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… Krimis aus der Goldenen Ära – Krimis aus dem 20. Jahrhundert.
Der ziemlich rüpelhafte und vorlaute Londoner Detektiv Raymond Trueman wird von dem amerikanischen Verleger Udoni gebeten, in Amerika den recht seltsamen Tod des bekannten Kriminalautors Sinclair Benz aufzuklären. Im Laufe der Ermittlungen stellt Trueman die wildesten Theorien auf, doch keine führt zu den gewünschten Ergebnissen.
War es nun ein Unfall, wie alle, die mit dem Fall zu tun haben, behaupten, oder sind Charles Udonis Zweifel doch berechtigt?
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Jonas Pickham
Unfall oder
kein Unfall
Ein klassischer Kriminalroman
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © Steve Mayer mit Bärenklau Exklusiv, 2023
Korrektorat: Ilka Richter
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Unfall oder kein Unfall
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
Weitere klassische Kriminal-Romane von Jonas Pickham sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung
… Krimis aus der Goldenen Ära – Krimis aus dem 20. Jahrhundert.
Der ziemlich rüpelhafte und vorlaute Londoner Detektiv Raymond Trueman wird von dem amerikanischen Verleger Udoni gebeten, in Amerika den recht seltsamen Tod des bekannten Kriminalautors Sinclair Benz aufzuklären. Im Laufe der Ermittlungen stellt Trueman die wildesten Theorien auf, doch keine führt zu den gewünschten Ergebnissen.
War es nun ein Unfall, wie alle, die mit dem Fall zu tun haben, behaupten, oder sind Charles Udonis Zweifel doch berechtigt?
***
Der Besucher hatte seine Ausführungen beendet und schaute nun erwartungsvoll auf sein Gegenüber, den Privatdetektiv Raymond Trueman, einen schlaksigen jungen Mann, der ganz offensichtlich schlechter Laune war.
Eine peinliche Stille lag im Raum.
Der Besucher, ein eleganter, mittelgroßer Herr mit grauen Schläfen und ausgesprochen intelligenten Gesichtszügen, hielt es für ratsam, das Schweigen zu beenden und räusperte sich.
»Mr. Trueman«, sagte er, »ich bin extra von New York zu Ihnen nach London herübergekommen, weil ich dachte, dass Sie mir helfen könnten. Ihre Aufklärung des ›Charles-Nessicot-Falles‹ füllte auch in New York am Broadway die Zeitungen mit Schlagzeilen.«
Raymond Trueman machte eine abwehrende Handbewegung, dann sagte er mit seiner harten und ein wenig rauen Stimme: »Mir liegt nichts an Ovationen. Ruhm stört das Privatleben. Kaum ist man berühmt, so glauben alle Leute, man wäre allein dadurch verpflichtet, sich anständig aufzuführen.«
Der alte Herr lächelte. »Mr. Trueman, Ihre Tüchtigkeit und Ihre Bescheidenheit sind sprichwörtlich. Die Presse berichtet, dass Sie auch in bestimmten Fällen aus reinem Idealismus ohne jegliche Bezahlung …«
»Haben Sie in einer Zeitung schon mal einen Wetterbericht gelesen, der gestimmt hat, Mr. Udoni?
