Die drei ??? und der Automarder (drei Fragezeichen) - William Arden - E-Book

Die drei ??? und der Automarder (drei Fragezeichen) E-Book

William Arden

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Beschreibung

Absicht oder Täuschung? Zersplitterte Autofenster und eine gestohlene Goldmünze sind die einzige Spur eines Vandalen, der in Rocky Beach sein Unwesen treibt. Ratlos tappt die Polizei im Dunkeln, während die drei ??? eine Falle stellen. Sie müssen nur aufpassen, dass sie nicht selbst darin gefangen werden, denn der Gegner ist gefährlich. Es ist, als ob jemand ihre Gedanken lesen kann!?

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Seitenzahl: 181

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und der Automarder

erzählt von William Arden

Aus dem Amerikanischen übertragenvon Leonore Puschert

Kosmos

Umschlagillustration von Aiga Rasch

Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage

der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

Hinweis: Dieses Buch wurde vor vielen Jahren geschrieben und veröffentlicht. Es ist ein Produkt seiner Zeit. Daher kann es diskriminierende Darstellungen enthalten, die in der Gesellschaft zu wenig infrage gestellt wurden. Jegliche Art von Diskriminierung passt nicht zu unserem heutigen Verständnis von einer vielfältigen und gleichberechtigten Gesellschaft. Wir haben uns dennoch entschlossen, das Buch in seiner Originalfassung zu belassen. Wir empfehlen, sich kritisch mit dem Thema Diskriminierung auseinanderzusetzen.

Aus dem Amerikanischen übertragen von Leonore Puschert

Titel der Originalausgabe: „Alfred Hitchcock and The Three Investigators in The Mystery of the Smashing Glass“

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele weitere Informationen zu unseren Büchern, Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Wir behalten uns auch die Nutzung von uns veröffentlichter Werke für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur.

ISBN 978-3-440-14183-0

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Gruß von Albert Hitfield

Seid gegrüßt, Krimifans! Und seid willkommen zu einem neuen spannenden Abenteuer der drei ???.

Falls ihr die tatkräftigen Juniordetektive noch nicht kennt, wäre zu vermelden, dass sie im kalifornischen Rocky Beach, unweit von Hollywood, zu Hause sind. Justus Jonas ist der Anführer des Teams. Der Knabe verfügt über ein sagenhaftes Gedächtnis, kann einfach alles reparieren oder umbauen, und wenn er scharfsinnig überlegt – nun, dann bleibt selbst Einstein zurück. Ansonsten ist er recht … sagen wir, kräftig gebaut. Es wäre unliebenswürdig, ihn dick zu nennen, doch es sei verraten, dass er ehemals als Kinderstar unter dem Namen ›Baby Fatso‹ auftrat. Doch diese Episode aus seiner Vergangenheit würde Justus liebend gern in der Versenkung belassen …

Peter Shaw, der Zweite Detektiv, ist ein großer, sportlicher Junge, der in der Klemme zum treuen Verbündeten wird. Nur wird er leicht ein wenig nervös, wenn es dem Abwegigen oder Unfassbaren entgegenzutreten gilt.

Als Letzter, doch keineswegs als Schlusslicht, kommt Bob Andrews. Er ist der Kleinste des Trios, dessen ungeachtet aber der große Praktiker und Realist. Bob obliegt es, Recherchen anzustellen, Protokoll über die Ermittlungen der drei ??? zu führen und den Schlussbericht abzufassen. Es ist mir jedes Mal ein Vergnügen, wenn ich nach einem erfolgreich abgeschlossenen Fall seine schriftliche Version lesen darf.

Dieses Abenteuer beginnt mit einer Serie unerklärlicher Vorfälle – in der ganzen Stadt gehen ohne ersichtlichen Grund Autoscheiben zu Bruch. Um die Ursache herauszufinden, müssen die Jungen geduldig recherchieren und Schlussfolgerungen anstellen. Zwischendurch bekommen sie es mit unbekannten Eindringlingen zu tun, mit elektronischen Finessen und mit der misstrauischen Obrigkeit, doch unverdrossen stehen sie einem Schulkameraden zur Seite, der zu Unrecht des Zerstörungswerks bezichtigt wird. Doch nun erlebt mit meinen klugen jungen Freunden, wie sie Polizisten interviewen, einem unsichtbaren Störenfried das Handwerk legen und einen schlauen Dieb in die Falle locken. Seht zu, ob ihr die Lösung austüfteln könnt, ehe es Justus gelingt. Fingerzeige gibt es unterwegs genug. Waidmannsheil!

