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Er ist der Präsident des Bikerclubs und ein verdammtes Arschloch. Die Sorte gemeiner Bastard, die ich nie wieder in meinem Leben will. Sein Schatzmeister ist mein Retter in der Not. Aber der Boss kann mich nicht in Ruhe lassen. Und mich zieht es zu ihm wie eine Motte zum Licht. Ich kann es nicht zulassen, denn ich habe ein Geheimnis. Eine Verpflichtung, die wichtiger ist, als mein Leben. Als mich meine Vergangenheit einholt, stehe ich mit dem Rücken zur Wand. Sie ist das Mädchen meines besten Freundes und ein billiges Flittchen. Ich weiß das, denn dafür habe ich einen Riecher. Ich kenne ihre Sorte. Ich habe teuer für mein Wissen bezahlt. Sie ist ein verschlagenes Miststück und ich muss sie enttarnen. Sie reizt mich, aber das darf keine Rolle spielen. Was in mir tot und begraben ist, darf nicht wieder auferstehen. Die Probleme, die sie sich eingebrockt hat, muss sie selbst auslöffeln. Ich werde nie wieder für eine Frau durchs Feuer gehen! ~~~~~ Einzelband. Brutal-heiße Dark Romance. Düster und Grenzen überschreitend. Nach dem Dark & Deadly Motto der Autoren.
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THE BIKER
KITTY STONE & MIKE STONE
Er ist der Präsident des Bikerclubs und ein verdammtes Arschloch.
Die Sorte gemeiner Bastard, die ich nie wieder in meinem Leben will.
Sein Schatzmeister ist mein Retter in der Not.
Aber der Boss kann mich nicht in Ruhe lassen.
Und mich zieht es zu ihm wie eine Motte zum Licht.
Ich kann es nicht zulassen, denn ich habe ein Geheimnis.
Eine Verpflichtung, die wichtiger ist, als mein Leben.
Als mich meine Vergangenheit einholt, stehe ich mit dem Rücken zur Wand.
Sie ist das Mädchen meines besten Freundes und ein billiges Flittchen.
Ich weiß das, denn dafür habe ich einen Riecher.
Ich kenne ihre Sorte. Ich habe teuer für mein Wissen bezahlt.
Sie ist ein verschlagenes Miststück und ich muss sie enttarnen.
Sie reizt mich, aber das darf keine Rolle spielen.
Was in mir tot und begraben ist, darf nicht wieder auferstehen.
Die Probleme, die sie sich eingebrockt hat, muss sie selbst auslöffeln.
Ich werde nie wieder für eine Frau durchs Feuer gehen!
~~~~~
Einzelband. Brutal-heiße Dark Romance. Düster und Grenzen überschreitend. Nach dem Dark & Deadly Motto der Autoren.
Deutsche Originalausgabe, 1. Auflage 2020
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Impressum:
Kitty Stone & Mike Stone
Breslauer Str. 11, 35274 Kirchhain
© Mai 2020 Kitty Stone/Mike Stone
Alle Rechte vorbehalten!
Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen Erlaubnis durch die Autoren.
Covergestaltung: Oliviaprodesign / Bilder: depositphotos.com
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Warnung vor plötzlicher Begeisterung für Motorradfahrer
Teilnahme am Straßenverkehr nach Genuss auf eigene Gefahr!
Dieses Buch aus der heiß-verstörenden Dark & Deadly Buchreihe des Autorenduos ist wieder einmal eine waschechte Dark Romance. Düster, spannend, erotisch und - hoffentlich - hier und da gehörig berührend. So, wie die anderen Bücher der Reihe.
Auch diesmal soll wieder der Hinweis gegeben werden, dass es eine Reihe völlig eigenständiger, unabhängig genießbarer Einzelbände ist. Wer das Autorenpaar kennt, weiß recht gut, was einen erwartet. Wer mit diesem Buch die Stones erst kennenlernt, sollte sich einen Augenblick Zeit für diese Triggerwarnung nehmen.
Wie schon in den anderen Büchern, gibt es auch diesmal dunkle Schatten, die hinter der vorrangigen Handlung lauern. Gewiss, es wird heiß und actiongeladen. Es wird spannend und geht ans Herz. Es ist Dark Romance mit allem, was man sich davon erhofft. Und noch mehr.
Besonders vorwarnen wollen und müssen wir alle Leser und vor allem Leserinnen, die in ihrem Leben schon einmal mit der schlimmen Thematik unter dem harmlos-niedlichen Oberbegriff der ›häuslichen Gewalt‹ in Berührung gekommen sind.
Das Buch steigt hart ein und dieser Anfang gibt einen Vorgeschmack auf Dinge, die später kommen mögen. Auch diesmal werden die Protagonisten einige Hürden und Härten zu überwinden haben, die ans Eingemachte gehen. Taschentücher sind angeraten und wir erwarten fest, dass es manche Leser triggern kann.
Jeden unter unseren Lesern - Frau, wie auch Mann - der diese spezielle Art der Dunkelheit aus der Vergangenheit oder - was wir nicht hoffen - der Gegenwart kennt, wollen wir dringend bitten, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Es muss kein Biker sein, der selbst ein großes Päckchen zu tragen hat. Es gibt viele Stellen, bei denen man Hilfe wegen häuslicher Gewalt finden kann und darin liegt keine Schande.
Im Gegenteil! Sich Hilfe zu holen zeugt von großer Stärke.
Der Schlag trifft mich mit voller Wucht in den Magen. Ächzend entweicht mir die Luft und ich krümme mich vor Schmerzen zusammen. Die Härte des Treffers rast durch meine Eingeweide. Keuchend sacke ich auf die Knie.
»Du Schlampe!«, brüllt er und tritt mir in die Seite. »Ich habe dir gesagt, dass ich Paul mitbringe. Und du hast nichts Besseres zu tun, als uns in diesem Fummel zu empfangen?«
»Es tut mir leid«, wimmere ich vor Schmerzen. »Ich habe es vergessen.« Ihn in dieser Stimmung darauf hinzuweisen, dass es nur ein Shirt und eine kurze Hose sind, wage ich nicht. Ich will nicht wieder im Krankenhaus landen und dem Personal versichern müssen, dass in meiner Ehe alles in Ordnung sei. Dass ich von unbekannten Tätern angegriffen und zusammengeschlagen worden bin, werden sie mir nicht noch einmal abkaufen. Und die Ausrede mit der Treppe, die ich hinuntergefallen bin, habe ich auch schon verwendet.
