Der Bergpfarrer 398 – Heimatroman - Toni Waidacher - E-Book

Der Bergpfarrer 398 – Heimatroman E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 10 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Unter anderem gingen auch mehrere Spielfilme im ZDF mit Millionen Zuschauern daraus hervor. Der Tag begann trübe, der Himmel über St. Johann und dem Wachnertal war mit dicken Wolken verhangen, und so trübe wie das Wetter, waren die Gedanken, die Steffi Fischer wälzte. Anna Berthold schaute ihre Urlaubsbekannte fragend an. "Was ist denn los mit dir?", wollte die Studentin wissen. "Seit Tagen schaust du nur noch trübsinnig vor dich hin und die meiste Zeit hockst du in der Pension und hast keine Lust, irgendwas zu unternehmen." Steffi zuckte die Schultern. Was sollte sie auch darauf antworten? Anna hatte die Probleme nicht, die sie hatte. Im Gegenteil, glücklich war sie, seit Thomas Duval ihr seine Liebe erklärt hatte.

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Der Bergpfarrer –398–

Neue Heimat, neues Glück?

Wenn es mal so einfach wäre...

Roman von Toni Waidacher

Der Tag begann trübe, der Himmel über St. Johann und dem Wachnertal war mit dicken Wolken verhangen, und so trübe wie das Wetter, waren die Gedanken, die Steffi Fischer wälzte.

Anna Berthold schaute ihre Urlaubsbekannte fragend an. »Was ist denn los mit dir?«, wollte die Studentin wissen. »Seit Tagen schaust du nur noch trübsinnig vor dich hin und die meiste Zeit hockst du in der Pension und hast keine Lust, irgendwas zu unternehmen.«

Steffi zuckte die Schultern.

Was sollte sie auch darauf antworten?

Anna hatte die Probleme nicht, die sie hatte. Im Gegenteil, glücklich war sie, seit Thomas Duval ihr seine Liebe erklärt hatte.

Dabei hatte es zunächst nicht danach ausgesehen, als würde sich Annas Traum noch erfüllen. Vor einem Jahr hatte sie den berühmten Musiker kennen und lieben gelernt, doch da war Thomas viel zu sehr mit sich und seinem Kummer beschäftigt gewesen, um zu erkennen, was Anna für ihn empfand. Freilich mochte er die hübsche Studentin, doch mehr als Sympathie konnte er ihr nicht schenken, seine Liebe gehörte einer anderen – seiner tödlich verunglückten Managerin und Lebensgefährtin, Carmen Tenhoff, und Anna musste erkennen, dass sie gegen diese Liebe keine Chance hatte.

›Vielleicht eines Tages…‹, waren Thomas Duvals Abschiedsworte gewesen.

Und heute, ein Jahr später, war dieser Tag gekommen. Aus einer Stimmung heraus, ohne zu ahnen, dass sie Thomas hier wiedersehen würde, war Anna wieder nach St. Johann gefahren.

Thomas Duval war abgetaucht, er hatte sich auf einer einsamen Karibikinsel verkrochen, und alle Welt fragte sich, ob der junge Geigenvirtuose jemals wieder auf einer Konzertbühne stehen würde.

Dass dies tatsächlich geschehen sollte, erfuhr der Bergpfarrer von Maria Devei, der berühmten Sängerin und geborenen Wachnertalerin. Freilich ließ der gute Hirte von St. Johann es sich nicht nehmen, mit Thomas Duval Kontakt aufzunehmen, dem er schon bei dessen ersten Aufenthalt in St. Johann, im Vorjahr, zur Seite gestanden hatte.

Maria arrangierte ein Treffen, und nun war Thomas wieder hergekommen und hatte Anna wiedergesehen.

