Deutsche Pfadfinder des 16. Jahrhunderts in Afrika, Asien und Südamerika - Erik Schreiber - E-Book

Deutsche Pfadfinder des 16. Jahrhunderts in Afrika, Asien und Südamerika E-Book

Erik Schreiber

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Beschreibung

In trefflicher Weise hat sich ein Großmeister der Erdkunde, Friedrich Ratzel, in einer Abhandlung von den "Reisebeschreibungen" über deren Wert geäußert. Nachdem er geschildert hat, wie er als Knabe sich bald an den rührseligen und allzu "moralischen" Erzählungen von Horn, Nieritz u. a. satt und überdrüssig gelesen habe und dann durch eine sechzehnbändige Sammlung von Reisebeschreibungen, die ihm zu Gebot stand, ein Liebhaber dieser gesünderen Kost geworden sei, fährt er fort: "Ich erzähle diese Harmlosigkeiten, weil die Erfahrungen reiferer Jahre mich immer wieder lebhaft erinnern, mit wie richtigem Empfinden die jugendlichen Gemüter anerkennen und ablehnen. Wie oft kehren wir gerade in der Lektüre bei voll gereiftem Urteil zu dem zurück, was uns früh anzog, als man uns noch gar kein Urteil zutraute.

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Herausgeber

Erik Schreiber

Windrose 26

Reiseerzählungen

Max Pannwitz

Deutsche Pfadfinder des 16. Jahrhunderts in Afrika, Asien und Südamerika

Saphir im Stahl

Reiserzählungen

Windrose 26

e-book 264

Max Pannwitz - Deutsche Pfadfinder des 16. Jahrhunderts in Afrika, Asien und Südamerika

Erscheinungstermin: 01.08.2024

© Saphir im Stahl Verlag

Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

www.saphir-im-stahl.de

Titelbild: Archiv Andromeda

Bearbeitung: Simon Faulhaber

Lektorat Peter Heller

Vertrieb neobook

Herausgeber

Erik Schreiber

Windrose 26

Reiseerzählungen

Max Pannwitz

Deutsche Pfadfinder des 16. Jahrhunderts in Afrika, Asien und Südamerika

Saphir im Stahl

Max Pannwitz

Deutsche Pfadfinder des 16. Jahrhunderts in Afrika, Asien und Südamerika

Balthasar Springers Meerfahrt 1505-06

Hans Stadens wahrhaftige Historia 1547/48 und 1549-55

Ulrich Schmidels wahrhaftige und liebliche Beschreibung 1534-52

Leonhard Rauwolfs eigentliche Beschreibung 1573-76

Bibliothek des 16., 17. u. 18. Jahrhunderts.

herausgegeben und neubearbeitet von  Max Pannwitz

Stuttgart, Franckh'sche Verlagshandlung

Stuttgarter Setzmaschinen-Druckerei Holzinger & Co., Stuttgart.

Vorwort.

Unserer Zeit scheint es beschieden, den letzten Schleierrest, der das Antlitz unserer alten Mutter Erde verhüllt, hinwegzuziehen. Nachdem wir über Afrika schon so viel gehört haben, nachdem uns Mittel- und Ostasien durch Schienenstränge so nahe gerückt wurden, nachdem Grönlands Binnengebiet bekannt geworden und der Nordpol nach einem lächerlichen Possenspiel endgültig erobert ist, nachdem verschiedene Kulturvölker in edlem Wetteifer sich anschicken, die letzten weißen Kartenflecke um den Südpol zu beleben, und Zeppelins Riesenvogel die arktischen Meere überkreisen will, bleiben nur noch verhältnismäßig kleine Züge im Erdenkonterfei zu retuschieren.

Fast möchte man sagen: Schade darum! Denn es liegt ein wunderbarer Reiz für die Angehörigen eines Volkes im ersten Vorwärtsschreiten in fremden Landen, wo die Natur den Pionier mit neuen Augen anschaut und ihm eine unbekannte Ausgabe des „homo sapiens“ mit eigentümlichen Eigenschaften und Gebräuchen schwer zu lösende Rätsel aufgibt. Keine bessere Schule kann es geben für echten Mannesmut und kluge Umsicht.

