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Ali Özgür Özdil bietet seit 2003 Fortbildung für Ärzt/innen und Pfeleger/innen in "kultur- und religionssensibler Pflege" an. Themen wie „Schmerz, Leid, Krankheit und Tod“ betreffen jeden Menschen, unabhängig von seinem Glauben. Was aber sagt der Islam zum Thema Tod und Leben nach dem Tod?
Wer Muslime betreut oder auch mit Muslimen verheiratet ist, sollte wissen, was zu beachten ist, wenn diese versterben. Das vorliegende Buch gibt einen theologischen Einblick in die Quellen des Islam.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Ali Özgür Özdil
Hamburg 2014
www.kurs-care.de
Inhaltsverzeichnis
I. Einführung
II. Der Weltuntergang
III. Tag der Auferstehung
IV. Tag des Gerichts
V. Hölle und Paradies
VI. Das Leben auf der Erde
VII. Muslime in Deutschland und ihr Umgang mit ihren Toten
Die KörperwaschungDas TotengebetVIII. Anhang
IX. Quellen
„Jedes Lebewesen wird den Tod kosten“
Der Tod gehört zum Leben dazu und ist somit ein natürlicher Prozess, der sich durch die gesamte Schöpfung durchzieht: „Jedes Lebewesen wird den Tod kosten, und ihr werdet erst am Tage der Auferstehung euren vollen Lohn erhalten...“ (3:186). Zugleich gilt der Tod für Muslime als der Übergang in ein ewiges Leben, vor dem sich die Gläubigen nicht zu fürchten brauchen, da sie die Belohnung Gottes erwartet. Deshalb gilt es, das vergängliche irdische Leben als Geschenk Gottes zu verstehen und sich auf seinen Tod gut vorzubereiten.
Vom Propheten Muhammad ﷺ wird überliefert: „Der intelligenteste Mensch ist derjenige, der häufig an den Tod denkt und die beste Vorbereitung für ein Leben danach trifft“.
Der Glaube an ein Leben nach dem Tod ist eine der Glaubenspfeiler des Islam, dabei gilt der „Glaube an Gott und den Jüngsten Tag“ als das ausschlaggebende Kennzeichen der wahren Frömmigkeit: „Diejenigen, die glauben und diejenigen, die dem Judentum angehören, und die Christen und die Sâbier, - alle die, die an Gott glauben und den Jüngsten Tag glauben und tun, was recht ist, denen steht bei ihrem Herrn ihr Lohn zu, und sie brauchen keine Angst (wegen des Gerichts) zu haben, und sie werden (nach der Abrechnung am Jüngsten Tag) nicht traurig sein“ (2:62; 5:69; 22:17).
Gott ist der Barmherzige, der Gnädige. Er ist „Ar-Rahmân“ (dessen Barmherzigkeit, die gesamte Schöpfung umfasst) und „Ar-Rahîm“ (Gnädig, den Gläubigen gegenüber, im Hinblick auf die Rechtleitung).
Vom Propheten Muhammad ﷺ wird überliefert: „Haltet in euren Handlungen das Mittelmaß ein und übertreibt nicht, denn niemand wird durch seine Taten errettet werden.“ Sie (die Gefährten) fragten: „Auch du nicht, oh Gesandter Gottes?“ Er erwiderte: „Auch ich nicht; es sei denn durch die Barmherzigkeit und Güte Gottes.“ (Überliefert bei al-Buhârî (Riqâq 17, Marda 19); Muslim (Munâfiqûn 71-73, 75, 76, 78); Ibn Mâdjah (Zuhd 20); ad-Dârimî (Riqâq 24), und Ahmad ibn Hanbal (2:235, 256, 319, 326, 344, 386, 390, 452, 466, 469, 473, 482, 488, 495, 503, 509, 514, 519, 524, 537; 3:52, 337, 362; 6:125).
Jede Hoffnung des Menschen – egal in welchem Zusammenhang – hängt unmittelbar mit der Barmherzigkeit Gottes zusammen. Denn Gott hat sich selbst zur Barmherzigkeit verpflichtet: „Heil sei über euch! Euer Herr hat sich zur Barmherzigkeit verpflichtet. Wenn einer von euch in Unwissenheit Böses tut und dann später umkehrt und sich bessert, so ist Gott barmherzig und bereit zu vergeben.“ (6:54; vgl. auch 6:12)
Zu keiner anderen Handlung sonst hat sich Gott verpflichtet und darin erkennen muslimische Gelehrte das oberste Handlungsprinzip Gottes. Auch die Gottesgesandten Jesus und Muhammad werden im Koran als Zeichen der Barmherzigkeit Gottes beschrieben (vgl. 19:21 und 21:107).
Die Hoffnung auf die Barmherzigkeit Gottes aufzugeben, gilt als eine große Sünde: „Wer würde die Hoffnung auf die Barmherzigkeit seines Herrn aufgeben! Nur diejenigen, die irregehen.“ (15:56)
„Ihr meine Diener, die ihr gegen euch selber nicht maßgehalten habt! Gebt nicht die Hoffnung auf die Barmherzigkeit Gottes auf! Gott vergibt euch alle Schuld. Er ist es, der barmherzig ist und bereit zu vergeben.“ (39:53)