Kurzstrecken Geschichten - Michael Schönberg - E-Book

Kurzstrecken Geschichten E-Book

Michael Schönberg

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Beschreibung

Eine Sammlung von 14 Kurzgeschichten und Anekdoten für das schnelle Lesen unterwegs. Die Veganerin ist untreu und das hat Folgen. Das verlorene Herz hing an einem Baum. Visite in der Hölle mal ganz anders. Was braucht man nicht alles für einen Fondue-Abend. Die gewünschte Ganzkörpermassage für den Mann. Der Helocombactor, ein ungewünschter Gast. Und vieles mehr lenkt Sie ab vom Alltragstrott und verkürzt Ihnen auf unterhaltsame Weise die "Reisezeit" von A nach B.

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Michael Schönberg

Kurzstrecken Geschichten

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Kurzstrecken Geschichten

 

 

Michael Schönberg

 

Kurzstrecken

Geschichten

 

L e s e – S p a ß  v o n  A  n a c h  B

 

Nachdruck oder Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Autors gestattet. Verwendung oder Verbreitung durch unautorisierte Dritte in allen gedruckten, audiovisuellen und akustischen Medien ist untersagt. Für Satz- und Druckfehler keine Haftung.

Michael Schönberg

»Kurzstrecken-Geschichten« 1. Auflage 2016 Alle Rechte vorbehalten

2016 Michael Schönberg Lektorat & Satz: Thomas Dellenbusch / dream-words.de

Covergestaltung: Thomas Dellenbusch Umschlagmotiv: colourbox.de

Michael Schönberg Am Freistein 4 40878 Ratingen

 

 

 

 

Inhalt

 

Die Veganerin

Das verlorene

HerzHausfriedensbruch

Visite in der HölleImpressionismus

Das Fondue

Die Ganzkörpermassage

Nach der Wahl

Grüße aus dem Norden

Die Fehleinschätzung

Schweiß in der Ritze

Das Killermesser

Expressionismus

Der Helicobacter

 

 

Michael Schönberg

 

Kurzstrecken

Geschichten

 

L e s e – S p a ß  v o n  A  n a c h  B

 

Die Veganerin

Die Veganerin

 

  Eigentlich hasste er sein Leben. Ständig war er unterwegs. An manchen Tagen wusste er noch nicht einmal, wo er am nächsten sein würde. Die Ware, die er auflud, bestimmte das Ziel.

Ein Tag in der Woche war frei und ein zweiter bestand zumindest nur aus einer kleinen Tour, nach der er mittags schon wieder zu Hause sein konnte. Dort frönte er seinem Hobby: Kochen. Während der längeren Touren aß er gezwungenermaßen unterwegs.

Seine Frau war keine gute Köchin, und sie freute sich stets auf die beiden Tage, an denen er zu Hause sein konnte. Annegret war nicht nur Ehefrau, sondern auch Chefin. Sie führte nach dem Tode ihres Vaters die Spedition weiter. Wenn er ehrlich war, war das auch der Grund, sie zu heiraten. Eine Schönheit war sie nämlich nicht. Klein und übergewichtig und mit Schuppenflechte geschlagen. Sie hatten sich auf einem Dorffest kennengelernt. Kennenlernen müssen. Sein Chef, ihr Vater, hatte sie miteinander bekannt gemacht.

»Mein bester Fahrer«, hatte er gesagt. Es klang wie: Mein bestes Pferd im Stall. Das Einzige jedoch, was Rolf diese Auszeichnung einbrachte, war die Tatsache, dass er Deutscher war und sich mit den Kunden unterhalten konnte. Die Polen, Rumänen und Russen auf den anderen Trucks waren dafür billiger.

Rolf überlegte auch nicht lange, heiratete Annegret und wurde Schwiegersohn eines Spediteurs. Auch nahm er den Familiennamen seiner Frau an. Flink.

Der hatte Tradition in der Branche.

Rolf war überzeugt davon, Glück gehabt und alles richtig gemacht zu haben. Zwar hatte er kurz darüber nachgedacht, den Doppelnamen zu wählen, immerhin hatte Flink-Schreiber einen gewissen Klang, aber die Idee wieder verworfen.

