Der Bergpfarrer 124 – Heimatroman - Toni Waidacher - E-Book

Der Bergpfarrer 124 – Heimatroman E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer Sebastian Trenker hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit gut 13 Jahren, hat sich in ihren Themen dynamisch weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Unter anderem gingen auch bereits zwei Spielfilme im ZDF mit je etwa 6 Millionen Zuschauern daraus hervor. "Herzlich willkommen in der Pension Stubler." Ria begrüßte die junge Frau mit einem strahlenden Lächeln. "Hatten S' eine gute Fahrt?" erkundigte sie sich gleich anschließend. Katja Sommerbauer nickte. "Ja, vielen Dank. Die Züge waren sogar pünktlich", erwiderte sie. "Dann will ich Ihnen gleich mal das Zimmer zeigen. Es liegt im ersten Stock." Die Pensionswirtin nahm den Schlüssel vom Brett und ging voraus. Katja hatte nur eine Reisetasche dabei, die sie selber trug. "So, da sind wir auch schon."

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Der Bergpfarrer –124–

Ich bringe dir das Glück zurück

Roman von Toni Waidacher

»Herzlich willkommen in der Pension Stubler.«

Ria begrüßte die junge Frau mit einem strahlenden Lächeln.

»Hatten S’ eine gute Fahrt?« erkundigte sie sich gleich anschließend.

Katja Sommerbauer nickte.

»Ja, vielen Dank. Die Züge waren sogar pünktlich«, erwiderte sie.

»Dann will ich Ihnen gleich mal das Zimmer zeigen. Es liegt im ersten Stock.«

Die Pensionswirtin nahm den Schlüssel vom Brett und ging voraus. Katja hatte nur eine Reisetasche dabei, die sie selber trug.

»So, da sind wir auch schon.«

Ria schloß auf und ließ den Gast eintreten.

»Ich hoff’, daß Sie sich bei mir wohlfühlen werden. Das Frühstück wird ab sieben Uhr serviert. Wenn S’ allerdings mal eine Bergtour unternehmen wollen, dann müßten S’ schon am Abend vorher Bescheid sagen. Ich richte Ihnen dann etwas her, und eine Brotzeit für unterwegs bekommen S’ natürlich auch.«

Katja hatte sich im Zimmer umgesehen. Es war im typisch alpenländischen Stil eingerichtet. Neben dem bequem aussehenden Bett standen ein Kleiderschrank, ein Tisch und zwei Sessel darin. Durch eine Glastür gelangte man auf den Balkon. Schrank und Bett waren mit Bauernmalerei verziert, natürlich gab es Telefon und Fernsehen, und das Bad war recht geräumig.

»Vielen Dank, Frau Stubler«, sagte die junge Zahnarzthelferin. »Ja, ich bin sicher, daß es mir hier gefallen wird.«

Dabei lächelte sie zwar, aber in ihren Augen lag ein trauriger Blick, der Ria nicht entging.

Die Wirtin nickte ihr zu und ließ sie allein.

Katja setzte sich auf das Bett und schaute zum Fenster. Durch das Glas konnte sie die Berge sehen.

Urlaub in den Bergen, dachte sie seufzend. Wie schön hätt’ es werden können, wenn net...

Tja, wenn net alles anders gekommen wäre, als sie es sich gedacht hatte.

Sie gab sich einen Ruck und machte sich daran, die Tasche auszupacken. Danach öffnete sie die Glastür und trat auf den Balkon hinaus. Tief atmete sie die würzige Luft ein. Unter ihr lag der Garten der Pension.

Papa hätte bestimmt seine Freude an den gepflegten Blumenrabatten und den sorgfältig geschnittenen Bäumen und Büschen, ging es ihr durch den Kopf.

Allerdings hatten ihre Eltern es vorgezogen, mit einer Reisegruppe, im Bus durch Tschechien zu fahren. Bestimmt war es ein tolle Erlebnis für sie Prag, die Stadt mit den goldenen Dächern, zu besichtigen und sich an böhmischen Knödeln und anderen Leckereien zu laben. Und Papa würde ganz sicher das tschechische Bier genießen – auch wenn er sonst ein Weißbier vorzog.