Ich will Sie nicht anlügen. Ich habe mitunter armen Teufeln, die mir nichts zahlen konnten, geholfen, zu ihrem Recht zu kommen. Das ist richtig. Aber ich tat’s nicht aus Idealismus, Mr. Udoni! Ich tat’s zum Training – verstehen Sie? Nichts weiter. Ich bin ein Mensch der heutigen jungen Generation. Ich werde sofort misstrauisch, wenn ich nur das Wort Idealismus höre.«
Raymond Trueman machte eine Pause, um sich ebenso temperament- wie geräuschvoll die Nase zu putzen. Dann fuhr er fort: »Also nun reden wir mal von Ihrem Anliegen, Mr. Udoni! Sie haben mir erzählt, dass Sie in New York einen Verlag besitzen, der sich vornehmlich mit der Herausgabe von Kriminalliteratur befasst.«
»Nicht vornehmlich, sondern ausschließlich«, erläuterte Mr. Udoni. »Ich bringe jede Woche einen neuen Kriminalroman heraus.«
»Na schön«, meinte Raymond Trueman, »hoffentlich verdienen Sie damit auch genug. Nun ist also folgendes passiert: Vor sechs Wochen ist Ihr bester Autor, der Schriftsteller Sinclair Benz, ermordet worden.«
»Morgen sind es genau sechs Wochen, Mr. Trueman.«
»Die New Yorker Polizei bearbeitet den Mordfall, hat den Täter bis jetzt aber noch nicht gefunden.«
»Ich möchte mich nicht abfällig über die Fähigkeiten der New Yorker Polizei äußern«, begann der Besucher. »Ich will auch nicht sagen, dass Chefinspektor Lenehan ein unfähiger Beamter wäre, aber …«
»Sie sollten mal in der Bibel lesen, Mr. Udoni! Da steht drin: ›Deine Rede sei Ja, ja, nein, nein – alles andere ist von Übel.‹
»So könnte man das sagen: Von Übel ist die Polizei«, sagte der Besucher sehr impulsiv. »Sinclair Benz ist ermordet worden – aber ich, ich selbst musste die Burschen erst darauf aufmerksam machen, dass da ein Mord vorlag. Die Herren haben offenbar gedacht, es wäre völlig normal, wenn jemand mit seinem Auto in Manhattan über den Kai in den Hudson River fährt.«
»Die Ereignisse kenne ich!«, sagte Raymond Trueman etwas gelangweilt. »Aber warum sind Sie zu mir nach London gekommen? Meine New Yorker Kollegen kennen sich in New York so aus wie ich mich in London. Ich war nie in New York. Wenn ich für Sie arbeiten wollte – wie stellen Sie sich einen Privatdetektiv vor, der immer mit einem Stadtplan in der Hand auf Spurensuche geht?«
Der Besucher murmelte: »Ich bin sehr misstrauisch!«
»Das trifft sich gut, Mr. Udoni! Ich bin’s nämlich auch!«
»Ich habe sehr an Mr. Benz gehangen!«
»Wirklich?«, zweifelte Trueman.
»Bitte?«
»Nun schauen Sie nicht so beleidigt, Mr. Udoni! Sie sehen nicht aus wie ein Mensch, der im Allgemeinen sehr an einem anderen hängt. Wenn Sie wollen, dass ich für Sie arbeiten soll, dann müssen Sie ganz offen zu mir sein, Mr. Udoni!«
»Das bin ich ja! Also … fassen wir es anders! Ich habe an dem Ermordeten, Sinclair Benz, viel Geld verdient. Seine Kriminalromane hatten den richtigen Pfiff, wenn Sie wissen, was ich damit meine? Sinclair Benz war ein – wie soll ich sagen – genialer Mensch, der freilich nach seinen besonderen Maßstäben gemessen werden musste. Er war, bevor er sich auf die Schriftstellerei verlegte, Detektiv Sergeant bei der New Yorker Polizei.«
»Oha!« Truemans Interesse war gewachsen.
»Ja, er verstand es deswegen, seinen Romanen die richtige Atmosphäre zu verleihen, welche die Leser in heißer Spannung hielt. Tatsächlich habe ich sehr viel an Sinclair Benz verdient. Sein Tod ist ein sehr schwerer Schlag für mich.«
Höchst gleichmütig über diese seelische Erschütterung meinte Raymond Trueman: »Wir kommen uns näher, Mr. Udoni! Ihnen geht es also nicht um den Menschen Sinclair Benz, sondern um den Autor!«
»Ich bin nicht herzlos! Ihre Formulierung …!«
»Nein, das sind Sie nicht«, unterbrach ihn Trueman. »Wenn Sie herzlos wären, würden Sie nicht so zittern. Man sieht es Ihnen an, dass Sie mit den Nerven am Ende sind. Ich will Ihnen sagen, was Sie denken: Sie nehmen an, dass Sinclair Benz ermordet wurde, um mit dem Mord Sie, Mr. Udoni, zu treffen.«
Der Besucher schien zu überlegen und dann nickte er.
