Der smaragdgrüne Tod: Ein Krimi-Klassiker - Jonas Pickham - E-Book

Der smaragdgrüne Tod: Ein Krimi-Klassiker E-Book

Jonas Pickham

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Beschreibung

… Krimis aus der Goldenen Ära – Krimis aus dem 20. Jahrhundert.
Der smarte Privatdetektiv Michael Shayne erhält von einem Versicherungsunternehmen den Auftrag, ein gestohlenes Smaragdhalsband, welches aus einem reichen Haushalt in New Orleans spurlos verschwunden ist, aufzufinden und wiederzubeschaffen. Zeitgleich bittet ihn Leutnant Drinkley, den angeblichen Selbstmord seiner Verlobten Katrin aufzuklären, denn der junge Mann ist fest davon überzeugt, dass sich seine Verlobte einen Tag vor der Hochzeit nicht selbst umgebracht hat.
Beide Fälle führen Mike Shayne in das Herrschaftshaus der Familie Lomax und stellt ihn vor große Herausforderungen. Bei seinen Ermittlungen wendet er all seine Cleverness an und gerät dabei selbst unter Verdacht, einen Mord begangen zu haben …

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Ähnliche


 

 

 

Jonas Pickham

 

 

 

Der smaragdgrüne Tod

 

 

 

 

Ein klassischer Kriminalroman 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © Steve Mayer mit Bärenklau Exklusiv, 2023 

Korrektorat: Ilka Richter

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt. 

 

Alle Rechte vorbehalten

 

 Das Copyright auf den Text erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren, es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv, 13.07.2023. 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Der smaragdgrüne Tod 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

Weitere klassische Kriminal-Romane von Jonas Pickham sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

 

 

… Krimis aus der Goldenen Ära – Krimis aus dem 20. Jahrhundert.

Der smarte Privatdetektiv Michael Shayne erhält von einem Versicherungsunternehmen den Auftrag, ein gestohlenes Smaragdhalsband, welches aus einem reichen Haushalt in New Orleans spurlos verschwunden ist, aufzufinden und wiederzubeschaffen. Zeitgleich bittet ihn Leutnant Drinkley, den angeblichen Selbstmord seiner Verlobten Katrin aufzuklären, denn der junge Mann ist fest davon überzeugt, dass sich seine Verlobte einen Tag vor der Hochzeit nicht selbst umgebracht hat.

Beide Fälle führen Mike Shayne in das Herrschaftshaus der Familie Lomax und stellt ihn vor große Herausforderungen. Bei seinen Ermittlungen wendet er all seine Cleverness an und gerät dabei selbst unter Verdacht, einen Mord begangen zu haben …

 

 

***

Der smaragdgrüne Tod

 

 

1. Kapitel

 

Der Morgen war schon weit vorgeschritten, als Michael Shayne das kleine Vorzimmer seines Office im vierten Stock des International Buildings in New Orleans betrat.

Hinter der Schranke saß Lucy Hamilton am Schreibtisch und klopfte ungeduldig mit der Bleistiftspitze auf die Platte. Sie hörte auf zu klopfen, als ihr Brotherr eintrat.

»Well – was hat’s gegeben?« Michael schälte sich aus seinem regennassen Trenchcoat und hängte ihn über die Schranke.

Das Telefon schrillte. Lucy griff zum Hörer und sagte: »Das verdammte Ding rattert schon den ganzen Morgen!« Dann mit der Muschel am Ohr: »Detektiv Office Michael Shayne.«

»Ich nehme das Gespräch drinnen an«, sagte Michael und wandte sich der Tür zu, die in sein Allerheiligstes führte.

Lucy legte rasch die Hand auf die Muschel. »Das wirst du nicht! Bleib hier! In deinem Office wartet ein Klient. Hier ist ein Mr. Teton von irgendeiner Versicherungsgesellschaft am Apparat. Er ruft bereits zum dritten Mal an.« Ärgerlich streckte Michael seinen langen Arm aus und nahm den Hörer, den Lucy ihm hinhielt. »Shayne am Apparat«, sagte er.

