Der Hecht auf dem Baume und der Hase im Wasser - Theodor Nebl - E-Book

Der Hecht auf dem Baume und der Hase im Wasser E-Book

Theodor Nebl

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Beschreibung

Viele Märchen und Geschichten tat ich nun schon für euch dichten. Dieser Band hält viel bereit: Hexen, Zauberer, Liebe, Streit, Rache, Faulheit, Diebstahl, Lüge. Spannend wird es zu Genüge. Dass es auch Wunder geben kann, zeigt das Titelmärchen an. Lest euch ein und ihr werdet sehn, alle Märchen sind bezaubernd schön!

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Inhalt

Freut euch auf ...

Der Hecht auf dem Baume und der Hase im Wasser

Baba Jaga und Wassilissa, die Wunderschöne

Wassilissas Kummer

Die verruchte Hinterlist

Die Hexe Baba Jaga und ihr Hexenhaus

Die Hexe stellt Wassilissa Aufgaben

Wassilissas Fragen an die Hexe Baba Jaga

Die Hexe verjagt Wassilissa

Wassilissa bekämpft ihre Langeweile durch Arbeit

Was im Palast des Zaren geschah

Der blaue Vogel

Der traurige Anfang

König Liebwerth, Forellchen und Florinchen

Florinchens Gefangenschaft und der Prinzessinnentausch

Die Fee Sussio und Liebwerths Verwünschung

Die Liebesschwüre des blauen Vogels

Die Suche nach Forellchens Bräutigam

Florinchens Überwachung

Die Rache der bösen Königin

Florinchens Kampf um König Liebwerth

Der Schmutzfink im Echogemach

Aufklärung, Hochzeit und Verzauberung

Señora Fortuna und Senor Dinero

Der Mann ohne Herz

Scarpafico und die Spitzbuben

Jelena die Weise

Der faule Jack

Die Diebe in der Schatzkammer des Dogen von Venedig

Der Türke, der Italiener und der Armenier

Die guten Tage

Richter Schemjak

Das halbe Hähnchen

Die Flasche

Die Autoren

Freut euch auf ...

Der Hecht auf dem Baume und der Hase im Wasser

Russisches Volksmärchen

Ein Bäuerlein, das klug und hold,

findet einen Schatz aus Silber und Gold.

Damit seine Frau, die gerne schwatzt,

das große Glück nicht gleich verpatzt,

trägt er mit List ihr eine Lüge vor,

die auch erreicht ihr geneigtes Ohr.

Und tut sie einst das Geheimnis kund,

vermischt sich Wahrheit und Lug zur selben Stund.

Wird wohl die List vermeiden,

Wahrheit und Lüge zu unterscheiden,

und macht sich der Bauer dadurch

den Schatz für immer zu eigen ...?

Seite →

Baba Jaga und Wassilissa die Wunderschöne

Nach Alexander N. Afanasjew

Wassilissa ist nicht nur schön,

sondern auch mutig, fleißig und klug.

Sie hat eine Stiefmutter

und darum im Märchen Probleme genug!

Dazu zwei Stiefschwestern,

was nicht viel Freude ihr eintrug!

Doch dann nimmt sie es auch noch

mit Baba Jaga, der bösen Hexe, auf.

Wie verändert das wohl ihren Lebenslauf...?

Seite →

Der blaue Vogel

Nach Madame d’ Aulnoy

In diesem Märchen ist alles darin,

zwei Stiefschwestern, eine böse Königin.

Auch Zauberer und Feen sind dabei.

Sie machen manche Rangelei.

Aus Lieb’ wird Hass, aus Hass wird Lieb’.

Verrat gibts auch und Liebesdieb!

Darum ich dieses Märchen schrieb.

Hier geht ganz viel durcheinand’.

Zerstört wird manches Liebesband!

Ob sich ein glücklich’ End’ wohl fand ...?

Seite →

Señora Fortuna und. Senor Dinero

Spanisches Volksmärchen

Darum, wer in ihrer Ehe

die Macht ausüben kann,

wetteten einst Señora Fortuna

und Senor Dinero, ihr Ehemann.

Die Macht gebührt der Person,

die es kann beweisen,

dass sie einem armen Manne,

bessere Dienste kann erweisen ...!

Seite →

Der Mann ohne Herz

Nach Ludwig Bechstein

Ein böser alter Mann,

der vorzüglich zaubern kann,

hat durch seine Zauberkraft,

eine junge Braut sich illegal beschafft.