»Ich habe mir nichts dabei gedacht.« Ich presse die Arme auf meinen Bauch und die Seiten. Kaum sind die Verletzungen vom letzten Mal verheilt, schon liege ich wieder zu seinen Füßen. Dabei habe ich so sehr versucht, ihm keinen Grund zu bieten, sich aufzuregen. Aber mittlerweile bringen ihn die kleinsten Kleinigkeiten zum Ausrasten. Das macht ihn so verdammt unberechenbar. Ich kann nicht mehr einschätzen, was ihn zuschlagen lässt.
Tränen lassen meinen Blick verschwimmen. Es schnürt mir den Hals zu und ich bekomme keinen Ton mehr heraus. Ich habe furchtbare Angst vor ihm. Aber ich muss stark bleiben. Es geht nicht nur um mich.
»Du nichtsnutziges Weib«, zischt er und krallt mir seine Finger ins Haar. Der Schmerz rast durch meine Kopfhaut, als er mich hochzerrt. »Wie oft soll ich dir es noch sagen? Warum kapierst du es einfach nicht?« Er drängt mich zurück, bis ich an die Wand stoße. »Warum musst du mich so reizen? Du bist doch selbst schuld.«
Seine Pupillen sind riesig. Das Weiße in seinen Augen ist gerötet. Er hat wieder Drogen genommen. Er ist auch ohne den Dreck aufbrausend und unvorhersehbar. Aber dieses Teufelszeug lässt alle Sicherungen bei ihm durchknallen. Zittrig atme ich ein und wieder einmal legt sich die Gewissheit, dass ich den Absprung verpasst habe, wie eine Faust um mein Herz und droht es zu zerquetschen.
»Habe ich nicht immer gut für dich gesorgt? Und wie dankst du es mir? Du bettelst darum, dass ich dich bestrafe. Willst du, dass ich mich deshalb schlecht fühle? Anders bist du doch gar nicht mehr unter Kontrolle zu bringen. Du legst es doch immer wieder drauf an!«
Ich versuche, sein wahnhaftes Gerede zu ignorieren. Die Vergangenheit hat mich gelehrt, dass die kleinste Regung ihn seine Faust benutzen lässt. Stumm lasse ich seinen Ausbruch über mich ergehen. Ich habe ihm sowieso nichts entgegenzusetzen.
»Hast du gehört, du Mistschlampe?«, brüllt er mich unvermittelt an, packt meine Schulter und schüttelt mich heftig.
Mein Kopf kracht gegen die Wand, bevor ich überhaupt reagieren kann. Kurz wird mir schwarz vor Augen, als eine piepsige Stimme augenblicklich mein Herz fast zum Stillstand bringt, nur damit es gleich danach davonrast.
»Dad, Mommy?«
Oh mein Gott! Sie darf nicht hier sein! Sie sollte in ihrem Bett liegen und schlafen.
David löst sich von mir und wendet sich unserer Tochter zu. »Warum bist du wach? Du gehörst ins Bett, junge Dame.«
Kaum wage ich es sie anzusehen. Ich habe Angst, dass ich mich nicht zurückhalten kann, zu ihr laufe und sie fest in die Arme schließe. Nur die Gewissheit, dass ich sie damit in die Schusslinie bringe - in tödliche Gefahr -, lässt mich still an der Wand verharren.
»Warum tust du Mommy weh?«
Mein Kopf ruckt herum und ich sehe sie mit weit aufgerissen Augen an. Sie steht in ihrem Nachthemd, nackten Füßen und verstrubbelten Haaren in der Tür zur Küche. So zart und unschuldig. Nur für sie ertrage ich Tag für Tag die Misshandlungen. Mein Herz geht über vor Liebe und ich spüre wieder das dringende Bedürfnis, sie vor allen Gefahren zu beschützen.
»Sie war böse, Sophia.« David ist zu ihr gegangen und hockt sich vor ihr hin. »Und wenn man böse ist, muss man bestraft werden.«
»Das darfst du aber nicht«, gibt sie so bestimmt, wie es nur eine Siebenjährige kann, zurück.
Gott, sie darf nicht weiterreden. Ich sehe, wie er sich bei ihren Worten anspannt. Wie seine Rückenmuskeln arbeiten und er leicht die Schultern hochzieht.
»Schätzchen«, wende ich mich mit rauer Stimme an sie. »Mommy geht es gut. Geh wieder ins Bett, ich komme gleich, um nach dir zu sehen.«
Eiskalte Schauer laufen mir über den Rücken, als ich ihren Blick sehe. Ich kenne ihn zu gut. Ich weiß, dass sie in diesem Moment auf stur schaltet.
»Er soll damit aufhören«, gibt sie trotzig zurück.
Seine Hand schnellt vor und er packt ihren Arm. »Ich glaube, du solltest jetzt sofort ins Bett gehen, Fräulein«, presst er mit unterdrückter Wut an zusammengebissenen Zähnen vorbei.
Er steht ganz kurz davor, das erste Mal auch unserer Tochter gegenüber die Beherrschung zu verlieren. Noch nie hat er sie angepackt oder geschlagen, sonst wäre ich sofort mit ihr aus dieser Hölle geflohen. Ganz egal, was für ein Risiko das für uns beide bedeuten würde.
Aber wenn er die Hand gegen sie erhebt … Ich weiß genau, dass es wie bei mir sein wird. Es wird nicht bei diesem einen Mal bleiben. Wenn er einmal diese Grenze überschreitet, gibt es kein Zurück mehr. Es geht nur noch immer weiter nach vorn. Immer tiefer hinein in die Hölle …
»Daddy, du tust mir weh«, wimmert sie und ich sehe Tränen sich in ihren wunderschönen, braunen Augen sammeln.
Ich weiß in dem Moment, als sich mein Körper bewegt, dass es für mich Konsequenzen haben wird; dass er es nicht auf sich beruhen lässt, wenn ich dazwischen gehe. Aber ich kann nicht anders. Ich muss sie vor ihm schützen. Ich schnelle vor und fasse seinen Arm.
»Lass sie los, David. Und du, Fräulein, wirst gefälligst ins Bett gehen.« Ich brauche nicht ihren Schluchzer und die über ihr Gesicht laufenden Tränen, um zu erkennen, dass ich zu schroff war. Aber ich kann auf ihre verletzten Gefühle jetzt keine Rücksicht nehmen.
