Die Dunkelheit - Michael Schönberg - E-Book

Die Dunkelheit E-Book

Michael Schönberg

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Beschreibung

Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie aufwachen und feststellen, Sie können nichts sehen. Absolute Dunkelheit um Sie herum. Sie können sich nicht bewegen, nur Ihr Gehör ist intakt und das, was Sie hören, macht Ihnen keine Freude.

Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie hören, dass Sie in einem Komazustand sind, auf einer Intensivstation liegen und nicht wissen, warum. Niemand bemerkt, dass Sie hören können, und Sie können sich nicht mitteilen.

Jeder wird sich wünschen, nie in eine solche Situation zu kommen, und doch, Horst ist genau das passiert.

Ein Thriller, den sensible Menschen nicht lesen sollten. Ein Thriller, der einen nachdenklich macht, über: Was ist, wenn?

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Michael Schönberg

Die Dunkelheit

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Die Dunkelheit

Michael Schönberg

 

 

Die Dunkelheit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bibliografische Information der Nationalbibliotheken:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Verlage, Herausgeber und Autoren unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pflichtangaben für das Impressum:

 

2. Auflage März 2018

Text: Michael Schönberg

Korrektorat: Dream-Words.de

Covergestaltung: Dream-Words.de Umschlagmotiv: Back Arts GmbH

 

 

 

 

 

Hörte er da eine Stimme? Ja, irgendjemand sprach. Leider konnte er die Stimme kaum verstehen. Er konzentrierte sich. Doch sie war zu leise. Sie musste aus einem Nebenraum kommen oder aus dem Raum über ihm.

Je mehr er sich bemühte, einzelne Worte zu verstehen, desto mehr bekam er das Gefühl, die Stimme sei um ihn herum. Nach einer Weile verstummte sie.

Stille umgab ihn.

Nichts rührte sich.

Kein Geräusch drang an sein Ohr.

 

Wie lange diese Stille herrschte, vermochte er nicht einzuschätzen. Es kam ihm unendlich vor, bis er erneut Geräusche vernahm, die wie die Töne einer Melodie klangen. Sie spielte in jenem Raum, den er nicht zuordnen konnte. Dumpfe Töne, denen kaum hörbare Klänge folgten. Danach wieder dunkle Töne.

Oder war es gar ein Motor? Eine Maschine?

Er konzentrierte sich auf das, was er hörte, und mit der Zeit erkannte er einen gewissen Rhythmus. Er war sich nun sicher, es musste Musik sein. Vielleicht in einem Nachbargebäude, denn wegen der Entfernung drangen nur die Bässe an sein Ohr.

Die Geräusche hatten seine Aufmerksamkeit so gefordert, dass es ihm nicht aufgefallen war, dass seine Augen geöffnet waren. Doch jetzt bemerkte er, dass er die Lider schloss, als ihre Wimpern die Haut seines Gesichtes berührten. Ganz zart spürte er das. Doch das einzige, was zu sehen war, war absolute Dunkelheit. Im Wechselspiel von Öffnen und Schließen konnte er keinen Unterschied feststellen. Tiefe Dunkelheit umgab ihn.

War er blind? Und wenn ja, wieso? Oder ist es Nacht, und er befand sich in einem dunklen Raum? Warum war er dort? Wo sollte dieser Raum sein? Wo war er? Wie kam er dorthin, an einen Ort, der ihm nicht bekannt war? Wie groß war der Raum, in dem er lag? Hatte man ihn entführt? Und wenn ja, wieso ihn?

 

Er erinnerte sich daran, an einem heiklen Fall gearbeitet zu haben. Kindesentführung. Ein Vater hatte sein Kind aus Deutschland in seine türkische Heimat gebracht, ohne Einwilligung der Mutter, die ihn deshalb verklagte. Über Mittelsmänner hatte er die Adresse des Mannes herausbekommen und fand auch das Kind. Es war bei der Mutter des Vaters auf dem Land untergebracht. So fühlte er sich sicher, dass man das Kind nicht finden würde. Doch Geld regiert die Welt, und damit hatte Horst es geschafft, diese Adresse ausfindig zu machen.

Unter vielen Protesten holte die türkische Polizei das Kind von seiner Oma ab und überstellte es nach Deutschland. Eine deutsche Beamtin begleitete das Kind, denn der Mutter war die Einreise verweigert worden. Kurze Zeit später konnte sie ihr Kind wieder in die Arme schließen.

Der Vater drohte ihm Rache an. In seinem Briefkasten fand er zwei Drohbriefe, die nichts Gutes erahnen ließen. Doch er hatte diese Drohung nicht ernst genommen, schließlich lebte dieser Mann jetzt in der Türkei, und die ist weit weg, hatte er sich selbst beruhigt. Doch nun, hier in dieser Dunkelheit, wurde er unsicher.