Er glaubt, dass er unsterblich ist,

weil er sein Herz im Leib vermisst

und ahnt nichts von der Liebe Kraft...!

Seite →

Scarpfico und die Spitzbuben

Nach Giovanni Francesco Straparola

Drei Beutelschneider sind auf Raub

und gemeinen Diebstahl aus.

Betrügen durch Lügen einen alten Mann,

um sein Maultier, auf dem Ritt nach Haus.

Doch seine Rache, die dann beginnt,

er mit größter List und Sorgfalt ersinnt

und geschickt leitet er sie über viele Stufen ein.

Wird das den Lumpen eine Lehre bis an ihr Ende sein...!

Seite →

Jelena die Weise

Nach Alexander N. Afanasjew

Ein Soldat, der einen Turm bewacht,

hat dem bösen Geist, der darin sitzt,

die Türen aufgemacht.

Lässt ihn fliehen in die Welt.

Ob der sein gegebenes Wort wohl hält?

Als der Soldat dann kommt in Not,

weil er mit dem Tode wird bedroht?

Welche Rolle spielt Jelena dabei?

Sie ist sehr schön und klug!

Doch ist das für Lieb’ und Herzlichkeit genug?

Was wohl zu bezweifeln sei...!

Seite →

Der faule Jack

Nach Joseph Jacobs

Ein fauler Bursche,

der auf Mutters Bitte zu arbeiten begann,

bringt seinen Arbeitslohn,

der völlig unterschiedlich ausfallen kann,

am Abend nie zu Hause an!

Ihr steter Rat und das nächsten Tages

zu transportierende Element,

keine passgerechte Lösung kennt!

Und trotzdem gibts ein Happy End ...!

Seite →

Die Diebe in der Schatzkammer des Dogen

Italienisches Volksmärchen

Ein Baumeister mit klugem Verstand,

einen geheimen Weg, als er sie baute,

in die Schatzkammer des Dogen erfand.

Mit seinem Sohn stieg er dort ein.

Als Dieb sollte er erfolgreich sein.

Doch der Doge kommt ihm auf die Spur!

Oh, Gott, wie endet das denn nur ...?

Seite →

Der Türke, der Italiener und der Armenier

Griechisches Volksmärchen

Drei Kaufleute: ein Türke, ein Italiener

und der dritte war ein Armenier,

stahlen aus Hunger und Verdruss,

Feigen von einem Baume,

weil man ja etwas essen muss!

Sie wurden vors Gericht gestellt,

so wie es üblich ist, in aller Welt.

Der Richter kam dann zu dem Schluss,

dass jeder Dieb nach dem Gesetze seines Heimatlandes

bestraft werden muss!

Welche Strafen setzt es nun

und kann man etwas dagegen tun ...?

Seite →

Die guten Tage

Nach Giovanni Francesco Straparola

Was soll dafür nötig sein,

gute Tage im Leben zu erreichen?

Auf diese Frage geht das Märchen ein.

Die Mutter des Helden wiederholt,

dazu ein Sprüchlein von Fleiß und Arbeit fein.

Doch die Dummheit anderer,

könnte dafür auch vielleicht

eine gute Lösung sein ...!

Seite →

Richter Schemjak

Russisches Märchen nach Alexander N. Afanasjew

Einen wirklich armen Mann,

verfolgt das Unglück irgendwann!

Ohne seine Absicht

geschehen schlimme Sachen!

Welchen Spruch wird der Richter,

über den Beklagten machen?

Eine missverstandene Geste nur allein,

leitet ein ungeahntes Schicksal ein ...!

Seite →

Das halbe Hähnchen

Spanisches Volksmärchen

Ein hässlicher, überheblicher, halber Hahn,

setzt zu einer Reise an,

weil er auf dem Hühnerhof

vor Klugheit nicht mehr leben kann.

Er trifft auf seinem Wege so manchen,

der sich befindet in tiefer Not.

Der Hahn aber nicht mit Hilfe droht!

Nein, des Hahnes Überheblichkeit setzt leider ein.

Wie kann ihm das zum eigenen Wohle gedeihn ...?

Seite →

Die Flasche

Irisches Volksmärchen

Ein armer Mann kann seine Pacht nicht zahlen.

Seine Kinder leiden Hungerqualen!

