Die Flucht vor der Meerfrau und weitere schöne Märchen aus aller Welt - Theodor Nebl - E-Book

Die Flucht vor der Meerfrau und weitere schöne Märchen aus aller Welt E-Book

Theodor Nebl

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Beschreibung

Die Märchen in diesem Band, den du hältst in deiner Hand, sind alt und ganz besonders schön. Wenn du sie liest, wirst du das verstehn! Sie handeln: von Meeresgeistern und ihrem König, die Trubel machen gar nicht wenig, von Riesen, die ein Kind sich rauben und an ihr Glück im Kartenspiele glauben, von einem Manne, der einen Packt schloss mit einem Drachen, um seine Kinder satt zu machen, von einem Zwerg, der sein Glöckchen verloren, das so süß klang in seinen Ohren, und auch davon, was passiert, wenn das Wünschen wird zur Gier, dies verraten die gereimten Märchen dir ...!

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Inhalt

Freut euch auf ...

Die Flucht vor der Meerfrau

Die Tochter des Riesen von Loch Lein

Bist du nicht mein Vater und bin ich nicht dein Sohn?

Der Riese im Berge

Tom Zigenfell

Der Drache vom Spindelstein

Stan Bolowan und seine traurige Frau

Heinrich und die Burgruine

Das verlorene Glöckchen Tingeltuu

König Herla

Der Odderbaantje und das grüne Messer

Die gefangenen Seelen

Die Geschenke des Meerkönigs

Die Autoren

Bisher erschienen sind:

Freut euch auf ...

Die Flacht vor der Meerfrau

Nach Helga Gebert: »Phantastische Märchen« und »The Mermaid and the Boy« Lappland.

Ein König schickt seinen Sohn von zu Hause fort,

weil eine Meerfrau ihn ganz sicher fände dort.

Er wurde ihr einst versprochen vor Jahren,

als Dank für die Befreiung des Vaters aus Tod und

Gefahren!

Wie ergeht es dem Prinzen in der Welt

und ob am Ende die Liebe zählt,

das berichtet diese Geschichte.

Auf die Rolle der Meerfrau, ist nicht zu verzichten ...!

Seite →

Die Tochter des Riesen von Loch Lein

Nach Jeremiah Curtis: »Mythos und Folk-Lore of Ireland«. 1889.

Durch ein Kartenspiel mit einem Riesen,

vom dem einem Prinzen wurde abgeraten,

ist dieser aus purem Leichtsinn

in große Gefahr geraten,

sein junges Leben zu verlieren!

Ob das wohl wird passieren?

Gelbe Lilie, des Riesen Tochter, ihn in allen Dingen

unterstützt!

Es ist zu hoffen sehr, dass das den beiden nützt ...!

Seite →

Bist du nicht mein Vater und bin ich nicht dein Sohn?

Rumänisches Märchen. nach Helge Gerbert: »Phantastische Märchen«.

Ein kleiner Knabe redet einem Riesen ein,

dass er wäre sein Söhnlein klein.

Glaubt das der Riese oder nicht?

Was wohl dafür und was dagegen spricht?

Die Abenteuer, die die zwei erleben,

können wohl die rechte Antwort geben ...!

Seite →

Der Riese im Berge

Nach Helga Gebert: »Phantastische Märchen«.

Ein seltener Traum war schuld daran,

dass ein spannendes Abenteuer begann.

Ein geraubtes Kind,

aus des Riesen Macht befrein,

sollte die Aufgabe des Träumers sein.

Ist er dazu bereit? Wie packt er es an?

Das Märchen am End’ beantwortet alle Fragen dann ...!

Seite →

Tom Ziegenfell

Irische Geschichte nach Helga Gebern »Phantastische Märchen«.

Tom Ziegenfell nimmt es mit allen Riesen auf,

daran hat er Spaß und freut sich drauf.

Weil er am Ende sie verschont,

wird er von ihnen mit Geschenken belohnt.

Diese setzt er eines Tages ein,

um die Königstochter von ihrer Schwermut zu befrein.

