Die Cousine aus Amerika - Patricia Vandenberg - E-Book

Die Cousine aus Amerika E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Dr. Daniel Norden kam mal wieder mit Verspätung nach Hause, aber damit hatte seine Frau Fee schon gerechnet. Das Wetter spielte verrückt. Frühlingshafte Temperaturen und dazu noch starker Föhn machten nicht nur den ohnehin schon Grippekranken zu schaffen, sondern riefen auch starke Kreislaufbeschwerden hervor. Man sah es Dr. Norden aber nicht an, daß er einen anstrengenden Tag hinter sich hatte, und Fee ahnte, daß etwas passiert war, das jede Müdigkeit vertrieben hatte. Er beschäftigte sich erst mit den Kindern, die ihre Erkältung gut überstanden hatten und einen guten Appetit zeigten. »Es soll kälter werden, und schneien soll es endlich auch«, sagte Danny mit deutlichem Mißtrauen. »Aber wenn dann wirklich richtiger Winter ist und schöner Schnee, müssen wir in die Schule gehen, und in den Ferien war Mistwetter.« Man nahm ihm den harten Ausdruck nicht übel, denn es stimmte ja. »Im Sommer ist es dann wieder genauso«, schloß sich auch Felix mürrisch an. »Wenn Ferien sind, regnet's, und wenn wir wieder in die Schule müssen, ist eine Bullenhitze.« »Bis zum Sommer dauert es noch lange«, sagte Anneka, »da brauchen wir uns nicht jetzt schon aufzuregen.« Die Zwillinge Jan und Désiree sagten nichts. Sie waren müde und wollten vom Papi zu Bett gebracht werden. Das ließ er sich auch nicht nehmen, denn leider wuchsen auch die beiden schnell heran, zu schnell, als daß er es richtig genießen konnte, wie sie sich von Tag zu Tag mehr entwickelten, wie sich ihr Wortschatz immer mehr vergrößerte und wie sie sich den drei Älteren gegenüber schon zu behaupten verstanden. Die »Großen«

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Leseprobe: Vom Himmel das Blau

Ist es nicht erstaunlich, verehrte Leserin, geehrter Leser, wie schnell aus völlig unbekannten Menschen gute Bekannte, vielleicht sogar Freunde werden können? Bis vor kurzem kannten Sie Egidius noch nicht, seine Frau Corinna, und Daniel, den Schriftsteller. Haben Sie einen Sohn wie Lukas daheim? Ein lieber Junge, aber mit 15 mitten in der Pubertät! Dagmars Probleme scheinen gelöst. Endlich kennt sie ihre Eltern, und mit Anton scheint sie ihre große Liebe gefunden zu haben – im Gegensatz zu Frau Fürstenrieder! Den kleinen Hannes kann ich gut verstehen, aber auch Lily. Natürlich macht sie sich Sorgen um den Jungen, der ja unter einer psychischen Erkrankung leidet. Philipp und Chris gehen entspannter mit ihm um, vermutlich fühlt er sich bei den beiden wohler als bei seiner Mutter. Ich habe gerade eben das Ende des fünften Bandes noch einmal gelesen. Drei Informationen schulde ich Ihnen noch. Sie erinnern sich doch sicher an das Wichtelgeschenk für Ludwig, den jungen Assistenzarzt. Die Lotto-Ziehung fand am Samstag, den 22. 12. statt. Dann die Frage, wo und mit wem Lukas Silvester feierte. Und drittens: Wie verlief eigentlich der Besuch bei Professor Tauber? Egidius Sonntag mit seinem untrüglichen Gefühl für das richtige »timing«, wie man sagt, hatte ja exakt zu dem Zeitpunkt angerufen, an dem der Chefarzt der Pädiatrie, alles für sinnlos haltend, beschlossen hatte, seinem Leben ein Ende zu setzen ... »Könnt ihr mich nicht in Ruhe lassen?

Dr. Norden Bestseller – 323 –

Die Cousine aus Amerika

Patricia Vandenberg

Dr. Daniel Norden kam mal wieder mit Verspätung nach Hause, aber damit hatte seine Frau Fee schon gerechnet.

