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Thomas Berscheid

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Beschreibung

Heinrich Sobeck hat noch zwei Jahre bis zu seinem Abi im Thomaeum in Kempen. Mit seinem Freund Erik steigt er Nachmittags aufs Rennrad, um den frustrierenden Alltag in der Schule und mit den Eltern zu vergessen. Nicht seine einzige Sportart: Er hat gerade frisch einen neuen Gürtel in Karate abgelegt. Als Heinrich miterlebt, wie ein Mitschüler bestohlen wird, rastet er aus und tritt die Täter in die Flucht. Nun hat Heinrich ein Problem: Der Direktor will ihn von der Schule werfen. Um dem Rauswurf zu entgehen, gibt der Direktor Heinrich eine letzte Chance: Er soll einen Artikel über Gewalt in der Schule schreiben. Heinrich verbeißt sich in das Thema und beginnt seinen Artikel für die Schülerzeitung. Da wird der Rechner mit der ganzen Arbeit gestohlen. Heinrich schlüpft in die neue Rolle als Detektiv und macht sich auf die Suche nach Rechner und Artikel. Dabei muss er lernen, einzustecken…

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Inhaltsverzeichnis

Thomas Berscheid

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Der Artikel

Thomas Berscheid

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Thomas Berscheid

Krimi mit Heinrich Sobeck

Thomas Berscheid

Der Artikel

Heinrich Sobecks erster Fall

Krimi

Berscheid Verlag

Impressum

Texte: © 2024 Copyright by Thomas Berscheid

Umschlag: © 2024 Copyright by Irma Berscheid-Kimeridze unter Verwendung von Design und KI-Bild von ki-bild-erstellen.de

Verantwortlich

für den Inhalt: Thomas Berscheid

Johannes-Albers-Str. 10

50767 Köln

[email protected]

www.berscheid-verlag.de

Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Der Artikel

Heinrich rastet aus

Eine Zigarette. Jetzt eine Zigarette! Ich hatte so richtig Schmacht. Ich brauchte jetzt eine Kippe. Sofort!

Mann, ich rauchte erst seit einem halben Jahr, aber das Nikotin hatte mich voll im Griff. Wenn der Abend zu Ende ging, hatte ich meist eine ganze Schachtel hinter mir. Was musste ich mir nicht alles anhören. Du machst dich kaputt! Du ruinierst deine Gesundheit! Meine Eltern und meine jüngere Schwester konnten ganz schön nervig sein. Und dann erst meine große Liebe. Judy. Seitdem ich sie das erste Mal mit qualmender Lunge angehaucht hatte, weigerte sie sich mir auf den Schoß zu springen. Sie hatte sich so verächtlich umgedreht und war aus meinem Zimmer stolziert, wie es nur eine Katze konnte. Nun ja, und was meine Sportkollegen beim Radfahren oder beim Rumschlagen dazu sagten, war auch nicht gerade sehr positiv.

Mein Trainingspartner auf dem Rennrad hatte wenigstens auch mit den Kippen angefangen und ein wenig Verständnis für meine Abhängigkeit. Erik war in der 12 und damit eine Stufe über mir, aber in den Pausen gluckten wir beide mehr aufeinander als mit den anderen aus unserer Stufe. Wenn man fast jeden Tag den Hintern des anderen beim Windschattenfahren küsst, das schweißt schon zusammen.

Die erste große Pause hatte gerade angefangen. Die jungen Schreihälse rannten quer über den Schulhof des Thomaeums und stießen sich gegenseitig auf den Asphalt. Ich hielt Zeige- und Mittelfinger vor den Mund und signalisierte Erik, dass ich eine Kippe brauchte. Er nickte mir zu, sah sich um, welcher Lehrer heute Aufsicht hatte. Kain, unser Bär aus der Physik. Er würde uns nicht zur Rede stellen, wenn wir mal wieder Verbotenes machten.

Wir wollten hinter die alte Turnhalle gehen. Vor dem Nebeneingang im Windfang war zwar die halboffizielle Raucherzone, aber da hingen auch immer die Lehrer aus der Biologenszene herum, die zwar selbst Kette rauchten, die Schüler aber ungefragt über die biologischen Folgen des Rauchens aufklärten. Auf diesen missionarischen Eifer hatte ich nun überhaupt keine Lust.

