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Hubertus lebt mit seiner Frau Sigrid in deren Haus. Seine Kochkünste und auch seine "Standhaftigkeit" waren die Hauptgründe für die reiche Sigrid, den leicht gestrickten Elektriker zu heiraten. Das Paar führt eine offene Beziehung, allerdings mit klaren Regeln und Vereinbarungen. Diese bricht Sigrid schamlos und Hubertus sinnt auf Rache. Ein mörderischer Plan entsteht in seinem Kopf und es bedarf einiger Vorbereitungen, um ihn auszuführen. Je mehr Zeit vergeht, umso dunkler wird Hubertus' Seele und die Stimme in ihm treibt ihn an und drängt zum Handeln. Geht Hubertus´ Plan auf? Wird er "seine Siggi" beiseiteschaffen, um ihr Vermögen zu erben? Gibt es das perfekte Verbrechen?
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Michael Schönberg
Wenn die
Seele
sich verdunkelt
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Wenn die Seele sich verdunkelt 1. Auflage 2020 Alle Rechte vorbehalten
Michael Schönberg
Dezember 2020
Autor: Michael Schönberg
Covergestaltung: Wine van Velzen
E-Mail: [email protected]
Dieses Buch ist ein Roman.
Alle Personen und Handlungen sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit Personen, Ereignissen, Ortschaften usw., sind nicht beabsichtigt oder gewollt.
Michael Schönberg
Wenn die Seele sich verdunkelt
Wann hatte es begonnen, dass die freundliche und helle Seele von Hubertus Meister sich verdunkelte? War es, als ihm bewusst wurde, dass seine Ehefrau Sigrid ihm ständig erklärte, wer das Sagen in ihrer Beziehung hatte? Oder weil sie das Geld in die Ehe gebracht hatte, dass sie ihm nur häppchenweise auf das Haushaltskonto überwies, damit er einkaufen gehen und für sie schmackhaftes Essen kochen konnte? Am wahrscheinlichsten war, dass seine Seele sich dunkel färbte, als Hubertus erfuhr, dass sein begehrenswertes Eheweib sich nicht mehr an ihre gemeinsamen Abmachungen und Regeln hielt und ihm Hörner aufgesetzt hatte. Ausgerechnet mit seinen Schützenkameraden! Diese Taktlosigkeit ihrerseits konnte und wollte er sich nicht bieten lassen.
Anfangs war Hubbi, wie er von Freunden und Ehefrau genannt wurde, selbst schockiert über diese Gedanken, die seine Seele verdunkelte. Seine Siggi, wie er sie liebevoll nannte, hatte ihn schamlos betrogen, ihn zum Gespött der Leute gemacht. Und die Seele in ihm bestärkte ihn in seinem Denken, indem sie ihre Stacheln ausfuhr und zustach. Auch die Eifersucht hatte sich schnell in Hubertus Seele eingenistet und zusammen begannen sie, Hubertus zu quälen, bis er sich auf sie einließ. Bald reifte ein Plan in dem Mann.
Siggi musste weg von ihm, oder er musste weg von ihr. Seine Gedanken spielten ihm verschiedene Sznarien vor, bis er sich für eine Variante entschieden hatte, die er dann auch umsetzte.
Doch es war ein langer Weg dorthin, denn Hubbis Plan musste hieb- und stichfest sein. Niemand durfte ihn verdächtigen, denn würde die Polizei ihn der Tat überführen, würde er all das schöne Geld von Siggi nicht erben.
Um Hubertus Tat zu verstehen, muss man zurück zum Anfang ihrer Beziehung. Nur so kann man nachvollziehen, weshalb seine Seele rebellierte und von Tag zu Tag dunkler wurde. Nur dann versteht man, wie es soweit kommen konnte. Auch so mancher Zufall und Begegnungen halfen Hubertus, seinen Plan so lückenlos wie möglich auszuführen.
Liebe zwischen Sigrid und Hubertus hat es nie gegeben. Eine Zweckgemeinschaft ja, aber wahre Liebe? Nein, die suchte man bei den beiden vergebens.
Sigrid hatte Hubertus ausgesucht. Ihn, den einfachen Handwerker, den Elektriker am Bau, der nur ein normaler Mann, mit gewissen Vorzügen war. Denn Hubertus war, sie wissen schon wo, mehr als nur gut gebaut. Da spielte es keine wirkliche Rolle, dass er übergewichtig und auch keine Schönheit war. Sigrid reduzierte die Männer einzig und allein auf deren Libido. Das war dann auch schon alles, was sie an ihnen und an Hubertus interessant fand.
