Mord am Filmset – Ein klassischer Kriminalroman - Jonas Pickham - E-Book

Mord am Filmset – Ein klassischer Kriminalroman E-Book

Jonas Pickham

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Beschreibung

Am Filmset, das auch von einem Minister besucht wird, geht es dramatisch zu: Eine Schauspielerin wird vergiftet, zudem wird kurz darauf ein Schuss abgefeuert. Die entscheidende Frage lautet: Galt dieser Attentatsversuch dem Minister oder einem der Schauspieler?
Kommissar Axel Schneider und Inspektor Richard Spengel benötigen den ganzen Tag und bis weit in die Nacht, um die Sache aufzuklären.

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Ähnliche


 

 

 

 

Jonas Pickham

 

 

Mord am Filmset

 

 

 

 

 

 

Ein klassischer Kriminalroman 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer, 2023

Korrektorat: Sophie Weber

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv.

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Mord am Filmset 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

Weitere klassische Kriminal-Romane von Jonas Pickham sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

Am Filmset, das auch von einem Minister besucht wird, geht es dramatisch zu: Eine Schauspielerin wird vergiftet, zudem wird kurz darauf ein Schuss abgefeuert. Die entscheidende Frage lautet: Galt dieser Attentatsversuch dem Minister oder einem der Schauspieler?

Kommissar Axel Schneider und Inspektor Richard Spengel benötigen den ganzen Tag und bis weit in die Nacht, um die Sache aufzuklären.

 

 

***

Mord am Filmset

 

Ein klassischer Kriminalroman von Jonas Pickham

 

1. Kapitel

 

Die große Dekoration stand bereit – und das kalte Büfett auch. Sie waren alle recht aufgeregt im Atelier und der Kantine – mein Gott, schließlich kam nicht alle Tage ein Minister aufs Gelände heraus, um sich die Aufnahmen anzusehen.

Direktor Herbert Korsch – der »dicke Korsch« – lief noch einmal durch die Dekoration, aber er hörte nicht hin, als der Architekt ihn auf die besonderen Schönheiten der Inneneinrichtung aufmerksam machte. Er memorierte noch einmal, was er in der Tischrede dem Minister alles zu sagen gedachte.

»Wo ist eigentlich der Regisseur?«, unterbrach er seine Gedanken und den hastigen Vortrag des Architekten. »Ist der Goll da? Wer hämmert denn da noch? Muss denn jetzt noch gehämmert werden?«

»Goll ist da«, versicherte der Architekt und schrie zum Balkon hinauf: »Das Hämmern unterbleibt jetzt!« Er sah sich um. Regisseur Jürgen Fangauf war verschwunden.

Herbert Korsch, »der Dicke«, dachte schon nicht mehr an ihn. Er stand vor dem halbhohen Holzgerüst mit den zwei Stuhlreihen. Hier sollten die Gäste Platz nehmen und die Inszenierung verfolgen.

»Wir drehen stumm«, sagte der Architekt. »Wenn der Minister weg ist, wiederholen wir die Aufnahme mit Ton. Es ist ja bloß, dass er was sieht …«

»Da ist er ja!«, rief Korsch plötzlich. Sein umherirrender Blick hatte die niedrige Eisentür, die zu den Künstlergarderoben führte, gestreift und dort den Regisseur entdeckt.

»Wie bestellt und nicht abgeholt.« Jürgen Fangauf schüttelte die dunkle Mähne, die ihm bis zu den Ohren herabfiel. »Ich werde einmal anrufen«, sagte er. »Es ist gleich neun, um neun wollte er hier sein.«

»Einen Minister anrufen?«, fragte der Direktor.

»Wenn Sie so freundlich sein wollten?«, ermunterte der Architekt, »Wir können schließlich nicht – jede Minute ist verlorenes Geld.«

Jürgen Fangauf verzog sich aufs Neue. Er überquerte die schmale Baulücke, die den Garderobenbau vom Atelier trennte, und betrat die Garderobe. Der zur breiten Atelierstraße hinausgehende Raum gehörte ihm. Als er zum Telefonhörer griff, schlug die Glocke an. »Ja?«, fragte er. »Ist gut«, sagte er dann in die Sprechmuschel, »ich danke Ihnen, ich werde allen Bescheid sagen. Vor zehn Minuten also.« Er legte den Hörer zurück.

