Der Bergpfarrer 110 – Heimatroman - Toni Waidacher - E-Book

Der Bergpfarrer 110 – Heimatroman E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 10 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jun"Liebling, du ißt einfach zu wenig", schüttelte Gerti Rheimann tadelnd den Kopf. Steffi Waldner legte enttäuscht den Hörer auf die Gabel. Mit verzogenem Mund, der ihren Ärger ausdrückte, setzte sie sich auf das Sofa und starrte aus dem Fenster. Draußen regnete es Bindfäden, und das Wetter paßte zu ihrer Stimmung. Der Grund für ihre schlechte Laune hieß Thomas Kramer. Er war der Sohn ihres Chefs und seit geraumer Zeit Steffis Freund. Indes war sich die hübsche vierundzwanzigjährige Sekretärin nicht mehr sicher, ob diese Verbindung tatsächlich noch bestand. Seit ein paar Tagen herrschte Funkstille zwischen Thomas und ihr. Wie so oft hatte ein kleiner Streit den Ausschlag gegeben, daß er die Tür krachend hinter sich zugeschlagen hatte und gegangen war.

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Der Bergpfarrer –110–

Wenn aus Freundschaft Liebe wird

Wer wagt den ersten Schritt?

Roman von Toni Waidacher

Steffi Waldner legte enttäuscht den Hörer auf die Gabel. Mit verzogenem Mund, der ihren Ärger ausdrückte, setzte sie sich auf das Sofa und starrte aus dem Fenster.

Draußen regnete es Bindfäden, und das Wetter paßte zu ihrer Stimmung.

Der Grund für ihre schlechte Laune hieß Thomas Kramer. Er war der Sohn ihres Chefs und seit geraumer Zeit Steffis Freund. Indes war sich die hübsche vierundzwanzigjährige Sekretärin nicht mehr sicher, ob diese Verbindung tatsächlich noch bestand. Seit ein paar Tagen herrschte Funkstille zwischen Thomas und ihr. Wie so oft hatte ein kleiner Streit den Ausschlag gegeben, daß er die Tür krachend hinter sich zugeschlagen hatte und gegangen war.

Dabei liefen sie sich in der Firma tagtäglich über den Weg. Dort wußte allerdings niemand etwas von ihrer Beziehung, und so war es für Steffi auszuhalten gewesen, daß sie und Thomas nur miteinander sprachen, wenn es etwas mit dem Betrieb zu tun hatte. Doch wenn sie abends zu Hause, in ihrer Dreizimmerwohnung saß, dann kam die Einsamkeit, und mit ihr die Tränen. Besonders jetzt, wo ihr Urlaub bevorstand, den sie eigentlich mit Thomas hatte verbringen wollen.

Doch daraus wurde jetzt wohl nichts mehr!

Seit einer Stunde rief sie bei ihm an, doch er ging nicht ans Telefon. Statt dessen hörte sie nur die Ansage des Anrufsbeantworter. Dabei mußte er zu Hause sein. Morgen früh, um elf, ging sein Flieger nach Hamburg, wo Thomas einen geschäftlichen Termin hatte.

Wütend packte Steffi ein Kissen und drückte es zusammen.

Nein, sie wollte nicht mehr weinen! Es waren schon zu viele Tränen geflossen!

Mit einer ärgerlichen Bewegung warf sie das Kissen in die nächste Ecke, stand auf und ging in die kleine Küche.

Auch wenn sie Liebeskummer hatte, mußte sie etwas essen. Also machte sie sich ein kleines Abendbrot, von dem sie dann allerdings nur die Hälfte aß. Anschließend setzte sie sich an den Tisch und überlegte, ob es sich überhaupt lohnte, eine Liste für die Urlaubsreise zu schreiben.

Vielleicht wäre es am besten, wenn sie gar nicht wegfuhr, sondern zu Hause blieb.

Das Klingeln des Telefons unterbrach ihre Gedanken.

Thomas – das mußte er sein!

Bestimmt hatte er es sich anders überlegt und rief jetzt an, um sich mit ihr zu versöhnen.

