Die Schauspielerin und der Tote - Jonas Pickham - E-Book

Die Schauspielerin und der Tote E-Book

Jonas Pickham

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Beschreibung

Auf der südlich von Boston gelegene Halbinsel Cape Cod geht bei der ansässigen Zeitung eine anonyme Bombendrohung ein und veranlasst den dortigen Polizeiinspektor Dickson, das Bostoner Hauptquartier um Hilfe zu bitten. Detektiv Stan Hunter macht sich auf den Weg, um seinen Kollegen vor Ort zu unterstützen. Er stößt bei seinen Ermittlungen auf die bekannte Schauspielerin Marjorie Grant, die seiner Meinung nach in diesen Fall verwickelt ist. Im Police-Departement geht derweil ein Anruf ein: Eine Leiche wurde auf dem Anwesen der Schauspielerin gefunden. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen?

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Ähnliche


 

 

 

 

Jonas Pickham

 

 

Die Schauspielerin

und der Tote

 

 

 

 

 

 

Krimi-Klassik 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer, 2023

Korrektorat: Ilka Richter

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv.

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Die Schauspielerin und der Tote 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

24. Kapitel 

25. Kapitel 

Weitere klassische Kriminal-Romane von Jonas Pickham sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

 

Auf der südlich von Boston gelegene Halbinsel Cape Cod geht bei der ansässigen Zeitung eine anonyme Bombendrohung ein und veranlasst den dortigen Polizeiinspektor Dickson, das Bostoner Hauptquartier um Hilfe zu bitten.

Detektiv Stan Hunter macht sich auf den Weg, um seinen Kollegen vor Ort zu unterstützen. Er stößt bei seinen Ermittlungen auf die bekannte Schauspielerin Marjorie Grant, die seiner Meinung nach in diesen Fall verwickelt ist. Im Police-Departement geht derweil ein Anruf ein: Eine Leiche wurde auf dem Anwesen der Schauspielerin gefunden.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen?

 

 

***

Die Schauspielerin und der Tote

 

 

1. Kapitel

 

»Tut mir leid um Ihren Urlaub«, sagte Detektiv-Chef Porter vom General Head Quarter in Boston.

»Yes, Sir«, erwiderte Inspektor Hunter mit einem kleinen resignierten Seufzer, während er zugleich an den Moosehead-See dachte oben in Maine, wohin er heute starten wollte, um dort zu fischen und in den Wäldern herumzustreifen, ohne sich mit Mördern und Dieben plagen zu müssen. Seine Ferien waren also dahin, wenigstens vorläufig.

»Möglich, dass die Sache ziemlich ernst wird«, fuhr der Chef fort, »denn sonst würde ich Ihnen nicht Ihre Ferien zerstört haben. Also hören Sie zu: Am Freitag, dem Neunzehnten, erhielt der ›Yarmouth Observer‹ einen anonymen Anruf. Irgendein Verrückter faselte von einer Entwürdigung des Cape Cod. Sagte, er hätte die vielen neuen Sommerhäuser und den zunehmenden Fremdenverkehr dort leid und würde deshalb ein paar Bomben hochgehen lassen, um das ganze fremde Gesindel wieder zu vertreiben.«

Hunter nickte. Er kannte ziemlich gut jene südlich von Boston gelegene Halbinsel, jenes Cape Cod oder ›Kabeljau Kap‹, das wie ein gewinkelter Arm, der seine Muskeln zeigen will, in den Atlantik hineinragt. Es war sehr reizvoll dort, aber er fand, dass diese idiotische Bombenaffäre eigentlich eine reine Routineangelegenheit der dortigen Polizei war, und dass man ihn deshalb nicht hätte zu rufen brauchen. Es gab genug Cops in Princetown, Orleans, Dennis, Yarmouth und Barnstable, die eine solche Sache allein ausbaden konnten, ohne dass sie eine Hilfe aus Boston dabei benötigten. Aber der Chef war noch nicht fertig.