Ein ganzes Jahr Trauer lag hinter ihm, und Sebastian Trenker war es gelungen, Thomas davon zu überzeugen, dass es an der Zeit war, sich wieder dem Leben und den Lebenden zuzuwenden. Und als das junge Paar sich gegenüberstand, da flammten auch bei Thomas die Gefühle wieder auf.

Sehr zum Ärger seiner neuen Managerin, Henrike Borg, die Anna mit Argusaugen betrachtete und in der Studentin sofort die Konkurrentin witterte. Sie selbst wollte die neue Frau an der Seite Thomas Duvalls werden…

Doch das ahnten die beiden Verliebten nicht und schon gar nicht, welche Intrige sich Henrike ausdachte, um die Nebenbuhlerin loszuwerden…

Bei Anna war ein Traum in Erfüllung gegangen, Steffi Fischer hatte nun aber das Problem, einen Mann zu lieben, der diese Liebe nicht erwiderte. Im Zimmer gegenüber, in der Pension Stubler, wohnte Jonas Bergmann, ein Lehrer, der ebenfalls aus Frankfurt kam, und der ihr auf den ersten Blick gefallen hatte. Aber der attraktive Mann schien gegen jede Art von Annäherungsversuch resistent zu sein.

Obgleich Steffi keine Zweifel daran ließ, was sie für Jonas empfand, reagierte er zunächst gar nicht auf ihre Avancen, obwohl er sie durchaus sympathisch zu finden schien, ansonsten hätte er später wohl kaum seine Zeit mit ihr und Anna verbracht.

Doch als Steffi dem Lehrer, nach dem Besuch des Tanzabends auf dem Heimweg zur Pension, spontan ihre Liebe erklärte und ihn küsste – da geschah das Unfassbare – Thomas lief einfach davon!

Wie gelähmt war Steffi stehengeblieben, verharrte auf dem Fleck, als wäre sie angewachsen, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Endlich, nach einer Ewigkeit, konnte sie sich in Bewegung setzen.

Als sie in der Pension ankam, reagierte Jonas nicht auf ihr Klopfen, sie sah ihn erst am nächsten Morgen beim Frühstück wieder. Und da tat er, als wäre nichts gewesen…

Steffi schluchzte auf, als Anna Berthold sie fragte, was mit ihr los sei. Die beiden Frauen hatten sich, angesichts des trüben Wetters, in Annas Zimmer gesetzt. Auf dem Tisch stand ein Stövchen mit einer Kanne Tee darauf, den Ria Stubler ihnen gekocht hatte.

Leise und stockend erzählte die Frankfurterin von ihrer scheinbar aussichtslosen Liebe zu Jonas Bergmann und scheute auch davor nicht zurück, Anna ihr Vorpreschen zu gestehen, und dass sie den Lehrer geküsst hatte.

Anna Berthold zuckte die Schultern. »Also, soweit ich das beurteilen kann, mag Jonas dich schon«, meinte sie. »Wenn ich so beobachte, wie er dich manchmal ansieht…«

»Aber warum reagiert er dann so merkwürdig?«, begehrte Steffi auf.

»Wer weiß«, antwortete die Freundin, »vielleicht hat er auch ein schweres Schicksal zu tragen.«

Anna ahnte nicht, wie recht sie mit dieser Vermutung hatte…

*

»Grüß Gott und herzlich willkommen in der Pension Stubler.«

Die Wirtin lächelte die junge Frau an, die vor der kleinen Rezeption stand, mit einer Reisetasche in der Hand.

»Frau Keppler, net wahr? Ich bin die Ria«, fuhr sie fort und nahm einen Schlüssel vom Brett.

»Angenehm. Ja, Marion Keppler.«

Die junge Frau folgte der Pensionswirtin die Treppe hinauf und betrat erwartungsvoll das Zimmer, das Ria Stubler aufgesperrt hatte.