Stopp, da waren ja noch die Hausarbeit und die wunderbaren Kochkünste von Hubertus. Vorzüge, die sie bei ihm schnell erkannte und auch schon bald nicht mehr missen wollte. Hausmann, Koch, Handwerker und einer, der mit seinem Bohrer in zweierlei Hinsicht gut umgehen konnte. Was will man als Frau mehr?
Sigrid hatte Hubertus in einem Swingerklub kennengelernt. Ja, in einem Swingerklub und nicht auf einer Dating-Plattform im Internet, was ja immer öfter geschieht. Damals hatte Sigrid gerade ihren ersten Ehemann Ferdi verloren. Auf eine Weise und in einer Situation, die sich keine Frau wünscht. Doch davon später, nur so viel:
Sigrid erbte Ferdinands gesamtes Vermögen und stand mit knapp 40 Jahren nun als „die arme Witwe“ da. Witwe ja, aber arm, arm war sie nicht.
Wie Siggi lebte und wie reich sie war, erfuhr Hubertus erst viel später.
Siggi machte sich nach der Beerdigung ein schönes Leben. Ihren Beruf als Verkäuferin in der Bäckerei gab sie auf. Von nun hatte sie es nicht mehr nötig, alte, nicht verkaufte Brötchen oder Brote mit nach Hause zu nehmen. Nicht, weil sie damals nicht genug Haushaltsgeld bekam, nein, sie schlug damit zwei Fliegen mit einer Klappe.
Die Teigwaren landeten nicht in der Abfalltonne und sie sparte Haushaltsgeld. Das dadurch Gesparte, wurde zu ihrem „Schwarzgeld“, was jede Hausfrau benötigt, für Dinge, die ein Mann nicht unbedingt wissen musste. Wahrscheinlich hätte Ferdinand ihr das Geld auch gegeben, wenn er gefragt worden wäre.
Sigrid ging nach Ferdis Ableben abends aus, wann immer sie konnte und Lust dazu hatte. Hausarbeit war ihr schon immer zuwider. Wie oft hatte ihr seliger Ferdi sie ermahnt, sie solle doch Boden, Fenster oder das Bad reinigen. Immer wenn sie etwas Schwarzgeld beiseite geschafft hatte, ließ sie eine Putzfrau kommen. Natürlich ohne ihr „Reinheitsmännchen“ darüber zu informieren.
Im Gegenteil kam ihr Mann an dem „Reinigungstag“ nach Hause, machte sie einen auf erschöpfte Hausfrau und wie sehr sie sich abgemüht hatte, um es ihm recht zu machen. Am Abend verlangte sie von ihm, es ihr „recht“ zu machen.
Jetzt hatte sie die gute Seele einmal im Monat bei sich beschäftigt. Terese benötigte keine Hinweise, was gemacht werden müsste. Das entschied sie selbst, wenn sie kam und von da an, war der Haushalt immer Tipp top.
Im Swingerklub Tabularasa sind sich Sigrid und Hubertus das erste Mal begegnet. Denn Ferdi war Geschichte und Siggi suchte Vergnügen.
Es war an einem kalten Novembertag, als sie sich aufmachte, den Klub zu besuchen, der neu eröffnet hatte. Die Annonce, in dem kostenlosen wöchent-lichen Anzeiger, Swingerklub Tabularasa öffnet seine Pforte, las sich sehr interessant. In der Anzeige hatte sie keinen Eintrittspreis gelesen. Erst durch einen Anruf erfuhr sie, was es kostet, wollte man den Klub besuchen: Männer ohne Begleitung – 100 €, Paare – 50 €. Damen ohne Begleiter-freien Eintritt.
Sigrid freute sich, dass sie nichts ausgeben musste und sich auch noch am angebotenen kostenlosen Buffet bedienen durfte. Dass sie ihren zweiten Ehemann an dem Abend finden würde, ahnte Sigrid nicht.
Sigrid hatte eine gute Figur. Wenn auch der ein oder Andere ihren Hintern ein wenig zu ausladend fand. Sie nicht! Sie wusste nur zu gut, dass viele, sehr viele Männer nur darauf warteten das Prachtstück anfassen zu dürfen. Ja, vielen lief das Wasser im Munde zusammen, wenn sie ihren Allerwertesten präsentierte. Ihre passgenauen Slips formten ihn einladend rund, war ihr Vorbild doch eine argentinische Sängerin. Sigrid dachte auch schon an eine Operation, damit er noch praller wäre. Am Geld lag es ja nun nicht mehr. Dass sie es dann doch nicht machen ließ, lag an der Angst, das, was schieflaufen könnte und die Gewissheit, mehr als drei Wochen Ruhe zu bewahren. Und das wäre, wie bei einem Drogenabhängigen – den man auf Entzug setzte.
