Keiner kommt so leicht davon – Ein Fall für Scotland Yard: Ein Krimi-Klassiker - Jonas Pickham - E-Book

Keiner kommt so leicht davon – Ein Fall für Scotland Yard: Ein Krimi-Klassiker E-Book

Jonas Pickham

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Beschreibung

... Krimis aus der „Goldenen Ära“ – Krimis aus dem 20.Jahrhundert.

In London geht die Angst vor einem Mann um, der von der Zeitung „Courier“ der „Terror“ genannt wird. Eine Anzahl Männer wird ermordet aufgefunden, und Scotland Yard steht vor einem Rätsel. Außerdem werden verschiedene hochgestellte Persönlichkeit von ihm erpresst. Wer nicht zahlt, wird ebenfalls ermordet.
Hat der Wucherer Morbell seine Hand mit im Spiel? Oder der Clubbesitzer Cawson, der den Dew Club betreibt? Vordergründig geht es in diesem Club völlig legal zu, allerdings finden im Hinterzimmer verbotene Glücksspiele statt.
Natürlich versucht Scotland Yard alles, um die Morde aufzuklären. Die Kriminalbeamten erhalten unerwartet Unterstützung durch Peter Ross, einem Neffen Lord Paghams, der gerade aus Neuseeland zurückgekehrt ist. Lord Paghams Sohn Arthur ist ebenfalls ermordet worden, und alle gehen davon aus, dass auch hier der „Terror“ die Hand im Spiel hatte.
Bei seinem Onkel lernt Peter Mara Duro kenne, Tochter Lord Duros, dem Besitzer des „Courier“. Es kommt zu einem gefährlichen Unternehmen, bei dem sowohl Peter, dessen Onkel und Mara nur knapp dem Tod entrinnen …

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Jonas Pickham

 

 

Keiner kommt so leicht davon

 

 

Ein Fall für Scotland Yard

 

Krimi-Klassiker 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © Bärenklau Exklusiv nach Motiven, 2023 

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Keiner kommt so leicht davon 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

 

Das Buch

 

 

 

 

In London geht die Angst vor einem Mann um, der von der Zeitung „Courier“ der „Terror“ genannt wird. Eine Anzahl Männer wird ermordet aufgefunden, und Scotland Yard steht vor einem Rätsel. Außerdem werden verschiedene hochgestellte Persönlichkeit von ihm erpresst. Wer nicht zahlt, wird ebenfalls ermordet.

Hat der Wucherer Morbell seine Hand mit im Spiel? Oder der Clubbesitzer Cawson, der den Dew Club betreibt? Vordergründig geht es in diesem Club völlig legal zu, allerdings finden im Hinterzimmer verbotene Glücksspiele statt.

Natürlich versucht Scotland Yard alles, um die Morde aufzuklären. Die Kriminalbeamten erhalten unerwartet Unterstützung durch Peter Ross, einem Neffen Lord Paghams, der gerade aus Neuseeland zurückgekehrt ist. Lord Paghams Sohn Arthur ist ebenfalls ermordet worden, und alle gehen davon aus, dass auch hier der „Terror“ die Hand im Spiel hatte.

Bei seinem Onkel lernt Peter Mara Duro kenne, Tochter Lord Duros, dem Besitzer des „Courier“. Es kommt zu einem gefährlichen Unternehmen, bei dem sowohl Peter, dessen Onkel und Mara nur knapp dem Tod entrinnen … 

 

 

***

Keiner kommt so leicht davon

 

Ein Fall für Scotland Yard

Ein Krimi-Klassiker

 

 

1. Kapitel

 

Mr. Morbell war ein wohlgenährter, rundlicher Mann, etwas unter Mittelgröße, mit rotem, glänzendem Gesicht und einem Paar tiefblauer, aber recht kleiner Augen, die irgendwo im Gesicht unter seinen zottigen Brauen und den dicken Backen verborgen zu sein schienen.

