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Ein bekannter Londoner Redakteur wird in seiner Wohnung tot aufgefunden. Scotland Yard steht vor einem Rätsel, denn die Kollegen der ›New Post‹ glauben weder an einem natürlichen Tod noch an einem Selbstmord ihres Redakteurs. Mithilfe des pensionierten Inspektors John Paeper versucht Scotland Yard, den Fall zu lösen. Im Laufe der Ermittlungen kommen immer mehr Personen in Verdacht, die alle ein Motiv haben, den Redakteur zu töten. Mit seiner Erfahrung und viel Cleverness schließt Paeper einen Verdächtigen nach dem anderen aus und präsentiert die Lösung.
War es nun Selbstmord oder doch Mord …?
Ein Roman in der Tradition klassischer ›Whodunit‹-Krimis!
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Jonas Pickham
Ein tödliches
Schreiben
Ein Fall für Scotland Yard
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Steve Mayer, 2023
Korrektorat: Ilka Richter
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Ein tödliches Schreiben
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
Weitere klassische Kriminal-Romane von Jonas Pickham sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung
Ein bekannter Londoner Redakteur wird in seiner Wohnung tot aufgefunden. Scotland Yard steht vor einem Rätsel, denn die Kollegen der ›New Post‹ glauben weder an einem natürlichen Tod noch an einem Selbstmord ihres Redakteurs. Mithilfe des pensionierten Inspektors John Paeper versucht Scotland Yard, den Fall zu lösen. Im Laufe der Ermittlungen kommen immer mehr Personen in Verdacht, die alle ein Motiv haben, den Redakteur zu töten. Mit seiner Erfahrung und viel Cleverness schließt Paeper einen Verdächtigen nach dem anderen aus und präsentiert die Lösung.
War es nun Selbstmord oder doch Mord …?
Ein Roman in der Tradition klassischer Whodunit Krimis!
***
Zwei Drittel seiner Zeit verbrachte Robert Edgar Ridge in einem der lärmenden Gebäude der Fleet-Street. Wie stets, verkündete ihm auch heute das Stampfen der Rotation, welches die Mauern vibrieren ließ, den Andruck und somit den Arbeitsschluss. Allerdings war damit für gewöhnlich nicht nur ein Tag, sondern auch die halbe Nacht vorbei. Die ›New Post‹ war nämlich eine Morgenzeitung und Robert E. Ridge einer ihrer fähigsten Redakteure. Er war ein kerngesunder, hagerer Mann von vielleicht dreißig Jahren, mit leicht vorgebeugter Haltung, die jedoch keineswegs Unsportlichkeit verriet.
Dieser Tag hatte einen besonders turbulenten Verlauf genommen. Die Weltdiplomatie schien verabredungsgemäß gleichzeitig aktiv geworden zu sein.
Robert E. Ridge riss sich jetzt den grünen Schutzschirm vom Kopf, zog das Jackett von der Stuhllehne und ergriff die Flucht. Er hatte heute einige hundert Meter Druckfahnen, Fernschreiben und Telegramme gelesen. Dutzende Telefongespräche geführt und einen Kommentar diktiert.
Mr. Robert E. Ridge war fertig – wohl nicht ganz mit seiner Arbeit, dafür aber mit den Nerven!
Der ›Chef vom Dienst‹ rang die Hände, was Ridge jedoch genauso wenig zu berühren schien wie das zweifelhafte Glück jenes australischen Familienvaters, dessen Frau an diesem Tag Fünflinge zur Welt gebracht hatte.
Zwei Minuten später saß der Redakteur hinter dem Lenkrad seines Wagens und jagte seiner Wohnung entgegen. Der Villenvorort, den er in einer guten halben Stunde erreichte, lag im ersten Morgendämmern, als Ridge mit einem gequälten Bremslaut vor seinem Häuschen hielt.
Er kletterte aus dem Wagen, verschloss ihn – nicht um einen Diebstahl zu verhindern, sondern lediglich um den Vorschriften der Versicherung nachzukommen, und stolperte die wenigen Stufen zum Eingang hinauf.