Die letzte Kuh muss er verkaufen

und dafür hin zum Markte laufen.

Ein Männlein, das seine Angst erregt,

läuft ihm dabei über seinen Weg.

Dieses schlägt ein Geschäft ihm vor.

Haut es ihn damit über das Ohr?

Zwei Flaschen spielen eine große Rolle,

jede auf ihre eigene Art, eine ganz tolle!

Sie erteilen dem Mann manche Lektion.

Wird er am Ende wohl klug davon ...?

Seite →

Der Hecht auf dem Baume und der Hase im Wasser

Im Russenreich nahe am Ural,

galt auch das Wort »Es war einmal!«

In einem Dorfe lebte dort ein Paar,

ein alter Mann mit seiner alten Frau, fürwahr.

Es ging ihnen nicht gut,

es ging ihnen nicht schlecht.

So wie es war, war es beiden recht.

Sie lebten ein Leben, wie sie es sich gedacht.

Es könnte noch viel besser sein,

das fiel dem Alten manchmal ein,

wenn er darüber nachgedacht,

dass seine Alte viel zu oft das Maul,

zum dummen Schwatzen aufgemacht!

Könnte sie ihre Zunge zügeln,

müsste er seltener nur,

ihre schlimmen Sprüche ausbügeln.

Tratschen hatte sie nur im Sinn,

das brachte stets Ärger,

aber keinen Hauptgewinn!

Eines Tages fuhr der Alte

mit Pferd und Wagen in den Wald.

Es wurde kühler, Tag für Tag,

der Winter meldete sich schon bald.

Nach einer Fuhre Holz mochte er sich umschaun

und er hatte großes Vertraun,

dass er am Abend damit kehre heim

und heizte dann den Ofen ein.

Als er von seinem Wagen abgestiegen,

war ihm ein großes Glück beschieden.

Ein paar Schritte hat er nur gemacht,

da sank sein Fuß an einer Stelle ein

und er hat sogleich gedacht:

Was kann hier wohl vergraben sein?

Und als er gräbt und gräbt,

und mit den Händen begann zu wühlen,

konnte er in der Erde

ein Kesselchen mit einem Deckel fühlen.

Als er den Deckel aufgemacht,

da entdeckte er die ganze Pracht.

Der Kessel war gefüllt mit Silber und mit Gold.

Solch einen Schatz er schon immer gerne finden wollt’!

Er dachte:

Das Glück war heute mir mal hold.

Es erbarmt sich meiner durch das Gold!

Doch wie kann es mir gelingen,

den großen Schatz nach Haus zu bringen?

Vor meiner Frau kann ich ihn nicht verstecken,

mit ihrer Neugier wird sie ihn sehr bald entdecken!

Mit ihrem Mund wird sie ihn dann,

in unserem ganzen Dorf austragen.

Dass ich ihn der Obrigkeit abgeben muss,

das wird dann ganz gewiss man sagen!

Habe ich Pech, dann sperrt man mich sogar noch ein,

dem muss vorgebeuget sein!

Lange saß der Alte bei dem Schatz und sann,

wie er mit diesem Problem wohl umgehen kann?!

Endlich grub er den Schatz wieder ein,

bedeckte die Stelle mit Zweigleinklein

und fuhr in die nahe Stadt hinein.

Auf dem Markte entschied er sich, einen lebenden Hecht

und einen lebenden Hasen zu kaufen.

Den Gedanken fand er gar nicht schlecht!

Mit beiden konnte er zu seinem Wagen laufen.

Er fuhr zurück in den Wald hinein

und hängt den Hecht an eines Baumes Ast.

Den Hasen brachte er hin zum nahen Fluss

und probierte aus, wie man ihn

in eine Reuse stecken muss,

damit der Hase darin überlebt,

weil er mit dem Hecht und dem Hasen

ein höheres Ziel anstrebt!

Nun erst nimmt er den Weg nach Haus.

Lustig trabt das Pferdchen voraus.

In seine Hütte tritt er fröhlich ein

und berichtet seiner Alten

dass das Glück ihn traf,

und dass er es unbedingt will erhalten!

Doch noch immer weiß sie nicht,

worum es eigentlich geht.

»Sag’ es mir, mein liebes Männelein,

ich möchte gerne informieret sein!«

»Nein! Ich sage es dir nicht!

Du kannst kein Geheimnis wahren,

so war es stets in all den Jahren.