Die Witwe rief sich ein Taxi. Das bestellte sie sich aber an die große Kreuzung in Oberrath, circa 100 Meter von ihrem Haus auf der Waldstraße entfernt. Sie wollte nicht, dass der Taxifahrer später wüsste, wo sie wohnte. Sie, die Klubbesucherin. Nein, ihre Adresse war privat und so sollte es auch bleiben. Als das Taxi an der Kreuzung, kurz vor der Franziskusbrücke hielt, stieg sie ein und nannte dem Fahrer die Adresse. Ein Schmunzeln wanderte über dessen Lippen.
»Sehr gerne. Soll ein richtig guter Laden sein, der da eröffnet wurde. Der Besitzer hat in Neuss schon einen Laden, die „Neusser Oase“ und der ist echt gut, wie mir Kunden berichten. «
Dabei sah er sie im Rückspiegel an und wartete auf eine Reaktion. Doch die blieb aus. Sie wollte auf keinen Fall ein Gespräch und sie wollte auch nicht, dass sie etwas von sich preisgab, was in einem Plausch immer schnell passieren kann.
Schweigend brachte der Fahrer sie auf die Dreher-
straße in Gerresheim. Als sie bezahlte, sagte er dann doch noch: »Viel Spaß und wenn sie möchten, rufen sie nach Taxi 144 und ich hole sie hier wieder ab. Ich habe heute Nachtdienst und stehe ihnen gerne kostenlos zu Verfügung«, sein Lächeln sprach Bände. Sie sah ihn an und forderte: »Zeige ihn mir« und als der Fahrer sie fragend ansah: »Zeig deinen Penis und ich sage dir, ob ich auf dein Angebot eingehe!«
Fassungslos und geschockt, gab er ihr das Wechselgeld und sagte nichts mehr. Sigrid zeigte ihm den Mittelfinger und stieg lächelnd aus, mit der Gewissheit, dass der Fahrer so schnell keine Liebesdienste mehr aussprechen wird.
Das Haus der freien und ungezwungenen Liebe war von außen eher unscheinbar. Lediglich im Türbereich hing ein Messingschild mit der Aufschrift: Tabularasa. Mehr deutete nicht darauf hin, dass hier der Lust freien Lauf gelassen würde, außer vielleicht, dass die Fenster abgeklebt oder mit dicken Vorhängen zugezogen waren.
Leicht aufgeregt klingelte Sigrid und schon nach kurzer Zeit wurde ihr geöffnet. Eine aufreizend gekleidete Dame bat sie herein. An der Rezeption erfuhr sie alles, was man wissen musste, um sich im Klub wohlzufühlen. Da gab es zum Beispiel drei farbliche Armbänder: Das Armband mit der Farbe Grün stand für: Ich bin für alles offen. Rot: Ich möchte nur Gleichgeschlechtliches. Blau stand für: Ich bin neu.
Die Gäste wurden aufgefordert, die Bänder und damit die Wünsche des anderen zu respektieren. Ganz wichtig war auch, wie die Dame erklärte:
Alles kann – nichts muss. Und weiter: Ein NEIN, war ein unumstößliches Nein. Sollte sich einer der Gäste nicht an die Regeln halten, würde er das Tabularasa sofort verlassen müssen und bekäme Hausverbot.
Sigrid entschied sich für Blau und ihr Eintritt war frei. Damen waren stets Mangelware bzw. erhöhten das Serviceangebot für die Männer, die Haupteinnahmequelle. Lediglich die Damen, die ein rotes Band wollten, zahlten einen Betrag von 50,00 €.
Nachdem die Formalitäten abgeschlossen waren, ging Sigrid in die Umkleide. Dort gab es abschließbare Spinde, ähnlich wie in einem Hallenbad und sie zog sich um. Denn mit Straßenkleidung- und Schuhen durfte man die Räume nicht betreten. Unter einem Hauch von Negligé trug sie nun einen schwarzen BH mit Spitzen und Minislip.
Wie in jedem Swingerklub gab es auch hier einen Männerüberschuss.