Und auch die Heimgebliebenen ziehen ihren Nutzen aus diesen Forschungen. Denn die meisten Erkunder neuer Gebiete berichteten selbst stolz von dem Erlebten oder hatten doch einen federfrohen Erzähler in ihrer Umgebung, so dass sich eine fast unübersehbare Reise- und Entdeckerliteratur ausdehnt, von Pytheas aus Massilia und Herodot über Ibn Batuta und Marco Polo bis zu Nansen und Sven Hedin.

Es kann uns nicht wundernehmen, dass diese Reisebeschreibungen bei unsern Vorfahren ein dankbares Ohr fanden, damals, als der geistige Horizont des Europäers noch äußerst beschränkt war, als eine uns naiv und kindlich anmutende Phantasie die unbekannten Teile der Welt noch in fabelhafter Weise bevölkerte und lüstern auch aus dem unzulänglichsten, trockensten und unzuverlässigsten Berichte Nahrung sog. Aber auch davon abgesehen strahlt aus Reiseberichten etwas von der Entdeckerfreude auf den empfänglichen Leser aus, der mit seinem Führer durch die neue Welt bangend oder triumphierend zieht.

In trefflicher Weise hat sich ein Großmeister der Erdkunde, Friedrich Ratzel, in einer Abhandlung von den „Reisebeschreibungen“ über deren Wert geäußert. Nachdem er geschildert hat, wie er als Knabe sich bald an den rührseligen und allzu „moralischen“ Erzählungen von Horn, Nieritz u. a. satt und überdrüssig gelesen habe und dann durch eine sechzehnbändige Sammlung von Reisebeschreibungen, die ihm zu Gebot stand, ein Liebhaber dieser gesünderen Kost geworden sei, fährt er fort:

„Ich erzähle diese Harmlosigkeiten, weil die Erfahrungen reiferer Jahre mich immer wieder lebhaft erinnern, mit wie richtigem Empfinden die jugendlichen Gemüter anerkennen und ablehnen. Wie oft kehren wir gerade in der Lektüre bei voll gereiftem Urteil zu dem zurück, was uns früh anzog, als man uns noch gar kein Urteil zutraute.

Die Jugend ist die beste und entscheidende Beurteilerin der allgemein gültigen Literaturwerke. Der durch das Fach nicht eingeengte Sinn hat eine natürliche Verwandtschaft mit allem Echten: Und außerdem hat sie den Mut ihrer Meinung. Was der Jugend gefällt, das gefällt der Welt.

So liegt denn auch in der Anziehung, die die Reisebeschreibungen auf die Jugend üben, ein Zeugnis ihres allgemein menschlichen Wertes. Was ein Mensch zu sagen hatte, der die Welt ohne fälschende Gläser betrachtete und ohne viel Bedenken anfasste, und was diese Welt ihm zu sagen hatte, der ihr gegenüber jung und unerfahren ist, das behält Wert für alle Kommenden. In der Erziehung des Einzelnen durch die Welt wiederholt sich die Jugend der Menschheit und diese ist der Jugend des Menschen immer am verständlichsten.

Es war nicht bloß die Entfernung, die uns die Gestalten der Entdecker und Abenteurer verklärte. Auch dass sie in einer so fremdartigen Umgebung agierten, war es nicht allein, was sie uns wert machte. Für die an Erfahrung arme Jugend nahmen die hervorragenden Gestalten etwas Typisches an. Jede vertrat eine ganze Seite des Lebens, so wie wir es verstanden oder ahnten, löste eine große Lebensaufgabe oder litt unter einem großen Schicksal.

Jeder Entdecker war aus prometheischer Sippe, denn er entrang mit Einsatz seines Lebens den Göttern, was sie nicht freiwillig geben, und brachte den Menschen, was doch die Menschen brauchen: Kenntnis ihrer Erde. Die Polarfahrer, die mit einer unerbittlichen Natur zu ringen hatten, wobei Scharfsinn und Klugheit nichts vermochten, konnten nur den Heroen verglichen werden, und wenn sie unterlagen, sprach uns etwas Titanisches aus ihrem Geschick. Wieder eine andere Gestalt war die des willenlos Umhergetriebenen, des Gefangenen, des Sklaven in barbareskischen oder türkischen Ketten, des Flüchtlings, den nur noch eine wunderbare Verkettung von Verhältnissen zu retten vermag, da seine eigene, längst gebeugte Kraft nicht mehr ausreicht.