Da er Junggeselle geblieben war, wusste er sich von niemand erwartet. Mr. Ridge trat ein, schloss die Tür, machte Licht und bückte sich. Auf dem Fußboden lag ein großer, offener Briefumschlag. Er hob ihn mit der leidvollen Miene eines Menschen auf, der um den Inhalt weiß, aber nicht umhinkam, einen Freundschaftsdienst zu erfüllen.
Robert E. Ridge ließ das Licht in der kleinen Diele brennen, betrat sein Arbeitszimmer, ging zum Schreibtisch und drehte die Lampe an. Dann ließ er sich aufstöhnend in einen Sessel fallen, entnahm dem Umschlag mehrere maschinenbeschriebene Bogen und begann routiniert zu lesen.
Schließlich warf er einige Zeilen auf einen Zettel, steckte diesen mit den Bogen in den Umschlag, feuchtete ihn an und schloss ihn mit einem Druck der Handkante. Danach eilte Ridge aus dem Hause und warf den Brief in den nächsten Postkasten.
Langsam kehrte er zurück, versperrte die Tür, drehte das Licht aus und legte sich müde aufs Bett.
Und damit begann einer der rätselhaftesten Kriminalfälle in der Geschichte Scotland Yards!
*
Seitdem John Paeper seine junge Nichte das Frühstück ans Bett brachte, und nicht die Haushälterin Mrs. Simons, aß der Ex-Inspektor mit weit besserem Appetit. In einem altväterlichen Nachthemd saß er, in aufgetürmte Kissen gestützt, in seinem Bett und blinzelte über den hängenden Kneifer hinweg vergnügt auf das junge Mädchen an seiner Seite, das, in einem Schaukelstuhl wippend, eine Zeitung las.
John Paepers zerknittertes Gesicht schien stets zu lächeln und sein Geschmack dort stehengeblieben zu. sein, wo sich die Geliebte seiner ersten Jugend für einen anderen entschied.
Miss Daisy Porter, seine Nichte aus Kanada, die bei ihm weilte, um in London Journalistin zu werden, senkte das Blatt, warf einen vorwurfsvoll strafenden Blick auf den grellbunten Kriminalschmöker neben Paepers Frühstückstablett und meinte mit gerunzelten Brauen:
»Ich kann nicht verstehen, Onkel John, weshalb du noch Kriminalromane liest, wenn so viel rätselhafte und aufregende Dinge geschehen.« Sie warf den Kopf mit dem roten Haarschopf zurück und schaute ihren Onkel herausfordernd an.
Der Ex-Inspektor meinte ernsthaft: »Weil das Leben viel zu unlogische Geschichten schreibt.«
Daisy lachte hellauf. »Aber es passieren doch die aufregendsten Dinge! Soviel Fantasie hat gar kein Dichter! Zum Beispiel der Tod dieses Robert E. Ridges, von dem die Zeitung schreibt! Ein gesunder Mann im besten Alter legt sich aufs Bett und stirbt.«
»Kriminalromane bereiten mir viel Vergnügen, allein schon deshalb, weil ich mich ohne eigene Mühsal der Lösung entgegenlese«, erwiderte er. »Aber wer ist dieser Robert Ridge?«
»Ein Redakteur«, antwortete sie eifrig. »Einer von den ganz großen, an die man nie herankommt, wenn man keine Beziehungen hat.«
»Und weil er gestorben ist, macht man so viel Wesen?«, staunte der Ex-Inspektor.
»Nicht weil, vielmehr wie er gestorben ist«, belehrte sie ihren Onkel. »Er wurde nämlich vergiftet, schreibt die ›New Post‹, da sie einen Selbstmord für ausgeschlossen hält. Man schreibt, Scotland Yard stände vor einem Rätsel.«
Ein Schatten überflog das Gesicht des Ex-Inspektors.
»Dann ist McCorney nicht weit«, meinte er bekümmert.
Und wie zur Bekräftigung seiner Worte läutete das Telefon auf dem Nachttisch. Paeper griff mit säuerlichem Gesichtsausdruck zum Hörer und meldete sich ungehalten.
»Inspektor McCorney!«, tönte es ihm dröhnend entgegen. »Liegen Sie noch im Bett?«
»Ich frühstücke«, knurrte Paeper.