Es mag ihr wehtun, aber wenn er zuschlägt, wird es unendlich viel schlimmer. Ich weiß das. Das erste Mal war es besonders schrecklich. Der körperliche Schmerz ist gegen die seelische Pein gar nichts. Vor allen Dingen, wenn er so wütend ist. Ich habe keine Ahnung, ob er nicht mit derselben Wucht zuschlägt, wie er es bei mir längst tut. Das darf auf keinen Fall passieren. Sie wird es überstehen, wenn ich sie anblaffe, aber ein Schlag mit der Faust ihres Vaters wird erheblichen Schaden anrichten.
David sieht mich hasserfüllt an, lässt Sophia aber los und richtet sich langsam auf.
»Geh, Spätzchen und bleib in deinem Zimmer«, flüstere ich und sehe in ihre weit aufgerissenen Augen. Einen Wimpernschlag zögert sie, dann wirbelt sie herum und rennt den Gang entlang. Als ich ihre Zimmertür zuschlagen höre, atme ich erleichtert auf, bis mir der Schlag gegen den Kiefer meinen Kopf herumreißt.
»Nie wieder«, ein weiterer Schlag folgt, der mich in die Knie zwingt, »wirst du mich vor meiner Tochter bloßstellen!« Sein Brüllen wird von Tritten und Schlägen begleitet.
Meine Arme schützend um den Kopf geschlungen und in mich zusammengerollt, lasse ich seine Wut über mich ergehen. Für Sophia.
Mein Körper steht in Flammen und jede Bewegung schickt Wellen von Schmerz durch ihn hindurch. Übelkeit erfasst mich und ich muss mich zwingen weiterzugehen. Es ist die einzige Chance. Ich habe keine Zeit. Eine erneute Schmerzwelle schwappt durch meinen Körper, als ich die Reisetasche hervorhole und den Kleiderschrank öffne. Wahllos stopfe ich Wäsche in die Tasche, als mich ein Geräusch an der Tür aufschreckt. Mein wild pochendes Herz beruhigt sich ein klein wenig, als ich Sophia im Rahmen stehen sehe.
»Mommy?« Zaghaft, leise.
Schnell bin ich bei ihr und knie mich nieder. Mein ganzer Körper protestiert bei dieser Bewegung, aber ich kämpfe gegen all das an. Nur sie ist in diesem Moment wichtig.
»Ich …«, beginne ich und streiche ihr die verwirrten Locken aus dem Gesicht. »Es tut mir so leid.« In ihren Augen spiegelt sich mein eigenes Leid wider.
Sie fängt an auf ihrer Wangeninnenseite zu beißen. Eine Zeit lang hat Sophia sich ihre Lippe blutig geknabbert, wenn sie etwas Belastendes beschäftigt hat. Davids strenges Verbot stoppte das Verhalten nicht, sondern verlagerte es nur. Sie kämpft mit etwas, das sehe ich ihr genau an. Auch wenn ich die Zeit nicht habe, gebe ich sie ihr und warte ab.
»Gehst du weg und lässt mich bei Dad?«, platzt es aus ihr heraus und ich sehe, wie sich die großen Augen mit Tränen füllen.
Die Frage trifft mich nicht unvorbereitet, aber die Heftigkeit der Gefühle, die sie in mir auslöst, lässt mich wanken. »Auf keinen Fall, Sophia.« Meine Hände zittern, als ich sie in meine Arme ziehe. »Ich würde nie ohne dich gehen!«
Sophias Schluchzen schnürt mir die Kehle zu, aber ich halte ihre kleine Hand eisern fest und ziehe sie weiter durch die Straßen. Ich weiß, dass sie trotz allem ihren Vater liebt und ihr kleines Herz unter all dem leidet. Wir müssen über das reden, was geschehen ist. Damit sie versteht und es irgendwann hoffentlich aufarbeiten kann. Aber jetzt ist nicht der Zeitpunkt dafür.
Bei ihrer Geburt habe ich geschworen, sie immer zu beschützen! Und dieses Versprechen löse ich jetzt ein. Nie wieder werde ich sie in diese Hölle zurückkehren lassen!
Logan
Es dauert nicht lange, bis mich eine Staubwolke umhüllt, nachdem ich stehen geblieben bin. Der Reihe nach schließen die Maschinen meiner Jungs auf und stellen sich zu beiden Seiten neben mich. Einer nach dem anderen kommen sie nach wochenlangem Run da an, wo wir hingehören - nach Hause.
Ich warte unbewegt, die Hände am Lenker, bis auch Harris - mein Secretary und für diese Tour sowohl letzter Mann, als auch Sergeant-at-arms - seinen Platz direkt neben mir einnimmt. Erst dann finde ich wieder zu mir und lasse den Motor ersterben. Das abrupte Verstummen von mehr als zwei Dutzend Maschinen erzeugt eine geradezu brüllende Stille nach dem allzugewohnten Lärm.
Meine Erstarrung hatte allerdings nichts mit dem Versuch zu tun, unsere Ankunft perfekt getimt zu inszenieren. Das ist ein eher zufälliger Nebeneffekt einer Beobachtung, die mich für einen viel zu langen Moment gefangen genommen hat. Was mich verdammt nervt, als ich mir dessen bewusst werde.
Ungehalten reiße ich meinen Blick von der Besitzerin des jeansbedeckten Prachtarschs los, der aus der Eingangstür des ›Watering Hole‹ herausragte, als ich meine Maschine stoppte. Ein Teil von mir, mit dem ich seit langer Zeit nicht mehr rede, anerkennt, wie gut der Rest des Frauenkörpers zu ihrer Kehrseite passt. Dass sich diese Beobachtung überhaupt in den Vordergrund meiner Gedanken drängt, macht mich mürrisch.
Ich weiß, dass es bescheuert ist, aber ich studiere die Fremde genauer und suche nach etwas, was mir missfällt. Ich kann sie jetzt schon nicht leiden, weil sich mein Schwanz beim Anblick ihres Hintern regen wollte. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen.
Leider macht sie eine verdammt gute Figur, selbst wenn sie steht und mir zugewandt ist. Die Jeans liegen knalleng an langen, schlanken Beinen an, die in Cowboystiefel stecken. Ein kariertes Männerhemd ist unter ihren Titten verknotet. Was die knackigen Möpse verflucht gut in Szene setzt, obwohl sie gar nicht so groß sind. Zusammen mit den ansonsten offenen Knöpfen erzeugt das ein verdammt appetitliches Dekolletee.