Gehört es dem Zeitgeist an, dass diese peinlichen und rührenden Erzählungen außer Kurs gekommen sind? Es scheint in der Tat der Kultus der Entschlossenheit sich ausgebreitet zu haben. Darin liegt gerade ein Hauptreiz dieser Literatur, dass bei dem denkbar buntesten Wechsel der Staffage und der Lebenszustände eine Grundähnlichkeit im Kern bleibt. Das ist das Gemeinverständliche daran. Wenn Nachtigal seinen abenteuerlichen Aufenthalt in Tibesti und seine Flucht oder seine Aufnahme bei dem sonst grausamen, ihm aber mild gesinnten Sultan Ali von Wadai dem Publikum des Herodot erzählt hätte, würde er gerade so gut verstanden worden sein und hätte seine Hörer gerade so entzückt wie 1875 in Berlin oder München.“

In diesem Bändchen finden sich vier Berichte deutscher Reisender aus dem 16. Jahrhundert vereint, in denen wir verschiedene Klassen verkörpert finden. Springer ist der Vertreter des wagemutigen, gewinnlüsternen Kaufmanns, der in die Welt zieht, weil dort die kostbarsten, dem Händler den größten Vorteil versprechenden Waren zu holen sind.Staden und Schmidel stellen uns den abenteuerlustigen Jüngling dar, der dem engen Dasein in der Heimat entfliehen und in der unbekannten Ferne seinem dunklen Tatendrang genugtun will. Zugleich ist Staden auch ein Vertreter jener Reiseberichterstatter, die durch Schilderung ungewöhnlicher, in den Händen unmenschlicher Feinde erduldeter Leiden den Leser rühren. In Rauwolf endlich haben wir den gelehrten, aus Liebe zu seiner Wissenschaft die Fremde aufsuchenden Reisenden vor uns.

Alle vier berichten, ihrem Zeitalter entsprechend, naiv. Sie geben einfach und schmucklos, ohne moralisierende Betrachtung und ohne die eigne Person hervortreten zu lassen, was sie geschaut haben. Alle vier machen den Eindruck unbedingter Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit. Nur in dem, was sie von Hörensagen berichten, zeigen sie sich als Kinder ihrer unkritischen und abergläubischen Zeit, und hin und wieder müssen wir ihr auf falschen Voraussetzungen beruhendes Augenmaß berichtigen. Alle vier haben bei ihren Zeitgenossen und, wie die zahlreichen Auflagen ihrer Reisebeschreibungen zeigen, auch bei den folgenden Geschlechtern Beifall gefunden. Möchten sie ihn – in vorliegender, teilweise gekürzter Form – auch bei den Lesern dieses Bändchens verdienen und finden.

Balthasar Springers Meerfahrt

1505-06.

Mit unermüdlicher Ausdauer und bewundernswertem Wagemut immer weiter an der afrikanischen Westküste nach Süden tastend, hatten die Portugiesen gegen Ende des 15. Jahrhunderts das „Kap der Stürme“, von dem weitschauenden König Johann II. „Kap der Hoffnung“ genannt, erreicht und den Seeweg zu den vielbegehrten und mit Gold aufgewogenen Erzeugnissen Indiens gefunden. Damit verschob sich allmählich der Schwerpunkt des europäisch-morgenländischen Handels vom östlichen Mittelmeer nach dem atlantischen Gestade Europas, eine Änderung, die nur auf Kosten der bisherigen Vermittler indischer Gewürze und Kostbarkeiten, der Araber und der Venetianer, vor sich gehen konnte. Auch die großen deutschen Handelshäuser, vornehmlich die „königlichen“ Kaufleute in Augsburg und Nürnberg, die an zweiter Stelle an dem Gewinn des venetianischen Handels mit Indiens Produkten teilnahmen, wurden von der Anbahnung des neuen Handelsweges betroffen und suchten diesen schnell entschlossen ihrem Vorteil dienstbar zu machen.

Es ist erstaunlich, mit welchem Weitblick, welcher Entschiedenheit und Opferwilligkeit diese Kaufherren, voran die Welser, die neue Sachlage erkannten und erfassten. Durch Verträge mit der Krone Portugals wussten sie sich Handelsvorteile zu verschaffen, wie sie kaum ein portugiesischer Untertan zugestanden erhielt. Sehr wertvoll war für sie u. a. das Vorrecht, einen eigenen Handelsmakler (corretor) in Lissabon zu halten; in dieser Eigenschaft waren geschickt und erfolgreich tätig um 1500 Simon Seitz und später Lukas Rem. Sie suchten aber auch unmittelbar aus der neuen Handelsstraße Gewinn zu ziehen, indem sie zu diesem Zwecke kapitalkräftige Gesellschaften gründeten und das Recht erwirkten, im Kielwasser der portugiesischen Kriegsschiffe zu Handelszwecken nach Indien zu segeln.

