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Kurti, Peti und Walti sind mit ihrem Freund Balzli unterwegs im Wald und wollen die liegende Frau auf dem Hügel bei der Burgruine vom Moos befreien. Zudem spielen sie Winnetou. Weil Heuferien sind, haben sie genügend Zeit, ihren Idolen nachzuspüren. Als nach ausgiebigem Nielenrauchen die Situation eskaliert, sind nicht nur die unternehmungslustigen Jungen total überfordert. Eine hektische Einlieferung ins Spital ist nötig und setzt alle unter Druck. Wird Balzli alles überstehen?
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Seitenzahl: 44
Pro Daninku
Die liegende Frau
Prolog
Als ich erwachte
Teufelszwirn
Auf zur Burg!
Auf Winnetous Pfaden
Auf in den Kampf!
Heuen ist Pflicht
Am Freitag wieder Unterricht
Entkleidungsgewitter, Sturm
Die gerechte Ohrfeige
Die Wirklichkeit ermessen
Am Marterpfahl
Direkt ins Spital
Ans Bett gefesselt
Liegende Frau, ich komme!
Die zweite Operation
Anmerkungen
Biogramme
"Mehr Licht, mehr Licht!" Die Finsterniß Läßt mich nur zagend vorwärts gehn; Ich schreite langsam, ungewiß Und bleib oft ängstlich tastend stehn.
Karl May «Mehr Licht!» aus: Himmelsgedanken
Mein Traum ist die Frau auf dem Felsen
Dies ist eine wahre Geschichte. Und sie handelt von vier Jungen, die einmal eine eigentliche Bande gebildet hatten, bis sie ein schreckliches Unglück entzweite. Der einzige, der dafür büßen mußte, hieß Balzli. Der war beim Spiel Old Shatterhand, bis er – im übertragenen Sinn - am Marterpfahl landete. Die andern kümmerten sich nicht um ihn, auch dann nicht, als er im Spital gelandet war. Und dies ist traurig.
Wieder einmal kamen die Bären. Ich hatte mich auf den Steinmauern unserer Burg (in Tat und Wahrheit eine alte Ruine, die eigentlich nicht betreten werden durfte) verschanzt und in Sicherheit gebracht und konnte von oben das ganze Rudel überblicken.
Es waren keine drolligen kleine Pelztierchen zum Kuscheln, wie ich sie aus Abbildungen aus den Zeitschriften, die bei uns zuhauf herumlagen, kannte, sondern ausgewachsene Tiere mit fletschenden Zähnen und einem Grollen und Grummeln, das einen das Blut gefrieren lassen konnte.
Ich mußte wohl ziemlich laut geschrien haben im Traum; denn meine Mutter schien rasch zur Stelle und verscheuchte die Tiere aus meinen Traumvorstellungen. Wie immer, beruhigte sie mich, so daß ich schnell wieder einschlafen konnte, nicht ohne meinen Teddybären ermahnt zu haben, er solle seine Kumpane bitte zurückhalten.
Kurz vor dem Einschlafen hatte ich mir nämlich vorgenommen, mich am nächsten Tag mit meinen Freunden Peti, Kurti und Walti zu treffen. Wir hatten Heuferien, also schulfrei und verabredeten uns wie so oft, am Nachmittag nach dem Unterricht, anderntags durch den Wald die nahe Hügelkuppe zu erklimmen. Dort war hinter der nördlichen Mauer eine felsige Erhöhung, unter deren Moos und Flechten ein Gestein ruhte, das aussah wie eine liegende Frau.
Zudem wollten wir Wurzeln sammeln, wie sie der örtliche Bildhauer Jüstrich zu hunderten gefunden und bearbeitet hatte: wahre Monster mit verzogenen Fratzen, wilden Mähnen und verkrüppelten Gliedern, die als ihre Körper galten.
Und wir wollten Indianer spielen, Winnetou und Old Shatterhand in wechselnden Rollen, leider ohne weibliche Wesen; aber dafür hatten wir ja die liegende Frau. Zudem waren diese Spielchen nichts für zarte Gemüter; denn Pfeil mit aufgesetztem Holunderholz (ließ sich gut ausbohren, weil das Mark sich gut entfernen ließ) und Bogen aus elastischem Haselholz taten das übrige.
Der Zutritt zur Burg war eigentlich verboten und somit abgesperrt, weil immer wieder Mauerreste und Gesteinsbrocken herunterfallen konnten, was bekanntlich eine erhebliche Gefahr darstellte, aber das schien uns unerheblich.
Im schlimmsten Fall. Aber die schlimmsten Fälle traten nie ein – so wenigstens wollten wir es sehen.
In diesem Glauben schlief ich wieder ein.
Am andern Morgen, so hatte ich es meiner Mutter eindringlich eingetrichtert, konnte ich ausschlafen, sie sollte mich demnach nicht wecken, weil wir Heuferien hatten. Das bedeutete, daß wir uns bei einem Bauern melden sollten, um ihm bei der Heuernte zu helfen. Doch das konnte gegen Mittag sein, wenn er das Gras geschnitten und auf dem Feld gestreut hatte. Dann mußte es gewendet werden.
Da Schelling, unser Nachbar, ein gewaltiger Säufer, allerdings erst gegen Mittag seinen Rausch ausgeschlafen hatte und somit relativ spät mähte, benötigte er die angesagte Hilfe erst am Folgetag – sofern das Wetter hielt. Auf diese Weise kam ich wieder einmal unverhofft zu einem Freitag; also beste Voraussetzung für unser Vorhaben im Wald und auf der Burg.
Meine Mutter hatte mich noch ermahnt, nicht zu spät nach Hause zu kommen, weil sonst mein Vater ausrasten würde, wenn ich nicht rechtzeitig zum Nachtessen am Tisch säße. Ich beruhigte sie, indem ich ihr versicherte, auf mich sei Verlaß, und ich wäre ein folgsamer Junge, wie immer, was sie mit einem seltsamen Lächeln quittierte.
Nach dem Mittagessen, als mein Vater nach seinem Mittagsschläfchen wieder in den unteren Stock zur Arbeit gegangen war, machte ich mich auf den Weg, um Peti, Kurti und Walti abzuholen; denn diese hatten es schwerer, sich vom Heuen zu drücken, weil deren Vater (es waren Drillinge) als Malermeister gerne die unbezahlte Hilfskraft seiner drei Söhne (neben den andern sechs aus seiner Produktivität) in Anspruch nahm, wenn sie schulfrei hatten.
Doch wir hatten Glück! Mit unseren Utensilien bewaffnet, machten wir uns auf den Weg zum Wald, wozu wir erst den steilen Weg über das Tobel in Angriff nehmen mußten. Dieser gefürchtete Weg wurde durch alle Autofahrer gemieden, weil er nicht asphaltiert, sehr steil und unübersichtlich war mit den vielen Kurven (weswegen wir gerne im Winter mit dem Arbeitsschlitten des Malermeisters eine Abfahrt unternahmen).
Erst ganz oben, wo der Tobelweg in die Landstraße mündete, gab es eine Abzweigung als Fußweg, die allmählich in den Wald und damit zur Burg führte.