Du wirst es überall verkünden,

bis wir keine Ruh’ mehr finden

und das ganze Dorf darüber spricht!«

Sie erwiderte:

»Pfui doch! Wie werde ich soetwas tun?

Ich behalt’s in meinem Herzen.

Hundert Jahre kann das Geheimnis dort dann ruhn!

Wenn du es willst, dann schwöre ich auf das Heiligenbild,

ich nehme es von der Wand, um es zu küssen!«

»Na, wenn es so ist,

dann werde ich es dir wohl erzählen müssen!«

Und er tuschelte ihr ins Ohr:

»Gold und Silber hab’ ich im Wald gefunden!

Es ist noch gar nicht lange her,

höchstens ein paar Stunden.

Ein Kesselchen mit einem Deckelchen,

ist voll davon, war in der Erde eingegraben!

Denk nur, welches Glück wir haben!«

Die Alte fragt:

»Warum hast du den Schatz nicht mitgebracht,

würd’ ihn gern sehen, noch vor der Nacht!«

»Ich dachte, es wäre dir eine Freud’,

gräben wir den Schatz gemeinsam aus, noch heut’!

Und bringen ihn nach Haus geschwind,

begreifen beide dann, wie reich wir sind!«

Gleich fuhr der Bauer mit seiner Bäuerin

nach dem finsteren Walde hin,

um mit ihr den Schatz zu heben.

Doch davor sollte sie noch,

ein blaues Wunder erleben.

Unterwegs fing er zu sprechen an,

darüber, was er sagen hörte, irgendwann:

»Die Leute sagten nämlich mir,

gar seltene Dinge geschehen im Walde hier.

Fische wurden auf Bäumen gesehn

und Hasen in das Wasser gehn!«

Als die Alte das gehört,

antwortete sie ihm ganz empört:

»Was die Leute für Dummheiten ausbrüten!

Von denen, die solches verbreiten,

sollte man sich hüten!

Mann, hast du denn deinen Verstand verloren?

Was du gerade erzählst,

klingt mir noch in den Ohren!

Ich denke, dass dir eine Kopeke am Rubel fehlt!

Um deinen Verstand ist es wohl schlecht bestellt!«

Der Alte erwiderte:

»Du denkst, dass ich Dummheiten gesprochen?

Hab’ gerade eben eines Fisches Duft gerochen

und nun hab’ ich ihn auch schon gesehn,

hoch oben im Baume, auf einem Aste stehn!«

»Gottes Wunder!«, rief das Weib!

»Nun sehe ich auch des Fisches Leib,

wie er sich im Baume bewegt.

So haben die Leute die Wahrheit gesagt,

die ich zu schelten hab’ gewagt.

Dies ist der Beweis, es ist belegt!«

Und der Bauer kneift seine Augen zu,

zieht seinen Kopf tief in die Schulter hinein:

»Ist es Hexerei oder kann es ein Wunder sein?«,

und die Alte findet wieder ihre Ruh’:

»Was glotzt du Schafskopf denn dorthin?

Das Geschwätz der Leute macht doch Sinn!

Hole sofort den Hecht vom Ast,

ich denke, dass er am Abend

prima in unsere Pfanne passt!

Hechtbraten haben wir lange nicht gegessen.

Nun ist es mir klar, warum!

Du bist zum Hechtfangen viel zu dumm!

Hängst die Angel in das Wasser rein

und ahnst nicht, dass die Hechte

klettern in die Bäume hinein!«

So hangelte sich der Bauer nun von Ast zu Ast,

bis er den gekauften Hecht,

den er selbst dort hingehängt,

damit sein Weib an ein Wunder denkt,

endlich dann an seinem Schwanze fasst.

Ein Stückchen weiter sind sie nun gefahren,

bis sie an dem Flusse waren.

Hier hielt der Bauer den Wagen an,

damit er nach seiner Reuse schauen kann.

Seine Alte spricht:

»Was hältst du an und glotzest,

wieder ganz erpicht?

Als wäre im Fluss der Schatz vergraben.

Sag mir den Grund, das möchte ich fragen!«

»Sehe ich doch deutlich,

in der Reuse zappelt was.

Nachzusehen, was es ist,

bereitet mir sehr großen Spaß!«

Schnell läuft er zu der Reuse hin,

hineinzuschauen, das macht Sinn!