Jürgen Fangauf trat auf den Flur hinaus, draußen schien ihn Degenstein zu erwarten. Genö Degenstein war der jugendliche Liebhaber des Films.

»Sieh mal«, sagte Degenstein, »die Typen da draußen, – ist doch Kriminalpolizei, was?«

Er deutete auf die ungewohnten Gesichter, die schon Fangauf aufgefallen waren.

»Wenn Minister reisen …«, lachte der jugendliche Liebhaber.

»Der Minister ist vor zehn Minuten abgefahren«, antwortete der Regisseur. »Sage allen Bescheid, ja?« Er wandte sich um. Mitten im Gang stand eine untersetzte Frau, Anne Schmidt, das Mädchen für alles Lia Lerchs. »Schmidtchen, Gute, geh’ doch zur Lia und sag ihr, der Minister ist schon unterwegs, ja?«

Die »Gute«, bewegte langsam den Kopf: »Da gehn Se man allein, Herr Fangauf, se hat mich rausgeschmissen – Der Goll ist bei ihr«, berichtete sie weiter, »erst hab ich ’m Zigaretten aus der Kantine holen müssen, und dann ist ›sie‹ gekommen und hat mich rausgekantelt. Ich geh’ erst wieder rein, wenn se mich ruft …«

»Ich mach’s schon«, sagte Jürgen Fangauf lächelnd und schob sie sanft aus dem Weg.

Aber er ging nicht bis zur letzten Tür, sondern klinkte leise die benachbarte auf. Schon auf der Schwelle hielt er überrascht inne. Unweit des Fensters, ein paar Kissen unter sich, lag ausgestreckt Cordelia – als schliefe sie. Langsam wendete sie ihm das Gesicht zu. »Verdammt«, sagte sie, »hab’ ich nicht abgeschlossen?« Sie stand auf.

»Eine neue Masche?«, fragte er und zog die Tür zu.

»Eine neue Masche«, nickte sie lachend. »Wo steckst du denn die ganze Zeit?«

»Der Minister muss gleich hier sein«, antwortete er und bückte sich, um die Kissen aufzuheben. In gebückter Haltung schien er plötzlich zu erstarren. »Ist Krach nebenan?« Er ließ die Kissen fallen und schob sich näher an die Wand heran. »Komische Sitten«, murmelte er und richtete sich auf. »Hast du das gemacht?«

»Das nette kleine Loch in der Wand?« Cordelia Siebei verneinte. »Ein uraltes Mäuseloch…«

»Blödsinn«, widersprach er. »Da hat einmal eine elektrische Leitung gelegen, und man hat vergessen, das Loch zuzugipsen.« Er hatte die Stimme gedämpft. »Wie kann man so neugierig sein!«, tadelte er. »Goll ist bei ihr, ja?«

»Mann«, sagte sie, »die machen einen Heckmeck, die beiden. Ich dachte, sie geht ihm an die Gurgel.«

»Aber weshalb denn?«

Cordelia hob die Schultern; dann raffte sie selbst die Kissen vom Boden auf und warf sie auf die Couch. »Exzellenz nähern sich also im Kraftwagen?«

»Ach ja!«, besann sich Fangauf und nahm den Hörer von der Gabel, um dann die Wählscheibe zu drehen. Lia Lerch meldete sich.

»Wunderbar, dass Sie da sind«, sagte Fangauf. »Eben hörte ich, dass der Minister in jeder Sekunde hier sein kann, gnädige Frau. Wollen Sie ihn an der Einfahrt erwarten – oder ziehen Sie es vor …« Er unterbrach sich. »Gut, gut, wie Sie wünschen. Es ist ein Imbiss vorbereitet, ich schicke Ihnen dann den Wagen vom Parkplatz hierher –, nein, Sie brauchen nicht zu Fuß zu gehen …« Er lachte. »Übrigens scheint seine Leibwache schon da zu sein, – Kriminalpolizei, natürlich. Also bis nachher …«

»Kriminalpolizei?«, fragte Cordelia Siebei.