»Ich hoff, es gefällt Ihnen?«

Die junge Krankenschwester nickte. Das Zimmer war im typisch bayerischen Stil eingerichtet, mit karierten Vorhängen an den Fenstern, und bemalten Schränken und Truhen. Es gab ein Fernsehgerät, Telefon und sogar einen kostenlosen Internetzugang. Doch, Marion war zufrieden. Sehr zufrieden, wie sie betonte. Sie hätte sich auch wohlgefühlt, wenn das Zimmer weniger gemütlich eingerichtet gewesen wäre. Bloß raus musste sie, raus aus München, andere Leute sehen, zur Ruhe kommen. Nach sechs Jahren als Stationsschwester war ihr gekündigt worden. Da war es nur ein schwacher Trost, dass es sie nicht alleine getroffen hatte, das ganze Krankenhaus war geschlossen worden, ein Opfer der Sparmaßnahmen.

Freilich war diese Entwicklung vorauszusehen gewesen, und Marion hatte beizeiten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine neue Anstellung zu finden. Leider vergebens. Wo sie sich auch bewarb, immer hieß es, man habe keinen Bedarf an Krankenschwestern. Dabei hatte es vor einigen Jahren noch ganz anders ausgesehen, da fehlten Schwestern und Pfleger an allen Ecken und Enden, und man konnte sich die Häuser aussuchen, in denen man arbeiten wollte. Heute musste man nehmen, was man bekam. Bloß, es gab nichts!

Seit einem Vierteljahr war Marion Keppler jetzt auf der Suche nach einem neuen Job. Eine nervenaufreibende Aktion, die im Übrigen auch noch Geld kostete. Marion konnte gar nicht sagen, wie viel sie für Porto, Briefpapier und Fahrtkosten schon ausgegeben hatte. Jetzt hoffte sie inständig auf ein Wunder – aber erst einmal darauf, dass dieser Urlaub dabei helfen mochte, wieder zu sich zu finden. Ihre ganzen Ersparnisse hatte sie dafür opfern wollen – zum Glück war jedoch Tante Heidi, die Schwester ihrer verstorbenen Mutter, hilfreich eingesprungen.

»Fahr nach St. Johann, ins Wachnertal«, hatte Heidemarie Schaller gesagt, die selbst oft hier ihren Urlaub verbracht hatte, als ihr Mann, Onkel Rüdiger, noch lebte, »da ist’s gemütlich und ruhig, da wirst’ wieder zu dir finden.«

Ria Stubler erklärte der jungen Frau, zu welchen Zeiten das Frühstück serviert wurde, und dass der Zimmerschlüssel auch für die Haustür passe, falls es abends mal später werden sollte und schon zugesperrt wäre.

Zwanzig Minuten später verließ Marion die Pension und machte sich auf den Weg, das Dorf zu entdecken, in dem sie die nächsten vierzehn Tage verbringen würde.

Zum Glück hatte es inzwischen aufgeklart, und das trübe Wetter, das den halben Tag über dem Wachnertal hing, war gewichen und hatte der hellen Sonne Platz gemacht.

Die Krankenschwester betrat den Biergarten des Hotels, an dem sie vorhin vorüber gefahren war. Daheim, in München, hatte sie mit den Kolleginnen hin und wieder in einem der zahlreichen Biergärten gesessen, die es in der bayerischen Landeshauptstadt gab. Bei Wurst­salat mit Brezeln oder Obatzter hatten sie den Feierabend genossen. Und daher war es für Marion nur wenig überraschend, dass in diesem Biergarten reger Betrieb herrschte, und sämtliche Tische besetzt waren.

»Zum Hotel gehören das einfachere Wirtshaus und der Biergarten«, hatte Tante Heidi ihr erzählt. »Für die Urlauber, die in den Pensionen oder Privatunterkünften wohnen, ist es in St. Johann die einzige Möglichkeit, sich zu beköstigen.«

Inzwischen, hatte Marion Keppler in einem der Prospekte gelesen, die in ihrem Zimmer lagen, gab es in dem Dorf auch ein italienisches Restaurant, sowie eine Pizzeria und eine Eisdiele. Tante Heidi würde staunen, wenn sie ihr davon erzählte.