Katja reckte die Arme und lockerte die Muskeln. Die Fahrt war wirklich angenehm gewesen, aber während der Fahrt, von Passau aus, mit dem Zug hierher, hatte sie einige Male umsteigen müssen, und die Reisetasche war schwerer gewesen als sie gedacht hatte.

Nachdem sie eine Weile auf dem Balkon gestanden hatte, ging sie ins Zimmer zurück. Ihr Magen mahnte an, daß sie seit dem Frühstück nichts Richtiges mehr gegessen hatte. Katja beschloß, einen Bummel durch den Ort zu machen und zu sehen, ob sie in dem Kaffeegarten des Hotels noch etwas zu essen bekommen konnte. Nachdem sie aus dem Bus gestiegen war, der vor dem Hotel gehalten hatte, war sie schon auf die Tafel aufmerksam geworden, die einen preiswerten Mittagstisch offerierte.

Im Bad bürstete sie noch einmal die kurzen, blonden Haare durch. Sie hatte sie erst vor kurzem so schneiden lassen und trug jetzt eine sportliche Frisur, die zu ihrem Äußeren paßte und das hübsche Gesicht mit den blauen Augen besonders gut zur Geltung brachte.

Katja war dreiundzwanzig Jahre alt. Nach ihrer Ausbildung zur Zahnarzthelferin hatte Dr. Faber sie gleich übernommen, und inzwischen assistierte sie dem Arzt am Behandlungsstuhl.

In der Praxis hatte sie auch Tim kennengelernt. Der junge Medizinstudent, der einmal Kinderarzt werden wollte, hatte auf dem Behandlungsstuhl gesessen und sie ängstlich angeschaut.

»Wird es weh tun?« fragte er.

Katja hatte ihn angelächelt.

»Der Herr Doktor wird ganz vorsichtig sein«, versprach sie.

»Aber Sie müssen meine Hand halten!« verlangte er.

»Tut mir leid«, erwiderte sie amüsiert, »aber meine Hände brauche ich zum assistieren.«

»Dann vielleicht heute abend?« fragte er hoffnungsvoll.

Katja schoß jäh die Röte ins Gesicht.

»Das geht nicht«, antwortete sie verlegen. »Ich trenne Beruf und Privatleben strikt.«

Aber da war sie für Tim Steinhoff schon Feuer und Flamme.

Und er schaute aber auch gut aus!

Groß und schlank, mit dunklen lockigen Haaren. Ein sympathisches Gesicht, in dem zwei braune Augen dominierten. Er trug lässige Jeans und ein T-Shirt.

»Seien Sie nicht so hart«, bat er mit einem Lächeln, das sie dahinschmelzen ließ.

Doch sie blieb bei ihrer Entscheidung – wenigstens für diesen Tag.

Als sie am nächsten Morgen ihren Dienst antrat, kam ein Blumenbote in die Praxis und gab einen bunten Straß für sie ab. Absender – Tim Steinhoff.

›Ich hoffe immer noch!‹, stand auf dem beigefügten Kärtchen.

Katja erinnerte sich nur zu gut an die schmunzelnden Blicke ihrer Kolleginnen. Sie nahm das Telefon und suchte sich Tims Nummer aus der Kartei heraus. Natürlich wollte sie sich bedanken, aber ihm auch sagen, daß er ihr keine Blumen mehr schicken solle.

Er war aber nicht zu Hause, und einen Anrufbeantworter schien er auch nicht zu haben. Erst später erfuhr sie, daß er an diesem Morgen mit einem Freund gejoggt hatte.

Aber da waren sie schon lange ein Paar...

Katja verließ das Pensionszimmer. Einen Moment überlegte sie, ob sie ihr Handy einschalten und mitnehmen sollte. Aber dann unterließ sie es.

