Schatten über Sunny Place – Ein klassischer Kriminalroman - Jonas Pickham - E-Book

Schatten über Sunny Place – Ein klassischer Kriminalroman E-Book

Jonas Pickham

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Beschreibung

Deborah Merrill, genannt Debby, bewirbt sich in London auf ein Inserat in der Annahme, dass es sich um die Besetzung einer kleinen Rolle als Schauspielerin handelt. Im Laufe des Vorstellungsgespräches stellt sich heraus, dass der Amerikaner Jack Hasting als Privatdetektiv keine Schauspielerin sucht, sondern auf der Suche nach einer Gehilfin ist, die seinen nächsten Auftrag unterstützt und schauspielerische Fähigkeiten dabei hilfreich wären. Debby, nicht auf dem Mund gefallen, und Jack sind sich auf Anhieb sympathisch – sie bekommt die »Rolle«.
Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach Cornwall, um auf dem Anwesen von ›Sunny Place‹, dessen Besitzer Anthony Lamberth und dessen Kusine Mrs. Julia Emerson sind, um die mysteriösen Vorfälle, die sich dort seit einiger Zeit ereignen, aufzuklären.

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Jonas Pickham

 

 

Schatten über

Sunny Place

 

 

 

 

 

 

Ein klassischer Kriminalroman 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer, 2024

Korrektorat: Ilka Richter

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv.

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Schatten über Sunny Pace 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

Weitere klassische Kriminal-Romane von Jonas Pickham sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

Deborah Merrill, genannt Debby, bewirbt sich in London auf ein Inserat in der Annahme, dass es sich um die Besetzung einer kleinen Rolle als Schauspielerin handelt. Im Laufe des Vorstellungsgespräches stellt sich heraus, dass der Amerikaner Jack Hasting als Privatdetektiv keine Schauspielerin sucht, sondern auf der Suche nach einer Gehilfin ist, die seinen nächsten Auftrag unterstützt und schauspielerische Fähigkeiten dabei hilfreich wären. Debby, nicht auf dem Mund gefallen, und Jack sind sich auf Anhieb sympathisch – sie bekommt die »Rolle«.

Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach Cornwall, um auf dem Anwesen von ›Sunny Place‹, dessen Besitzer Anthony Lamberth und dessen Kusine Mrs. Julia Emerson sind, um die mysteriösen Vorfälle, die sich dort seit einiger Zeit ereignen, aufzuklären.

 

 

***

Schatten über Sunny Pace

 

Ein klassischer Kriminalroman von Jonas Pickham

 

1. Kapitel

 

Debby betrat die Halle des feudalen Hotels und steuerte auf die Rezeption zu. Ihre Haltung war königlich, aber Robert, der Wächter über Meldebuch, Zimmerschlüssel und Telefon, ließ sich dadurch nicht täuschen und schätzte Debby sofort richtig ein. – Also noch ein Mädchen für Hasting im ersten Stock!

Tatsächlich entnahm Debby ihrer abgetragenen Handtasche eine Zeitung und deutete auf ein Inserat, dessen Text Robert bereits auswendig kannte, denn er hatte es heute schon einige Male zu sehen bekommen.

Dame ohne Anhang für interessante Tätigkeit gesucht!

Erfolglose Schauspielerin bevorzugt.

Jack Hasting, z. Zt. Hotel Gordon, London.

»Sie sind spät dran, Miss. Es haben sich nämlich schon eine ganze Menge junger Damen eingefunden«, sagte Robert.

»Junge Damen? Es ist keine ältere darunter?«, erkundigte sich Debby.

»Nein.«

»Das ist seltsam, nicht wahr?«

»Wieso?« Robert sah sie verdutzt an. »Sie sind doch jung«, stellte Robert fest.

»Hm.« Debby lächelte schüchtern, aber Robert verzog keine Miene. »Wenn man in solch großem Hotel tätig ist, besitzt man bestimmt eine gute Menschenkenntnis. Darum möchte ich Sie gern fragen, ob …« Debby stockte und platzte dann heraus: »Er ist doch wohl kein Mädchenhändler?«

»Angehörige dieser Zunft pflegen bei uns nicht abzusteigen. Wir können ja zu Ihrer Beruhigung einmal nachsehen, welchen Beruf Mr. Hasting ausübt.«

»Wenn er wirklich ein Mädchenhändler ist, wird er das kaum eingetragen haben«, vermutete Debby. »Auch die Berufsbezeichnung ›Falschmünzer‹ wird man vergeblich in solchen Hotelbüchern suchen, obwohl alle diese Leute irgendwo wohnen müssen, wenn sie unterwegs sind«, versuchte Debby zu scherzen, aber Roberts Gesicht blieb eisern.