Heute früh, bei der morgendlichen Besprechung im Büro von

Direktor Kramer, schien es ihr, als habe er ihr zugeblinzelt. Doch da stand ihr noch nicht der Sinn nach Aussöhnung. Jetzt sprang sie auf und lief zum Telefon.

»Thomas…?« rief sie erwartungsvoll.

Doch dann hörte sie eine andere Stimme.

»Hallo, ich bin’s, Felix.«

»Ach, du«, sagte sie enttäuscht.

»Na, das klingt ja net begeistert«, meinte Felix Hoffmann. »Ich dachte, du freust dich über meinen Anruf…«

»Das tu’ ich doch auch«, antwortete Steffi schnell. »Ich dachte nur…, na ja, ich hab’ gehofft, daß…«

»Verstehe«, sagte Felix. »Mal wieder Land unter, was? Kann ich dir irgendwie helfen?«

Steffi lächelte.

Ach, Felix Hoffmann – Freund seit Kindertagen, Berater und Seelentröster in einer Person.

»Du rufst wirklich im richtigen Augenblick an«, sagte sie. »Ich fühl’ mich wirklich net besonders.«

Sie erzählte die Geschichte mit Thomas und fand in dem Freund einen geduldigen Zuhörer.

»Was mach’ ich denn jetzt?« fragte Steffi. »Nächste Woche wollten wir zusammen in den Urlaub fahren, und jetzt geht er net mal ans Telefon!«

»Kannst denn net mit ihm in der Firma sprechen? Ihr seht euch doch jeden Tag.«

»Das geht net«, erwiderte sie und erklärte, welche Abmachung sie und Thomas Kramer getroffen hatten.

Keine privaten Dinge im Büro – das war die Forderung des Juniorchefs gewesen, als sie sich das erste Mal geküßt hatten. Er wollte nicht, daß in der Firma irgendwelches Gerede aufkam, und Steffi hatte das akzeptiert. Sie wollte selber jegliches Aufsehen um ihre Beziehung zum Sohn des Chefs vermeiden.

»Außerdem fliegt er morgen geschäftlich nach Hamburg«, fügte sie hinzu, »und kommt erst am Freitag wieder zurück. Montag wollte er mich dann hier zu Hause abholen. Ach, Felix, ich weiß net, was ich machen soll!«

»Na, ich hab’ schon gleich gedacht, daß das nix mit euch wird«, sagte Felix gerade heraus.

Er hatte Thomas einmal kennengelernt und ihn nicht sonderlich sympathisch gefunden. Aus Rücksicht auf Steffi hatte er sich allerdings einer Äußerung enthalten, nur seine Gedanken hatte er sich gemacht.

»Vielleicht sollte ich bei dir vorbeikommen«, schlug er vor. »Wir könnten was unternehmen, das dich auf andere Gedanken bringt.«

»Geht das denn so ohne weiteres?«

Der Anrufer lachte.

»Na klar geht das«, antwortete er. »Ich habe nämlich auch Urlaub. Drei Wochen am Stück sogar. Wie wär’s, woll’n wir net zusammen wegfahren, so wie früher?«

Steffi brauchte nicht lange, um zu überlegen. Wenn Thomas sich so stur stellte, dann sollte er doch seinen Urlaub alleine verbringen.

»Aber was ist denn mit Sabine?« sprach sie ihn auf seine derzeitige Freundin an.

»Genau wie bei dir«, antwortete Felix. »Sendepause.«

»Ach, du Armer! Wann kannst du hier sein?« fragte sie.

»In einer Minute«, lautete die überraschende Antwort.

»Was?« rief Steffi ungläubig. »Willst du mich auf den Arm nehmen? Von München bis hierher

sind’s mindestens dreißig Minuten.«

»Nö, keineswegs. Ich sitze nämlich in meinem Auto, und das steht vor deiner Haustür.«

Zwei Stunden später saßen sie immer noch auf dem Balkon ihrer Wohnung und schmiedeten Pläne für einen gemeinsamen Urlaub. Sie hatten Pizza gegessen und dazu Rotwein getrunken, und allmählich verblaßte Steffis Kummer über Thomas Kramer.