Anrufen würde er bestimmt nicht!

*

Sebastian Trenker begrüßte den Besucher an der Tür des Pfarrhauses.

»Grüß dich, Ingo! Schön, daß du noch einmal Zeit gefunden hast, mich zu besuchen, bevor du wieder nach Hause fährst.«

Der junge Mann nickte ihm zu.

»Ich wollte mich ohnehin noch für alles bei Ihnen bedanken«, sagte er.

»Aber jetzt komm’ erstmal herein«, bat der Bergpfarrer. »Frau Tappert hat Kaffee gekocht, und ein Stückchen Apfelkuchen wirst’ auch net ablehnen.«

Sie gingen durch den Flur und das Wohnzimmer in den Pfarrgarten hinaus. Die Haushälterin hatte den Tisch auf der Terrasse gedeckt. Jetzt kam sie mit der Kaffeekanne und einer Kuchenplatte aus der Küche.

»Grüß Gott, Ingo«, sagte sie zu dem Besucher.

»Hallo, Tante Sophie«, erwiderte er und gab ihr die Hand.

Dann zog er eine Schatulle aus der Tasche seiner Tasche.

»Das ist für dich«, sagte er und reichte sie der Haushälterin.

»Für mich?« fragte Sophie Tappert erstaunt.

»Ja, Großmutter wollte es so. Sie hat mir immer wieder gesagt, ich soll darauf achten, daß du die Kette bekommst, wenn... wenn sie einmal...«

Die Haushälterin hatte Tränen in den Augen, als sie die Schatulle öffnete und ein goldenes Kettchen mit einem Bernsteinanhänger herausnahm.

»Ich weiß noch, wie Luise sie damals gekauft hat«, sagte sie leise. »Es war gleich, nachdem die Mauer gefallen ist. Da bin ich zum ersten Mal in meinem Leben am Meer gewesen. Luise und ich hatten einen Urlaub auf Rügen gebucht, und sie hat diese Kette in einem kleinen Laden gekauft.«

Sie wischte sich die Tränen ab und sah Ingo Gärtner an.

»Ich werd’ sie in Ehren halten«, versprach sie.

Der junge Mann nickte.

»Ich weiß, Tante Sophie«, erwiderte er. »Und Großmutter hat es auch gewußt.«

Ingo war nicht wirklich der Neffe der Haushälterin, aber seine Großmutter, Luise Gärtner, und Sophie Tappert waren seit ewigen Zeiten befreundet gewesen, und er nannte sie Tante Sophie, seit er sprechen konnte.

Vor einigen Tagen war Ingos Großmutter verstorben, und der Enkel, der in Frankfurt lebte und arbeitete, war als einziger Verwandter nach St. Johann gekommen, um sie zu Grabe zu tragen – und den Nachlaß zu regeln.

»Setzt euch«, sagte Sebastian und nahm selbst Platz.

»Was ich noch gern von dir wissen möcht’, Ingo, was wird mit dem Anwesen?«

Der junge Mann rührte Zucker und Milch in seinen Kaffee.

»Ich werd’ es verkaufen«, antwortete er ohne aufzusehen.

Der Geistliche nickte.

»Das hab’ ich mir fast gedacht.«

»Sie müssen mich versteh’n, Hochwürden«, sagte Ingo Gärtner. »Nach dem Tod meiner Eltern hab’ ich mir in Frankfurt eine neue Existenz aufgebaut. Meine Firma ist eine der wenigen in der Branche, der es wirklich gut geht. Selbst wenn ich wollte, ich könnt’ net einfach dort meine Zelte abbrechen und hierher zurückkommen. Immerhin hab’ ich achtzehn Angestellte, für die ich auch verantwortlich bin. Und Frankfurt ist nun mal zu weit, als daß ich das Haus hier behalten und mal ab und zu fürs Wochenende herkommen könnt’.«