Es sollte sich schnell herausstellen, dass die Hochzeit ihm keinerlei Vorteile einbrachte. Er saß immer noch auf dem Bock, war selten zu Hause und verheiratet mit einer unattraktiven Frau, die weder kochen noch bügeln konnte. Seine Hoffnung, sie würde ihn ins Büro holen und damit entlasten, wurde enttäuscht. Sie stellte einen Disponenten ein, und der einzige, der entlastet wurde, war sie selbst.

An diesem Tag stand die kleine Tour an. Er belieferte von Leverkusen aus verschiedene Bauernhöfe mit benötigten Flüssigkeitsbehältern. So auch Bauer Schmattke in Düsseldorf-Kappeshamm. Dort erhielt Rolf stets eine große Tüte frischen Gemüses. Daraus machte er eine ganz besondere Gemüsesuppe, die zu Annegrets Leibspeisen gehörte. Annegret war Veganerin. Rolf nicht. Wenn er aber zu Hause war, verzichtete er auf Fleisch. Das bekam er schließlich an den übrigen Tagen unterwegs.

 

Am darauffolgenden Mittwoch befand er sich auf dem Weg nach Barcelona. Er ließ den Funk laufen, um sich die Langeweile zu vertreiben. Obwohl er nur mit einem Ohr hinhörte, wurde er aufmerksam, als er seinen Namen hörte.

»Markus, hast du gehört, was mit Rolf ist?«

»Welchem Rolf, und was soll mit ihm sein?«

»Der Schreiber Rolf, der die Tochter vom alten Flink geheiratet hat.«

»Das habe ich gehört. Was soll mit ihm sein? Der hat doch Glück, lässt jetzt andere fahren.«

»Von wegen! Der sitzt noch immer auf dem Bock, sogar mehr als früher.«

»Verstehe ich nicht, Cesare. Er ist doch jetzt Chef.«

»Denkste! Seine Frau schickt ihn auf Tour, weil sie sich mit einem jungen Mexikaner aus dem Dorf vergnügt.«

»Und er weiß von nichts?«

»Nee, wie auch? Der sitzt in seinem Truck, und während er sich den Arsch wund sitzt, lässt sie sich von einem jungen Tequilla Boy verwöhnen.«

»Wie man sich täuschen kann. Armer Rolf, habe gedacht, jetzt besseres Leben.«

»Was macht denn deine Frau, Cesare? Sie lebt doch in Rumänien und ist auch allein. Hat sie auch einen Mexikaner?»

»Nein, aber meine Mutter. Die wohnt bei uns und passt auf.«

»Gute Idee, ich habe es noch besser, meine Frau kann nicht fremdgehen, ich habe nämlich gar keine.«

Rolf hörte noch das Gelächter, dann schaltete er den Funk aus. Geschockt fuhr er weiter nach Spanien. Und als er die französisch-spanische Grenze passierte, hatte sich sein anfänglicher Schock in Wut verwandelt. Er würde sich rächen.

»Dann suche ich mir auch eine Freundin. Dir zeige ich es, du Luder«, sagte er sich.

Auge um Auge und Zahn um Zahn.

Doch wie sollte er das anstellen? Eine Geliebte im eigenen Dorf kam nicht infrage.

Vielleicht sollte er stattdessen Annegret zur Rede stellen? Und dann? Scheidung, Entlassung.

Aber weitermachen, als wäre nichts geschehen, ging auch nicht. Jetzt, da die Kollegen wussten, dass er Hörner auf dem Kopf hatte. Er musste nachdenken. Zunächst einmal würde er Annegret nicht ansprechen, bis er einen Plan hatte.

Als er wieder nach Hause kam, mitten in der Nacht, schlief sie schon tief und fest. Er weckte sie nicht und schlief nach der anstrengenden Fahrt selbst schnell ein. Am nächsten Morgen weckte sie ihn mit einem Kuss.

»Guten Morgen, mein lieber Schatz. Ich habe gar nicht mitbekommen, wann du nach Hause gekommen bist. Aber ist ja auch egal, jetzt bist du ja da. Ich hatte so Sehnsucht nach dir, wie immer, wenn du nicht in unserem Bettchen bist.«

Als sie ihn dabei berührte, wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Sollte er es zulassen, Zärtlichkeiten auszutauschen oder sollte er sie abweisen? Er ließ es zu. So, wie es immer war, wenn er von einer langen Tour nach Hause kam. Er befriedigte ihre und seine Bedürfnisse, obwohl er nicht sicher war, ob sie noch welche hatte. Aber er ließ sich nichts anmerken.