Herrlich, genau das Richtige, um heute Nacht befriedigt nach Hause zu fahren, waren Sigrids Gedanken, als sie die Männer an der Bar und in den Nischen sitzen sah. Sie schlenderte durch die anderen Räumlichkeiten und sah sich neugierig um. Der Betreiber hatte sich wirklich was einfallen lassen, um es seinen Gästen so angenehm und abenteuerlich wie möglich zu machen. Es gab vier verschiedene Räume. Ein Dschungelzimmer, ein weiteres, das orientalisch eingerichtet war, dann der Raum, in dem mehrere Gäste sich auf den Matratzen lustvoll hingeben konnten und einen Darkroom, in dem die Sado-Maso-Anhänger und solche, die noch nicht viel Erfahrung damit hatten, ihre schmerzvollen Gelüste austoben konnten.
In den Räumen war noch nichts los. Nur vereinzelnd gab es einige wenige Paare, die sich im Barbereich beschnupperten und schon mal ihre Hände wandern ließen. Es war ja auch noch sehr früh am Abend. Gerade mal 19.00 Uhr. Doch für Sigrid waren die Tage ohne Sex schon viel zu lange her. Immerhin war ihr Ferdi schon eine Weile unter der Erde und sie benötigte dringend Abwechslung. Sie hatte seitdem keinen Mann mehr über, unter oder hinter sich gehabt. Frust hatte sich breitgemacht. Beerdigung, Notar und Erledigungen haben einfach zu viel Zeit in Anspruch genommen. Lediglich ihr „Hausfreund“ hatte den Weg aus der Schublade auf den Nachttisch und später zu ihrem Inneren gefunden.
Nach und nach schaute sich Sigrid die Männer an. Ohne Skrupel ging sie zu einem, der an der Bar saß und schaute unverhohlen auf seinen Slip. Ihr erster Eindruck war nicht so berauschend.
Durchschnittsgröße, maximal. Entsprechend kurz fiel dann auch ihre Unterhaltung mit der „Hose“ ihrer anfänglichen Begierde aus.
Sollte sie wirklich heute nur Magerkost bekommen und ihre feuchte Grotte unausgefüllt bleiben, überlegte sie enttäuscht.
Mit der Zeit füllte sich der Laden und es kamen auch für Sigrid attraktive Gäste herein. Einige der erotisch ausgestatteten Räume, die alle keine Türen, sondern Durchgänge hatten, wurden genutzt. Doch ein Hinsehen lohnte sich in ihren Augen nicht, nachdem sie einem Paar folgte, sich an die Wand lehnte und zusah. Ein kurzes Vorspiel, 3 Minuten Akt und fertig.
Nein, dafür legte sie sich nicht hin. Wenn sie Interesse an einem Swinger hatte, ging sie zu ihm hin und wenn der einverstanden war, ging es zur Sache. Nachdem er fertig war, sie hätte gut und gerne noch lange weitergemacht, ging sie in den Duschraum, um dann zurück zu den Spielwiesen zu kehren.
Sie merkte sich nicht die Gesichter, mit denen sie zusammenkam, nur deren Unterleibe war ihr wichtig. Gesichter oder Namen waren unwichtig. Sie wollte Spaß und nicht anbändeln. Jedenfalls dachte sie das. Gerade als sie mal wieder den Genuss eines Mannes spürte, kam er herein. Er, auf den sie die ganze Zeit gehofft und gewartet hatte.
Groß, stark und gut gebaut. Eine Erscheinung von einem Mann. Missmutig musste sie feststellen, dass auch andere anwesende Damen ihn bemerkt hatten und ihn sofort umgarnten. Wäre ja auch ein Wunder, wenn nicht, denn was der Neu-ankömmling in der Boxershorts hatte, war mehr, als nur beachtlich. Aber der Abend war ja noch jung und Sigrid wäre nicht Sigrid, wenn sie diesen Mann nicht irgendwann ihr Eigen nennen dürfte. Wenn auch nur zeitweise. Eine lange „Zeitweise“ wie sie hoffte.
Es dauerte dann doch zwei Stunden, bis sie sich näher kamen. Der Gast hatte sich bis dahin nur unterhalten.
»Wie heißt du, mein starker Held?«, begann Siggi das Gespräch.
»Hubertus, schöne Frau und wen darf ich hier im Haus der Lust und Begierde begrüßen?«
»Hubertus, was für ein ausgefallener Name. Ich heiße Sigrid. „Sigrid ihn“, du verstehst? Sie lachte dabei und legte die Hand auf seinen Slip, in dem der große und starke Phallus steckte, der sich zuckend bewegte und den Sigrid nicht aus den Augen ließ.