Offenbar war in St. Johann die Zeit nicht einfach stehen geblieben. Es war inzwischen auch schon gut zehn Jahre her, dass Heidemarie und Rüdiger Schaller hier Urlaub gemacht hatten.

Ohne zu zögern trat die junge Frau an einen der Tische und fragte, ob noch ein Platz frei wäre. Ohne viel Federlesens rückten die Gäste zusammen, und Marion schob sich mit auf die Bank.

Neben ihr saß ein attraktiver, junger Mann, der in etwa im selben Alter war, wie sie selbst. Indes schaute er ein wenig verdrossen vor sich hin und stocherte lustlos in seinem Essen herum. Schwammerl-Ragout, mit einem riesigen Semmelknödel, wie sie mit Kennerblick feststellte.

»Schmeckt’s net?«, konnte Maria sich nicht verkneifen zu fragen, als der Mann das Besteck aus der Hand legte und den Teller von sich schob.

»Rindfleisch mit Grüner Soße wäre mir lieber«, antwortete er mit einem schiefen Grinsen.

»Grüne Soße?« Sie schaute ihn kopfschüttelnd an. »Was soll das denn sein?«

Sein Grinsen wurde noch breiter. »Das ist eine Frankfurter Spezialität, die schon der alte Goethe genossen hat«, erklärte er. »Sie besteht aus Eigelb, Essig und Öl, also ähnlich wie eine Mayonnaise, und saure Sahne gehört auch noch hinein, außerdem sieben verschiedene Kräuter.«

»Aha. Und warum sind S’ dann hierher gefahren?«, wollte die Krankenschwester wissen. »Dass Sie das hier in Bayern net bekommen, das hätten S’ sich doch denken können.«

Der Mann zuckte die Schultern. »Sie haben ja recht«, gab er zu und schaute sie interessiert an. »Dem Dialekt nach, kommen Sie ja wohl von hier, vielleicht können Sie mir ja einen Rat geben, was besonders gut schmeckt.«

Marion hatte bereits einen Blick auf die Speisekarte geworfen, die auf dem Tisch auslag.

»Hmm. Wenn ich das hier les, dann gibt’s da nix, das ich Ihnen net empfehlen könnt«, erwiderte sie. »Das ist alles sehr lecker!«

Der Mann lachte. »Arbeiten Sie hier vielleicht?«, fragte er schmunzelnd. »Müssen Sie das sagen?«

Sie schüttelte den Kopf und lachte ebenfalls. »Nein, ich mach Urlaub hier«, antwortete die Krankenschwester und bestellte für sich ein Radler bei der Haustochter, die eben einen Tisch getreten war.

Das junge Madel schaute zuerst den Teller, dann den Mann an, der nicht aufgegessen hatte. »Hat’s Ihnen net geschmeckt?«

»Doch, doch«, versicherte er, »es war mir bloß zu viel.«

»Schwindler!«, raunte Marion, als die Haustochter gegangen war.

Er lachte wieder. »Wer weiß«, meinte er, »ich bin ja noch ein paar Tage hier, vielleicht gewöhne ich mich ja an das Essen…«

Marion Keppler musterte ihn verstohlen. Er hatte kurzes, hellblondes Haar und trug ein blaues Hemd zu einer hellen Hose. Die braunen Augen dominierten das Gesicht, sein Mund schien immer zu lächeln. Offenbar trieb er in seiner Freizeit viel Sport, denn seine Figur war schlank und durchtrainiert.

»Mein Name ist übrigens Matthias Marner«, stellte er sich vor, nachdem er ihre Musterung mit einem Grinsen über sich hatte ergehen lassen. »Jetzt wissen Sie schon eine ganze Menge von mir…«

Er schaute sie erwartungsvoll an, und Marion, die Begriff, dass er es sehr wohl bemerkt hatte, wie sie ihn musterte, wurde rot und nannte ihren Namen.

