Die beiden Mütter Mammitsch - Friedrich Wolf - E-Book
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Die beiden Mütter Mammitsch E-Book

Wolf Friedrich

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Beschreibung

In Friedrich Wolfs meisterhafter Erzählung treffen wir auf Cornelia Mammitsch, eine resolute und angsteinflößende Matriarchin, die ihren Lebensabend in einem kleinen Krankenhaus an der Elbe verbringt. Ihr Leben und Sterben werden auf den Kopf gestellt, als die fröhliche und kindliche Waldheuerin Christel Mammitsch ebenfalls wegen einer Krankheit eingeliefert wird. In dieser packenden Geschichte voller schwarzem Humor, skurrilen Charakteren und tiefgründigen philosophischen Überlegungen prallen Welten aufeinander. Werden die beiden Frauen zueinander finden oder ihre Unterschiede die endgültige Trennung bedeuten? Die Erzählung ist eine faszinierende Auseinandersetzung mit Leben, Tod und den Rätseln der menschlichen Existenz.

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Seitenzahl: 10

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Impressum

Friedrich Wolf

Die beiden Mütter Mammitsch

Erzählung

ISBN 978-3-68912-044-3 (E–Book)

Die Erzählung wurde vor 1914 verfasst.

Das Titelbild wurde mit der KI erstellt.

© 2024 EDITION digital®

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Godern

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19065 Pinnow

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Die beiden Mütter Mammitsch

Die Mutter Cornelia Mammitsch war ein alter Gast des kleinen ländlichen Krankenhauses an der Elbe. Sie zählte fast siebzig Jahre, litt an einem unheilbaren Herzleiden und befand sich in der ersten Pflegklasse der von den Diakonissinnen bedienten Anstalt. Ihre Kinder hatten sie dort eingekauft. Sie bewohnte trotz des Raummangels in dem engen Gebäude ihr eigenes großes Zimmer, in dem nur noch ein Bett stand, welches man aber, aus Furcht vor ihr, nicht zu belegen wagte. Sie war gefürchtet – die Mutter Mammitsch! Wenn sie an warmen Tagen, auf ihren Stock und ihre Pflegerin gestützt, durch die langen Korridore in den Garten schritt, so wichen alle respektvoll vor der Alten aus, während sie selbst mit unzufriedener, prüfender Miene die Genesenden musterte und hin und wieder ihr Sprüchlein murmelte: „Leichtsinniges Volk! Hüpft wieder ins Vergnügen! Der Herrgott wird’s euch schon vergelten!“ Im Garten spielte sie peinlich den Wächter und litt es nicht, wenn eine Kranke der Frauenseite über die imaginäre Grenze hinweg mit einem Burschen von drüben scherzen wollte. Sobald sie erschien, verstummten die Stimmen; ihre leisen Befehle galten dagegen wie unwiderrufliche Gesetze eines geheimnisvollen düsteren Geistes. So waltete sie sechs Jahre gleichsam ihres Amtes wie ein bedeutungsvoller Schatten, der in ein Jenseits weist, welches noch entfernter als die Stadt hinter den Krankenhausmauern lag.

Eines Mittags konnte die Mutter Mammitsch ihr Bett nicht mehr verlassen. Ihr Atem ging hohl, sie rang nach Luft, die Stimme versagte. Als der Arzt erschien, war der erste Anfall bereits beendet; aber die Alte blieb seither an ihr Bett gefesselt. Die Kinder und Kindeskinder kamen und legten der Oberin verdoppelte Sorge mit verdoppelten Versprechungen ans Herz. Die Speisen wurden sorgfältig ausgewählt, mit Nähressenzen versetzt; der Sauerstoffapparat blieb in ihrem Zimmer. Bei Nacht hüteten Vollwachen ihren Schlaf. So konnte der Mutter Mammitsch eigentlich nichts fehlen; und dennoch nahm sie täglich ab – lag ein dumpfer Groll, ein dumpfes Verlangen in ihren Augen. Selbst die erbaulichen Gespräche der Frau Oberin konnten ihren Unmut, ja ihre Unruhe nicht besiegen. Etwas fehlte ihr. Etwas regte sie auf, wenn sie das Lachen und die Lieder der genesenden jungen Leute aus dem Garten hörte. „Ihre Lebensgewohnheit ist unterbrochen; es fehlt ihr an gleicher Geselligkeit!“, schloss die Oberin.