»Sie sind ja prachtvoll ausgestattet«, und ohne eine Reaktion zu erwarten: »Da wird ihre Frau ja mehr als glücklich sein.«
»Es gibt keine Frau«, klärte Hubertus sie auf und ließ seinen Blick an ihrem wohlgeformten Brustansatz verweilen.
»Oh, da wird es aber Zeit, dass wir uns näher-kommen.«
Einige Zeit lobte und beglückte sie ihn mit Worten, um ihm dann auch ihre Attribute näher zu bringen.
Natürlich gefiel auch ihm ihr ausgeprägtes Hinterteil.
Hubertus fand die Frau sehr attraktiv und es war unverkennbar, dass sie ihn wollte. Dies imponierte ihn, da er so eine schöne Frau im Alltag nicht kennenlernen würde, egal, wie gut gebaut er untenrum war, denn dies fiel in seiner Arbeitskluft nicht auf. Nach einigem Geplänkel und anzüglichen Worten, die recht verheißungsvoll waren, ging es endlich zur Sache. Da nur das Dschungelzimmer frei war, gingen sie hinein und machten es sich auf dem Bambusbett bequem.
Es dauerte lange, bis Sigrid erschöpft zur Seite fiel. Hubbi hatte mehr als nur Standfestigkeit gezeigt. Für Sigrid war klar, wer sie schafft, ist auch der richtige Partner im wahren Leben für sie. Vorbei die Grenzlinien von: keinen Nachnamen, keine Adresse oder gar Handynummer. Hubertus sollte da sein, wann immer sie ES brauchte. Er sollte da sein, wenn sie in die Unendlichkeit der Lüste reisen wollte.
So kam es, dass die beiden sich auch privat trafen. Dabei stellen sie fest, dass sie schon jahrelang in der gleichen Gegend wohnten. Begegnet sind sie sich aber in dem nördlichen Stadtteil von Düsseldorf nie.
Wenn Hubertus zurückdachte, begann von da ab, die schönste Zeit seines Lebens, nur leider hielt sie nicht so lange an, wie er es sich gewünscht hätte.
Die beiden trafen sich bei ihm. Seine Mietwohnung auf der Oberratherstraße, war nicht klein, aber eben nur eine Single-Bude. Wohnzimmer mit integriertem Küchenbereich. Abgeteilt durch eine Anrichte. Von der Küchenseite her Unterschränke und von der Wohnzimmerseite aus, eine Theke, an der man auch Essen konnte. Hubbi kochte sehr oft für sich selbst. Dosensuppen oder Fertiggerichte waren für ihn ein Graus.
Zu teuer, geschmacklos und mit Schadstoffen und Chemie nur so bestückt, und gut bestückt war er selbst.
Er hatte schon immer ein Faible für die Küche. Wenn er nicht die Lehre eines Elektrikers gemacht hätte, wäre er wohl Koch geworden.
Und weil er eben so gerne kochte, lud er Sigrid an einem lauen Frühlingstag zu einem Abendessen ein. Nicht in einem Restaurant, wohin sie ihn öfters einlud, nein, er wollte sie bekochen. Mit ein wenig Widerwillen nahm sie seine Einladung an.
Für ihre Verhältnisse lebte ihr Hubbi zu einfach und sie fühlte sich auch nicht richtig wohl in der beengten Wohnung. Da war es in ihrem Haus doch ganz anders. In ihrem Schlafzimmer gab es eine große Spielwiese mit einem Wasserbett und Spiegel an der Decke und Spielzeug für erotische Spielchen, die vor allem die Lust erhöhten. Kurz um: alles, um das körperliche Liebesglück noch erotischer und sinnlicher zu gestalten.
Hubertus dagegen hatte ein Schlafzimmer. Bett, Nachttisch, Schrank - fertig. Nicht mehr und nicht weniger. Deshalb fand immer, wenn sie bei ihm waren, das Liebesspiel im Wohnzimmer statt.
Sigrid war aufgefallen, dass seine Wohnung für ihre Verhältnisse zwar klein aber sehr sauber und aufgeräumt war. Ein Pluspunkt für Hubbi, der nicht zu verachten war. Sie hatte ja längst Terese, ihre Hausperle, und somit sämtliche Hausarbeiten aus ihren Tätigkeiten gestrichen. Doch so einen Hausmann zu haben, kann nur von Vorteil sein.