Das Wetter spielte verrückt. Frühlingshafte Temperaturen und dazu noch starker Föhn machten nicht nur den ohnehin schon Grippekranken zu schaffen, sondern riefen auch starke Kreislaufbeschwerden hervor.

Man sah es Dr. Norden aber nicht an, daß er einen anstrengenden Tag hinter sich hatte, und Fee ahnte, daß etwas passiert war, das jede Müdigkeit vertrieben hatte.

Er beschäftigte sich erst mit den Kindern, die ihre Erkältung gut überstanden hatten und einen guten Appetit zeigten.

»Es soll kälter werden, und schneien soll es endlich auch«, sagte Danny mit deutlichem Mißtrauen. »Aber wenn dann wirklich richtiger Winter ist und schöner Schnee, müssen wir in die Schule gehen, und in den Ferien war Mistwetter.«

Man nahm ihm den harten Ausdruck nicht übel, denn es stimmte ja.

»Im Sommer ist es dann wieder genauso«, schloß sich auch Felix mürrisch an. »Wenn Ferien sind, regnet’s, und wenn wir wieder in die Schule müssen, ist eine Bullenhitze.«

»Bis zum Sommer dauert es noch lange«, sagte Anneka, »da brauchen wir uns nicht jetzt schon aufzuregen.«

Die Zwillinge Jan und Désiree sagten nichts. Sie waren müde und wollten vom Papi zu Bett gebracht werden. Das ließ er sich auch nicht nehmen, denn leider wuchsen auch die beiden schnell heran, zu schnell, als daß er es richtig genießen konnte, wie sie sich von Tag zu Tag mehr entwickelten, wie sich ihr Wortschatz immer mehr vergrößerte und wie sie sich den drei Älteren gegenüber schon zu behaupten verstanden.

Die »Großen« waren rücksichtsvoll und gönnten ihren Eltern das Beisammensein. Sie gingen zu Lenni in die Küche, bekamen noch ihren Schlaftrunk und von den guten Plätzchen, die sie immer in Reserve hatte und gingen dann ganz brav in ihre Zimmer.

Lenni machte ihren Rundgang, schaute, ob alle Fenster geschlossen waren und stellte seufzend fest, daß es auch am Abend noch unnatürlich lau war.

Daniel konnte inzwischen seiner Frau schon berichten, was ihn so rege beschäftigte, daß er gar nicht müde wurde.

»Sabrina ist von der Hochzeitsreise zurück«, begann er.

Fee warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Glücklich?« fragte sie.

»Gut, daß du sitzt, mein Schatz, da gibt es Neuigkeiten. Heute erschien nämlich Mater Donata bei mir.«

»Wer?« fragte Fee staunend.

»Henrietta von der Heiden, aber sie will nur noch Mater Donata genannt werden.«

»Sie war ja wohl schon immer eigenartig. Also wird sie ihr Leben im Kloster beschließen. Doch was wollte sie bei dir?«

»Meine Vermittlung in einer sehr delikaten Angelegenheit in Anspruch nehmen. Ich soll nämlich die Heirat von Mattern und Sabrina verhindern.«

»Da ist sie aber spät dran.«

»Sie war lange krank, lag im Koma, aber das weiß ich ja von Elena von der Heiden.«

»Und warum will sie die Heirat verhindert wissen?«

»Weil Dieter Mattern ein voreheliches Kind ihres Sohnes Gregor ist. Jedenfalls ist sie davon überzeugt, und Sabrina hat es mir bestätigt.«

Nun sah Fee ihn entsetzt an. »Sie weiß es und hat ihn geheiratet? Guter Gott…«

»Keine Sorge, mein Schatz, es ist keine Blutschande, da die Ehe nur auf dem Papier besteht, aber anscheinend verstehen sie sich geschwisterlich ausgezeichnet, und der Familienfrieden scheint nicht zu leiden. Aber wir werden morgen persönlich ganz ausführlich darüber sprechen, denn Sabrina und Dieter von der Heiden können noch mit anderen Neuigkeiten aufwarten. Sie haben in Amerika nämlich bisher unbekannte Verwandte entdeckt, beziehungsweise zufällig kennengelernt. So klein ist die Welt, Feelein.«