»Heute Morgen«, sagte Porter weiter, »wurde uns in Orleans gemeldet, dass aus einem Magazinschuppen der Straßenbaufirma Dallas Construction Company, die zurzeit in der Nähe von Orleans arbeitet, acht Stangen Dynamit und vier Zündkapseln abhandengekommen seien. Und Orleans liegt nicht sehr weit von Yarmouth entfernt.«

Porter hob den Kopf und blickte mit gefurchter Stirn und unter buschigen Brauen seinen Inspektor an, und in seinen Augen lag dabei die Weisheit einer dreißigjährigen Erfahrung. »Das ist der springende Punkt, Stan. Und das beunruhigt mich. Möglich, dass die Drohung mit den Bomben an sich noch nichts auf sich hat. Aber in Verbindung mit diesem Diebstahl sieht die Sache anders aus. Schon der Diebstahl allein könnte sich zu einer Gefahr auswirken, könnte zu einer Katastrophe führen, denn noch nie hat gestohlenes Dynamit Gutes getan. Und deshalb erwartet Leutnant Dickson Sie in Barnstable.«

»All right, Sir«, erwiderte Stanley Hunter, ein kräftiger Vierziger mit den harten und gut geschnittenen Gesichtszügen eines Sportsmannes und ohne ein Gramm Fett am Körper. Porter bot ihm die Hand.

»Halten Sie mich auf dem Laufenden«, schloss er. »Geben Sie Ihr Bestes, Stan!«

 

 

2. Kapitel

 

Die Landstraße U. S. 6 führt über Barnstable, Yarmouth und Orleans nach Princetown am Nordende der Halbinsel. Sie war kein großartiger ›Highway‹, sondern recht schmal und reparaturbedürftig, und deshalb wurde auch von Orleans kommend eine neue Straße in Angriff genommen, die auch die landschaftlich schönere sein würde, weil sie stellenweise über Klippen hinweg, über Dennis und durch den Wald bei Follins Pond geleitet werden sollte.

Es war ein Uhr mittags. Leutnant Mike Dickson, ein untersetzter Bulle mit struppigem Haar, wortkarg und immer missmutig, saß hinter dem Lenkrad neben Stanley Hunter, der sich bequem zurückgelehnt hatte und die zerfaserten Kiefern betrachtete, die eben zu beiden Seiten der Straße vorbeihuschten. Hin und wieder, und wenn sie über eine Bodenwelle glitten, wurde der Blick freier. Dann konnte man links das gekräuselte blaue Wasser der Cape Cod Bay sehen und rechts den Nantucket Sund mit seinen hellen Sanddünen, die mit Grasbüscheln gesprenkelt waren. Abgesehen von dem ziemlich lebhaften Verkehr auf der Straße, war es doch eine sehr friedvolle und sehr angenehme Landschaft, die äußerst beruhigend auf das Gemüt wirkte.

»Hier!«, rief Dickson plötzlich, und Hunter sah eine lange, weiß gestrichene Planke mit der Aufschrift Dallas Construction Company«. Links zweigte eine noch sehr unfertige Straße ab. Dickson schwenkte hinein, und der Wagen fuhr staubaufwirbelnd an Planierungsmaschinen, Straßenwalzen, Traktoren und dicken Bündeln von braungebrannten Arbeitern vorbei bis zu einem breiten, stabilen Schuppen, vor dem eine schwarz-weiße Polizeilimousine mit einer langen Stabantenne parkte.

Die Tür des Schuppens öffnete sich, und ein bronzefarbener junger Mann in grauen Cordhosen und rotkariertem Hemd trat ins Freie.

»Ich bin Crean«, sagte er. »George Crean. Ingenieur vom Dienst. Verdammte Geschichte das. Tut mir leid, Gentlemen.« Hunter drückte ihm tröstend die Rechte. Der Mann machte einen verstörten und bekümmerten Eindruck auf ihn, und das war zu verstehen. Denn schließlich trug er die Verantwortung für das gestohlene Dynamit, und das war sicher keine spaßhafte Angelegenheit.