Albert Hitfield

Zerbrochene Scheiben

»Hören Sie, Mr Jacobs, das ist rätselhaft«, ließ sich Onkel Titus vernehmen.

Peter Shaw hob den Kopf und lauschte. Es war an einem Montag im Juli und er jätete das Unkraut im Blumenbeet vor der Bürobaracke der Firma Jonas. Aus dem Büro drangen Stimmen.

»Ich sehe das anders«, sagte die unbekannte Männerstimme, wahrscheinlich die von Mr Jacobs. »Ein übler Lausbubenstreich ist das und nichts anderes.«

Peter horchte gespannt. Rätselhaft, hatte Onkel Titus ausdrücklich gemeint!

»Einmal, auch zweimal, könnte es einfach Zufall sein«, fuhr der Mann fort, »aber viermal kam Paul nun schon vom Haus seines Freundes mit einer zerbrochenen Scheibe am Kastenwagen zurück. Er sagt, er stellt den Wagen ab und geht ins Haus, und wenn er herauskommt, um heimzufahren, ist die Scheibe zerbrochen!«

»Wirklich, so war es jedes Mal, Papa«, bestätigte die Stimme eines Jungen.

»Nun mach mal ’nen Punkt, Paul.« Der Mann lachte trocken. »Ich war schließlich auch mal jung, nicht? Für mich steht fest: Irgendeiner knallt da rücksichtslos die Tür zu oder einer deiner Freunde schlägt beim Herumräubern die Scheibe ein. Sicher willst du einen Freund schützen, aber dafür ist die Sache zu ernst.«

»Papa! Ich weiß aber wirklich nicht, wie die Scheiben kaputtgehen!«

»Also gut, Paul«, sagte Mr Jacobs gelassen. »Wie ich dir schon am Mittwoch androhte: Bis du mir erklärst, was da vor sich geht, bekommst du den Wagen nicht mehr.«

»Aber ich muss doch fürs Geschäft Ware abholen und ausfahren!« Der Junge klammerte sich an den letzten Strohhalm.

»Du kannst weiterhin laden und abladen und beim Bedienen der Kunden mithelfen. Aber den Wagen werde ich selbst fahren, bis dein Gedächtnis wieder funktioniert.«

Falls der Junge namens Paul etwas erwiderte, war es zu leise, als dass Peter es mitbekam. Gleich darauf hörte Peter, wie sich die Eingangstür des Büros öffnete. Er lief um die Baracke herum und sah einen großen Mann mit grimmigem und entschlossenem Gesicht herauskommen Der Junge hinter ihm war fast ebenso groß, aber sehr schlank. Er hatte eine blasse Haut, dunkles Haar, eine Stupsnase und enttäuschte braune Augen. Der Mann stieg in einen grauen Kastenwagen mit der Aufschrift:

JACOBS GEBRAUCHTMÖBEL

Rocky Beach, Kalifornien

ANKAUF und VERKAUF • TRANSPORT FREI

»Tut mir leid, Paul«, sagte Mr Jacobs, »aber du hast die Wahl zwischen deiner Verantwortung mir gegenüber und dem Zusammenhalt mit deinen Freunden. Jetzt steig ein, ich bringe dich nach Hause. Ich brauche dich heute nicht mehr, die Stühle für Mr Jonas sind ja abgeliefert.«

»Ich gehe lieber zu Fuß«, sagte Paul trotzig.

»Wie du willst«, entgegnete Mr Jacobs. Er sah auf seinen Sohn hinunter, seufzte sorgenvoll und fuhr aus dem Schrottplatz. Paul Jacobs stand allein da, scharrte verlegen mit dem Schuh im Staub und sah den Lagerhelfern, Patrick und Kenneth, zu, wie sie die angelieferten Stühle einlagerten.

»Paul!«, rief Peter von der Ecke der Bürobaracke.

Erschrocken drehte sich der Junge um.