Und gleich ruft er voller Glück:

»Schau nur Weib, welch ein segensreich’ Geschick!

Ein Vierfüßler hat sich darin verfangen!

Ist wohl im Flusse spazieren gegangen.

Ich glaub’, es ist ein Hase, meiner Seel!

Den hole ich heraus, sogleich und schnell.«

Die Alte staunt, verdreht die Augen,

als könnt’ sie, was sie sah, nicht glauben:

»Glotz nicht lang’ und tu’s geschwind,

weil Hasen schnell verschwunden sind.

Hol’ aus der Reuse ihn heraus,

er wird für uns zum Festtagsschmaus!

Gottes Wunder ist geschehn!«, rief das Weib.

»Wer es nicht glaubt, konnte es sehn!

Es ist ein Hase, widersprich mir nicht!

Von den Leuten dachtest du Dummkopf,

sie erzählten dir eine Lügengeschicht’!«

Und der Bauer setzte seine Posse fort,

die er seinem Weibe vorgespielt,

an diesem schönen Waldesort.

Verdrehte seine Augen, schüttelte den alten Kopf,

damit sie glaubt, er sei ein seniler Tropf.

Warum hat er das wohl gemacht?

Ja, er hatte gut nachgedacht,

denn sollte sie trotz all’ ihrer Schwüre,

ihr Wissen über den Schatz

durch alle Gassen des Dorfes führen,

würde ihr jeder Glauben schenken!

Doch was würden all’ die Leute denken,

spräche sie dazu vom Hecht,

der im Baume gehangen

und von dem Hasen,

der in der Reuse war gefangen?

Niemand würde ihr dann mehr glauben!

Nicht einmal ein einziges Wort!

Auch wenn der Schatz tatsächlich ward gefunden,

an dem unbekannten, verborgenen Ort.

Durch dieses Spiel des Alten

würde der Schatz geschützt.

Trotz des Geschwätzes der Alten,

könnte er ihn so vielleicht behalten,

dass er ihnen, ihr ganzes Leben, nützt!

Getrost konnte er nun darum seiner Frau den Platz,

wo sich befand der Schatz,

ohne große Sorgen weisen.

Ihn mit ihr ausgraben und getrost nach Hause reisen.

Das viele Geld brachte Freude ins Haus.

Sie waren lustig und guter Dinge

und gaben es mit beiden Händen aus.

Jeden Tag gab die Alte ein Fest.

Betrunken begann sie mit den Gästen zu singen.

Das gab dem Alten bald den Rest,

der Suff vor allen Dingen!

Immer wieder redete er

auf seine Alte ein.

Sie sollte mit dem Gold und Silber

sehr viel sparsamer endlich sein.

Aber hören und gehorchen wollte sie nicht

und sagte ihm Folgendes ins Gesicht:

»Zusammen haben wir den Schatz gefunden,

vor vielen Wochen, Tagen, Stunden.

Zusammen wollen wir ihn vertun!

Bevor er ausgegeben ist, werde ich nicht Ruhn!«

Der Alte erduldete das lange still!

Doch als es ihm zu viel wurde, sagte er:

»Jetzt mache ich das, was ich schon ewig tun will!

Du siehst ab sofort keine Kopeke mehr.

Diesen Kampf, den kämpfe ich,

fällt es mir auch noch so schwer!«

Da schrie die Alte in hellem Zorn:

»Du denkst, das Geld gehört dir allein?

Das soll dein großer Irrtum sein!

Das magst du Taugenichts vergessen,

träum weiter nur,

du kannst das Geld allein auffressen!

Aber warte nur, das fällt mir ein,

ich schubse dich dahin,

wohin der schwarze Rabe,

trägt Totenknochen ganz allein!«

Der Alte versuchte, den Streit zu schlichten,

doch die Alte ließ sich nicht beruhigen,

ging zum Wojewoden1, um ihm von dem

gefundenen und ausgegrabenen Schatze zu berichten

und ihre Klage anzubringen,

die ihren Ehemann in die Knie sollte zwingen!

Sie sprach:

»Habe mich zu euer Gnaden aufgemacht,

damit mein Kummer wird nun dargebracht.

Hab’ mich mit meinem Mann gestritten.

Nun bin ich hier, um deine Rechtsprechung zu erbitten.

Einen Schatz hat er ausgegraben.

Alles Gold und Silber davon,

will er ganz alleine haben.