Lernt sie das Lachen, wird’ s sein Glück

oder lauert auf ihn ein bös’ Geschick ...?

Seite →

Der Drache vom Spindelstein

Nach Joseph. Jacob: aus »Englisch. Fairy Tales«. 1898 und Helga Gebert: »Phantastische Märchen*.

Ein König nimmt sich seine zweite Frau,

was das für seine Waisenkinder bedeutet,

weiß er wirklich nicht genau.

Dass sie eine Hexe ist,

er vor Liebeslust wohl ganz vergisst!

Übles tut sie allen an,

die Geschichte zeigt,

ob man dem begegnen kann ...!

Seite →

Stau Bolowan und seine traurige Frau

Märchen aus Rumänien nach Helga Gebert: »Phantastische Märchen«.

Stan Bolowans Frau wünscht sich Kinder sehr,

doch dann waren es, als gewünscht, sehr viel mehr!

Sie litten Hunger an jedem Tag.

Wie er sie wohl satt kriegen mag?

So geht er einen Packt mit Drachen ein,

die hinterhältig und gemein.

Mit List und Tücke könnte er sie

vielleicht gar dominieren,

weil sie durch ihre Dummheit nichts kapieren ...!

Seite →

Heinrich und die Zwerge aus der Burgruine

Nach Letitia Maclintock: Dublin University Magazin. 1878. und. Helga Gebert: »Phantastische. Märchen«.

Heinrich freundete sich mit Zwergen an,

und begeht mit ihnen

eine Mädchenentführung dann.

Dadurch kommen Probleme in die Welt,

von denen keines ihm so recht gefällt ...!

Seite →

Das verlorene Glöckchen Tingeltuu

Nach Thomas Keightley: 1850 und Helga Gebert: »Phantastische Märchen«.

Ein Zwerg ein silbernes Glöckchen verliert,

weil er beim Tanze sich verlustiert.

Er sucht danach sehr lange Zeit.

Am Ende ist er dann bereit,

mit Fritz Schlangenteufel

einen Handel abzuschließen,

der die Glocke fand, auf grünen Wiesen.

Kommen wohl die beiden überein?

Das soll hier noch ein Geheimnis sein ...!

Seite →

König Herla

Nach Walter Map: »De Nugis Curialium« (12. Jahrhundert. Ins Englische übersetzt von E. M. Leather: »The Folk-Lore of Herefordshire«. 1912 und Helga Gebert: »Phantastische Märchen«.

Geblendet von des Zwergenkönigs Pracht,

hat König Herla der Briten,

sich zu dessen Hochzeitsfeier

in eine tiefe Höhle aufgemacht.

Was dann geschieht, uns sehr entsetzt,

und dies erzählt das Märchen jetzt ...!

Seite →

Der Odderbaantje und das grüne Messer

Volksmärchen von der Insel Föhr. Nach Helga Gebert: »Phantastische Märchen« und nach einer mündlichen Überligferung von Hedwig Distel.

Ein Odderbaantje ist ein kleiner Mann,

der ab und zu sein grünes Messerchen verlieren kann.

Hannes gibt es zurück, ganz ohne Gier.

Was bekommt er wohl dafür ...?

Seite →

Die gefangenen Seelen

Nach »The Soul Cages« und Helga Gebert: »Phantastische Märchen«.

Ein Fischer und ein Meeresmann,

schließen Freundschaft irgendwann.

Sie laden sich zum Essen ein,

auch recht getrunken sollte sein!

Doch als der Fischer dann erfährt,

dass der Meermann

die Seelen toter Schiffbrüchiger einsperrt,

da weiß er, das ist sicher ganz verkehrt ...!

Seite →

Die Geschenke des Meerkönigs

Nach Helga Gebert: »Phantastische Märchen« und »The Sea Kings Gift«. Skandinavisches Märchen.

Ein Fischer und seine Frau,

arm und bescheiden,

auf einer Insel leben,

aber immer fleißig streben!

Sie wünscht sich, dass der Meerkönig

sie beschenken soll,

mehr und mehr,

sie kriegt den Hals nicht voll!