Als ich ihr ins Gesicht sehe, treffen sich unsere Blicke. Ich spüre, wie sich meine Stirn in tiefe Falten legt, während ihr Gesicht geradezu maskenhaft unbewegt bleibt. Für einen Moment sieht sie mir direkt in die Augen und studiert mich fast so eingehend, wie ich es mit ihr getan habe. Dann schlägt sie die Augen nieder. Aber ich bin nicht dumm genug, um das als Rückzieher misszuverstehen.
In den braunen, fast bernsteinfarbenen Augen haben sich Überraschung, Sorge und ein ausgeprägter Wille zum Widerstand einen heftigen Kampf geliefert. Ich weiß sofort: Das ist keine von den üblichen, dümmlichen Mamas, die sich in der Nähe von Bikern rumtreiben, um Spaß zu haben.
Nein, diese Frau ist ein Vollblutweib. Ihr niedliches Gesicht und der Kurzhaarschnitt ihrer blond gefärbten Haare täuschen mich nicht darüber hinweg, dass sie kein junger Hüpfer mehr ist. Ich würde sie auf Mitte oder Ende zwanzig schätzen. Alles andere als das typische Weib, das in einer Bikerbar wie dieser ihre Zeit verbringt. Sie ist weder jung und abenteuerlustig, noch alt genug, um auf der verzweifelten Suche nach einem Stecher zu sein, der sich noch mit ihr abgibt. Wenn ich ehrlich bin, hat sie alles, um die Verehrer bei ihr Schlange stehen zu lassen.
Nichts davon beantwortet allerdings die Frage, was sie in meiner verdammten Bar treibt und warum sie offensichtlich gerade fertig geworden ist, dort den verfickten Boden zu wischen!?
»Na, hallo«, murmelt Harris neben mir leise und setzt seinen Helm ab. »Wen haben wir denn da?«
»Ärger auf Stelzen«, brumme ich und mache es ihm nach. Den Original-Stahlhelm mit einigen Modifikationen, um ihn auf Dauer auf dem Kopf erträglich zu machen, lege ich auf dem Tank meiner Maschine ab.
»Wenn so Ärger aussieht, handele ich ihn mir gerne ein«, gibt meine rechte Hand zurück. »Gut zu wissen, dass du kein Interesse hast.«
Mein Kopf fährt zu ihm herum, aber er wendet sich mir ganz betont langsam zu. Wir wissen beide um meine Gründe und er zeigt mir mit ausdrücklich desinteressierter Miene, dass es zu lange her ist, als dass er noch darauf Rücksicht nehmen wollte. Das hat er mir oft genug gesagt.
Ich schnaube, aber diesmal bin ich derjenige, der ausweicht. Meine Probleme mit der Frauenwelt betreffen meine Brüder nicht. Als Präsident unseres ganz besonderen Clubs stelle ich schon genug Regeln auf, die man unter Bikern selten findet. In die Frauengeschichten der anderen und deren Meinung zur weiblichen Hälfte der Menschheit habe ich mich verdammt noch mal nicht einzumischen.
»Gehen wir Ben suchen«, murmele ich und steige ab.
Doch auch wenn ich es versuche, kann ich nicht anders, als die Frau noch einmal anzusehen. In einer anderen Zeit … In einem anderen Leben, könnte man sagen, hätte ich die Meinung meiner rechten Hand ganz klar geteilt und vom Recht des Anführers Gebrauch gemacht. Auch wenn ich nicht den Eindruck habe, dass die Fremde besonders erfreut von unserem Anblick ist. Vielleicht gerade deswegen …
Müde von der langen Fahrt und an das Gewicht auf meinem Buckel erinnert, das ich seit viel zu langer Zeit mit mir herumschleppe und nach Möglichkeit ignoriere, steige ich die Stufen zur Veranda vor der Bar hinauf. Meine Brüder reihen sich ein. Zuerst werden wir alle miteinander anstoßen, dann werden die meisten zu ihren Frauen und Freundinnen fahren und erst am Abend zurückkehren.
»Äh, ich bin gerade fertig mit Wischen«, meldet sich der Stein meines Anstoßes von der Seite zu Wort. »Ihr könnt da jetzt nicht rein.«
Ich habe nicht einmal Lust zu schnauben. Irgendwann später werde ich ihr erklären, wer hier das Sagen hat. Momentan würde ich sie so sehr zusammenfalten, dass sie vermutlich schreiend wegliefe. Also ignoriere ich den dummen Einwurf und schiebe die Tür auf.
»Hey!«, stößt sie aus und schiebt sich an mir vorbei, um sich vor mir aufzubauen. »Ich sagte …«
»Du hast hier nix zu sagen«, knurre ich und starre sie mit explosionsartig wachsender Wut an. Was bildet sich diese dumme, kleine, nichtsnutzige Schlampe ein, mir den Weg zu verstellen?! »Aus dem Weg …«, grolle ich warnend.
Aber sie steht da und sieht mir gleichzeitig zutiefst erschrocken und felsenfest entschlossen in die Augen. Gottverdammt, warum fühle ich mich, als müsste ich mich schämen, ihr Angst einzujagen? Dieser Blick … wie ein geprügelter Hund, der die Schnauze voll davon hat, geschlagen zu werden. Als wäre sie bereit, mit Zähnen und Klauen ihren Platz zu verteidigen.
»Zehn Minuten«, keucht sie und schwankt zwischen einem bittenden und einem befehlenden Unterton hin und her. »I-ich … bringe euch auch schon mal ein Bier raus …«
»Hast du eine Ahnung, wem du gegenüberstehst, Süße?«, mischt sich Harris ein und tritt an meine Seite.
Verfluchte Scheiße, den Tonfall kenne ich auch. Und das stinkt mir nur noch mehr. Als würde ich ihr wirklich was tun, versucht er zu beschwichtigen und zu vermitteln. Was zum Fick bildet sich der Penner eigentlich ein?! Ich bin kein tollwütiger Hund wie ein Mad Dog Malloy, ein Einzelgänger der früher ab und an in der Gegend war und angeblich ein paar Huren umgebracht haben soll. Oder wirke ich auf meinen Secretary so, als müsste man das befürchten?