»Wenn Sie Ihren Sergeanten suchen«, fuhr Crean fort, »dann finden Sie ihn dort im Magazin.« Er zeigte auf eine kleine Holzhütte, die etwa fünfzig Meter entfernt lag.

»Danke«, sagte Hunter. »Um welche Zeit wurde der Einbruch entdeckt, Mr. Crean?«

»Heute Morgen um sieben, als wir anfingen.«

»Wer entdeckte es?«

»Ich selbst.«

»Arbeiten Sie auch über das Wochenende?«

»Nein, Sir. Wir machen freitags um fünf Uhr Feierabend.«

»Hatten Sie da die Sprengkörper gezählt?«

»Wir zählen sie jeden Abend und jeden Morgen nach.«

»Aber nicht am Samstag und Sonntag, wie?«

»Nein, Sir.«

»Warum nicht?«

»Das Magazin ist immer gut verschlossen, und außerdem sind ständig zwei Wächter hier, Tag und Nacht.«

»Haben die beiden den Schlüssel zum Magazin?«

»Nein, Sir. Aber, zum Teufel noch mal, Sie haben recht. Ich hätte mehr auf dem Damm sein sollen. Jeden Samstag und Sonntag hätte ich …«

»All right«, unterbrach Hunter. »Wir machen Ihnen keinen Vorwurf. Wie arbeiten die zwei Wächter?«

»Sie wechseln alle zwölf Stunden. Einer ist in der Nacht hier und einer am Tag.«

»Fehlen noch andere Dinge aus Ihrem Magazin?«

»Nein, Sir.«

»Ich würde gern mal mit den beiden Wächtern sprechen. Mr. Crean.«

»Sie sind hier irgendwo in der Nähe. Ich werde sie holen.«

»Moment noch!« Hunter hielt den Ingenieur am Arm fest. »Wer weiß außer Ihnen noch von dem gestohlenen Dynamit?«

»Nun – die beiden Wächter natürlich und etwa ein halbes Dutzend von meinen Arbeitern.«

»Und jetzt wissen es alle, hm?«

»Das ließ sich wohl kaum vermeiden.«

»Hören Sie gut zu, Mr. Crean. Schärfen Sie Ihren Männern ein, dass kein Wort über diesen Diebstahl geredet werden darf. Die Sache muss geheim bleiben, verstanden? Ich habe meine ganz bestimmten Gründe dafür.«

»Was für Gründe?«, fragte Crean erstaunt.

»Das geht Sie nichts an. Jedenfalls mache ich Sie dafür verantwortlich, wenn etwas durchsickern sollte und die Öffentlichkeit davon erfährt.«

»Diese Verantwortlichkeit lehne ich ab, Sir. Ich kann meinen Männern nicht den Mund verbieten.«

»Aber Sie können ihnen verbieten, nach Orleans hineinzufahren. Zumindest heute Abend.«

»Das gibt Meuterei.«

»Darauf müssen wir es ankommen lassen. Wann machen Sie heute Schluss?«

»Um fünf.«

»Ich werde ein paar Cops herschicken, damit die Leute in ihrer Baracke bleiben«, entschied Hunter. »Und nun holen Sie die beiden Wächter.«

»Ich gehe mit«, sagte Dickson. »Ich will mich mal hier ein bisschen umsehen.«

Hunter blickte den beiden nach, während sie die in der Entstehung begriffene Straße hinunter trabten. Dickson würde nichts entgehen, das wusste Hunter. Nicht, dass dieser mittelalterliche Leutnant etwa ein brillanter, spritziger Cop gewesen wäre. Im Gegenteil, Dickson arbeitete langsam und mühselig. Er war ein Mann der alten Schule, ein Arbeitstier mit einem eingefleischten Pflichtbewusstsein und von außergewöhnlicher Hartnäckigkeit. Ein geduldiger Fragensteller, der sein Opfer stundenlang auspresste, indem er immer und immer wieder dasselbe fragte, ohne jemals dabei zu ermüden. Ein Lügendetektor sei menschlicher als er, hatte mal jemand von ihm behauptet.