Irgendwie wird das zur Gier.

Was dann geschieht, verrat’ ich hier ...!

Seite →

Die Flucht vor der Meerfrau

Es war einmal ein junger König,

der herrschte über sein Land,

welches sich am Polarmeer befand,

und hatte Feinde, gar nicht wenig!

Immer wieder brachen Unruhen aus!

Sie niederzuschlagen, fuhr er weit auf das Meer hinaus.

Auch um nach dem rechten zu sehn

und seine Gesetze durchzusetzen,

die oftmals seine Feinde verletzte,

das kann ein jeder wohl verstehn!

Dann fürchtete sich die junge Königin,

so ganz allein, sich gar zu sehr

und sie machte sich um ihren Gemahl

Sorgen mehr und mehr!

Sie sprach zu ihm:

»Bitte bleibe doch zu Haus

und schicke, das Problem zu lösen,

deine Minister hinaus!«

Er antwortete:

»Diese Aufgabe kann mir niemand abnehmen!

Alle würden denken, ich sei feige,

dann müsste ich mich ja schämen!«

Am nächsten Morgen ließ er Segel setzen,

fuhr gen Norden, gegen alle,

die gegen ihn kämpfen oder hetzen!

Nur seine Königin blieb angstvoll zurück.

Sie wähnte ein Unglück, ein böses Geschick!

Sie waren noch nicht weit weg von zu Haus,

es war finstere Nacht,

da ist ihr Schiff auf einen Felsen gekracht!

Der Kapitän kannte sich wohl nicht richtig aus,

und hatte darum einen folgenschweren Fehler gemacht.

Der Bug des Schiffes steckte an einem Felsen fest,

so, dass es sich nicht befreien lässt!

Was sie auch immer hatten versucht,

das Schiff knarrte und ächzte nur

unter des wilden Sturmes Wucht.

Bald schon wird das ihr Ende sein!

Da helfen Weinen nicht und Schrein.

Der König gab seine Mannschaft

und auch sich selbst verloren!

Hatte er doch seiner Frau glückliche Heimkehr geschworen.

Plötzlich, in allergrößter Not,

als sie schon beteten, um einen schnellen Tod,

tauchte eine Meerfrau aus den Wellen auf!

Sie rief:

»Gleich werden die Wellen euch verschlingen,

nur ich allein kann Rettung bringen!

Schenke mir, oh König,

dein erstgeborenes Kind!

Dann nur bändige ich Wellen und Wind!

Befreie euch von diesem Riff

und sichere die glückliche Heimfahrt,

euch allen und diesem Schiff.«

Sein Kind, das noch nicht geboren,

dieser unverschämten Meerfrau zu geben,

war für den König schlimmer,

als zu verlieren sein Leben!

Doch die Mannschaft flehte den König an,

sie zu erretten, bis auf den letzten Mann.

»Nun gut!«, rief der König darum der Meerfrau zu,

»Mein erstes Kind will ich dir schenken,

kannst du mein Schiff, in einen sicheren Hafen lenken!«

Die Meerfrau hat eine mächtige Welle geschickt,

durch sie ist die Befreiung

des Schiffes von dem Riffe geglückt.

Neue Planken und Spanten

zogen die Matrosen ein.

So konnte das Leck schon bald geschlossen sein!

Es gelang dem König, die Unruhen zu schlichten.

Die ärgsten Feinde musste er vernichten.

Dafür ist vergangen ein halbes Jahr,

bis endlich die Heimreise möglich war.

In seiner Abwesenheit hatte seine Frau

seinem ersten Sohne das Leben geschenkt.

Darüber war der König so froh,

dass er nicht mehr an sein

der Meerfrau gegebenes Versprechen denkt.

Die Jahre vergingen wie im Flug.

Doch plötzlich erinnerte sich der König an seinen Betrug!

An sein Versprechen, das er der Meerfrau

in höchster Not gegeben

und welches die Ursache war,

für sein glückliches Überleben!

Nun erzählte er seiner Frau von diesem Schwur.

Tag und Nacht weinten beide nur.

