Egon und andere gemeine Geschichten - Thomas Berscheid - E-Book

Egon und andere gemeine Geschichten E-Book

Thomas Berscheid

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Beschreibung

Frank hat einen Mitbewohner: Egon. Immer wenn er wieder eine Dame seines Herzens eingeladen hat, ist es Egon, vor dem diese Frau Reißaus nimmt. Endlich fasst Frank den Entschluss: Egon muss weg! Doch Egon erweist sich als harter Gegner… Diese und andere gemeine Geschichten von Thomas Berscheid in einem Ebook.

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Thomas Berscheid

Egon und andere gemeine Geschichten

Kurze Krimis und abgedrehte Geschichten

Inhaltsverzeichnis

Thomas Berscheid

Thomas Berscheid

Egon

Sprung in die Freiheit

Der Tunnel in die Zukunft

Mama fixt wieder

Oldtimer

Das beste Gedicht

Thomas Berscheid

Kriminalgeschichten

Thomas Berscheid

Egon und andere gemeine Geschichten

Kriminalgeschichten

Krimi

Impressum

Texte: © 2024 Copyright by Thomas Berscheid

Umschlag: © 2024 Copyright by Irma Berscheid-Kimeridze unter Verwendung von Design und KI-Bild von canva

Verantwortlich

für den Inhalt: Thomas Berscheid

Johannes-Albers-Str. 10

50767 Köln

[email protected]

www.berscheid-verlag.de

Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Egon

Frank knipste das Licht des fensterlosen Badezimmers an. Er wartete bis die Leuchtröhre ihren Dienst aufgenommen hatten. Dann schlurfte er ins Bad. Er warf einen angewiderten Blick in den Spiegel. Was für ein mieser Morgen. Das sagte auch das unrasierte, verschlafene Gesicht ihm gegenüber. Sein Blick ging zur Decke hoch. Fünf lange Jahre waren jetzt vergangen, seitdem Egon in dieser Wohnung eingezogen war. Fünf Jahre zu viel. Frank senkte den Blick auf das Waschbecken. Er öffnete die sauber auf dem Kopf stehende Tube Zahnpasta und drückte einen Zentimeter weiß-rot-grüne Masse auf die Bürste. Das morgendliche Zähneputzen hatte etwas meditatives, allerdings kreisten seine Gedanken dabei immer um ein und dasselbe Thema: Egon.

Das hier war eine Männer-WG, in Ordnung. Da achtete man nicht so auf die Sauberkeit. Immerhin, in der Küche lagen keine toten Reste vor Monaten gegessener Pizza hinter der Heizung. Die Wohnung war sauber und aufgeräumt. Im Kühlschrank lagen nicht nur die fertigen Frikadellen neben dem Senf vom Discounter. Nein, dort stand auch probiotischer Joghurt aus dem Bioladen. Selbst die Flaschen in dem Bierkasten auf dem Balkon standen in Reih und Glied geordnet. Ganz zu schweigen von der Garderobe, in der alle seine Jacken sauber auf den Bügel gehängt auf ihren nächsten Ausgang warteten.

Alles, was eine Frau beim ersten Besuch registrierte.

Wenn nur nicht Egon wieder alles zunichte gemacht hätte.

Frank spülte den Mund aus. Im Waschbecken hatte er extra gestern die letzten Reste der Rasur entfernt. Kein Haar, kein Bartstoppel mehr, der Angelika hätte abschrecken können. Die Toilette geputzt und mit dezentem Parfum versehen, die Wanne geschrubbt und zum Glänzen gebracht. Er hatte geputzt, geschrubbt und gewienert, bis er sich in den Fliesen spiegeln konnte.

Und was hatte Egon getan? Der stand faul an der Wand herum, sah in aller Ruhe bei der Hausarbeit zu und lies ihn machen. So wie all die Jahre, in denen Frank die ganze Hausarbeit allein erledigen durfte.