Am nächsten Tag stand nur die kleine Tour an. Rolf verabschiedete sich mit einem Küsschen und sagte, er freue sich darauf, in wenigen Stunden wieder zu Hause zu sein.

»Ja, das ist schön. Dann können wir gemeinsam zu Abend essen.«

Fast hätte er ihr das geglaubt, aber der Gedanke an die Wahrheit führte dazu, dass er in Annegret nur noch das verlogene Luder sah. Schnell verließ er das Haus, setzte sich ans Steuer und fuhr nach Leverkusen. Als er bei Schmattke in Kappeshamm eintraf, half er dem Bauern wie immer, die Behälter abzuladen. Dafür bekam er, ebenfalls wie immer, die Tüte mit Gemüse.

Dann fuhr er auf dem schnellsten Weg nach Hause.

»Da bist du ja schon. Hast du wieder Gemüse mitgebracht?«

»Natürlich, frisch vom Feld. Das wird wieder eine leckere Suppe.«

Er stellte das Gemüse in die Küche, und nachdem er sich etwas ausgeruht hatte, fing er mit der Zubereitung an. Seine besondere Aufmerksamkeit widmete er den Blättern und den Schalen. Die Erde wurde entfernt, nicht jedoch die Mineralien, die an der Oberfläche hafteten. So kochte er die Lieblingssuppe seiner Frau, dann stellte er sie auf die Anrichte.

»Was hältst du davon, wenn wir heute mal ausgehen? Ich habe gelesen, dass in der Friedrichstraße ein neues Veganer-Restaurant aufgemacht hat. Es soll sehr gut sein. Du hattest doch erst letztens Geburtstag. Da kann ich meine Vergesslichkeit wiedergutmachen und dich zum Essen einladen. Die Suppe kannst du ja morgen und übermorgen noch essen, wenn ich wieder unterwegs bin. Morgen fahre ich wieder nach Barcelona. Und dann kannst du an mich denken, wenn du die Suppe isst. Was sagst du?«

»Was ist los, mein Schatz? Sag bloß, dein schlechtes Gewissen ist so groß, dass du mich in die Höhle des Löwen begleiten würdest?«

»Da gibt es neben Salaten auch frisch gebackenes Brot. Und du weißt, dass ich für frisches Brot sogar Fleisch liegen lasse.«

»Du Lügner«, lachte sie, »aber okay, lass uns das machen.«

Es wurde tatsächlich ein schöner Abend und Rolf genoss sogar ihr Lachen, ihre unverfängliche Ausgelassenheit, und selbst die anschließende Nacht konnte er genießen. Am Morgen belud er seinen Truck und fuhr nach Barcelona.

 

Das Telefon in seinem Hotelzimmer klingelte. Als er auf die Uhr schaute, war es gerade sieben Uhr.

»Ja bitte, was ist los?«

»Bitte entschuldigen Sie, Senior, aber es ist ein Gespräch für Sie aus Deutschland.«

»Stellen Sie durch.«

»Hallo, spreche ich mit Herrn Flink?«

»Ja, wer sind Sie?«

Verschlafen hielt Rolf sich den Hörer dicht ans Ohr.

»Kripo Düsseldorf. Hauptkommissar Heldmann. Bitte kommen Sie auf dem schnellsten Wege nach Hause. Wir haben leider eine traurige Nachricht für Sie.«

Nun war er schlagartig wach.

»Was ist los? Ist was mit Annegret? Sagen Sie, ist etwas passiert?«

»Ja, es tut mir sehr leid. Ihre Frau ist tot aufgefunden worden. Bitte kommen Sie nach Düsseldorf und melden sich im Präsidium. Sie finden mich im dritten Stock, Zimmer 317. Der Beamte am Empfang wird Sie  einweisen.«

»Ja, aber was sind denn die Umstände? Ich meine, meine Frau ist doch nicht einfach so tot. Was ist denn passiert?«