Sie hatten keine glückliche Stunde mehr

und fürchteten, die Meerfrau hole das Kind,

und eines Morgens wäre sein Bettchen leer!

Schließlich hielt der König diesen Zustand

nicht mehr länger aus.

Er sagte: »Unser Sohn muss in die Welt hinaus.

Sollte die Meerfrau ihn zu finden versuchen,

wird sie ihn in unserem Schlosse vergeblich vermuten.

Wohin er auch geht, dort wird er sicherer sein,

als in unserem Schlosse! Hier wird er viel eher entdeckt,

als wenn er sich weit entfernt versteckt!

Auch wenn er dort ist ganz allein.«

Die Königin hat zugestimmt,

dass ihr Mann das benannte Problem,

auf die beschriebene Art und Weise,

gleich sofort in Angriff nimmt.

Der Prinz wurde natürlich informiert,

was mit der Meerfrau vor Jahren war passiert

und dass der Vater ihr musste dies Versprechen geben,

als Voraussetzung für seines und seiner Männer Überleben!

Der Königssohn wollte nicht gehandelt sein,

als der bösen Meerfrau Pfand.

Darum er die vorgeschlagene Lösung,

in die Welt zu gehen, als richtig und interessant empfand!

Sein Herz schlug freudig bei dem Gedanken,

ganz alleine fortzuziehn

und der bösen Meerfrau damit,

hoffentlich für immer zu entfliehn!

Er zog all seine Prinzenkleider aus,

und ließ sie gut verwahrt zu Haus.

Zog grobe Wandersachen an,

in denen er sich frei bewegen kann.

Auch wird er darin nicht erkannt,

in keinem von ihm besuchten Land.

Ein Lederranzen wurde mit Proviant versehn,

dass der Hunger kommt, kann jeder verstehn.

Der Prinz nahm seinen Wanderstab,

den ein alter Hirte ihm übergab.

Er sagte Lebewohl und machte sich auf den Weg.

Ein Ziel und ein Ende

waren nicht abzusehn,

denn die entstehn,

wie ein moderner Schlager sagt,

ja erst beim Gehn!

So schritt er munter aus auf seinem Steg!

Am Abend, als er müde ward,

weil er mit vielen Schritten nicht gespart,

legte er sich in eine moosbedeckte Kuhle,

an einen großen Eichenbaum,

und hoffte auf tiefen Schlaf und süßen Traum.

Doch diese Hoffnung ging bald vorbei,

als er ein Brüllen hörte, eines Löwen Geschrei:

»Was machst du hier, zu dieser Stund'?

Das frage ich dich, tue es mir kund!«

Dies hat der Löwe ihn geheißen.

»Und außerdem«, sprach er,

»habe ich nichts zu beißen!«

Der Prinz hat seinen Ranzen aufgemacht

und dem Löwen den größten Teil

seiner Essensvorräte dargebracht.

»Jetzt fühle ich mich viel besser schon!«

Das sagte der Löwe in freundlichem Ton.

»Wenn du magst, darfst du mit mir

auf meinem Moosbett schlafen.«

»Wer so freigiebig ist, den muss ich nicht bestrafen!«

So schliefen sie miteinander ein,

und wachten auf im Morgensonnenschein.

Der Löwe bot dem Jungen an,

dass er sich eine Locke aus seinem Fell,

zum Abschied herausschneiden kann.

»Greift jemand dich an, schlägt auf dich ein,

dann nimm die Locke in die Hand

und sprich: Ich möchte ein Löwe sein!«

Der Prinz nahm den Vorschlag des Löwen gerne an.

Wer weiß wann und wofür,

er die Locke noch gebrauchen kann?

Wie fühlt es sich wohl an, ein Löwe zu sein?

Diese Frage fiel dem jungen Manne sofort ein.

Die Wege des Prinzen und des Löwen trennten sich dann.

Als der Löwe gegangen war,

fing der Prinz mit seiner Verwandlung,

aus purer Neugier, an.

Die Locke hat er aus seiner Brusttasche genommen.