Zwar lebte der Dreißigjährige schon seit beinahe zehn Jahren in Frankfurt, sein heimatlicher Dialekt kam aber immer wieder durch. Besonders dann, wenn er in St. Johann war. Aber das war in den letzten Jahren höchstens ein-, zweimal vorgekommen. Als Inhaber einer großen Tischlerei konnte er es sich nicht oft erlauben, Urlaub zu machen, denn immer noch, trotz der vielen Angestellten, stand Ingo Gärtner auch heute noch an der Hobelbank. Es war ein langer und harter Weg gewesen, bis er angekommen war, wo er heute stand. Er hatte sich auf den Ausbau von Gaststätten und Apotheken spezialisiert und besonders aber mit einer Möbellinie im alpenländisches Design Erfolg gehabt. Aber es war ein teuer erkaufter Erfolg, und auch Rückschläge waren ihm in den Jahren nicht erspart geblieben.

»Natürlich.« Sebastian nickte. »Aber ich möcht’ dich bitten, genau zu überlegen, an wen du verkaufst.«

Ingo sah ihn fragend an.

»Wie meinen Sie das?«

»Nun, immerhin ist es ein großes Grundstück, das dazugehört. Ich könnt’ mir vorstellen, daß ein Käufer das Haus abreißen läßt, um etwas anderes zu errichten. Eine Diskothek oder ein großes Hotel gar.«

Das Anwesen, das Ingo von seiner Großmutter geerbt hatte, war um die sechstausend Quadratmeter groß. Als das Land vor vielen Jahren von den Großeltern der Verstorbenen gekauft worden war, hatte es, im Vergleich zu heute, ein Butterbrot gekostet. Allerdings war das Grundstück nie anders als privat genutzt worden. Das große Haus umgab ein riesiger Park mit einem großen Baumbestand, und hätte sich in den letzten Jahren nicht ein Nachbar darum gekümmert, würde es heute wohl mehr einem Urwald ähneln als einem großen Garten.

»Ich kann Ihre Bedenken verstehen, Hochwürden«, antwortete Ingo Gärtner. »Allerdings werde ich wohl keinen Einfluß auf den möglichen Käufer nehmen können. Es wird allein seine Entscheidung sein, was er damit anfängt.«

»Genau das ist es«, nickte der Bergpfarrer. »Im Grunde ist es als Privatgrundstück viel zu groß. Deine Großmutter hat oft geklagt, daß es viel zuviel Arbeit mache. Aber eben deshalb wird es nicht einfach zu verkaufen sein. Es käme also nur jemand in Frage, der über die Mittel verfügt, etwas daraus zu machen.«

»Und das könnte eigentlich nur ein Investor mit viel Geld sein.« Ingo nickte verstehend.

Er trank seinen Kaffee aus.

»Hochwürden, es wäre mir auch lieber, wenn ich das Grundstück behalten könnt’«, sagte er. »Aber die Situation ist nun nicht so. Ich habe die Angelegenheit übrigens schon einem Makler übergeben. Auch wenn ich da kaum noch ein Mitspracherecht hab’, werd’ ich ihm sagen, daß er darauf achten soll, daß niemand es kauft, der womöglich irgendwelche Pläne hat, dort ein Hotel oder so etwas hinzustellen.«

Der Tischlermeister stand auf und reichte Sebastian die Hand.

»Jetzt muß ich mich aber verabschieden.«

»Komm gut nach Frankfurt und laß mal wieder was von dir hören.«

Ingo Gärtner nickte und nahm die Haushälterin in den Arm.

»Mach’s gut, Tante Sophie«, sagte er.

Sie drückte ihm einen Kuß auf die Wange. Dann begleiteten sie ihn zur Tür.

»Glauben S’ wirklich, daß so etwas passieren könnt’, daß da jemand ein Hotel bauen will?« fragte die Haushälterin.