»Sie haben recht, Mr. Trueman! Nur muss ich leider sagen: Ich wüsste nicht, wer geschäftlich oder privat mein Feind sein sollte.«
»Eine Redensart, Mr. Udoni«, entgegnete Raymond Trueman gleichmütig. »Ich nehme lediglich zur Kenntnis, dass Sie keinen bestimmten Verdacht haben. Und Sie nehmen keinen Detektiv von New York, weil Sie glauben, der Betreffende könnte – abgeschmiert sein?« Es schien so, als wollte der Besucher nicht gleich mit der Sprache heraus, dann aber entschloss er sich doch zur Offenheit.
»Ich sagte Ihnen, ich bin misstrauisch. Natürlich rechne ich auch damit, dass irgendjemand meinen Mann abschmiert. Bei Ihnen wäre die Gefahr nicht gegeben. Doch dann ist noch etwas anderes: Alle unsere Privatdetektive arbeiten nach einem bestimmten Schema. Sie dagegen arbeiten – ich habe die Artikel in der Presse über Sie verfolgt – unkonventionell. Das imponiert mir. Sie selbst schlagen Ihr Leben rücksichtslos in die Schanze …«
Raymond Trueman grinste: »Sie halten mich wohl für ’nen richtigen Rowdy, was?«
»Wenn ich offen sein darf …«
»Nee, lieber nicht! Meine Bedingungen, Mr. Udoni: Bemühungshonorar – ohne Garantie für den Erfolg – tausend Dollar. Die Summe ist in Bargeld sofort zahlbar. Weitere zweitausend Dollar sind mir als Spesen zur Verfügung zu stellen. Die Summe wird von mir detailliert abgerechnet. Die Überfahrt nach New York und zurück wird von Ihnen getragen, der Rückfahrschein ist mir vor Reiseantritt zu übergeben. Erfolgshonorar: fünftausend Dollar! Meine Bemühungen erstrecken sich von heute ab gerechnet nur über drei Monate. Ermittle ich innerhalb von drei Monaten nichts, dann fahre ich ohne Ergebnis nach London zurück. Weitere Bemühung wäre dann Zeitverschwendung. Denn wenn man innerhalb von drei Monaten nichts herausbringt, dann wird auch nichts mehr herausgebracht. Ja, und noch etwas: Ich bin Ihnen keinerlei Rechenschaft schuldig über Schritte, die ich einleite. Ich habe völlig freie Hand. Klar?«
»Gewiss! Ich bin mit allem einverstanden. Mr. Trueman! Ihr Honorar ist zwar unverschämt – aber ich hoffe, Sie werden die gleiche Unverschämtheit in meinem Interesse tätig werden lassen?«
»Keine Bange, Mr. Udoni! Wollen Sie bitte ohne Verlegenheit die Scheine auf den Tisch des Hauses blättern! Dann fahren wir zum Flugbüro – an sich wäre mir ja eine Seereise lieber, und für die Rückfahrt nehme ich ein Schiff. Aber – wann sagten Sie, wäre Sinclair Benz ermordet worden? Vor sechs Wochen? Dann wär’s ratsamer, drei Tage früher drüben zu sein, als mit dem Schiff. Müssen schon den Clipper nehmen.«
»Sehr richtig, Mr. Trueman! Wir gehen einig!«
»Und nun muss ich noch mal um Verzeihung bitten, Mr. Udoni, aber ich bin nun mal eben schrecklich vorsichtig und schrecklich misstrauisch. Sie haben da soeben das Geld auf den Tisch gelegt. Sie gestatten doch, dass ich nachzähle? Auch die besten Freunde haben sich bei Banknoten schon verzählt.«
Er zeigte wieder sein eigentümlich breites Lächeln.
Diesmal stimmte die Summe aber ganz genau.
Er murmelte, während Mr. Udoni ihn belustigt anschaute.
»Der Betrag stimmt.«
»Wenn Sie meine Interessen genauso gut wahren werden wie jetzt die Ihrigen …«
»Selbstverständlich mach ich das. Und Sie wollen ja wohl auch immer auf dem Laufenden gehalten werden, was ich in Erfahrung bringe …«
»Das ist ja wohl nur zu natürlich, hoffe ich!«, meinte Mr. Udoni kühl.