Bei den Vorbereitungen des Essens, zu dem er sie eingeladen hatte, sah sie ihm zu.
»Das ist ja eine tolle Küche. Alles so praktisch«, sagte Siggi, nun doch leicht beeindruckt.
»Wenn man keinen Platz hat, dann muss man sich was einfallen lassen.«
»Das war bestimmt teuer. Sonderanfertigungen kosten immer einen Haufen Geld. Ich muss unbedingt meine Küche mal umbauen. Es macht mir überhaupt keinen Spaß zu kochen. Das liegt bestimmt auch an der Küche selbst.«
Hubertus war schon im Haus von Siggi gewesen und hatte die Küche gesehen und festgestellt, ja, da könnte man einiges verbessern. Da er bei ihr noch nie gekocht hatte und das auch noch nicht vorgesehen war, machte er sich darüber keine weiteren Gedanken.
»Die Küche hier, die habe ich selbst geplant, zusammengebaut und nach meinen Wünschen aus-gestattet«, erklärte er stolz.
»Du kannst Küchen bauen?«
»Ich kann einiges, aber keinen Handwerker bezahlen. Deshalb habe ich mir vieles selbst angeeignet. Mein Vater hat mir auch vieles beigebracht. Er war, Gott hab ihn selig, ein Allrounder ohne gleichen.«
»Dass du mit deinem Bohrer umgehen kannst, das weiß ich ja und ich genieße es. Aber es ist gut, zu wissen, dass du auch mit dem Bohrer einer Bohrmaschine keine Probleme hast. Ach Hubert«, seufzte Siggi, »warum habe ich dich nicht schon in jungen Jahren kennengelernt? Das hätte mir viele Sexuelle Enttäuschungen erspart und ich hätte einen Mann für alle Fälle gehabt.«
Sie verdrängte in diesem Moment, das sie früher an seiner Seite ein bescheidenes Leben hätte führen und ihren freigewählten Job als Verkäuferin nicht als Teilzeit, sondern in Vollzeit hätte ausüben müssen. Nein, da war ihr erster Mann schon der Richtige gewesen.
Hubbi hatte sich in die Ecke der Küche begeben und fing derweil an, das Vorbereitete zu kochen, zu garen und zu dünsten.
Seine Vorspeise: frischer, gemischter Salat mit Shrimps. Seine selbst gemachte Vinaigrette war alleine schon eine Sünde wert, befand Siggi, als sie die erste Gabel in den Mund führte.
Olivenöl, Essig, Balsamico, ein wenig Gemüsebrühe, Senf, Honig, Pfeffer, Salz und ein paar frische Kräuter von seinem „Salatgarten“ vom Fensterbrett, machten den Salat zu einem Geschmackserlebnis. Dazu sein selbst gebackenes Brot, das er einen Tag zuvor gebacken hatte. Der temperierte Rotwein dazu rundete den ersten Gang ab.
Sigrid wollte mehr von dieser Vorspeise, doch Hubbi hielt sie davon ab. Schließlich gab es ja noch zwei weitere Gänge, die sie unbedingt versuchen sollte. Er servierte ihr Schweinefilet im Speckmantel, selbst gemachte Sauce Hollandase, Kartoffel- ecken und verschiedenes Gemüse. Sigrid aß, als wenn es keine Vorspeise gegeben hätte. Den leeren Teller hätte sie am liebsten abgelegt. Eine Untugend, die sie aus ihrer Kindheit kannte. Vier Geschwister, eine kränkliche Mutter und einen einfachen Arbeiter als Vater, brachten diese Umstände mit sich. Alles, was auf den Tisch kam, war gut, aber immer zu wenig.
Hubbi stellte ihr dann den Abschluss des Menüs auf den nur dürftig dekorierten Tisch. Dekoration oder Verzierungen, das konnte Hubertus nur bei seinen liebevoll zubereiteten Gerichten. Räume oder gar Tische blieben Waisenkinder.
Diesmal hatte er sich bei der Nachspeise besondere Mühe gegeben. Die kalte Quark-, Beeren- und Eisschale mit einem Schuss Eierlikör beendete sein Menü. Mit einem letzten Prost stand Sigrid auf und verließ den Tisch der Köstlichkeiten.
Gut das sie vor dem Essen Sex hatten. Sigrid war nach dem üppigen Mahl zu nichts mehr zu bewegen. Sie legte sich auf das Sofa und überlegte, was sie mit Hubertus machen sollte und ob sie sich eine Zukunft mit ihm vorstellen konnte.