So finden wir bereits 7 Jahre nach Vasco de Gamas Landung in Indien bei der Flotte von 14 größeren Schiffen und 6 Karavellen, die am 25. März 1505 unter dem Befehl des kühnen Almeida den Hafen von Belem bei Lissabon zur Fahrt nach Ostindien verließ, drei solcher deutschen Schiffe, den Hieronymus, den Raphael und den Leonhard. Diese Schiffe waren vertragsmäßig mit Portugiesen bemannt, doch befanden sich auf ihnen als Vertreter der deutschen Handelsgesellschaften auch zwei Deutsche, nämlich auf dem „Raphael“ Hans Mayr und auf dem „Leonhard“ Balthasar Springer. Von beiden liegen Beschreibungen der 2½ Jahre währenden Fahrt vor. Springer, von dessen Lebensumständen wir sonst weiter nichts wissen, als dass er zu Vils in Tirol geboren ist, hat seinen Bericht bereits 1509 veröffentlicht; er lautete, in lesbare Form gebracht, fast unverkürzt folgendermaßen:

Die Meerfahrt und Erfahrung neuer Schiffung und Wege zu vielen unerkannten Inseln und Königreichen, von dem großmächtigen portugiesischen König Emanuel erforscht, funden, bestritten und eingenommen; auch wunderbarliche Streitordnung, Leben, Wesen, Handlung und Wunderwerke des Volks und der darinnen Wohnenden findest du in diesem Büchlein wahrhaftiglich beschrieben und abkonterfeit, wie ich, Balthasar Springer, solches selbst in kurzvergangenen Zeiten gesehen und erfahren habe.

Gedruckt anno 1509.

Im Namen der heiligen unteilbaren Dreifaltigkeit ... will ich, Balthasar Springer aus Vils, die wunderbarlichen neuerfundenen Lande, Königreiche, Inseln und Gegenden samt ihren inwohnenden Menschen, Tieren und wachsenden Früchten, wie ich sie zu Wasser und auf dem Lande mit andern Geschickten des großmächtigsten Königs zu Portugal und der fürtrefflichen Kaufherren, der Fugger, Welser, Hochstetter, Hirschvogel, derer im Hofe (Imhofe) und anderer ihrer Gesellschaften erstritten und mit Macht bezwungen helfen, erfahren und gesehen habe.

Es war Mittwoch, 15. Januar 1505, als wir zu Antorf uns einschifften nach Lissabon, um nach Kalikut zu segeln mit Gottes Hilfe. Und eine Meile von Lissabon bei Rostal haben wir die Schiffe mit Speise, Geschütz und anderer Notdurft gerüstet und versehen bis auf den 25. Tag des März, dem Tage der Verkündung Mariä, in den Osterfeiertagen. An demselben Tage sind wir ... angesegelt gegen Indien, wohin wir bei 4000 Meilen zu fahren hatten. Und nachdem wir uns im Schiff eingerichtet hatten und hinauszufahren begannen, kam ein wunderbarlicher, grausamlicher Fisch bei Rostal aus dem hohen Meer in den Hafen – das ist die Pforte des Meeres oder der Staden, da man hereinschifft, anfährt und auslädt – der war in der Größe eines jungen Knaben von 17 Jahren, pechschwarz, und hat nur auf seinem Rücken Fischfedern. Er blies erschrecklich das Meer über Mannshöhe in die Luft.

Und in schnellem Hinsegeln erreichten wir die Küste zu Portugal auf den 26. März. An diesem Tage erschienen der angezeigten Fische viel um unser Schiff in und bei dem Hafen und schwammen herzu. Und auf den andern Tag, den 27. März, schossen die Schiffsleute einen unbekannten, seltsamen Fisch an der spanischen Küste, den sie ein Dütschin nannten. Der war eines Mannes Länge, an Gestalt einem Schwein gleich, ungefähr vier Gulden bei uns wert, und es hat der Fisch wie ein Eber am hintern Teil seines Leibes ein groß Geschröt und vorn an seinem Mund einen Schnabel, gleich einem Vogel, doch von breiterer Form, und in seinem Maul hat er viel kleiner scharfer Zähne. Mit diesem Fisch wurden in einem Tag hundertsechsundzwanzig Menschen gespeist, und ich habe selbst davon gegessen.