Eine erregte Stimme fragte: »Mr. Shayne? Oh, das ist gut! Hier spricht Teton von der Mutual Indemnity. Wenn ich recht unterrichtet bin, haben Sie bereits in Miami für unsere Gesellschaft gearbeitet«, sprach Mr. Teton weiter, »und da Sie jetzt in New Orleans ein Office aufgemacht haben, möchte ich mal anfragen, ob Sie wohl an einem jährlichen Fixum interessiert sind.« Michael sagte langsam: »Nein, ich möchte mich nicht noch einmal gegen ein festes Honorar an die Kette legen lassen. Wenn Sie einen Auftrag für mich haben, bin ich bereit, die Sache mit Ihnen zu erörtern.« Er legte auf und meinte zu Lucy: »Wie sagtest du? Ein Klient wartet? Sieht er aus, als ob er unsere Büromiete bezahlen könnte?«

»Das weiß ich nicht. Es ist ein junger Leutnant namens Drinkley. Er wartet seit einer halben Stunde.«

»Ein Leutnant?« Es klang verächtlich. »Hast du eine Ahnung, wie hoch das Einkommen ist, das unsere Demokratie ihren Leutnants zahlt?«

Wieder meldete sich das Telefon. »Schrecklich geldgierig bist du heute Morgen!«, sagte sie und nahm den Hörer auf. »Detektiv-Office Michael Shayne.« Einen Augenblick hörte sie zu. »Ja, er ist noch hier!« Sie gab ihm den Hörer, kräuselte ihre kleine Stupsnase und sagte leise: »Schon wieder Mr. Teton.«

Shayne knurrte: »Ja?«

»Ich glaube, wir sind vorhin getrennt worden, Mr. Shayne!«

»Durchaus nicht. Ich hatte aufgelegt.«

»Ah …ich verstehe«, sagte Mr. Teton. »Wir besprachen doch eben die Möglichkeit, dass Sie einen Job für uns übernehmen wollten.«

»Ich sagte, dass ich die Sache mit Ihnen erörtern würde, aber nicht im Zuge eines festen Jahreshonorars. Auf so etwas bin ich bei Ihnen vor zwei Jahren hereingefallen. Sie spannten mich jedes Mal ein, wenn ein Butler nur einen silbernen Löffel verlegt hatte. Nichts zu machen, danke bestens!«

»Ja … well …«, Mr. Teton hüstelte nervös. »Ich habe natürlich Verständnis für Ihren Standpunkt, Mr. Shayne. Die Dinge stehen so, dass es sich um einen ganz bestimmten Fall handelt. Wir haben einen sehr empfindlichen Verlust erlitten, und wir möchten gern, dass Sie sich der Sache annehmen.«

»Bitte, sprechen Sie weiter!«

»Ein Smaragdhalsband ist gestohlen worden. Es gehört einer Mrs. Lomax und unsere Entschädigung ist beträchtlich.«

»Wie hoch?«

»Oh«, ein kurzes Zögern. »Hundertfünfundzwanzigtausend – wenn sie es ganz genau wissen wollen!«, stöhnte Mr. Teton.

»Sehen Sie, so kommen wir der Sache schon näher«, sagte Shayne befriedigt. »Für zehn Prozent übernehme ich den Job.«

»Zehn Prozent – das ist sehr viel!«

»Setzen Sie sich mit Ihrer Zentrale in New York in Verbindung«, erwiderte Michael kurz. »Sagen Sie Ihrem Boss, dass Michael Shayne inzwischen einiges gelernt hat und dass er Ihnen nicht mehr einen Millionenjob für fünftausend Dollar löst. Wenn Ihr Boss mit dem Zehn-Prozent-Kontrakt einverstanden ist, können Sie mich wieder anrufen.« Er legte auf.