Als er sie in seiner Hand dann fühlte,

hat die Verzauberung begonnen:

»Ich will ein Löwe sein!«, das sprach er aus.

Wir werden gleich sehen, was nun wird daraus.

Sein Kopf ist sofort angeschwollen,

wurde mehrfach dicker als vorher.

Seine Hände veränderten sich zu Pranken schwer!

Die Mähne im Nacken war lang und hell

und auf der Haut wuchs ihm ein dichtes Fell.

Der Schweif hat ihm besonders gefallen.

Das war die beste Veränderung von allen!

Am Ende kam er zu dem Schluss,

dass alles so wurde, wie es sein muss

und genau so, wie es hätte sein sollen!

»Ein Löwe zu sein, gefällt mir sehr!«

Doch mit der Zeit ermüdete er,

durch den Löwengang, mehr und mehr.

»Ich möchte wieder ein Junge sein!«,

dieser Satz fiel ihm als Lösung ein.

Kaum gesagt, war es schon geschehn,

der Prinz konnte wieder aufrecht gehn.

Grad hatte er sich am Abend

zur Nachtruhe auf weiches Farn gelegt,

da spürte er, dass sich hinter ihm etwas bewegt.

Einen großen Bären sah er vor sich stehn,

und langsam auf sich zu auch gehn:

»Was machst du hier?«, brüllte der ihn an.

»Ich bin auf der Flucht vor einer Meerfrau!«,

so seine Antwort lauten kann.

Der Bär hatte gar nicht richtig zugehört,

nur über seinen großen Hunger sich beschwert!

In des Prinzen Ranzen

befanden sich noch Kuchen und Wein.

Das sollte sehr willkommen sein.

Natürlich holte er all das heraus

und gab dem Bären ein Abendessen aus.

Wohlig brummte der, als er war satt,

weil es ihm gut geschmecket hat.

»Du hast dir ein schönes, weiches Bett gerichtet«,

brummte der braune Bär.

»Wenn du es gestattest,

lege ich mich diese Nacht zu dir her.

Du bist sehr schmal, so haben wir Platz genug!«

Den Prinzen ärgerte es, wie überheblich er das vortrug!

Trotzdem schliefen sie friedlich ein,

bis sie geweckt der Morgensonnenschein.

»Wach auf, Brüderchen«, rief der Bär

und zog den Prinzen an seinen Füßen.

»Ich muss nun gehen,

mag dich zum Abschied noch mal grüßen.

Bevor ich gehe, darfst du dir ein Stückchen

von meinem Ohr abbeißen.

Damit will ich dir meine Dankbarkeit erweisen!

Das Stück vom Ohr ist winzig klein,

es kann mit dir nun weiterreisen,

es soll dir stets behilflich sein.

Kommst du einstmals in Gefahr,

wird es dir Hilfe gleich erweisen.

Sage nur: Ich will ein Bär nun sein!

Ich stehe in deiner Schuld,

dir nicht zu helfen, das wäre gemein.«

Kaum war der Bär gegangen,

und der Prinz hatte das Stück

des Ohres in seiner Hand,

schon fragte er sich,

wie man als Bär sich wohl empfand?

Als er den Wunsch dann ausgesprochen,

hat er als Erstes wie ein Bär gerochen.

Sein schmächtiger Körper wurde wuchtig und schwer.

Dichtes, braunes Fell bedeckte ihn sehr.

Hände und Füße sind starke Tatzen geworden.

Werkzeuge waren es, um andere zu morden.

Einen Schwanz hat er leider nicht gefunden,

nur einen Stummel, einen kleinen runden!

Die Enttäuschung darüber,

war ihm ins Gesicht geschrieben.

»Ein Bär zu sein ist toll!

Doch so toll wie ein Löwe ist es nicht.

Schuld daran ist der fehlende Schwanz,

und gewiss nicht das Gesicht!«

Doch dann kam er an einem Flusse an,

hier merkte er, dass der Bär,

fast wie ein Otter schwimmen kann!