Auf Freitag nach unserer lieben Frau Verkündungstag, den 28. März, fuhren wir in der Nacht mit unsern Schiffen zwischen zwei Inseln und liegt die eine von der andern sechzig Meilen, und fängt da das Mohrenland an, und sie heißt Kanaria und liegt 180 Meilen von Lissabon. Die andere heißt Ilamander und liegt 150 Meilen von Lissabon und mehr als die Hälfte sind in diesen Landen und Inseln Mohren. Auf den letzten Tag des März sahen und fanden wir in der Meeresflut neun Inseln, hoch von Gebirge und weit und breit von Landen, von Kanaria nacheinander liegen. In diesen Inseln verkaufen die Christen die Sklaven. Und es sind diese Inseln ein Königreich, dem König von Spanien zugehörig. Wir waren zu der Zeit 201 Meilen Weges von Lissabon bis in diese Gegenden mit Gottes Hilfe gesegelt.

Auf den dritten Tag des April, das war St. Ambrosiustag, kamen wir zur Küste von Guinea. Da fuhren wir längs der Mohren oder Schwarzen Land in einer Entfernung von zwölf oder fünfzehn Meilen hin. Da sahen wir denselben Abend und den Tag darauf viel großer grausamer Walfische, einen immer länger als den andern. Auf den sechsten Tag fuhren wir zu Schiff ans Land nach dem Kap Verde; da fingen wir viel und mancherlei Fisch mit der Angel, als das Schiff im Lauf war. Auf den 7. April fuhren wir auf das Kap Ferre zu in der Mohren Land hinein und warfen unsern Anker aus, drei Meilen von einem Markt, genannt Bessaghiche. Dort wohnt der König der Mohren. Das Volk hat hohle Bäume, auf denen sie fahren, um zu fischen. Ihrer vier fuhren mit zwei solcher Schifflein zu uns und redeten gut in portugiesischer Sprache mit uns, so dass wir einander in allen Verhandlungen wohl verstanden. Wir sahen auch in diesem Königreich und diesen Inseln wunderbar schamlose Menschen beiderlei Geschlechts untereinander wie die wilden Tiere; etliche bedecken allein die Scham, die anderen laufen nackend herum, ganzschwarz, wie man sie bei uns Mohren nennt. Dort hebt auch der Mohren Land an. Ihre Wohnungen und Häuser gleichen den Hütten, die bei uns zu Lande die armen Leute über die Backöfen machen; diese Häuser können die Einwohner nach ihrem Willen dahin tragen, wo sie Lust haben zu wohnen. In diesen Landen und Inseln sind überflüssig viel Vieh, klein und feist von Leibe. Es werden in dem Königreich viele Käse gemacht, und es wächst an viel Enden guter Zucker. Dazu findet man dort viel wilder Menschen und sonst mancherlei Abenteuer; insbesondere erscheint dort viel Goldes, davon der portugiesische König seine goldenen Münzen schlagen und münzen läßt, aber die Inselbewohner selbst können das Gold nicht verarbeiten.

Dieses Volk gebraucht und nimmt gar kein Geld, sondern allein seltsam abenteuerliche Dinge wie Spiegel, Messingringe, lange blaue Kristallen und dergleichen mancherlei, was ihnen seltsam ist und ihnen dahin gebracht wird. Da geben sie Ware um Ware und was sie haben und bei ihnen wächst, Stück für Stück nach ihrer Liebe und ziemlicher Achtung dieser Dinge. Der Wuchs der Bäume ist außerordentlich groß. Und erstreckt sich dieses Land der genannten Inseln tausendvierhundert Meilen.

Auf den elften Tag des April sandte der König seinen Sohn zu unserm Schiff, damit er mit seinen Hofleuten und Dienern große Ehre antue, was von uns nur als Narretei und spöttisch aufgefaßt wurde. Da lagen wir acht Tage vor dem Land im Hafen mit 19 Schiffen. Auf den vierzehnten Tag des April segelten wir hinaus acht Meilen weiter. Da lag die Flotte der obersten Kapitäne, und wir fanden darunter etliche, die mit uns zu Rostal hatten ausfahren wollen, und es brach unser Rad durch den Zusammenstoß mit andern Schiffen, die wider uns fuhren, also dass wir fünfhundert Meilen allein und nicht mit der Flotte fuhren bis auf die nun folgende Zeit.