Mr. Morbell war Geldverleiher, aber keiner der anständigen Verleiher. Er ‚half‘ dadurch, dass er Geld zu übertriebenen Zinsen auslieh. Wenn die vereinbarten Zahlungstermine nicht eingehalten wurden, dann trieb er seine Forderungen härter als der Teufel selbst ein.

Die Polizei kannte Mr. Morbell sehr gut. Trotzdem war es ihm bisher gelungen, jede Schwierigkeit mit der Polizei zu vermeiden. Er hatte ein finsteres, kleines Büro, in dem zwei kümmerliche Stenotypistinnen und ein männlicher Angestellter beschäftigt waren.

Der Name des männlichen Angestellten war Dicker.

An einem Abend, spät im August, nickte Mr. Morbell einem Besucher in seinem Privatbüro zu und legte dann den Finger auf die Klingel, die Dicker aufforderte, sein Büro zu betreten.

Dicker kam herein und schloss die Tür. Mr. Morbell schaute ihn von unten her mit fast geschlossenen Augen an, und nur sein kleiner, schmallippiger Mund bewegte sich etwas.

„Dicker, der Mann, der eben hereinkam, hat Ihnen gesagt, er hieße Smith. Mir erzählte er, sein Name wäre Pagham – Arthur Pagham. Sein Vater ist Sir Martin Pagham, ein bekannter Millionär. Der kleine Arthur ist blödsinnig genug gewesen zu spielen und hat dabei eine ganze Menge Geld verloren. Eintausend Pfund. Er will sich Geld von mir leihen, denn sein Vater ist grundsätzlich Gegner des Glückspieles. Arthur behauptet mir gegenüber, dass er in Kürze in den Besitz von fünfzigtausend Pfund käme. Bitte, untersuchen Sie diese Angelegenheit.“

Dicker grinste vor sich hin.

„Sehr gut, Sir.“

„Stellen Sie also gleich fest, ob er mir die Wahrheit gesagt hat“, gab ihm Mr. Morbell den Auftrag.

Arthur Paghams Leben war ein offenes Buch für Dicker, als er am folgenden Morgen um halb zehn das Privatbüro seines Arbeitgebers betrat, um ihm Bericht zu erstatten.

„Nun, Dicker, hat er mir die Wahrheit gesagt?“

„Ja, Sir. Sein Vater verabscheut das Glücksspiel sehr stark. Pagham hat sein Geld im Dew Club verloren, in der Nähe von Piccadilly. Neunhundertfünfzig Pfund. Cawson, dem der Club gehört, hat ihn wegen des Geldes gedrängt und ihm gedroht, dass er zu seinem Vater gehen würde, wenn er nicht im Laufe dieser Woche bezahlen könnte. In Kürze, am 11. Dezember, soll Arthur Pagham fünfzigtausend Pfund bekommen, die ihm laut Testament seines Großvaters zugefallen sind. An diesem Tage wird er einundzwanzig Jahre alt.“

„Fünfzigtausend Pfund sind eine ganze Menge Geld“, murmelte Mr. Morbell vor sich hin. „Ich glaube, ich werde ihm tausend Pfund zu sehr vernünftigen Bedingungen leihen. Sagen Sie mal, mag der kleine Arthur die Mädchen gerne?“

„Den Ruf hat er, Sir!“

„Aha, ich verstehe! Danke, Dicker.“ Dicker lachte, verbeugte sich, rieb sich die Hände und ging hinaus. Mr. Morbell saß mit über dem Bauch zusammengefalteten Händen mehrere Minuten überlegend da und dachte an die Namen der verschiedenen Mädchen, die für ihn gelegentlich gearbeitet hatten. Die blondgelockte Dolly Grey war das Mädchen, für das er sich entschied.

Er rief Dolly sofort an. Sie versprach, am Abend den Dew Club zu besuchen and sich mit Arthur Pagham bekanntzumachen.

Als Mr. Morbell diesen Anruf beendet hatte, lehnte er sich mit selbstzufriedenem Lächeln zurück. Es schien ihm so, als wenn dieses Geschäft vielversprechend sei. Tatsächlich genoss Sir Martin Pagham den Ruf, ein Mann zu sein, mit dem man nicht leicht umgehen konnte, aber sein Sohn Arthur Pagham würde das Recht haben, über die fünfzigtausend Pfund selbst zu disponieren.