»Hier drüben!«

Paul entdeckte Peter und ging zu ihm hinüber. Die beiden Jungen kannten einander aus der Schule, aber nur flüchtig. Paul war einige Jahre älter als Peter und seine Freunde.

»Peter Shaw, stimmt’s?«, sagte der Junge mit der Stupsnase.

Peter nickte. »Es tut mir leid, dass dein Vater sauer auf dich ist«, tat er sein Mitgefühl kund.

Paul ließ den Kopf hängen. »Und dabei hab ich erst kürzlich den Führerschein gemacht.«

»Mann, das ist schlimm.« Peter konnte sich vorstellen, wie ihm zumute wäre, wenn er erst den Führerschein und dann kein Auto zur Verfügung hätte. »Aber vielleicht können wir dir helfen!«

»Wie denn?«, fragte Paul niedergeschlagen. »Und wer ist ›wir‹?«

Peter zog eine Karte aus seiner Hemdentasche. Paul las mit gerunzelter Stirn den Aufdruck:

Paul Jacobs nickte und ein Hoffnungsschimmer ließ seine Augen aufleuchten. »Klar, da fällt mir ein, dass ich von euch Burschen schon gehört habe. Vielleicht könnt ihr mir wirklich helfen.«

»Na, dann komm mit!«, rief Peter.

Der Zweite Detektiv hatte das Unkrautjäten völlig vergessen. Er zog Paul Jacobs mit sich über das Gelände bis zu der Stelle, wo seine Detektivkollegen, Justus Jonas und Bob Andrews, lose Planken in dem hohen Zaun festnagelten. Justus stöhnte beim Arbeiten in der Hitze vor Anstrengung. Nach jedem Hammerschlag hielt er inne, um sich das schweißnasse Gesicht abzutrocknen. Bob neben ihm grinste, während er flink und munter Nagel um Nagel einschlug.

»Wenn mir eines verhasst ist«, erklärte Justus, »dann das ständig beschworene frohe Schaffen.«

»Justus! Bob!« Peter lief seinen Freunden entgegen, Paul im Schlepptau. »Wir haben einen neuen Fall!«

In Justus’ Augen blitzte es auf. »Oho, dann haben wir keine Sekunde zu verlieren!«, rief er in gekonnter Imitation der britischen Sprechweise eines Sherlock Holmes. »Die Jagd beginnt, Freunde!«

Augenblicklich ließ er den seiner unwürdigen Hammer fallen und machte schwungvoll auf dem Absatz kehrt, und dabei prallte er um ein Haar gegen Tante Mathilda Jonas, die soeben hinter ihm herangetreten war.

»Lass die Jagd mal beginnen, du Drückeberger«, sagte sie, »aber hier ist der Zaun und der ist noch nicht fertig! Und was dich angeht, Peter Shaw, so habe ich dir die Gartengeräte nicht dazu gegeben, dass du sie jetzt in der Sonne schmoren lässt. Zurück ans Werk! Noch keiner von euch Schlingeln hat eine Stunde anständiger Arbeit hinter sich gebracht.«

»A-aber«, stammelte Peter. »Paul – das ist übrigens Paul – also er hat …«

»Ah, da hätten wir noch einen!«, rief Justus’ Tante. »Sehr schön. Ich habe da noch eine dringende Sache. Sie heißen Paul, junger Mann?«

»Ja, Madam«, sagte der große Junge verdutzt.

»Gut, Paul, Sie können …«

In diesem Augenblick kam Onkel Titus aus dem Büro und strebte über seinen Schrottplatz. »Mittagszeit!«, rief er. »Jeder macht sich selbst ein Sandwich!«

»Essen!«, rief Justus. »Deshalb ging uns auch die Arbeit so langsam von der Hand, Tante Mathilda. Wir sind schon ganz schwach vor Hunger.«

»Kurz vorm Zusammenbrechen«, stöhnte Peter mit schlotternden Knien.

»Völlig entkräftet«, hauchte Bob. Er lehnte sich an einen alten Kühlschrank und sank langsam zu Boden.

»Ich hoffe nur, dass ich es noch bis zum Haus schaffe«, ächzte Justus, wobei er sich am Zaun festhielt.

Die Hände in die Hüften gestemmt, sah sich Tante Mathilda strengen Blicks die Darbietung an. Paul Jacobs grinste nur. Als Tante Mathilda die wankenden Gestalten lange genug betrachtet hatte, brach sie in Gelächter aus.