»Das wissen wir ja. Wir haben es doch schon öfter erlebt. Aber da bin ich nun wirklich gespannt, wie das weitergehen soll. Hast du der alten Dame gesagt, daß die Heirat schon stattgefunden hat?«

»Nein, sie sah sehr elend aus, und ich wollte nicht, daß sie in meiner Praxis der Herzschlag trifft.«

»Hat sie ihre Familie nicht aufgesucht?«

»Nein, sie ist doch schon ganz entfremdet, Mater Donata, aber vielleicht hat sie wirklich ein großes Unrecht begangen, das sie abbüßen will.«

»Wie meinst du das?«

»Sie sagte es, und ich glaube nicht, daß sie eine Schuld bekennen würde, die sie nicht zu verantworten hat.«

»Und was für eine Schuld ist das?«

»Das hat sie nicht gesagt, das weiß wohl nur ihr Beichtvater.«

»Immerhin wollte sie verhindern, daß Sabrina unglücklich wird.«

»Ich bin wirklich gespannt, wie es weitergehen wird. Aber morgen werden wir es ja bestimmt erfahren.«

»Wir?«

»Ja, wir sind eingeladen zu einer kleinen Familienfeier im engsten Kreis. Die Kinder auch.«

»O Gott, das wird ein Auftrieb werden, da kann man doch gar keine ernsthaften Gespräche führen.«

»Lenni und Josefa werden sich um die Kinder kümmern, und das Haus ist groß genug. Jedenfalls sagt das Frau von der Heiden.«

Die Spannung war da, und neugierig durfte man in so einem Fall schon sein, aber das waren die von der Heidens auch, was diese amerikanische Verwandtschaft anbetraf.

»Du solltest doch mal mit Großmutter sprechen, Mama«, sagte Sabrina.

»Mir genügt noch der Schock vom letzten Mal, als ich ihr sagte, daß du Dieter heiraten wirst«, erwiderte Elena mit einem schweren Seufzer.

»Sie hat gewußt, daß wir denselben Vater haben«, meinte Sabrina sinnend, »sie hat es gewußt und geschwiegen. Wer weiß, was sie noch verschweigt. Und wenn wir uns nicht so gut mit Dieter verstehen würden, wäre durch das Schweigen ein großes Unheil verursacht worden.«

Florence setzte wieder ihre trotzige Miene auf. »Ihr seid offiziell verheiratet, wie wollt ihr da wieder herauskommen?« fragte sie heftig. »Ich finde es peinlich.«

»Überlaß es ruhig uns, Florri«, erwiderte Sabrina nachsichtig.

»Dieter hätte aber gleich sagen können, was wirklich los ist«, begehrte Florence auf.

»Du hast ja recht, Florri«, sagte Dieter ruhig, »aber es hätte Kurzschlußhandlungen geben können, so kurz nach Gregors Tod. Vielleicht hättet ihr mir sogar zum Vorwurf gemacht, ich hätte ihn so unter Druck gesetzt, daß ich letztlich schuld war an dem Infarkt. Und wie hätte Mama reagiert? Ich darf doch Mama sagen?«

»Natürlich darfst du«, erwiderte Elena. »Nehmen wir es doch so wie es ist, ohne Für und Wider. Das Leben kann reich an Überraschungen sein, und vielleicht stehen uns noch welche bevor, die viel gravierender sind, als Papas Jugendsünde.«

»Du nimmst es aber sehr gelassen, Mama«, sagte Dominic.

»Es kann sein Andenken für mich nicht schmälern. Wir waren sehr glücklich, und er war euch ein sehr guter Vater.«

»Was ich nicht sagen kann von meinem sogenannten Vater«, bemerkte Dieter bedächtig. »Vielleicht hätte ich es anders anfangen sollen, mit euch klarzukommen, aber wir verstehen uns doch, da täusche ich mich wohl nicht, wenn Florri auch einiges an mir auszusetzen hat.«

»Wir stünden vor dem Nichts, wenn du nicht gewesen wärest, Dieter«, erklärte Dominic. »Und schließlich ist es Matterns Geld, das uns vor dem Ruin bewahrt hat.«

»Du denkst immer nur an Geld und Erfolg«, warf ihm Florence vor. »Du hast wirklich große Ähnlichkeit mit Dieter.«

»Jetzt hörst du aber auf«, wies Sabrina die Jüngere zurecht. »Dieter ist ein großzügiger, selbstloser Mensch.«

»Übertreib nicht, Sabrina«, warf Dieter sofort ein.