Hatte man ihn deshalb entführt und hier festgehalten?

Auf Entführung steht Gefängnisstrafe nicht unter zwei Jahren. Na, da werden die sich wundern, wie schnell sie im Knast sein werden. Außerdem gab es ja auch noch den Haftbefehl gegen den Vater wegen Kindesentführung. Sollte er versuchen, über die Grenze zu kommen, würde er verhaftet. Von wegen Urlaub in der Türkei. Urlaub in Germany hinter schwedischen Gardinen.

Kennen Sie nicht? Kein Problem, wir zeigen es Ihnen gern.

 

Diese Gedanken hatten ihn für einen Moment von seiner Situation abgelenkt, doch sofort wurde sie ihm wieder bewusst. Lag er oder stand er an einer Wand? Er verspürte keinen Druck auf den Sohlen, also nahm er zunächst an zu liegen. Doch auch an seinem Po oder am Rücken bemerkte er keinen Druck. Er musste also schweben. Aber in der Schwerelosigkeit würde er entweder gegen eine Decke stoßen oder an eine der Wände gedrückt werden.

Nein, schweben konnte er wohl auch nicht.

Während er sich diese Fragen stellte, schloss er bewusst die Augen und öffnete sie wieder. Dann konzentrierte er sich erneut auf die Dunkelheit. Doch, je mehr er sich zu konzentrieren versuchte, desto schlechter waren die Stimmen oder die Musik zu hören. Er schloss die Augen wieder und lauschte den Umgebungsgeräuschen, woher auch immer sie kamen, wo auch immer er war. Was war eigentlich mit seinem Kopf, mit seinem Körper?

Er versuchte, sich zu bewegen. Zuerst wollte er seinen Kopf zur Seite drehen. So, wie jeder normale Mensch, dachte er an die Bewegung und wartete auf deren Ausführung. Ein Mechanismus, der nie infrage gestellt wurde. Denken und Ausführen waren immer eins. Doch sein Kopf bewegte sich nicht. Keinen einzigen Millimeter, weder nach links noch nach rechts. Das kam ihm sehr merkwürdig vor. Hatten sie ihm den Kopf festgeschnallt?

Seine Konzentration galt nun dem Öffnen des Mundes. Das erwies sich aber ebenfalls als undurchführbar. So sehr er es auch versuchte, es rührte sich nichts. Sein Mund blieb verschlossen. Mit dem Gedanken, dass sein Mund verklebt sei, konnte er sich nicht wirklich zufriedengeben.

Kopf und Mund sind also nicht zu bewegen. Was ist mit den Fingern und Händen? Kaum, dass er diese Gedanken hatte, bewegte er sie. Doch leider auch nur gedanklich, wie er sehr schnell feststellen musste.

Sie hatten sich wohl sehr viel Mühe gegeben, um ihn so zu fixieren. Da werden sie die Beine bestimmt nicht ausgelassen haben. Er bemühte sich, schnell die Gedanken an eine Bewegung der Beine in die Tat umzusetzen. Doch mit den Beinen stellte sich der gleiche Misserfolg ein wie schon bei den Händen. Wie oft er es dennoch versuchte, irgendetwas von seinem Körper in Bewegung zu bringen, vermochte er nicht mehr zu zählen. Ermattet gab er auf. Er konnte sich nicht bewegen.

Warum hatten sie ihn so gefesselt und geknebelt, aber seine Augen nicht verbunden? Glaubten sie, er fürchte sich vor der Dunkelheit? Da haben sie aber falsch gedacht.

 

Er spürte ein wenig Genugtuung über seine mutmaßlichen Entführer und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Die Musik war schon lange verklungen, als er endlich wieder etwas wahrnahm, etwas hörte. Es war dieselbe Stimme, die er vorhin schon mal gehört hatte. Lauter, bitte sprechen Sie lauter, ich möchte Sie verstehen, schoss es ihm in den Kopf.

Innigst flehte er, endlich mal etwas verstehen zu können. Hoffte er doch, dadurch herauszubekommen, wo er sich befand. Dabei war es ihm egal, ob dort im »Umraum« ein Mann oder eine Frau sprach. Da es leise Töne waren, die er vernahm, glaubte er, dass es wohl ein Mann sein musste, der dort sprach. Ein Mann hat immer einen Bass bei bestimmten Tönen, die man als letztes wahrnimmt, wenn die Lautstärke abnimmt. Doch jetzt wurden auch diese Töne leiser und nicht lauter, so wie er es sich erhofft hatte, um am Ende ganz zu verstummen. Vollkommene Stille um ihn herum. Fast unerträglich lange.

Hallo? Ist keiner mehr da? Wo bist du? Oder bist du nicht alleine und bist nur ihr Anführer? Rede, damit ich weiß, dass du noch da bist, wer immer du auch sein magst. Warum hast du mich gefangen oder hierhin geschleppt?