»Der übliche Ritus«, erwiderte Fangauf. Er wandte sich zur Tür. »Wenn gepicknickt wird, schicke ich euch Wagen herauf. Sonst haltet euch fertig, wir drehen mit einer Markierprobe und stumm. Wenn ich korrigiere, kümmere dich nicht darum.« Er winkte ihr zu: »Alles Vorstellung für den hohen Besuch!«

Auf der Atelierstraße neben dem Eingang zum Garderobenhaus stand Claude Goll, der berühmte Gast aus Hollywood; er konnte eben erst herausgetreten sein. Es gefiel dem jungen Regisseur, ihn mit Meister anzureden; es geschah aus harmloser Dankbarkeit und ohne Hintergedanken. »Schon was zu sehen, Meister?«, erkundigte er sich.

»Nichts zu sehen«, brummelte Goll.

»Ich glaube, Direktor Korsch ist schon am Pförtnerhaus«, sagte Jürgen Fangauf, »und Dr. Besel ist auch da.«

»Man wird Sie …«, begann Goll. Er lächelte gewinnend und machte ohne besondere Ursache eine ermunternde Verbeugung.

»Ja«, nickte Fangauf, »allons enfants de la patrie!«

Er setzte sich schlenkernd in Richtung auf die Einfahrt in Bewegung. Und dann entdeckte er auch wieder die fremden Gesichter, die ihm schon vorhin aufgefallen waren. Sie waren im Gespräch mit dem »dicken Korsch«.

»Darf ich bekanntmachen?«, fragte Korsch. »Kommissar Schneider – Inspektor Spengel…«

Die beiden anderen Namen verstand Fangauf nicht.

»Der Minister kommt«, sagte Kommissar Schneider mit erhöhter Stimme.

»Also dann!«, murmelte Direktor Korsch und drehte sich der Einfahrt zu.

Man hörte draußen eine zweitönige Hupe, und der Pförtner riss die beiden Flügel des hölzernen Tors auf.

Da bog der schwarze Wagen schon in die Anfahrt ein; zwei Herren saßen in der Limousine; Direktor Korsch machte einen tiefen Kratzfuß und wusste nicht gleich, wer nun von beiden Herren der Minister Dr. Albin Hellmann sei – der neben dem Chauffeur oder der im hinteren Sitz. Da der Herr neben dem

Chauffeur den Filzhut lüftete, wiederholte Korsch vor ihm die Verbeugung und riss nun den Wagenschlag auf.

Die Worte, die er sich für die Begrüßung zurechtgelegt hatte, gingen in der Unfeierlichkeit des Augenblicks unter. Dr. Hellmann drückte ein paar Hände, nannte den Namen seines Begleiters und erklärte, nur eine halbe Stunde Zeit zu haben und gleich in die Aufnahmen hineinspringen zu wollen.

»Ich hatte gedacht …«, sagte Direktor Korsch und machte eine Armbewegung zur Kantine hin. Dort standen die vier Kellner in blütenweißen Linnen wie zur Parade aufgereiht und neigten wie am Schnürchen den Oberkörper, als der Minister zu ihnen hinübersah.

»Eine vortreffliche Regie!«, lobte Dr. Hellmann. Aber er blieb unempfänglich für das, was hinter der Tür lauern mochte. »Wenn es Ihnen recht ist, Herr Direktor Korsch, würde ich nur gerne Frau Lia Lerch begrüßen – ich freue mich unendlich, sie wiederzusehen …«

»Der Herr Minister kennen Frau Lerch?«, fragte der dicke Korsch unschuldig.