»Ich hoff’s net«, antwortete Sebastian düster. »Aber ich befürcht’ es fast...«

*

Im Kaffeegarten des Hotels ›Zum Löwen‹ wurde den ganzen Tag über nicht nur Kaffee, Eis und Kuchen serviert, man konnte auch herzhafte Kleinigkeiten bestellen. Katja Sommerbauer hatte sich für eine Leberknödelsuppe und einen gemischten Salat entschieden. Der wurde mit gebratener Hähnchenbrust und frischem Stangenbrot gereicht. Dazu gab es in einer Sauciere ein köstliches Dressing, das, wie die Karte versprach, hausgemacht war.

Die junge Frau hatte es sich schmecken lassen und genoß den herrlichen Sonnenschein, der durch die Blätter der hohen Bäume drang, bei einer Tasse Cappuccino.

Zuvor war sie durch den Ort gebummelt und hatte festgestellt, daß St. Johann wirklich ein idyllisches Dorf war, ganz so, wie es im Prospekt gestanden hatte. Sie hatte sich ausgiebig umgesehen und im Einkaufszentrum einen Laden entdeckt, in dem man, neben Zeitschriften und Tabak, auch Ansichtskarten kaufen konnte. Sie suchte ein paar besonders hübsche Motive aus. Birgit, ihre beste Freundin, würde bestimmt gleich morgen früh den Postboten abpassen, um zu sehen, ob Katja ihr auch wirklich geschrieben hatte. Dann mußten natürlich die Kolleginnen und der Chef einen Urlaubsgruß bekommen, und vielleicht...

Nein, mit der Karte an Tims Eltern würde sie noch warten, nahm sie sich vor und klebte die Briefmarken auf die beiden anderen. Nachdem sie Essen und Getränke bezahlt hatte, machte sie sich gleich auf den Weg zum Rathaus, wo ein Briefkasten der Post stand. Sie warf die Karten ein und schaute sich um.

St. Johann war ein vielbesuchter Urlaubsort, wie man unschwer an den zahlreichen Touristen, mit ihren umgehängten Fotoapparaten und Videokameras, sehen konnte. Die meisten schienen aus der Kirche zu kommen, die ein paar Meter weiter, auf der anderen Straßenseite stand. Ein sauber geharkter Kiesweg führte zum Gotteshaus. Als Katja ihn hinaufging, kam gerade eine Gruppe Touristen herunter. Es waren offenbar zwei Familien, die zusammen in den Urlaub gefahren waren, wie sie aus den Gesprächsfetzen hören konnte.

»Net wahr, Gerhard, ist doch richtig gewesen, daß wir nach St. Johann gefahren sind?« sagte eine ältere Frau zu ihrem Mann.

Der nickte, und das ältere Paar hinter ihnen stimmte zu.

Ihnen folgte noch ein junger Bursche, der sich lächelnd nach Katja umdrehte, als sie an ihm vorüberging.

»Das find’ ich auch«, meinte er und sah sie dabei augenzwinkernd an.

Die Zahnarzthelferin ging schmunzelnd weiter und betrat den Vorraum der Kirche, in dem es angenehm kühl war.

Katja traute beinahe ihren Augen nicht zu trauen, als sie die Pracht sah. Das Innere des Gotteshaus war wirklich ein ganz besonderer Augenschmaus. Sie schritt langsam durch den Mittelgang und blickte sich um.

Herrliche Fensterbilder mit Motiven aus der Bibel waren zu sehen. Dazu Heiligenfiguren, Wand- und Deckenfresken. Rot, Gold und Blau waren die vorherrschenden Farben – die Farben der Könige.

Die junge Frau blieb einen Moment vor dem Altar stehen, wandte sich dann dem Bild zu, das unter der Galerie hing.

›Gethsemane‹, las sie auf dem Schild, das daneben angebracht war.

Es war ein überwältigendes Gemälde, das den Erlöser am Abend vor der Kreuzigung im Gebet versunken zeigte. Dem Künstler war es gelungen, das Bewußtsein des Gottessohnes über sein unabänderliches Schicksal wirklichkeitsnah wiederzugeben. Das Bild rührte den Betrachter unwillkürlich an.