Die Tür des isoliert stehenden Magazins mit der roten Bemalung daran: ›DANGER- KEEP OUT‹ war offen. Hunter trat ein und sah eine große Kiste, gefüllt mit etwa acht Zoll langen und ein Zoll dicken grauschwarzen Stäben, die in braunes Ölpapier eingewickelt waren. Über die Kiste gebeugt und überall feinen weißen Puder herumstreuend, stand ein junger, breitschultriger Mann in grauen Hosen und weißem Hemd, dessen Ärmel bis über die Ellbogen aufgerollt waren. Sergeant Harland drehte sich um, sah Hunter und verzog seine gesunde rötliche Visage zu einem freundlichen Grinsen.

»Hallo, Inspektor«, sagte er. »Nach der Urlaubsliste ist das Ihr zweites Ich, das hier herumstreunt. Oder sind Sie es selbst?«

Hunter lächelte. Dieser Billy Harland war schnell hochgekommen. Erst vierundzwanzig und schon technischer Sergeant! Aber er hatte eine Hochschulbildung hinter sich und einen scharfen, beweglichen Geist. Außerdem war er ehrgeizig und beliebt.

»Well«, fuhr Harland fort und klopfte sich einen weißen Puderfleck von der Hose. »Jemand hat also über das Wochenende hier eingebrochen und acht Stangen Dynamit und vier Zünder geklaut. Und das alles zusammen gibt ein leckeres Feuerwerk.«

»Irgendwelche Spuren gefunden, Billy?« Harland nickte. »Die Tür war mit einem dicken Vorlegeschloss gesichert. Es wurde durchgefeilt. Ebenso das hier an der Kiste.«

»Das sind keine Spuren, Billy. Das ist allenfalls ein Tatbestand.«

»Dessen bin ich mir wohl bewusst, Sir«, erwiderte der geschmeidige Harland nicht ohne Vorwurf in der Stimme. »Aber ich glaubte bisher, dass man erst einen Tatbestand haben muss, bevor man auf Spuren …«

»Schon gut, Billy«, lachte Hunter. »Ich weiß, dass Sie nicht umzulegen sind. Trotzdem möchte ich etwas über Spuren erfahren. Den Tatbestand sehe ich selbst.«

»Ausgeblasene alte Eier, Inspektor. Man kann nicht mehr feststellen, ob sie erst gestern gelegt sind, oder schon vor vier Wochen.«

»Und draußen?«

»Nichts zu finden, Sir. Nur Dutzende von Fußstapfen. Die ganze Belegschaft scheint da herumgetrampelt zu haben, um die verlorenen Schäfchen zu suchen.« Harland zuckte mutlos die Schultern. »Aber das ist ja gewöhnlich so. Kein Mensch denkt jemals daran, uns ein paar nette kleine Finger- oder Fußabdrücke übrig zu lassen, aus denen man was entnehmen könnte.«

Hunter wandte sich ab und trat wieder in die warme Septembersonne hinaus. »Haben Sie drüben unter dem Gebüsch nachgesehen?«

»Gleich zuerst«, antwortete Harland. »Ein paar geknickte Zweige und zerstampftes Gras. Als ob jemand sich dort verborgen hätte, um zu beobachten. Weiter hinten ist ein schmutziger alter Weg. Reifenabdrücke, aber schlecht zu erkennen. Ich will später noch mal hinschauen.«

»Waren die Cops von Orleans schon hier?«

»Sicher. Sie sagten, einige Leute dort hätten zwei Fremde in einem blauen Buick erspäht. Sie sagten tatsächlich: ›erspäht‹, Inspektor. Wie Indianer auf der Fährte eines Bleichgesichts. Am Samstagnachmittag soll das gewesen sein. Zwei Mann in einem blauen Buick mit einer New Yorker Nummer. Sie wären ein paarmal durch die Stadt gefahren, aber niemand hat weiter darauf geachtet, bis es ihnen heute Morgen wieder einfiel, als sie von dem Einbruch hier hörten.«

›Großer Gott!‹, dachte Hunter. ›Wenn der Dynamitraub schon Tagesgespräch in Orleans ist, dann wäre es natürlich sinnlos, irgendwelche Geheimhaltungsmaßregeln zu treffen.‹ Er musste den bemitleidenswerten Mr. Crean von seiner Verantwortung wieder entbinden.