»Fein. Dann können Sie in einer halben Stunde im Yard sein«, stellte der Inspektor erfreut fest.
»Unmöglich!«, widersprach Paeper. »Ich frühstücke Im Bett! Außerdem bin ich pensioniert, was Sie stets zu vergessen scheinen.«
»Es handelt sich vermutlich um Mord!« McCorneys Stimme klang grimmig. »Alles deutet zwar auf einen Selbstmord hin, nur fehlt das Motiv. Aber die Presse-Meute schreit nach einem Mörder! – Wann sind Sie hier?«
»Schicken Sie mir einen Wagen, wenn Ihnen mein Erscheinen so viel wert Ist. Aber erst in einer Stunde. Dann hat der Täter einen größeren Vorsprung«, schlug der Ex-Inspektor sarkastisch vor.
»Am liebsten würde ich ihn laufen lassen«, knurrte der Inspektor bissig, der die Presse nicht riechen konnte.
»Und wenn auch der Mörder ein Journalist ist?«, gab Paeper zu bedenken.
»Verdammt. Sie haben recht«, kam es hoffnungsvoll zurück. »Dann wären es immerhin schon zwei, die wir vom Halse hätten.«
»Sehen Sie, alter Junge, jedes Ding hat auch seine guten Seiten – aber natürlich kein Mord«, schwächte Paeper ab, dem McCorneys grimmiger Humor diesmal zu weit ging. Er legte auf und massierte sich die Nase. Dabei bemerkte er, wie ihn seine Nichte erwartungsvoll anschaute. »Ich fürchte, nun werde ich vorläufig nicht mehr zum Weiterlesen kommen«, meinte er bekümmert. »Und dabei bin ich doch so gespannt auf die Auflösung.«
»Handelt es sich um Robert Ridge?«, wollte Daisy wissen.
Er nickte geistesabwesend.
»Ein Redakteur hat viele Feinde«, meinte Paeper sachlich.
*
Normalerweise wäre der Tod Robert Ridges gar nicht so früh entdeckt worden,
aber Downing Street hatte plötzlich eine Pressekonferenz angesagt, und so sah sich Ralf Norton als ›Chef vom Dienst‹ gezwungen, Robert Ridge in aller Frühe anzurufen. Er tat es gewiss nicht gern, denn Ridge konnte sehr unangenehm werden, wenn man ihn aus dem Schlaf riss.
Ralf Norton strich sich über die kurze Haarbürste, die seinen kantigen Schädel bedeckte, während er den Hörer zwei Fingerbreit vom Ohr abhielt, und machte dabei keineswegs einen zufriedenen Eindruck,
Miss Jenny Eastpond, die attraktive Reporterin der ›New Post‹, sah ihm gespannt zu. Sie befanden sich in Nortons Arbeitszimmer in der Redaktion. Der Anruf erfolgte kurz vor der zweiten Ausgabe, Robert E. Ridge meldete sich nicht!
Jenny Eastpond setzte sich auf die Sessellehne und schlug die Beine übereinander.
Norton starrte gedankenverloren auf die wohlgeformten Waden und trommelte plötzlich ungeduldig auf den überladenen Schreibtisch.
»Er schläft wie ein Toter«, stellte er dabei fest.
»Vielleicht ist er nicht zu Hause?«, gab die Reporterin zu bedenken.
Norton zeigte ein mitleidiges Lächeln und erwiderte kopfschüttelnd: »Wo sollte er sonst sein? Es war wieder einmal spät geworden.«
»Vielleicht hat er eine Freundin?« Es sollte harmlos klingen, aber es schwang etwas in Jenny Eastponds Stimme mit, das ihre Erregung verriet.
Ralf Norton lachte grimmig auf. Er machte dabei eine wegwerfende Handbewegung, als wollte er die Vermutung der Reporterin als absurd wegwischen.
»Robert kennt nur die Zeitung und das Bett!«, knurrte er und knallte den Hörer In die Gabel. »Er ist stur. Er meldet sich einfach nicht!«
»Das glaube ich nicht«, meinte Jenny Eastpond entschlossen. »Wenn er im Hause wäre, hätte er sich gemeldet.«
»Wir werden Stewart Cherman zur Downing Street schicken«, erklärte Norton und wollte erneut nach dem Telefon greifen, aber das Mädchen hielt ihn zurück.