Er schlug das Buch schwungvoll auf, und plötzlich klappte sein Unterkiefer herunter. Debby empfand diesen jähen Wechsel seiner Mimik als sensationell. Stand da etwa doch ›Mädchenhändler‹?

Sie beugte den Kopf vor und las: ›Old Father Christmas!‹ Debby lachte hell auf. ›Weihnachtsmann!‹, rief sie, und einige Gäste sahen zu ihr herüber. »Und wo kommt dieser – ›Weihnachtsmann‹ her?«

»Aus New York«, murmelte Robert. »Nein, diese Amerikaner!«

»Wissen Sie, Mr. Hasting ist die Ausfragerei bei den Anmeldungen einfach zu dumm geworden, und darum trug er sich als ›Weihnachtsmann‹ ein«, vermutete Debby. »Aber ich bin über die interessante Tätigkeit nun beruhigt.« Sie deutete auf das Inserat. »Niemals käme ein finsterer Verbrecher auf solch einen himmlischen Einfall. Weihnachtsmann!«

Robert fand, er habe sich mit diesem Mädchen lange genug aufgehalten, telefonierte hinauf und fragte, ob Mr. Hasting auf eine weitere Aspirantin Wert lege.

»Sie soll nur kommen!«, antwortete Hasting. »Ich habe bis jetzt noch nichts Geeignetes gefunden.«

Darüber wunderte sich Robert sehr, denn unter den Bewerberinnen waren hübsche und elegante junge Damen gewesen. Der ›Weihnachtsmann‹ schien sehr wählerisch zu sein, und so würde dieses Fräulein erst recht keine Chancen haben.

Robert winkte einen Pagen heran. »Appartement 102.«

Der Junge musterte Debby mit einem schnellen Blick. Wenigstens die Absätze ihrer Schuhe waren gerade! Sonst ließ sich wenig zu Gunsten dieses Mädchens sagen. Das schwarze Kostüm hatte blanke Stellen, das Hütchen war bestimmt schon häufig im Regen nass geworden, und das blasse Gesicht zeigte kein Make-up. Da hatte er heute schon ganz andere Damen nach oben begleitet!

Debby verließ mit dem Pagen den Lift, und ihre Füße versanken in dem dicken Läufer. Der Weihnachtsmann schien, für Luxus viel übrig zu haben! Debby lächelte, und ihr Gesicht strahlte noch etwas von dieser Heiterkeit aus, als sie Hasting gegenüberstand.

Sie hatte sich diesen ›Weihnachtsmann‹ anders vorgestellt. Alles an ihm war mittelmäßig. Er war mittelgroß, mittelblond, weder dick noch schlank, und befand sich im mittleren Alter. Debby schätzte ihn auf zirka vierzig Jahre. Er besaß ein Durchschnittsgesicht und nur seine Augen fielen Debby auf; sie waren von einem unbestimmten Blau, und der Blick wirkte konzentriert, klar und durchdringend. So sieht der Weihnachtsmann die Kinder an, wenn er fragt, ob sie auch immer artig gewesen seien. Als Debby diesen Vergleich zog, konnte sie sich nicht mehr halten und lachte Hasting ins Gesicht.

Er bot ihr einen Stuhl an. »Darf ich den Grund Ihrer Heiterkeit erfahren? Haben Sie mich etwa erkannt?«

»Erkannt?«, echote Debby verständnislos.

»Es wäre immerhin möglich, denn mein Bild ging in den letzten Tagen durch die Presse.«

Debby starrte ihn an. War er etwa Schauspieler? Suchte er durch das Inserat eine Partnerin? Eine erfolglose – aus der sich noch etwas machen ließ! Nun wusste sie auch, wem Hasting ähnlichsah. Alec Guineß! Dieser weltberühmte Star soll im Privatleben ganz unauffällig wirken und gerade deshalb auch seine äußere Erscheinung so überzeugend den einzelnen Rollen angleichen können.