Seit seinem ersten Blind Date mit Angelika waren nun schon drei Monate vergangen. Als sie gestern Abend beim Griechen essen waren, hatte sie von den Kranken erzählt, die sich auf ihre Anzeige gemeldet hatten. Von diesem Typen, der eine Frau suchte, die ihm devot ergeben sein musste, nur mit ihm zusammen das Haus verließ und dann im Bett das Hündchen machen sollte. Oder der Manager, der schon beim ersten Blind Date ein halbes Fass Bier gekippt hatte.

Sie hatten gelacht, sie hatten gut gegessen, und irgendwann hatte sie dann seine Hand genommen und ihm in die Augen gesehen, mit diesem Blick, der jedem Mann durch den ganzen Körper ging, seinen Hals trocken werden und sein Herz einen Schlag aussetzen ließ.

Angelika warf ihren Kopf zurück, schüttelte ihre lange blonde Mähne, als sie sich auf das Sofa in seinem Zimmer setzte. Ihr Faltenrock fiel zur Seite und gab den Blick auf ihre schlanken Oberschenkel frei. Frank wandte mit Mühe den Blick von ihr ab und lies den Korken aus einer kühlen Flasche Soave ploppen.

„Ich geh mich nur kurz frisch machen!“ sagte sie, hauchte einen warmen Kuss auf seine glatt rasierte Wange und verschwand im Bad.

Dann lernte sie Egon kennen.

Das erste, was Frank in seinem Zimmer hörte, war ein helles Stöhnen. Ein schmerzhaftes, ein schreckliches Stöhnen, kein lustvolles. Dann ein ersticktes Röcheln wie von einem Todeskandidaten am Galgen. Ein lautes Scheppern. Schließlich riss Angelika die Tür auf und kam aus dem Bad gelaufen, die langen blonden Haare wild zerzaust und ins Gesicht hängend, mit einem Hustenanfall, der Tote zum Leben erweckt hätte. Sie riss die Tür zum Balkon auf, lehnte sich über die Brüstung und hustete halb Nippes wach. Der Fahrer am Taxistand auf der anderen Seite der Straße blickte interessiert von seinem Handy zum Balkon.

„Geht's dir nicht gut?“ fragte er besorgt und legte ihr einen Arm um die bebenden Schultern.

Angelika antwortete mit einem neuen Hustenanfall.

Als sie wenig später die Wohnung verließ, war ein verächtlich ins Treppenhaus gebrülltes „Männer!“ das letzte, was Frank vor ihr hörte. Und als er sie auf dem Handy anrief, vor dem Zähneputzen, da brüllte sie ihm ins Ohr, dass sie ihn nie, nie, nie mehr sehen wollte.

Frank trocknete sich das Gesicht ab. Mit dieser Frau war es also auch vorbei. Und wieder war Egon der Schuldige. Er musste endlich etwas tun.

Vor dem Haus atmete er tief durch, und ihm ging durch Lunge und Kopf, wie sehr ihn Egons Anwesenheit belastete. Die kühle Herbstluft ließ Frank wieder klar im Kopf werden. Er blickte herüber zu dem Taxistand, an dem Angelika gestern auf den Rücksitz eines Mercedes gesprungen war, auf der Flucht vor Egon und ihm.

Als Frank aus dem Baumarkt heraus kam, war die Wolkendecke aufgerissen. Seiner Stimmung gleich hatte sich die Welt in einen fröhlichen und erleuchteten Platz verwandelt. Von neuer Energie beseelt hastete er die Treppen zu seiner Wohnung empor. Ja, es war wirklich an der Zeit, ein ernstes Wort mit Egon zu reden. Dass Angelika nicht mehr da war, hatte den letzten Ausschlag gegeben, nun endlich ein Leben ohne Egon zu beginnen. Wenn er weg war, wenn er sich nicht mehr in alles einmischte, dann würde Frank sie noch einmal anrufen, würde sie beruhigen und ihr sagen, dass er sich auf immer und ewig von Egon getrennt hatte. Und vielleicht würde sie dann noch einmal zu ihm kommen, nachsehen ob er die Wahrheit gesagt hatte, und dann würde er die Hände sanft über ihre Oberschenkel gleiten lassen, würde mit dem Finger zärtlich die Spur ihrer Wirbelsäule nachzeichnen.

---ENDE DER LESEPROBE---