»Ihr seid voller Staub«, verteidigt sie ihren Standpunkt und reckt uns kampflustig das Kinn entgegen.
Meine Fresse, warum muss diese dumme Fotze sich ausgerechnet jetzt auf die Hinterbeine stellen und ihre Willenskraft beweisen? Ich würde sie am liebsten am Hals packen und die Wand hochschieben. Was ich dann sonst noch mit ihr machen wollen würde, lasse ich gar nicht erst in meine Gedanken durchsickern.
»Wer zum Fick glaubst du eigentlich, wer du bist, Püppchen?«, knurre ich und knirsche mit den Zähnen.
Sie zuckt zusammen und atmet tief durch. Statt einer Antwort greift sie zu ihrer Körpermitte und legt die Hände um eine Gürtelschnalle, die mir schon längst hätte auffallen müssen. Aber was ich darauf sehe, ist einfach zu verblüffend, um es zu glauben.
»Ben?«, keucht Harris neben mir und stößt damit Gemurmel im Rest der Truppe an.
Tatsächlich steht es dort, auf der Schnalle mit unseren Farben. ›Property of‹ - Eigentum von … Ben?! Was zum Teufel!?
Harris und ich wechseln einen Blick, der genau das widerspiegelt, was die ganze Truppe denkt. Ben ist vieles - der Schatzmeister des Clubs, der Betreiber der Bar, die zu unserem Clubhaus gehört, einer meiner ältesten Freunde und ein bis in den Tod loyaler Bär von einem Mann, auf den man sich tausendprozentig verlassen kann. Solange man ihn nicht überfordert, denn er ist zwar nicht dumm, aber etwas langsamer und auf eine seltsame, nicht auszumerzende Weise leichtgläubig und herzensgut.
Eine Sache ist Ben aber nicht und war es auch nie - erfolgreich bei Frauen. Er ist keine alte Jungfer mehr. Dafür gibt es zu viele der jungen, billigen, bikergeilen Mamas, die sich jedem Vollmitglied nur zu gerne vor die Flinte werfen. Aber etwas Festes hatte er noch nicht und wenn, dann waren es berechnende Schlampen, die einer von uns anderen ihm schnell mit einem harten Arschtritt wieder vom Leib geschafft hat. Blutsauger, die seine Naivität ausnutzen wollten. Keine ernsthaften Beziehungen auf einer Basis gegenseitigen Verstehens. Und auch nicht auf der Grundlage von großartigem Sex.
Ehrlich gesagt zweifele nicht nur ich manchmal daran, ob der große, bärenstarke aber sanftmütige Kerl überhaupt einen funktionierenden Dödel hat. Er denkt jedenfalls nie mit dem Schwanz. Wenn er den Kopf verliert, dann weil sein großes Herz ihn aufs Glatteis führt und er auf eine verlogene Schlampe reinfällt.
Bis jetzt hat er allerdings noch nie eine davon zu seiner festen Freundin - seiner Old Lady - gemacht. Bislang ist es spätestens an seiner Mutter Tillie gescheitert, die in allen Dingen, die Ben betreffen, immer das letzte Wort hat. Und die ich schon fast ebenso lange kenne, wie ihn.
Tillie ist nicht so leicht aufs Kreuz zu legen. Ich muss mich sehr wundern, dass es diesem blonden Miststück hier vor mir gelungen ist, das hinzubekommen. Aber all das wissen die anderen nicht. Sie kennen Ben nur als gutmütigen, gemächlichen Teddybären, der selten einen Groupie und nie eine Freundin hat. Und über den ich meine schützende Hand halte, wofür er unsere Bar betreibt und mir treu ergeben ist. Kurz muss ich fast bitter auflachen, denn sie kennen ihn so wenig, wie sie mich kennen …
»Wir warten«, beschließe ich laut und deutlich.
Wenn das überhaupt möglich ist, erzeuge ich damit sogar noch mehr Überraschung. Aber nicht bei Harris, der verhalten nickt. Es gibt einen Unterschied zwischen stillen Überlegungen, ob eine Sache so richtig sein kann und dem offenen infrage stellen der Autorität eines Bruders - oder seiner Alten.
Mit einem eiskalten Blick lasse ich die Tussi allerdings wissen, dass es ein Nachspiel geben wird. Sie scheint nicht viel von Bikern zu halten und auch nicht viel von uns zu wissen. Das wird sich schnell ändern oder sie fliegt noch schneller auf die Straße. Das stolze Funkeln im Blick werde ich ihr schon bald ausgetrieben haben.
Zwei Stunden später sitzen wir zu dritt zusammen und besprechen die Dinge, die wirklich von Bedeutung sind. Weder Harris noch ich sind bisher dazu gekommen zu duschen oder uns auch nur umzuziehen. Normalerweise würde ich daher meine Füße nicht auf den Tisch im Mitgliederbereich der Bar legen, der mir als Präsident des Clubs vorbehalten ist. Heute tue ich es trotzdem.
Ich weiß, dass es kindisch ist, aber ich tue mich extrem schwer damit, die Respektlosigkeit des blonden Miststücks zu verdauen. Nicht nur vor der Tür führt sie sich auf, als hätte sie hier etwas zu sagen. Mag sein, dass sie einfach einen guten Job als Kellnerin zu machen versucht. Mag sein, dass ich mir von Tillie ganz andere Dinge anhören müsste, wenn die rüstige, alte Dame noch die Bedienung für uns spielen müsste. Mag alles sein, aber … drauf geschissen!
Dieses Zucken in ihrer Augenbraue und die nur mit großer Mühe geschlossen gehaltene Klappe, als ich dem Impuls nachgebe, mich gemütlich in meinen Sessel zu legen und die Füße auf den Tisch zu packen. Es ist mir nur zu genau aufgefallen und ich möchte der vorlauten Kuh dafür gerne die Meinung geigen. Aber ich reiße mich zusammen und zeige ihr nur, wer hier der Boss ist.
Das Grundstück gehört Tillie und Ben, aber das Clubhaus und die Bar gehören mir. Auch wenn wir sowas wie eine Art erweiterte Familie sind und ich Ben nicht nur als Biker-Bruder betrachte, sondern wie einen Blutsverwandten, bin ich hier der Boss und habe das Sagen. Wenn die kleine Schlampe vorhat, hierzubleiben, lernt sie das besser mit Lichtgeschwindigkeit.