Als er einen ganzen Tag ein Bär gewesen,

was er dabei empfand, war auserlesen,

doch dann wollte er wieder ein Junge sein.

Der dafür nötige Spruch fiel ihm gleich ein.

Auf weiches Moos legte er sich

unter den nächsten großen Baum

und hoffte auf guten Schlaf

und einen süßen Traum.

Kaum hatte er sich ausgestreckt,

er eine Honigbiene gleich entdeckt.

Sie sprach:

»Was machst du hier?«, und summte dazu.

»Jungen in deinem Alter sollten zu Hause sein,

denn nur in einem Federbett,

finden sie gute Ruh',

und schlafen selig ein!«

Der Prinz antwortete:

»Ich bin vor einer Meerfrau auf der Flucht,

die ganz gewiss schon nach mir sucht!«

Genau wie der Löwe und der Bär

mochte die Biene Fragen stellen.

Neugierig zu sein, fiel ihnen nicht schwer!

Doch die Antwort interessierte sie kaum mehr.

Sie sagte:

»Hunger leide ich seit langer Zeit!

Sag, bist du dazu bereit,

mir ein Abendessen zu spendieren?

Wenn du es tust, dann werde ich jubilieren!«

Die letzten Kuchenkrümel, die er fand,

legte er auf seine Hand,

Bienchen kam und naschte sie weg,

genau darin bestand der Zweck!

Die kleine Biene war bald zufrieden und satt,

so gut sie schon lange nicht gegessen hat.

Sie sprach:

»Jetzt wollen wir uns zum Schlafen legen,

ich hoffe, du hast nichts dagegen.

Wirst du dein Lager mit mir teilen?

Eine Nacht nur werde ich hier verweilen.«

Beide schliefen selig ein,

bis sie geweckt der Morgensonnenschein.

Als die Biene war erwacht,

hat sie Morgentoilette gemacht.

Putzte ihre Flügel und die behaarten Beine

und summt dazu dem Prinzen

eine Melodie ins Ohr, eine ganz feine.

»Ich muss weiterfliegen.

Ein Haar aus meinem Hinterbein

kannst du noch von mir kriegen.

Dann bist in Gefahr du nie allein.

Musst nur sagen: Ich will eine Biene sein!«

Weil der Prinz das Haar nicht konnte fassen,

hat er die Biene selbst es zupfen lassen.

Sorgfältig wickelt er es in ein Blatt,

wovon der Wald gar viele hat.

Legte es zur Locke und zum Ohr,

der Tiere Dankbarkeit kam ihm recht freundlich vor.

Wie man sich als kleine Honigbiene fühlen mag,

das hat der Prinz sich gleich gefragt.

Er nahm das Bienenhaar in seine Hand

und hat den Spruch: »Ich will eine Biene sein!«,

gleich sofort genannt.

Was nun geschah, war seltsamer als alles,

was der junge Prinz jemals hat erlebt!

Auch als er danach, ein Löwe oder Bär zu sein, gestrebt!

All seine Knochen, seine Glieder wurden klein,

so groß wie eine Bohne nur, musste er am Ende sein.

Feinster Samt bedeckte seine Bienenhaut.

Aus stecknadelkopfgroßen Augen hat er rundum geschaut.

Das Beste aber waren seine seidenglatten Flügel,

die er schwingen konnte auf seinem Rücken.

Sie trugen ihn über Weg und Steg.

Er flog dahin, mit großem Entzücken!

Er flog über Wiesen und Steppenland,

bis er das Meer und die große Stadt,

an dessen Ufer fand.

Auf der Stadtmauer gelandet,

wollte er wieder ein Junge sein.

Er sagte den Spruch,

und das Gewünschte traf ein!

Er wanderte durch enge Gassen

und er konnte es kaum fassen,

plötzlich vor dem Königsschloss zu stehn,

und dort einen großen Volksauflauf zu sehn.

All die Leute, die in des Schlosses großem Saal erschienen,

machten traurige, sorgenvolle Mienen.

Sie unterhielten sich über des Königs Töchterlein.

Der Vater wollt', sie sollt’ alsbald verheiratet sein!