Als Felix sich gegen Mitternacht auf den Heimweg machte, hatten sie beschlossen, für ein paar Tage in die Berge zu fahren. Der Freund wollte sich um alles kümmern, einschließlich der Unterkunft, während Steffi sehen wollte, daß sie die letzte Arbeitswoche hinter sich brachte, ohne ständig an Thomas denken zu müssen.

Was allerdings nicht so leicht war, wenn sie jeden Tag an seinem Büro vorüberging – auch wenn es leer war.

*

»Na, wie geht’s dir?« erkundigte sich der Jugendfreund, als er Steffi eine Woche später abholte.

Es war noch früher Morgen, die Sonne gerade aufgegangen. Felix war von München gekommen, und jetzt saßen sie in der Küche zusammen und frühstückten.

»Ach«, winkte Steffi ab, »es ist schon in Ordnung.«

Mehr wollte sie wohl nicht sagen, aber Felix ließ nicht locker.

»Nun erzähl’ schon«, sagte er. »Hast’ den Thomas noch mal gesprochen?«

Sie schüttelte den Kopf. Obwohl Thomas Kramer seit Freitag wieder zu Hause war, hatte er sich nicht einmal gemeldet, auch nicht aus Hamburg.

»Inzwischen ist’s mir auch egal«, setzte sie hinzu. »Jetzt freu’ ich mich erstmal auf uns’ren Urlaub.«

Sie räumten den Tisch ab, wuschen das Geschirr, dann schleppte Felix die beiden Reisetaschen hinunter.

»Himmel, was hast’ denn da drin?« fragte er mit vor Anstrengung rotem Kopf. »Das Frauen immer ihren ganzen Kleiderschrank mitnehmen müssen. Wir bleiben doch bloß eine Woche!«

»So viel ist das gar net«, behauptete Steffi grinsend und setzte sich neben ihn.

Sie schaltete das Radio ein, während Felix den Motor anließ.

»Was ist denn das für eine Pension?« erkundigte sich Steffi, als sie schon auf der Autobahn waren. »Mir scheint, wir haben wirklich Glück gehabt, überhaupt noch eine Unterkunft zu finden.«

Während der Woche hatte sie einige Male zusammen telefoniert, und Felix hatte immer wieder von seinen Mißerfolgen auf der Suche nach einer Unterkunft erzählt. Beinahe waren sie schon versucht gewesen, den ganzen Urlaub abzublasen, als es dann doch noch klappte.

»Das kannst du wirklich laut sagen«, nickte er. »Dieses St. Johann muß wirklich ein beliebtes Reiseziel sein. Die Wirtin sagte, als ich anrief, daß gerade zwei Zimmer storniert worden sind, weil die Leute, die gebucht hatten, krank geworden waren.«

Sie fuhren zügig und kamen gut voran. Als sie später die Autobahn verließen und schon bald darauf eine kurvige Bergstraße entlangfuhren, da bekamen sie schon einen kleinen Vorgeschmack von dem, was sie erwartete.

»Schau mal, die Berge«, deutete Steffi nach vorne.

»Das sind…, wart’ mal, ja, jetzt weiß ich’s wieder, das sind die Zwillingsgipfel ›Himmelsspitz‹ und ›Wintermaid‹. Außerdem liegt er auf der anderen Seite der Kogler, an der Grenze zu Österreich. Darin eingebettet befindet sich das Wachnertal mit den Dörfern Waldeck. Engelsbach und St. Johann.«

Die Sekretärin schmunzelte.

»Das hört sich an, als hättest’ den Reiseführer auswendig gelernt«, meinte sie.

Felix Hoffmann nickte.

»Das hab’ ich auch«, antwortete er. »Schließlich will man sich vor seiner attraktiven Begleiterin ja net blamieren.«

Sie stieß ihn in die Seite.

»Alter Charmeur.«

Er grinste.

»Wenigstens hast’ deinen Humor wieder.«

Steffi sah ihn an.

»Was ist eigentlich mit Sabine?«

Der Freund zuckte die Schultern.