»Na schön, geht zum Essen. Aber glaubt nicht, dass ihr mir entkommt. Hinterher geht’s wieder an die Arbeit!«

Im Haus belegten sich die Jungen Brote mit Schinken und Käse und nahmen sie mit zu Justus’ Freiluftwerkstatt auf dem Lagergelände. Zwischen hungrigen Bissen weihte Peter die anderen in Pauls rätselhaftes Problem ein.

»Und du kannst dir nicht denken, wer die Scheiben immer wieder kaputt schlägt?«, fragte Justus.

Paul schüttelte den Kopf. »Ich weiß ja nicht mal, wie es passiert ist. Einmal war ich bei meinem Freund auf der Veranda vor dem Haus und hörte sogar, wie die Scheibe splitterte, aber kein Mensch war beim Wagen zu sehen.«

Paul sah die drei ??? an. »Ich weiß, dass es sich unglaublich anhört, aber es sieht so aus, als sei die Scheibe ganz von selbst zersprungen!«

Die unsichtbare Kraft

»Es ist denkbar«, trug Justus sachkundig vor, »dass Glas Ermüdungserscheinungen aufweist und ohne äußere Einwirkung zerspringt, aber höchst unwahrscheinlich wäre es, wenn das viermal in kurzen Abständen an ein und demselben Fahrzeug auftreten würde.«

Paul Jacobs starrte den Ersten Detektiv fassungslos an.

»Justus meint damit«, erklärte Peter grinsend, »dass sich Glas ebenso abnutzt wie jedes andere Material, aber dass so was nicht hintereinander weg viermal am gleichen Auto vorkommt.«

»Besten Dank«, sagte Paul. »Redet er immer so?«

»Daran gewöhnst du dich noch.« Bob lachte. »Abgesehen davon ist er nur ein ganz normales, gewöhnliches Genie.«

»Wenn ihr drei mit dem Blödeln fertig seid«, sagte der Erste Detektiv kühl, »können wir uns vielleicht mit dem Fall befassen. Ich würde befürworten, dass uns Paul einen zeitlich geordneten Überblick gibt.«

»Er meint« – Peter zwinkerte Paul zu – »du sollst alles von Anfang an erzählen.«

Der große Junge mit der Stupsnase lächelte, dann begann er zu berichten. Er hatte also einen Freund in einem ruhigen Wohnviertel der Stadt, in der Valerio Street 142. Paul besuchte seinen Freund oft abends nach dem Essen und für die Fahrt benutzte er den Kastenwagen seines Vaters. Er parkte dann immer auf der gleichen Straßenseite vor dem Haus. Viermal im Lauf von knapp zwei Monaten war das Seitenfenster beim Fahrersitz zertrümmert gewesen, wenn er aus dem Haus des Freundes kam. Paul hatte keine Ahnung, wer den Schaden verursacht hatte, er wusste nur, dass es niemand von seinen Freunden war – auch wenn sein Vater hier eine vorgefasste Meinung zu haben schien.

»Ist es immer der gleiche Wochentag?«, fragte Bob.

Paul überlegte kurz. »Ich glaube nicht, aber genau kann ich mich nicht erinnern. Das letzte Mal ist es am vergangenen Mittwoch passiert.«

Justus hatte einen Gedanken. »Waren auch an anderen Autos in der Nähe Scheiben zu Bruch gegangen?«

»Nicht dass ich wüsste«, sagte Paul. »Wenigstens habe ich nichts davon gesehen oder gehört, dass irgendwelche Schäden an anderen abgestellten Autos aufgetreten sind – aber extra informiert habe ich mich nicht.«

»Justus«, meinte Peter bedächtig, »warum ist dir das wichtig, ob vielleicht noch andere Autoscheiben kaputtgegangen sind?«

»Wenn das nur bei Paul der Fall war«, erklärte Justus, »dann ist etwas mit dem Wagen nicht in Ordnung oder es geht irgendwem darum, vorsätzlich diesen Wagen zu beschädigen. Wenn aber noch andere Autoscheiben zerbrochen wurden, dann erstreckt sich das Phänomen nicht nur auf ein bestimmtes Fahrzeug. Warum fragst du, Peter?«

»Na ja«, antwortete Peter, »am Auto meines Vaters war in der letzten Woche abends auch mal eine Scheibe kaputt und er konnte sich ebenso wenig vorstellen, wie das passiert war!«

Peter berichtete, der Wagen sei auf der Straße vor dem Haus abgestellt gewesen und sein Vater habe entdeckt, dass das Fenster an der Fahrerseite zersprungen war. Mr Shaw hatte niemand in der Nähe gesehen und offenbar war auch kein Gegenstand durch die Scheibe geworfen worden.