 

*

 

Der Dew Club war gut besucht. Es war halb eins, und die Ausgelassenheit stand auf dem Höhepunkt.

In der Nähe der Tür stand ein großer, schlanker Mann mit einem Habichtsgesicht und blickte mit einem Lächeln umher. Er hatte sehr guten Grund, sich zu freuen, denn die Einnahmen des Dew Club in dieser Nacht mussten mindestens zweihundert Pfund betragen haben, und Mr. Matthew Cawson war der alleinige Besitzer des Clubs.

Er hatte den Club vor zwei Monaten eröffnet, und zwar nur als Deckmantel für die Spielhölle, die er nebenan betrieb. Der Club hatte sich als sehr gewinnbringende Angelegenheit herausgestellt, und Cawson gab sich alle erdenkliche Mühe, um keines der Gesetze für Clubs zu verletzen und keine Schwierigkeiten mit der Polizei zu bekommen.

Von der Spielhölle aus bestand die Möglichkeit, in den Club zu gelangen, falls einmal eine Razzia der Polizei stattfinden sollte. Dann konnten die Besucher sehr schnell in das Restaurant hinüberwechseln. Der Ausgang würde geschlossen sein, und die Polizei – das wenigstens hoffte Cawson – würde getäuscht werden.

Cawson kannte nicht alle Leute, die im Club anwesend waren. Er entdeckte Arthur Pagham, und seine dünnen Lippen verzogen sich. Dieser junge Narr tanzte mit einem Mädchen mit lockigem Haar, das ihn anbetend von unten herauf ansah. Er schien der Meinung zu sein, eine Eroberung gemacht zu haben, und fühlte sich sehr wichtig.

Cawson fragte sich, wie seine Gefühle wohl sein würden, wenn er mit seiner Forderung von tausend Pfund an ihn herantreten würde.

Cawson hatte die fünfzigtausend Pfund, die Pagham in fast einem Monat erben würde, im Sinn. Er hatte sich vorgenommen, Pagham heute Abend ein Ultimatum zu stellen. Entweder die tausend Pfund auf den Tisch des Hauses oder Bericht an seinen Vater. Cawson wusste, dass Pagham sehr viel Angst davor hatte, seinen Vater zu erzürnen, und er schätzte, dass Pagham nur zu froh sein würde irgendein Schriftstück zu unterschreiben, sagen wir von dreitausend Pfund, zahlbar nach Antritt der Erbschaft, nur um die Schuld loszuwerden.

Jetzt entdeckte Cawson einen Mann, der allein an einem Tisch saß. Cawson fiel das etwas gefurchte, offene braune Gesicht auf und die leere Flasche Champagner, die vor dem Gast stand. Es schien ein Mann aus den Kolonien zu sein. Cawson glaubte, in ihm möglicherweise ein Opfer gefunden zu haben. So wählte er seinen Weg zwischen den Tischen zu ihm.

„Guten Abend, Sir. Sind Sie mit allem zufrieden?“

„Heiß“, antwortete der junge Mann mit dem braunen Gesicht. „Verflucht heiß.“

„Das tut mir leid, Sir. Vielleicht wird Ihnen bei der nächsten Gelegenheit, wenn Sie uns wieder aufsuchen, ein Tisch an der Tür besser gefallen.“

„Warum zum Teufel sollte ich denn den Wunsch haben, wieder hierher zu kommen?“, fragte der junge Mann. „Ich bin doch nicht neuntausend Meilen gefahren, bloß um hier diesen Laden anzusehen.“

„Aber das ‚Casino‘ und die anderen Privatspielsalons haben eine ganz besondere Anziehungskraft. Sind Sie Spieler, Sir?“

„Haben Sie schon jemals einen Goldsucher gesehen, der es nicht gewesen wäre?“, fragte der kräftige, junge Mann zurück.