Ein Hobbykoch mit dem Hang zur Küche, dem aussuchen von regionalen Produkten, um mehr als nur günstig, sondern auch gesund kochen wollte und es in die Tat umsetzte. Die sicherlich noch anderen Vorzüge hatte, als das, was sie bei ihm schon kennengelernt hatte.
Sollte sie diesen Mann wieder loslassen? Einen Mann der weiß was er will? Der seinen Weg geht, auch wenn er dafür manchmal etwas länger benötigte.
Dass er die Lehre als Elektriker nicht fertiggemacht hatte, lag an seinem Vater. Der Lehrherr, ein Schützenbruder seines Vaters, hatte ihm erklärt, dass sein Sohn keinen Abschluss brauche, um gutes Geld zu verdienen. Auf den Baustellen, wo er viele Auf-träge hätte, würde er dringender gebraucht als in der Berufsschule. Von jetzt auf gleich würde er ihm fast einen Gesellenlohn zahlen, und dadurch sofort 800 Mark im Monat verdienen. Klar, dass sein Vater dem zustimmte. Damals war auch Hubertus damit einverstanden. Erst später stellte er den Unterschied zwischen einem Gesellen und einem Gehilfen fest. Auf dem zweiten Bildungsweg holte er seinen Abschluss nach.
Während Siggi auf dem Sofa lag, überlegte sie:
Er ist ein exzellenter Liebhaber, dem immer was einfällt, um das Liebesspiel nicht eintönig werden zu lassen. Seine Ausdauer ist ohne gleichen, jedenfalls gegenüber den Männern, die ich bisher kannte und das waren einige. Sie schaute sich um und sah die Struktur in dem Raum. Ein Zimmer mit Funktion. Keinen unnötigen Firlefanz oder Schnickschnack. Alles, was sie sah, hatte einen Sinn. Hubbi hatte bestimmt die Wohnung selbst renoviert, Regale und Schränke zusammengebaut, Lampen und Rollos angebracht und nun auch noch dieses Geschmackserlebnis.
Siggi erkannte, Hubertus, also ihr Hubbi, müsste an ihrer Seite bleiben. Ihn anbinden ging nicht, aber ihn binden auf eine andere Weise schon. Heiraten, ihn ehelichen. Somit konnte sie sich für immer seine außerordentlichen Fähigkeiten sichern. Sie wusste mittlerweile, dass er mehr als zuverlässig sein würde. Treu sowieso. Fremd gehen mit einem leeren Sack, war noch nie gut. Und dass der immer leer sein würde, dafür würde sie schon sorgen.
Noch am gleichen Abend machte sie Hubertus einen Heiratsantrag. Der war hin und weg und nahm den Antrag an. Er hätte wissen müssen, dass er doch nur Mittel zum Zweck war.
Eine wirkliche Schönheit war er nicht, das wusste Hubertus. Knapp 1,90 groß und stark wie ein Bulle, ja, aber ein zu rundes Gesicht und seine schon lichten Haare gaben ihm ein eher solides, konservatives Aussehen. Die Brille, ein Kassenmodell, könnte man ändern. Seinen behäbigen Gang wohl nicht. Er hatte die Ruhe weg, was nicht immer zu ertragen war. Ein wenig mehr Dynamik wäre sicherlich von Vorteil. Doch das würde vielleicht seine Ausdauer und Beständigkeit im Bett schmälern und das wollte Siggi auf keinen Fall.
Doch so war er nun mal, ihr Hubbi. Er fing eine Sache an und arbeitete durch, bis Pause oder Feierabend war. Immer im gleichen Tempo, immer in gleicher Qualität. Wie eine Duracell Batterie in der Werbung. Sigrid hatte sich entschieden und dabei blieb es. So wie er war, nahm sie ihn hin.
Hubertus dachte, er hatte eine wunderschöne Frau erobert, die er mit Stolz in der Brust jedem zeigen konnte. Eine Frau, die nicht dumm war, sein Essen liebte und auch seine gewissen Vorzüge sehr zu schätzen wusste. Was wollte er mehr?
Kurze Zeit später ging es zum Standesamt und sie gaben sich das Jawort. Hubertus konnte Siggi überzeugen, dass sie seinen Nachnamen annahm. Von nun an hieß sie Frau Sigrid Meister. Keine wirkliche Verbesserung zum vorherigen Namen Müller. Da hätte doch ein Doppelname gut gepasst: Müller-Meister oder Meister-Müller, aber Siggi ließ ihrem Hubbi seinen Willen, wenigstens dies eine Mal.