Arbeit liegt ihm nicht mehr im Sinn!

Treibt sich herum, wo ich niemals bin!

Säuft den lieben langen Tag,

weil er den Wodka gerne mag!

Nimm ihm ab, Väterchen, das Teufelsgold,

weil er nicht zugrunde gehen sollt!«

Der Wojewode nimmt die Klage an.

Schickt seinen Sekretär ins Dorf,

damit er Klärung schaffen kann.

Der ruft alle Alten des Dorfes auf,

bei dieser Tat ihn zu unterstützen,

die nur dem Wojewoden würde nützen!

Mit all’ denen ist er bei dem

alten Bauern erschienen.

Sie machten alle schrecklich zornige Mienen.

Der Sekretär sprach:

»Ich bin hier, um dir den gefundenen Schatz abzunehmen,

dass du ihn behalten hast,

dafür solltest du dich schämen!

Gib ihn heraus, dann wird dir der Karzer erspart,

der nicht selten mit Hunger

und der Peitsche ist gepaart!

Muss ich ihn suchen und dich zwingen,

wird dich der Henker an den Galgen bringen!«

Der Bauer nur die Schulter zuckt:

»Was für ein Schatz soll das sein?

Wir leben ärmlich und gemein!«

Der Sekretär erwiderte:

»Ich glaube, dass das Fell dir juckt!

Versuche nicht, dich herauszulügen.

Mit dem gefundenen Schatz,

tatest du bereits die Obrigkeit betrügen!«

»Erbarmt euch, ehrwürdiger Herr,

erbarmt euch mein!

Ich weiß wirklich nicht,

was für ein Schatz das sollte sein!

Den hat mein Weib wohl im Traume gesehn.

Sie soll jetzt sofort den Unsinn eingestehn!«

»Unsinn!«, mischte sich die Alte ein,

»ein Kessel voller Gold soll Unsinn sein?«

Der Bauer erwiderte:

»Bist du bei Sinnen, liebes Frauchen mein?

Befragt sie bitte genau, wie die Sache soll abgelaufen sein.

Wenn sie euch, Herr Sekretär, kann überzeugen,

dann gebe ich mein Leben drein!

Werde mich über den Richtblock beugen!«

Nun setzte die Alte zu erzählen an.

Mit ihrem großen Munde sie das prima kann!

»Die Sache war so, Herr Sekretär,

ich erinnere mich genau, als ob es gerade eben geschehen wär’!

Zuerst fuhren wir durch den Wald und sahen in einem Baum,

auf dessen Ast, einen Hecht sehr bald!«

Der Beamte schrie:

»Wie? Ein Hecht? Auf einem Baum?

Alte, mir scheint, du erzählst uns deinen Traum!

Willst du mich verulken, mich vorführen?

So wirst du meine Peitsche,

hier vor all’ dem Publikum,

auf deinen nackten Hintern spüren!«

»Nein«, sprach sie, »Spaß will ich mit euch nicht treiben,

werde treulich bei der Wahrheit bleiben.«

Der Alte sprach: »Seht selbst, Herr Sekretär,

nichts als Unfug redet sie daher.

Solch Geschwätz fiel ihr noch niemals schwer!«

Sie erwiderte:

»Ich und schwatzen?

Da lachen ja die Spatzen!

Hast wohl auch vergessen,

dass ein Hase in der Reuse hat gesessen?

Weil er im Fluss spazieren ging,

das arme Tier sich dort verfing!«

Da brach es aus, das große Lachen!

Die Alten sich fast in die Hosen machen.

Und auch dem strengen Sekretär,

wippt sein langer Bart

vor Lachen hin und her!

Da rief der Bauer seiner Frau zu:

»Komm zu dir Weib, gib endlich Ruh’!

Alle Leute lachen dich aus,

weil keiner dem Gesagten Glauben schenken kann.

Alle sehen dir deine Verwirrtheit an!«

»Ja«, sagte einstimmig der Chor der Alten

und sie haben es bei Gott geschworen:

»Solchen Unsinn hörten niemals unsere Ohren!

Dass Hasen im Wasser gedeihn,

kann nur eine Legende sein!

Und dass Hechte auf Bäumen schwimmen,

das kann wirklich gar nicht stimmen!«

Auch der Sekretär konnte in dieser Sache

keinen rechten Sinn erkennen.