Lucy Hamilton hatte sich vorgebeugt, die Ellbogen auf die Tischplatte gestützt und das Kinn in die Handflächen vergraben. Ein belustigtes Lächeln zog ihr die Mundwinkel nach unten. »Du bist wahrhaftig geldgierig heute Morgen, Mike!«, wiederholte sie. »Puh, zehn Prozent von hundertfünfundzwanzig tausend Dollar! Du bist verrückt, Mike! Übrigens … vergiss nicht, dass ein Klient auf dich wartet!«

Mürrisch vor sich hinmurmelnd, ging Shayne auf die Tür zu, stieß sie auf und trat ein.

Sein Privatbüro war ein großer Raum mit breiten Doppelfenstern an der Ostseite. Auf einem schönen, alten Teppich mitten im Raum stand ein riesiger Schreibtisch aus nachgedunkeltem Eichenholz; dahinter Michaels Drehstuhl. Zwei schwere stählerne Aktenschränke nahmen die eine Ecke ein; vor dem Schreibtisch standen im Halbkreis drei Sessel. Sie waren mit rotem Leder neu bezogen.

Der junge Mann in Leutnantsuniform sprang aus dem mittleren Sessel auf, als Michael ins Zimmer trat, und fragte: »Mr. Shayne?«

Mit drei Schritten seiner langen Beine war Shayne neben ihm und hielt dem viel kleineren und schmächtigeren Leutnant die Hand hin. »Sie sind Leutnant Drinkley, nicht wahr?«

»Ja, Sir. Ich habe eben einen Offizierslehrgang in Miami hinter mir. Dort hörte ich auch von Ihnen, Mr. Shayne, und das ist der Grund, weshalb ich mich heute an Sie wende.«

Shayne schob ihm einen der roten Ledersessel näher an den Schreibtisch, ehe er sich selbst in seinen Drehstuhl niedersetzte. Aber der junge Leutnant blieb stehen, bis Mike gesagt hatte: »Setzen Sie sich!« Der Detektiv sah sich seinen Klienten ein wenig genauer an, dann fuhr er fort: »Viel Gutes kann es nicht gewesen sein, was Sie von mir in Miami gehört haben.« Er öffnete das rechte Fach seines Schreibtisches und holte eine Flasche Kognak und zwei Gläser heraus.

»Im Gegenteil!«, versicherte Drinkley. »Ich hörte nur Gutes von Ihnen! Ich traf den Reporter Timothy Rourke … Er hält große Stücke auf Sie!«

 »Oh – Tim!« Auf Shaynes unregelmäßigen, scharfen Zügen erschien ein breites Grinsen. Er goss beide große Gläser voll Kognak und sagte: »Trinken wir auf Tim, der so schön lügen kann!« Drinkley warf nicht mal einen Blick auf das Glas; er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und sah gespannt in Mikes Gesicht. Mit verzweifelter Eindringlichkeit beschwor er ihn: »Sie müssen mir helfen! Timothy hat mir von Ihren großen Fällen erzählt – und auch von den Honoraren, die Sie bekommen. Ich kann nicht … das heißt, ich fürchte, dass ich nicht …«

»Trinken Sie erstmal«, forderte Michael ihn auf, »aber trinken Sie langsam. Wenn Sie sich nicht bald zusammenreißen, brauchen Sie einen Arzt und keinen Detektiv. Tim hat Sie falsch informiert. Ich habe noch nie über meinen Satz gesprochen, solange ich nicht weiß, um was für einen Fall es geht – wenigstens kaum je«, fügte er einschränkend hinzu. Er schob sich tiefer in den Sessel zurück, hob das Glas und sagte: »Prost!« Einen kurzen Augenblick hellte sich das Gesicht des jungen Leutnants auf. »Prost«, wiederholte er. »Prost – das ist genau das, was Katrin und ich heute sagen wollten! An unserm Hochzeitstag … Katrin ist – war meine Verlobte. Sie hat gestern Abend Selbstmord begangen.«

Es war sehr still im Zimmer; fast schien es so, als ob die leisen Worte auf die Tischplatte gefallen waren und nun drohend und düster dastanden, wie eine Schranke zwischen den beiden Männern. Ohne den Blick vom Gesicht des anderen zu nehmen, stieß Michael langsam den Atem durch die Zähne. Er murmelte: »Erzähle mal, mein Junge, wenn es dich erleichtert.«

