Der Boß will die Süße tot sehen - Franz von Falkenstein - E-Book

Der Boß will die Süße tot sehen E-Book

Franz von Falkenstein

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Eine Verbrecherbande in New York schlägt sich mit Hehlergeschäften durch. Reich wird man davon nicht, weshalb der Boß einen richtig großen Coup plant. Eine Entführung mit anschließender Lösegelderpressung in Millionenhöhe. Am gefährlichsten ist dabei die Geldübergabe, also muß man sich gezielt darauf vorbereiten, aber der Boß hat bereits einen genialen Plan, wie er ungeschoren an das Geld herankommt.

In der Reihe "Schnelles Geld" erscheinen voneinander unabhängige, abgeschlossene Erzählungen, in denen Verbrecher im Mittelpunkt stehen. Das Leitmotiv liegt dabei auf möglichst schnellem Gelderwerb, wobei Planung und Durchführung genauestens geschildert werden.

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Franz von Falkenstein

Der Boß will die Süße tot sehen

Schnelles Geld 1

Die auf dem Titelbild dargestellte Person steht in keinem Zusammenhang mit dem Romantitel und dem Inhalt dieses Kurzromans.BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Vorwort

Liebe Leser,

 

seit längerem schon hege ich die Absicht, eine Art Romanreihe zu gestalten, die thematisch ähnliche, aber jeweils abgeschlossene Erzählungen umfaßt. Dabei soll die Handlung aus Sicht der Verbrecher geschildert werden, da so eine unmittelbare Perspektive ermöglicht wird. Zu langweilig erscheinen die genormten Krimis mit den ewig gleichen Kommissaren, die nach Schema X die Zeugen befragen und am Ende den bösen Täter überführen. Fall gelöst, weiter geht's. Das ist auf Dauer zu durchschaubar, zu wenig inspirierend. Viel spannender ist es dagegen doch, dem Bankräuber über die Schulter zu sehen, aus seinem Blickwinkel den Überfall zu erleben. Von der Polizei gejagt zu werden, zu entwischen, im Schlupfwinkel die Beute zu zählen. Das ist viel aufregender als öder Beamtenalltag zwischen Kaffeepause und Protokollschreiben, den man ohnehin zur Genüge kennt.

Hier geht es nicht um die Aufklärung von Verbrechen, sondern um die Durchführung. Der Ort der Handlung ist dabei fast immer Amerika. Das liegt auch daran, daß man es sich in dortigen Gefilden einfach viel besser vorstellen kann, daß es von Mafiosi und sonstigen Verbrechern nur so wimmelt. Zeitlich befinden wir uns zumeist in den 70er oder 80er Jahren. Dem liegen individuelle Präferenzen zugrunde. Mitunter sind auch Hinweise gegeben, die eine zeitliche Einordnung halbwegs möglich machen. Etwa durch Nennung bestimmter Automarken oder stattfindender Ereignisse. Der zeitliche Aspekt ist allerdings sekundär, darauf kommt es nicht an. Vom Umfang her liegt die Zielvorstellung bei ungefähr 120-130.000 Zeichen. Dies entspricht etwa der Länge von diversen Heftromanen, wobei der Begriff angesichts des digitalen Mediums kaum verwendbar scheint. Daher benutze ich selbst die Bezeichnung "Kurzroman", denn es sind romanartige Erzählungen, die aber deutlich gekürzt sind. Der Hintergrund ist der Wunsch zur Konzentration auf die Handlung, weil man es sich einfach nicht leisten kann, seitenweise Beschreibungen einzuflechten. Beispielsweise erwähnt die vorliegende Geschichte zwar recht genau örtliche Details von New York, aber es handelt sich um keinen Reiseführer. Der Schwerpunkt liegt auf der Handlung, die das Leitmotiv darstellt.

Band 2 dieser Reihe wird vermutlich in einem Monat erscheinen und befaßt sich mit Drogenhandel an der Westküste der Vereinigten Staaten. In diesem Sinne wünsche ich an dieser Stelle viel Freude beim Schmökern des vorliegenden Kurzromans, selbstverständlich wieder in der bewährten Rechtschreibung.