Die beiden Trauzeugen, jeweils einer aus der Familie, waren schnell gefunden. Siggis Bruder Ralf und Hubbi's Schwester Hannelore. Beide brachten ihre Partner mit und so wurde es ein schöner Abend in einem griechischen Lokal. Schlicht und doch fühlten sich alle wohl.
Bis Ralf, Siggis Bruder, immer wieder stichelte, dass sie ja nun einen Elektriker geheiratet hatte, mit einem Kurzen in der Hose. Irgendwann reichte es ihr. In einem günstigen Moment, ihr Bruder ging auf die Toilette, flüsterte sie zu ihrem frisch gebackenen Ehemann: »Sag mal, geht dir mein Bruder nicht auch auf den Geist? Ständig diese Sprüche und mit seiner Angeberei, was für ein Sexprotz er wäre?«
»Ja, aber ist doch egal. Wir wissen, was bei uns im Bett los ist und mehr bedarf es nicht.«
Mit dieser Antwort gab sich Siggi nicht zufrieden.
»Bitte, mir zuliebe. Er ist gerade auf dem Klo. Gehe ihm nach und auf der Toilette zeigst du ihm dein wundervolles Stück. Fordere ihn auf, auch er solle zeigen, was er hat. Glaube mir, dann ist hier Ruhe mit seinen Sticheleien.«
Als Ralfs Schwester wusste sie ungefähr, wie er gewachsen war, bei Weitem nicht wie ihr Hubbi.
Hubertus war erstaunt, konnte sie aber verstehen. Was tut ein liebender, frisch verheirateter Ehemann nicht alles für seine Frau. Er ging auf die Toilette, obwohl er nicht wirklich musste. Ralf war gerade fertig und wollte seinen Reißverschluss schließen, als Hubertus zu ihm trat. Er machte seinen Hosenstall auf und holte sein Glied heraus.
»Pass mal auf mein Lieber. Du gehst deiner Schwester tierisch auf den Sack mit deiner Laberei über das Können oder die Größe von meinem guten Stück.«
Er wartete, bis Ralf hinuntersah und Hubbi bemerkte, dass er leicht an Farbe im Gesicht verlor.
»So sieht der Kurze eines Elektrikers, wie du ihn nennst aus.«
Um dem ein Ende zu machen, forderte er Ralf auf: »Und nun mal deine Hand in die Hose und zeige, was du zu bieten hast. Du angeblicher Sexprotz?«
Ralf wusste nicht, wie er reagieren sollte. Angesichts der Penisgröße von Hubertus war er sprachlos. Solch eine Mächtigkeit hatte er schon mal bei einem Pony gesehen, aber noch nie bei einem Mann.
»Ist schon gut, ist schon gut«, wiegelte Ralf ab, dass er sich mit Hubbi’s bestem Stück nicht messen konnte, war beiden klar.
»Nichts ist gut. Raus damit oder ich helfe dir!«, hallte Hubbi’s Stimme in dem Toilettenraum von den Wänden.
Er baute sich vor Ralf auf und wirkte dadurch doch sehr bedrohlich. Körperlich war Hubertus dem Bruder von Siggi mehr als nur überlegen. Mit seinen Einsneunzig dem breiten Kreuz und Oberarme, wie man sie nur auf dem Bau bekommt, machte er was her, auch diesbezüglich konnte ihm der Hänfling nicht das Wasser reichen.
Ralf tat, wie Hubert es von ihm verlangte. Zum Vorschein kam ein durchschnittlicher Penis, mit dem die meisten Frauen sich wohl auch zufrieden geben würden. Hubert schaute hin und sagte: »Ist alles klar, oder? Und nun kein Wort mehr. Die Sache hier bleibt unter uns, oder ich fange mal an zu plaudern«, dabei zeigte er ihm seinen kleinen Finger.
»Ja, alles klar und nichts für ungut, ich habe nur Spaß gemacht«, war Ralfs gemurmelte Antwort.
Er wusch sich die Hände und ging zurück an den Tisch.
Wenn ich schon mal da bin, dachte sich Hubbi und leerte die Blase.
Zurück im Lokal setzte er sich an den Tisch und grinste Sigrid an. Dazu ein kleines Nicken.
Siggi wusste sofort, was ihr Mann meinte und schaute zu ihrem Bruder rüber, der senkte den Kopf. Ihr Bruder hat nie wieder bei einem Treffen von Hubertus Hoseninhalt gesprochen. Hubertus ebenfalls nicht.