»Hat man in Orleans etwas unternommen?«, fragte er weiter.

»Sämtliche Polizeiposten auf Cape Cod sind informiert worden, indem man ihnen eine Beschreibung des Wagens gegeben hat. Also eines Wagens, der in Millionen und aber Millionen Exemplaren in den Staaten existiert. Was wird dabei herauskommen? Nichts.«

Durch den tiefen Sand stapfte Leutnant Dickson auf die beiden zu, mit kurzen, tapferen Schritten, vor Anstrengung schwitzend und mit seinem unvermeidlichen Notizbuch in der Hand, in das er gewissenhaft sämtliche kleinen Trivialitäten eintrug, wenn er sie nur irgendwie in einen lockeren Zusammenhang mit dem Geschehen bringen konnte.

»Hey, Billy!«, begrüßte er Harland mit einem teilnahmslosen Kopfnicken, um sich dann an Hunter zu wenden. »Crean wartet am Schuppen mit den beiden Wächtern.«

»Sie sehen nicht sehr glücklich aus, Leutnant«, grinste Harland.

»Das ist mein Bezirk hier«, erwiderte Dickson düster. »Jeden Augenblick glauben meine Ohren eine Explosion zu hören, und das stimmt einen nicht fröhlich, Billy. Haben Sie schon eine Idee, wer es gewesen sein könnte?«

»Nicht die geringste«, sagte Harland und sah Inspektor Hunter an. »Was halten Sie von der Geschichte?«

»Eine ziemlich eindeutige Sache in Verbindung mit dem Anruf beim ›Observer‹«, meinte Hunter. »Man kann zunächst nichts weiter tun, als ganz Cape Cod zu alarmieren.«

Am Bauschuppen drüben an der Straße erschien Crean in Begleitung zweier wetterharter Männer. Hunter und Dickson gingen hinüber.

Finney, der Tageswächter, hatte nichts auszusagen, was irgendwie von Belang war. Andy der Nachtwächter war keine Offenbarung. Er hatte am Sonntagabend, als er seinen Dienst antrat, die Vorlegeschlösser am Magazin und am Schuppen in Ordnung befunden, keinen Menschen gesehen und in der Nacht seine vorgeschriebenen Runden gemacht, und zwar mit einer großen Handlampe bewaffnet, so, dass seine Annäherung an das Magazin und sein Weggehen schon von weitem beobachtet werden konnten. Aber die stündlichen Runden waren Vorschrift und die Lampe auch. Dem Mann war also kein Vorwurf daraus zu machen, wenn jemand während seiner Abwesenheit in aller Ruhe das Vorlegeschloss des Magazins durchfeilte.

Hunter und Dickson kehrten zu ihrem Wagen zurück und hörten in dem Moment, als sie die Tür öffneten, das schnelle und aufgeregte Tüt-tüt-tüt des Funksprechgeräts. Dickson nahm den Hörer ab und meldete sich. Der Posten in Yarmouth gab bekannt, dass eben ein Anruf vom ›Observer‹ eingegangen wäre. Der unbekannte und die Einsamkeit liebende Lokalpatriot hätte eben mitgeteilt, dass er seine Bomben fertiggestellt und gelegt hätte.