»Aber gewiss, seit vielen Jahren«, erwiderte Dr. Hellmann lachend. »Wir haben zwar nicht gerade auf einer Schulbank gesessen, das wäre ungalant, wenn ich so etwas behaupten wollte. Doch – nun also, gehen wir?«

»Wir werden fahren«, sagte Herbert Korsch. »Herr Fangauf, Sie haben die Freundlichkeit, Herrn Ministerialrat Pratt über unsere künstlerischen Ziele…«

Also Ministerialrat Pratt heißt der steife Bursche, dachte Jürgen Fangauf und betrachtete den Begleiter des Ministers etwas von oben her. Pratt hatte eine Stirn, aus der man zwei hätte machen können, dafür aber einen schiefen Mund. Für den Film ganz ungeeignet, überlegte der Regisseur, vielleicht in der Komparserie als Gangsterchef, aber sonst unverwendbar. Und er sprach einige Sätze über die Kunst, die er anstrebte. Ministerialrat Pratt sah zum Wagenfenster hinaus.

Dann hielten die drei Fahrzeuge auch schon vor dem Atelier. »Ich werde Sie zu Frau Lerch führen«, sagte Direktor Korsch, Er hielt den Wagenschlag in der Hand, ein Schatten fiel ihm über die Hand. »Ach, das trifft sich günstig!«, rief er aus. »Das hier ist Herr Claude Goll, Hollywood, Herr Minister. Darf ich ihn vorstellen?«

Claude Goll hatte inzwischen vor dem Eingang zur Garderobe ausgehalten und war nun wie durch Zufall nähergetreten.

»Es ist uns gelungen, Herrn Goll zu verpflichten«, fuhr der dicke Korsch fort, »er stellt ein Aktivum in unserer Kalkulation dar. Ein Film wirft ja erst dann Gewinn ab …«

»Sehr erfreut«, sagte der Minister und reichte die Hand. »Sie sind Deutscher, Herr Goll? Ich bin im Bilde, wie Sie sehen. Freut mich, dass Sie wieder im Lande sind. Ich hoffe, wir werden …« Claude Goll machte eine sehr knappe Verbeugung; er hatte schon Könige gespielt.

Direktor Korsch übernahm die Führung; in der Kühle des Flurs des Garderobenhauses standen die Künstler beisammen; sie hatten mit der Einladung zum Imbiss gerechnet, die nun ausblieb. Der Minister hörte die Namen, um sie sogleich wieder zu vergessen, drückte zarte und kräftige Hände und lächelte verbindlich. Dann klopfte Herbert Korsch bei Lia Lerch an.

Dr. Albin Hellmann sah sich vor der Tür um – eigentlich waren nur noch der Dramaturg Kurt Besel und Ministerialrat Pratt zugegen. Jürgen Fangauf war bei den Schauspielern zurückgeblieben, und die Leibwache hatte sich offenbar in Luft aufgelöst.

»Sie haben unzweifelhaft noch Vorkehrungen zu treffen«, sagte Dr. Albin Hellmanri zum dicken Korsch. »Ich will Sie nicht abhalten, zumal Frau Lerch und ich alte Bekannte sind …«

Kurt Besel, der Direktor und der steife Pratt blieben draußen, als der Minister der Künstlerin seine Aufwartung machte.

 

*

 

»Da bist du ja«, empfing Frau Lia Lerch ihren Besucher und erhob sich langsam aus dem Sessel.

Der Minister trat auf sie zu und neigte sich über ihre Hand. »Ich hätte dir Blumen mitbringen sollen«, entschuldigte er sich. »Aber ich mache sozusagen eine Staatsvisite.« Eine Sekunde streiften seine Lippen ihre rechte Wange. »Und ich habe nur wenige Minuten Zeit. Mein Vormund hat um halb elf eine Audienz angesetzt …«

»Dein Vormund, Albin?« Lia Lerch lachte leise.

»Er heißt Pratt und war schon da, als ich das Amt übernahm«, erklärte Dr. Hellmann. »Er hat schon zwei meiner Vorgänger erzogen und wird noch meinen vierten Nachfolger erleben.« Er legte den Arm um Lias Schulter und führte sie zum Sessel zurück.