Alle Prinzen der Nachbarreiche ließ er porträtieren,

doch die Prinzessin ließ sich nicht dazu herab,

auch nur ein einziges Bild anzusehn, zu studieren.

Nur für ihren Garten, die Blumen und die Vögel,

mochte sie sich interessieren.

Ihr Hass auf Männer war so groß!

Wovon kündete das denn bloß?

Dies alles wurde dem Volke berichtet,

darauf hat der König nicht verzichtet!

Als der Saal sich langsam hat geleert,

meinte der Prinz, es wäre nicht verkehrt,

in diesem Raum versteckt zu bleiben

und sich darin die Zeit, bis es Nacht wird,

ohne Langeweile zu vertreiben.

Die Nacht kam, Stimmen und Schritte

verstummten im Palast.

Da hat er sich ein Herz gefasst,

und sich in eine Honigbiene verwandelt.

In diesem Körper hätte er gerne,

mit der schönen Prinzessin angebandelt!

Er flog als Biene die Treppe hinauf,

an der Palastwache vorbei

und dachte sich: Ich bin so frei.

Er schlüpfte durch das Schlüsselloch,

in das Gemach der Prinzessin hinein.

Gott sei Dank, war die Biene ja so klein!

Kaum war er dort angekommen,

hat er seine Prinzengestalt wieder angenommen.

Die Prinzessin hat noch wach im Bett gelegen

und schrie: »Ein Mann! Ein Mann!«

Denn sie hatte wohl etwas dagegen.

Als die Palastwächter in ihrem Zimmer erschienen,

machten sie ungläubige Mienen!

Denn ein Mann war nicht zu sehen.

Der Prinzessin Schrei war

nicht zu begreifen, nicht zu verstehn!

Überall hatten sie nachgeschaut.

Doch nach vollbrachter Inspektion,

hat dem Alarm der Prinzessin,

sicher keiner mehr vertraut!

Nichts, keine Person, war im Zimmer zu sehn,

außer einer Honigbiene, gelb und schön,

die um die Nachttischlampe summte,

die beim Bett der Prinzessin,

auf dem Nachttisch, dort tat stehn.

»Ihre Königliche Hoheit hatte einen schlechten Traum!

Irgendeinen Mann sehen wir hier kaum.«

Rückwärts, mit Verbeugungen,

sind die Wächter aus dem Raum gegangen.

Kaum waren sie fort,

hat der Spuk schon wieder angefangen!

Die Biene verschwand, der Prinz stand im Zimmer.

»Der Mann ist wieder da!«, schrie die Prinzessin

ganz laut, wieder und noch immer!

Als die Wächter kamen herein,

sollte keine Spur von ihm zu finden sein.

Sie dachten, die Prinzessin wäre verrückt geworden,

und machten sich um sie große Sorgen!

Das Ganze wiederholte sich

noch ein drittes Mal in ihrem Zimmer

und dann nimmer!

Als der Prinz nun wieder

stand an ihrem Bett,

gab sie es auf, zu rufen,

obwohl sie gern geschrien hätt'.

Denn sie dachte, man würde meinen,

sie hätte vor dem Kopf ein Brett.

Als wahnsinnig würde man sie erklären.

In einen vergitterten Raum im Turm sie sperren,

und sie könnte sich dagegen nicht wehren.

Nie wieder in ihren Garten zu gehn,

die vielen Blümlein und die Vögelchen zu sehn,

die alle sie besessen.

Diese Aussicht fand sie gar nicht schön

und wirklich zum Vergessen!

Stocksteif saß sie zwischen ihren seidenen Kissen

und blickte den Jüngling stumm und furchtsam an.

In diese Situation würde sie sich ergeben müssen.

Sodann der Prinz zu sprechen begann:

»Hab’ keine Angst, ich will dich doch nur kennenlernen!«

Er sprach zu ihr mit freundlichem Sinn

und führte sie mit seinen Worten

zu fernen und zu nahen Orten,

zum Mond und den Sternen,

zu ihrem geliebten Garten,

den nahen und nicht den fernen,

den Blumen und den Vöglein hin.