Weder Harris, noch Ben geben zu meinem Verhalten einen Kommentar ab, aber ich denke, sie bemerken etwas. Zum Glück haben wir dringendere Themen als diesen Scheiß.
»Von den Vollmitgliedern hat also keiner die Regeln gebrochen, auch wenn ein paar von den Jungs sie ordentlich gebogen haben«, fasst mein Secretaryzusammen, nachdem wir alle Beobachtungen der letzten Wochen von unserem langen Run noch einmal durchgegangen sind. Auf diese Weise ist auch Ben im Bilde über alles, was vorgefallen sein mag. Als Schatzmeister und dritter Mann des Clubs muss er Bescheid wissen.
»Was ist mit den Prospects?«, erkundigt er sich dann gleich nach unseren neuesten Anwärtern.
Ich brumme unwillig und Harris verzieht das Gesicht. Das reicht beinahe schon, um Ben zu informieren. Aber es bringt nichts, das Thema totzuschweigen.
»Billy?«, will Ben wissen.
Harris nickt. Ich schnaube nur und schüttele missmutig den Kopf.
»Der Junge kann sich einfach nicht an die Regeln halten. Und ich bin es leid, ihm noch eine Chance zu geben«, lasse ich die beiden anderen wissen.
»Du weißt, was passieren wird, wenn wir ihn fallenlassen«, meint Harris. Es ist keine Frage.
»Du weißt, dass wir es bald mit einem ganzen Stall respektloser Hosenscheißer zu tun haben, wenn wir nicht durchgreifen«, erinnere ich ihn unnötigerweise.
»Was genau hat er denn getan?«, erkundigt sich Ben mit Leidensmiene. Natürlich fühlt er mit dem jungen Raufbold mit. Oder vielleicht tut ihm auch dessen Mutter leid, die nicht ohne Grund beinahe auf Knien gefleht hat, dass wir uns des Jungen annehmen.
»Er hat irgendwelche Pillen aufgetrieben und sie direkt vor Ort vercheckt«, erklärt Harris.
Ben verzieht noch mehr das Gesicht, denn er weiß, wie ich dazu stehe. Auf Runs wie dem, den wir hinter uns haben - wo wir einen echten Auftraggeber mit klaren Regeln haben, der uns verflucht noch mal für unsere Arbeit bezahlt - dulde ich so eine Scheiße noch weniger, als sonst schon.
»Unter anderen Umständen hätte ich vielleicht drüber weggesehen, weil es nur Pillen waren«, brumme ich. »Wir lassen die Jungs mit ihrem Gras in Frieden, auch wenn sie damit handeln. Scheiße, ich sage nicht einmal was, wenn eine Knarre den Besitzer wechselt, solange es keine Sturmgewehre sind. Aber auf diesem Run waren die Regeln eindeutig, verfickt noch mal!«
»Schmeißt du ihn raus?«, seufzt Harris und sein Tonfall macht klar, dass er das nicht nur erwartet, sondern auch schweren Herzens befürwortet.
»Können wir denn nichts mehr tun?«, fragt Ben traurig.
»Ich sag' dir was«, meine ich mürrisch zu ihm. »Geh zu seiner Mutter und wenn sie einverstanden ist, dass ich ihm eine verfickte Abreibung verpasse, wie er noch nie eine hatte, gebe ich ihm noch eine Chance. Falls er sie dann noch will. Aber wenn ich jetzt nicht durchgreife …«
»Ja, wir können uns nicht von einem Drecks-Prospect auf der Nase rumtanzen lassen, Ben«, bekräftigt meine rechte Hand.
»Ich … frage sie«, verspricht Ben. »Wisst ihr, ich denke fast, sie wird einverstanden sein.«
»Übrigens, wo wir gerade beim Thema ›auf der Nase rumtanzen‹ sind«, fahre ich ihn vielleicht ein wenig zu gereizt an, »was ist das für eine Bitch, die deine Schnalle trägt, Mann?!«
Mir entgeht nicht, dass sie es gehört hat. Sie steht hinter der Bar und bedient die ersten Kunden des Abends. Es sind durch die Bank Einheimische, die hier ein Bier oder fünf trinken und vielleicht Neuigkeiten von den Rückkehrern aufschnappen wollen. Keiner davon ist laut, wenn ich mich mit meinen Leuten bespreche. Sie alle haben Respekt.
Ben zuckt allerdings noch mehr zusammen als das Weib. Wie ein geprügelter Hund windet er sich für einen Moment und ich will verdammt sein, aber er tut mir leid. Ich wünschte, ich hätte nicht schon wieder das Gefühl, dass ihn da ein berechnendes Miststück an der Stelle packt, wo er sich nicht wehren kann. Ich würde es ihm so verdammt von Herzen gönnen, endlich mal eine abzukriegen, die was hermacht. Die vielleicht sogar so viel hermacht, dass es selbst mich nicht kalt …
Nein, das ginge zu weit und da will ich nie wieder auch nur in Gedanken hin. Also lasse ich die Überlegung für immer unvollendet.
»Ihr Name ist Rachel«, murmelt mein alter Freund und blickt überall hin, aber nicht in meine Augen. »Ich habe sie eingestellt und wir … sind zusammen. Auch wenn ihr das nicht glauben wollt. Sie ist meine Old Lady. Das müsst ihr schlucken.«
»Tillie hat keine Einwände?«, frage ich scharf nach.
»Mom mag sie sehr und ist absolut einverstanden«, begehrt Ben auf und ich muss ihm glauben, wie er es sagt. »Und außerdem kann ich meine eigenen Entscheidungen treffen, Logan«, schiebt er noch hinterher.
»Nicht immer zum Besten«, wirft Harris freundlich, aber auch treffend ein.
»Tut mir leid, Jungs, aber in dieser Sache habt ihr nichts zu melden«, macht sich Ben zu meinem Erstaunen gerade, wie ich es nur ein oder zwei Mal bei ihm erlebt habe. Shit, ihm muss also wirklich was an der Kleinen liegen, die mir so schwer im Magen liegt …
»Wie lange ist sie schon hier?«, hake ich nach, ohne den Blick von ihr abzuwenden, während sie mich todsicher aus dem Augenwinkel beobachtet.
»Mehr als zwei Monate«, lautet die Antwort. »Und sie macht sich …«
»Was weiß sie über die inneren Angelegenheiten des Clubs, Bruder?«, unterbreche ich ihn und starre ihm direkt in die Augen, damit er auch wirklich kapiert, wie ernst es mir ist.