„Das verstehe ich vollkommen, Sir. Wenn es Ihnen recht wäre, morgen Abend noch einmal hereinzuschauen, dann könnte es vielleicht möglich sein, dass ich Ihnen etwas Interessantes vorzuschlagen hätte. Die Einsätze sind nicht hoch.“

„Das ist in Ordnung. Diskretion ist mein Nachname! Wo, sagen Sie, ist die Spielhölle?“

„Ich bin mir noch nicht darüber klar, ob noch Mitglieder aufgenommen werden“, lächelte Cawson, „aber ich kann Ihnen doch den Rat geben, morgen Abend wieder zu kommen, wenn Sie Näheres zu erfahren wünschen, Sir.“

„In Ordnung, mein Lieber, ich werde hier sein.“

Cawson ging wieder zurück an die Tür und winkte einem großen, schlanken Mann im Abendanzug zu sich.

„Hast du den Neuen gesehen, Split?“, fragte er seinen Hausdetektiv.

Split Kelsen nickte.

„Sieh mal zu, was du über ihn herausbekommen kannst. Er möchte sein Geld loswerden.“

Kelsen schlenderte weiter. Der Eigentümer des Dew Club nickte einem Kellner zu und sandte ihn mit einer Botschaft zu Arthur Pagham. Dieser sah finster herüber zu Cawson. Dann stand er auf und ging hinüber.

„Guten Abend, Mister Pagham“, empfing ihn Cawson. „Haben Sie einige Augenblicke für mich in meinem Büro Zeit?“

Paghams Antwort überraschte ihn vollkommen.

„Nein, habe ich nicht, ich bin fertig mit Ihnen, Cawson! Gehen Sie hin und holen Sie mir eine Quittung, ich werde Ihnen einen Scheck über neunhundertfünfzig Pfund geben. Dann können Sie sich zum Teufel scheren!“

Cawson hatte sich schnell gefasst.

„Oh, ich verstehe“, sagte er gewandt. „Sehr gut, Mister Pagham. Sie werden doch nicht davon überrascht sein, wenn ich Ihre Mitgliedschaft hier in meinem Club jetzt streichen lasse?“

Arthur Pagham lachte. Der Champagner hatte ihn mutig gemacht und ferner die Kenntnis, dass er genügend Geld auf seiner Bank hatte, um Cawsons Forderung bezahlen zu können.

„Das versuchen Sie nur, und dann werden Sie ja gewahr, was ich der Polizei ins Ohr flüstere“, entgegnete er schnell. „Also, wie ist es mit der Quittung?“ Cawson ballte die Hände zu Fäusten und wandte sich schnell ab.

Pagham blickte hinter ihm her und lachte, wobei ihm gar nicht klar wurde, dass er in diesem Augenblick sein eigenes Todesurteil unterzeichnet hatte.

 

*

 

Ab Kelsen am nächsten Morgen nach dem Frühstück seinen Bericht vorlegte, war er mit dem Leben zufrieden.

„Nun?“, fragte Cawson schnell. „Alles herausbekommen?“

„Ganz bestimmt. Der Junge ist in Ordnung. Stammt aus Neuseeland, ist am letzten Freitag in Southampton an Land gegangen, war an Bord der ‚Oriental‘, Erster-Klasse-Karte. Er hat Geld.“

„Wo wohnt er?“

„Im vornehmen Granveil, Chef.“

„Wie heißt er?“

„Ross – Peter Ross.“

„In Ordnung, Kelsen, das ist gerade das, was ich haben wollte. Nun – der junge Pagham, der …“

„Was hat der denn ausgefressen?“, fragte Kelsen.

„Unter anderem drohte er damit, dass er zur Polizei gehen würde. Er hat sich Geld geliehen, um meine Forderung bezahlen zu können. Stell’ mal fest, woher er das Geld hat, Kelsen. Und dann schick’ mal Grab Wyman zu mir.“

Kelsen atmete tief auf und ging dann fort.

Knapp zwei Stunden später schlich sich Grab Wyman, ein berüchtigter Totschläger und williges Werkzeug von Cawson, in den Dew Club, grinste den Portier, der Dienst hatte, an, ging hinüber zum Fahrstuhl und fuhr zu Cawsons Büro hinauf, wo er an die Tür klopfte.