»Ja – ich möchte alles erzählen, deshalb bin ich doch hier! Ich habe nur sieben Tage Urlaub – Heiratsurlaub. Wir wollten heute heiraten. Ihr Name war Katrin Moe. Sie war Norwegerin. Ich lernte sie vor etwa sechs Monaten kennen, als ich noch hier stationiert war. Wir liebten uns.« Dann sehr leise: »Unsere Liebe war zart und rein. Wie wunderbare Musik. Wie ein Frühlingstag mit Sonnenschein über einem Kleefeld und einem leichten Wind im Laub der Bäume. Sie war wie – o Gott …« Er stöhnte auf, zog ein Taschentuch aus der Tasche und fuhr sich damit über die Augen. Mit mühsam beherrschter Stimme fuhr er fort: »Katrin arbeitete als Hausmädchen in einem sehr reichen Hause hier in der Stadt. Sie schämte sich dessen nicht, sie scheute sich nicht vor der Arbeit. Es war ein anständiger Broterwerb und man behandelte sie gut. Sie hat eifrig gelernt, machte den Schulungskurs mit, um das Bürgerrecht der Stadt zu erlangen. Vor einem Monat bestand sie die Prüfung und war sehr stolz darauf. Wir schrieben uns regelmäßig. Ich bin überzeugt, dass Katrin sehr glücklich war. Da war nichts in ihren Briefen, absolut nichts, das angedeutet hätte, dass irgendetwas nicht in Ordnung sei. Natürlich war ich enttäuscht, als sie mich heute früh nicht am Bahnhof erwartete, aber ich dachte eben, dass sie sich verspätet, dass sie irgendwie aufgehalten worden sei. Ich wartete kurze Zeit und rief dann im Hause Lomax an. Sie können sich wohl kaum meinen Schock vorstellen, als man mir sagte, dass Katrin tot sei!«

Michael Shayne hatte sich vorgebeugt. »Im Hause Lomax?«

»Ja – das Haus, in dem Katrin beschäftigt war. Nathan Lomax ist der Besitzer. Katrin hatte ein kleines Zimmer im zweiten Stock. Sie, die Haushälterin und das andere Mädchen hatten ihre Zimmer da. Sie fanden Katrin heute Morgen – im verschlossenen Zimmer. Der Gashahn am Heizofen war aufgedreht, aber der Ofen brannte nicht. Sie hat nichts hinterlassen, kein Wort für mich – gar nichts …«

Langsam sagte Michael: »Wie kannst du mit solcher Bestimmtheit sagen, dass sie nicht doch einen Brief hinterlassen hat?«

»Weil kein Brief gefunden wurde, obwohl man ihr Zimmer gründlich durchsucht hat.«

»Und man ist sicher, dass es Selbstmord war?«  

Der junge Leutnant ließ sich in den Sessel fallen und krallte die Finger ineinander. »Was sollte es sonst sein? Sie hatte sich in ihrem Zimmer im zweiten Stock eingeschlossen; ein Zimmer, zu dem es nur einen Eingang gibt. Der Schlüssel steckte innen im Schloss. An ihrem Körper war nicht eine Spur von Gewalttat.«

»Und was soll ich nun in der Sache unternehmen?«

»Sie sollen herausfinden, weshalb sie es tat. Etwas Geld habe ich – das Geld, mit dem wir unsere Hochzeitsreise machen wollten – acht Tage! Viel ist es nicht, aber tausend Dollar …«

Mike Shayne hatte brüsk die Hand erhoben. »Tim Rourke hat dir ein ganz falsches Bild von mir gegeben! Er muss von den großen Fällen gesprochen haben, wo man einen gehörigen Batzen verdienen kann. Aber die Praxis eines Privatdetektivs besteht nicht nur aus großen Jobs! Geben Sie meiner Sekretärin Ihre hiesige Anschrift, Leutnant, und Ihre ständige Adresse. Außerdem fünfzig Dollar – das ist mein fester Satz; meinetwegen können Sie es Handgeld nennen. Wenn ich noch weitere Unkosten habe, werde ich Ihnen später die Rechnung schicken.«