»Mein Wagen steht unten! Ich werde zu Robert hinausfahren!«
Mit diesen Worten griff sie nach der Handtasche und verließ das Zimmer.
»Ruf mich an, wenn du ihn erwischt hast!«, rief Norton der Reporterin nach.
In einer Nebenstraße parkte ihr Sportwagen. Miss Eastpond stieg ein, legte die Tasche neben sich auf dem Sitz und startete. Sie brauchte weniger als eine halbe Stunde, bis sie vor Ridges Einfamilienhaus hielt. Während sie aus dem Wagen kletterte, warf sie einen prüfenden Blick auf das kleine Gebäude, das von drei Seiten von einem Garten umgeben war. Sie stieg die wenigen Stufen zum Eingang hinauf und läutete. Jenny Eastpond konnte die Flurglocke deutlich anschlagen hören.
Sämtliche Fenster sind verschlossen, stellte sie fest. Und das im Sommer. Wenigstens die Aufwartung müsste eigentlich um diese Stunde im Hause sein.
Kurz entschlossen stieg sie die Stufen wieder herab, ging am Hause entlang, dem sich ein niedriger Zaun und eine halbhohe Hecke anschloss, und suchte nach einem Zugang zum Garten. Schließlich entdeckte sie eine kleine Pforte. Aber sie war verschlossen.
Jenny Eastpond schaute sich forschend um. Die Straße war leer. Kurz entschlossen zog sie den Rock hoch und kletterte über die Pforte. Auf der anderen Seite landete sie auf einem Kiesweg, der zwischen Büschen und Obstbäumen direkt auf eine kleine Terrasse zuführte.
Aber auch hier war die bunte Glastür versperrt. Miss Eastpond stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte durch einen Gardinenspalt ins Innere.
Was sie sah, nahm ihr den Atem!
Robert E. Ridge lag in seltsam gekrümmter Körperhaltung, mit grässlich verzerrten Gesichtszügen, auf dem Teppich. Seine ausgebreiteten Arme schienen sich mit den Fingern in den Boden krallen zu wollen. Er trug einen Pyjama, der am Halse, bis hinab zur Brust, aufgerissen war. Die Füße waren nackt, die erstarrten Augen weit aufgerissen. Der Mund war – wie zu einem Schrei – halb geöffnet.
Robert E. Ridge war tot. Das sah Jenny Eastpond mit einem Blick des Grauens!
*
Es verstrichen nahezu fünf Minuten, bis es Miss Eastpond gelang, sich aus der Erstarrung zu lösen.
Sie hatte die Schritte, die sich auf dem Kiesweg knirschend näherten, nicht vernommen, sondern starrte wie gebannt durch die Scheiben.
»He! Was machen Sie hier?«, vernahm sie plötzlich eine drohende Männerstimme.
Miss Eastpond fuhr erschrocken herum und starrte auf einen grauhaarigen Alten mit einer Farmerhose und einem breitrandigen Strohhut. Er hatte ein wettergebräuntes, zerfurchtes Gesicht, in dem zwei kleine wasserblaue Augen funkelten.
»Ich … ich wollte zu Robert … zu Mr. Ridge«, stammelte sie verwirrt.
»Hm«, knurrte der Mann zweifelnd. »Und da benutzen Sie nicht den üblichen Eingang, sondern klettern über den Zaun?«
»Es öffnete niemand«, verteidigte sie sich kläglich.
»Kein Grund hier einzudringen. Wer sind Sie überhaupt?«
»Miss Eastpond von der ›New Post‹, eine Kollegin von Mr. Ridge«, erwiderte sie bereits gefasster. Dabei zog sie einen Ausweis aus der Tasche ihres Kostümrockes und reichte ihn hinüber. Er warf einen flüchtigen Blick darauf und gab ihn zurück. Seine Miene war bereits freundlicher geworden, als er sagte: »Ich bin der Gärtner hier. Mein Name ist Bruce Miller. Meine Frau hält für Mr. Ridge das Haus in Ordnung. Aber sie kommt erst später, da Mr. Ridge in der Regel länger schläft und nicht gestört werden will.« Er kratzte sich den Graukopf.