Auf den 15. April segelten wir mit der ganzen Flotte aus von der Schwarzen oder Mohren Land bis auf den großen Golf, der tausendvierhundert Meilen breit ist bis zum Kap der Guten Hoffnung, und von dem Königreich Bissagos sind neun, zehn Meilen in das Land hinein. Da ist ein ander groß Königreich viel hundert Meilen lang und heißt König von Guinea und ist ein böses Land von Leuten und fauler Luft. Und als wir an das Kap Verde kamen, da liegt ein runder Fels oder Berg, der ist sehr hoch und wohnt niemand darauf. Um den Berg sind große Bäume, wohl vier Klafter dick, und haben Blätter gleich dem Nussbaum und tragen Frucht gleich den Kürbissen.

Auf dem vorgenannten Golfe segelten wir unter der Sonne und dem Mond so fern dahin, dass wir den Polarstern oder den Wagen nicht mehr sehen konnten und den Südpol alsbald ins Gesicht empfingen. Auf dem Meere ist viel Wunders von Fischen und besonders sind im Golf viel kleine weiße Fische, die haben Flügel, gleicherweise wie die Fledermäuse, und fliegen in großen Haufen auf gleich andern Vögeln. Wir segelten auch so weit aufs Meer hinaus, dass wir weder Fisch noch sonst welche Geschöpfe mehr fanden, und war es wie eine Wildnis und Einöde.

Danach segelten wir wieder auf das Kap der Guten Hoffnung zu, denn wir waren davongesegelt wohl tausend und vierhundert Meilen. Und als wir wiederkamen auf siebenhundert Meilen vom Kap – es war im Juni – da war es so kalt wie in unsern Ländern um Weihnachten, und im Golf kamen so große Schlagregen und Winde, unerhört und unerwartet, also dass sie wohl die Schiffe umstoßen, so man sich nicht beizeiten vorsieht.

Wir fuhren weiter und kamen mit 300 Meilen nicht zum Kap, so dass wir lange nicht wussten, wo wir waren, bis dass wir passiert hatten, und fuhren noch viel hundert Meilen, so dass wir nicht merken konnten, in welcher Gegend des Meeres oder Landes wir wären, so tief waren wir im Meere. Doch sahen wir nach langweiligem [langdauerndem] Segeln Walfische, die waren fast groß und über die Maßen lang, dazu andere Fische, die auch grauslich lang und schmal waren und segelten also vom Kap Verde wohl fünfzehn Wochen, dass wir weder Land noch Sand sahen.

Von Bissagos bis zum Kap der Guten Hoffnung fängt ein ander Land an, in dem sind auch Schwarze oder Mohren, und die Einwohner dieser Lande sind ein halb wildes Volk, und wenn du zu ihnen kommst, geben sie dir wohl einen Ochsen oder ein Schaf um eine kleine Schale oder ein Messer. Es sind viel Tier und viel Vieh im selben Land, und nimmt das Volk daselbst auch kein Geld und geht alles nackt; nur die Scham bedecken sie mit hölzernen oder ledernen Scheiden und binden den jungen Knaben ihre Schwänzlein über sich. Es ist sonst ein lustig Land mit guten Wassern und wohlriechenden Kräutern und ist so gar voll Sands, dass Männer und Frauen unten auf breitem Leder beinahe wie auf großen Pantoffeln gehen. Etliche haben auch Kleider von Tierfellen um sich hängen gleicher Art, wie man in unsern Landen kurze Mäntel trägt. Viele haben auch ihre Haare mit Gummi und Pech aufgerichtet und zur Höflichkeit und Zier viele und köstliche Edelsteine darein gehängt und befestigt. Sie haben eine schnelle, seltsam wunderliche Sprache, und ist ihre Wohnung unter der Erde.