Leutnant Drinkley stand auf; er fühlte sich entlassen. Ein wenig bestürzt fuhr er mit den Fingern durch das blonde Haar, nahm seine Mütze vom Stuhl, setzte sie auf und sagte: »Thank you, Sir! Sind Sie sicher, dass es für den Anfang genügt?«

»Es ist mein üblicher Satz.« Auch Shayne war aufgestanden. Er legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter. »Rufen Sie mich heute Nachmittag noch einmal an. Bis dahin habe ich die Vorarbeiten erledigt und werde Ihnen wahrscheinlich ein paar Fragen zu stellen haben.«

»Selbstverständlich, natürlich. Und nochmals meinen besten Dank.«  

Als er allein war, blickte Mike nachdenklich zum Fenster hinaus.

Das Telefon schrillte. Er nahm auf: »Shayne hier.«

»Noch einmal Teton von der Mutual Indemnity. Ich habe mich mit New York in Verbindung gesetzt. Man hat mich ermächtigt, mit Ihnen auf Ihrer Basis zu verhandeln.«

»Gut, ich komme bei Ihnen vorbei …«

 

 

2. Kapitel

 

Der Regen war stärker geworden und ein frostiger Wind hatte sich aufgemacht, als Michael Shayne, nachdem er bei Mr. Teton seinen Vertrag unterschrieben hatte, in die Auffahrt des Lomax-Hauses auf der Mirabeau Avenue einbog.

Shayne parkte seinen Wagen unmittelbar vor den steinernen Stufen, die zur Haustür führten, und stieg aus. Ein altertümlicher, eiserner Klopfer war an der schweren, eichenen Doppeltür, aber gleichzeitig auch ein elektrischer Klingelknopf. Er schellte und wartete.

Die linke Hälfte der Doppeltür öffnete sich einen Fuß breit; ein junges Mädchen mit frischrotem Gesicht und runden, dunklen Augen blickte ihn an. »Ja – Sir?«, fragte sie.

»Ist Mr. Nathan Lomax zu sprechen? Ich komme von der Versicherungsgesellschaft«, sagte Mike. »Es handelt sich um das Halsband.«

»Ach so, ja, ich glaube, in diesem Fall ist Mr. Lomax zu sprechen«, sagte das Mädchen in einem Ton, als ob es seiner Sache trotzdem nicht ganz sicher sei. »Ich werde ihn fragen.«

Sie wollte die Tür schließen. Shayne grinste, schob seinen Fuß in den Spalt und drückte sie weiter auf. Er folgte dem Mädchen in die Halle.

»Wenn Sie bitte hier warten wollen«, sagte das Mädchen, »ich werde Sie anmelden!«

Gestern hat das Katrin Moe gesagt, dachte Shayne und wartete genauso lange, bis sie auf die Tür im Hintergrund zugegangen war, dann folgte er ihr. Er hängte Hut und Mantel an einen der vielen Haken in der Halle und stand eben vor der Doppeltür, als das Mädchen wiederkam. Sie sagte: »Mr. Lomax ist bereit, Sie zu empfangen, Sir.«

Es musste die Bibliothek sein, in die er geführt wurde, denn es war ein sehr großer Raum, an dessen Innenwand unzählige Bücherborde angebracht waren. Die Balken der Decke waren herrlich nachgedunkeltes Zedernholz; tiefe, bequeme Sessel standen um einen langen, schmalen Tisch, der mitten im Zimmer stand.