Cawson rief: „Herein.“ Er nickte Wyman zu und wies auf eine Whiskyflasche.

„Wenn es nicht noch zu früh dafür ist, Grab.“

„Das ist niemals zu früh für mich, Chef.“ Wyman nahm sich gar nicht erst die Mühe, ein Glas zu nehmen, sondern trank einen kräftigen Schluck Whisky direkt aus der Flasche. Er war ein sehr kleiner Mann mit einem vertrockneten, affenartigen Gesicht und einem Paar zwinkernder blauer Augen, die die wirkliche Natur und das Wesen des Mannes verbargen.

„Haben Sie Arbeit für mich?“, fragte er, während er die Flasche laut auf den Tisch stellte.

„Ja, übliche Bedingungen, Grab. Pagham, kennen Sie Arthur Pagham?“

„Ja, aber diese Laus ist doch nicht gefährlich!“

„Ich glaube doch, dass er es ist“, antwortete Cawson.

„Na, dann gut. Okay, soweit ich in Frage komme. Wann soll’s geschehen?“

„Können Sie es heute erledigen?“

„Vielleicht, ich werde es versuchen. Alles?“

„Ja! Wollen Sie Vorschuss?“

„Oh, zum Teufel, nein, Sie sind ja anständig.“ Er nahm noch einmal einen tüchtigen Schluck aus der Flasche und schlich sich wieder hinaus.

Arthur Paghams Todesurteil war jetzt nicht nur gesiegelt, sondern auch unterschrieben.

 

*

 

Dolly Grey hob ihren lockigen Kopf und lachte Arthur Pagham ins Gesicht. Sie war hübsch, und in vierundzwanzig kurzen Stunden hatte sie das Herz des jungen Mannes vollkommen gefangen genommen. Sie waren in seiner Wohnung, einer kleinen Wohnung in Mayfair, für die sein Vater die Miete bezahlte.

„Nun, was wollen wir heute Abend anfangen, Liebling?“, fragte er.

„Was hältst du davon, wenn wir nach Slough fahren würden? Dort gibt es ein kleines Restaurant und …“

„Die Windmühle, die kenn’ ich genau.“

„Also, ist es dir recht?“

„Selbstverständlich, es ist mir vollkommen recht“, antwortete Pagham, der ihr dabei die Wangen tätschelte. „Mach’ dich fertig, ich hole inzwischen den Wagen.“

Pagham achtete nicht auf den affengesichtigen Mann auf der anderen Seite der Straße, der ihm heimlich folgte. Es war eine verhältnismäßig einsame Gegend, wo sich die Garage befand, genau das, was Grab Wyman brauchte.

Arthur Pagham fuhr seinen Wagen aus der Garage hinaus. Er hatte gerade die Garagentüren abgeschlossen und wandte sich um, da erblickte er den affengesichtigen Mann, die Kugel sah er nicht.

Arthur Pagham fühlte einen stechenden Schmerz in der Brust. Er stolperte, sein Mund öffnete sich, aber die zweite Kugel fühlte er nicht mehr, denn die erste war ihm glatt ins Herz geschlagen.

Grab fuhr herum, glitt in einen schmalen Gang, der nach Piccadilly führte, und drei Minuten nach dem Verbrechen war er mitten im Verkehr.

Zehn Minuten vergingen – fünfzehn. Dolly begann, unruhig zu werden. Sie war nicht um Paghams willen besorgt, aber sie wusste genau, Nodder Morbell legte Wert darauf, dass seine Aufträge ausgeführt wurden.

Weitere fünf Minuten vergingen. Jetzt klopfte jemand heftig an die Tür.

Dolly runzelte die Stirn. Das war eine Entwicklung, auf die sie keinen Wert legte. Sie ging zögernd hinaus in die Diele und öffnete die Tür.