»Mein Vater meint, das waren irgendwelche Rowdys. Junge Burschen, die durch die Gegend stromern und sich einen Spaß daraus machen, Autoscheiben einzuschlagen.«

»Immer geben die Erwachsenen der Jugend die Schuld.« Justus seufzte. Dann kam er eifrig zur Sache. »Aber Peters Mitteilung deutet darauf hin, dass das, was hier vorgeht, weitere Kreise zieht und nicht nur Pauls Wagen betrifft. Was wir jetzt tun müssen …«

Urplötzlich wurde Justus’ rundes Gesicht kalkweiß. »Schnell, Jungs!«, rief er. »Es geht um Sekunden!«

Die drei anderen starrten den Ersten Detektiv verdutzt an. Dann hörten sie es ebenfalls – Tante Mathildas Stimme, die aus der Ferne herüberschallte. »Zeit zum Arbeiten, ihr Faulenzer! Ich weiß, dass ihr irgendwo auf dem Gelände seid. Kommt raus, ihr Nichtsnutze!«

»Paul ist zu groß für Tunnel II«, stellte Justus fest. »Los, zum Dicken Bauch! Auf geht’s!«

Die vier Jungen flitzten aus der Werkstatt und an dem hohen Berg aus Gerümpel vorbei, der sich daneben auftürmte. Vor einer mächtigen Tür aus massivem Eichenholz samt Rahmen, die gegen einen Stapel großer Granitblöcke lehnte, hielten sie an. Peter wühlte in einem Blechtopf mit Kleinmaterial und förderte einen großen rostigen Schlüssel zutage, womit sich die Tür öffnen ließ. Gleich dahinter stand ein riesiger alter Dampfkessel aus Eisenblech. Die vier Jungen bückten sich, zwängten sich durch den Innenraum des Kessels und gelangten dann an eine weitere Tür in der Wand einer Metallkonstruktion. Peter öffnete auch diese Tür und die Jungen traten in einen vollgestopften, aber behaglichen Raum, der als Büro eingerichtet war.

»Hallo!« Paul sah sich staunend um. »Wo sind wir denn hier?«

»In unserer Zentrale«, erklärte Peter stolz. »Es ist ein alter Campinganhänger, den Justus’ Onkel vor Jahren erstanden hat. Wir haben ihn von allen Seiten mit Schrott und Trödel umbaut und nun ist er völlig unauffindbar und allen anderen längst aus dem Gedächtnis entschwunden. Sogar Tante Mathilda hat uns noch nie hier aufgespürt!«

»Ist ja einsame Spitze«, fand Paul begeistert. Voll Bewunderung betrachtete er den Schreibtisch, den Aktenschrank, das Telefon mit Lautsprecher und Anrufbeantworter, das Radio, die Gegensprechanlage und die Walkie-Talkies.

»Alles ist recht zweckdienlich«, räumte Justus ein. »Also, was ich sagen wollte, als Tante Mathilda dazwischenfunkte: Wir müssen nun herausfinden, wie eine Autofensterscheibe zu Bruch gehen kann, ohne dass beim Fahrzeug eine Ursache oder ein Verursacher zu beobachten ist und ohne dass irgendwelche Spuren einer Einwirkung zurückbleiben!«

»Ultraschallwellen!«, meldete sich Bob. »Oder auch gewöhnlicher Schall. Bestimmte Töne können ja Glas zerspringen lassen.«

»Na klar!«, rief Peter. »Eine Opernsängerin hat das mal vorgemacht.«

»Oder ein Düsenjet, der die Schallmauer durchbricht«, ergänzte Paul. »Bei einem solchen Knall könnte Glas auch splittern.«

»Ja, kannst du dich erinnern, ob ein Düsenflugzeug das Haus deines Freundes überflog, kurz ehe du die Scheibe klirren hörtest?«, wandte sich Justus an Paul.