Als Spinnerei musste er sie benennen.

Er winkte ab, mit seiner Hand,

fuhr zum Wojewoden

und hat den Unfug ihm benannt!

Nun erkennt ihr, dass alles was der Alte vorausgesehen,

in Wirklichkeit fast genauso war geschehen!

Seine Alte hatte alles leider so gemacht,

wie er es sich längst ausgedacht.

So konnte seine List gelingen,

weil es war geglückt, den Sekretär

damit ins Zweifeln zu bringen!

Über die Alte hat das ganze Dorf gelacht.

Ihre Dummheit hatte das möglich gemacht!

Vielleicht hat sie das zu Verstand gebracht?

Unsere Erkenntnis liegt darin,

dass manchmal auch Dummheit

besitzt einen tieferen Sinn!

Von nun an verstand sie es,

sich auf die Zunge zu beißen.

Sie gehorchte ihrem Mann und tat,

was er sie geheißen!

Von dem Schatz, der sie nun bis an ihr Ende begleitet’,

haben sie sich ein schönes Leben bereitet.

Kauften sich ein Häuschen in der Stadt,

bestimmt auch deshalb, weil dort

keiner die »verrückte Alte« gekannt wohl hat!

Sie fingen einen Handel mit schönen Waren an,

die jeder gut gebrauchen kann.

Denn: Ist der Handel auch noch so klein,

er bringt doch mehr als Arbeit auf dem Felde ein!

Und sie verbrachten in Zufriedenheit all’ ihre Tage.

Ja, das ist wahr und keine Frage!

Und die Moral von der Geschicht':

Bringe dich durch dein Geschwätz

um Kopf und Kragen nicht!

Manche Weiber sind als schwatzhaft bekannt,

doch wäre es bei Männern nicht ebenso,

dann wäre es wohl allerhand!

EIN MANN EIN WORT,

EINE FRAU EIN WÖRTERBUCH,

verdeutlicht diesen Sachverhalt genug.

Auch umgekehrt mag das wohl sein.

In diese Behauptung stimme ich ein!

Doch für diese Geschichte gilt genau:

Schwatzhaft war nicht der Mann,

sondern seine Frau!

1 Wojewode: hoher Beamter des Zaren

Baba Jaga und Wassilissa, die Wunderschöne

Wassilissas Kummer

Einem Kaufmann, der verheiratet war,

seine Frau im vierten Ehejahr,

ein wunderschönes Mädchen gebar.

Mehr Kinder sollten sie nicht haben.

Dann wurde sie krank, starb und ward begraben.

Das Töchterchen hieß Wassilissa mit Namen.

Vater und Tochter an das Bett der Sterbenden kamen.

Als sie ein letztes Mal Abschied genommen,

hat Wassilissa von der Mutter eine Puppe bekommen.

Sie sprach: »Kind, die Puppe soll Deine sein,

lass sie bitte nicht allein.

Schutz und Hilfe wird sie dir geben

und dir dienen, in deinem ganzen Leben.

Diese Puppe hilft dir in der Not,

beschützt dich vor Ungemach und Tod.

Gib ihr stets zu essen und frage sie um Rat.

Mit ihrem Beistand ist sie dann parat!«

Kaum dass sie die Puppe ihrer Tochter übergeben,

war auch sogleich beendet der Mutter Leben.

Nun fing für Wassilissa

und ihren Vater, den verwitweten Ehemann,

die lange Zeit der Trauer an.

Doch irgendwann dachte der Vater daran,

dass er eigentlich wieder heiraten kann.

An Bräuten sollte kein Mangel sein.

Ein schöner Mann bleibt selten allein!

Für eine Witwe mit zwei Töchtern hat er sich entschieden.

Die jüngeren Frauen, aus Vorsicht wohl, gemieden!

Er dachte, sie würde eine erfahrene Mutter

und sicher auch eine gute Hausfrau sein.

Doch mit dieser Hoffnung fiel er herein!

Denn diese Frau hatte nur ihre Töchter im Sinn.

Für seine Tochter war sie leider kein Gewinn!

Wassilissa war die Schönste im ganzen Ort gewesen.

Ein Mädchen so klug und auserlesen!

Das brachte Neid bei der Stiefmutter

und den Stiefschwestern hervor.

Sie quälten Wassilissa mit Zank, dummen Streichen

und zu viel schwerer Arbeit, in einer Tour!