 

Der Autor

Der Boß will die Süße tot sehen

Das Lagerhaus hatte einmal einer „Michigan Fruit Company“ gehört, was man noch immer an dem inzwischen angerosteten Schild über dem Eingang erkennen konnte. Doch gab es diese Firma schon seit bald zwanzig Jahren nicht mehr. Niemand hatte sich daran gestört, daß dieses Lagerhaus in Brooklyn abseits der Piers, aber direkt am Ufer, langsam aber sicher vor sich hin gammelte. Offiziell gehörte es einer Erbengemeinschaft, die sich aber bezüglich der Besitzverhältnisse nicht einigen konnte. Dadurch bedingt hatte seit Jahren niemand auch nur einen Schritt auf das Gelände unternommen. Der kommissarisch eingesetzte Verwalter hatte einst das Haupttor mit einem Vorhängeschloß versehen und seitdem kümmerte sich niemand mehr um das Gelände. In diesem Teil der Pieranlagen wurden auch schon lange keine Güter mehr verladen. Der Warenumschlag hatte sich nach Jersey auf die andere Seite des Upper New York Bay verlagert, der zentralen Bucht zwischen Manhattan, Staten Island, Jersey und Brooklyn, was zum wirtschaftlichen Niedergang der hiesigen Hafenanlagen geführt hatte. In der großen Haupthalle, die sich unmittelbar an den Eingang anschloß, lag allerhand Gerümpel herum, die noch vom einstigen Inhaber herrührte. Holzkisten, die zum Teil morsch waren, stapelten sich dreifach oder gar vierfach übereinander in langen Reihen. Dazwischen lag allerhand Schrott, verrostete Stahlträger, Sperrmüll oder dergleichen. So genau konnte man das im Halbdunkel nicht überblicken. Zur linken Hand folgten Büroräume in zwei Etagen. Die untere sah ziemlich wüst aus, hier schien schon ewig niemand mehr an den Tischen gearbeitet zu haben. Mäusekot lag am Boden herum, die possierlichen Tierchen selbst bekam man praktisch nie zu Gesicht, zentimeterdicker Staub auf den Schränken sorgte bei Asthmatikern für Panikzustände. Folgte man jedoch der Treppe nach oben, dann sah es etwas wohnlicher aus. Dort kauerten fünf Männer um einen Rundtisch herum, lässig auf Kisten sitzend, denn Stühle gab es in der ganzen Anlage nicht. Wahrscheinlich waren sie als leicht transportierbares Inventar anderweitig verwendet worden. Die fünf sahen allesamt etwas zwielichtig aus, was wahrscheinlich nicht nur an der spärlichen Beleuchtung durch eine nackte Glühbirne lag, die einsam von der Decke baumelte. Auf dem Tisch ein ausgebreiteter Stadtplan, auf dem Flaschenkorken lagen. Nicht so zum Spaß, sondern um bestimmte Orte oder Personen zu symbolisieren. Einer der Männer schob eine der Markierungen ein Stück nach vorn.

„Gary, deine Aufgabe ist es, den Lastwagen anzuhalten. Im Optimalfall reicht es aus, wenn du dich auf die Straße stellst und mit den Armen ruderst. Sollte das nicht den gewünschten Erfolg haben, dann benutze deine Bleispritze. Sobald der LKW anhält, kümmerst du dich um die Fahrer. Wenn jemand aufmuckt, dann legst du ihn um.“

„Geht klar, Boß“, bestätigte der Angesprochene. Seine irische Herkunft konnte er wegen seiner roten Haare kaum verbergen. Ebenso seine Leidenschaft für Whisky. Als Waffennarr konnte er mit allem umgehen, was Kugeln durch ein Rohr verschoß. Die praktische Umsetzung theoretischen Wissens hatte er in Vietnam gelernt, wo er mehrere Tapferkeitsauszeichnungen erhielt. Doch dafür konnte man sich nichts kaufen, wie er nach seiner Rückkehr feststellen mußte. Helden werden schnell vergessen und plötzlich zählen ominöse Zahlen auf zwanzig Jahre altem Papier mehr als geleistete Verdienste für das glorreiche Vaterland. Doch Gary hatte es der Gesellschaft heimgezahlt, auf seine Weise.