Der große Junge schüttelte den Kopf. »Nein. Ein Flugzeug war nicht zu hören.«

»Gibt es in der Nähe des Hauses, wo dein Freund wohnt, irgendwelche Fabriken, Radiosender oder Fernsehsender?«, fragte Justus weiter. »Irgendwelche Maschinen oder Betriebseinrichtungen, wo es mal eine Panne geben könnte, sodass Ultraschallwellen freigesetzt werden?«

»Nein«, entgegnete Paul. »Es gibt in der Gegend nur Wohnhäuser.«

Peter fragte: »Wie wäre es mit einem Erdbeben?«

»Hast du was gespürt?«, erkundigte sich Bob bei Paul.

»Nein«, sagte Paul, »das müsste dann ein recht schwaches Beben gewesen sein. Ich kann mich aber entsinnen, dass Erdbeben, von denen ich nichts gespürt habe, Gegenstände aus Regalen herabfallen ließen.«

Justus schüttelte den Kopf. »Autoscheiben sind dafür viel zu robust.«

»Und eine Windbö?«, schlug Bob vor. »Oder ein Tornado? Hier in der Gegend soll es ja begrenzte örtliche Wirbelwinde geben, das habe ich gelesen.«

»Dann hätte Paul Gegenstände sehen müssen, die durch die Luft gewirbelt wurden«, schloss Justus auch diese Möglichkeit aus.

»Ja, und …«, brachte Peter zögernd vor, »Strahlen? Todesstrahlen?«

»Wie in ›Krieg der Sterne‹«, sagte Paul. »Ein Hitzestrahl oder ein enormer punktueller Druck!«

»Von einem anderen Planeten«, ergänzte Bob.

»Ein Raumschiff!«

»Ein unsichtbarer Außerirdischer!«

»Oder … ein Geist.«

»Ein Poltergeist!«

Justus hob die Hand, um zu schlichten. »Macht euch bloß nicht verrückt! Es mag hier eine unsichtbare Kraft am Werk sein, aber sehr wahrscheinlich gibt es eine simple, auf der Hand liegende Erklärung, die uns nur bisher nicht eingefallen ist. Das eigentliche Problem ist, dass wir einfach nicht genug wissen. Ich schlage vor, dass wir unverzüglich zwei Wege beschreiten, um über die zerbrochenen Scheiben alles, das uns zugänglich ist, in Erfahrung zu bringen.«

»Und wie denkst du dir das, Justus?«, fragte Paul neugierig.

»Erstens werden wir die Ausgangssituation nachstellen, indem wir einen Wagen an der betreffenden Straße parken und beobachten, ob irgendwer eine Scheibe zerbricht. Und dann …«

»Aber ihr wisst doch«, unterbrach Paul, »mein Vater lässt mich den Firmenwagen jetzt nicht mehr fahren.«

Justus lächelte. »Ich denke, wir können uns als Köder etwas weit Besseres beschaffen als euren Kastenwagen.«

»Und was ist der zweite Weg, Justus?«, wollte Bob wissen.

»Wir starten mal wieder unsere Telefonlawine!«

Paul begriff natürlich nicht. »Was für eine Lawine?«

»Eine Telefonlawine«, erklärte Peter. »Das ist eine von Justus’ Erfindungen, womit wir Scharen von Jungen und Mädchen dazu bringen, nach etwas Bestimmtem Ausschau zu halten oder einen Ort zu beobachten. Jeder von uns ruft fünf Freunde an und bittet die, in unserem Sinne mitzuwirken, und dann ruft jeder von denen wiederum fünf Leute an, und so fort.«

»Alles klar«, entgegnete Paul. »Wenn sich jeder von uns an fünf Freunde wendet, und jeder von denen fünf weitere anspricht, und all die dann wiederum jeweils fünf … Mann, das wären fünfhundert Leute! Mit diesem Vorgehen könnten wir ganz Los Angeles erfassen!«

»Genau«, sagte Justus. »Aber wir wollen uns auf Rocky Beach beschränken. Wir werden die Telefonlawine einsetzen, um herauszufinden, ob in der Stadt in den letzten zwei Monaten noch andere Autoscheiben zu Bruch gegangen sind und wann und wo das passiert ist.«

»Was machen wir als Erstes?«, fragte Peter.