»Ich habe dich so kennengelernt, und ich würde auch der Familie gern erzählen, wofür ich dich so bewundere. Aber wenn du es nicht willst, behalte ich es für mich.«

Er nahm ihre Hand, drückte sie an seine Lippen, und dann sagte er: »Ich habe sowieso noch etwas zu erledigen. Du kannst es erzählen zum besseren Verständnis.«

Er küßte sie auf die Stirn. »Bis später, ich muß noch zu Dr. Hansen.«

»Aber du kommst doch nach Hause, Dieter«, sagte Elena.

»Und wie gern«, erwiderte er.

Es war Florence, die Sabrina dann erwartungsvoll anblickte, aber den trotzigen Zug hatte sie noch immer um die Lippen.

»Warum bewunderst du ihn denn so, Sabrina?« fragte Florence.

»Du läßt jetzt mal den schnippischen Ton, liebe Florri. Du wirst nämlich gleich beschämt die Augen schließen. Dieter war mit seinem Freund Florian im selben Internat, und eines Abends brach dort ein Brand aus. Dieter schlief schon, Julian war noch nicht im Zimmer. Dieter schwebte in höchster Lebensgefahr, aber Julian holte ihn aus dem brennenden Raum. Unter Einsatz seines Lebens. Er rettete Dieters Leben, der allerdings schwerste Verbrennungen am Unterleib davongetragen hatte und an den Beinen. Am übrigen Körper und im Gesicht konnte man Transplantationen vornehmen, aber er wird nie Vater werden können. Er konnte von Glück sagen, daß er einen so guten Freund wie Julian hatte und trotz allem stark genug war, leben zu wollen. Und wenn du jetzt noch ein Wort gegen ihn sagst, werde ich böse, Florri.«

Schreckensstarr blickte Florence ihre Schwester an, dann ihre Mutter, der Tränen über die Wangen liefen, dann Dominic, der zur Wand zurückgewichen war, kreidebleich und stumm.

»Es tut mir ja so leid«, schluchzte Florri auf. »So wahnsinnig leid, aber wenn man so was nicht erklärt, kommen doch blöde Gedanken. Und deshalb finde ich auch, daß wir Großmutter dazu zwingen müssen, uns zu sagen, was es mit den Heydens in Amerika auf sich hat. Sie weiß es bestimmt, und ich glaube auch, daß sie ein schlechtes Gewissen hat. So wie sie benimmt sich doch keine normale Großmutter. Und warum gibt es denn überhaupt keine Fotos von den Vorfahren, keine schriftliche Hinterlassenschaft?«

»Der Bombenkrieg hat doch alles vernichtet«, sagte Elena stockend.

»Mach uns das nicht weiß, Mama, sie war doch in Sicherheit auf dem Gut ihrer Eltern, und ihr Vater hat gleich mit den Amerikanern schöngetan, obgleich seine beiden Söhne für Führer und Vaterland gefallen waren, so sagte man doch damals.«

»Liebe Güte, was du alles weißt«, sagte Dominic.

»Ich denke eben nicht nur an eine goldene Zukunft. Ich befasse mich auch mit der Vergangenheit, und warum so viele Leute lieber nicht darüber reden wollen, wie unsere Großmutter. Sie hat Papa doch nie gesagt, daß er das Andenken an seinen Vater wahren soll. Wir haben nie erfahren, was der Großvater für ein Mensch war, wir kennen nur diesen öden Grabstein.«

Sabrina ging auf Florence zu und legte ihren Arm um die Schultern des Mädchens.