»G-gar nichts!«, keucht Ben. »Ich schwöre, sie weiß gar …«
»Ich hoffe es«, schneide ich ihm wieder das Wort ab. »Für sie. Aber auch für dich und uns, mein Bruder. Sorg dafür, dass es so bleibt. Und leg ihr einen Maulkorb an oder sie ist gleich nach Billy mit einer Abreibung dran.«
»Logan …«, brummt Harris mahnend, während Ben nach Luft schnappt.
»Verbal, ihr Wichser!«, schnauze ich beide an und kann kaum fassen, dass sie denken, ich würde …
Mein Gott, wie sehr habe ich mich verändert, dass sie beide heimlich aufatmen? Wie können selbst meine beiden engsten Vertrauten denken, ich würde … meinen wütenden Worten, die ich oft genug für viele Frauen habe, auch wirklich Taten folgen lassen?
Fuck, ich brauche was zu trinken und Ruhe. Und danach werde ich mit Tillie sprechen und sehen, was sie zu sagen hat. Denn ich kann dieser zu hübschen, zu taffen Blondine mit den beunruhigenden Augen die Unschuldsnummer nicht abkaufen. So wie sie mit ihren viel zu gepflegten Händen noch nicht lange für ihren Lebensunterhalt arbeiten kann, so verbirgt sie verfickt noch mal auch noch etwas anderes. Ich kann es nur noch nicht festmachen …
Rachel
Jetzt weiß ich zumindest, warum das Maskottchen auf dem Abzeichen des Motorradclubs die Zähne fletscht. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum eine harte Bikergang ein verdammtes Seepferdchen als Logo benutzt. Zugegeben, es ist ein sehr skurriles und abstoßendes Ding, das die Männer da auf ihren Rücken spazieren tragen. Aber es ist und bleibt ein verdammtes Seepferdchen, egal, wie abgefuckt es dargestellt ist.
Der Verantwortliche für Motiv und Name des Clubs - Seahorse MC - lümmelt mit grimmigem Blick an einem der speziellen Tische mit den gemütlichsten Sitzgelegenheiten des ganzen Lokals herum. Bei ihm sind ein Kerl namens Harris, den ich heute auch zum ersten Mal sehe und der wohl die rechte Hand des Gangbosses ist, und Ben. Mein lieber, treuer, guter Ben, der nicht nur ein charakterliches Goldstück in diesem Dreckloch ist, sondern außerdem mein ganz persönlicher, rettender Engel. Ohne ihn und seine Mutter wäre ich buchstäblich am Arsch.
Ben hat mir in den vergangenen Wochen eine Menge Dinge erzählt, die ich wissen sollte, wenn die Biker von einem langen, anstrengenden Run zurückkehren. Was ein anderes Wort für eine Tour zu sein scheint. Er hat Logan als harten, aber fairen Boss beschrieben und ihn voller Wärme immer wieder als seinen Bruder bezeichnet. Dabei ist der Typ nur ein völlig von sich eingenommener Scheißkerl. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er auch für das hässliche Maskottchen der Gang Model gestanden hat.
Ich muss mich davon abhalten ihn anzublaffen, dass er gefälligst seine dreckigen Schuhe vom Tisch runternehmen soll. Alles an diesem kantigen, muskulösen Typen reizt mich bis aufs Blut. Seit ich hier einen sicheren Unterschlupf gefunden habe, war ich ruhig und unauffällig. Und jetzt kommt dieser aufgeblasene Wichtigtuer daher und alle Augen ruhen auf mir, als ich mir mit ihm ein Duell liefere. Ich verstehe es nicht.
Leise seufzend konzentriere ich mich auf die Gäste, die fast jeden Abend in die Bar kommen. Normalerweise steht Ben hinter dem Tresen und ich bediene. Heute muss er als Schatzmeister des Clubs mit bei der Besprechung dabei sein.
Ich weiß nicht viel über diese Gang. Ben hat sich verschlossen gehalten, wenn ich gefragt habe, was sie genau machen. Irgendwie bin ich fast froh, dass ich nicht eingeweiht werde. Die vielen lauten Biker in der Bar, die in den letzten Wochen nicht hier waren, lösen ein verdammt beklemmendes Gefühl in mir aus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihr Geld auf legale Weise verdienen. Und von dieser Art Kerle habe ich die Nase mehr als gestrichen voll.
Die ganze Zeit, seitdem ich hier arbeite, hatte ich kein einziges Mal das Gefühl, dass ich die Beine in die Hand nehmen und so weit es geht weglaufen sollte. Davor war ich in einer ganz anderen Situation … Wochenlang bin ich mit Sophia von einem Ort zum nächsten geflüchtet. Immer mit der Angst im Nacken, dass man uns finden würde. Bis wir in diese Stadt kamen und ich Ben und seine Mutter kennenlernte.
Es ist nicht dieselbe Angst wie früher. Aber ich fühle mich zum ersten Mal seit Monaten wieder unwohl. Ich muss mich davon abhalten, dass meine Gedanken zur Anfangszeit nach unserer Flucht abdriften. Diese Tage waren geprägt von Schmerz. Körperlich, wie seelisch. Meine äußeren Wunden verheilten, aber der Riss in meinem Herz, wenn ich Sophia anschaue und bedenke, was ihr angetan wurde, wird nicht so schnell verschwinden.
»Hey, Püppchen«, erklingt es laut von der Seite. Ich muss nicht hinsehen, wer es ist. »Noch eine Runde.«
Schon wieder muss ich mich zusammenreißen, um ihm keine patzige Antwort zu geben. Ben ist zwar der Betreiber der Bar, aber dieser Logan ist nicht nur der Präsident der Bikergang, sondern ihm gehört auch dieses Clubhaus. Nicht nur deshalb wäre es äußerst dumm, wenn ich ihm Paroli bieten würde. Ich kann zu viel Aufmerksamkeit nicht gebrauchen. Ich darf verdammt noch mal nicht auffallen.
Mittlerweile routiniert greife ich drei Bierflaschen und öffne sie. Während ich zum Tisch gehe, vermeide ich es, den ungehobelten Mistkerl anzuschauen. Stattdessen konzentriere ich mich auf Ben, den Riesen von einem Mann, der ein absoluter Teddybär ist. Sein Lächeln ist wie immer herzlich und offen und ich kann verstehen, dass Sophia ihn bereits lieb gewonnen hat.