Nein, die Turnhalle war besser. Da könnte ich mit Erik in aller Ruhe eine Kippe durchziehen und wir könnten bereden, wo wir die Gruppe heute Nachmittag beim Training entlang scheuchen würden. Den Vennweg an der Grenze zu den Kaasköppen bei Straelen waren wir schon lange nicht mehr gefahren. So dachte ich jedenfalls.

Aber wie das immer so ist, wenn man sich eine schöne Vorstellung macht und das Ziel einer Kippe direkt vor sich sieht, dann kommt doch etwas dazwischen. In diesem Fall Siebert und Zirkowski.

Die beiden waren wie Erik in der 12. Sie rauchten auch beide. Damit erschöpften sich auch schon die Gemeinsamkeiten. Die beiden waren nicht mehr jeden Tag in der Schule und konnten sich die neuesten Klamotten leisten. Woher sie das Geld dafür hatten? Nun, als ich um die Ecke zu der geheimen Raucherzone schlich, sah ich sie bei der Geldbeschaffung. Es gab einige Kinder reicher Eltern im Thomaeum, die immer die neuesten und nicht gerade die billigsten Klamotten anhatten. So auch einer dieser Jungs aus der Mittelstufe, schmächtiges Jungchen, aber Papa dickes Tier bei einer Bank in Krefeld. Als ich ihn sah, versenkte Zirkowski gerade seine rechte Faust in den Magen des Jungchen. Er ging zu Boden. Siebert trat mit voller Wucht mit seinem Adidas für 200 Mark in die Eier des Jungen. Dann brüllte Zirkowski, dass der Junge die Jacke ausziehen sollte.

Erik war hinter mir. Er schilderte mir später, was ich angestellt hatte, denn nach solchen Momenten fehlte mir die Erinnerung. Ich hatte von einer Sekunde auf die andere die Zigarette vergessen und stürmte auf die Schläger los. Zirkowski musste einen sehr irritierten Eindruck gemacht haben, als mein rechter Schuh ihn volle Kanne ins Gesicht traf. Er ging sofort zu Boden. Siebert langte mir eine. Ich wehrte den Schlag in Richtung Brustkorb ab. Der Schmerz an der Brust machte mich rasend! Er griff in seine schnieke Lederjacke. Keine Ahnung, was er bei sich trug, aber er kam nicht mehr dazu, es herauszuholen. Ich drehte mich einmal um mich selbst und donnerte den rechten Schuh mit voller Wucht gegen den Arm. Ach doch, ich erinnerte mich an etwas, nämlich an das Knacken des Arms von Siebert. Dann ging auch er zu Boden.

Erik half dem Jungen auf die Beine. Ein kleines Rinnsal von Blut lief an seinem Mundwinkel herunter. Der Junge riss sich los und lief stolpernd auf den Schulhof, heulte und schrie nach dem Lehrer. Zirkowski wollte sich aufrichten. Ich griff seinen Arm und drückte ihm dem Schuh in den Nacken bis er wimmerte.

„Lassen Sie los, Sobeck!“ brüllte Kain von hinten.

Schreiben oder fliegen

Ein paar Tage später saß ich auf dem Verwaltungsflur des Thomaeums. Die Bilder an der Wand erinnerten mich immer wieder an einen Kindergarten. Vor ein paar Wochen gab es ein Projekt im Kunstunterricht zum Thema „Fall der Mauer“. Was die kleinen Schreihälse da aufgemalt hatten, erinnerte an ein aus dem Ruder gelaufenes Schützenfest.

Ich drückte mir leicht auf die sechste Rippe. Es schmerzte immer noch. Siebert hatte mich voll erwischt. Als ich heute Morgen beim Zähneputzen in den Spiegel sah, hatte ich einen richtig fetten blauen Fleck auf der Brust. Siebert hatte ich gestern gesehen, als ich mit dem Rad am Krankenhaus vorbei nach Hause fuhr. Er hatte den linken Arm in Gips.