»Beruhige dich, Florri«, sagte sie sanft. »Du hast ja recht, man soll den Kopf nicht in den Sand stecken, aber für uns geht es um Familienprobleme, um eine Familiengeschichte, die sicher voller Dramatik ist. Aber die Heydens von drüben sind liebenswerte Menschen, allen voran die Granny, die genauso ist, wie man sich eine liebevolle Granny vorstellt. Gut, Bill will auch nichts von der Vergangenheit wissen, aber er hält das Andenken seines Vaters hoch, und Janet ist eine so normale Frau wie unsere Mutter. Diana und Percy sind genauso nett wie ihr beide. Ihr werdet sie kennenlernen, und ich finde es gut, wenn durch ein zufälliges Kennenlernen Brücken geschlagen werden. Und Bill Heyden ist unserem Vater so ähnlich, als wären sie Zwillinge.«

Nun hielt Elena den Atem an. »Tatsächlich, Sabrina?« fragte sie tonlos.

»Ich habe gemeint, Papa steht vor mir«, flüsterte Sabrina. »Dieter hatte zum Glück alles unter Kontrolle, aber ich hatte doch das Gefühl, daß Bill Heyden schockiert war, während die übrige Familie durchaus aufgeschlossen eine Verwandtschaft herausfinden wollte. Und die Granny ist ein richtiger Schatz. Ja, und dann gibt es da auch noch einen Alexander Cremer. Er ist Janets Neffe. Janets Schwester Mary-Ann hat nämlich einen Deutschen geheiratet, einen Reginald Cremer, der ein bekannter Reeder war. Alec wird uns auch besuchen. Er wird geschäftliche Verbindung mit Dieter pflegen.«

»Irre, was ihr alles erlebt habt«, sagte Dominic. »Ich habe nichts gegen amerikanische Verwandte. Ich würde gern mal für eine Zeit rübergehen, um auch Erfahrungen zu sammeln.«

»Und ich könnte als Aupair-Mädchen rübergehen«, sagte Florence.

Elena sah ihre Jüngste fassungslos an. »Machst du dir davon überhaupt eine Vorstellung, Florri?« fragte sie. »Du bist dafür doch viel zu sensibel.«

»Das redet ihr mir ein«, erklärte Florence bockig. »Wir wissen überhaupt nicht, was uns noch bevorsteht, wie wir mal fertigwerden müssen im Leben. Ich mache mir darüber Gedanken. Ich will auch mal allein zurechtkommen, ohne Mann, wenn ich Pech habe.«

»Jetzt hör aber wirklich auf, du hast uns doch auch noch«, warf Dominic ein.

»Das fehlte mir noch, abhängig von euch zu sein!« Florence legte den Kopf in den Nacken. Sie schien zu wachsen. Ihre Augen schossen Blitze zu ihrem Bruder hinüber. »Du Kapitalist wirst doch bestimmt Ausschau nach einer Millionenerbin halten!«

Dominic lachte schallend auf. »Hört euch diese Kratzbürste an! Also, was mich betrifft, habe ich nicht die Absicht, vor meinem dreißigsten Lebensjahr zu heiraten. Und ich hätte nichts gegen eine Frau einzuwenden, die ein dickes Polster mitbringt, falls sie mir auch sonst gefällt, aber so wie mich meine kleine Schwester einschätzt, bin ich denn doch nicht.«

»Aber verheiratet möchte ich mit dir nicht sein«, stieß sie aggressiv hervor.

»Geht doch gar nicht, da ich dein Bruder bin«, konterte er, »und für eine platonische Ehe hätte ich wirklich nichts übrig.«

»Das mußte ja kommen«, sagte Sabrina spöttisch.

»Es war nicht persönlich gemeint, Sabrina«, sagte er sofort verlegen. »Ich finde es wirklich toll, wie du mit Dieter klarkommst. Als Bruder gefällt er mir nämlich noch besser als als Boß, obgleich ich von ihm da auch noch eine Menge lernen kann.«

Elena saß mit gefalteten Händen und staunte nur noch über ihre Kinder. Sie hatte verwirrt diesem Rededuell zugehört, aber sie fand es großartig, wie es vonstatten ging.