Nach obenstehender Beschreibung sahen wir in der fünfzehnten Woche auf den 19. Juli viel ungeheuerliche Fische und über zwei Stunden darauf erspähten wir ein Land zwischen Sofala und Mosambik. Aber wir segelten zurzeit noch an kein Land, sondern fuhren weiter. Da ist eine andere Insel, die liegt von da hundertfünfzig Meilen am Land hin und heißt die Hauptstadt darin Kiloa. Das ist ein Königreich der Heiden. Auf den 22. Juli fassten wir Anker vor der Stadt Kiloa, und auf den 23. des Monats fuhren wir mit allen Booten in den Hafen vor des Königs Haus und begehrten von ihm zu wissen, ob er uns Frieden oder Tribut geben wollte. Aber wir konnten keinen Frieden haben, sondern sie wollten mit uns kriegen und war kein anderes Vorgehen möglich.

So fuhren wir am 24. desselben Monats mit ganzer Macht mit acht Schiffen wohl gewaffnet auf einmal ganz unerwartet morgens früh zur Stadt, schossen etliche Heiden zu Tod und plünderten gleich darauf die Stadt und fanden viel Reichtum mit Gold, Silber, Perlen, Edelgestein und kostbarlicher Kleidung und fingen denselben Tag alsbald an, ein Schloß zu bauen. Und auf den 27. Juli da war der König, sobald wir die Stadt eingenommen hatten, mit einer großen Zahl Heiden davongeflohen.

Da machte der Hauptmann einen andern König mit großen Herrlichkeiten und Ehren und krönte ihn mit einer Krone, wie einem König gebührt, und gab ihm das Königreich mit allen Rechten, doch sollte er dem König von Portugal treu und hold sein und ihm mit seinem ganzen Königreich allezeit untertäniglich gehorsam sein.

Auf den 4. August kam der rechte König, den wir vormals vom Land vertrieben hatten, wiederum ins Land, und als er erfuhr, dass ein anderer König erwählt und befestigt war, den er dann wohl leiden mochte und lieb hatte, denn er hatte ihn von Kind auf bei ihm gehabt und erzogen, da wollte er nicht wieder begehren, König zu werden, dem eingesetzten König auch keinen Eintrag in seiner Regierung tun, sondern er begehrte, dass aus ihm ein Herzog gemacht werde. Dies ward ihm auch von dem neuen König und allem Volk gewährt, und er wurde mit großen Ehren und Herrlichkeiten im Beisein von Fürsten und Herren zu einem Herzoge gemacht, befestigt und mit Land und Leuten wiederum begabt und eingesetzt. Und auf den 6. August schickten wir uns all wiederum zu Schiff und stießen von Land und segelten hinweg nach Mombassa.

In diesem Land sind seltsam abenteuerliche Schafe, haben breite kurze Schwänze; darin tragen sie ihr Unschlitt und haben sonst in ihrem Leib gar kein Unschlitt. Die Kühe sind klein und feist und auf dem Rücken aufrecht. Die Hirsche im Land sind wie die Ziegen und so groß wie Pferde. Auch ist viel Felds darin mit Früchten von Bohnen und Erbsen. Es wachsen auch Palmitenbaum darin, davon hat das Volk Wein, Essig, Öl, Wasser, Nuß, Honig, Zucker usw., und sie haben von diesem Baum wohl sechzehnerlei Frucht und andere wunderbarliche Dinge, die mir alle zu offenbaren verdrießlich wäre und zu lange Weile brauchte.

Auf den 9. August in der Nacht hatten wir groß Angst und Sorg, dass auf uns ein ander fremd Schiff oder zwei laufen sollten; wir waren hart am Meeresgestade, weshalb die Sorge um so größer war. Es begegneten uns elf Schiffe, aber Gott der Allmächtige behütete uns und versah uns mit seiner göttlichen Gnade, dass wir von all den Schiffen ohne Schaden davonkamen. Auf den 13. des Monats kamen wir mit dreizehn Schiffen in den Hafen von Mombassa. Das Volk dieser Gegend war unser Feind. Das Land hat gar einen schönen Hafen oder Anfahrt, und auf einer Stelle des Stadens hatten sie ein unsäglich starkes Bollwerk gebaut, daraus sie uns mit Schüssen sehr leidig zusetzten, aber durch Vorsehung Christi Jesu, unseres Seligmachers, konnten sie uns nichts antun, sondern wir machten sie mit ihrer Habe aus dem Bollwerk bis zur Stadt flüchtig.

Nun war eine Feste von der Stadt hinaus auf einem Felsen gebaut. Dort segelten wir sofort hin, da fanden wir nicht viel Feinde drin. Wir legten uns davor und schossen mit großem Ernst darein und vertrieben unsere Feinde.