»Wir sind mit Würde und Anstand auseinandergegangen.«

»Was? Wirklich?« rief sie ungläubig. »Dabei habt ihr doch so gut zusammen gepaßt.«

Felix schüttelte den Kopf.

»Das hab’ ich zuerst auch gedacht«, erwiderte er. »Aber dann hab’ ich gemerkt, daß wir net die selbe Sprache sprechen. Jedenfalls net immer. Und so wie’s jetzt ist, ist’s halt besser.«

Steffi schaute nachdenklich durch die Windschutzscheibe. In einiger Entfernung konnte sie bereits die Häuser des Ortes sehen.

»Wir sind schon ein paar Pechvögel«, sagte sie. »Immer laufen uns die falschen Leute über den Weg.«

»Es kann nur besser werden«, meinte Felix optimistisch und lächelte sie an. »Dafür sind wir jedenfalls ein prima Gespann!«

Sie fuhren an dem Ortschild vorbei und schauten auf die Häuser mit ihren typischen Lüftlmalereien. Es herrschte ein Menge Betrieb, und die meisten Leute schienen Urlauber zu sein, wie man unschwer an der Freizeitkleidung und den umgehängten Fotoapparaten und Videokameras erkennen konnte.

»Wir sind da«, sagte Felix, als er vor der Pension gehalten hatte.

Steffi betrachtete das Haus.

»Macht einen ordentlichen Eindruck«, meinte sie und stieg aus. »Ich glaub’, hier werden wir uns wohl fühlen.«

*

»Herzlich willkommen in St. Johann und der Pension Stubler«, begrüßte die Wirtin sie freundlich. »Hatten S’ eine gute Fahrt hierher?«

»Danke, ja«, antwortete Felix. »Es ist ja eine wunderschöne Gegend hier.«

»Auf die sind wir auch ganz stolz«, lächelte Ria und griff nach den Schlüsseln. »Sie haben ja noch Glück gehabt, daß kurzfristig was freigeworden ist.«

»Worüber wir sehr froh sind«, nickte Steffi.

Felix hatte ihre beiden Taschen hereingetragen, seine lag noch im Auto. Die Pensionswirtin ging voran. Ihre Zimmer lagen im ersten Stock, nebeneinander. Sie besaßen nicht nur jedes ein eigenes Bad, es gab auch Telefon, Fernsehgerät und seit neuestem sogar Internetanschluß. Aber das Schönste war der umlaufende Balkon, auf dem man herrlich sitzen und die schöne Nachmittagssonne genießen konnte.

Ria erklärte ihnen, zu welchen Zeiten es Frühstück gäbe, und daß sie, sollten sie eine Bergtour planen, am Abend vorher Bescheid sagen sollten, damit ihnen eine Brotzeit für unterwegs hergerichtet werden konnte.

»So, dann wünsch’ ich Ihnen einen schönen Aufenthalt«, verabschiedete sich die Wirtin.

Steffi und Felix hatten ihre Zimmertüren noch offen gelassen.

»Wie findest du’s denn?« rief der Freund herüber.

»Prima«, antwortete sie, während sie schon ihre Sachen im Kleiderschrank verstaute. »Ist doch wirklich super hier!«

Nachdem Felix seine Reistasche heraufgeholt und ausgepackt hatte, trafen sie sich auf dem Balkon.

»Was hältst’ von einem Kaffee und einem ordentlichen Stück Kuchen?« fragte er. »Ich könnt’ glatt eine ganze Schwarzwälder Kirschtorte verdrücken.«

»Kaffee ja, aber Kuchen…«

Steffi schüttelte den Kopf. Felix blickt sie mit hochgezogener Augenbraue an.

»Sag bloß, du machst dir Gedanken um deine Figur?«

Die Sekretärin strich über ihre Hüfte.

»Na ja, wenn ich daran denk’, was es mich gekostet hat, bis ich endlich die überflüssigen Pfunde herunter hatte…«

Felix schüttelte den Kopf, als er sich an die Zeit erinnerte, in der Steffi glaubte, viel zu dick zu sein. Tatsächlich hatte sie es geschafft, ein paar Kilo herunter zu hungern, aber zuviel Gewicht hatte sie nie gehabt.