»Du siehst gut aus«, versicherte Lia Lerch. »Kann ich dir etwas anbieten?«

»Das alte Laster«, stellte er fest. »Ist’s der Kasten da?«

»Mach nur auf«, sagte Lia Lerch, »ich kann keinen Schritt tun, wenn ich nicht mal was trinke.«

»Und wer ist der andere?«, fragte der Minister.

»Goll?«

»Ja.«

»Eine Niete, eine flache Niete, Albin. Du weißt, was in Hollywood war, wird von uns ohne weiteres gefressen.«

»Er war bis achtunddreißig in Deutschland«, erinnerte Dr. Hellmann. »War er damals schon Schauspieler?«

»Ist ganz uninteressant, Albin!«, antwortete Lia Lerch.

»Nein«, widersprach er, »uninteressant ist das nicht. Er ist in Breslau am Lobetheater gewesen, dann in Stettin. Und mit einer Wanderschmiere ist er auch gereist.«

»Schau an, man hat sich erkundigt?«

»Von Amts wegen, Lia. Achtunddreißig ist er ausgewandert. Und drüben wurde aus dem kleinen Klaus Gohlke der große Claude Goll. Also Lobetheater Breslau – und Stadttheater Stettin, nicht wahr?«

»Bin ich ja nie gewesen, Albin.«

 »Ich weiß, – und das Mellinit-Theater in Hannover?«

»Bist du deshalb hierhergekommen, Albin?« Sie stand wieder vom Sessel auf und ging mit schleppenden Schritten zur kleinen Hausbar.

Er vertrat ihr den Weg: »Muss das sein?«

»Wahrscheinlich.« Sie lächelte matt. »Alles regt mich auf, und nachher soll ich spielen.« Sie warf den Kopf in den Nacken und sah ihn herausfordernd an: »Vor dem Minister spielen.« Sie schob ihn zur Seite und öffnete die niedrige Schranktür. Flasche stand drin neben Flasche. »Womit kann ich dienen?«, wollte sie wissen.

»Du bist wunderschön, noch immer!«, versicherte er ihr.

»Was soll’s sein?«, beharrte sie, eine Flasche schon in der Hand.

»Nichts!«, erwiderte der Minister. »Ich habe noch allerlei zu tun. Es kam mir nur darauf an, dich zu sehen und – und die Gage zu rechtfertigen. Achtzigtausend – das ist keine Kleinigkeit, wenn man das vertreten soll.«

Lia Lerch holte seufzend Atem. »Ich kann doch nicht allein …«, bettelte sie. »Also einen kleinen Manhattan, ja? Ich gebe dir nur ein paar Tropfen Whisky hinein, und der Wermuth schmeißt dich nicht um.«

»Du hast dich nicht verändert«, sagte der Minister.

Sie schüttelte den Cocktail. »Nein«, gab sie zu, »und ich warte noch immer auf die großen Reichtümer …«

»Liebe Lia, Reichtümer!«

»Lass das!«, lenkte sie ab. »Vielleicht gelingt es mir aber endlich doch.« Sie lachte: »Nicht in dieser Klamottenbude, das denke ja nicht! Aber ich habe schon mein Eisen im Feuer.«

»In Deutschland?«

»Frag’ mich was, Albin!« Sie öffnete den Shaker und füllte die beiden Gläser. »Frag’ mich doch was!« Sie kam mit zwei Schritten an seine Seite und warf die Arme um seinen Hals.

»Minister, küss mich doch! Küss mich doch!«

Er nahm ihre Hände von seinen Schultern und hielt sie fest. »Wo hast du denn das Eisen im Feuer?«, fragte er. »Natürlich würde ich es dir wünschen.«

Sie ließ kraftlos die Arme sinken. »Ach«, sagte sie schwach, »wer weiß, ob’s gelingt. Aber vielleicht kannst du mir helfen, Albin. Mit Nachdruck, weißt du?«

Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie.

»Bitte!«, rief Lia Lerch.