Nun hatte mich der Direktor in meiner Freistunde zu sich zitiert. Einen Grund dafür hatte man mir nicht genannt. Ich konnte es mir zwar denken, aber ich wollte nicht.

Als ich so in diesen Betrachtungen grübelte, flog die Tür zum Vorzimmer auf. Dann kam dieses extrovertierte Biest aus der 10 herausgeschossen.

„Ist der Reuver heute wieder böse drauf?“ fragte ich.

Der Kopf des Biestes mit den langen roten Haaren wirbelte herum. „Dieses patriarchalische Arschloch, der glaubt doch glatt, ich wäre eine Drogendealerin!“ spuckte sie aus. Ihre braunen Augen funkelten mich an. „He, Du bist doch der Schlägertyp?“ warf sie mir entgegen.

„Kein vorschnelles Urteil!“ sagte ich, aber bevor ich weiter reden konnte, winkte mich die Sekretärin ins Vorzimmer. Reuver stand in der Tür. Ich hielt im Eingang einen Moment inne, konzentrierte den Atem auf die Mitte.

Die Büro des Direktors sah ein wenig nach Wohnzimmer aus. Reuver hatte einen großen Schreibtisch. Gegenüber stand eine Sitzgruppe mit Ledersesseln, die schon bessere Tage gesehen hatten. Ein paar dunkle Möbel dämpften das Licht. Auf dem Schreibtisch standen drei Bilder. Eines von seiner Frau, dann seine beiden Söhne. Dietmar kannte ich aus der Redaktion der Schülerzeitung. Ich ließ mich auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder.

„Wissen Sie, warum ich Sie hergebeten habe, Sobeck?“ fragte Reuver.

„Eigentlich dachte ich mir dass Sie mir das sagen“, antwortete ich. „Vielleicht die Verhinderung einer Straftat vorgestern neben der alten Turnhalle?“

„Verhinderung einer Straftat“, spuckte Reuver angewidert aus. „Geschlagen haben Sie sich! Geprügelt, Sobeck!“

„Ach?“ konterte ich. „Hätte ich mit den beiden Mau-Mau spielen sollen? Siebert und Zirkowski sind Schläger, die in der ganzen Schule bekannt sind. Die Schüler kuschen vor den beiden, Herr Reuver.“

„Das tut nichts zur Sache, Sobeck.“

„Doch, das tut etwas zur Sache!“ redete mich in Rage. „Haben Sie schon mal erlebt, wie die jüngeren Schüler morgens vor der Schule kotzen, weil sie Angst vor den beiden Schlägern haben, Herr Reuver? Bekommen Sie eigentlich mit, dass diese beiden den Schülern ihre Jacken und das Geld stehlen und ein paar Meter weiter ein Lehrer steht, der sich einfach umdreht und in die andere Richtung guckt, als ob ihn das alles nichts angehe?“

„Davon rede ich nicht, Sobeck“, antwortete Reuver, ohne mir in die Augen zu sehen. „Sie haben eine Schlägerei angefangen. Und dabei haben Sie auch noch vollkommen übertriebene Gewalt angewendet.“

Reuver fuchtelte mit einem Bericht des Krankenhauses vor meinem Gesicht herum.

„Prellungen, Knochenbrüche, Blutergüsse“, zitierte Reuver. „Einer der beiden hat den Arm gebrochen. Und das alles...“

Ich stand so wütend auf, dass der Stuhl hinter mir umfiel. Riss mir das T-Shirt aus dem Hosenbund und über den Kopf.

„Hier!“ brüllte ich und deutete auf den blauen Fleck über meiner sechsten Rippe. „Das war Siebert! Der hat mich angegriffen! Ich habe mich nur verteidigt!“

„Das sehen die beiden Herren anders“, antwortete Reuver.

„Dann lügen diese Schläger!“ wütete ich weiter mit blankem Oberkörper. „Die haben einem Jungen die Eier eingetreten, um an seine Jacke zu kommen. Die Schläger begehen hier jeden Tag einen Überfall, schlagen Schüler zusammen und Sie wollen die Opfer bestrafen? Was soll das denn?“

Reuver sah mich an. Ich konnte nicht genau in seinem Gesicht lesen, was er dachte.

---ENDE DER LESEPROBE---