Na ja, dachte er, Frauen sind wohl so.

Dabei hatte die Freundin nun wirklich keinen Grund, zu jammern. Einfach hinreißend sah sie aus, mit den dunklen, langen Haaren, die bis über die Schultern hingen, den rehbraunen Augen und dem Näschen darunter.

Felix betrachtete sie und fragte sich dabei, warum er in letzter Zeit immer häufiger an Steffi hatte denken müssen.

Sie kannten sich, seit sie zusammen in die Schule gegangen waren, hatten sich auch später nie aus den Augen verloren, und wenn der eine Kummer hatte, dann war der andere ein geduldiger Zuhörer und Tröster. Dabei hatte es auch keine Rolle gespielt, daß sie durch Hunderte von Kilometern getrennt waren, als Felix vor ein paar Jahren noch in Freiburg lebte und dort studierte. Es hatte zwar ziemlich viel Geld gekostet, wenn sie manchmal stundenlang telefonierten, aber das war es ihnen wert.

»Was schaust’ denn so?« fragte Steffi.

»Wie? Ach…, ich…, nix«, antwortete er irritiert.

Er wandte sich ab und ging in sein Zimmer zurück.

»Laß uns einen Bummel machen«, rief er noch und schloß die Balkontür.

Drinnen lehnte er sich an das Glas und atmete tief durch.

Daß er so schnell hineingegangen war, hatte seinen Grund. Steffi sollte nicht sehen, wie schwer es ihm fiel, den Blick von ihr abzuwenden. Felix konnte sich gar nicht erklären, wann es geschehen war, aber fest stand, daß er seit geraumer Zeit mehr für sie empfand, als nur freundschaftliche Gefühle.

Wie oft hatte er in der letzten Zeit an sie denken müssen!

Voller Sehnsucht hatte er zu Hause gesessen und darüber nachgegrübelt, was geschehen war. Sogar das Ende seiner Beziehung mit Sabine Krammler stellte er mit seinen Gefühlen für Steffi in Verbindung. Der Besuch dann letzte Woche war auch nicht rein zufällig gewesen. Felix hatte das Bedürfnis gehabt, Steffi wiederzusehen, mit ihr zu plaudern. Wenigstens das. Als er dann erfuhr, daß die Beziehung zwischen ihr und Thomas Kramer auf Eis lag, da freute es ihn mehr, als er zugeben mochte.

Natürlich tat es ihm für sie leid, aber er sah auch die Chance, Steffi zu einem gemeinsamen Urlaub zu überreden. Zumindest den wollte er mit ihr genießen, denn mehr würde niemals daraus werden. Das stand fest.

Steffi durfte niemals erfahren, wie es um ihn stand, denn das würde das Ende ihrer Freundschaft bedeuten!

St. Johann hatte ihnen schon bei der Durchfahrt gefallen, und jetzt verstärkte sich der Eindruck. Es schien, als sei hier die Zeit stehengeblieben, das einzig Neue war das moderne Einkaufszentrum. Sie spazierten durch die Geschäfte und kauften ein paar Ansichtskarten mit den typischen Motiven. Steffis Eltern lebten in der Nähe von Regensburg. Als sie gestern abend noch mit ihnen telefonierte, beneideten Vater und Mutter sie um den Urlaub. Sie kannten St. Johann von früher her und rieten der Tochter, unbedingt die Kirche zu besichtigen.

»Schreib’ mal«, hatte Franziska Waldner noch gesagt, bevor Steffi den Hörer aufgelegt hatte.

Felix’ Mutter war Witwe, seit ihr Mann vor drei Jahren verstorben war. Natürlich mußte auch sie einen Kartengruß bekommen.

So saßen sie wenig später im Kaffeegarten des Hotels und schrieben an Verwandte und Freunde. Während Steffi sich mit einem Kaffee begnügte, konnte Felix dem Kuchenangebot nicht widerstehen und bestellte sich ein großes Stück Apfeltorte.

»Lecker!« lautete sein Kommentar.