Es war ein absoluter Glücksfall, dass wir ihn und seine Mutter am Busbahnhof trafen, als meine Reisetasche den Geist aufgab und sich die Klamotten über den Gehweg verteilten. Der Reisebus, der uns weiter vor der Vergangenheit wegbringen sollte, fuhr ohne uns los. Es war ein Wink des Schicksals, dass wir hier gelandet sind. Wenn ich an diesen Moment zurückdenke, durchflutet mich Wärme und ich muss sein Lächeln erwidern.
Am Tisch angekommen, stelle ich die Flaschen ab, ohne den Blick von Ben abzuwenden. Er legt seine Hand an meinen Oberschenkel und streichelt mit dem Daumen darüber. »Danke, Rachel. Wir sind hier gleich fertig, dann helfe ich dir.«
Es ist noch nicht lange her, da konnte ich solche Berührungen nicht ertragen. Allerdings ist es bei Ben etwas ganz anderes. »Ich schaff das schon«, winke ich ab und ignoriere das Schnauben von der anderen Seite des Tisches.
Nur kurz werfe ich einen Blick auf Harris, der mir immerhin zuprostet, bevor ich mich wieder auf den Weg zur Theke mache … Machen will, denn weit komme ich nicht, als mich seine Stimme aufhält.
»Hast du nicht was vergessen?«
Langsam drehe ich mich um. Immerhin hat der Kerl die Füße vom Tisch genommen. Allerdings sieht er mir ziemlich finster entgegen.
»Ich wüsste nicht was«, gebe ich selbstsicherer zurück, als ich mich fühle. Auch vorhin, als ich mich ihm in den Weg gestellt habe, musste ich all meine Kraft dazu aufbringen. Aber ich habe mir geschworen, dass ich mich nie wieder kleinmache.
»Lass gut sein, Logan«, mischt sich Ben ein. »Ihr wart lange auf Tour und sie musste dich noch nie …«
»Klappe«, bellt der arrogante Arsch, ohne mich aus den Augen zu lassen. »Komm her.«
Seine dunkle Stimme jagt mir Schauer über den Rücken. Obwohl alles in mir danach schreit ihm zu sagen, wo er mich mal kann, und mich umzudrehen, bin ich von seinem Blick gefangen. Unfähig mich ihm zu entziehen komme ich näher, bis ich vor ihm stehen bleibe.
»Siehst du das?« Er zeigt auf die Bierflasche.
»Natürlich.« Hält der mich für blöd? Endlich regt sich der Trotz in mir. »Eine Flasche, die ich gerade eben hier abgestellt habe.«
»Schau sie dir näher an.«
So langsam werde ich wütend. »Willst du mich verarschen?«
Es geschieht innerhalb des Bruchteils einer Sekunde. Seine Hand schnellt vor, packt mich im Nacken und zieht mich zu ihm hinunter. Ganz nah bin ich seinem Gesicht. So nah, dass ich die Bartstoppeln einzeln zählen könnte, ich seinen Geruch durchdringend wahrnehme und ich mich in seinen Pupillen sehen kann. Es ist unerwartet. Es ist überrumpelnd. Und er hat die grauesten Augen, die ich je gesehen habe. Wie Rauchschwaden. Oder Nebel …
»Du solltest dir die Flasche noch einmal ganz genau ansehen.«
Ich atme tief ein … Was ein verdammter Fehler ist, denn schon wieder rieche ich ihn überdeutlich. Er stinkt nicht, obwohl er nach der Tour noch nicht geduscht hat. Es ist nur ein intensives, herbes, männliches Aroma. Es riecht nach Mann … allerdings überhaupt nicht unangenehm. Auch der Geruch nach Leder kommt mir in die Nase. Mir ist noch nie aufgefallen, dass abgewetztes und sonnengegerbtes Leder so … ansprechend … warm … riechen kann.
»Was siehst du?« Seine Frage reißt mich aus meinen viel zu abgeschweiften Gedanken.
»Logan«, höre ich Ben beschwichtigend sagen.
Verdammt! Ich habe in meinem Leben genug den Kopf eingezogen und bin zu oft zurückgewichen. Nicht schon wieder!
»Eine beschissene Bierflasche«, stoße ich aus, entwinde mich seinem Griff und funkele ihn wütend an.
Oh ja, ich sehe es genau in seinem Gesicht, wie er mit meiner Gegenwehr zu kämpfen hat. Sein Kiefer mahlt und seine Nasenflügel beben. »Püppchen«, presst er warnend zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
»Lass gut sein, Logan«, mischt sich nun auch Harris ein und legt ihm die Hand auf den Arm.
»Rachel, du hast vergessen, dass der Boss sein eigenes Bier hat«, klärt Ben mich auf.
Jetzt kapiere ich es und lasse die Augen zwischen der vollen und der von ihm geleerten Flasche hin und herwandern. Dann stoße ich die Luft aus und blicke den Vollpfosten direkt an. »Darum geht es dir?«, frage ich ehrlich verblüfft nach.
Wie kann er nur so einen Aufstand wegen einer verwechselten Flasche machen? Eigentlich sollte ich mich das nicht fragen. Ich weiß, dass in der Vergangenheit sehr viel weniger ausgereicht hat, damit einem anderen Kerl erst die Hand und später dann immer öfter die Faust und auch der Fuß ›ausgerutscht‹ sind. Scheiß Alkohol und kack Drogen! Scheiß Kerle!
»Ich hätte nicht gedacht, dass du eine Anfängerin einstellst, Ben«, wendet er sich einfach von mir ab und lässt meine Frage unbeantwortet.
»Das ist sie auch nicht. Es hätte jedem passieren können.« Ben steht auf und streichelt mir über den Arm. »Geh zur Bar, ich übernehme hier, bevor du Logan noch das Bier über den Kopf kippst.«
»Aber …«, setze ich an.
»Verdient hätte er es«, grinst er und Harris prustet fast das Bier über den Tisch. Nur Logan schaut mich grimmig an. Auch ich finde es nicht zum Lachen.
Schnaufend drehe ich mich um und stapfe wütend zur Bar zurück. Einige der Männer können sich genauso wenig das Grinsen verkneifen, wie Ben und Harris, andere blicken sehr konzentriert ganz woanders hin.
Wie war das noch mit dem unauffälligen Verhalten?