»Sind Sie etwa Alec Guineß?« Hasting lachte schallend, und als er sich beruhigt hatte, sagte er:

»Nein. Ich bin hier unter meinem richtigen Namen abgestiegen. Im Grunde haben Sie nicht so weit danebengegriffen, denn einem vielseitigen Schauspieler, der sehr unterschiedliche Menschen und Charaktere darstellen will, wäre ein markantes und auffallendes Äußere nur im Wege. Er bleibt dann immer er selbst und kann nicht restlos in seiner Rolle untertauchen oder aufgehen. In meinem Beruf ist es ähnlich.«

Debbys aufflackernde Hoffnung erlosch. Er war also kein Schauspieler und würde ihr nicht zum Start verhelfen. »Wollen Sie etwa behaupten, dass Sie tatsächlich ein Weihnachtsmann sind? Aber dann wäre Ihr Bild nicht jetzt im Frühling in den Zeitungen erschienen, wie Sie eben sagten.« Hasting lachte wieder. »Sie machen mir Spaß! Sie haben sich als einzige von den jungen Damen nach meinem Beruf erkundigt. Warum?«

»Ich hielt Sie für einen Mädchenhändler, der erfolglose Schauspielerinnen für eine Tournee nach Afrika, Südamerika oder dem Orient sucht. Aber das würde ich nicht als eine interessante Tätigkeit bezeichnen. So etwas käme für mich nicht in Frage.«

»Ich bin das Gegenteil von einem Verbrecher.«

Das kann jeder sagen! schoss es Debby durch den Kopf. – »Ich habe eben erst den Fall Carsfield gelöst, und deshalb brachten viele Zeitungen mein Foto.«

»Ach, der Hasting sind Sie!«, rief Debby. Zu allem übrigen führte er auch einen Namen, der häufig vorkommt. »Das haben Sie wirklich großartig gemacht!«

»Danke. Wie heißen Sie eigentlich, kleines Fräulein?«

»Deborah Merrill.«

»Also, Debby! Wenn Sie auch die letzten Berichte gelesen haben, dann wissen Sie, dass meine Detektiv-Agentur ihren Hauptsitz in New York hat und hier in London nur eine Zweigniederlassung unterhält. Drüben, in den Vereinigten Staaten, besitzen wir auch noch einige Niederlassungen. Ich greife nur ein, wenn es sehr brenzlig wird. Nun will ich Ihnen sagen, wozu ich Sie brauche, Debby.«

»Sie würden mich also nehmen, Mr. Hasting?«

»Es kommt nur noch auf Sie an, Debby. Übrigens nennen mich alle meine Mitarbeiter Jack.« Debby sah ihn abwartend an, denn bis jetzt zählte sie sich noch nicht zu diesem Team. »Ich wollte eigentlich schleunigst nach New York zurückkehren und hatte sogar schon meinen Flug gebucht. Da erhielt ich, dank der Presseberichte über mich, einen neuen Auftrag, der mich sehr reizt. Ich nahm ihn an, und wenn Sie Lust haben, sollen Sie mir helfen, Debby.«

»Sozusagen als Ihre Sekretärin?«

»Als meine Mitarbeiterin und Gehilfin.«

»Hm. Warum suchen Sie eine Dame ohne Anhang? Wahrscheinlich sind Sie sehr zartfühlend und möchten es vermeiden, dass dem Sarg der mausetoten Debby ihre zahlreiche Verwandtschaft schluchzend folgt.«

»Sie machen mir wirklich Spaß, Debby!«

»Das sagten Sie schon einmal.«

»Und weil Sie auf mich so anregend wirken, möchte ich Sie gern engagieren. Man hat es im Leben ohnedies meistens mit langweiligen Menschen zu tun; darum will ich wenigstens für mein Geld die andere Sorte haben – solche Mitarbeiter wie Sie, Debby. Dafür zahle ich aber auch gut! Sie erhalten von mir für Ihre Mitarbeit in England zehn Prozent meines Honorars. Das ist viel!«

»Wieviel?«, forschte Debby.