Entsetzt trat sie zurück, als sie den uniformierten Polizisten sah und neben ihm einen Mann in Zivilkleidung. Die drei sahen sich einen Augenblick stumm an. Dann sprach der Mann in Zivilkleidern: „Ist dies die Wohnung von Mister Pagham, gnädige Frau?“

Dolly holte tief Atem und lächelte. „Ja, ich warte darauf, dass er jeden Augenblick zurückkommen soll. Er ist …“

„Sie brauchen nicht mehr auf ihn zu warten“, erwiderte der Mann in Zivilkleidung. „Er ist erschossen worden, gnädige Frau!“

„Erschossen?“ Das eine Wort ertönte wie ein Seufzer von den Lippen des Mädchens. Sie starrte den Beamten an. „Aber wer sind Sie denn?“

„Channing.“ Er zeigte seinen Ausweis. „Es tut mir leid, dass ich Sie erschreckt habe, Miss, aber Sie werden verstehen, dass ich Ihnen einige Fragen stellen muss, ehe ich …“

„Aber ich habe die letzte halbe Stunde hier auf ihn gewartet.“

„Er wurde vor zwanzig Minuten erschossen, also kommen Sie bei dieser Angelegenheit nicht in Frage“, sagte Channing. „Es handelt sich natürlich um eine reine Formfrage.“

Dolly Grey antwortete auf Channings Fragen durchaus bereitwillig. Endlich schloss Channing sein Notizbuch.

„Vielen Dank, Miss Grey, Sie werden doch wahrscheinlich in London bleiben, falls wir Sie noch um weitere Mitteilungen bitten müssten?“

„Ja, sicher, Sie haben ja meine Anschrift.“

Channing nickte. „Ich werde eine Taxe holen lassen, die Sie in Ihre Wohnung bringt.“

Dann begann er, den Schreibtisch zu untersuchen, und hielt bald eine Quittung von einem Matthew Cawson über neunhundertfünfzig Pfund in den Händen.

Dolly Grey berichtete sofort Nodder Morbell. Nodders schleimige Stimme ließ keinen anderen Ausdruck erkennen, und seine abschließenden Worte waren bezeichnend für ihn.

„Nun, gut. Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, Dolly. Sie konnten nichts dagegen tun, aber das ist eine bittere Enttäuschung für mich, eine sehr bittere. Ich frage mich jetzt, wer wohl nun in den Besitz seiner fünfzigtausend Pfund kommen wird.“

 

*

 

Sir Martin Pagham war ein bedeutender Geschäftsmann, etwa zwischen fünfzig und sechzig Jahre alt. Seine Millionen hatten ihm aber nicht dazu verholfen, aus seinem Sohn etwas anderes zu machen als einen Narren und Verschwender.

Demzufolge hatte er in den vergangenen Jahren mehr und mehr an seinen einzigen Neffen als seinen Erben gedacht. Er entsann sich mit einem gewissen Zögern seiner letzten Unterhaltung mit Peter Ross, die vor ungefähr zehn Jahren stattgefunden hatte. Die Unterhaltung war alles andere als angenehm gewesen, und Peter hatte seinem Onkel gesagt, er solle sich zum Teufel scheren, und hatte seinen Entschluss verkündet, das zu tun, was er wolle. Mit diesen Worten hatte Peter damals das Zimmer verlassen. Pagham hatte seitdem nichts wieder von ihm gehört. Peter hatte auf jeden Fall Vernunft und einen sehr ausgeprägten Charakter. Es bestand für Pagham keine Frage, was er mit seinen Millionen tun würde.

An diesem Nachmittag, einige Stunden bevor Arthur Pagham Grab Wymans Kugel ins Herz bekam, befand sich Sir Martin in seinem Arbeitszimmer auf dem Landsitz, als es an die Tür klopfte. Er wandte sich verärgert um.

„Was ist los?“

„Entschuldigen Sie mich, Sir.“

„Ich will nicht gestört werden, Grant.“

„Nein, Sir, aber …“

Grant, der schon seit fünfundzwanzig Jahren Diener bei Pagham war, meldete: „Da ist ein Herr, der Sie sprechen möchte.“

„Und sein Name?“

„Er – er wollte ihn mir nicht nennen, Sir.

---ENDE DER LESEPROBE---