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Widerwillig unternimmt Paulchen mit seiner Mutti einen Ausflug nach Garmisch. Dabei wird sein Unmut noch größer, als er von Notenbildern verfolgt wird, geht er doch gar nicht gern zum Flötenunterricht von Frau Flückiger. Und schon gar nicht in die Chorstunde bei Herrn Zellweger, wo man das Notenblatt nicht verkehrt herum halten darf. Zudem mag er es nicht, daß seine Mutti bei jeder Gelegenheit auf jede Frage, die er stellt, sagt: "Ich weiß es nicht." Versöhnt wird er dann im Restaurant, als er während eines Gewitters sein lang ersehntes Eis bekommt.
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Seitenzahl: 34
Pierre Haefelfingergewidmet, der am 6. Juni 2020 sei- nen 90. Geburtstag feiern darf! Und dem Andenken meiner Mutter gewidmet, die am 6. Juni ebenfalls Geburtstag hätte (Sie hat einmal die Anek- dote erzählt, man habe ihr am Zoll nicht geglaubt, als sie sagte, sie sei am 6.6.6 geboren)! Und beide haben betont, dieser 6.6. sei auch das Datum des D-Day (Invasion Normandie von 1944)!
So präsentiert sich das Haus von Richard Strauß in Garmisch, wie ich es für Pierre Haefelfinger mit seinen eigenen Zeichnungen bevölkert habe.
„Können Sie schwören, daß dies das weitestverbreitete Buch des Jahres ist?“ „Ohne Zweifel.“
Robert Walser: Der Spaziergang
Paulchens Traum
Die Reise beginnt
Der Einstieg in die Klamm
Sie kommen zum Wasserfall
Es geht bergauf
Mit der Gondel geht’s bergab
Und jetzt ins Restaurant
Ende einer Kutschenfahrt
Die Frau am Markt
Zurück nach Hause
Ein Tag geht zu Ende
Anmerkungen
Biogramme
Ich bin Semiramis. Wer ich bin? Das erfährst du, wenn du weiterliest.
Paulchen hat sich früh zu Bett legen müssen. Seine Mutter hat ihm zuvor gesagt:
«Weißt, morgen gehen wir zusammen auf einen langen Spaziergang. Drum ist es wichtig, daß du ausgeschlafen bist.»
Der Junge hat dies zwar nicht verstanden, aber wenn Mama dies sagte, würde es wohl stimmen. Er hat sich also ins Bett gelegt, den Kuß seiner Mutter auf seine Stirn als angenehmes Zeichen gedeutet und Hadrian fester in seine Hände geschlossen.
Hadrian ist ein großer, grüner Frosch aus kuscheligem Samt, gefüllt mit Kirschensteinen; ein Geschenk seiner Oma. Paulchen hat noch nachgedacht, wie es zum Namen Hadrian gekommen ist, aber über diesem Gedanken ist er eingeschlafen.
Da ist ihm dieses Tier erschienen, das zwar fast wie ein Frosch ausgesehen hat, aber doch seinem Hadrian überhaupt nicht ähnlich gesehen hat.
«Was willst du? Und wer bist du überhaupt?» fragt Paulchen.
«Ich bin Semiramis und möchte mit dir spielen.»
«Was willst du spielen?»
«Wir machen Musik zusammen. Du kannst doch Noten lesen?»
«Ja, das schon. Ich spiele ja Blockflöte und habe Unterricht bei Frau Flückiger.»
«Wer ist Frau Flückiger?»
«Sie ist meine Flötenlehrerin.»
«Sehr gut. Dann nimm jetzt deine Flöte und spiele die neun Noten, die du vor dir siehst.»
«Aber das kann man gar nicht spielen, da fehlen doch die Schlüssel und die Hälse.»
«Bei Semiramis brauchst du keine Schlüssel. Und einen Hals habe ich ja auch nicht. Trotzdem sind neun Noten da.»
«Also gut, aber dazu muß ich aufstehen und meine Flöte holen.»
«Das mußt du nicht. Stell dir einfach vor, du hast sie schon an die Lippen gesetzt. Also blase!»
«Aber ich kann doch nicht im Liegen blasen.»
«Also setz dich auf und halt den Rücken steif.»
«Und du meinst, das geht?»
«Natürlich geht das. Du mußt dir nur Mühe geben. Dann geht alles.»
Paulchen fällt aus der Hängematte
«Aber ich bin ja gar nicht im Bett, sondern liege auf einer Hängematte, zwischen zwei Bäumen.»
«Ja, und?»
«Schau, jetzt ist die Hängematte kaputt, wie ich mich aufgesetzt habe. Und die Noten fliegen alle durch die Luft und fallen auf den Boden. So kann man doch nicht Flöte spielen.»
«Wo du recht hast, hast du recht.»
Und da ist Paulchen in einen Tiefschlaf gesunken, hat Hadrian ganz festgehalten, damit Semiramis ihn nicht mehr stört.
Das ist die Lokomotive, wie Paulchen sie sieht.
«Komm, du Faulpelz. Aufstehen!»
Die Stimme der Mutter läßt keinen Widerspruch zu.
«Wo ist Hadrian?» ruft Paulchen, doch die Mutter beharrt auf ihrem Befehl.
«Was ist denn? Du brauchst doch Hadrian nicht, der ist fürs Bett gedacht. Und wir gehen jetzt auf Reisen.»
Paulchen erinnert sich nur schwach an die letzten Stunden, als er im Traum Blockflöte spielen sollte. Aber dies will er der Mutter nicht sagen. Vorerst wenigstens nicht.
Die beiden gehen nach erfolgtem Frühstück zusammen zum Bahnhof.
«Schau, Mutti! Die Lokomotive hat gar keine Räder. Sie fährt auf Achtelnoten!»
«Was redest du für einen Unsinn? Natürlich hat die Lokomotive Räder. Wie sollte sie sonst fahren können?»
«Wenn du meinst.»