Dabei hat die Königstochter

ihre Furcht und ihren Zorn verloren.

All dem, was sie so lange Zeit quälte,

hat sie nun endlich abgeschworen!

Freundlich, vergnügt und vertraulich

unterhielten sie sich bis zur Mitternacht.

Das hat der Prinzessin einen guten Freund gebracht.

Als die Turmuhr zwölf geschlagen,

traute sie sich, zu ihm Folgendes zu sagen:

»Sollte jemals meine Hochzeit sein,

dann heirate ich nur dich allein!

Dieses Versprechen ich dir gebe,

so wahr ich in diesem Schlosse lebe!«

Alle Schätze, die sie besaß,

hat sie dem Prinzen gezeigt

und sie war sogar dazu geneigt,

ihm in diesem Moment zu bekunden,

wo ihres Vaters Schwert

sich an geheimem Platze hat befunden.

In ihrem Gemach war es versteckt.

Als er nachgesehen, hat er es auch dort entdeckt.

Sie sprach: »In drei Tagen schon,

verlässt mein Vater seinen Thron.

Er zieht gegen den bösen Feind,

der es schlecht stets mit uns meint

und der den Krieg uns hat erklärt!

Natürlich sich der König, mit seinem Heere,

in einer Schlacht gegen ihn wehrt!«

Ein kleines Tränchen hat sie dann geweint.

Der Prinz beschloss, sich unter das Gefolge zu begeben,

mitzuziehen in den Krieg,

dem König zu helfen,

zu erringen einen großen Sieg

und das erste Mal eine Schlacht zu erleben!

Er sprach: »Wenn ich nicht zurückkehren sollte,

was ich natürlich sehr gern wollte,

so nimm deine Geige, schönes Kind,

gehe jeden Abend an das Meeresufer zur selben Stund',

auch bei Regen, Schnee und Wind

und spiele eine schöne Melodie.

So lange, bis alle Wassermänner

und Meerfrauen hören sie,

um aufzutauchen, von des Meeres Grund!«

Als der Hahn gekräht, war die Nacht vorbei.

Es umarmten und verabschiedeten sich die zwei.

Der Prinz hat sich als junger Edelmann,

auf der Suche nach Abenteuern, ausgegeben.

So zog er mit des Königs Heere in den Krieg,

weil er noch niemals einen konnte erleben.

Am nächsten Morgen brachen die Kämpfer auf.

Sie trieben ihre Pferde zu schnellem Lauf,

der Schlacht entgegen und der Gefahr.

Da wurde dem König plötzlich klar,

dass er sein großes Schwert vergaß.

Er fühlte sich nackt und wurde blass.

»Wie kann ich den Sieg erringen,

ohne mein scharfes Schwert?

Den Kampf ohne Waffe zu beginnen,

ist nicht empfehlenswert. So kann es niemals gelingen,

den Feind auf seine Knie zu zwingen!«

Dem, der mir die Waffe bringt sogleich,

verspreche ich meiner Tochter Hand

und das halbe Königreich!

Diesen Schwur leiste ich als Pfand!«

Nach diesen Worten sprangen der Prinz

und einige Ritter auf ihre Pferde,

damit diese Chance für sie Wahrheit werde.

Auch der »Rote Ritter« war dabei.

Er ritt voraus, er war sehr schnell,

drum führte er an die Reiterei!

Weil der das beste Pferd besessen,

war des Prinzen Hoffnung auf Erfolg vermessen!

Einholen konnte er ihn nicht,

doch ein Lächeln ging durch sein Gesicht!

Das Bienchenhaar machte ihn reich,

in eine Biene verwandelte er sich gleich!

Als Erster ist er im Schlosse darum angekommen,

hat die Prinzessin zärtlich in den Arm genommen.

Holte des Königs Schwert aus dem Versteck

und bevor er sich machte auf den Rückweg,

wiederholte die Prinzessin ihren Schwur,

ihn zu heiraten alleine nur!

Sie schenkte ihm als Pfand einen Teil des Ringes,