»Na, dann hoffen Sie mal!«, meinte Raymond Trueman rätselhaft. »Und nachdem wir also jetzt die geschäftliche Seite geklärt haben, wollen wir mal losziehen.«
Mr. Udoni erhob sich bereitwillig. »Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung. Ich freue mich, Mr. Trueman, dass Sie den Fall übernommen haben. Dieser Sinclair Benz war so ein prächtiger Bursche. Was werden Sie jetzt wohl als erstes unternehmen?«
»Zur Bank gehen, um Geld einzuwechseln.«
Nachdem Trueman seine Banknoten in Pfunde und Schillinge umgewechselt hatte, sagte er: »Als erstes gehe ich jetzt essen, denn ich muss mich bei Kräften halten. Anschließend werden wir im Reisebüro Passagen belegen. Darf ich Sie zum Essen einladen?«
»Sehr gern, Mr. Trueman! Sie sind sehr liebenswürdig!«
»Kunststück«, sagte Raymond Trueman vergnügt, »ich verrechne das ja mit den Dollars, die Sie mir für meine Spesen und Auslagen überreicht haben.«
In diesem Augenblick beschlich Mr. Udoni zum ersten Mal das ungute Gefühl, dass er sich vielleicht für sein gutes Geld ein etwas allzu eigenwilliges Genie ›eingekauft‹ hatte. Konnte man wissen, wie die Sache weitergehen würde? Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen, wenn er in New York einen Privatdetektiv engagiert hätte.
Raymond Trueman schien Gedanken lesen zu können. »Wenn Sie schon jetzt bereuen, was wollen Sie dann erst in vier Wochen sagen?«, sagte er gelassen. »Nun kommen Sie, Mr. Udoni! Jetzt ist’s zu spät für die Reue.«
Mr. Udoni wurde sehr ernst. »Ich möchte nicht missverstanden werden, Mr. Trueman! Ich bezahle Sie, damit Sie den Mord an Sinclair Benz aufklären. Ich bezahle Sie nicht dafür, dass Sie sich mit meinem höchst uninteressanten Seelenleben beschäftigen.«
»Sie bezahlen mich, damit ich Sie beschütze, klar? Lassen Sie alle meine Beobachtungen und Schlussfolgerungen meine Sorge sein!«
Im Laufe der nächsten Zeit schien dann Mr. Udoni nicht mehr so glücklich zu sein, wie er es in jenem Augenblick noch gewesen, als Raymond Trueman ihm seine Unterstützung zugesichert hatte.
Der Beginn des Überflugs in einem der modernen Stratosphären-Clipper hatte sich recht dramatisch angelassen. Zwar gebietet die Gerechtigkeit, Raymond Trueman zuzubilligen, dass er die allerbesten Absichten hatte, sich vorzüglich und vornehm zu benehmen, aber wie es eben so ist: Plötzlich brach in ihm seine Urnatur, der er Gewalt angelegt hatte, wieder durch.
Raymond Trueman hatte sich im Flugzeug staunend umgesehen, hatte von allem und jenem mit einer geradezu naiven Bewunderung Kenntnis genommen, hatte dann aber etwas zu laut zu seinem Nachbarn, Mr. Udoni, gesagt: »Da sieht man’s wieder mal, was die Zeitungsinserate alle für einen Schwindel veröffentlichen! Wenn man zum Beispiel in den Journalen die Inserate verfolgt – was für herrliche Zeichnungen werden da doch in der Werbung der Luftverkehrsgesellschaften veröffentlicht! Lauter Männer wie Clark Gable sitzen da herum und – überhaupt nur rassige Frauen gibt‘s da. Und was ist Wirklichkeit? Lauter gichtbrüchige Herren hocken in diesen Flugzeugen herum sowie alte Mädchen!«
Mr. Udoni blieb die Luft weg, und als er hörte, wie in der Umgebung der urwüchsige Ausspruch seines genialen Privatdetektivs mit ausgesprochener Heiterkeit kolportiert wurde, stieg Mr. Udonis Verlegenheit geradezu ins Ungemessene. Schließlich war der Zustand seines Nervensystems ohnedies nicht der allerbeste.
Allerdings hielt sich dann Raymond Trueman doch zurück. Ihm hatte sich nur die Wahrheit zu ungestüm aufgedrängt – und es war nicht eigentlich sein Beruf, die Wahrheit nicht auszusprechen.