Steve war der nächste, der Instruktionen erhielt. Seine schwarzen, eleganten Haare und sein charmantes Lächeln machten ihn zum Lieblingsschwiegersohn so mancher ehrbaren Mutter. Wäre da nicht dieser brutale Zug um seine Augen, der ab und zu durchbrach. Die Herkunft des selbigen ist schnell erzählt – im zarten Alter von 19 Jahren hatte er eine ehemalige Mitschülerin aus der Oberschule geheiratet, die sich aber als zweigleisig unterwegs herausgestellt hatte. Steve war damals durchgedreht, als er seine über alles geliebte Ehefrau zufällig mit einem anderen erwischte. Er hatte beide mit einem Messer getötet und hatte dafür 15 lange Jahre im Knast abgesessen. Wegen Totschlags im Affekt. Seitdem war er schlecht auf Frauen im Allgemeinen und junge Frauen im Speziellen zu sprechen. Vor allem, wenn sie ihn optisch oder charakterlich an seine Ehefrau erinnerten.

„Also Steve, du steuerst unseren Lieferwagen und fährst rückwärts an den gestoppten LKW heran. Sobald das Umladen abgeschlossen ist, fährst du wie abgemacht los.“

Ein weiterer Kronkorken wurde verschoben.

„Deine Aufgabe wird das Umladen sein“, blickte der Boß zum nächsten Mann. Jimmy hatte eine richtige Schlägervisage. Tatsächlich war er einst Boxer gewesen, doch hatte es für eine Profikarriere nicht ganz gereicht. So hatte er sich mit Aushilfsarbeiten durchgeschlagen, für einen Kredithai Außenstände eingetrieben, hier mal was, da mal was. Bis er dem Boß begegnete, der seine Fähigkeiten zu schätzen wußte und dem dies mit unbedingter Treue vergolten wurde. So machte es auch nichts aus, daß er noch nie der Hellste gewesen war, weil es nun jemanden gab, der für ihn mitdachte. Ein klassischer Handlanger also, dumm und stark.

„Eddi, du hilfst ihm dabei.“

Edward, den alle nur Eddi nannten, sah von allen Anwesenden am Unscheinbarsten aus. Ein Dutzendgesicht, wie man es auf der Straße hundertfach sieht. Seine kriminelle Vergangenheit reichte weit zurück. Schon im Kindesalter hatte er erste Erfahrungen gesammelt, die Jugendanstalt war die Krönung seiner Laufbahn. Manche würden ihn einen Rassisten nennen, aber das wäre zu einfach. Er mochte halt keine Neger. So etwas soll es geben, da muß man tolerant sein. Steve hatte einmal eine Andeutung gemacht, daß das daran liegen könnte, weil er angeblich im Knast Streitigkeiten mit inhaftierten Negern gehabt haben sollte. Etwas Genaues weiß aber niemand und Eddi selbst schwieg zu diesem Punkt beharrlich.

Blieb noch der Boß übrig, der von allen sicherlich der raffinierteste war. Angeblich hatte er sogar ein paar Semester studiert, doch direkt danach gefragt hatte ihn keiner. Jedenfalls schwafelte er oftmals ziemlich merkwürdig daher, wie es nur die Studierten machen. Insofern lag diese Folgerung schon nahe. Zudem wußte er sehr genau über bestimmte Sachen Bescheid, die das Wissen von Normalsterblichen bei weitem übersteigen. Von Elektronik schien er nämlich einiges zu verstehen, was ausgereicht hätte, um ein eigenes Geschäft aufzumachen. Aber der Boß dachte gar nicht daran, jeden Tag von früh bis abends zu malochen. Zu seiner Intelligenz gesellte sich nämlich auch eine ausgereifte kriminelle Energie. Es war viel bequemer, sich einfach das zu nehmen, was man begehrte, als es sich mit ehrlicher Arbeit zu verdienen. Von der Beute bekam der Boß satte fünfzig Prozent, steuerfrei. Das hatte man von Anfang an so ausgemacht.

„Das ist nur gerecht“, hatte er damals ausgeführt. „Denn ohne meine guten Ideen gäbe es gar keine Beute, die man teilen könnte. Immerhin bin ich nicht eure Hehlernutte, die das Diebesgut vertickt und dann kassiert ihr Zuhälter. Außerdem habe ich keinen Grund euch zu betrügen, wenn mir eh die Hälfte zusteht. Das werdet ihr doch einsehen, daß das uns allen nützt.“