»Erstaunlich, dass er heute bereits das Haus verlassen hat.«
»Ridge ist zu Hause«, sagte sie matt. Sie hob den rechten Arm und ließ ihn wieder kraftlos sinken. »Aber er ist tot«, würgte sie hervor.
Miller schien sie im ersten Augenblick nicht verstanden zu haben. Er blickte sie verständnislos an, dann meinte er ungläubig: »Das ist doch unmöglich! Er war ein gesunder Mann im besten Alter.«
Sie wehrte ungeduldig ab.
»Haben Sie einen Schlüssel zum Haus?«
»Nein, nur meine Frau. Aber sie muss gleich kommen.« Er unterbrach sich und erschrak. »Kommen Sie!«, rief er und wandte sich zum Gehen. »Wenn sie eintritt und ihn findet, geschieht womöglich ein zweites Unglück«, erklärte er über die Schulter, während sie ihm folgte.
Sie eilten durch die Pforte auf die Straße hinaus. An der Ecke stießen sie auf Mrs. Miller. Sie war eine kleine Frau mit einem verkniffenen Gesicht und verarbeiteten Händen.
»Gib mir die Schlüssel«, gebot Bruce ohne Begrüßung. »Und geh nach Hause, Mr. Ridge braucht dich heute nicht.«
»Wieso?«, fragte sie erstaunt und schaute unentschlossen auf ihren Mann, anschließend auf Miss Eastpond.
»Nun, geh schon!«, drängte er ungehalten. »Ich erkläre es dir später.« Dann nahm er ihr die Schlüssel ab, die sie bereits in der Hand hielt. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, steuerte er auf den Eingang zu.
Miss Eastpond grüßte mit einem freundlichen Kopfnicken und eilte ihm nach.
Mrs. Miller schaute ihnen ratlos nach. Dann wandte sie sich zögernd um und schritt die Straße hinab.
Inzwischen hatten Miss Eastpond und der Gärtner das Haus betreten.
Sie fanden die Leiche Ridges neben der geöffneten Schlafzimmertür auf dem Teppich des Wohnraums. Offenbar hatte er versucht, das auf dem Schreibtisch stehende Telefon zu erreichen. Im Schlafzimmer brannte noch die Nachttischlampe. Das Bett machte einen zerwühlten Eindruck. Die Kleider des Toten jedoch hingen sorgfältig über einem Stuhl. Sämtliche Fenster waren fest verschlossen.
Miss Eastpond riss sich gewaltsam zusammen.
»Wir werden Scotland Yard anrufen müssen«, meinte sie entschlossen. Auf den Gedanken, einen Arzt zu holen, war sie erst gar nicht gekommen.
Bruce nickte düster. Mit einem scheuen Blick streifte er nochmals den Toten.
»Wir dürfen nichts berühren«, murmelte er dabei.
Das Mädchen nickte und trat zum Telefon. Ihre Hand zitterte leicht, als sie die Nummer wählte. Sie ließ sich mit dem Morddezernat verbinden.
Dinsley nahm ihre Meldung entgegen.
»Warten Sie, bis wir kommen«, befahl der Sergeant.
Dann wählte sie die Nummer der Redaktion.
»Hier ist Jenny«, sprach sie in den Apparat, als sich Ralf Norton gemeldet hatte. »Du wirst doch Stewart nach Downing Street schicken müssen, denn Robert Ridge ist tot!«
Norton schien fassungslos. Er wollte nähere Einzelheiten wissen, aber Miss Eastpond hörte gar nicht hin. Sie hatte bereits aufgelegt.
Der Tod Ridges ging ihr offensichtlich sehr nahe. Sie fuhr sich mit einer unsicheren Handbewegung über die Stirn, als wollte sie alle sorgenvollen Gedanken wegwischen. Dann wandte sie sich um.
Der Gärtner Bruce war verschwunden!
»Das einzig Erfreuliche an Ihnen ist Ihre Nichte«, begrüßte Inspektor McCorney seinen ehemaligen Kollegen im Amtszimmer von Scotland Yard.