»Merkwürdig«, meinte Hunter. »Ich kann mir nicht helfen, Mike, aber irgendetwas stimmt bei der Geschichte nicht. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand, der ein Bombenattentat beabsichtigt, das vorher noch großartig ankündigt. Was, zum Teufel, mag dahinterstecken?«

 

 

3. Kapitel

 

Sie kamen nach South Yarmouth, passierten den Drugstore an der Ecke, das Schnittwarengeschäft und die Eisenhandlung und fanden einen Parkplatz vor dem kleinen Postamt. Daneben stand ein einstöckiges, engbrüstiges Gebäude aus grauen Ziegelsteinen mit weißen Fensterrahmen und einem flachen Dach. Ein schwarzes Glasschild mit goldenen Lettern besagte, dass der ›Yarmouth Observer‹ Tagesblatt für das südliche Kap, hier sein Domizil hatte.

Im Büro herrschte eine unbeschreibliche Unordnung. Vorn am Fenster stand ein alter Schreibtisch mit einer Rolljalousie und daneben ein grauhaariger Mann mit schmalen Schultern, in einem ehemals weißen Leinenjackett, das mit zahlreichen Tintenflecken gemustert war. Ein etwa Sechzigjähriger in einer marineblauen Polizeiuniform mit goldenen Abzeichen unterhielt sich mit ihm.

»Hallo, Larrabee«, rief Dickson, während er mit Hunter das Zimmer betrat. »Hier ist Detektiv-Inspektor Hunter aus Boston.«

Der Mann im Leinenjackett streckte seine weiße, blaugeäderte Hand aus. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck krankhafter Furcht. »Kennen Sie Chef Kerfield?«, fragte er.

»Hey, Toby«, lächelte Hunter. »Wir haben uns lange nicht gesehen, was?«

»Sie kommen nicht sehr oft in diese Gegend hier, Stan«, erwiderte Kerfield, während, er seine Rechte auf Hunters Schulter legte.

»Sicher nicht so oft, wie ich möchte. Aber natürlich würde ich lieber zu meinem Vergnügen herkommen.«

»Vergnügen«, lachte Kerfield kurz auf. »Das ist das, was wir hier organisieren wollen. Los, Alf«, wandte er sich an Larrabee. »Erzähle ihnen, was passiert ist.« Mr. Larrabee rang bekümmert die Hände. »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Möchten Sie erst hören, was der Mann am letzten Freitag gesagt hat?«

»Ich glaube, der Anruf von heute ist wichtiger«, sagte Hunter.

»Er kam vor etwa einer dreiviertel Stunde«, erwiderte Larrabee, nervös mit dem Kopf wackelnd. »Eine Männerstimme sagte: ›Erinnern Sie sich? Ich rief Sie am Freitag an. Ich habe meine Bombe jetzt fertig.‹ Und ich sagte: ›Moment! Wer ist am Apparat?‹ Und der Mann sagte: ›Das ist unwichtig. Ich habe versprochen, den Unfug hier auf Cape Cod zu stoppen, und ich werde Sie nochmals anrufen, wenn ich die Dinger gelegt habe.‹ Ich fragte, wann das sein würde, und er antwortete: ›Irgendwann zwischen jetzt und den nächsten vierundzwanzig Stunden.‹ Und dann hängte er ein.«

»War es die gleiche Stimme wie am Freitag?«

»Sicher. Eine normale, etwas bedächtige Stimme. Aber möglicherweise verstellt.«

»Sie haben die Stimme vorher nie gehört in Ihrem Leben?«

»Ich grübele ununterbrochen darüber nach, aber ich kann mich nicht erinnern.«

»Warum, glauben Sie, hat der Mann ausgerechnet Sie angerufen?«

»Vielleicht hat er einen ganz besonderen Zorn auf mich?«

»Aus welchem Grund?«

»Weil ich mich hier sehr energisch für den Fortschritt einsetze in meiner Zeitung«, erklärte Larrabee lebhaft. »Für den Fortschritt und für den Fremdenverkehr. Aber es gibt eben ein paar Ruheständige hier, ein paar von den ›Oldtimers‹, die nichts davon wissen wollen und nur darauf versessen sind, in Ruhe fischen und jagen zu können.

---ENDE DER LESEPROBE---