Nur noch einmal erregte er dann im Flugzeug unbändige Heiterkeit, als er der bildhübschen Stewardess mit seiner wundervoll tragenden Stimme zuflüsterte: »Sie, Fräulein, es heißt immer, die Sessel in den Flugzeugen wären daunenweich. Stimmt nicht. Hätten Sie nicht ’n hübsches Sofakissen für einen älteren Herrn von sechsundzwanzig?« Die Stewardess brachte ihm tatsächlich ein Kissen.
»Schönen Dank, Fräulein«, bedankte sich Raymond Trueman, »Sie haben sehr schöne Augen, nee, wirklich, aber Sie sollten Kompressionsstrümpfe tragen. Sie sind den ganzen Tag hier im Flugzeug auf den Füßen. Kein Wunder, dass Sie Beine kriegen wie Sektflaschen.«
Das hübsche Mädchen sagte empört: »Was fällt Ihnen ein, mein Herr? Ich habe keine Beine wie Sektflaschen! Das hat mir noch niemand gesagt!«
Und um zu beweisen, dass sie wirklich keine Beine wie Sektflaschen hatte, hob sie ihr Röckchen ein Stück hoch.
Raymond Trueman grinste seinem Sitznachbar vergnügt zu.
»Guter Trick, nicht wahr? So muss man’s nämlich machen, wenn man feststellen will, ob ein Mädchen wirklich schöne Beine hat.«
Errötend eilte die Stewardess unter allgemeiner Heiterkeit davon, als sie bemerkte, dass sie auf einen Trick hereingefallen war – auf einen natürlich sehr schäbigen und verabscheuungswürdigen Trick noch dazu.
Es gab viel Heiterkeit, aber ein sehr seriöser Herr sagte mit unverkennbarer Missbilligung: »Ein ausgesprochener Flegel! So benimmt man sich nicht gegenüber einer Dame!«
Eine ältere Dame entgegnete darauf leise: »Norbert, nicht so laut! Merkst du denn nicht, dass das alles Mache ist? Dieser entzückend urwüchsige Herr ist einer der bekanntesten amerikanischen Filmkomiker – ich komme im Augenblick nur nicht auf den Namen.«
Da die Theorie allgemein sehr einleuchtend erschien, hatten die übrigen Fluggäste während der Reise angenehme Unterhaltung damit, zu raten, welcher prominente Hollywoodstar unter ihnen weilen könnte, denn ein Filmkomiker, nicht wahr, sah doch im Film mit Maske immer anders aus als sonst im alltäglichen Leben.
Es war kurz vor der Landung in New York.
Mr. Udoni fragte seinen Nachbarn leise: »Ich will Sie nicht drängen, Mr. Trueman, aber welche Pläne haben Sie für die erste Zeit?«
»Morgen werde ich mich nicht aus meinem Hotelzimmer rühren«, erwiderte Raymond Trueman. »Ich werde lesen – und zwar alles, was die Zeitungen über den Mord an Sinclair Benz gebracht haben.«
»Einverstanden. Ich werde Ihnen das Material aus meinem Büro zuschicken lassen. Ich habe alles bereits ausschneiden und aufkleben lassen. Sie sollen haben, was Sie wünschen. Mr. Trueman!
Zimmer sind für Sie im Hotel Terminus bestellt. Das Zeitungsmaterial werde ich Ihnen also dorthin senden lassen. Für morgen haben Sie also disponiert. Und übermorgen?«
»Übermorgen möchte ich Sie bitten, mir zur Verfügung zu stehen.«
»Gern!«
»Sie können mich dann mit Ihrem Wagen am Hotel abholen, damit wir herumfahren. Ich möchte Ihre Villa sehen, Ihre Gattin kennenlernen, Ihr Verlagsgebäude besuchen und dort einmal durch alle Räume gehen. Dann sollten Sie mich an jene Stelle fahren, von welcher in Manhattan Sinclair Benz mit seinem Auto in den Hudson River fuhr. War Sinclair Benz verheiratet?«
»Ja, er hatte eine wunderschöne Frau. Die Ehe war aber sehr unglücklich.«
»Interessant! Jedenfalls möchte ich die wunderschöne Witwe gern mal besuchen. Ich hab’ nämlich manchmal ’ne Schwäche für wunderschöne Witwen.