Nathan Lomax erhob sich aus einem der beiden noch tieferen Sessel, die vor dem Kamin standen – und erst als Shayne genauer hinsah, bemerkte er, dass es ein Gasfeuer war, das durch die künstlichen Holzkloben im Kamin hindurchschien. Der Herr des Hauses war ein hagerer Mann, der irgendwie den Eindruck erweckte, als ob er gestorben sei, kurz bevor er die Fünfzig erreicht hatte. Aber sein Schritt war forsch, als er nun auf seinen Gast zuging. Seine Stimme war tief und voll. »So – Sie kommen also von der Versicherungsgesellschaft?«

»Shayne!«, stellte Michael sich vor. »Die Gesellschaft hat mich beauftragt, das Smaragdhalsband wieder herbeizuschaffen.«

»So, so«, wiederholte Mr. Lomax und machte eine einladende Bewegung auf das Feuer im Kamin. »Bitte, kommen Sie doch näher und wärmen Sie sich. Möchten Sie etwas trinken, Mr. Shayne?«

»Danke, nein, so kurz vor dem Lunch nicht!« Mike schnupperte, aber da war keine Spur von Gasgeruch. Er blieb vor dem Feuer stehen und streckte die Hände aus, als ob er sich wärmen wolle – nein, es roch nicht nach Gas – es war nur angenehm warm in diesem großen Raum. Die Luft war frisch, irgendwo musste eine Klima- oder Entlüftungsanlage sein.

Mr. Lomax blieb unmittelbar neben ihm stehen und sagte ohne jede Vorrede: »Ich habe damit gerechnet, dass mir die Versicherung jemand herschicken würde. Ich bin mir völlig darüber im Klaren, dass mich die Nachlässigkeit meiner Frau in ein sehr schiefes Licht bringt. Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie mir ganz offen sagen würden, welchen Standpunkt Ihre Gesellschaft in der Sache einnimmt.«

Mike fischte eine Zigarette aus der Brusttasche, ehe er sagte: »Ich glaube nicht, dass da irgendwelche Schwierigkeiten bestehen, Mr. Lomax. Unsere Rechtsabteilung prüft den Fall zwar noch, aber die Mutual Indemnity ist dafür bekannt, dass sie in einem so klar gelagerten Fall die berechtigten Ansprüche voll befriedigt.«

Nathan Lomax schien erleichtert zu sein. Er sagte: »Ich glaube nicht, dass da noch irgendwelche Schwierigkeiten sind. Genau genommen ist es Sache meiner Frau, wie Sie wahrscheinlich wissen werden. Aber Sie wissen zweifellos auch, dass die meisten Frauen keine Ahnung von geschäftlichen Dingen haben.« Wieder wies er mit seiner weißen, blaugeäderten Hand auf einen der Sessel vor dem Kamin.

Michael Shayne setzte sich. Lomax nahm den zweiten Sessel.

»Meine Frau«, fuhr er fort, »sieht nicht einmal ein, dass es lediglich ihre Fahrlässigkeit ist, die diese ganze Situation heraufbeschworen hat.«

»Wofür ich volles Verständnis habe«, beruhigte ihn Shayne. »Leider ist es bei den meisten Frauen so. Aber ganz ehrlich gestanden, rechnen wir gar nicht damit, die Entschädigung zahlen zu müssen; wir hoffen, den Schmuck wieder herbeischaffen zu können.«

»Oh … in der Tat? Das wäre ja großartig! Sie haben bereits einen Anhaltspunkt?«

»Mehrere«, sagte Michael trocken. »Im Augenblick interessiert mich allerdings mehr der Selbstmord, den eines Ihrer Mädchen diese Nacht beging.«

»Sie glauben doch nicht etwa, dass sie …, dass Katrin das Halsband gestohlen haben könnte? Oh nein, Mr. Shayne, das ist völlig ausgeschlossen! Ich bin fest davon überzeugt, dass Katrin ganz unschuldig an der Sache ist – ich möchte meine Hand für sie ins Feuer legen!«

»Warum beging sie denn Selbstmord?«, fragte Shayne knapp.

Mr. Lomax seufzte abgrundtief auf. »Ich fürchte, dass wir das niemals ganz richtig erfahren werden. Ich kann wohl annehmen, dass Ihnen die … ähm … tragischen Umstände ihres Todes bekannt sind?«

»Damit meinen Sie ihre Verlobung mit dem jungen Leutnant?«, fragte Mike scharf.

---ENDE DER LESEPROBE---