»Wir können mit beidem zugleich loslegen«, verkündete Justus. »Wir werden die Telefonlawine starten und unser Anrufbeantworter wird die eingehenden Berichte speichern. Und in der Zwischenzeit können wir gemeinsam losziehen und unsere Falle stellen!«

»Den Täter überführen, der Autoscheiben einschlägt«, ergänzte Bob.

»Oder das Wirkprinzip ermitteln«, berichtigte Justus. »Immerhin könnte tatsächlich eine unsichtbare Kraft am Werk sein, die noch nicht erforscht ist!«

Zuweilen fällt ja der Erste Detektiv seinen Freunden mit seiner übertrieben präzisen und umständlichen Rede auf die Nerven. Doch wenn ich mir vornehme, wie er das Scherbenrätsel in Worte fasste, finde ich seine Ausdrucksweise lediglich so glasklar wie eine tadellos geputzte Fensterscheibe: »… ohne dass beim Fahrzeug eine Ursache oder ein Verursacher zu beobachten ist und ohne dass irgendwelche Spuren einer Einwirkung zurückbleiben!«

Doch nicht verzagen, Freunde! Um euch bei der Stange zu halten, will ich zweierlei andeuten, wovon Justus jetzt noch nichts zu wissen scheint (rechnet doch der sonst so aufgeklärte Anführer der drei ??? mit einer unsichtbaren, noch nicht erforschten Kraft). Erstens: Scharfes, unablässiges Beobachten wird die drei ??? und euch über kurz oder lang zu einem »Verursacher« führen. Zweitens: Wer einen Ziegelstein durch ein Autofenster wirft, hinterlässt im Wagen eine unübersehbare Spur. Wer einen kleineren Brocken nimmt, diesen aber mit größerem Kraftaufwand gegen das Glas schleudert, macht es den Spurenfahndern schon nicht mehr ganz so leicht. Das dürfte, denke ich, vorerst genügen.

Am Tatort

Es war schon fast dunkel, als Peter eilig zum Schrottplatz radelte. Das zusätzliche Stück Nusstorte, das die Ursache für seine Verspätung war, lag ihm schwer im Magen. Als er sich dem Gelände näherte, bot sich ihm vor der Toreinfahrt ein eindrucksvoller Anblick. Es war der Rolls-Royce mit den goldenen Beschlägen, den die Jungen hin und wieder bei ihren Ermittlungen benutzten. Paul Jacobs stand daneben und musterte verblüfft das große, schwarz-goldene Automobil.

»Ich werd nicht mehr – was ist denn das?«, fragte er, nachdem Peter herangefahren war.

»Das ist ein Oldtimer, ein Rolls-Royce«, gab Peter Auskunft, und dann erklärte er Paul, wie Justus in einem Preisausschreiben den Wagen für dreißig Tage freie Fahrt gewonnen hatte, als die Jungen gerade ihr Detektivbüro gegründet hatten. Später hatte es ein dankbarer Kunde ermöglicht, dass die Jungen bei Bedarf den Wagen weiterhin benutzen konnten, mitsamt den Diensten des Chauffeurs von der Mietwagenfirma, des Engländers Morton. Gerade als Peter mit seiner Geschichte zu Ende war, kamen Justus und Bob im Eiltempo zum Tor heraus.

»Ihr kommt zu spät«, rügte Justus. »Bob und ich mussten die Telefonlawine allein starten.«

»Mein Vater hat mich doch zu Fuß losgeschickt«, erklärte Paul. »Tut mir leid, Freunde.«

»Und du, Peter?« Justus blinzelte. »Ein Extrastück Torte zum Nachtisch, nehme ich an.«

Peter riss die Augen auf. »Woher weißt du das?«

»Reine Logik«, sagte Justus leichthin. »Klarer Rückschluss.«

Bob lachte. »Wir haben bei dir angerufen. Deine Mutter sagte uns das von der Torte. Das ist bei Justus bloß der Futterneid.«

»Nur kleine Geister sind neidisch«, setzte sich Justus überlegen zur Wehr. »Im Übrigen sagte Mrs Shaw, sie würde mir ein Stück Torte aufheben.«