Dankbar trank sie von dem Radler, das die Bedienung auf den Tisch gestellt hatte, und bemühte sich, ihn nicht weiter anzustarren.

Was ihr allerdings sehr schwer fiel, der Bursche sah einfach zu gut aus!

*

An einem der kleinen runden Tische, die auf der anderen Seite des Biergartens standen, saßen Thomas Duvall und Jonas Bergmann und warteten auf die beiden Frauen. Der Lehrer und der Geigenvirtuose waren sich auf Anhieb sympathisch gewesen, vor allem Jonas war ganz begeistert, dass der berühmte Künstler überhaupt keine Starallüren hatte, wie man es sonst so oft von Prominenten in der Zeitung las.

Dass die beiden Madeln länger brauchen, um sich für den Abend fertig zu machen, war ja eigentlich klar, aber so lange hatte Jonas noch nie auf jemanden gewartet.

»Wo bleiben die denn bloß?«, fragte er und schaute ungeduldig auf die Uhr.

Thomas schmunzelte. »Sie werden schon noch kommen«, antwortete er und griff nach seinem Wasserglas. Er leerte es in einem Zug. »Sag mal«, wandte er sich an den Lehrer, nachdem er getrunken hatte, »was ist eigentlich mit dir und Steffi?«

Jonas zuckte die Schultern. »Was soll sein?«, erwiderte er mit einer Gegenfrage.

Thomas beugte sich vor und fasste ihn näher ins Auge. »Hast du noch nicht bemerkt, dass sie dich anhimmelt? Steffi liebt dich von ganzem Herzen!«

Jonas Bergmann räusperte sich. Das Gespräch nahm eine für ihn unangenehme Wendung. »Wie kommst du jetzt darauf?«, hakte er nach.

Thomas Duvall schürzte die Lippen. »Na, das ist ja wohl kaum zu übersehen«, antwortete er eher ausweichend.

Natürlich sollte Jonas nicht wissen, dass Anna ihn quasi ›beauftragt‹ hatte, ein wenig nachzuforschen, warum der Lehrer so seltsam reagierte, wenn Steffi ihm zeigte, was sie für ihn empfand.

»Ich hatte den Eindruck, du würdest sie mögen«, insistierte der Künstler.

Jonas wiegte den Kopf hin und her. »Ja schon«, gab er zu, »aber trotzdem…«

»Was – trotzdem?«, hakte Thomas nach.

»Es geht nicht.«

»Wie, es geht nicht? Einfach so?«

Der junge Lehrer rang mit sich. Natürlich wusste er, was Thomas Duvall widerfahren war, aber durfte er daran rühren? Durfte er ihm erzählen, dass sie ein ähnliches Schicksal teilten?

»Bist du etwa gebunden?«, wollte Thomas wissen.

Dieselbe Frage hatte ihm Pfarrer Trenker gestellt, als sie oben auf der Kanderer-Hütte saßen. Dem guten Hirten von St. Johann seine Geschichte zu erzählen, war Jonas leicht gefallen. Bei Thomas jedoch, hatte er Hemmungen.

»Nicht direkt«, antwortete er ausweichend.

Der Geigenspieler schüttelte den Kopf. »Ja, was denn nun, bist du oder bist du nicht?«

Jonas Bergmann holte tief Luft. »Es gab da jemanden in meinem Leben«, antwortete er schließlich leise, »aber das Schicksal hat es nicht gewollt, dass wir zusammen glücklich werden.«

Thomas schaute ihn bestürzt an, der traurige Blick des anderen ließ ihn ahnen, was geschehen war. »Ist sie…?«

Sein Gegenüber nickte. »Ja, Karin hatte einen Autounfall, den sie nicht überlebt hat.«