»So genau lässt es sich noch nicht sagen, denn ich weiß nicht, wie lange mich dieser Fall beschäftigen wird. Ich würde Ihnen zunächst einen Vorschuss von hundert Pfund geben.«

»Hundert Pfund?« Debby umklammerte ihren Stuhl, weil sie Angst hatte, vor Schreck herunterzufallen.

»Dazu fünfzig Pfund, die Sie mir nicht zurückzugeben brauchen. Für neue Kleider.«

»Ihr Scharfblick ist selbst für einen berühmten Detektiv erstaunlich«, fand Debby. »Ich könnte mich ja auf schäbig verkleidet haben – wegen der Mädchenhändler-Tournee.«

»Nein. Dann wären Ihr Gesicht und Ihr Haar gepflegter. Sie sind wirklich ein armes Mädchen, Debby.«

»Stimmt. Sie haben mir aber immer noch nicht erklärt, weswegen Ihre Mitarbeiterin möglichst allein dastehen soll, ohne Familie.«

»Wenn Sie sich bewähren, möchte ich Sie nach New York mitnehmen. Ich will Ihnen auch gleich sagen, warum ich eine erfolglose Schauspielerin suche. Eine erfolgreiche würde diesen Posten nicht annehmen. Andererseits aber soll meine Mitarbeiterin wandlungsfähig sein, und zwar nicht auf der Bühne, sondern im Leben. Sie muss verschiedene Rollen darstellen können, falls es notwendig ist. Sie dürfen ganz beruhigt sein. Ihr neuer Beruf ist nicht lebensgefährlich, und auch ich vermeide alles, was mich in den Sarg bringen könnte. Denn das könnte mir niemand bezahlen! Wovon leben Sie? Was können Sie? Warum haben Sie keine Angehörigen?«

»Ich habe meine Eltern sehr früh verloren, und außer meiner Großmutter kümmert sich niemand um mich. Meine Mutter war Schauspielerin, und ich bildete mir ein, das Talent von ihr geerbt zu haben. Darum nahm ich Schauspielunterricht. Außerdem machte ich eine kaufmännische Lehre durch und habe jetzt einen ganz guten Posten bei einem Grundstücksmakler.«

»Einen guten Posten?«

»Danach sehe ich nicht aus, wie? Aber das liegt nicht an meinem Chef. Alles, was ich nur erübrigen konnte, ging für den Schauspielunterricht drauf und auch für Agenten, die mir eine Rolle verschaffen sollen. Ich kam her, weil ich dachte, dass der Posten irgendetwas mit dem Theater oder Film zu tun hat.«

»Das trifft nicht zu, Debby. Wollen Sie die Stellung trotzdem annehmen?«

»Ja. Ich würde auch nach New York mitkommen.«

»Machen Sie sich keine Illusionen! Dort wimmelt es von beschäftigungslosen Schauspielerinnen.«

»Ich weiß. Aber ich möchte etwas von der Welt sehen, und die Zusammenarbeit mit Ihnen ist bestimmt viel abwechslungsreicher als meine jetzige Tätigkeit.«

»Wie alt sind Sie, Debby?«

»Zweiundzwanzig.«

»Würde Ihr Chef Sie sofort freigeben?«

»Bestimmt. Ich bin nicht seine Sekretärin, und er findet für mich sofort einen Ersatz. Bleiben wir vorläufig in London, Mr. Hasting?«

»Alle meine Mitarbeiter nennen mich …«

»… Jack!«, ergänzte Debby und streckte ihm impulsiv die Hand entgegen, die er mit festem Druck ergriff.

»Ich glaube, wir werden uns gut verstehen.«

Debby nickte.

»Der neue Auftrag führt uns nach Cornwall, ›Sunny Place‹.«

»Sonniger Ort! Das klingt sehr heiter«, fand Debby.

»Es geht dort durchaus nicht sonnig zu, sondern reichlich mysteriös und dunkel. Darum hat sich ein gewisser Anthony Lamberth an mich gewandt. Er hat ›Sunny Place‹ zusammen mit seiner Kusine, Mrs. Julia Emerson, geerbt, und nun geschehen dort merkwürdige Dinge.«

»War Anthony Lamberth hier, im Hotel?«, fragte Debby.

