamin und Svenja wieder nach draußen, um ihr Gepäck zu holen und es auf das Zimmer zu bringen.

Dort angekommen gab Benjamin seiner Freundin zunächst mal einen Kuss, dann sagte er: »Wir werden einen wunderbaren Urlaub verleben, Schatz. Und an dem Tag, an dem wir unsere Koffer wieder packen, um die Heimreise anzutreten, werde ich dich fragen, ob du meine Frau werden willst.«

Svenja wollte etwas sagen, aber Benjamin verschloss ihr mit einem Kuss den Mund, um sogleich fortzufahren: »Ich weiß, Liebling, du brauchst nichts zu sagen. Ich kenne deine Einstellung. Nichts übers Knie brechen. Du willst die Sache langsam angehen.«

»Wir kennen uns erst acht Monate, Ben«, gab Svenja zu verstehen. »Du hast nach fünf Monaten schon von Hochzeit und Familie gesprochen. Mir geht das viel zu schnell.«

»Heißt das, dass du dir nicht sicher bist, ob du mich wirklich liebst?«

»Unsinn. Du weißt genau, dass ich dich liebe. Aber warum gleich heiraten? Es prüfe, wer sich ewig binden will. So heißt es doch. Wir müssen doch nichts überstürzen, Ben.«

»Du musst mir gehören, Liebling, ich will dich haben, mit Haut und Haaren«, stieß Benjamin lachend hervor. »Meine innere Ruhe finde ich erst, wenn ich mir deiner vollkommen sicher sein kann.«

»Das kannst du auch ohne Ring und Trauschein. Wie oft muss ich dir das noch sagen? Ich liebe dich. Den gesamten Platz in meinem Herzen nimmst du ein.«

»Ich krieg’ dich schon so weit, dass du mir das Ja-Wort gibst«, prophezeite Benjamin.

Svenja zeigte ein nachsichtiges Lächeln; es verzauberte ihr gleichmäßiges Gesicht auf wunderbare Weise. »Fang bitte nicht an, mich zu nerven«, sagte sie. Sie sprach freundlich und ohne die Spur von Ungeduld oder Verärgerung, doch der Unterton in ihrer Stimme sagte Benjamin, dass er jetzt wohl besser das Thema wechselte.

»Wir haben noch einen halben Tag vor uns, Schatz«, sagte er. »Was meinst du? Erkunden wir mit dem Auto das Wachnertal? Es gibt hier drei kleine Orte. Außerdem will ich mir mal den Badesee anschauen. ­Irgendwann in den kommenden Tagen werden wir sicher auch eine Bergwanderung unternehmen. Es soll auf den Bergen einige Hütten geben, die bewirtschaftet werden. Sie haben hier auch einige Klettersteige …«

»Ich weiß, Liebster. Wir haben den Urlaub gemeinsam ausgesucht und uns im Internet kundig gemacht. Aber erst mal das Tal zu erkunden und sich mit dem Ort ein wenig vertraut zu machen, das ist ein guter Vorschlag. Ich will mich vorher aber duschen.«

»Natürlich. Auch ich will mich unter die Dusche stellen.«

*

Max Trenker kam auch an diesem Tag, wie an jedem Werktag, als Mittagessensgast ins Pfarrhaus. Er begab sich sofort ins Esszimmer, nachdem er mit Sophie Tappert einige Worte gewechselt hatte.

Gleich darauf erschien auch Sebastian. »Grüaß di, Bruder«, sagte der Pfarrer. »Hoffentlich hast du einen anständigen Hunger mitgebracht. Heut’ gibt’s Hirschgulasch mit Wildpreiselbeeren und Semmelknödeln. Das magst du doch.«

Max grinste. »Die Frau Tappert hat mir schon den Mund wässrig gemacht. Natürlich mag ich das. Ich muss allerdings gestehen, dass ich alles mag, was sie kredenzt.«

»Sie ist eine vorzügliche Köchin«, bestätigte Sebastian. Dann wurde er ernst. »Gibt’s war Neues in Sachen Hubertusbrunn?«

Max wusste, was sein Bruder meinte. »Man hat mich aus Garmisch informiert, dass man nach Stefan Grasers Geständnis den Patrick Schmidt und den dritten der Kerle, Roland Obermeier, vernommen hat. Auch den Onkel von Patrick Schmidt haben sie in die Mangel genommen. Sie schweigen allerdings.«

»Nach Stefan Grasers Geständnis nützt ihnen ihr Schweigen nimmer viel«, knurrte Sebastian. »Aber die drei sind mir gar net so wichtig. Ich will wissen, wer dahintersteckt.«

Max grinste. »Du willst wissen, wer der Hintermann ist, und hoffst, dass er Lebegern heißt, gell?«

»Es wär’ vielleicht ein Grund für die Staatskanzlei, die Freigabe von Flächen im Ainringer Forst für die Rodelbahn zu widerrufen.«

Max schaute skeptisch drein. »Ich weiß net, ob das reichen würd’, die Verantwortlichen im Ministerium zu veranlassen, ihre Entscheidung zu überprüfen. Selbst wenn der Lebegern hinter den Verwüstungen steckt, er käm’ mit einer Geldstrafe weg. Die zahlt der aus der Portokasse, und damit hat’s sich. Das Problem wird sein, ihm die Tat überhaupt nachzuweisen. Weder Stefan Graser noch seine beiden Kumpel kennen den Hintermann. Graser hat uns zwar den Namen Schmidt Hans-Jürgen Schmidt genannt, aber wenn der den Mund net aufmacht, dann geht der Auftraggeber – wer immer es auch ist –, straffrei aus.«

»Glaubst du, dass der Schmidt allein den Kopf in die Schlinge steckt?«, fragte Sebastian zweifelnd.

Max zuckte mit den Schultern. »Das kommt möglicherweise auf die Höhe des Schmiergeldes an.«