Das volle Gesicht des Ministerialrats Anton Pratt erschien im Türspalt. »Herr Minister«, sagte er vorwurfsvoll, »darf ich daran erinnern, dass um halb elf …«

»Sehr gut«, lachte Dr. Albin Hellmann, »ich begleite Sie gleich. Und Sie, Frau Lerch? Kommen Sie mit?«

»Wo ist denn das Schmidtchen?«, fragte Lia.

»Bin ja schon da, gnädige Frau«, meldete sich Anna Schmidt.

»Wir haben nur noch wenige Minuten Zeit, Herr Minister«, sagte Ministerialrat Pratt, während er seinen Chef aus dem Garderobenbau hinüberführte ins Atelier. »Ich bin in die Probleme dieses Films in jeder Beziehung eingeweiht worden; wenn ich Ihnen also auf der Rückfahrt Vortrag halten darf?«

»Ja, halten Sie mir Vortrag«, erlaubte Dr. Albin Hellmann. Er sah sich um. Die ausgedehnte Dekoration, die die Wohnung des Konsuls ten Holt in Hamburg darstellte, war in eine Fülle weißen Lichts getaucht. Schräg fielen die Sonnenstrahlen durch die hohen Fenster, hinter denen sich die Elbniederung ausdehnte.

»Wo ist Fräulein Siebei?«, rief Jürgen Fangauf.

»Wird geholt!«, antwortete jemand.

»Und Frau Lerch?«

»Kommt schon!«

Im Salon der Wohnung stand still und einsam der Konsulten Holt, Claude Goll aus Hollywood.

»Darf ich Ihnen diesen Platz vorschlagen, Herr Minister?«, fragte Direktor Herbert Korsch. »Dr. Besel, ist der Herr Minister über die künstlerischen Probleme dieses Films unterrichtet? Ich lege großen Wert darauf, Herr Minister –

»Sehr freundlich«, sagte Dr. Hellmann. »Das ist erst eine Probe, wenn ich den Vorgang recht verstehe?«

Dr. Kurt Besel strich sich sanft über die gelichteten Haare seines Dichterschopfs und begann von neuem seinen Vortrag. Einen Meter unter den Sitzen des Besuchers fuhr der Kamerawagen geräuschlos über die Strecke. Frau Lia Lerch ging im Bademantel vom Badezimmer durch das Schlafkabinett und das Wohnzimmer, um endlich im Salon anzukommen. Von der Terrasse her kam atemlos Cordelia Siebei, einen Brief in der Hand –

»Einen Moment«, unterbrach Jürgen Fangauf die Szene, »Sie treten mir zu theatralisch auf, Fräulein Siebei. Sie sind ein schlichtes hanseatisches Dienstmädchen, Sie wissen nicht, dass der Brief schicksalsschwer ist, Sie sind also ahnungslos und durchaus nicht so pressiert …«

»Schmidtchen!«, rief Lia Lerch, die sich im Bademantel auf einer Causeuse des Salons niedergelassen hatte.

»Schmidtchen, meine Gute, bringen Sie mir doch den Manhattan, der noch in meiner Garderobe steht.«

»Jawohl, gnädige Frau.«

In der Dekoration unterwies Jürgen Fangauf mit halblauter Stimme die Darsteller in seiner Auffassung; Direktor Korsch kam, die Uhr in der Hand, zum Minister herauf. »Jede Minute kostet bares Geld«, flüsterte er. »Ich muss ununterbrochen auf die Einhaltung des Fahrplans achten.«

»Ach, geben Sie beide Gläser, Schmidtchen«, sagte unten in der Dekoration Lia Lerch zu ihrer korpulenten Zofe.

Claude Goll betrachtete seine Kollegin mit leichtem Kopf schütteln. »Würde nicht ein Glas genügen, Frau Lerch?«, fragte er missbilligend.

Lia Lerch gab keine Antwort; sie stürzte auch den zweiten Manhattan hinunter. Sie verzog ein wenig das Gesicht.

Als das gute Schmidtchen die Dekoration verlassen hatte, warf Jürgen Fangauf einen schnellen Blick zum Minister hinüber; er hatte den Eindruck, dass seine Vorführung den hohen Gast langweilte.

---ENDE DER LESEPROBE---