»Ja. Er verfiel durch die letzten Presseberichte auf mich, denn vorläufig ist das noch keine Sache für die Polizei. Ich habe mit Lamberth besprochen, dass ich in ›Sunny Place‹ als sein alter Freund auftauchte, und ich werde nur meinen Vornamen ändern. Stuart Hasting, Reiseschriftsteller aus Sidney nebst Sekretärin. Das sind Sie!«

»Sekretärin?« Debby krauste das Näschen. »Sie sollten mich lieber als Ihre Schwester ausgeben, Jack. Wenn Sie sowieso schwindeln, geht’s in einem hin.«

»Okay.«

»Aber die Fotos in der Presse! Womöglich wird man Sie erkennen.«

»Cornwall und ›Sunny Place‹ sind von London weit entfernt, und Lamberth versicherte mir, dass die Leute dort so viel mit sich selbst zu tun haben, dass sie sich um nichts anderes kümmern«, sagte Jack. Es dreht sich vor allem um seine Kusine, Mrs. Julia Emerson. Sie ist …«

Das Telefon läutete. Jack nahm den Hörer ab und meldete sich.

»Wer ist unten?«, fragte Jack so erstaunt, als traute er seinen Ohren nicht.

»Lassen Sie bitte Mrs. Emerson nach fünf Minuten heraufkommen.« Er legte den Hörer ab.

»Julia Emerson aus ›Sunny Place‹? Vielleicht hat ihr Vetter sie hergeschickt«, meinte Debby.

»Auf keinen Fall! Die Sache fängt ja gut an! Ganz besonders Mrs. Emerson sollte nicht wissen, wer ich wirklich bin, und jetzt kommt sie zu mir.« Jack nahm Debby das Hütchen vom Kopf und deutete auf die Schreibmaschine. »Es hat nun keinen Zweck mehr, Julia Emerson Theater vorzuspielen. Ich verschwinde in meinem Schlafzimmer, und Sie werden Mrs. Emerson als meine Mitarbeiterin empfangen. Sie sollten nämlich eigentlich in ›Sunny Place‹ versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen. Aber das können Sie ja auch als meine Sekretärin tun. Ich wundere mich, dass nach allem, was mir Anthony Lamberth über seine Kusine erzählte, Mrs. Emerson überhaupt fähig war, nach London zu kommen!«

»Ist sie krank?«

»Abwarten! Wir werden ja sehen.« Jack verschwand im Nebenraum.

Debby setzte sich an die Schreibmaschine, spannte einen Bogen ein und tippte das Datum hin. Dann starrte sie auf das leere Blatt, bis Julia Emerson hereinkam.

 

 

2. Kapitel

 

Als Debby vor Mrs. Emerson stand, kam sie sich recht unbedeutend und dürftig vor. Julia war eine imponierende Erscheinung und besaß eine auffallend gute Figur. Die großen dunklen Augen und kräftigen Brauen gaben dem Gesicht etwas Dramatisches; der perlweiße Teint kontrastierte zu dem schwarzen Haar, das glatt nach hinten gekämmt und im Nacken zu einem Knoten zusammengenommen war.

Debby fand, wenn sie so aussähe, dann hätte sie als Schauspielerin bestimmt Karriere gemacht! Vor allem beim Film. Aber Debby war schlanker, als es dem Publikumsgeschmack zurzeit entsprach. Man musste sich schon etwas eingehender mit Debby beschäftigen, um zu merken, wie hübsch ihr Gesicht und wie ausdrucksvoll die blaugrauen Augen waren. Wenn Debby lachte, dann fielen ihre schönen weißen Zähne auf, sie hatte jedoch bisher wenig zu lachen gehabt. Ihr Haar war hellblond und naturgelockt, aber Debby vermutete, dass die Leute beides – die Farbe und die Locken – der Kunstfertigkeit eines Friseurs zuschrieben. Niemand drehte sich auf der Straße nach ihr um, aber Julia Emerson musste überall auffallen. Trotzdem schien sie nicht glücklich zu sein; das glaubte ihr Debby vom Gesicht ablesen zu können. Diese Frau strahlte eine derartige Nervosität und Unruhe aus, dass auch die sensible Debby davon ergriffen wurde.

Während Debby ihre stillen Betrachtungen anstellte, hatte sich Julia Emerson nach Jack Hasting erkundigt. War er im Hotel? Sie wollte sonst warten.

»Sie sind wohl Mr. Hastings Sekretärin?

---ENDE DER LESEPROBE---